Berthold Auerbach (Die Gartenlaube 1854)
Ich hatte ein Jahr in Halle theologische und philosophische Collegien gehört, in denen man uns beweisen wollte, die Hauptsache von Allem auf der Welt sei die, ob sie ein persönlicher oder unpersönlicher, ein inner- oder außerweltlicher Gott gemacht habe. Wir jungen Studenten waren natürlich mehr für den unpersönlichen, weil der keine so entsetzlich strenge Linie von Gut und Böse durch die Welt zog. Ich glaube, derjenige der Herren Professoren, der die amüsantesten Collegien las, war im Grunde auch unserer Meinung, doch war er viel zu geistreich, als daß er über irgend Etwas in der Welt eine bestimmte Meinung hätte äußern können. Wir dagegen waren damals in dem Alter, wo man die bestimmtesten Meinungen im ganzen Leben hat und als nun die Ereignisse des Frühjahrs 1848 manche Rücksicht, eine Meinung auszusprechen, aufhoben, da meinten wir erst recht, ganz allein Recht zu haben. Wir waren der festen Ueberzeugung, jene Welterschütterung sei nur eingetreten, damit die Philosophie des unpersönlichen Gottes und des Weltgeistes siege über der des persönlichen Gottes und der Vorsehung. Alles Bestehende war aufgehoben und jener gewisse ungewisse Weltgeist wollte auf irgend eine gewisse ungewisse Weise eine neue Zeit einrichten. Das, was war, auch jeder renommistische Student und wahnsinnige Krakehler, war „vernünftig;“ und was „vernünftig“ war, d. h. konsequent bis zur Tollheit und selbst bis zum Tendenzdiebstahl, das sollte wirklich werden. Die Leidenschaft, konsequent zu sein, hatte die halbe Welt ergriffen und diesem modernsten, blindesten Fanatismus sollten Vaterland, Familie, Religion, Kunst, Wissenschaft, die eigene Persönlichkeit selbst mit ihrem einzelnen persönlichen Glücke, kurz die ganze Welt des natürlichen Denkens, Empfindens, Handelns zum Opfer fallen. Auch ich war, wenn auch nur gegen mich selbst, solch ein Fanatiker und fühlte ich auch manchmal mit dem Spieler im Faust von dem verkappten Mephisto:
„Mir ist bei alle dem so dumm,
Als ging mir ein Mühlrad im Kopfe herum,“
so wagte ich doch nur selten solche Empfindungen auszusprechen; sie war ja eine Sünde gegen unseren heiligen Geist – die Konsequenz.
Da lernte ich den Verfasser der „Schwarzwälder Dorfgeschichten,“ den Dichter des „Lorle“ kennen – es war in Breslau, wo er den Sommer des Jahre 1848 über bei dem Vater seiner kurz vor dem, so früh geschiedenen Gattin lebte. Berthold Auerbach’s äußere Erscheinung schon und sein Naturell, wie es bei dem ersten Blicke sich offenbart, wie neu, wie anziehend, wie wohlthuend trat es mir entgegen! Nichts von der verzweifelt exaltirten Stimmung jener Jahre haftete ihm an, er war noch der Mann, der, obgleich er den ganzen Ernst der Zeitverhältnisse begriff, doch noch gemüthlich und humoristisch sein konnte, so daß wir norddeutschen Professorenlehrlinge immer nicht wußten, ob wir ernste oder lachende Gesichter machen sollten, wenn er in seiner liebenswürdig derben Weise, nie in philosophischen Phrasen, stets in Liedern und Beispielen aus der Wirklichkeit uns den Text las und an stets neuen Anekdoten uns bewies, daß unsere Weltanschauung unter diejenigen gehöre, welche man „verkehrte Weltanschauungen“ zu nennen pflege.
