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Beschreibung des Oberamts Neckarsulm/Kapitel B 4

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4. Bittelbronn,


Pfarrdorf, Gemeinde III. Kl., mit 290 Einw., worunter 9 Katholische, Filialisten von Kocherthürn und 4 eig. Konf.
Bittelbronn ist die kleinste Gemeinde des Oberamtsbezirks und gehört zu den am höchsten gelegenen Punkten desselben. Es liegt auf dem Höhenzug, der sich nördlich von der Jagst zwischen dem Thal der Seckach und Sülz ausdehnt, in ziemlicher Abgeschiedenheit, doch nicht unfreundlich. Der Ort erstreckt sich von Osten nach Westen etwas abfallend und ziemlich weitläufig gebaut, entlang der Vizinalstraße, welche an die badische Grenze und nach Billigheim führt. Diese Straße wird nahe dem östlichen Ende des Dorfes rechtwinklig gekreuzt von einer in der| Richtung von Süd nach Nord führenden Straße. Die Ortsstraßen sind chaussirt und gekandelt.

Das am westlichen Ende des Orts im unteren Dorf gelegene Kirchlein ist klein und unbedeutend; es steht in der Richtung von Westen nach Osten. Auf dem östlichen First sitzt ein kleines, mit Schiefer gedecktes Thürmchen mit einer Glocke. An der Südseite sind zwei größere schmale Bogenfenster, sonst finden sich kleine viereckige. Das Kirchlein scheint ziemlich alt zu sein, da es ehedem eine Kapelle des h. Matthias war; 1860 ist es renovirt worden, aber jetzt neuer Verbesserung bedürftig. Um die Kirche liegt der jetzt noch benützte ummauerte Begräbnisplatz, der nach Norden vergrößert wurde. Die Unterhaltungspflicht an der Kirche hat die Gemeinde.

Ein Pfarrhaus ist nicht vorhanden; die Pfarrei versieht der Helfer von Möckmühl.

An der Hauptstraße stehen das Schulhaus und Rathhaus. Ersteres, 1818 erbaut, enthält ein Lehrzimmer und die Wohnung des Schullehrers, des einzigen Lehrers. Das Rathhaus, vom Schulhaus durch das dazwischenstehende Armenhaus getrennt, wurde 1838 gebaut.

Seit 1836 ist nemlich Bittelbronn, das vorher mit Möckmühl verbunden war, politisch selbständig geworden; seit 1838 existiren auch eigene Kirchenbücher.

Das vorhandene Trinkwasser ist zwar gut, aber nicht reichlich vorhanden; in trockenen Sommern kann fühlbarer Mangel eintreten. Es besteht ein Pumpbrunnen (seit 1876) so ziemlich in der Mitte des Orts neben dem Schulhaus; außerdem 6 Ziehbrunnen, 1 öffentlicher und 5 private. Quellen sind 3 in der Nähe des Orts mit gutem Wasser; bei eintretendem Wassermangel wird aus ihnen Wasser geholt. 1 km südlich vom Orte an der Straße findet sich ein kleiner natürlicher See, kreisrund, ca. 6 m im Durchmesser, der sog. Eichwäldchensee.

Von Bittelbronn führen 4 Vizinalstraßen nach Möckmühl, Roigheim, Reichertshausen-Siglingen und ins Badische nach Billigheim.

Die Einwohner, von denen gegenwärtig 2 über 80 Jahre zählen, sind fleißig und sparsam; ihre Haupterwerbsquelle besteht in Feldbau, Viehzucht und Obstzucht, woneben kaum 8–10 der nöthigsten Handwerker und ein Krämer, zwei Schildwirthschaften und eine Ziegelei vorhanden sind.| Die Vermögensverhältnisse werden mit ganz wenigen Ausnahmen als gute bezeichnet; der wohlhabendste Einwohner besitzt 80 Morgen Feld und Wald, der Mittelmann 50 Morgen, der minder Bemittelte 6–1 Morgen. Die Markung dehnt sich über das hügelige, etwas hochgelegene Plateau, das sich westlich von der Seckach erhebt. Thaleinschnitte sind keine vorhanden, nur gegen Süden beginnt sich das Sülzthälchen zu öffnen. Der Kalkerde haltende Boden der Markung ist etwas schwer und mittelfruchtbar. Es findet sich auf ihr eine Lehmgrube und einige unbedeutende Muschelkalksteine liefernde Steinbrüche. Das Klima ist der hohen Lage entsprechend etwas rauh und Frühlingsfröste kommen zuweilen vor, ebenso starke Winde; aber Hagelschlag ist sehr selten und auch Gewitter nicht häufig, vor ihnen schützt der im Süden des Dorfs liegende Göckelberg.

Die Landwirthschaft wird mit Eifer und Fleiß betrieben. Der höchste Preis eines Morgens Acker beläuft sich dermalen auf 400 fl., der mittlere auf 300, der niederste auf 100 fl. Nach außen können über den eigenen Bedarf jährlich verkauft werden 1200–1500 Scheffel Dinkel, 700 Scheffel Haber, 150 Scheffel Gerste, sowie etwas Reps.

