Beschreibung des Oberamts Tuttlingen/Kapitel B 7
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Der ansehnliche, mit breiten, gut unterhaltenen Straßen versehene Ort hat eine freie hohe Lage auf dem etwas mildern, sich der Donau zuneigenden Heuberg und erlaubt an vielen Stellen, namentlich bei der Kapellenlinde, eine herrliche Aussicht an die schneebedeckten Schweizeralpen, während man auf dem „Wachtfelsen“ und dem „breiten Stein“ reizende Blicke in das nahe Donau-Thal genießt. Die ziemlich gedrängt stehenden Gebäude, unter denen mehrere stattliche Bauernhäuser, sind meist weiß getüncht, mit Ziegelplatten gedeckt und gruppiren sich mäßig zerstreut, zum Theil von Obstbäumen beschattet, um eine große Hüle.
Die am südlichen Ortsende gelegene, dem h. Sixtus geweihte Kirche wurde in den Jahren 1835–36 in einfachem Rundbogenstil erbaut; dagegen ist der im Westen stehende Thurm noch alt, wird gegen oben achteckig und endigt in ein ziemlich niedriges Zeltdach. Das wohlgehaltene Innere der Kirche enthält drei schöne neugothische Altäre aus der Werkstatt von Meintel in Horb und an der Nordwand des vieleckig schließenden Chores den oberen Theil eines gothischen Sakramenthäuschens mit dem Wappen der von Laubenberg.
Von den drei Glocken trägt die größte die Umschrift: Gegossen von Karl Blersch in Überlingen. 1842. Sit nomen domini benedictum.
Die zweite in sehr alten gothischen Majuskeln: Sanctus. lucas. marcus. matheus. iohannes. XPC (Christos) vincit. XPC regnat. XPC imperat.
Auf der kleinsten Glocke liest man: Jo. Benjamin Grieninger hat mich gegossen in Villingen. Anno 1760. Et verbum carne factum est.
Der ummauerte im Jahre 1875 erweiterte Friedhof geht um die Kirche und ist mit vielen gutgearbeiteten Schmiedeisenkreuzen geziert.
| Das hübsche Pfarrhaus, das eine herrliche Aussicht gewährt, soll im Jahre 1725 erbaut worden sein; an ihm stehen groß in Holz ausgeschnitzt: Christus am Kreuz mit Maria und Johannes, ein ziemlich altes Werk und nicht ohne Kunstwerth.Die Unterhaltung von Kirche und Pfarrhaus ruht auf der Stiftung.
Das 1825 erbaute, zweistockige Schulhaus befindet sich in gutem Zustande; es enthält zwei Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters, der dermalige wohnt in einem Privathause; an der Schule unterrichtet noch ein Unterlehrer. Das ansehnliche Rathhaus, mit einem Thürmchen auf dem First, wurde 1845/47 erbaut und enthält nebenbei eine öffentliche Backküche; auch sind vier öffentliche Waschhäuser und ein Schafhaus vorhanden.
Das Herrschaftsgebäude, die ehemalige Wohnung der Herren von Ulm-Werrenwag, ein langes, einstockiges Haus ohne allen architektonischen Schmuck, ging in Privathände über.
Zwei Vizinalstraßen, eine nach Mühlheim, die andere nach Renquishausen und weiter in das Bärenthal, vermitteln den Verkehr mit der Umgegend.
Das Trinkwasser gewinnt man aus Cisternen, deren 50 im Orte vorhanden sind, die jedoch in trockenen Jahreszeiten versiegen, so daß der Wasserbedarf von der Markung Mühlheim (Zaismerquelle, Wulf- und Mühlbach) bezogen werden muß. Im Ort bestehen 3 sog. Hülben, von denen eine auf dem Platz vor dem Rathhaus sehr beträchtlich ist. Auch die Markung hat keine Quellen und von Bächen berührt sie nur der Lippach; ein periodisch fließender Bach, der sog. Seltenbach, fließt östlich vom Ort durch das Hündlesthal.
Die im allgemeinen geordneten und fleißigen Einwohner, von denen gegenwärtig zwei über 80 Jahre zählen, finden ihre Haupterwerbsquellen in Feldbau und Viehzucht, während die Gewerbe sich nur auf die nöthigsten Handwerker beschränken, von denen die Schuhmacher am zahlreichsten vertreten sind. Überdies liegt nahe am Ort eine Ziegelei, und im Ort sind vier Schildwirthschaften, worunter eine mit Bierbrauerei, und zwei Kramläden vorhanden.
