Zum Inhalt springen

Beschreibung des Oberamts Neckarsulm/Kapitel B 23

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
« Kapitel B 22 Beschreibung des Oberamts Neckarsulm Kapitel B 24 »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
23. Möckmühl,


Gemeinde II. Kl. mit 2041 Einw., worunter 54 Kath., welche nach Kocherthürn eingepfarrt sind, 26 eig. Konf. und 1 Israelit. a) Möckmühl, Stadt, mit Eisenbahnstation, 1934 E. (50 Kath., 16 eig. Konf., 1 Isr.); b) Brandhölzle, Hof, 15 E. eig. Konf.; c) Schwärzerhof, 17 E. (1 Kath.).; d) Siegelbach, Weiler, 58 E.; e) Sülzhof, 17 E. (13 Kath.).

Die Stadt Möckmühl, Sitz eines Revieramts, eines Amtsnotariats, mit Distriktsarzt und Apotheke, ist nach der Oberamtsstadt die größte Stadt des Oberamtsbezirks.

Das Wappen der Stadt zeigt in einem der Länge nach getheilten Schild, dessen Fuß drei grüne Bergkuppen bilden, rechts einen schwarzen Vogelfuß mir goldenen Klauen, links ein sechsspeichiges schwarzes Mühlrad im silbernen Feld. (Vgl. Württ. Jahrb. 1854 II. S. 170.)

Möckmühl liegt in der Ecke des Zusammenflusses von Seckach und Jagst, im Westen und Süden von der ersteren, im Osten von der Jagst begrenzt, gegen die nördliche freie Seite aus der Niederung zur Anhöhe aufsteigend, deren höchsten Punkt das Schloß einnimmt, welches die Stadt und die Flußthäler malerisch beherrscht. Reizend ist der Anblick der Stadt und Burg besonders vom jenseitigen rechten Ufer der Seckach aus, nördlich vom Bahnhof und der nach Reichertshausen führenden Straße. An

| dieser letztgenannten Stelle, wo sich die Namen „Alte Burg“ und „Alte Stadt“ finden, also aus dem Seckachthal nach Westen aufsteigend, soll in uralten Zeiten die Stadt, beziehungsweise eine der jetzigen vorangegangene Ansiedlung gestanden haben (s. u.). Von der alten 7,80 m hohen Stadtmauer, an welcher außen ein Rundbogenfries herumläuft und welche auch im Osten von der Jagstbrücke aus mit den davorstehenden Kastanien- und Pappelbäumen und dem schönen Wiesengrund davor, einen hübschen Anblick gewährt, sind noch sehr ansehnliche Stücke erhalten, besonders im Osten und Süden, ebenso noch 8 Mauerthürme, während die Thorthürme seit den 1820er Jahren bis auf einen, im Eingang zugemauerten, verschwunden sind. Die für sich geschlossene Burg stand mit der Stadt und deren Befestigung durch großentheils noch erhaltene Mauern in unmittelbarer Verbindung. (Vgl. die anliegende Abbildung von 1643.) Außerhalb des alten Mauerrings hat sich in neuerer Zeit die Stadt ausgedehnt nach Westen jenseits der Seckach als Siegelbacher Vorstadt, sowie nördlich vom hinteren Thor an der Straße nach Roigheim. Im Innern trägt die Stadt noch das Gepräge des alten, in die Stadtmauer eingezwängten Städtchens; die Straßen sind vielfach eng und unregelmäßig, doch nicht unsauber. Zwei freie Plätze sind zu erwähnen, der obere Marktplatz, vor dem Rathhaus gelegen, zum Theil mit Bäumen, worunter eine Friedenslinde von 1871 auf Pfeilern, besetzt, sowie der untere Marktplatz hinter dem Rathhaus und bei der Kirche gelegen. Tiefer soll früher der Kirchhof des an der Stelle der Kirche gestandenen Benediktinerklosters gewesen sein. Von der Stadt gehen heutzutage folgende Verkehrswege aus: 1. die im Jahr 1858 neuangelegte, nach Widdern führende Staatsstraße, vom oberen Marktplatz ausgehend, welche im Nordosten die Stadt verläßt und auf dem rechten Ufer der Jagst läuft; zu ihrer Herstellung mußten gegen 20 Gebäude abgebrochen werden, deren Ankauf eine Summe von 20.000 fl. erforderte; 2. die Staatsstraße nach Züttlingen, durch das Jagstthor führend, geht vom Südosten der Stadt aus, überschreitet unmittelbar an ihr die Jagst auf schöner stattlicher steinerner Brücke mit 7 Bogen, im Jahr 1853/54 mit einem Aufwand von ca. 40.000 fl., woran die Stadt ca. 6000 fl. bezahlte, gebaut, nachdem im Jahr 1849 ein Pfeiler der alten Brücke eingestürzt war. Jenseits der Brücke und des breiten schönen Wiesenthals gabelt sich die Straße, und es führt eine Vizinalstraße über
 
Möckmühl
im Jahre 1648
| den Höhenzug nach Ruchsen ins Jagstthal, eine andere nach Züttlingen, eine dritte südlich nach Lampoldshausen; 3. eine Vizinalstraße führt westlich zum Seckachthor hinaus, überschreitet die Seckach hart an der Stadt auf steinerner Brücke und führt zum Bahnhof, nach Bittelbronn und Reichertshausen; 4. aus dem hinteren Thor an der nordwestlichen Ecke der Stadt die Staatsstraße nach Roigheim dem Seckachthal folgend; von ihr zweigt gleich vor dem Thor nach Osten auf die Höhe führend die Vizinalstraße nach Korb ab; 5. die Eisenbahn von Jagstfeld nach Osterburken überschreitet beim Betreten der Möckmühler Markung die Jagst auf eiserner Brücke, zieht sich dann auf dem rechten Ufer des Flusses bis an die Stadt und von hier meist auf dem rechten Ufer der Seckach mit zweimaliger Überschreitung des Flüßchens nach Roigheim. Die Unterhaltung der steinernen Jagstbrücke, der Eisenbahnbrücke und der Überbrückungen der Seckach mit der Eisenbahn hat der Staat, die der Seckachbrücke und eines hölzernen Stegs über die Seckach die Gemeinde. Von den Gebäuden der Stadt erwähnen wir folgende: Die Pfarrkirche, am südlichen Ende des unteren Marktplatzes stehend, stammt aus der Zeit der gothischen Bauperiode. Von den 4 Eingängen, die in das Langhaus der einschiffig angelegten Kirche führen, ist das im Westen spitzbogig, einfach gehalten; auch die 6 Fenster des Schiffes sind spitzbogig, zum Theil mit Fischblasenornament versehen. Der mit Steinplatten belegte Boden ist etwas feucht, die flachgetäferte Decke in längliche, blau bemalte Felder eingetheilt. Rechts neben dem Eingang zum Chor steht die hölzerne, mit Schnitzwerk verzierte Kanzel, zu der eine Steintreppe führt. Sie trägt die Umschrift: „Gehet hin und prediget das Evglm. Mar. XVI.“ mit S. Lucas, S. Matthäus, Christus, S. Marcus, S. Johannes; am Kanzeldeckel steht: Selig sind die Gottes Wort hören und bewaren. Luc. XI. 1606. Ein breitgespannter Rundbogen im Renaissancestil führt zu dem auf beiden Seiten um ca. 3 m schwächeren, um 3 Stufen erhöhten Chor mit einem Rippenkreuzgewölbe; in ihm steht der Altar, sowie auf einer von außen zugänglichen Empore an der Ostwand die neue, gute, 20 Register haltende Orgel. Im Chor sind 2 große, schön gefüllte spitzbogige Fenster. An diesen Chor schließt sich ein mit dem ersteren durch einen breiten Rundbogen und daneben durch einen kleineren Spitzbogen zusammenhängender Nebenchor, über dessen Eingang| die Jahreszahl 1614 steht. Die ursprüngliche Anlage erscheint durchaus gothisch, die Rundbögen sind späteren Datums.

Der viereckige weißangestrichene Thurm mit 3 Stockwerken enthält im untern Geschoß, das durch Rundbogen mit dem Schiff der Kirche in Verbindung steht, noch die Ansätze der Rippen eines gothischen Kreuzgewölbes, welche von kleinen Männern als Konsolen getragen werden und zeigt in den unteren Stockwerken kleine schmale, viereckige Fensteröffnungen, im obersten 4 gothische Fenster mit Maßwerk. Im dritten Stockwerk, über dem Gesimse des zweiten, steht an der Nordseite in einer schwarzen viereckigen Einfassung in deutschen Minuskeln: hans hainen; darunter sein Steinmetzzeichen, darüber ein Stein mit einem roh gearbeiteten Gesicht. Außen an der Ecke zeigt dann ein Eckstein das viergetheilte württembergische Herzogswappen und die Jahreszahl 1513. Der Thurm schließt mit einem ungemein schlanken und hohen, spitzigen Schieferdach und hat 3 Glocken mit folgenden Inschriften: 1. Die der größten: anno 1675 durch das Fewer bin ich geflossen. Timotheus Hartz von Heidelberg hat mich gegossen in Mecmuel. Dabei das Wappen von Möckmühl. 2. Auf der mittleren steht: In Gottes Namen goß mich Johann Georg Rohr in Heilbronn 1712. H. Joh. Heinrich Stein, Pfarrer / H. Friedr. August Waldeisen Vogt / H. Joh. Sebastian Löbert Centgraf / H. Abraham Diener Almosenpfleger. 1712 und das Möckmühler Wappen. 3. auf der kleinsten: Gegossen von K. Neubert in Ludwigsburg 1797. – In J. Frischlins (Präzeptor in M. 1604–8) „Schönen Lustigen Antiquitäten und denkhwürdigen Historien“ vom Jahr 1616 lesen wir hierüber: Von dannen auf dem Markt nit weith / Der Kirchen Thurn steht dißer Zeith / An der Pfarrkirchen aufgericht / Welchen man spitzig genug ansiecht / Mit Schifferdach der Helm bedeckt / Der Wetterhaan sich auch bewegt / Die Zahl ist 13 geweßen / 1500 wie wir Lesen / Als Herzog Ulrich hat Regiert / War dißer Thurn so renovirt.

Grabdenkmäler in der Kirche: 1. im Schiff: Grabstein eines Geistlichen mit Kelch: anno dmi 1507, 19. August (?) Starb ... (Weiteres nicht mehr lesbar wegen der Frauenstühle und Tünche; auch die 2 dazu gehörigen Wappen sind wegen Tünche unkenntlich.) Grabstein einer Frau mit Rosenkranz, darüber im Wappen ein Hund mit Halsband und Ring: .... peter und pauls tag starb die edle fraw ... geb. Rüdin Von collenberg (?). Auf dem Boden liehen dem Taufstein ist ein Stein| mit den Worten: der ehrenvest herr Conrad Weick St. Verwalter ...

2. Im Chor links: Ein Grabstein mit 2 Wappen, anno dni 1558 veit wochentach cantate ist der edel und ehrenwert hans Ernst vom Newenhaus in Christo entschlafen der ime und uns gnedig sei. Darunter: „Ich bin die Auferstehung – – – sterben.“ Rechts: Vor einem Kruzifix knieen Mann und Frau, darunter 11 Knieende, oben 2 Wappen. Umschrift: ero mors tua o mors morsus tuus ero inferne Osee am 13. (Hosea 13, 14.) Inschr.: anno 1559 uf montag nach marie empfengnus II. decembri obents zwischen 2 u. 3 uhr ist in Got verschieden der ernhaft u. furnehm Hans Reinhart Alter Keller allhie zu meckmul und uf den ... starb ehrbar vnd thugenthaft anna Güntherin sein ehlich hausfraw der sel got gnedig sei u. si warten allhie der frühlichen auferstehung christi. Rechts davon ein Grabstein mit Wappen und 2 knieenden Kindern. Darunter steht: hodie mihi eras tibi Hans Friedrich und Georg Friedrich Wertheimer.

Das Stadtpfarrhaus, neben dem Rathhaus stehend, wurde nach der Pfarrbeschreibung anno 1750 neu erbaut. Zwischen ihm und der Kirche steht das Diakonathaus, daran das Möckmühler Rad und die Jahreszahl 1610; an der Seite ist ein schönes Kapitell mit jonischen Schnecken eingemauert. Die Baulast an der Kirche hat die Stiftungspflege, am Pfarr- und Diakonathaus der Staat.