Als ich das erste Mal mit ihm sprach, – wir gingen aus einem stürmischen Klubb, in dem die sociale Frage gelöst war, nach Hause, – da war eines seiner ersten Worte, daß er uns „Leibeigene des Allgemeinen“ nannte. – Vor einem Baume auf der Promenade blieb er stehen und sagte in seiner humoristischen Weise: „Seht nur, merkwürdig! Das ist ein selbstgewachsener Baum – ohne Konsequenz!“ Und in der That, wir mußten erst eine Weile staunen, eh’ wir lachen konnten! – „Wer hat Euch zu Generalen der Weltgeschichte gemacht?“ so fuhr er in demselben Tone fort; „was wißt Ihr von dem Feldzugsplan, den die Menschheit jetzt ausführt? Kein Meister fällt vom Himmel, alle müssen von der Pike auf dienen und wir alle sind nur noch gemeine Soldaten, höchstens Gefreite in dem großen Genre der Geschichte. Der große
[513]Feldherr, den die Einen Gott, die Andern Weltgeist nennen, hat keinen von uns in seine Strategie eingeweiht. Bleibe jeder auf seinem Posten. Wir haben jetzt Krieg, – und ist Insubordination im Kriege nicht mit Recht das größte Verbrechen?“
Jene Worte, die er der Baronin in seinem Roman „Neues Lehen“ in den Mund legt, hörte ich damals von ihm erzählen: „Als ich zum ersten Male im Sonnen-Mikroskop sah, welche Ungeheuer wir im krystallhellen Wasser verschlingen, konnte ich lange keines mehr genießen und als ich das Elend des Volkes nahe kennen lernte, konnte ich keinen Spaziergang, keine Lustfahrt in das Land machen. Aber – ohne Wasser können wir nicht leben und wir müssen alle wieder lernen Wasser trinken und spazieren gehen.“ – – „Mit kecker Laune, mit frischer Zuversicht, auf die eigene Kraft pochend, muß das Leben erfaßt werden; der Ernst wird sich von selber geltend machen. Ein Sklave ist, wer sich von außen seine Stimmung und Bestimmung geben läßt und in fremde Hand die Leitung seines Daseins legt.“
Ein Hauptthema seiner Unterredungen war: „Ihr denkt nur: was soll das Volk? Ihr wollt nur finden, was Ihr selbst mitbringt! Der Naturforscher aber nimmt die Dinge, wie sie sind. Auch Ihr sollt erforschen: was ist das Volk und was kann es demzufolge wollen. Treibt Naturgeschichte, nicht gefährlich experimentirende Philosophie mit dem Volke, – der Experimentirende experimentirt stets seines Zweckes, nicht des Materials willen und das Volk ist ein zu kostbar Material für so – frivole Zwecke!“
So trat mir Berthold Auerbach, wie mir noch nie eine solche Erscheinung begegnet war, als der Kernmensch, als das gesunde, kräftige, unmittelbare Naturell entgegen, das aus dem Boden eines frischen, glücklichen Volkslebens hervorgegangen war und diesen Boden nie verloren, nie zu verleugnen nöthig gehabt hatte; das in sich selbst stets das Recht und die Richtschnur seinen Daseins findet; das, ohne die Frage nach dem persönlichen oder unpersönlichen Urgrunde, unbeirrt von dem Verlangen konsequent zu sein, Fuß gefaßt hat in dem vorhandenen, wirklichen Leben.
