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R Meyers Blitz-Lexikon (1932)
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[Sp. 541, 542] Enthüllungen Gogols. In seine, des „Slawophilen“, Spuren tritt eine große Schar (Herzen u. a.). Viele von ihnen schüren, v. der Reaktion verbannt, aus der Ferne die Revolution. Bekanntester „Westler“ ist Turgenjew. Die polit. Anklage lebt weiter bei Gontscharow; L. Tolstoj vertieft sie zur relig.-sittl. Forderung. Dostojewskij enthüllt die letzte Gesetzlichkeit des Menschenwesens. Bed. Erz. ist Leskow. Das Proletariat schildern die „Narodniki“ (die realist. Schilderer des Volkslebens der 1860–80er Jahre), Korolenko, Tschechow, Gorkij, Andrejew. Die Gesellschaft stellen Sologub u. Artzibaschew dar; Meister des geschichtl. Romans Mereschkowskij. Bedeutendste Lyriker: Fet, Sologub, Bjelyj. Das Drama (Tolstoj) steht zurück. Unter der strengen Sowjetzensur kommt nur zu Wort, was sich bolschewistisch gebärdet. Begabte Prosaisten: Babel, Ehrenburg, Fedin; neben ihnen Ssiwatschew, Gladkow, Somjonow u. die Frauen Inber, Schaginian, Sejfulina, Kollontaj. Wera Figner u. Gorkij haben sich Kritik erlaubt. Brjussow (auch Lyrik) u. Dymow stehen der Politik fern, Panin ist (sowjet-)religiös. Block gibt ungeschminkte Zeitbilder. Lyrik, Epos, Drama sind fast nur durch Majakowskij vertreten; der Film ersetzt z. T. das Theater. Im Ausland leben Mereschkowskij, Ehrenburg, Schmeljow, Krasno u. Ropschin. Lit.: A. Luther, Gesch. der russ. Lit. (1924).

Russisches Reich, früheres Kaiserreich in O-Europa und N-Asien; 1914: 22,4 Mill, qkm, 180 Mill. E; ↑ Sowjetunion.

Russisch-Japanischer Krieg Da Rußland seinen Einfluß in der Mandschurei und in Korea verstärkte, überfiel ohne Kriegserklärung Japan die russ. Flotte 9. 2. 1904 bei Port Arthur u. in Chemulpo. Stössel übergab 2. 1. 1905 Port Arthur. 1.–9. 3. nahmen die Japaner Mukden; 27. 5. wurde Admiral Roschdestwenskij von Togo bei Tsushima besiegt. Friede von Portsmouth.

Russisch-Mittelasien, RußlandSowjetunion.

Russomanie, übertriebene Vorliebe für Rußland; Russophilie, Russenfreundschaft.

Rußtau, schwarzer Überzug auf Blättern, dch. Schmarotzerpilze.

Rust, Wilhelm, Kirchenkomp., 1822–92; Hrsg. der Werke Bachs.

Rüstanker, Reserveanker.

Rüster = Ulme.

Rustika, Mauerwerk aus Quadern m. unbehauener Ansichtsfläche.

Rüstringen, oldenburg. St., 49 000 E; Wilhelmshaven benachbart.

Rustschuk, nordbulg. St., 46 000 E; Donauhafen.

Rüstung (Panzer), Schutzbekleidung für Mann u. Pferd; Blütezeit 16. Jh., von da ab auch Harnisch genannt.

Das Prozent-Verhältnis der Rüstungsausgaben zum gesamten Staatshaushalt.

Rüstungen, die milit. Vorbereitungen d. Staaten für einen Krieg.

Rüstungsindustrie, Waffen- und Munitionsindustrie sowie Giftgas-u. Gasschutzgeräteherstellung.

Rute,

1) (Penis) Begattungsorgan; auch Schwanz bei Hund und Haarraubwild.
2) Früheres Längenmaß, ↑ Übers. Sp. 416.

Rutenbündel (fasces), Ruten mit Beil, dch. rote Riemen zusammengehalten, im alten Rom von den Liktoren getragen als Symbol der Gewalt üb. Tod od. Leben; heute Kampf- u. Hoheitszeichen des ↑ Faschismus.

RutengängerWünschelrute.

Ruth, Stammutter des Hauses David.

Ruthenen, Stamm der Kleinrussen beiderseits der Karpaten, etwa 4 Mill.

Ruthenium, stahlgraues ↑ Platinmetall (↑ Elemente), spez. Gew. 12,26, schmilzt bei etwa 1900°.

Rutherford, Sir Ernest, engl. Physiker, *1871; Radioaktivität.

Rutil, Mineral, Titansäure; zu Titanpräparaten.

Rütli, Waldwiese westl. v. Vierwaldstätter See, wo nach der Sage 1307 der Bund zw. Uri, Schwyz u. Unterwalden geschlossen wurde.

Ruwenzori, vergletschertes Gebirgsmassiv an der Grenze v. Belg.-Kongo und Brit.-Ostafrika, 5130 m.