Der ummauerte Begräbnisplatz liegt außerhalb der Stadt nördlich, 3/4 km entfernt, rechts an der Straße nach Roigheim, seit 1880 gegen Südosten vergrößert; auf ihm steht eine kleine alte Kapelle in der Richtung von Nord nach Süd; der Eingang ist von Süden, früher war er westlich; auf dem Dach ein Glockenthürmchen. Die Kanzel ruht auf einem gothischen Aufsatz mit Engel, der das Schweißtuch mit Christuskopf hält (wahrscheinlich von einem früheren Sakramentshäuschen), mit der Jahreszahl 1471; darunter ein quadrirtes Wappen mit Löwen und Rauten (Pfalz) übertüncht erscheint. An der südlichen Wand ist eine Empore. Vor dem Taufstein liegen 2 abgetretene Grabsteine, unter welchen sich eine Gruft befinden soll. An der Nordwand steht ein größeres Grabdenkmal, auch stark übertüncht; über einem Kruzifixus ein liegender Genius des Todes mit Kette an Hals und Armen, dabei Todtenschädel.| Unter dem Kruzifix läßt sich lesen: „anno 1581 ist durch den edeln und ehrenhaften Christof Landschad V. S. Oberamtmann, Marx Ruf Keller und M. Konrad Weick Pfarrer, auch Schultas und ein ehrbar Gericht und Stadt allhie zu Mekmil ist die Kapbel und dis Werck vollbracht worden. Allein Gott die Ehr.“ Dabei das Wappen von Landschad (Harfe) rechts, und von Ruf (Ochsenkopf mit Ring, siehe Rathhaus) links. Weitere Grabsteine in dieser Kirche, soweit sie durch Tünche nicht ganz unleserlich sind: 1. anno 1565 ex hoc seculo reverendus vir Biniker constitutus canonicus in oppido Meckmüle emigravit. 2. Grabstein einer Tochter des Vogts allhie, Waldeisen, † 1711. Das alte ehrwürdige Rathhaus steht an der Hauptstraße, nach vorn gegen den oberen, nach hinten gegen den unteren Marktplatz, und zeigt ein hohes Giebeldach mit Glockenthürmchen und Storchennest. Die Vorderseite ist Steinwand, das Übrige Holzbau. Die oben erwähnte „Schöne Beschreibung von der Stadt Möckmühl“ von 1616 sagt darüber: „Das Rathhauß Neulich aufgericht, / Wie man die Ziffer noch daran sicht / Bei Herzog Ludwigs Zeith und Jahr / Ist nit alt über 40 Jahr / Ist zimlich groß ansehnlich gnueg / Von Werkh Maister gebauen klueg / Hat Gulden knöpf auf Beyden seithen / Der Gibel spanisch glänzt von weithen.“ Die goldenen Knöpfe auf den Seiten lassen sich nicht mehr wahrnehmen. Betritt man das Haus vom oberen Markt, so gelangt man im Erdgeschoß in gewölbte Räume, von denen der vordere als Wachstube verwendet wird, während der hintere das Archiv bildet. Dieses enthält alte Güterbücher, Liegenschaftsverkäufe, Testamente, auch allerlei Urkunden u. dgl., welche für die Geschichte der Stadt immerhin einige Ausbeute gewährt haben. Oben an einem Schlußstein des Kappengewölbes sieht man das Möckmühler Wappen mit der Jahrszahl 1617, in der Wachstube 2 alterthümliche eiserne Truchen. Im oberen Stock befindet sich der nach Süden, nach dem untern Markt, gehende Rathhaussaal, an dessen Decke das Stadtwappen gemalt ist. Außen über dem runden Thorbogen der südlichen Seite steht die Jahrszahl 1589, daneben eine schön gearbeitete bemalte Sandsteinplatte mit Schnörkelaufsatz im Renaissancestil, in der Mitte ein Medaillon mit Reliefkopf (verstümmelt), in den Zwickeln Ornamente, von Früchten enthaltend. Über der Inschriftplatte erscheint das württembergische Herzogswappen, dann das Berlichingen’sche Wappen und das Ruf’sche (ein gehörnter Ochsenkopf mit einem Ring durch die Nase). Die| schwarze, rothberänderte Tafel halten zwei auf runden Konsolen stehende hochgeschürzte weibliche Gestalten, bemalt, die rechte mit Geldbeutel (?), die linke aus einer Schale einschenkend. Darunter links H. R. V. B. mit dem Berlichingen’schen Wappen, rechts M. R. mit dem oben angegebenen Ruf’schen. Auf der Hängeplatte steht L. H. Z. W. (Ludwig Herzog zu Württemberg). Die Tafel selbst enthält folgende Inschrift: anno domini 1589 iar den 8ten Juli das ist war / ward von Grund angfangen dis rathus in gottes nam zu bawen auff anstatt eins alten gantz baulos / so lenger nit bstand ohn sorgen gros / durch amtleut gricht und gmainen rath / zu nuz und wolstand diser statt / auch zu fürderung gots ehr und recht / und das man auch darauf bedecht / witmen waisen und armer schutz / und was mer dint zum gmainen nuz / obs nun cost müe und arbeit gros / so hat doch widerkomens trost / durch trewe hand und gots segen / der woll uns nach disem das ewig geben. amen. – Nach der Ortstradition wäre das alte Rathhaus im 16. Jahrhundert abgebrannt.

Das schöne neue Schulhaus, mit einem Kostenaufwand von ca. 100.000 M. gebaut, wurde am 4. Sept. 1877 eingeweiht und bezogen. Der im unteren Theil massiv von Quadern, in den oberen Stockwerken mit Backsteinen und Sandsteineinfassungen hergestellte Bau steht in der Nähe der Seckachbrücke; er enthält 7 Lehrzimmer, zwei Lehrerswohnungen und ein Zimmer für einen unständigen Lehrer. Vier Lehrer unterrichten an dieser Schule. Die Lokale der Realschule, an welcher ein Reallehrer und ein Kollaborator unterrichten, befinden sich gegenwärtig in dem Rathhaus. Das alte Schulhaus steht in einer Gasse unterhalb des untern Markts; es enthält unten das Lokal der Kleinkinderschule. In den bisher genannten Lokalen wird auch die Winterabendschule, Zeichenschule und Arbeitsschule gehalten.

Die Stadt besitzt ferner eine Kelter mit 3 Bäumen und 2 eisernen Pressen, 2 Back- und Waschhäuser, ein Armenhaus und ein Schafhaus, ferner eine Brückenwage vor dem Jagstthor.

Vom oberen Markt, links von der Straße nach Widdern, führt ein gepflasterter Weg auf das Schloß, zuerst nordöstlich, wendet sich dann bei der alten „Probstei“, die zur Rechten steht, nach Westen; hier auf der Höhe stand früher die alte Kirche, jetzt eine Scheuer, in welcher ein Grabstein von Sponheim (?) sein soll. Sie ist mit Heu und Stroh gefüllt und nicht zugänglich. In der nahe dabei stehenden Apotheke sind gewölbte| Kellerräume, von denen ein enger Gang nach oben führt; der Zaun des dazu gehörigen Gartens steht auf einem Gemäuer, das aus alten Grabsteinen besteht, welche jedoch nur die Beränderung, Randornamente und einige Buchstaben erkennen lassen. Außerhalb des Schlosses stand oben auf dem Berg auch noch der Marstall. Der oben angegebene Weg wendet sich in der Nähe des Schlosses in scharfem Winkel nach Norden und überschreitet auf einer Brücke den Schloßgraben. Das Schloß bildet in seiner Gesammtanlage ein Fünfeck, von dem eine Seite nach Westen geht neben dem Weg zum oberen Thor, eine nach Süden und eine nach Norden. Die Westseite ist nördlich und südlich von runden Thürmen flankirt, in welchen Wendeltreppen in die unten befindlichen Kasematten und in den Graben führen. An der nordwestlichen Ecke überschreitet der obere Thorweg den Graben und innerhalb desselben setzt sich die Mauer fort nach Westen hinab zur Stadt bis zum Eckthurm am Wehr der Seckach. Nach Norden stürzen Berg und Mauer jäh hinab in die Tiefe, aus welcher die Wipfel der Bäume nicht mehr heraufragen; reicher Epheu hat hier seine Wurzeln und Ranken geschlagen. Nicht so stark ist der Abfall nach Nordosten und Osten: die Kronen der untenstehenden Nußbäume reichen herauf bis zu den Bastionen. Wie von Nordwesten die Mauer zur Seckach hinabgeht, so zieht sich von der Eckbastion östlich die Mauer nach Osten hinab zur Jagst; hier steht oben noch ein stattlicher Rundthurm außerhalb der Ringmauer, Zwinger und Graben beherrschend. Innerhalb dieser Außenbefestigungen steht im Innern des Schlosses ein ziemlich zerfallener Rundthurm, einige unbedeutende Gebäude, Überreste vom alten Steinhaus westlich vom großen Thurm jetzt das Armenhaus, sowie der gewaltige weitblickende hohe Bergfried, der sog. Götzenthurm. Das Schloß hat bei der Belagerung im J. 1519 nicht gelitten, war im ganzen 17. Jahrhundert wohlerhalten und Sitz der Oberamtleute, zerfiel aber dann allmählich und man holte die Steine, so daß die eigentlichen Schloßgebäude verschwunden sind. Guterhalten ist der 10–12 Fuß dicke, fast gar keine Lucken zeigende Mantel des Thurms, dessen Umfang unten 29 m beträgt, während der Thurm selbst 28 m hoch ist. Oben kommt ein schmaler achteckiger Gebälkeaufsatz, die Wohnung des Hochwächters enthaltend, worüber ein spitziges Ziegeldach abschließt. Auf finsteren hölzernen Treppen im Innern ist der Thurm mühsam zu ersteigen; ein kleiner mit Giebel versehener Vorbau am Dach öffnet sich gegen Süden zum Ausblick und zum Haspel. Hier hängt| eine Glocke mit der Inschrift: „Aus dem Feuer bin ich geflossen Leonhard Lösch von Morspach hat mich nach Möckmühl gegossen. Franziscus Friedrich Knöhler der Zeit Vogt da. 1739.“

An der Stelle, wo das frühere sog. hintere Thor stand, (siehe oben Seite 504) zeigt ein Haus rechts von der nach Roigheim führenden Straße auf einer eingesetzten Steintafel das Bild einer nackten Frau (?) mit Gürtel und Kette am Hals und Handgelenk. Dabei ist die Inschrift: anno 1581 jahr hadt der erbar und achbar Martin Reidenberger von Neckarzimmern und Burger zu Meckmul und Sabina Reidenbergerin erbauet. – In der Nähe auf der andern Seite sind an einem Haus zwei von Widdern hieher versetzte Wappen angebracht, v. Zülnhardt und v. Holtz.

Die ehemalige Zehntscheuer unten in der Stadt bei der Kelter brannte im Jahr 1854 ab.

Dem Staat gehören die westlich vor der Stadt über der Seckach stehenden Stationsgebäude der Eisenbahn, erbaut 1868 bis 69.

Trinkwasser ist hinreichend und in guter Qualität vorhanden, doch gibt es eigentlich nur Pumpbrunnen, deren es 14 sind; ein laufender Brunnen auf der Höhe gehört zum Schafhaus. Quellen findet man nur wenige.

Von Flüssen, welche die Markung berühren, ist die Jagst und Seckach schon genannt; beide treten häufig aus und verursachen manchmal Schaden.

Die Gemeindemarkung, östlich auf langer Strecke an Baden grenzend und ebenso auf kurzer Strecke im Westen, bis wohin sich ein schmälerer Streifen zwischen den Markungen von Bittelbronn und Siglingen hindurchzieht, ist sehr ausgedehnt und beträgt im Ganzen mit Sülzhof und Schwärzerhof 6388 Mrg., worunter 3000 Mrg. Äcker, 200 Mrg. Weinberge, 550 Mrg. Wiesen, 2100 Mrg. Wald; es sind auf ihr 285 Gebäude und 4954 Feldparzellen. Der Boden ist ziemlich fruchtbar, meistens tiefgründiger Lehm- und Kalkboden, zum Theil etwas steinig.

Das Klima ist im allgemeinen mild, die Sommernächte warm, doch kommen Frühlingsfröste und kalte Nebel vor; Gewitter sind ziemlich häufig, aber Hagelschlag selten.