Die Vermögensverhältnisse sind etwas besser als die der übrigen Heubergsorte; der wohlhabendste Ortsbürger besitzt 96 Morgen Feld und 14 Morgen Wald, die mittlere Klasse etwa 12 Morgen Feld und die minder bemittelte 11/2 Morgen. Auf| angrenzenden Markungen haben die Ortsbürger Güterstücke und zwar auf Bärenthaler 5 M., auf Fridinger 10, auf Mühlheimer 9 und auf Böttinger 4 Morgen (letztere Wald).Die große, mit Ausnahme der Steilabhänge gegen einige Thäler, ebene und nur im östlichen Theile hügelige Markung hat einen mittelfruchtbaren, kalkreichen, theilweise steinigen Boden, der in mehr oder minderer Tiefe von dem weißen Jura unterlagert wird. In den vorhandenen Steinbrüchen (Plattenkalk) werden die bekannten, sehr gesuchten Kolbinger-Platten mit ansehnlichem Nutzen abgebaut und in der Umgegend abgesetzt; im Jahr 1874 wurden etwa 4000 fl. für Platten erlöst. Zwei Lehmgruben sind vorhanden und früher wurde auf den Distrikten „im Gries, im Öschle und am Schönenberg“ Eisenerz gegraben.
Mehrere, jedoch nicht bedeutende Höhlen kommen vor, wie der hohle Felsen im Altholz, das Steigeleloch, das Eulenloch im Schrot, das Härdtleloch etc.; namhafte Erdfälle (trichterförmige Einsenkungen) sind das Sauloch, die Hülbe und das Hummelsloch. Ferner am Abhang des Waldes „Einschlag“ eine Höhle „der hohle Felsen“, mit großem Eingang, dieselbe zieht anfangs bergab, steigt dann gegen 12′ aufwärts; ihre Höhe beträgt etwa 15, die Breite 20 Fuß, die ganze Länge 150 Schritte.
Das Klima ist, wie überhaupt auf dem Heuberg, rauh, windig, jedoch etwas milder als in dem nördlicher gelegenen Theil desselben, so daß das Obst noch ziemlich gerne gedeiht, dagegen bleiben Bohnen und Gurken klein. Hagelschlag kommt häufig vor.
Der landwirthschaftliche Betrieb ist im allgemeinen befriedigend; einer ausgedehnteren Landwirthschaft stehen im Wege der Mangel an Feldwegen, an hinreichendem Futter und Dünger; zur theilweisen Ersetzung des letzteren wird Gips, Asche, zuweilen auch Kompost, angewendet. Indessen lassen die Düngerstätten noch zu wünschen übrig. Die üblichen Pflüge sind die Brabanter- und am häufigsten die Wendepflüge. Eiserne Eggen, Walzen, 2 Dreschmaschinen und 4 Futterschneidmaschinen sind vorhanden.
Man baut Dinkel, Haber, Gerste, Roggen und in neuerer Zeit auch Weizen; ferner Linsen, Kartoffeln, Futterkräuter (dreiblättrigen Klee, Luzerne, Esparsette), Reps, Hanf, wenig Flachs und Mohn. Am besten gedeihen Kartoffeln und Haber.
Von den Felderzeugnissen können jährlich etwa 900 Scheff. Dinkel, 1500 Scheffel Haber und 3–400 Simri Reps nach außen, hauptsächlich nach Tuttlingen, verkauft werden.
| Der Wiesenbau ist nicht ausgedehnt und reicht weit nicht für den nöthigen Viehstand, daher noch Futter zugekauft und mit Futterkräutern nachgeholfen werden muß. Von den vorhandenen Wiesen, welche sämmtlich einen zweiten Schnitt erlauben, können nur zwölf, im Lippach-Thal gelegene Morgen bewässert werden.Die etwas im Zunehmen begriffene Obstzucht beschäftigt sich hauptsächlich mit gewöhnlichen Mostsorten, Reinetten, Lederäpfeln, Heubirnen und nur wenig Zwetschgen. In günstigen Jahren wird auch ein Theil des Obstertrags vermostet. Die Jungstämme bezieht man meist aus der vorhandenen Gemeindebaumschule. Für die Obstpflege ist ein besonderer Baumwart aufgestellt.