Wiesen, von denen ca. 6 Morgen bewässert werden können, sind nur in kleiner Ausdehnung vorhanden; ihr Erzeugnis ist mittelmäßig, zum Theil sauer; gute Wiesen gelten 4–500 fl. per Morgen, mittlere 300 fl.

Obst geräth gut; es sind zwei Gemeindebaumschulen vorhanden.

Die Gemeinde besitzt 180 Morgen Laubwald; das Erträgnis desselben, jährlich etwa 50 Kl. Holz und 5000 Wellen, wurde früher zu Gaben verwendet, wird aber jetzt verkauft und der Erlös, ca. 200 M. jährlich, fließt in die Gemeindekasse.

Als Weide wird nur die Brach- und Stoppelweide benützt und mit einheimischen Schafen befahren. Die jährliche Pachtsumme beträgt 642 M., worunter auch der Erlös der der Gemeinde gehörigen Güterstücke begriffen ist, die an den Schäfer verpachtet sind. Die Pferchnutzung beträgt 400–500 fl. jährlich. Einzelne Allmanden sind den Bürgern unentgeltlich überlassen.

Während die Pferdezucht ganz unbedeutend ist, wird die Rindviehzucht stark betrieben, das Vieh gehört dem Neckarschlag,| an. Es findet nur Stallfütterung statt; mit Mastvieh wird von auswärtigen Handelsleuten starker Handel betrieben.

Der Ortsschäfer läßt auf der Markung 200 Stück deutsche Schafe laufen.

Schweine werden blos zum eigenen Bedarf gemästet, ebenso die vielen Hühner und Gänse nur für den eigenen Bedarf gezogen.

Eine Industrieschule ist im Ort; Winters ist eine Abendschule mit landwirthschaftlichem Unterricht. Eine Ortslesebibliothek ist im Entstehen.

Von Stiftungen existirt ein Stiftungskapital von ca. 700 fl., dessen Zinsen zu kirchlichen Zwecken verwendet werden, außerdem eine ganz unbedeutende Armenstiftung im Betrag von 28 fl., deren Zinsen zugleich mit 4 M. 29 Pf. Spendalmosen jährlich an die vorhandenen wenigen Armen vertheilt werden.

Zwei Höhen in der Nähe des Orts führen die Namen „Göckelberg“ und „Hünerberg.“

Von Süden führte eine Römerstraße vom Neuhof her östlich an Bittelbronn vorbei nach Norden weiter; wahrscheinlich war hier eine kleine Niederlassung. Funde: Grundmauern und römische Gefässe.

Im Osten des Orts auf der Möckmühler Straße beim „steinernen Kreuz“ ist ein hübscher Aussichtspunkt.


Bittelbronn[1] wird bei seiner Abgelegenheit nur ganz wenig genannt. Die Klöster Schönthal und Odenheim (bei Bruchsal) hatten Besitzungen daselbst. Im Übrigen theilte es ganz die Schicksale von Möckmühl. Die politische Gemeinschaft mit der Stadtgemeinde Möckmühl wurde 1836 aufgehoben und B. zu einer eigenen Gemeinde erhoben. (Reg. Blatt 1837 S. 121.) Die Pfarrei versah vor der Reformation der Kaplan zu St. Katharina in Möckmühl, der dafür Theil am Zehnten, Geld- und Fruchtgefälle hatte, seit der Reformation bis heute der Diakonus von Möckmühl. Ein Drittel am Fruchtzehnten bezog das Stift Mosbach.

| 1161. Stift Odenheim hat Besitzungen in Bittelbrunnen. Urk.B. 2, 185.

1334. Der Frühmesser zu Hohbach, Johann Eltrich verkauft an das Kloster Schönthal unter Anderem seine Güter zu B., welche 26 Schilling, 1 Malter Korn, 10 Sri. Haber, 2 Fastnachtshühner und 2 Sommerhühner tragen. Schönhuth, Schönthal 72. Bad. Quellensamml. 4, 154.

1495. An Pfalz steuern 8 Einwohner von B. mit 912 Gulden, 3 von 100 bis 227, 4 von 73 bis 89, 1 mit 40 Gulden. Vermögen, 18 Gulden 6 Albus. W. F. 7, 553. 560.

1555. Die Gemeinde B. erhält die Erlaubnis zu Anlegung eines eigenen Kirchhofs. St.A.



  1. Zum Namen vgl. Buck, Oberdeutsches Flurnamenbuch S. 42. 26: Es gibt so viele Büttelbronn, daß hier Büttel weder stets den Gerichtsboten, noch den Personennamen Butilo meinen kann, sondern irgend eine Besonderheit bezeichnen muß. Sollte hier buttil = Butz, kleines Kind sein? vgl. die Butzenbrunnen. Oder ist Büttel Brunnenstube, puteolus?


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