Von Steinen wird nur eine geringere Qualität Kalksteine gewonnen; Bausteine werden meist von außen bezogen. Mehrere Lehmgruben finden sich auf der Markung.

| Die Erwerbsmittel der pfälzisch-fränkisch lebhaften Einwohner bestehen in Ackerbau, Weinbau und etwas Gewerbe. Es besteht eine Papierfabrik, die einer Aktiengesellschaft gehört, etwa 2 km oberhalb der Stadt an der Seckach gelegen, ferner eine Kunstmühle im J. 1863 erbaut, ebenfalls oberhalb der Stadt an der Seckach; in der Stadt an der Seckach sind 2 Kundenmühlen, die eine mit einem Mahl- und einem Gerbgang, Ölmühle und Hanfreibe, die andere mit 4 Mahlgängen und einem Gerbgang, ferner eine Sägmühle und eine Ziegelei, sämmtlich mit gutem Erfolg betrieben. Schildwirthschaften gibt es 8, 2 Bierbrauereien mit Wirthschaft und 10 Kaufleute und Krämer.

Die Vermögensverhältnisse sind mittlere, der Grundbesitz des reichsten Bürgers beträgt 110 Mrg., der des Mittelmanns 20, der der ärmeren Klasse ca. 1 Mrg. Die Zahl der zu unterstützenden Ortsarmen ist nicht bedeutend.

Die Landwirthschaft ist in gutem Zustand und wird fleißig betrieben.

Der Wiesenbau ist sehr ausgedehnt; die 2mähdigen Wiesen, von denen ca. 40 Morgen bewässert werden können, ertragen ein gutes Futter, von dem viel nach außen verkauft werden kann.

Weniger ausgedehnt ist der Weinbau (s. o. S. 147).

Der Obstbau wird stark betrieben.

Die Stadt besitzt 2063 Morgen Waldungen, vorherrschend Laubwald. Der Holzertrag wird theils vertheilt, wobei ein Bürger 1/2 Klafter gemischtes Holz und 75 Wellen erhält, theils verkauft; der Erlös dafür, der in die Gemeindekasse fließt, beträgt ca. 25.000 M.

Die Brach- und Stoppelweide wird im Sommer und Winter mit 500 Stück Schafen befahren, welche im Ort überwintert werden. Das der Gemeinde zugehörige Weiderecht ist um die Summe von 900 M. jährlich an den Ortsschäfer verpachtet; die Pferchnutzung trägt jährlich 1500 M.

Allmanden sind in ziemlicher Ausdehnung vorhanden; sie werden theils als Schafweiden benützt, theils als „Zwingerländer“ an der Stadtmauer der Bürgerschaft zur Nutznießung überlassen. Der Stadt gehört ferner der Sülzhof, ca. 300 Mrg. enthaltend, ganz an der westlichen Grenze der Markung gegen Baden gelegen, derzeit um 6400 M. verpachtet.

Der Staat besitzt an ehemaligen Kellerei-, Widdums- und Besoldungsgütern 18,76 ha = 60 Mrg., welche einzeln verpachtet sind.

| Die Pferdezucht und die Pferdehaltung ist von keiner Bedeutung, auch die Rindviehzucht steht hinter den benachbarten Orten etwas zurück.

Schweinezucht wird betrieben, doch werden auch viele Ferkel von auswärts bezogen.

Ziegen werden ziemlich viele gehalten.

Bienenzucht ist unbedeutend und immer mehr in der Abnahme.

Das Fischrecht in Jagst und Seckach hat theils die Gemeinde, theils der Staat, theils Private. In der Jagst gibt es vorherrschend Weißfische, Barben, Aale und Hechte; in der Seckach Aale, Forellen und Äschen.

Stiftungen. Das Aktiv-Vermögen der Stiftungspflege beträgt an Kapitalien 23.156 M. Darin sind begriffen: 1. das Spendalmosenbrod (1309 fl.), zum größten Theil (924 fl.) gestiftet von Herzog Ludwig; 2. das Prinzessingeld, 224 fl. Kapital, gestiftet von den Prinzessinnen Charlotte und ? zu Neuenstadt; 3. die Ziller’sche Stiftung, errichtet 1874, 800 M. Kapital. Die Zinsen von Nr. 1 sollen zur Vertheilung von Brod und Wein an die Ortsarmen verwendet werden, die von 2 und 3 werden in Geld vertheilt. Damit werden an jährlichen Armenkosten ca. 500 fl. bestritten, das Defizit mit ca. 600 fl. deckt die Stadtpflege.

Märkte werden jährlich 2 abgehalten, an Martini und Bonifazii, sie sind jedoch von keiner Bedeutung.

Alterthümer: Nordwestlich von der Stadt, jenseits der Seckach, liegt unweit der nach Büttelbronn führenden Straße auf der Höhe die sog. „Alte Burg“. Der Bergvorsprung, der gegen Westen, Norden und Osten abfällt, ist gegen Norden durch einen Graben vom Berge getrennt. Spuren von Mauern u. s. w. lassen sich kaum mehr erkennen, doch fand man bis in die neueste Zeit große Ziegel vor. Beim Pflügen soll einmal der Boden eingebrochen und Reste eines Gewölbes zum Vorschein gekommen sein. So steht zwar das Faktum einer Niederlassung hier fest, aber welcher Zeit dieselbe angehört, namentlich ob sie römischen Ursprungs ist, bleibt sehr zweifelhaft. Vermuthlich führte eine römische Straße auf der Höhe östlich von der Seckach in nordöstlicher Richtung gegen den Grenzwall und in die Nähe der Niederlassung bei Osterburken. Aber von wo aus, läßt sich nicht nachweisen; weder Möckmühl selbst, noch ein nördlich von dieser Stadt auf dem linken Seckachufer liegender Platz läßt sich als| römische Niederlassung erweisen. Dagegen findet man noch Mauerreste am Fuß der Altenburg, jenseits der Seckach, ca. 1 km nordwestlich von Möckmühl, wo die besten Äcker sein sollen und wo jetzt noch der Flurname „Altenstadt“ oder „alte Stadt“ existirt, und es ist kein Zweifel, daß dort Burg und Stadt zusammengehörten. Die „Schöne Beschreibung“ etc. sagt darüber: „Nit weith von dannen ligt das Orth / Welches der alten Stadt zughordt / Wie man noch Keller und Gewölber find / Alle Rudera vorhanden sind, / Zur alten Statt auff disen Tag / Würd der Orth gnent nach alter sag“. / – Der untere Marktplatz soll früher ein Kirchhof gewesen sein: Thatsache ist, daß dort schon viele menschliche Gebeine ausgegraben worden sind.

Flurnamen: Alte Burg (alte Burgäcker), Altenstadt, Wachhäusle (an der Kreuzung der Straßen von Widdern nach Neuenstadt und von Möckmühl nach Lampoldshausen), Badthürmle, (Bezeichnung von Gärten und Wiesen beim Einfluß der Seckach in die Jagst.)

Geschichte der Stadt.
Von der Entstehung der Stadt weiß die augenscheinlich dem Namen derselben entstammte Sage Folgendes zu berichten: Anno Domini 492 hatte Gundocar, der Almanier und Schwaben König, zum Weib Emoka Aemilia, des Herzogs Tochter von Nesin aus Italien. Als gedachter König auf diese Zeit in dem Odenwald uf dem Gejägd das Wild zu jagen ein Reis’ fürhatte, bauete er nach solcher Jagd ein Bergschloß und Nothwehr wider die Franken, nennte dieselbe nach seinem Weib Emokae Mühl. Bei demselben ist erwachsen der Flecken Möckmühl. A. D. 828 hat Kaiser Ludwig Magnus (!) diesen Flecken mit Stadt- und Marktrechten begabt und dahin gesetzt einen Gaugrafen und legte zu dieser Grafschaft etlich umliegende Flecken, Weiler und Höf . . . (Gräters Idunna und Hermode 1816 Nr. 45. „Extrahirt aus einem alten Churpfälzischen Archiv.“) In Wahrheit dürfte der Ort, welcher bei den ersten urkundlichen Erwähnungen im 9. Jahrhundert MechitaMeitamulin, im 10. Meggedemuli heißt, seinen Namen der von irgend einer fränkischen Frau Mechita angelegten Mühle an der Seckach verdanken (vgl. Buck, Oberd. Flurn. 185; Württ. Vierteljahrsh. I, 180.) Wann die Mühle und der Ort dabei gegründet worden, wird nie mehr nachgewiesen werden; es genügt, urkundlich zu wissen, daß das Kloster Fulda| schon zur Zeit Karls des Großen ansehnliche Besitzungen in M. hatte, daß 815 schon eine Kirche daselbst war, um deren Zehnten sich das genannte Kloster und der Bischof von Würzburg stritten. Im Übrigen war der Ort Reichsgut, wird 976 von Kaiser Otto II. mit der Abtei Mosbach dem Bischof von Worms, 1042 aber von Kaiser Heinrich III. dem von Würzburg verliehen. Letzterer belehnte seinerseits damit die Herren von Dürn (Walldürn), welche theilweise daselbst gesessen sein mögen (s. Reg. 1270 ff.), im Übrigen kleinere Lehensleute, Herren von Möckmühl, dort hatten. Durch Heiratsverbindungen (Reg. 1282. 1287.) kam das Lehen an Hohenlohe, von diesem, nach mehreren Verpfändungen, 1445 durch Verkauf an Kurpfalz, welches dem Ort 1467 Stadtrechte verschaffte, endlich 1504 durch Eroberung an Württemberg. Die einzelnen Schicksale der Stadt in und nach der Zeit dieser Besitzwechsel siehe theils oben S. 202 ff., theils in den unten folgenden Regesten. Wahrscheinlich als uralte Ding- d. i. Gaugerichtsstätte blieb M. das ganze Mittelalter hindurch, ja bis in unser Jahrhundert herein Centort, Gericht, hauptsächlich Kriminal- und Malefizgericht, für eine größere Anzahl von Ortschaften: Möckmühl, Maisenhälden, Bittelbronn, Hagenbach, Sennfeld, Roigheim, Züttlingen, Assumstadt, Siglingen, Reichertshausen, Kresbach, Neuhof, Lampoldshausen, Gochsen, Ruchsen, Dippach, Korb, Leibenstadt, Weigenthal, Billigheim, Mühlbach, Volkshausen, Widdern, Unterkessach, Leutersthal, Olnhausen, 2 Pfitzhöfe, Jagsthausen. Der Centbrief von 1429, welcher, wie es scheint, zum erstenmal schriftlich zusammenfaßte, was „der Cent Sitt und Gewohnheit von Alters gewesen“, setzte in der Hauptsache fest: Regelmäßig soll viermal im Jahr nach jeder Frohnfasten, außerdem nach Bedürfnis, wenn man einen schädlichen Mann hätte, dem man sein Recht wollt thun, in Möckmühl Cent gehalten werden über Diebstahl, Mord, Brand, Fälscherei, Landzwingerei, Raub und was das Leben betrifft, desgleichen ob einer einen solcher Dinge schuldigte und sich vermäße das zu beweisen. Außer einem bei jedem Pflug (Gewerbe) und den Dienstknechten, Bitteln, Meßnern, Hirten, Schützen, Fergen hatten alle Männer der Cent-Gemeinden, bei Strafe von 5 Schilling und 3 Pfenn., sich einzufinden; ergeht bei Angriff oder Raub in der Cent, zur Verfolgung der Mörder und Räuber, der Ruf auszuziehen (das Centgeschrei, Centjo – vgl. Feurjo, Mordjo), so soll jedermann ausziehen und über das Umkehren der Amtmann oder Schultheiß mit je 4 aus Möckmühl und Widdern und je 2 aus jedem Dorf entscheiden. (W. F. 10, 34 ff.) 1569 erließ Württemberg eine neue Centordnung, welche den Kreis der centbaren Vergehen und Verbrechen weiter zog. Darüber gab es viel Streit, bis endlich 1739 in Stuttgart zwischen den Regierungsräthen| Harpprecht und Jäger und den Vertretern des beschwerdeführenden Adels, Baron Karl Friedrich v. Adelsheim und dem Ritterorts-Odenwaldischen Archivar Kinkelen, eine Ordnung zu Stande kam, welche die Gerichtsbarkeit der Vogteiherren wieder etwas erweiterte, das Mord- und Centgeschrei bei einem feindlichen Anfall auf der Straße oder sonst in der Cent als Centfall beließ, das Gericht aber folgendermaßen zusammensetzte: Der Centgraf wird von Württemberg eingesetzt (es war der Stadtschreiber oder irgend ein Anderer, seit 1755 der Oberamtmann von Möckmühl, welchem ein Physikus, ein Amtsaktuar oder Gerichtsschreiber, ein Chirurg, ein Wachtmeister und Baumeister nebst einem Centbittel und einem Scharfrichter, zugleich Wasenmeister, beigegeben waren; die Polizei handhabten die Metzger von Möckmühl in eigener Uniform, sie waren dafür frohnfrei); sodann werden 36 Centschöpfen aus Stadt und Amt M. und den adeligen Centflecken gewählt, nemlich von M. die 12 Richter des Stadtgerichts, von Widdern zu den selbstgebotenen Centgerichten drei, wenn man auf Burkhard den Fruchtschlag (amtliche Bestimmung des Fruchtpreises) machte oder sonsten Malefiz hielt, vier; von Siglingen, Lampoldshausen, Jagsthausen, Olnhausen, Sennfeld, Mühlbach, Billigheim, Unterkessach, Gochsen je 2, von Roigheim 1 und von Züttlingen beim Abgang eines Richters aus einem württemb. Amtsflecken 1 Richter. (W. F. 7, 68 ff.) Wenn im benachbarten Harthäuser Wald sich Banden zeigten, mußten die Centbürger dort nächtliche Wachen aufstellen, 12 streiften, 12 blieben im Wachhaus, deren Stelle heute noch am Kreuzweg der Straßen von Möckmühl, Schönthal, Öhringen und Neuenstadt gezeigt wird. 1655 f. wurde vor dem Centgericht ein Hexenprozeß gegen Kunigunde, Hans Melchior Eitelweins, Schmids, Ehefrau, verhandelt und dieselbe am 26. März 1656 verbrannt. Eine ähnliche Hinrichtung soll noch im J. 1708 stattgefunden haben. Der Cent-Scharfrichter und Wasenmeister Joh. Thomas Bauer, welcher seine Gattin aus Eifersucht durch einen Pistolenschuß getödtet hatte, wurde am 3. Aug. 1770, als der letzte auf dem Möckmühler Richtplatz, durch den Scharfrichter der Stadt Hall Joh. Georg Bürck mit dem Schwert hingerichtet (W. F. 10, 129), nachdem er selber 9 Hinrichtungen bei der Cent, die 9te, wie die Sage geht, an einer Zigeunerin vollzogen und diese ihm sterbend prophezeit hatte, er werde von den Enthaupteten den Zehnten geben.