Die Gemeinde besitzt 11912/8 Morgen Wald, (vorherrschend Laubholz), von deren jährlichem in 414 Klaftern und 11.000 Wellen bestehendem Ertrag jeder Ortsbürger 5 Raummeter und die dazu gehörigen Wellen als Gabholz erhält; das noch übrige Holz wird verkauft, was der Gemeindekasse eine jährliche Rente von etwa 2500 fl. sichert.
Eigentliche Weiden sind etwa 600 Morgen vorhanden, sie werden nebst der Brach- und Stoppelweide an einen fremden Schäfer, der den Sommer über 900 Stück Bastardschafe laufen läßt, um 900–1200 fl. verpachtet; überdies bezieht die Gemeinde 5–600 fl. aus der Pferchnutzung.
Die Allmanden sind an die Ortsbürger um 177 fl. 20 kr. verpachtet und die der Gemeinde eigenen Güterstücke werden theils für die Farrenhaltung verwendet, theils um jährlich 20 fl. verpachtet.
Was die Viehzucht betrifft, so ist die der Pferde unbedeutend, dagegen die des Rindviehs in gutem Zustande; man züchtet eine Kreuzung von Simmenthaler- und Landrace und hat hiezu einen Simmenthaler- und zwei gekreuzte Farren aufgestellt; dieselben werden von der Gemeinde angeschafft und von Privaten gegen eine Vergütung Seitens der Gemeinde um 395 fl. unterhalten. Der Handel mit Vieh ist von keinem Belang.
Die Schweinezucht (halbenglische Race) beschränkt sich auf etwa 5–6 Mutterschweine, so daß die meisten Ferkel von außen bezogen werden müssen; der Verkauf an Schweinen ist nicht bedeutend.
Von Anstalten bestehen noch außer der Volksschule, an der zwei Lehrer unterrichten, eine Winterabendschule und eine Industrieschule.
| Besondere Stiftungen sind ein Armenfonds von 1788 fl., welcher von Pfarrer Hugger aus freiwilligen Beiträgen gestiftet wurde und ein Schulfonds mit 565 fl.; das Vermögen der Stiftungspflege beträgt dermalen 17.846 fl. 22 kr.Was endlich die Spuren aus früher Vorzeit betrifft, so haben wir in erster Linie zu nennen die ehemalige Römerstraße, welche von Egesheim im Beera-Thal durch den östlichen Theil des Orts nach Altstadt in das Donau-Thal führte; sie lief auf diesseitiger Markung unter dem Namen „Mühlheimer Weg“ über die Fluren „Hungerberg“, „Höllenstein“ an der Kapelle vorüber, über die Schelmenhalde bis zur langen Steige bei der Burghalde.
Auf dem Bürglebühl, 1/4 Stunde nordöstlich vom Ort, besteht ein Grabhügel mit 40′ im Durchmesser bei 8′ Höhe, der, meist aus Steinen aufgeschichtet, Reste von einem menschlichen Skelet und alte Eisenwaffen enthielt. Ganz in der Nähe dieser Stelle kommt der Flurname „Todtmilde“ vor. Im nördlichen Theil des Orts entdeckte man gemauerte, theilweise mit Platten bedeckte Reihengräber mit den gewöhnlichen Inlagen. Im langen Hardt, wo früher der Begräbnißplatz gewesen sein soll, stieß man auf Grabstätten; eine soll einen steinernen Sarg, in welchem ein Schwert lag, enthalten haben. Auf dem Walterstein, 1/2 Stunde nordwestlich von Kolbingen, stand eine Burg, von der sich, außer los herum liegenden Mauersteinen, nur noch der Burggraben auf der allein zugänglichen Seite erhalten hat. Ebenso auf der Burghalde, 1/4 Stunde südlich vom Ort. Auf dem 3/4 Stunden nordwestlich vom Ort gelegenen Burgstall soll ebenfalls eine Burg gestanden sein, von der übrigens keine Spuren mehr sichtbar sind.
Von den zwei abgegangenen Kapellen (das sogenannte große und das kleine Käpele) stand erstere bei der Kapellenlinde, letztere am Südende des Orts.
Auch die auf der Markung vorkommenden Flurnamen „Hamburg“, 1/2 Stunde südöstlich und „Wachtfelsen“, 1/2 Stunde südlich vom Ort, deuten auf ehemalige Befestigungen. An der alten Mühlheimer-Straße beim Hackensteinbruch liegen die „Gräberäcker“, östlich vom „Bürglebühl“ liegt der „Lugten (Lugen)bühl“.