Ruysbroek, Jan van, holl. Mystiker, 1294–1381.

Ruysdael = Ruisdael.

Ruyter, Michiel de, holl. Seeheld, 1607–76.

RVO., Reichsversicherungsordnung.

RW, Kennzeichen f. Kraftwagen der Reichswehr.

Rybnik, poln. St., Oberschlesien, 11 600 E.

Rydberg, Joh. Rob., schwed. Physiker, 1854–1927; Seriengesetze d. Linienspektren.

Rykow, Alexej, *1880, 1927–29 Vors. des sowjet-russ. Rates der Volkskommissare.


S

S, österr. Schilling; s, engl. Shilling.

s. a. = sine anno, ohne Jahr.

Saadi (Moßlich ed-dîn), größter didakt. Dichter Persiens, 1184–1291; „Gulistân“.

Saalach, Nbfl. der Salzach.

Saalburg, röm. Grenzkastell im Taunus, nordw. Bad Homburg, wiederhergestellt seit 1871.

Saale,

1) Nbfl. der Elbe, vom Fichtelgebirge, 427 km;
2) Nbfl. des Mains, 111 km.

Saalfeld, südthür. St., an der Saale, 18 000 E. Hier fiel 10. 10. 1803 Prinz Louis Ferdinand.

Saaltochter, in der Schweiz Kellnerin.

Saane, Nbfl. der Aare, 128 km.

Ausschnitt aus dem Tal der Saar.

Saar, Nbfl. der Mosel, von den Vogesen, 246 km. S.kanal (63 km) zum Rhein–Marne-Kanal.

Saar, Ferd. v., österr. Dichter, 1833–1906; „Novellen aus Österreich“.

Saarbrücken, Hptst. des Saargebiets, an der Saar, 127 500 E; Ind. (bes. Metallwaren). 1919 Sitz der Saarregierung.

Saarburg (seit 1918 frz.), St., Lothringen, an der Saar, 8000 E.

Saargebiet, Gebiet in W-Dtschl., südl. Teil der Rheinprov., an der frz. Grenze, unter Völkerbundskontrolle, 1910 qkm, 768 000 E. Flachwelliges Hügelland. Große Bodenschätze (1927: 13 596 000 t Kohle gewonnen); Schwerind. (1 771 000 t Roheisen, 1 895 000 t Rohstahl, 2 621 000 t Koks), chem. Ind. (32 097 t Benzol, 27 828 t Ammoniak).

1919 vom Dt. Reich abgetrennt (als Ersatz für die zerstörten nordfrz. Kohlengruben) mit der Bestimmung, 1935 die Staatszugehörigkeit dch. Volksabstimmung feststellen zu lassen. Falls die Volksabstimmung 1935 sich für Deutschland entscheidet, sind die Gruben vom Reich zurückzukaufen. 13/1. ja[WS 1]

Saargemünd, (seit 1918) frz. St., Lothringen, an der Saar, 14 000 E.

Saarlouis, St., Saargebiet, a. d. Saar, 17 000 E.

Saarweine, im Saartal, bes. bei Saarburg wachsende Weine (Wiltinger, Schwarzberger u. a.).
Saat, Ausstreuen v. Samen, mit der Hand od. der Maschine vorgenommen. S.gut, der zur Bestellung v. Landwirt zurückbehaltene Teil der Ernte. Breit-Säemaschinen streuen den Samen gleichmäßig aus, Drill- od. Reihen-Säemaschinen in Reihen, Dibbelmaschinen außerdem in Abständen häufchenweise. ↑ Taf. I Sp. 346.

Saateule, Eulenschmetterling, 31/2 cm breit, Raupe an Getreide-, Graswurzeln usw. ↑ Taf. Sp. 697.

SaavedraRivas, ↑ Cervantes.

Saaz, nordwestböhm. St., 16 000 E.

Saaz, Johann von, frühhumanistischer Dichter, schuf um 1400 die dt. Prosadichtung „Der Ackermann aus Böhmen“.

Sabatier, Paul, frz. Chemiker, *1354; Hydrierung organ. Verbindungen.

Sabbat, jüd. Ruhetag (Sonnabend).

Sabbatei Z’wi, jüd.-messian. Schwärmer, 1626–76.

Sabbioncello, dalmat.-südslaw. Halbinsel, 65 km lang.

Säbel, Hiebwaffe mit gekrümmter Klinge.

Sabiner, mittelital. Volk; der Raub der S.innen brachte Rom die fehlenden Frauen.

Sabinergebirge, mittelital. Gebirge, im Monte Pellechia 1368 m.

Sabotage, böswillige Beschädigung von Betriebseinrichtungen als Kampfmittel der Arbeiter gegen Unternehmer.

Saccharin = Sacharin.

Sachalin, Insel an der Ostküste des sowjetruss. Fernöstl. Gaus, 75 360 qkm; davon Nord-S., zur Sowjetunion gehörend (Gau Ferner Osten), 39 270 qkm, 12 000 E; Süd-S. (Karafuto), japan. Kolonie, 36 090 qkm, 204 000 E, Hptst. Tojohara. Im N Wald, im S Anbau v. Kartoffeln u. Hafer; Kohle- u. Erdölgewinnung.