Von älterer Literatur über das Möckmühler Centgericht vgl. die Hoffmann-Spittlersche Dissertation: De. jurisdictione criminali Wirtemb. et maxime de Centena Möccmühlensi. Tub. 1775. Hofmann in Sarweys Monatsschrift für Recht etc. VII, 3.

Eine Möckmühler Spezialität waren die Keßler, die freien Meister des Roth- oder Kupferschmiedhandwerks, welche im Mittelalter gleich andern landfahrenden Gewerbsleuten, den Spielleuten etc., eine Zunftverfassung mit Anweisung eines bestimmten Reisebezirks erhielten. Der Keßlerschutz (Aufrechthaltung des Monopols etc.) in unsern Gegenden, die Keßler von Heilbronn und Mosbach bis Ellwangen umfassend, war als Reichslehen den Grafen von Hohenlohe übertragen, welche dafür Ausbesserung| und Erneuerung ihres Kupfergeschirrs und unter Umständen Heeresfolge anzusprechen hatten. (Wibel 3, I 14. Fischer, Gesch. d. Hauses Hohenlohe 1, 85. 2, 2, 45.) Das Wüllen-Tucher-Handwerk (genannt die Knappen) hatte eine eigene Walkmühle in Möckmühl. Sie war zugleich Lohmühle für die Gerber. Auf den Markt 3 mal jährlich an Lichtmeß, Bonifazii (5. Juni) und Martini, waren die Becken das Pfennigbrot um 1 Loth ringer zu machen und die Metzger das Pfund Fleisch um 1 Pfennig höher zu geben privilegirt.

Seit den Pfälzischen Zeiten (s. Reg. 1458) war Möckmühl Sitz eines Vogts oder Amtmanns, auch Keller genannt, zu Zeiten eines Obervogts. Als Amtmann haben wir S. 205 den allbekannten Götz von Berlichingen auf M. gefunden, weiter werden genannt: 1544 Hans v. Ernberg, 1573–82 Christof Landschad, 1588–92 Hans Reinhard v. Berlichingen, Schenk Georg zu Limpurg, 1608–21 Joh. Hartmuth v. Hutten. Die letzten Oberamtmänner waren in einer Person Oberamtmann, Keller, Stiftsverwalter und Centgraf. Unter ihm standen: ein Stadt- und Amtsschreiber, Bürgermeister, zugleich Hauptzoller und Oberacciser, Stadt- und Amtspfleger, Heiligen- und Almosenpfleger, zugleich Chaland, Kellerei- und Stiftsküfer, Kellerei- und Kastenknecht, Stiftskastenknecht. Im Jahr 1808 wurde das bisherige Oberamt M. aufgelöst und die Stadt mit den Amtsorten Bittelbronn, Roigheim, Siglingen, Kresbach, Reichertshausen, Lampoldshausen, Widdern dem Oberamt Schönthal und nach dessen Auflösung 1810 dem Oberamt Neckarsulm zugetheilt. Aus der Kellerei und Stiftsverwaltung wurde ein Kameralamt, welches aber schon 1810 in das Kameralamt Schönthal aufgieng, 1839 aber kam M. und seine ehemaligen Amtsorte zum Kameralbezirk Neuenstadt. Ein Unteramt und eine Amtsschreiberei erhielt M. 1809. Ersteres wurde in Folge der Organisation von 1819 in das Stadtschultheißenamt, letztere 1826 in ein Amtsnotariat verwandelt.

Kirchliches. Die Kirche, welche erstmals schon 815 erwähnt wird, wurde 1258 durch den Bischof von Würzburg dem Chorherrenstift Mosbach inkorporirt, welches die beträchtlichen Einkünfte für sich bezog und den Pfarrer zu besolden hatte. Außer der Pfarrei bestand eine Frühmeßpfründe zu St. Katharina und zwei Altarpfründen zu St. Georgen und Unserer Frauen. Von auswärtigen Klöstern finden wir außer den bereits genannten in M. begütert: das Cisterzienser-Frauenkloster Seligenthal| (1239). Im Jahr 1379 erhoben Kraft und Gottfried von Hohenlohe-Möckmühl die Kirche, welche sie in ihrer Stadt vor der Burg (der Sage nach – W. F. 1851 S. 79 – auf der Stelle eines früheren Benediktinerklosters) erbaut und zu ihrer Grablege bestimmt hatten, zu einem Kollegiat- oder weltlichen Chorherren-Stift, d. h. sie verbanden mit der Kirche eine Vereinigung weltlicher Priester, welche nicht wie die regulirten Chorherren förmlich in Gütergemeinschaft traten, sondern abgesonderte Pfründen besaßen und jeder selbst verwaltete, auch Privateigenthum besitzen durften. (Solche Stifte waren in Altwürttemberg zu Backnang, Beutelsbach, Boll, Dahenhausen, Dettingen u. U., Einsiedel, Faurndau, Göppingen, Herrenberg, Sindelfingen, Stuttgart, Tübingen, Urach.) Die Gründer statteten das Stift mit Zehnten und andern Einkünften aus in Ingelfingen (OA. Künzelsau), Mulfingen (ebend.) und Honhardt (OA. Crailsheim), wozu allmählich weitere kamen in Möckmühl, Schwärzerhof, Dahenfeld, Gochsen, Kochersteinsfeld, Lampoldshausen, Lautenbach, Laupach, Siglingen, Assumstadt, Züttlingen; Ruchsen, Auerbach, Sennfeld (BA. Adelsheim), Schefflenz (BA. Mosbach), Eicholzheim, Unterschüpf (BA. Tauberbischofsheim), Münster (OA. Mergentheim), Weislensburg (OA. Weinsberg), Simprechtshausen (OA. Künzelsau). Das Stift bestand aus einem Probst, der die Probstei auf dem Berg, nach der Reformation das sog. Widdumhaus in der Stadt bewohnte, und 8 Chorherren im Stiftsgebäude neben der Stiftskirche. Als Pröbste werden genannt: 1379 Kraft v. Hohenlohe, 1401 Gottfried v. Dürn, 14 . . Erhard Schreck, 1416 Heinrich Moster, 1423 Peter Nürnberger, 1449 Joh. Kannenberg, 1460 Burkard v. Thierberg, 1493 Konrad Wolgemuth, 1515 Martin Oser (Öser), 1522 Sigfrid Meser, „hat sich in Ehestand eingelassen, 2 Söhne und 3 Töchter im ehelichen Stand erzeugt, resignirt 1558, stirbt 1572.“ (v. Georgii-Georgenau, Dienerbuch 491. Wib. 1, 67. 4, 34. 29.) Von Chorherren finden wir erwähnt: Heinrich v. Ballenberg 1401, Peter Herbort 1404, Peter Beiswanger 1407, Andr. Woltz 1417, Egino Trautmann 1425, Heinr. v. Eicholzheim 1435, Andr. Hub 1463, Peter Swegler 1465. (Wib. 1, 67. 3, 78.) Die Verfassung des Stifts war im Wesentlichen diese: Der Probst, erstmals von Hohenlohe, dann vom Kapitel, doch unter Mitwirkung des Landesherrn, gewählt, führte die Aufsicht, bezog neben seiner Pfründe auch von den Präsenzgeldern 11/2 Portionen. Die Einsammlung und Vertheilung| der Zehnten und Gefälle, sowie die Aufsicht über die Gebäude hatte der Großkeller zu besorgen, der, alle Jahre von Probst und Kapitel neu gewählt, bei seinem Abgang Rechnung ablegen mußte. Zu Chorherrn- und Vikarspfründen durften die Herren von Hohenlohe, später der Kurfürst von der Pfalz als Landesherr präsentiren und das Kapitel konnte nur dann den Präsentirten verwerfen, wenn dieser sich weigerte, den gewöhnlichen Eid auf die Statuten abzulegen. Seit 1484 mußte, wer durch die Herrschaft eine Pfründe erlangt hatte, dieselbe sofort wieder aufgeben, wenn sich ein vom Pabst dazu Ernannter zeigte. Wenn eine Pfründe durch freie Resignation ihres Inhabers erledigt wurde, mußte der Nachfolger ein Gnadenjahr d. h. das Einkommen des ersten Jahrs je hälftig zu den Präsenzgeldern und zum Bauamt dahinten lassen. Länger als 14 Tage durfte keiner abwesend sein, außer in Geschäften des Stifts oder im Bad auf den Rath des Arztes, sonst gieng man der Präsenzgelder verlustig. Auf Injurien und Schimpfworte war vierteljährige Entziehung des Einkommens gesetzt. Das Nebeneinanderbestehen einer Stifts- und einer Pfarrkirche führte wegen der Opfer, Taufen, Begräbnisse, Prozessionen etc. zu mancherlei Irrungen, welche von den Kanzeln herab auf anstößige Weise verhandelt wurden und zuweilen die Dazwischenkunft der höheren Behörden nöthig machten. (Cleß, Landes- und Kulturgesch. 3, 209 ff.) Für die Armen in der Stadt reichte das Stift jährlich 1 Malter Roggen, 15 Malter Dinkel, 2 Eimer Wein. (St.A.) Herzog Ulrich reformirte 1542 das Institut (s. u.) und Herzog Christoph zog es 1558 ein und schlug das Besitzthum und Einkommen zum allgemeinen Kirchengut. Die Schicksale des Stifts im 30jährigen Krieg s. u. Nur das Probsteigebäude steht heute noch, die Ruinen der Kirche und der übrigen Gebäude wurden 1813 und 14 vollends abgebrochen, wobei auch die zahlreichen Grabsteine der Stiftskirche (W. F. 1851, S. 76) zerstört worden sein mögen. Herzog Ulrich führte auch in der Stadtkirche schon 1542 die Reformation ein und erhielt vom Stift Mosbach die Stadtpfarrei 1549 vertragsmäßig abgetreten (s. Reg.), 1557 wird neben dem Stadtpfarrer erstmals auch ein Helfer, Diakonus, genannt. Bis 1586 der Spezialsuperintendenz Weinsberg zugetheilt, erhielt M. in diesem Jahr einen eigenen Spezialsuperintendenten für Stadt und Amt; aber schon 1613 wurde die Superintendenz Neuenstadt errichtet und ihr auch Möckmühl| zugewiesen; nur 1700–1710 war in N. abermals ein „Spezial.“ Stadtpfarrer: Melch. Herold 15 . . M. Konr. Weik 1569 (1586–1613 zugleich Superintendent). M. Bernh. Vischer 1613. M. Christoph Kauz 1635. M. Sim. Elsäßer 1637. M. Abr. Elsäßer (des Vorigen Sohn) 1669. M. Joh. Phil. Zoller (zugleich Superintendent) 1700. M. Wilh. Christof Stein (zugl. Superint.) 1705. M. Joh. Hein. Stein (des Vor. Sohn) 1710. M. Fried. Hein. Stein (des Vor. Sohn) 1731. M. Ferd. Wilh. Wolfart 1749. M. Fried. Lud. Lauenstein 1760. M. Joh. Christi. Tafel 1793. M. Joh. Gottlieb Frankh 1805–34. (Schillers Schwager – siehe oben Cleversulzbach S. 324. Am 8. März 1805 schreibt die Stadtpfarrerin von Möckmühl an den Bruder nach Weimar: Vielleicht ist dir M. aus dem Büsching – Erdbeschreibung – bekannt; der Herr Oberamtmann ist ein Bruder vom Herrn Professor Abel in Tübingen – Schillers Lehrer und Freund – und Letzterer wird diesen Sommer auf Besuch hierher kommen. Der Pfarrdienst ist viel Verbesserung für uns, erstlich die Besoldung und dann die gute Gesellschaft, in die wir gekommen sind, es sind viele Honoratiores hier und sind sehr gefällig gegen uns, haben uns prächtig empfangen und dann ist auch eine lateinische Schule hier, die uns sehr willkommen in Hinsicht auf unsern Gottlieb. Der Ort ist wohl etwas enge gebaut, aber sehr volkreich mit Menschen, es sind nebst den Filialen 1400 Seelen, liegt am Jaxtfluß und ist eine fruchtbare Gegend. Auch haben wir ein großes geräumiges Haus mitten in der Stadt, daß ich den lieben Bruder mit der lieben Lotte viel besser logiren könnte, als in Sulzbach.“ Schillers Beziehungen zu Eltern, Geschwistern etc. 388 f. Es sollte so wenig als in Cleversulzbach in M. zu einem Besuch des Dichters kommen, 8 Wochen nach obigem Brief war er todt.) Karl Ziller 1834. Gottlob Ehemann 1839. Paul Rooschüz 1854. Edu. Elwert 1860. Eug. Paret 1866. Karl Faber 1872. Ed. Mayer 1880. Von frühen Zeiten her (s. u.) bis 1825 besaß Möckmühl eine lateinische Schule, an welcher bis 1728 außer dem Präzeptor auch ein Kollaborator stand. Von den 23 Präzeptoren verdient Erwähnung der 1604–8 hier angestellte M. Jakob Frischlin, des berühmten unglücklichen Dichters Nikodemus Bruder, Präzeptor in mindestens zehn verschiedenen schwäbischen Städten, „ein taktloser Mensch und unbedeutender Vielschreiber, den man wohl als eine neue verschlechterte Ausgabe seines Bruders bezeichnen| kann“ (Scherer in der Allg. D. Biogr. 8, 96.), doch für uns von einigem Werth durch seine oben schon öfter citirte gereimte Beschreibung des Jagstthals (W. F. 1851, S. 68 ff.) und Notizen über Neuenstadt, wo er gleichfalls angestellt war (s. d.). Die Schule wurde von Alters her in einem Haus des Stifts auf dem Berge gehalten und gab das Stift neben dem, daß es die Schule in Bau und Besserung erhielt, 20 Gulden jährlich zur Besoldung des Lehrers. 1587 wurde das Haus, „weil es den jungen Knaben sonderlich zu Winterszeiten zu besuchen ganz ungelegen und beschwerlich gewest, in die Stadt (neben der Kirche) transferirt.“ Nach Aufhebung der Lateinschule 1825 übernahm der Diakonus den lateinischen Unterricht gegen eine Besoldungszulage von 175 Gulden, bis im J. 1840 eine Realschule errichtet wurde, mit welcher seit 1875 auch eine Kollaboratur verbunden ist. Die alte lateinische Schule lieferte nicht wenig Schüler auf Universitäten. In Heidelberg studirten von 1396 bis 1545 folgende 25 Möckmühler: Heinricus de Mekmülen 1396; Johs. de Meckmuln 1428; Heinrich Snabel, Kleriker, 1441; Heinr. Walcz 1454; Konr. Woilghemot (Wohlgemuth) 1458; Konr. Welling 1465; Jak. Dierberg, Kleriker, Andr. Wolcz und Martin Öser 1470; Mathias Helt 1483: Bruder Erhard Offerher (? wohl Öser s. u.) 1489; Andr. Öser und Kaspar Hopff 1502; Johs. Hertzog und Sifrid Meser 1506; Andr. Knitel 1507; Quirinus Heldt 1519; Cristoferus de Meckmuyl 1522; Bernh. Rychart und Andr. Doliatoris (Küfer) 1523; Steph. Byniger und Kilian Schwend 1532; Joh. Bunicker 1533; Georg Stelwag 1544; Kilian Reinhard 1545. In Erfurt finden wir von 1455 bis 1470 folgende 9 Möckmühler inscribirt: Andr. Öser 1455; Michael Muckmul 1457; Heinr. Textor (Weber) und Jac. Carnificis (Scharfrichters) 1459; Johs. Asmanstad 1462; Jak. Tierberg 1466; Andr. Woltz und Joh. Knechtlin 1467; Joh. Wütick 1470. Dagegen hat in Tübingen von der Gründung der dortigen Universität 1477 bis mindestens 1545 kein einziger Möckmühler studirt. Einen Namen machte sich unter den Aufgeführten Erhard Öser, Abt des Klosters Schönthal 1511–1535, von welchem die Series abbatum (Mone, Quellensammlung 4, 161) sagt: Erhardus, 33. abbas, cognomine Öser, patria Meckmühlensis, vir in Heydelbergensi studio absolutissimus, in quo et determinatoris titulo insignitus fuit. Auch sein dritter Nachfolger in| der Abtswürde zu Schönthal, Sebastian II., soll ein Möckmühler, aus der Familie Schanzenbach, gewesen sein (Schönhuth, Chorn. v. Schönth. 148).