[514] Auerbach machte den Widerspruch des einfachen gesunden Menschenverstandes, der anspruchslosen natürlichen Empfindung geltend gegen die unfruchtbare, philosophische Richtung unserer Literatur und unsers öffentlichen Lebens. Es fragt sich bei ihm nie nach Prinzipien; es bietet uns stets Gedanken dar, der unmittelbaren Lebenserfahrung abgewonnen, unmittelbar auf das Leben wieder anwendbar. Daß er seine Wahrheiten aus der Mannigfaltigkeit des bunten Lebens frisch herauswachsen läßt, das war das Ueberraschende seines literarischen Auftretens. Mit derselben liebenswürdigen Naivität, dem kecken Mutterwitze und der liebevollen Seele, mit der „Lorle“ dem Prinzen eine politische Rede à la Marquis Posa hält, trat er dem Publikum entgegen und entzückte es durch die Wahrnehmung, daß man nur natürlich zu sein brauche, um weise und – einnehmend zu sein! Er haßte nichts so sehr als die Manier à la Lord Byron, den „Byronismus,“ wie er selbst sagte, die „Lüsternheit nach Abenteuern, parfümirt und koket aufgeputzt mit Weltgedanken und Weltschmerzen.“ Er eiferte gegen nichts mehr als gegen den „Kitzel der Geistreichigkeit, nach vornehmer Art Dinge von Ernst und Bedeutung als gesprächsames Redespiel zu verwenden.“
Wenn ich jetzt nur auf jene sechs wandlungsreichen Jahre unserer Bekanntschaft zurückblicke, so muß ich gestehen, daß Auerbach doch ziemlich Recht bekommen hat mit seiner, weder auf Philosophie, noch Statistik oder Diplomatie gegründeten Politik. Ich habe wenige Männer kennen gelernt, die stets eine so bestimmte Ansicht hatten, dieser so treu geblieben sind und so wenig wie er Etwas zu bereuen nöthig hatten, was öffentlich gesagt oder gethan wurde. Seltsam kam bei alle dem es mir immer vor, daß er, der mir so werth und einflußreich wurde, weil er kein Philosoph war, auf nichts stolzer ist, als auf seine philosophische Bildung. Ja, er sagte einmal, mehr als zum Dichter, wäre er von der Natur noch zum Philosophen bestimmt und sein Roman „Spinoza,“ den er neu umgearbeitet mit dem Titel: „Ein Denkerleben,“ nächstens zum zweiten Male herausgeben will, scheint ihm das Liebste unter seinen Büchern zu sein. So pflegt eine von Selbstgefälligkeit nicht verführte, stets nach Allgemeinheit der Bildung strebende Natur das, was ihr eigen ist, weniger hoch zu schätzen, als was ihr fern liegt und was sie zu erreichen streben muß!
Ein Herr Professor in Freiburg im Breisgau hat kürzlich in der Vorrede zu einem sehr mittelmäßigen, auf ziemlich rohe Bedürfnisse des Lesepublikums berechneten Buche, unseren Dorfgeschichten-Dichter seiner jüdischen Abkunft wegen die Fähigkeit, schwarzwälder und deutsche Volksthümlichkeit überhaupt zu verstehen abgesprochen und wagt dabei die Behauptung, er sei nur gepriesen, weil er das Verdienst habe, kein Christ zu sein. Dieselbe Bestimmtheit, mit der dieser gelehrte Herr auftritt, müssen wir für uns in Anspruch nehmen, zu behaupten, er habe nicht die Fähigkeit, weder in künstlerischer noch sittlicher Beziehung die Verdienste Auerbach’s zu würdigen. Gerade, daß Auerbach bei Allem, was er geschrieben, nie von politischen oder religiösen Parteizwecken verleitet wurde, sondern stets den bestimmten und allgemein deutschen Gesichtspunkt im Auge hatte, das hat ihn zum Schriftsteller der Nation gemacht. Es giebt wenige Menschen, die so wie er im wahrsten Sinne Religion haben, den eingewurzelten unantastbaren Glauben an die Mitmenschen, an das Vaterland, an die Zeit und – sich selbst und die eigene sittliche Aufgabe.
Ueber Auerbach’s Lebensschicksale giebt die neuste Auflage des Brockhaus’schen Conversationslexikons uns die besten und ausführlichsten Nachrichten. Nach ihnen wurde Auerbach am 28. Febr. 1812 zu Nordstetten im würtembergischen Schwarzwald geboren. Von seinen Aeltern ward er zum Studium der jüdischen Theologie bestimmt und erhielt seine Schulbildung in Hechingen und Karlsruhe, wo er zugleich das Gymnasium theilweise besuchen konnte. Den Gymnasialcursus vollendete er in Stuttgart und studirte dann von 1832–1833 in Tübingen, München und Heidelberg, wo er von der Theologie sehr bald zur Philosophie und Geschichte überging. Burschenschaftliche Untersuchungen führten ihn 1835 einige Monate auf die Festung Hohenasperg. Von da an widmete er sich der schriftstellerischen Thätigkeit und, den Beginn derselben an die Lage seiner Stammesgenossen knüpfend, veröffentlichte er 1838 die Schrift: „Das Judenthum und die neueste Literatur.“ Unter dem Gesammttitel: „Ghetto,“ folgten derselben zwei Romane aus der Geschichte des Judenthums, 1837 „Spinoza“ und 1839 „Dichter und Kaufmann.“ Nach einer Uebersetzung von „Spinoza’s sämmtlichen Werken“ (1841) und einem „Buche für den denkenden Mittelstand: „Der gebildete Bürger“ (1842), begann er 1843 die Herausgabe seiner „Schwarzwälder-Dorfgeschichten,“ die seinen Ruf erst begründet und als eine eigenthümliche Epoche machende Erscheinung ihn in die Literaturgeschichte eingeführt haben.