Kolbingen und Renquishausen. Die beiden Orte (von den a. d. Personnamen Colbo und Reginwic abzuleiten) gehörten zur Herrschaft Wernwag, welche ein Bestandtheil der Grafschaft Hohenberg war, daher hatte seit 1381 Österreich die Territorial- und Zollgerechtigkeit, die forstliche Jurisdiktion, und das jus praesentandi.| Die Steuer wurde nach Ehingen entrichtet. 1372 waren die Orte mit Fridingen dem K. Karl IV. zu Lehen aufgegeben worden. Die Herren von Wernwag starben Anfang des 16. Jahrh. mit Georg von W., Vogt auf Wildenstein, aus; wann sie ihre Stammherrschaft verloren, ist unbekannt; es wurden die Herren von Laubenberg 1467 mit der Herrschaft belehnt. Die Wernwager Linie der Laubenberg starb 1629 mit Friedr. v. Laubenberg aus, und das Lehen kam kraft der 1613 ertheilten Exspektanz an die Heiligenberger Linie des Hauses Fürstenberg, doch gegen Abfertigung der laubenbergischen Erben mit 21.500 fl.; 1695 zog Österreich, nachdem dasselbe vorübergehend wegen der bekannten politischen Stellung der Linie Fürstenberg-Heiligenberg sequestrirt worden, Wernwag ein, in Folge Urtheils des Lehengerichtes als caduc, weil Egon Anton die rechtzeitige Belehnung versäumt hatte, belehnte 1698 den Pfalzgrafen von Sulzbach damit, löste diesen aber bald wieder mit 56.000 fl. ab und gab es 1702 dem kais. Reichshofrath Jo. Ludwig Konstantin Eucharius Freih. von Ulm mit der Grafschaft Hohenberg zu Pfand, für sich angeschlagen zu 5000 fl. jährlich (O.-A. Spaichingen S. 179); 1721 dessen Sohn Marq. Wilh. Friedr. v. Ulm als Lehen sammt Blutbann, Geleit, Forstherrlichkeit und Niedergerichten. Fürstenberg prozessirte bis 1730 bei den oberösterreichischen Stellen, ließ sich endlich mit 20.000 fl. abfinden. (Mitth. aus dem Arch. Donauesch.)Um 1550 hatten die Ifflingen als zeitweilige Inhaber von Wernwag 90 Malter Zehnten zu Renquishausen (Ruckg. Rottw. 3, 451); 1553 wurde ihnen aller Großzehnte, aller Kleinzehnte der Pfarrei zugesprochen (St.-Arch.)
Als 1805 Württemberg die ritterschaftlichen Gebiete bekam, blieben die Herren von Ulm Grundherren in den wernwagischen Orten und als 1830 Ferd. v. Ulm Schloß Wernwag mit den Dörfern Schwenningen, Heinstetten, Hartheim sammt Langenbrunnen an Fürstenberg um 150.000 fl. verkaufte, noch in Kolbingen und Renquishausen. Durch die Ablösung der Grundlasten und den Verkauf der Eigengüter an die Einwohner 1858 hörte auch dieses Verhältnis auf.
Die Vogtei gehörte mit Schloß Brunnnen zur Herrschaft Mühlheim. (Urk. v. 28. Sept. 1391. Schmid Zoll. Hohenb. S. III.)
Besitz in Kolbingen und Renquishausen hatte das Kloster Beuron, nämlich Leute und Höfe in Kolbingen, Leute und Güter| in Renquishausen, nebst dem halben Gericht und dem halben Patronatsrecht über die Kirche, und den dazu gehörigen Hof daselbst. (Z. f. d. G. d. OR. 6, 414 ff. Mon. Zoll. 1, 68, 112, 118). 1372 wurde es beschenkt von Pfaff Bertold dem Waibel, Kaplan in Kolbingen. (Stäl. W. G. 2, 748, W. Jahrb. 1838, 208).Die Pfarrei Renquishausen (Kirche des h. Stephanus) erscheint 1275 mit einem Rektor, während Kolbingen (Kirche des h. Sixtus und Nikolaus) mit Bera Filial von Fridingen ist. Im 16. Jahrh. erhielt es eine Kaplanei, welche im 17., nachdem die Gemeinde das Einkommen aufgebessert, zur Pfarrei erhoben wurde. (Catal. Const.) Die jetzige Pfarrkirche wurde 1835 neu erbaut.