Zwischen 780 und 803. Kloster Fulda erhält von nachstehenden Personen das benannte Eigenthum: Von Willirich und seiner Gattin Burgunt in villis Meitamulin, Zutilingen Jagese (d. h. wohl die Jagst, das Fischen darin, schwerlich ein Ort, etwa Jagsthausen, wie Stälin 1, 318 annehmen möchte), all ihre Besitzungen an Gütern und Leibeigenen. – Von Truthilt ihre Güter im Jagstgau, alles was sie in der villa Meitemulen besitzt. – Von Adalhart sein Eigenthum in pago Meitamulin in villa Ruchesheim cum familiis (Gesinde) et prole (Kindern) ac substantia (Wesen, Habe) eorum. – Von Blenswint ihre Güter im Jagstgau in villa Mechitamulin mit Gesinde und Habe und dem meisten übrigen Vermögen an Äckern und Wäldern. – Von Giselhere seine Grundstücke im Jagstgau in villa Mechtamulin mit Gesinde und Kindern. – Von Willihere seine Güter Mechitamulin (im Gau M. ?) in v. Zutilingen. – Von Slawo und seiner Gattin Gerhilt ihre Güter in v. Mechitamunil (lies: muhil oder mulin) im Jagstgau, alles was sie an Äckern, Wäldern, Wiesen, Häusern, Familien daselbst besaßen. – Von Rudgart seine Güter in v. Mittemulin und eine Familie mit allem Eigenthum. – Von Sigibrecht seine Güter in v. Mechitamulin et in Ruhescheim mit all seinem Eigenthum und Gesinde. – So besaß denn Kloster Fulda ad Mechitamulin an solchem, was ihm zur Zeit Karls des großen daselbst geschenkt worden: 11 ganze mansus (Bauernhöfe), 8 halbe, 6 Huben, 59 Jauchert, 86 carradas (Karrenladungen) vom Wieswachs, 53 Stück Rindvieh, 165 Schafe, 56 Schweine, 53 Ziegen, 20 Pferde. Trad. et antiqu. Fuld. ed. Dronke p. 16. 17. 19. 37. 128.

815. Zwischen dem Bischof Wolfger von Würzburg und dem Abt Ratgar von Fulda kommt ein Sühnvertrag über streitige Zehntansprüche zu Stande, wornach letzterer unter Anderem den Zehnten erhält ad ecclesiam, quae est constructa in villa vocata Mechitamunil (lies: Mechitamuhil oder mulin), ipsam villam et alias duas, quarum vocabula sunt Ruohhesheim (Ruchsen) et Wargesawa (?). UB. 1, 408.

816. Der vorjährige Sühnvertrag wird vor kaiserlichen Abgesandten fast mit denselben Worten (nur Mechimunil, lies: Mechimuhil oder mulin) erneuert. Ebend. 409.

846. Abt Hatto von Fulda nimmt, da er seine Güter in Züttlingen und Umgebung (siehe Züttlingen) an König Ludwig vertauscht, in Mechitamulinero marcha de terra curtilem (Hof, Hofstatt) aus. UB. 1, 132.

976. Unter den zur Abtei Mosbach gehörigen Orten, welche Kaiser Otto II. mit dieser Abtei der bischöflichen Kirche in Worms schenkt, ist auch Mechedemulin. UB. 1, 221.

1042. Kaiser Heinrich III. schenkt der bischöflichen Kirche in Würzburg den Grundbesitz eines gewissen Herold zu Sindringen und Umgebung im Kochergau, sowie in loco qui dicitur Meggedemüli mit allen Leibeigenen, Knechten und Mägden. UB. 1, 266.

| Ende des 11. Jahrh. Unter den Zeugen einer ante munitionem Růchesheim vollzogenen Schenkung des Grafen Rugger von Rotenburg a. T. an das Kloster Komburg ist auch Sigefridus de Mechedemulen. UB. 1, 394.

1225. Erlewinus de Meckmülen Zeuge in einer Kloster Schönthaler Urkunde (s. auch Züttlingen). UB. 3, 164.

1239. Konrad v. Dürn (Walldürn, BA. Buchen) und seine Gemahlin Mechtild schenken dem Altar der h. Maria im Kloster Seligenthal 3 Jauchert Weinberge in Mechgtemulen, sowie Eigenthum in Vustenheimesbach (?) und in Vrethe (?). Gudenus, Cod. dipl. 3, 672.

1251. Bei der Theilung seines Besitzthums an seine Söhne behält Konrad von Dürn für sich und seine Gattin die Burg Dürn, Meggenmule mit Zubehör u. A. vor. Unter den Zeugen der Urkunde ist Volcnandus de Meggenmule. W. F. 1847, S. 20 ff.

1254. Guta de Mectemul Priorin des Klosters Seligenthal. Gud. Cod. dipl. 3, 680.

1258. Iring, Bischof v. Würzburg, inkorporirt die beiden Kirchen Widern et Mectenmülen, für das überlassene Recht, einen Probst für das Chorherrnstift Mosbach zu ernennen, diesem Stift, und zwar die Kirche in Widdern zu Gunsten der Probstei, die in Möckmühl zur Aufbesserung der Pfründen der Stiftsherren. Das Stift soll an letzterer Kirche einen ständigen Vikar einsetzen und besolden. Mon. boica 37, 377.

1258. Meder. (?) Volcnant de Mekenmuln und Heinricus Scultetus de Mekenmuln Zeugen in einer Kloster Seligenthaler Urk. Gud. Cod. dipl. 3, 681.

1270. März 29. Mechthild v. Dürn und ihre Söhne urkunden, daß die ehrbare Matrone Dingele, ihre Bürgerin zu Mektemulen, ihre Güter in Ruchsheim dem Kloster Seligenthal schenke. Zeugen: Heinr. Scultetus, .. Rizche, Cunr. Nebeger, Heinr. Lengeveldere, Hartmundus Luez, nostri (Dürnische) consules in Mektemulen. Ebend. 685.

1270. Juli 24. Mechthild v. Dürn und ihre Tochter und Söhne urkunden in Meckenmulen für das von der Ersteren gestiftete Kloster Seligenthal. Unter den Zeugen: Heinrich, Priester in M. Ebend. 686 f.

1272. Febr. 3. Der Abt von Schönthal ebenso. Unter den Zeugen: Mechthild v. Dürn; Heinrich Resse, Keller – Konrad Bürger, Schultheiß – Hartmud Luchs, Bürger in Mectemuln etc. Ebend. 689.

1273 am Pfingstfest. Mechthild v. Dürn urkundet für Kl. Seligenthal. Unter den Zeugen: Pleban W., Schultheiß Resche, Hartmann Ascher, Luchs v. Mekmuln. Ebend. 690.