Unser klassischer Dorfgeschichten-Erzähler ist keiner von den vielseitigen Schriftstellern, die Alles leisten wollen und können und rastlos von einem Gebiete der Kunst zum andern auf Eroberungen ausziehen; er ist der Landmann unter den Dichtern, der treu an seiner Scholle haftet und die Ergiebigkeit dieser mit angestrengtem Eifer auszubeuten bemüht ist, wobei er von Jahr zu Jahr größern, ursprünglich selbst nicht geahnten Reichthum zu Tage fördert. Er fing die Dorfgeschichten mit dem „Tolpatsch“ und den „feindlichen Brüdern,“ kleinen zufälligen, aus dem Volksleben gegriffenen Genrebildern an; ging dann im „Lauterbacher“ zur zusammenhängenden Schilderung eines sich fortentwickelnden Seelenlebens über, gab in der „Frau Professorin“ und im „Lucifer“ Novellen im höheren Sinne, mit einem sich anspinnenden und sich lösenden Konflikt, mit innerlichem Gegensatze einander entgegentretender Charaktere.
Damit meinte Auerbach die Entwicklungsstufen der Novelle durchlaufen zu haben, und versuchte sich im Drama („Andreas Hofer“, 1849) und Roman („Neues Leben“, 1851). Wenn er aber von beiden Kunstgattungen wieder abstand, so hat er die eigenthümlichen Vorzüge derselben, die stets fortschreitende Entwicklung einer Handlung und die Gruppirung der Charaktere nach innerer Nothwendigkeit, in das ihm zugehörige Genre der Dorfgeschichte hin übergenommen. Kann man den Erzählungen der beiden ersten Bände den Vorwurf machen, daß auch sie, dem Geschmacke ihrer Zeit nicht ganz fremd, einen gewissen belletristischen, dilettantischen Beigeschmack nicht verleugnen können, da sie die Natur nur im Feierkleide, das Volk meist in seinen Sonntagsstimmungen, den Bauern nicht im Ernst und Kampf seines Berufes, sondern mit rein ästhetischem Behagen gleichsam an einen neuen Luxusartikel, schildern, so haben die großen Ereignisse seit 1848 auch Auerbach von solch spielendem Humor auf das wirkliche Leben selbst mit seinen unabweisbaren Thatsachen und gewaltigen geschichtlichen Kämpfen hingeführt. Zuerst die „Geschichte des Diethelm vom Buchenberg“ im dritten Bande der Dorfgeschichten (1852) führte uns einen Stoff vor, der den großen praktischen Konflikten der Gegenwart entnommen war. Das waren Bauern, wie sie wirklich leben, denken und empfinden; das war die erschreckende Enthüllung eines allgemeinen bedeutungsvollen Vorganges, die Criminalgeschichte jenes verführerischen, Schwindel erregenden, bis zum Verbrechen fortreißenden Geistes der Spekulation, der mit seiner unwiderstehlichen Berauschung den großen Handelsherrn der Weltstädte und den kleinen Verkäufer seines eigenen Bodenertrages in gleicher Weise über seine Verhältnisse hinaus in’s Verderben fortzureißen im Stande ist. Man konnte aber an dieser Erzählung wieder die Ausstellung nicht verschweigen, daß der Dichter bei einer zu getreuen Schilderung der Wirklichkeit doch plötzlich auch allen wohlthuenden, verklärenden Reiz der Poesie verschmäht habe; dafür aber bietet er uns im neuesten vierten Bande der Dorfgeschichten (1854) ein Bild, das diese scharfe Charakteristik zugleich mit kräftigem und idealem Style der Darstellung vereinigt.
