Besiegt
[71] Besiegt. (Mit Illustration auf S. 61.) Um was sie gewürfelt
haben, der Alte mit den grübelnden Zügen und das schöne lebensfrische
Mädchen – ich weiß es nicht. Dem Alten wird es schwer, sich in die
Niederlage zu finden, daran ist kein Zweifel. Hat die blühende Jugend
ihm einen Einsatz abgewonnen, dessen Verlust ihn wurmt? Hat sie ihm
den Glauben erschüttert, daß er das Geheimniß des Würfelglücks ergründet
und allzeit des Sieges sicher sei? Gleichviel. Eine Wahrheit spricht das
Bild aus, welche so alt ist wie die Erfahrung des Menschengeschlechts:
der Jugend, der Schönheit gehört der Sieg. Grübelndes Alter: welchen
Kampf du immer mit diesen aufnimmst – laß ab, denn du ziehst den
Kürzeren! Deine Hand zieht ihn, dein Kopf, dein Herz. Das Herz?
O sicherlich! Wenn du Ursache hast, dich vor etwas zu hüten, so ist es
jener spielende Wettkampf, welcher im „Augenwerfen“ besteht. Denn die
Augen der Jugend und Schönheit haben eine überwältigende Kraft – sie
sind im Bande mit überirdischen Mächten, guten oder bösen, und das
Geheimniß, welches du nicht ergrübeln wirst: wie man gewißlich oben bleibt
in diesem Spiel – Jugend und Schönheit besitzen es, in ihren Augen ist
es wirksam. Wenn sie wollen: sie heben mit leichter Hand die Würfel – da
rollen sie hin und – du bist „besiegt“. Victor Blüthgen.