1274. Zeugen in einer Dürn-Seligenthaler Urkunde: Pleban W., H. Huteman, E. Keller, Schultheiß Resche, Schultheiß Burgere, H. Ascher, Sifrid Heier, H. Simelhus Sohn, Hartmut Luhs – Schöffen etc. Ebend. 694.

1282. April 2. Graf Boppo v. Dürn und seine Gattin Agnes v. Hohenlohe stellen in Meckenmulen die Urkunde aus, kraft welcher sie dem Kl. Seligenthal 2 Weinberge bei Ruchesheim im Herlinesberge schenken. Unter den Zeugen: Volcnandus miles de Meckenmulen. Ebend. 707.

1287. Juli 13. Gottfried v. Hohenlohe – Dürnischer Schwiegersohn – urkundet in Meckenmul für Kl. Seligenthal. Ebend. 713. Wib. 2, 102.

| 1289. Poppo, Marquard und Erlewin v. Meckmule mit ihrer Mutter Friderun, siehe oben Kochersteinsfeld.

1289. Cipellanus (Capellanus?) advocatus (Vogt) in Mectemul, Johs. Schultheiß, Resche, Luhs, Sifrid Heiger etc. Zeugen in einer Kl. Seligenthaler Urk. Gud. Cod. dipl. 3, 718.

1293. Albertus de Hohenloch, oppidi in Mekemulen dominus, urkundet für Kl. Seligenthal. Zeugen: Gerung unser Vogt, H. von Billigheim, Johs. Holeiz, unsere Bürger. Ebend. 721. 722.

1315 f. Cůnradus de Meckemulen und Johannes de M., Priester in Würzburg. Mon. bo. 39, 23 ff. 510, (siehe 1351).

1319. Der kleine Marquard von Meckmüll und seine Gattin Adelheid v. Huchelheim (Heuchlingen), siehe oben Kochersteinsfeld.

1322. Der Bischof v. Würzburg gestattet dem Albrecht v. Hohenlohe, seiner Gemahlin Hedwig M. zu verschreiben. (B.)

1324. Albrecht v. Hohenlohe, „der da gesessen ist zu Meckmülen“. (Jäger.)

1325. Theodericus de Meckenmuln, Domdekan in Worms. OR. 15, 302.

1328. Albrecht v. Hohenlohe verschreibt für den Fall kinderlosen Ablebens M. an das Hochstift Würzburg. Stälin 3, 674.

1330 s. unten Schwärzerhof.

1331. Derselbe schenkt mit Einwilligung des Bischofs v. Würzburg dem St. Katharinen-Altar in der Pfarrkirche zu M. 1/2 Fuder Wein von den Keltern der Stadt. St.A.

1333. Albrecht v. Hohenlohe, der zu Meckmulen gesessen ist, und Hermann der Pfarrherr zu Meckmulen siegeln. Wib. 2, 189.

1333. Der Pfarrer v. M. kauft die Mühle in Olnhausen (s. d.)

1334. Kunrad Ranvelde, Vogt zu M. Wib. 4, 33.

1337. Der Bischof v. Würzburg bestätigt die von Albrecht von Hohenlohe in die Pfarrkirche zu M. gestiftete Kaplanei zu Ehren des Bluts Christi und der Jungfrau Maria. St.A.

1337. Albrecht v. Hohenlohe übergibt seine Weiler Reichertshausen, Verrenberg und Lutenweiler dem Hochstift Würzburg gegen andere Güter zu M. und Roigheim, und dotirt damit die Messe zu M. Wib. 1, 164.

1338. Albrecht v. Hohenlohe stirbt; da sein Sohn Heinrich vor ihm gestorben, der andere, Albrecht, geistlich geworden, zieht Würzburg Burg und Stadt M. ein, übergibt das Lehen aber schon 1339 dem Gottfried v. Hohenlohe(-Weikersheim) gegen seinen Antheil an Kitzingen und Heidingsfeld. Wib. 4, 41. Mon. bo. 40, 255.

1339. Der Bischof v. Würzburg bestätigt die Stiftung des St. Georgen-Altars in der Pfarrkirche zu M. durch den Pleban daselbst. St.A.

1340. Desgleichen die Stiftung der St. Katharinen-Frühmesse daselbst durch Albrecht v. Hohenlohe und die Bürgerschaft. St.A.

1344. Lehensbrief Abt Heinrichs zu Fulda für Kraft v. Hohenlohe über Burg und Stadt Möckmühl. St.A.

1345. Kraft v. Hohenlohe verpfändet Burg und Stadt M. mit Dienstleuten, Burgmannen und anderen Leuten, Einkünften etc. für 4500 Gulden an das Erzstift Mainz; Arnold v. Seinsheim schießt diesem 2000 G. vor zu Bezahlung von M. und wird dafür als Amtmann in M. aufgestellt mit 200 G. Besoldung jährlich bis zu Tilgung| der Schuld; Mainz aber übergibt die Pfandschaft 1346 dem Ritter Engelhard v. Kirtzheim. Reg. bo. 8, 34. 52. Würdtwein, Nova subs. 6, 218.

1346. Stift Wimpfen erhält Aussicht auf Gilten aus Gütern in Möckmühler und Züttlinger Mark durch Ruprecht Hollant und Hedwig Samellin zu M. St.A.

1350. Der Vizdum des Pfalzgrafen Ruprecht d. Ä. ersetzt dem Rafan v. Fürfeld 30 Pf. Hlr. für einen Hengst, den er verlor zu Meckemülen in der Leistung, dem Raven Meyser (dem Vorigen?) 31 Pfd. für 30 Gulden, die er auch verleistet hat zu Mekkemule auf mein Herren (den Pfalzgrafen). OR. 25, 92. 97.

1351. Conradus und Johannes de Megkenmülen, Priester in Würzburg, (s. 1315). Mon. bo. 41, 514. Konrad ist 1369 todt. Ebend. 42, 488 ff.

1364. Der Deutschmeister Philipp v. Bickenbach söhnt den Engelhard v. Hirschhorn mit dem Erzstift Mainz wieder aus. Engelh. verspricht unter Anderem, die Räubereien, welche seine Leute im Mainzischen Geleitsbezirk und an armen Leuten des Erzstifts begehen, wobei sie den Raub nach Möckmühl schleppen, abzustellen, zwei Mainzische arme Mannen, die zu Möckmühl gefangen liegen, freizulassen ohne Schatzung. Würdtwein, Nova subsid. 7, 345. Vergl. auch Neckarsulm.

1368. Kraft v. Hohenlohe der Ältere entscheidet: Kloster Seligenthal soll dem Pfaffen Konrad v. Mosbach und all seinen Nachfolgern in der St. Georgen-Altarpfründe zu Möckmühl den Ertrag ihrer Weingärten in der Mark zu Ruchsheim, welche ehedem der Pfarrer Hermann und der Bürger Egen von M. von Volknand v. Eicholzheim gekauft,auf des Klosters Keltern zu Ruchsheim keltern lassen und jene Weingärten mit keinerlei Gebot belegen. Unter den Zeugen Alber Wollbrecht und Walther ob dem Brunnen, Richter zu M. Reg. bo. 9, 210.

1370 s. 1437.

1375. In die Matrikel der Juristen auf der Universität Prag finden sich eingetragen: Dns. Joannes comes de Hohenloch, canonicus Babenbergensis, rector universitatis juristarum Pragensis; Gotfridus de Mekemol, servitor rectoris. Württ. Jahrb. 1877. III, 116.

1379. Die Brüder Kraft und Gottfried v. Hohenlohe widmen und stiften zu ihrem und ihrer Angehörigen Seelenheil einen Stift und eine Sammlung von 8 weltlichen Priestern in ihrer Kirche, die sie gebaut haben in ihrer Stadt M. vor der Burg. Bischof Gerhard von Würzburg bestätigt die Stiftung. Wib. 2, 323. (St.A.) Jene statten das Stift unter Anderem (s. 1401) mit ihrem Theil am Zehnten zu Ingelfingen aus. W. F. 6, 196.

1381. Lysa, Gräfin v. Sponheim, Gattin Krafts v. Hohenlohe, des Gründers von Stift M. (s. 1437), stirbt und wird in der Stiftskirche beigesetzt (s. 1399). Wib. 1, 66.

1384. Wilhelm v. Bebenburg (Bemberg, OA. Gerabronn) gibt mit anderen Besitzungen M. Burg und Stadt, welche von Hohenlohe an die v. Hirschhorn und von diesen an den Erstgenannten verpfändet waren, dem Burggrafen Friedrich v. Nürnberg zu Lehen auf. Mon. Zoll. 5, 136. Reg. bo. 10, 130.

| 1395. Kraft v. Hohenlohe verschreibt seiner Tochter Anna, Gemahlin des Grafen Philipp v. Nassau, für 9000 Gulden ihres Zugelds und mütterlichen Erbtheils Schloß und Stadt M. St.A.

1399. Kraft von Hohenlohe, der Gründer des Stifts M., stirbt und wird in der Stiftskirche beigesetzt (s. 1381). Wib. 1, 66.

1401. Die Stiftsherren verschreiben sich, dem Stifter Kraft einen Jahrestag zu begehen. Ebend.

1401. Ulrich und Albrecht von Hohenlohe bekennen, daß ihr Bruder Kraft die Kirchsätze zu Honhardt (OA. Crailsheim) und Mulfingen (OA. Künzelsau) dem Stift M. übergeben habe. Ebend.

1407. Der Bischof v. Würzburg belehnt mit einem Theil des Zehnten in M., welchen Eberhard v. Rosenberg aufgesagt, dessen Sohn Ulrich. W. F. 9, 184.

1411. Stift M. hat eine Hofreite in Münster (OA. Mergentheim) Beschr. d. OA. Merg. 635.

1413. Die v. Hohenlohe haben M. u. A. an Konrad v. Weinsberg verpfändet und dieser wird von Würzburg damit belehnt. St.A. Ludewig, Rel. msc. 12, 569.

1420. Der Bischof v. Würzburg belehnt den Grafen Philipp von Nassau und Saarbrücken (s. 1395) mit Burg und Stadt M. StA.

1428. Dieterich Landschad und Frau vermachen dem Stift M. 550 Gulden zu einer Jahreszeit. St.A.

1429. Der Pfarrer zu M. bekennt, daß er und seine Kapläne auf alle Unser Frauen Tage mit ihren Chorröcken auf dem Berg im Stift zum Amt erschienen, in der Prozession ums Münster mitgegangen und dem Gesang ausgewartet, dafür er jährlich 10 Gulden empfangen. (Darüber fortan oftmals Streit.) St.A.

1429. Möckmühler Centbrief s. oben S. 515.

1430. Graf Jerg v. Henneberg wird von Würzburg mit Burg und Stadt M. belehnt. St.A.

1430. An einer großen Prozession von Schönthal auf den Neusaß zur Abwendung der Hussitengefahr betheiligt sich auch der Probst von Möckmühl. Schönhuth, Schönthal 122.

1432. Graf Jerg zu Henneberg verkauft an den Grafen Michael von Wertheim, seinen Schwager, Burg und Stadt M. um 15.000 Gulden. St.A.

1432. Konrad v. Weinsberg und seine Gattin Anna v. Hohenlohe verkaufen dem Stift Unserer Lieben Frauen zu M. einen Theil ihres Zehnten zu Laupach (Hessen?) und den Kirchsatz in Kochersteinsfeld. Wib. 1, 66. Ebenso

1433 ihre Gilten und Zehnten in Siglingen. Ebend. Den Wald in Siglingen verpfänden sie an die Stiftsherren um 500 Gulden. Ludewig, Rel. msc. 12, 618.

1437. Kraft v. Hohenlohe hatte seine Gattin Elisabeth Gräfin v. Sponheim wegen des Heiratguts und der Morgengabe auf M. versichert; diese Versicherung kam an ihre Tochter Anna, Gattin des Grafen Philipp von Nassau, von diesen wieder an deren Tochter Johanna, vermählt mit Graf Georg v. Henneberg. Letzterer trat die Ansprüche 1432 um 15.000 Gulden an Graf Michael v. Wertheim ab. Hiegegen setzte sich Kraft, des Stifters Bruderssohn, und verlangte die Wiederlösung des Mannlehens M., welche man sich ehedem vorbehalten| habe. Die Sache kam an den Pfalzgrafen Otto als Kaiserlichen Kommissarius, 1436 vor den Kaiser selbst, endlich 1437 an den Bischof Johann v. Würzburg und den Kurfürsten von der Pfalz als Schiedsgericht, das zu Gunsten Krafts entschied. Wib. 1, 65. 4, 34. Der Wertheimer war darob so erbost, daß er den Bischof verfehmen ließ und mit dem Tod bedrohte, auch gegen ihn, den Hohenloher und Konrad v. Weinsberg eine lang währende Fehde eröffnete. v. Liliencron, Volkslieder 1, 356 ff.