„Der Lehnhold“ ist gewissermaßen eine Tragödie, deren Held der letzte Bauer ist. Die Frage nach der Theilbarkeit der ursprünglich untheilbar erblichen Bauergüter bildet den Konflikt darin. Der alte „Furchenbauer“, der sich entgegenstemmt gegen das Alles gleichmachende Gesetz, das dem Leben der Nation die Wirbel durchschneiden will, indem es auch den Boden der mütterlichen Erde dem Geiste der Industrie und Spekulation preisgiebt, ist wohl die bedeutendste Figur der Auerbach’schen Schöpfungen und nur ergreifender dadurch, daß ihr gegenüber das Verlangen nach Neuerung, die Nothwendigkeit der Befreiung und Entfesselung in gleicher Berechtigung und herzgewinnender Leidenschaft geschildert ist. So große, für Leben und Kunst gleich wichtige Eroberungen hat Auerbach auf seiner Scholle zu machen gewußt, da er in die Tiefe ging. Seine Erzählungen sind zum Theil gewaltig ernst geworden, von den tragischen Erschütterungen unsrer kulturhistorischen Kämpfe ergriffen, – wird der allgemeine Beifall ihm jetzt eben so ungetheilt zuströmen, wie früher seinen harmlosen Genrebildern? Das ist ein Prüfstein für die Bildung unseres Lesepublikums!
[515] Außer diesen vier Bänden gab Auerbach in den letzten Jahren heraus: „Schrift und Volk, Grundzüge der volksthümlichen Literatur, angeschlossen an eine Charakteristik J. P. Hebel’s“ (1846), dann als Ergebniß seiner Anwesenheit in Wien während der Oktoberrevolution: „Ein Tagebuch aus Wien, von Latour bis Windischgrätz“ (1849) und eine Sammlung schon früher einzeln veröffentlichter Novellen unter dem Titel: „Deutsche Abende“ (1850).
Auerbach ist derjenige der deutschen Schriftsteller neuester Zeit, der die größte Verbreitung erlangt hat. Die ersten beiden Bände der Dorfgeschichten haben vier Auflagen erlebt, und sind bis zu 25,000 Exemplaren in das Volk übergegangen. Sie sind in’s Englische, Holländische, Schwedische und dreimal in’s Französische u. s. w. übersetzt; Auszüge werden sogar als französische „Eisenbahn-Bibliothek“ verkauft. Seine gesammelten Werke erleben bei Bassermann in Mannheim jetzt eine stereotypirte Ausgabe.
Seit vier Jahren lebt Auerbach, zum zweiten Male verheiratet, in Dresden im vertrauten Umgange mit Gutzkow, Hammer, Wolfsohn, den Gebrüdern Bank, Amely Boelte und den übrigen, diesem geist- und charaktervollen Kreise sich anschließenden Männern des öffentlichen und privaten Lebens. Seine Kunst hat einen goldenen Boden gehabt und die kleine Scholle der Dorfgeschichte ihm mehr als Manchem ein Rittergut eingetragen. Sein natürliches, wohlwollendes Wesen hat nichts eingebüßt in seinen eleganten, nach feinem wiener Geschmack seiner Gemahlin arrangirten Salons. Freilich wollen seine Freunde behaupten, daß das Wohlbehagen athmende Benehmen, die gedrungenere Figur anfange, ihn mehr als dem „Reinhart“, dem „Wandeleswirth“ ähnlich zu machen; aber das klangvolle, aus der breiten Brust tönende Organ und das der Welt weit geöffnete, entgegentretende blaue Auge – eine seltene Schönheit neben dem schwarzen, gelockten Haar – lassen keinen Augenblick den Dichter in ihm vergessen. Daß er dasselbe Glück in der irdischen Wirklichkeit, das er mit seinen Poesien enthüllte, auch für sein Lebensschicksal zu erobern wußte, ist wohl nur ein neues Zeugniß für die kräftig gesunde, harmonische Natur seiner Dichtungen sowohl als seines Selbst.