Sacharin, [Sp. 543, 544] Süßstoff, Benzol-Schwefel-Verb., 500 mal süßer als Rohrzucker; für Zuckerkranke; Herstell. in Deutschl. unt. staatl. Aufsicht.

Sacharometer, Aräometer (↑ Spezifisches Gewicht) zur Bestimmung des Zuckergehalts von Lösungen.

Sachenrecht, Rechtsregeln über Rechte an Sachen (Besitz, Eigentum, Erbbaurecht, Dienstbarkeiten, Vorkaufsrecht, Reallasten, Pfandrecht), im 3. Buch des BGB., im 4. Teil des Schweiz. ZGB. zusammengefaßt.

Sacher Masoch, Leop. v., österr. Schriftsteller, 1835–95; nach ihm „Masochismus“.

Sachgründung (Qualifizierte, Illationsgründung), Gründung einer Akt.-G., bei der nach Gründungsvertrag Sachwerte (Grundstücke, Patente, Firma) anstatt Bargeld eingebracht werden (Sacheinlagen).

Sachlebensversicherung wird abgeschlossen für Schäden, die fortlaufend entstehen u. den Ersatz v. Teilen od. ganzen Betriebsanlagen nötig machen, kommt als Haus-, Fahrzeug- u. Maschinenlebensversicherung vor.

Sachleistungen, dt. Reparationszahlungen in Form von Warenlieferungen.

Sachlichkeit, Neue,Neue Sachlichkeit.

Sachs,

1) Curt, Musikforscher, *1881.
2) Hans, Dichter, 1494 bis 1576, Nürnberg; Schuhmacher; „Wittenbergische Nachtigall“; Meisterlieder, weltl. Lieder, Sprüche, hausbackne, lehrhafte Dramen, Fastnachtsspiele, erzählende Schwänke v. volkhafter Kraft.
3) Julius, Botaniker, 1832–97, Pflanzenphysiolog.

Sachsa, Bad, im Südharz, 3000 E. Nahebei Klosterruine Walkenried.

Sachsen, german. Volksstamm, um 150 n. Chr. zw. Eider, Elbe, Trave, seit 8. Jh. getrennt in Westfalen, Engern, Ostfalen, Nordalbingier. Karl d. Gr. besetzte 772–783 das Gebiet der S. u. machte es christlich; eigne Herzöge.

Sachsen, dt. Freistaat zw. Preußen, Thüringen und Böhmen; 13 986 qkm, 4 499 281 E (333 auf 1 qkm); Hptst. Dresden.

Allmähl. Abdachung des Elster-, Erz- u. Lausitzer Gebirges nach N. Neben ergiebigem Landbau (bes. Leipziger Tieflandbucht, Meißen [Lommatzscher Pflege]) Industrieland erst. Ranges: Hüttenwerke, Porzellan (Meißen), Metall- u. Maschinenindustrie (Chemnitz, Leipzig), Uhren (Glashütte), chem. Industrie (Leipzig); Weberei, Strickerei, Wirkerei (Chemnitz, Limbach, Werdau, Reichenbach); Stickerei, Klöppelei (Erzgebirge); Papier, Holz- u. Schnitzstoffe, Kleidung, graph. Gewerbe (Leipzig). Verfassung v. 1. 11. 1920: Landtag übt Gesetzgebung dch. Mehrheitsbeschlüsse aus u. wählt Min.-Präs., der Min. ernennt. Landesfarben: Weiß, Grün.

1423 ging der Name S. auf den Besitz der Wettiner: Meißen u. Thüringen über. Nach mehrf. Teilungen (Bruderkrieg, 1446–51) gab es 1485 zwei Teile: Kurfürst Ernst (1464 bis 1486; Ernestiner) erhielt die Kurlande u. Thüringen, Herzog Albrecht († 1500; Albertiner) Meißen. Kurfürst Johann Friedrich der Großmütige (1532–47) verlor 1547 (Wittenberger Kapitulation) die Kur an den Albertiner Moritz (1541–53). Johann Georg I. (1611–56) schloß sich an den Kaiser an u. erhielt 1635 die Lausitzen. Friedrich August I. („der Starke“, 1694–1733; seit 1697 kath.) zog S. in den Nord. Krieg, beschränkte die Ständemacht u. war König v. Polen (A. II.). Mit Friedrich Christian (1763) löste sich die Verbindung mit Polen. Unter Friedrich August III. (als König Friedrich August I.; 1763–1827) trat S. 1806 dem Rheinbund bei und wurde Königreich. Der König wurde nach der ⚔ bei Leipzig 1813 Gefangener der Verbündeten u. verlor 1815 die nördl. Hälfte S.s an Preußen (seitdem Prov. S.). Anton (1827–1836) schuf 1831 konstitutionelle Verfassung mit 2 Kammern. Niederwerfen des Maiaufstands 1849. Unter Johann (1854–73) liberale Reformarbeit. S. stand zu Österreich, focht 1866 gegen Preußen, trat besiegt 1866 dem Norddt. Bund bei. Albert (1873–1902); 1896 indirektes Landtagswahlrecht mit 3 Klassen, 1909 direktes Wahlsystem mit „Mehrstimmen“. Georg (1902–04); Friedrich August III. dankte 1918 ab. Milit. Eingreifen beendete Frühjahr 1919 u. Frühjahr 1920 langandauernde kommunist. Unruhen. 4. 5. 1920–21. 3. 1923: 1., 2., 3. Kabinett Buck (Soz.). Reichsexekution Okt. 1923 gegen die soz.-kommunist. Reg. Zeigner; 4. 1. 1924 bis 2. 7. 1929: 1., 2., 3. Regierung Heldt (Soz.-dem.; 1925 Altsozialist.). 1929 bildete erstmals ein Bürgerlicher (Bünger, Dt. Volksp.) das Ministerium. Seit 1930 Beamtenmin. Schieck.