1437. Kraft verpfändet M. mit Einwilligung des Bischofs von Würzburg als Lehensherrn an Hans v. Dürn um 12.000 Gulden. Biedermann, Rhön und Werra 382. Ebenso

1438 an Sifrid v. Venningen um 10.000 Gulden. St.A.

1439. Stift M. kauft von Thomas und Anshelm v. Rosenberg 2 Theil Weinzehnten in den alten Bergen zu M. um 560 Gulden St.A.

1444. Der Bischof v. Würzburg eignet M. dem Kraft und Albrecht v. Hohenlohe, wogegen diese Schillingsfürst und Bartenstein zu Würzburgischen Lehen machen. Wib. 4, 34.

1445 verkaufen sie M. mit Siglingen etc. für 26.000 Gulden an Kurpfalz. Stälin 3, 674.

1445. Götz v. Berlichingen kauft von Götz v. Adelsheim einen Weingarten und eine Gilt zu M. und Roigheim. Berlichingen 614.

1449. M. ist an Diether Landschad verpfändet. St.A.

1449. Heinrich Elber, Schultheiß in M., vergleicht einen Streit zwischen Stift Mosbach und Kl. Schönthal. Schönhuth, Schönthal 135.

1449. Derselbe vermacht der Pfarrkirche zu M. eine Wiese im See, gen. die Kreuzwiese, zu einer Jahreszeit. St.A.

1451. Pfalzgraf Friedrich weist der Witwe seines 1499 verstorbenen Bruders, des Kurfürsten Ludwig von der Pfalz, Margarete v. Savoyen, Löwenstein und Möckmühl, Burg und Stadt, mit Siglingen u. A. als Widum an. Steinhofer, Chronik 2, 939. 940. Qu. u. Erört. z. bay. u. d. Gesch. 2, 218 f.

1454. Hans Stumpf v. Schweinberg und Angehörige verkaufen an das Salve in die Pfarrkirche zu M. den Heinriethshof in Züttlingen um 101 Gulden. W. F. 5, 394.

1458. Die Stiftsherren zu Möckmühl vertauschen unter Zustimmung des Pfalzgrafen Friedrich ihre Hofstatt gelegen bei Herr Konrad Knechtleins Haus ober Zeyßolfs Haus an den Pfalzgräflichen Amtmann zu M. Ulrich v. Rosenberg, gegen dessen Haus und Garten, die er gekauft hat von Herr Konrad Hauwen hinter und bei dem Stift und nun an Herr Peter Sweglers Pfründe für ewige Zeiten gibt. OR. 9, 439.

1463. Pfalzgraf Friedrich der Siegreiche thut dem Probst und Kapitel der Marienkirche zu M. kund, daß er zu einem Kanonikat und einer Präbende ihrer Kirche den Andreas Hub präsentire, und bittet sie, denselben zum Genuß kommen zu lassen. Quell. und Erört. 2, 407.

1463. Herr Lurein, Pfarrer, Erhard Danzwirt, Frühmesser zu M. Amorb. Kop.Buch. Der Pfarrer, zugleich Dechant des Kapitels Buchen, heißt ebendas. 1470 Lauer, 1479 Leurein.

1464. Burkart v. Thierberg, Probst zu M., beurkundet, daß man zu M. gibt 3 Pfennig für 1 Schilling, und für 1 Pfennig 2 Heller. W. F. 8, 129.

| 1467. Jan. 20. Möckmühl erhält Stadtrechte. Scheffer, Ausführl. chronol. Darst. 63.

1467. Pfalzgraf Friedrich gibt der Stadt Möckmühl das in Heidelberg geltende Ehe- und Erbrecht. St.A.

1467. Pfalzgraf Friedrich gestattet dem Martin Steger, Canonicus der Stiftskirche der heil. Jungfrau Maria zu M., seine Frühmesserei gegen diejenige des Erhart Dankwart zu vertauschen. Quell. und Erört. 2, 436.

1472. In einer Ordnung seiner Besitzverhältnisse für den Fall seiner Verehlichung bestimmt Pfalzgraf Friedrich, daß die Burgen und Städte Weinsberg, Löwenstein, Möckmühl und Neuenstadt, Besigheim etc. ihm, seiner Gemahlin und seinen Leibeserben bleiben und immer der älteste seiner Erben von den Kurfürsten von der Pfalz Schloß und Stadt als Mannlehen tragen und dafür den Lehenseid thun soll. Quell. und Erört. 2, 471 f.

1474. Stift M. kauft in Schefflenz (BA. Mosbach) von Wilhelm Rüdt v. Kallenberg Zehnten für 312 Gulden. Gabelkhover.

1477. Pfalzgräfische Wochenmarktsfreiheit. Stadtbuch.

1479. Die Kirche zu Honhardt (s. 1401) wird dem Stift M. inkorporirt. Jäger.

1482. Pfalzgraf Philipp verleiht die heimgefallene Mühle zu M. der Stadtgemeinde als Erblehen gegen 60 Malter Korn, 10 Gulden für Mastung und 10 Kapaunen jährlich. StA.

1488. Der Pfalzgraf befreit die Stadtgemeinde von der Obliegenheit, das Wasser ins Schloß hinauf zu führen. Stadtbuch.

1495. In der Pfälzischen Steuer laufen von M. 12 Priester mit 57 Gulden, 170 Bürger mit einem Vermögen von 22.925 Gulden und einer Steuer von 460 Gulden 13 Albus 6 Pfenn. Die Klasse der Reichen hat 3 Abtheilungen: 41 à 100–300 fl., 15 à 301–600 fl., 3 à 601–1500 fl.; die zweite Klasse von 50–98 fl. bilden 31 Steuerpflichtige mit 50–98 fl.; die dritte hat 2 Abtheilungen: 30 à 2–20 fl., 39 à 21–49 fl. Dem Schultheißen werden 4 fl. an der Steuer nachgelassen; einige bewilligen einen Beitrag ohne Angabe ihres Vermögens, die ganz Armen und die Taglöhner geben 6–12 Albus. W. F. 7, 553. 558 f.

1498. Von dem Kl. Schönthaler Hof Weigenthal (OA. Künzelsau) gehört die Bede dem Stift Möckmühl. Schönhuth, Schönthal 138.

1504 s. oben S. 204. Herzog Ulrich verpfändet das eroberte M. sofort dem Bischof v. Würzburg für 20.000 Gulden, die er ihm schuldete. Stälin 4, 293.

1506. Ludwig v. Stetten wird zum Vogt von M. bestellt mit 4 Pferden zu warten, 100 Gulden Geld, 100 Malter Dinkel, 100 M. Haber Möckmühler Meß, 3 Möckmühler Fuder Wein, auch Behausung und Beholzung. St.A.

1507. Stift M. macht Erwerbungen in Münster (OA. Mergentheim), welche es 1557 an Hohenlohe wieder veräußert. W. F. 6, 499.

1514. Herzog Ulrich überläßt der Stadt, welche das alte Rathhaus abbrechen und ein neues bauen will, die Steuer aus den in jenem befindlichen Fleisch- und Brotbänken als Baubeitrag. Aber erst 1589 wird das neue Rathhaus mit einem Baaraufwand von 2752 fl. gebaut. Stadtbuch.

| 1519. Belagerung und Übergabe s. oben S. 205.

1520. Martin Oser, Probst zu M., vermacht dem Stift 5 Gulden ewigen Zins zu Bretzfeld, ein Gütlein zu Maisenhelden, daraus jährlich fallen je 18 Sri. Korn und Haber und 1 Sri. Linsen. St.A.

1521. Mai 1. Kaiser Karl V. überläßt dem Bischof von Würzburg Stadt und Amt Möckmühl für 40.000 Gulden, wovon der Käufer die dem Herzog Ulrich geliehenen 20.000 fl. abziehen darf. Sattler, Herzoge 2, 80 f.

1521 s. Roigheim–Gorspach.

1522. Der Probst zu M. schenkt dem Kl. Schönthal 100 Gulden Gold, damit es seine und der Seinigen Jahrzeit begehe. St.A.

1525. Bauernkrieg siehe S. 210.

1527. Der Hammelshausenhof bei M. Versteck der in die Absbergische Fehde verwickelten Raubritter. W. F. 9, 385.

1531. Die Stadt M. will eine neue Schule in der Stadt bauen, aber die Würzburgische Kanzlei hindert sie daran, weil bereits eine auf dem Stift vorhanden sei. St.A.

1534 s. oben S. 213.

1536. Götz v. Berlichingen mit der eisernen Hand, auf Hornberg am Neckar, beruft einen Schneidarzt Lindenplat von M., um ihm ein Lebenswasser zu machen, auch diese Kunst seine Dienerin zu lehren. Der Wundarzt kommt und heiratet nach 5 Wochen die Dienerin, deren Lehrmeister im Branntweinbrennen er geworden war, bekommt aber bald mit Götz Streit und geht davon. Da der Edelmann ihm seine Habseligkeiten zurückbehält, klagt Lindenplat bei dem Speierischen Hofgericht in Philippsburg: er habe sich mehrere Jahre lang in Städten und auf dem Lande mit seiner Kunst im Bruch- und Steinschneiden und Augenarznei ernährt und sich seine chirurgische Instrumente mit Silberbeschläg im Werth von 2 Mark 11/2 Loth erworben, wie auch ein Wetschger (Mantelsack) mit Arzneien, 2 Kunstbücher, Hemden Hosen etc. und 56 Goldgulden nebst einem Pferde verdient. Als er zu seiner Mutter nach M. zurückgekehrt sei, habe ihn Gottfried v. Berl. berufen etc. Weil der Kläger sich wieder in andere Gegenden begibt und nichts mehr von sich hören läßt, wird er abgewiesen. Krieger, Hornberg 41. OR. 12, 183 f.

1537. Graf Albrecht v. Hohenlohe kauft von Probst und Kapitel des Stifts M. den Zehnten zu Ingelfingen (s. 1379) um 450 Gulden zurück. Wib. 1, 67. W. F. 6, 196.

1539. Bürgermeister, Rath und Gemeinde M. kaufen von Kloster Seligenthal dessen Güter, Zinse, Gilten und alle Gefälle in beiden Markungen Schwertz und Sigelbach sammt der Vogtei und Herrlichkeit, wie das Kloster dieselben von Hohenlohe gekauft hatte. Möckm. Stadtbuch.

1540. Kloster Seligenthal verkauft seine Zehnten, Gilt- und Kelterwein in M. an dortige Bürger. St.A.

1542. Bischof Konrad v. Würzburg befiehlt dem Probst und Kapitel des Stifts M., in Würzburg zu erscheinen, aber Württemberg verbietet es ihnen. St.A.

1542. Herzog Ulrich, welcher seit der Wiedereroberung seines Landes (1534) Möckmühl von Würzburg um 20.000 Gulden wieder einzulösen suchte, erlangt dieses endlich nach dem Bischofswechsel von| 1540, so daß am 15. April 1542 der Erbmarschall Konrad Thumb v. Neuburg, Christof v. Venningen und der Kammerrath Nüttel von Stadt und Amt mit neuer Huldigung Besitz nehmen können. Weil die Stadt unter der Würzburgischen Herrschaft beim katholischen Gottesdienst geblieben war, wird der Prädikant von Neuenstadt bestellt, ungefähr 2 Monate in M. zu predigen und die württembergische evangelische Kirchenordnung einzuführen; mit den Stiftsherren wird gehandelt, wie mit den anderen im Fürstenthum, d. h. sie erhalten Leibgedinge von 25–52 Gulden jährlich Geld mit mehr oder weniger Naturalien, oder, wenn sie wollen, eine evangelische Pfarrei. Der Vogt und Keller Hans Rheinhardt wird als erster Stiftsverwalter eingesetzt. Sattler, Herzoge 3 196 f. Stälin 4, 393. Georgii Georgenau, Dienerbuch 493.

1545 ff. Das Stift M. verordnet auf seine Pfarrei Mulfingen einen Canonicus als Pfarrer, er wird aber vom Bischof v. Würzburg als Ortsherrn, weil er im Ehestand lebte, sammt dem Kaplan, der des Pfarrers Tochter geehlicht, verstoßen und um 26 Gulden gestraft, ebenso ein anderer nach ihm, da er sich verheiratete. St.A.

1549. Der Magistrat zu M. bittet den Herzog Ulrich, ihrem Prädikanten während des Interims zu erlauben, daß er ihnen ein Nachtmahl reiche und die Kinder taufe. St.A.