Kolbingen hatte einen reichen Heiligen, denn nach dem Pergamentrodel der St. Nikolauskirche daselbst von 1519 gehörten zu dieser Kirche circa 130 Jauchert eigenen Ackers und gegen 60 Mannsmahd eigene Wiesen, zudem ein großes Lehensgut. Ein Konrad von Colbingen ist 1268 Zeuge der Grafen Friedrich Vater und Sohn von Zollern, betreffend die Schenkung einer Wiese in Mühlheim an Kl. Salem. (Stillfried Hohenz. Forsch. S. 88.)
Von der auf Kolbinger Markung liegenden Burg Walterstein hat wohl der 1283 als Lehensmann Konrad’s von Wartenberg vorkommende Heinr. von Waltinstein seinen Namen. (Baum. Wart. 70).
Regesten.[ER 1] Kolbingen und Renquishausen sind in dem Schirmvertrag des Kl. Beuron mit Gr. Friedrich I. von Zollern 23. Juni 1253 (Weiskopf, Beuron 12) und 22. April 1255 (Mon. Zoll. 1, 112, 118, s. o.) 1275 der Rektor von Rentwigehusen fatirt 3 M. (72 fl.) und ist noch anderwärts benefiziirt (lib. dec.) 1321 und 1372 ist Renquishausen den Grafen von Hohenberg verschrieben (Schmid Mon. Hoh. 236 und 580. – 2. Oktober 1381 weist Graf Rudolf von Hohenberg seiner Gemahlin Ida von Toggenburg für das bereits an sie verpfändete Kolbingen und 30 Pfund Heller Gilt aus den ordentlichen Steuern der Stadt Schömberg, welche beide er anderswohin versetzte, 19 Fuder Weingilt aus seinen Weinbergen bei Rottenburg an (eb. S. 654). 1411 vertragen sich Kolbingen und Mühlheim wegen strittiger Weid und Fahrwegen im Illernthal und Neunstaig dahin, daß sie in Gemeinsamkeit benützt werden sollen. (St.-Arch.) 1525 empörten sich die Kolbinger gegen Hans Walther v. Laubenberg, wurden aber| unterworfen und mußten die härtesten Bedingungen eingehen. (Arch. Mühlh.)Auszug aus dem Urbar von Wernwag, erneuert 1631: Nur innerhalb der Schloßmarkung hatte der Lehensherr den Wildbann. In den 6 Orten der Herrschaft hatte diese die hohe und niedere Malefiz, die geleitliche Obrigkeit, den Stab über Leib und Leben zu richten. In Schwenningen und Kolbingen war ein Hochgericht, Stock und Galgen. Die 6 Orte hatten die Beholzung des Schlosses Wernwag zu besorgen, ebenso die Beifuhr und Verarbeitung desselben. Wer einen Zug hatte, mußte jährlich ein Jauchert einhafern, brachen, felgen, einheimsen. Sonst mußten mehrere mit ihren kleinen Zügen zusammenstehen und ihre Frohnen leisten. Die Herrschaft hatte den Dienstthuenden rauhe Kost zu geben. Zudem Frohn bei Jagden; die Weiber hatten das Schloßgespinnst zu besorgen; für 1 Pfund erhielten sie 3 kr. Hauptfall beim Mann 1 Roß, beim Weib eine Kuh, oder entsprechendes Geld. Wer eigene Kost hatte, giltete jährlich 1 Sri. Korn und 1 Sri. Rauchhaber. Die Leibeigenen in Kolbingen und Renquishausen mußten eine Faßnachtshenne und jedes Haus und eine Hofstatt 2 Martinihühner liefern. 6. Sept. 1677 bei der Beeidigung für den Kaiser hatte Kolbingen mit Renquishausen 43 Familien (Münch Fürst. 4, 80).
Pfarrer in Kolbingen: Christ. Kleiner 1764; Bonav. Hipp 1773; Fr. X. Schnell 1779; Alois Deufel 1792; Franz Josef Bell 1801; Joh. Pet. Blankart 1803; Domin. Mogger 1818; Matthä. Müller 1827; Ign. Hugger 1836; Dessaler 1842; Jos. Schönweiler 1848; J. B. Dirlenwanger 1866; Alois Frisch 1874. In Renquishausen: Martin Söll 1758; Martin Mattes 1760; Alois Deufel 1799; Stan. Volz 1807; Jakob Mattle 1837; Ign. Hugger 1841; Anton Weiger 1848; Ant. Storz 1858; Ant. Eßwein 1873.
Errata
- ↑ korrigiert gemäß Berichtigungen und Nachträge vor dem letzten Absatz ergänze: Regesten.
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