Sachsen, pr. Prov., 25 274 qkm, 3 277 476 E; Hptst. Magdeburg. Größtenteils Flachland mit guten Böden (Magdeburger Börde) mit Zuckerrübenbau. Bergbau (Kali, Steinsalz, Kupfer u. 1/3 der dt. Braunkohlen).

Sachsen-Altenburg, bis 1918 Hzt., dann Freistaat, seit 1920 dem Freistaat Thüringen eingegliedert.

Sachsengänger, landw. Wanderarbeiter, die aus den ostdt. u. poln. Gebieten in das mitteldt. Rübenbaugebiet als Erntearbeiter gehen. ↑ Preußengänger.

Sachsen-Gotha, ehem. Hzt. ↑ Sachsen-Koburg u. Gotha.

Sachsen-Hildburghausen, sächs.-ernestin. Hzt., gestiftet 1680, 1826 an Sachsen-Meiningen.

Sachsen-Koburg und Gotha, bis 1918 Hzt., bis 1920 Freistaat, seitdem mit dem Nordteil Gotha dem Freistaat Thüringen eingegliedert; der Südteil Koburg kam 1920 nach Abstimmung an Bayern.

Sachsen-Meiningen, bis 1918 Hzt., dann Freistaat, seit 1920 dem Freistaat Thüringen eingegliedert.

Sachsenspiegel, ältestes dt. Rechtsbuch, zw. 1198 u. 1235 vom Edelmann Eike v. Repgow (urkundl. 1209–33) aus Reppichau bei Aken verfaßt, Vorbild für Deutschen-, Schwabenspiegel u. Rechtsbücher.

Sachsenwald, Wald bei ↑ Friedrichsruh.

Sachsen-Weimar-Eisenach, bis 1918 GrHzt., dann Freistaat, seit 1920 dem Freistaat Thüringen eingegliedert.

Sächsische Herzogtümer, bis 1918 Gesamtbez. für die Bundesstaaten Sachsen-Altenburg, S.-Koburg u. Gotha, S.-Meiningen, S.-Weimar-Eisenach.

Sächsische Kaiser (Sächsische Könige), 919–1024 in Deutschland herrschend: Heinrich I., Otto I., Otto II., Otto III., Heinrich II.

Sächs. Schweiz: Plateauart. Sandsteingeb. mit cañonart. Talgründen.

Sächsische Schweiz, Teil des Elbsandsteingebirges, mit großartigen Felsformen (Bastei, Kuhstall, Prebischtor).

Sachwertanleihe, Anleihe, die nicht auf Geldmenge, sondern auf Festmeter (für Holz), kWst (Elektrizität), t (Kohle), dz (Roggen) lautet.

Sacken, im Seewesen: sinken.

Säckingen, südbadische Stadt, am Rhein, 5000 E.

Sackpfeife = Dudelsack.

Sackspinner, Schmetterlingsfamilie, Raupen und Weibchen tragen aus Fremdkörpern zusammengesponnene Gehäuse mit sich umher.

Sacramento,

1) Hauptstrom von Kalifornien, zur Bai von San Francisco, 620 km;
2) Hptst. v. Kalifornien (USA), 69 000 E.

Sacro egoismo („heilige Selbstsucht“), Schlagwort für d. Politik Italiens 1915 gegenüber dem Dreibund.

Sadduzäer, relig.-konservat., starr am geschriebenen Gesetz festhaltende, vorwiegend aus dem Priesteradel gebildete realpolit. altjüd. Partei; erlischt nach 70 n. Chr.

Sade, Donatien Alphonse François, Marquis de, frz. Schriftsteller, 1740–1814; pervers-erot. Romane (nach ihm ↑ Sadismus).

SadebaumWacholder.

Sâ de Miranda, Francesco de, 1495 bis 1558; Reformator der port. Lit.

Sadhu („der Fromme“), ind. Ehrentitel für fromme Männer.

Sadismus, Drang, durch Demütigung, Peinigung od. gar Tötung (Lustmord) andrer (Mensch od. Tier) sich geschlechtl. Wollust zu verschaffen. ↑ Sade.