1549. Stift Mosbach tritt die Kollatur und Lehenschaft der Pfarrei und der 3 weiteren Pfründen in M. mit allen Besitzungen, Gefällen und Rechten an Herzog Ulrich v. Württemberg ab und Kurfürst Friedrich von der Pfalz, oberster Patron und Erbschirmherr des Stifts Mosbach, bestätigt die Abtretung. Lagerb. d. Stifts- und Geistl. Verwalt. Möckm.

1556. Herzog Christof, welcher in M. gewesen, verweist von Neuenstadt aus den Keller zu M., daß er das Schloß daselbst so sehr in Unbau kommen lasse. Ebenso wieder 1562. St.A.

1557. H. Christof befiehlt, ein wachsames Auge zu haben auf etliches Markgräflich-Brandenburgische Gesind, das sich mit Weib und Kind in M. niedergelassen und großen Pacht treibe: reit heut einer morgen der ander mit 2, 3 und 4 Pferden aus und ein. St.A.

1557. Stift M. verkauft sein Besitzthum in Münster, OA. Mergentheim, an Hohenlohe. W. F. 6, 499.

1558. Herzog Christof zieht das Stift M. ein. Seifrid Meser, Probst, und Stephan Biniker, Canonicus, werden mit einem Leibgeding für sich, ihre Weiber und Kinder abgefunden. Meser stirbt 1572. Stälin 4, 744. St.A.

1560. Die Stadt erhält Erlaubnis, des Stifts Glocken auf ihr Rathhaus zu hängen. St.A.

1564. Herzog Christof „will die von M., dieweil sie dem Gejäg etwas entsessen und hievor in diesem Fall nit viel gebraucht worden, Zeug und Seil wegen, auch anderer Rüstung zum Gejäg gehörig erlassen und überheben“. Stadtbuch.

1566. Herzoglicher Befehl, die noch im Stift liegenden Kirchen-Ornate ohne Geschrei in Still zu zerschneiden und zu verkaufen, ebenso das mössen Geschirr und die Bücher, den Erlös aber in den Armenkasten zu geben. St.A.

1569. Die Centordnung wird erneuert (s. 1429. 1739). W. F. 7, 68. 70.

| 1615. Der Stift Möckmühlsche Flecken Honhardt (OA. Crailsheim) wird um 59.000 Gulden an die Reichsstadt Hall verkauft. St.A.

1621 s. oben S. 215.

1621. 25. s. Neuhof-Siglingen.

1630 ff. Württemberg als Rechtsnachfolger des Stifts M. ergreift Maßregeln, als Kurmainz in Ruchsen einen katholischen Meßpriester einsetzen will. St.A.

1635. Oktbr. 16. Kaiser Ferdinand schenkt die Probstei zu M. sammt der Stadt und dem Amt dem Bischof Anton zu Wien, welcher solche durch den Grafen von Wolkenstein und den Dr. Christof Besold in Besitz nehmen läßt, auch einen Amtmann Lohrbächer hinsetzt. Sattler, Top. Gesch. 442.

1639. Herzog Eberhard von Württemberg läßt nach dem Tode des Bischofs Anton v. Wien durch seinen Obristlieutenant Peter Pflaumer M. wieder einnehmen. Dieser kommt am 17. Juni mit wenigen bewehrten Leuten vor die Stadt, als eben der Bischöfliche Amtmann auf das Hasenjagen ausgeritten war, bemächtigt sich der Thore und wird von der Bürgerschaft mit Freuden aufgenommen, während dem Lohrbächer das Thor vor der Nase zugeschlossen wird. Der katholische Abt Emerich zu Murrhardt will mit einer Anzahl Musketiere und 3 Reitern sich der Stadt wieder bemächtigen, schleicht sich während eines Nebels ein, muß aber schließlich um Erlaubnis bitten, sich wieder in sein Kloster zu begeben. Die Kaiserlichen Proteste gegen Württemberg ziehen sich bis ins Jahr 1641. Sattler, Herzoge 7, 209 ff. 214. 8, 3.

1642. Die Franzosen (s. oben S. 216) nehmen M. hart mit, zerstören namentlich die Stiftskirche. Sattler, Top. Gesch. 442.

1645 s. oben S. 217.

1649. Septbr. 27. Herzog Eberhard überläßt die Städte und Ämter M. und Neuenstadt seinem Bruder Herzog Friedrich (s. Neuenstadt). Sattler, Herzoge 9, 63.

1663 s. oben S. 218.

1664. Joh. Friedr. Saltzmann, Centschultheiß von Möckmühl, stirbt als Schwäb. Kreis-Commissarius eines Unfalls halber, da ihm eine Hand herunter gehauen worden von etlichen verloffenen Ungarn, allda in Hungaria. v. Georgii-Georgenau, Dienerbuch 494.

1739. Die Centordnung (s. 1429. 1569) wird erneuert. W. F. 7, 68 ff.

1752. Das Pfarrhaus wird neu aufgebaut.

1758 Errichtung einer Apotheke.

1759 s. oben S. 221.

1766. Herzog Karl begehrt von den Ämtern Weinsberg, Neuenstadt und Möckmühl ein Anlehen von 25.000 Gulden zu machen, steht aber, da die Landschaft protestirt, davon ab.

1783. Auf der Burg wird ein neues Oberamtei- und Kellerei-Gebäude erbaut.

1791. Der erste Viehmarkt wird gehalten.

1797. Mai 26. Die Städte und Ämter Möckmühl und Waiblingen lehnen die verlangte Beschickung des Landtags mit eigenen Deputirten ab. Scheffer, Ausführl chronol. Darst. 244.

1801. Vergleich zwischen der Kurplälzischen Geistl. Administration zu Heidelberg, Namens des Stifts Mosbach, und der Herz. Würt.| Rentkammer, Namens der Kellerei Möckmühl, wegen des Stifts Gerechtigkeit von 1/3 des großen Zehnten in ganzer Möckmühler Markung. St.A.

1842–44. Kameralamt Neuenstadt vertauscht an Fürstl. Leiningensches Rentamt Buchen Weingilten in Ruchsen gegen solche in M. St.A.

1849. Die Straße von Züttlingen durch Möckmühl nach Roigheim wird gebaut. Die steinerne Jagstbrücke, bis dahin Gemeindeeigenthum, stürzt in Folge Hochwassers theilweise ein und wird vom Staat mit einem Aufwand von 40.000 Gulden neu hergestellt, von der Stadtgemeinde mit 6000 Gulden abgelöst.

1854. Jan. 14. Die ehemalige Zehntscheuer mit mehreren Wohn- und Nebengebäuden brennt ab.

1858. Die Jagstthalstraße von Möckmühl wird vollendet und ein Postamt errichtet.

1860. Septbr. 28. Eine Feuersbrunst zerstört 8 Haupt- und 3 Nebengebäude und beschädigt noch 12 Nebengebäude.

1869. Aug. 18. Eröffnung der Eisenbahn.

Parzellen:

Brandhölzle, Hof, südöstlich von der Stadt auf der Höhe des rechten Jagstufers.

Schwärzerhof, südwestlich von der Stadt auf der Höhe rechts von der Jagst. Auf demselben steht ein herrschaftliches Haus mit Mansardendach, anfangs dieses Jahrhunderts gebaut; das sog. Pächterhaus im Schweizerhausstil, dabei Stallungen u. s. w. Das Gut enthält jetzt an Feld 110 ha 19 ar, an Wald 5 ha 19 ar und ist (als Allod) seit 1815, in welchem Jahr es von Freifrau Philippine von Ellrichshausen gekauft wurde, im Besitz der Freiherren von Ellrichshausen zu Assumstadt. Der Boden ist ein kalkhaltiger, warmer Lehmboden, der sich besonders zum Luzernbau eignet. Die jetzige Gutsherrschaft hat das Gut durch tüchtige Bewirthschaftung, insbesondere durch Einführung des Kleebaus und der Obstbaumzucht, aus einem sehr herabgekommenen zu einem einträglichen, rationell betriebenen Gut erhoben.

Schwärzerhof, alt Schwerza (wohl von dem schwarzen Humus), früher auch nach dem ursprünglichen Besitzer Tümming (Domeneck) Tünnings-, Thennichs-, noch 1770 „Thonnichs- oder Schwörzerhof“ genannt, kam von den Möckmühler Hohenlohe theils an das bei Osterburken gelegene Cisterzienserinnenkloster Seligenthal, theils an das Chorherrenstift Möckmühl. Den Seligenthaler Antheil erwarb 1539 die Stadtgemeinde Möckmühl; über den Stiftshof siehe 1696 ff.

| 1313. 1330. Albert v. Hohenlohe, gen. v. Möckmühl, und seine Gattin Hedwig verkaufen ihre Güter in villis Sensfelt (Sennfeld), Sigelbach, Swerze (Schwerza, Schwarza), Korbe und Buchsheim, für 170 Pfd. Hlr. dem Kloster Seligenthal. Gud. Cod. dipl. 3, 739 f. Reg. bo. 5, 246. 6, 342.

1338. Ebenderselbe schenkt dem genannten Kloster Gilten in den gedachten Orten zu einem Jahrstag. Meusel, Beiträge 1, 224.

1421. Fritz Duming (v. Domeneck) und seine Ehefrau Adelheid v. Hausen vermachen dem Stift Möckmühl zu einer Jahrzeit ihren Hof zu Schwertz, der jährlich giltet 6 Malter Korn, je 4 M. Dinkel und Haber, sowie 5 Gäns, 6 Sommerhühner, 30 Pfennig. St.A.

1426. Kloster Seligenthal klagt über Eingriffe in seine Rechte auf dem Hof zu Schwertz. St.A.

1539 s. oben S.

1582. Erblehenrevers des Hippolyt Stubenrauch und anderer Bürger zu M. um des Stifts Möckmühl und Almosens eigenthümlichen Hof, genannt der Tynnichshof, zu Schwertz in Möckmühler Markung gelegen. St.A.

1696/1701. Der sog. Thennichsfreihof zu Schwärz, Erblehenhof des Stifts Möckmühl, wird von dem Fürstl. Württ. Neuenstädtischen Minister, Franz Tollnay de Göelin, als Erblehensträger, mit Herzoglicher Genehmigung an den Hauptmann Dav. Alex. Krumhaar verkauft. St.A.

1747. Pächter des Tennichshofs zu Schwörtz: Georg Schreck, Schiffsmann zu Haßmersheim. St.A.

1753. Pächter des Thönnichs- oder Schwörtzerhofs: Georg Michael Horcher zu Reichertshausen. St.A.

Weiler Siegelbach, 21/2 km westlich von der Stadt.

Zur Geschichte von Siegelbach (der Name wohl irgendwie zu sigen = sinken, woher versiegen).

1313. 1330, 1338 siehe Schwärzerhof. 1539 siehe oben S.

1478. Anna Utzlingerin, Hartmann Stumpffen Wittib, verkauft dem Kaplan in der Pfarrkirche zu Möckmühl ein Drittel des großen und kleinen Zehnten zu Siegelbach um 45 Gulden. St.A.

1489. Kilian v. Berlichingen verkauft Jost Grimmeln seinen Zehnten und Güter zu S. um 60 Gulden. St.A.

1510. Jost Grimmel zu Möckmühl verkauft seinen Zehnten in S. sammt andern Gütern zu Möckmühl und Reichertshausen um 235 fl. St.A.

1558. Vertrag zwischen Möckmühl und Reichertshausen wegen des Triebs Siegelbach, auch der Besteuerung und Frohnen der Lehengüter in der Siegelbach. St.A.

Sülzhof ein der Stadt gehöriges Pachtgut, verpachtet um 6400 M., an der westlichen Grenze der Markung, zwischen der von Bittelbronn und Reichertshausen, 51/2 km von der Stadt entfernt.

| Äußere und nähere Sülz (= Örtlichkeit, wo salziges Wasser im Boden sitzt, oder wo sich eine Salzlecke oder auch eine Wälzlache für das Wild oder das Herdvieh findet) sind alte Möckmühler Flurnamen. In der äußeren Sülz war den Herren v. Hartheim auf Domeneck aus guter Nachbarschaft ein unschädliches Häglein zu schlagen gestattet, was 1590 dem Junker Georg Wolf v. Hartheim wegen sonderer Verwüstung verwehrt wurde.

In alter Zeit gehörte zu Möckmühl ein jetzt abgegangener Hof Gorspach, über welchen Näheres unten bei Roigheim zu finden ist.


« Kapitel B 22 Beschreibung des Oberamts Neckarsulm Kapitel B 24 »
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).