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Beschreibung des Oberamts Oehringen/Kapitel B 18

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Kirchensall,


Gemeinde III. Klasse, 382 Einw.; a. Kirchensall, Pfarrdorf, 243 Einw.; b. Göltenhof, Weiler, 40 Einw.; c. Mainhardtsall, Weiler, 99 Einw. – Ev. Pfarrei.

Kirchensall liegt 21/4 Stunde nordwestlich von der Oberamtsstadt auf beiden Seiten der Sall, die den Ort in zwei ungleiche Gruppen trennt, von denen die bedeutendere mit Kirche, Schule, Pfarrhaus etc. auf der rechten Seite, die kleinere, der sogenannte Gißübel, auf der linken Seite des Flüßchens theils in die Thalebene, größtentheils aber an die sanft geneigten, wiesen- und obstreichen Thalgehänge etwas weitläufig und freundlich hingebaut ist. Vicinalstraßen nach Oehringen, eine auf die Sallstraße und eine im Bau begriffene Straße von Niedernhall durch den Ort nach Neuenstein verbinden den Ort mit der Umgegend. Eine steinerne Brücke und einige Steege führen über die Sall.

Die geräumige, etwas hochgelegene Kirche wurde unter Fürst Ludwig Friedrich Karl im Jahr 1769 im einfachen Rococostil erbaut und 1772 eingeweiht; über dem Haupteingang sind die Wappen des Erbauers und dessen Gemahlin, einer Prinzessin von Sachsen-Hildburghausen, angebracht. Auf dem achteckigen Thurme hängen drei Glocken mit folgenden Umschriften: 1) Caspar. Baltisar. Melchior. Johannes. Lucas. Marcus. Mathäus. 2) Hilf Ihesus Maria. Bernhart Lachamann gos mich 1496. 3) Ave Maria gracia plena. Die Unterhaltung der Kirche hat Hohenlohe-Oehringen.

Der Begräbnißplatz liegt außerhalb (südöstlich) des Orts.

Das Pfarrhaus ist in gutem baulichen Zustande und wird von Hohenlohe-Oehringen unterhalten.

In dem Schulhause sind zwei Lehrzimmer, die Wohnungen für den Schulmeister und den Unterlehrer und die Gelasse für den Gemeinderath eingerichtet.

Die ehemaligen fürstlichen Öconomie-Baulichkeiten sind in Privathände übergegangen.

Der Gewerbebetrieb ist von etwas mehr Bedeutung als in den Nachbarorten, namentlich wird die Schuhmacherei mit einigem Absatz in entfernte Orte betrieben, indessen bildet die Landwirthschaft die Haupterwerbsquelle und wegen des guten Zustandes derselben sind auch die Vermögensverhältnisse der Einwohner im allgemeinen befriedigend.

| Die begütertsten Einwohner, deren es sechs sind, besitzen 70–80 Morgen, die mittelbegüterten 20–30 Morgen. Einige unbedeutende Privatwaldungen sind vorhanden.

Der früher Hohenlohe-Oehringen’sche Kirchensaller Hof, der 1777 verkauft wurde, ist jetzt in drei Höfe vertheilt, von denen jeder gegen 100 Morgen groß ist. Der ehemalige Hof hat eigenes Schafrecht und die Besitzer desselben treiben ausgedehnte Schäferei.

Die mittelgroße, mit wenigen Ausnahmen durchaus für den Feldbau benützte Markung, bildet ein wellenförmiges Flachland, dessen Boden aus Diluviallehm und den Zersetzungen der Lettenkohlengruppe besteht, der zum Theil etwas naßkalt (sogen. weißer Boden) erscheint.

Im Dreifeldersystem werden hauptsächlich Dinkel, Haber, Gerste, Reps und dreiblättriger Klee gebaut; nur die größeren Gutsbesitzer halten reine Brache, während die übrigen die Brache mit den gewöhnlichen Brachgewächsen anblümen. Flachs und Hanf wird ziemlich viel gebaut und das Erzeugniß im Ort selbst zu Leinwand verarbeitet, in den Handel gebracht. Von den Getreideerzeugnissen kommen nach Außen zum Verkauf.

Der im Zunehmen begriffene Obstbau beschäftigt sich vorzugsweise mit Äpfeln, die hier gut gedeihen, auch sind ziemlich viele Nußbäume vorhanden.