Sadowa, D. bei Königgrätz (Böhmen), nach dem die Franzosen die ⚔ bei Königgrätz nennen; sie wollten 1870 „Rache für S.“ nehmen.

Sadruga, bei den Südslawen altertüml. patriarchal. Hausgemeinschaft.

SäemaschinenSaat, ↑ Taf. I Sp. 346.

Safari, in Ostafrika längerer Überlandmarsch mit Trägern u. Reittieren.

Safařík, Pavel Jos., tschech. Slawist 1795–1861; „Gesch. der südslaw. Lit“.

Safe, diebes- u. feuersicherer Geldschrank; verschließbares Fach in Stahlkammern d. Banken.

Saffian, mit Eichenlohe gegerbtes Ziegen- od. Schafleder.

Safran, die Narben vom Krokus, enth. S.gelb u. S.öl.

Saga, Bez. für isländ. realistisch-wuchtige Prosadichtungen aus der Wikingerzeit.

Sagan, niederschles. St., am Bober, 18 000 E.

Säge, verzahnte Werkzeuge zum Zerschneiden v. Hölzern, Metallen, Steinen u. Kunststoffen. Maschinen-S. (S.-maschinen) sind Bügel-S., Band-S., Gatter-S. (S.gatter) od. Kreis-S.

Sägedach (Sheddach), Dach mit sägezahnartig aneinandergereihten Dachflächen.

SägefischRochen.

Sägemehl (Sägespäne) entsteht beim Zersägen des Holzes; Brennstoff, Packstoff, Isoliermittel.

Sägemühle (Sägewerk), Anlage zum Zersägen v. Baumstämmen.

Sago, gekörntes Stärkemehl; der echte S. stammt v. Fiederpalmen Ostindiens (↑ Sagopalmen). Durch mehrmal. Ausschlämmen in Wasser u. Trocknen wird der Roh-S. gewonnen.

Sagopalmen, bes. Metroxylon rumphi, die auf den Sundainseln, den Molukken, Neuguinea Wälder bildet; 12 m.

Sahara, Wüste in N-Afrika, mannigfach gestaltetes Hochland (600 m; Gipfel bis 2500 m), besteht aus Fels- (Hamada), Kies- (Serîr), Sand-, Dünen- u. Lehmwüsten mit Schotts (sumpfige Teile) u. ↑ Oasen. Charaktertier: Kamel. Bev.: Berber, Neger u. Mischlinge (Tuareg, Tibbu), Araber. Fast die ganze S. gehört polit. zu Frankreich, Tripolitanien ist [Sp. 545, 546] ital., der O brit. Interessensphäre.

Sâhib („Herr“), in Indien u. Persien vor europ. Namen.

Sahm, Heinr., *1877; 1919 Oberbürgermeister, 1920–30 Senatspräs. v. Danzig, seit 1931 Oberbürgermeister v. Berlin.

Sajanisches Gebirge, zw. Sibirien u. Mongolei, im Munku Sardik 3490 m.

Saigon, Hptst. der Kol. Kotschinchina (Frz.-Indochina), 143 000 E; Hafen mit starker Reis-, Baumwollausfuhr.

Sailer, Sebast., 1714–77, schwäb. kath. Pfarrer, kerniger Kanzelredner u. Mundartdichter; Komödien.

Saima, inselreicher finn. See, lachsreich, 1750 qkm.

Saint, Sainte, heilig.

Saint-Denis,

1) St., nördl. Paris, 79 900 E;
2) Hptst. der frz. Kol. Réunion, 23 000 E.

Sainte-Assise, Großfunkstelle bei Paris.

Sainte-Beuve, Charles, frz. Dichter romant. Richtung u. Kritiker, 1804–69; „Causeries du lundi“.

Sainte-Claire Deville, Henri, frz. Chemiker, 1818–81, begründete Aluminium-, Magnesium- u. Platinind.

Saint-Etienne, mittelfrz. St., 194 000 E; Stahl-, Masch.-Ind.

Saint-Germain, Graf v., Abenteurer, um 1710–84.

Saint-Germain-en-Laye, St., westl. Paris, 22 000 E; Schloß (16. Jh.), ↑ Friedensverträge 1919–22.

Saint-Helens, nordwestengl. St., 103 000 E; chem. u. Metallind.

Saint James, kgl. Palast (1530) u. Park in London.

Saint John, größte St. u. Haupthafen der kanad. Prov. Neubraunschweig, 47 000 E.

Saint John River, Fl. in N-Amerika, zur Fundybai, 720 km.

Saint John’s, Hafenst. der brit. Kol. Neufundland, 40 000 E.

Saint-Just, Antoine, *1767, frz. Jakobiner, 1794 guillotiniert.

Saint Leger, engl. Zuchtrennen in Doncaster.

Saint Louis am Mississippi.

Saint Louis,

1) St., Missouri (USA), am Mississippi, 846 000 E; Agrarhandel;
2) Hptst. der frz.-westafrik. Kol. Senegal, 19 000 E.

Saint Mary’s River, Flußverbindung zw. Oberen u. Huronensee, mit 6 m hohem Fall.

Saint-Mihiel, frz. Festung, an der Maas, 5000 E. 25. 9. 1914 v. Bayern, 18. 9. 1918 v. den Amerikanern genommen.

Saint-Nazaire, frz. Hafenst., an der Loiremündung, 40 000 E.

Saint Paul, Hptst. v. Minnesota (USA), am Mississippi, 250 000 E; mannigfache Ind.

Saint-Pierre, Bernardin de, frz. Schriftsteller, 1737–1814; Novelle „Paul et Virginie“.

Saint-Privat(-la-Montagne), D. bei Metz. Die Einnahme v. S. 18. 8. 1870 entschied ⚔ bei Gravelotte.

Saint-Quentin, nordfrz. St., 50 000 E; 1870 Sieg der Deutschen, 1914 über Franzosen u. Engländer.

Saint-Saëns, Camille, frz. Komp., 1835–1921; Opern („Samson u. Dalila“); Chorwerke, Symphonien, Kammermusik.

Claude Henri de Saint-Simon.

Saint-Simon,

1) Claude Henri, Comte de, frz. Schriftsteller u. Sozialist, 1760–1825;
2) Louis de Rouvroy, Hzg. v., frz. Schriftsteller, 1675–1755; „Mémoires“.

Saint Thomas, westind. Insel, 10 200 E (Neger, Mulatten).

Saint Vincent, brit.-westind. Insel (Kl. Antillen), 51 000 E.

Saïs, alte St. in Unterägypten, Residenz der 26. Dynastie.

Saison, Jahreszeit, Hauptzeit.

Saisonarbeiter können nur in best. Zeiten des Jahres ihrer Arbeit nachgehen, so in Landw. u. Baugewerbe.

Saisonbetriebe haben zu gewissen Jahreszeiten ein vermehrtes Arbeitsbedürfnis.

Saissan-Nor, See in Kasakstan, v. Irtysch durchströmt, 2000 qkm.

Saiten, elastische Tonwerkzeuge aus Därmen für Bogen- u. Zupfinstrumente. Tiefste S. mit übersilbertem Kupferdraht übersponnen. Für Pianoforte, Mandoline, Zither: Metall-S.; für Zither u. Gitarre auch Seide mit Draht übersponnen.

Sakai, jap. St., W-Hondo, 105 000 E.

Sakalaven, negroider Stamm im westl. u. nördl. Madagaskar (140 000).

Saké, in Japan alkohol. Reisgetränk.

Sakîje, v. Zugtieren betätigtes Schöpfwerk zur Bewässerung der Felder in Nubien.

Sakko, kurzer Überrock; Straßenanzug des Herrn.

Sakral, den Gottesdienst betreffend, zum Heiligtum gehörig.

Sakrament, relig.-symbol. Akt, durch den unter sichtbaren Zeichen unsichtbare geist. Gnadenwerte vermittelt werden; kath.: 7, prot.: 2 S.

Sakrifiz(ium), (Meß-) Opfer.

Sakrileg(ium), Frevel gegen das Heilige (Kirchenraub).

Sakristan (kath.), Küster, Mesner.

Sakristei, Kirchenraum zur Aufbewahrung kultischer Geräte u. Gewänder u. für den Aufenthalt des Geistlichen.

Sakrosankt, hochheilig, unverletzlich.

Saksaul = Salzstrauch.

Säkular, hundertjährlich; weltlich.

Säkularjahre, Schlußjahre der Jahrhunderte (1700, 1800 usw.).

Säkularisation, Verwandlung einer geistl. Sache in eine weltliche.

Säkularklerus, Weltgeistlichkeit zum Unterschied v. Ordensleuten.

Säkulum, Jahrhundert; Welt (Gegensatz: Kirche).

Sakuntala, Drama v. Kalidasa.

Sal, Salz.

Saladeros, südamer. Rinderhäute; Schlachthäuser.

Saladin, eig. Jussuf, Sultan v. Ägypten, 1137–93; schlug 1187 die Kreuzfahrer u. eroberte Jerusalem.

Salamanca, nordwestspan. St., 37 000 E.

SalamanderMolche.

Salamander reiben, student. feierliche Trinksitte, die Biergläser auf Kommando auf dem Tisch zu reiben, zu leeren u. niederzusetzen.

Salami, Wurst aus Fett und grobem Schweinefleisch, meist mit Knoblauch.

Salamis, Insel an der Küste Attikas, 12 000 E; Hptst. S., 7700 E. 480 v. Chr. grch. Sieg über die Perserflotte.

Salandra, Antonio, *1853; 1914–16 ital. Min.-Präs.

SalanganeSegler.

Salär, Gehalt, Lohn.

Sala(s) y Gómez, chilenische Insel im Gr. Ozean, bekannt durch Chamissos Gedicht „Die drei Schiefertafeln“.

Salbader, langweiliger (frömmelnder) Schwätzer.