Die Wiesen liefern mittleren Ertrag und die im Thal gelegenen etwas saures Futter, dessen ungeachtet wird, unterstützt von Futtersurrogaten, ein beträchtlicher Viehstand (gegenwärtig 382 Stücke) gehalten und viele Ochsen gemästet, die von den Ernsbacher Juden aufgekauft und ins Ausland abgesetzt werden.

Die Pferdehaltung ist von einigem Belang, indem das Feld meist mit Pferden bestellt wird.

Die Weiden sind unbeträchtlich; auf denselben, wie auf der Brach- und Stoppelweide dürfen nur die berechtigten Güterbesitzer Schafe laufen lassen.

Eigentliche Schweinezucht wird nicht getrieben, dagegen Ferkel von Außen aufgekauft und meist für den eigenen Bedarf gemästet.

Die grundherrlichen Abgaben hatte Hohenlohe-Oehringen zu beziehen; einige Gülten bezog Hohenlohe-Waldenburg.

Der Ort wird genannt 1246 Salle, 1266 Chirchensalle.

Im ersteren Jahre bestätigte Pabst Innocenz IV. dem Kloster Gnadenthal den ihm von Konrad von Krautheim geschenkten| Kirchsatz in Salle und im letzteren Jahre wird Chirchensalle unter den Orten aufgeführt, in welchen Konrads Güter nach seinem und seiner Gemahlin Tod an Gnadenthal fallen sollen. Anno 1337 ertheilten zwölf Bischöfe Indulgenz für diejenigen, welche an gewissen Festtagen nach Kirchensall kommen und zum Bau der Kirche in honorem St. Mariae virginis stiften würden, sowie auch 1450 Bischof Wigmann von Berseba allen denen einen vierzigtägigen Ablaß verlieh, welche das Beinhaus auf dem Kirchhof (ossorium Kerentner) (Kertner) (in Cimeterio Ecclesiae Kirchensall) andächtig besuchen würden.

1520 verglichen sich das Stift zu Oehringen und der Pfarrer zu Kirchensall wegen der Novalzehnten.

Kirchensall war früher Sitz eines hohenlohischen Amtes, später gehörte es zum Amt Neuenstein.

Im Jahr 1457 schickten Heintz von Olnhausen, Hermann Ruck, Hermann Rotaug, Hans von Falkenstein, der Jung, Peter Weber, Jakob Dozler, dem Schultheiß und der ganzen Gemein zu Kirchensall einen Fehdebrief von wegen Junker Philipps von Henheriet (Heinrieth) und Contzen von Berlichen (Berlichingen), denen die Kirchensaller einige Güter weggenommen und einige Pferde getödtet hatten und zwar bedrohten sie die Kirchensaller mit Brand, nam (Raub) und Todtschlag.

„Wisset Schultheiß und ganz Gemein von Kirchensall, daß wir … euer und der Euren Feind sein wollen von wegen Junker Philipp von Hohenrieth und Conzen von Berlichingen und wuret ihr solcher Feindschaft von uns Schaden nehmen, es wäre Brand, Raub oder Todtschlag, wollen wir unser Ehr mit diesem unserem offen Brief gegen Euch bewahrt han und bedürfen wir mehr Bewahrung, wollten wir auch thun und ziehen uns in den obgenannten Junkherrn Frieden und Unfrieden deren Helfer wir sen wollen.“

Mainhardsall wurde 1499 als Filial von Neuenstein versehen.

b. Göltenhof, 3/4 Stunden nordwestlich vom Mutterort oben an den rechten Sallthalgehängen gelegen. Es befinden sich hier vier Bauern von je 90–100 Morgen Güterbesitz. Die schulpflichtigen Kinder besuchen die Schule des Mutterorts.

c. Mainhardtsall, liegt 1/2 Stunde westlich von Kirchensall, wohin die Kinder in die Schule gehen. Größere Bauerngüter von etwa 100 Morgen sind hier vier vorhanden. Ein Armenhaus besteht im Ort.

Im Oehringer Obleybuch kommt vor: Engelhardus de Meynhartzsalle, Heinricus de Meynhartzsalle.

| Ein abgegangener Ort ist der Eulhof, 1/2 Stunde nordöstlich von Kirchensall, dessen Bewohner noch im Taufregister von 1598 genannt sind.


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