Salbei (Salvia), Lippenblütler. Wiesen-S., 60 cm, dunkelblau bis weiß; Gebräuchl. S., 1 m, violett, Gewürz- u. Heilpfl.; viele Arten als Zierpfl.

Salben, bestehen aus einer Grundmasse aus Fett, Wachs, Talg, Öl, Glyzerin, Vaselin, ohne od. mit Arzneistoffen.

Salburg, Edith, Gräfin, österr. Romanschriftstellerin, *1868; „Hochfinanz“. „Erinnerungen einer Respektlosen“.

Saldo, Rest bei Rechnungsabschluß; Unterschied der beiden Seiten eines Kontos.

Salêm aleikum („Heil über Euch!“), mohammedan. Begrüßungsformel.

Salep, Orchideenknollen, geben mit kochend. Wasser Schleim.

Salerno, St., südl. Mittelitalien, am Tyrrhen. Meer, 63 000 E.

Salford, Vorstadt ↑ Manchesters, 234 000 E.

Salier, 12 tanzende Priester des Mars.

Salier (salische Franken), Hauptstamm der Franken; auch = Salische Kaiser.

Salige, elfenähnl. weibl. Berggeister.

Saline, Salzwerk.

Salisbury, südengl. St., 23 000 E.

Salisbury, Robert Arthur Talbot Gascoyne-Cecil, Marquis v. (Lord Cranborne), 1830–1903; 1866–67 u. 1874–78 engl. Min. für Indien, 1878–1900 4 mal Außenmin., 1885–1902 3 mal Premiermin. (Kons.).

Salische Kaiser, dt. Könige fränk. Stammes (1024–1125): Konrad II., Heinrich III., Heinrich IV., Heinrich V.

Salix, Pfl.gattung, = Weide.

Salizylsäure, Benzolabkömmling, fäulniswidr. Kristalle; zur Konservierung, zu Farben, Arzneimitteln.

Sallust(ius), Gajus S. Crispus, römischer Historiker, 86–36 v. Chr.

SalmLachse.

Salmanassar, 5 assyr. Könige (um 1280–722 v. Chr.).

Salmiak, SalmiakgeistAmmoniak.

Salome,

1) Schwester Herodes’ d. Gr., † 10 n. Chr.;
2) Tochter der Herodias, erwirkte durch Tanz die Hinrichtung Johannes’ des Täufers;
3) Mutter der Apostel Jakobus u. Johannes.

Salomo, Sohn Davids, König v. Israel um 970–933 v. Chr., erbaute den Tempel in Jerusalem.

Alice Salomon.

Salomon,

1) Alice, Sozialpolitikerin, *1872;
2) Wilhelm, Geolog, *1868.

Salomoninseln, trop. Inselgruppe, östl. v. Neuguinea, 49 000 qkm, 200 000 E; die westl. (früher deutschen) Inseln Bougainville u. Buka gehören zum austral. Völkerbundsmandat Neuguinea, die östlichen sind britisch.

Salon,

1) Gesellschaftszimmer;
2) Gesellschaft zu gebildeter (literar., mus.) Unterhaltung;
3) Kunstausstellung.

Salonik(i), befestigte Hafenst., Grch.-Mazedonien, am Golf v. S., 237 000 E; lebhafte (bes. Textil-) Ind.; Abb. Sp. 547. 1915 landete die Entente unter Sarrail; 1918 Waffenstillstand mit Bulgarien.

Salonmusik, (nur) effektvolle od. gefällige Tonstücke.

Salopp, unsauber, nachlässig.

SalpenManteltiere.

Salpeter, salpetersaures Salz, bes. Kali-S.Kalium, Natron-S. (Chili-S.) ↑ Natrium.

Salpetersäure (Scheidewasser), in Salzen weit verbreitet, bes. im Chilisalpeter, sehr ätzend, greift organ. Stoffe heftig an, siedet bei 86° unter Zersetzung, löst Metalle, wirkt stark oxydierend u. dient zur Darst. v. Nitraten, Nitroverb.

Salpingitis, Eileiterentzündung.

Salpinx, grch. Signaltrompete.

Salta, Brettspiel zw. 2 Personen.

Salt Lake City, Hptst. v.

Stichwörter, die unter Saint oder Sainte vermißt werden, schlage man unter dem Namen ohne Saint oder Sainte nach.

[Sp. 547, 548] Utah (USA), unweit vom Großen Salzsee, 136 000 E; Hauptsitz der Mormonen.

Salt Lake City: Tabernakel und Tempel der Mormonen.

Salto, Sprung mit 1–21/2 Drehungen um die Breitenachse beim Turnen und Wasserspringen; S. mortale, „Todessprung“, lebensgefährl. Kunstsprung der Artisten u. Ganzdrehung der Flieger nach rückwärts.

Saltykow, Michail (Pseud. Schtschedrin), satir. russ. Schriftsteller, 1826–89.

Salus, Heil; röm. Wohlfahrtsgöttin; S. publica, d. Gemeinwohl.

Salus, Hugo, zart. Lyriker, 1866–1929, auch Erzählungen.

Salus publica suprema lex esto, „das Gemeinwohl soll oberstes Gesetz sein“.

Salut, Ehrengruß.

Salutisten, Heilsarmee (Selbstbezeichnung).

Hafen und Golf von Saloniki.

Salvador, El, mittelamer. Freistaat,34 126 qkm, 1,7 Mill. E; Hptst. San Salvador. Anbau von Kaffee, Baumwolle, Zuckerrohr, Tabak. 1524–1821 span., 1853 unabhängig.

Salvarsan, Arsenbenzolverb., gegen Syphilis u. a. Krankheiten, jetzt durch Neo-S. u. a. ersetzt.

Salvation Army = Heilsarmee.

Salvator, Retter, Erlöser, Heiland.

Salvator RosaRosa.

Salva venia, mit Verlaub (zu sagen).

Salve! „Sei gegrüßt!“.

Salve, gleichzeitiges Abfeuern mehrerer Feuerwaffen.

Salvieren, retten, in Sicherheit bringen.

Salvo, mit Vorbehalt; s. jure, m. Vorbehalt des Rechts.

Salwen, schnellenreicher Fluß in Tibet u. Indien, zum Golf von Martaban, 2500 km.

Arabische Eingeborne bei der Salzgewinnung am Toten Meer.

Salz, allgemein ↑ Salze.

Gewöhnliches S., Koch-Salz (Chlornatrium, Natriumchlorid), in Lagern als Stein-S., bergmännisch gewonnen; See-S., aus Meerwasser in trop. Ländern durch Verdunsten in S.gärten (Meersalinen), aus natürlichen Solquellen, z. B. durch Verdunstung an der Luft auf mit Reisig ausgestatteten Gerüsten, über die die Sole herabrieselt (Gradierwerke, -häuser) u. Eindampfen der konzentrierten (u. gereinigten) Sole. Vieh-S., mit rötl. Eisenoxyd u. Wermutpulver denaturiert.

Salza, Nbfl. der Enns, 70 km.

Salzach, größter Nbfl. des Inn, v. d. Kitzbüheler Alpen, 226 km.

Salzbrunn, 2 schles. Dörfer (davon Ober-S, Bad), nördl. Waldenburg, zusammen 13 400 E.

Salzburg, österr. Bundesland, 7153 qkm, 223 000 E.

Hochgebirgsland zw. S.er Kalkalpen (mit Dachstein, 2993 m) u. Hohen u. Niedern Tauern (mit Großvenediger, 3673 m). Landwirtsch., Viehzucht (Almwirtschaft). Bergbau auf Salz (Hallein), Kupfer (Miltesberg bei Bischofshofen), Eisenerz, Marmor (Untersberg). Hptst. S., 37 800 E.

Salze, chem. Verb., entstanden durch Neutralisation einer Base mit einer Säure od. umgekehrt, auch durch Lösen v. Metallen in Säuren; Ersatz des Wasserstoffs einer Säure durch Metall.

Salzelmen, St., nördl. Kalbe, 10 000 E; Salzlager.

Salzflechte, volkstüml. = Ekzem.

Salzkammergut, österr. Alpenlandschaft im Gebiet der obern Traun; alter Salzbergbau.

Salzmann, Christian Gotthilf, 1744–1811; gründete die Erziehungsanstalt Schnepfenthal bei Gotha.

Salzmonopole sichern dem Staat das alleinige Herstellungs- od. Verkaufsrecht für Salz, bestehen in Österreich, Italien, Griechenland, Südslawien, Polen, Rumänien, Schweiz, Ungarn, Brit.-Indien, Japan. ↑ Salzsteuer.

Salzpfannen, salzhaltige Wasserbecken, bes. in Südafrika.

Salzquellen, kochsalzhaltige Quellen.

Salzsäure (Chlorwasserstoffsäure), Lösung v. Chlorwasserstoff (Gas) in Wasser; starke Säure, farblos; vielseitige Verwendung, auch arzneilich.

Salzsee, Großer, in Utah (USA); Größe schwankend: 4000–6100 qkm.

Salzseen, mehr oder weniger abflußlose Seen, in denen durch Zuflüsse Salzanreicherung erfolgt.

Salzsteuer, Steuer auf Verbrauch v. Kochsalz, 1926 in Deutschl. aufgehoben, noch in Engl., Frkr.

Salzstrauch.

Salzstrauch, 6 m hoher Charakterbaum pers. Salzsteppen, m. schuppenart. Blättern.

Salzuflen, Solbad, in Lippe, 8700 E.

Salzwedel, St. in der Altmark, 15 000 E.

Sam, Onkel, Scherzname für die USA.

Samar, Philippineninsel, 380 000 E.

Samara, sowjetruss. St., i. Wolgagebiet, 176 000 E.

Samarang, Hafen an der N-Küste Javas, 179 000 E.

Samaria, Mittelpalästina; gen. nach der Hptst. von Israel, S., 890 v. Chr. erbaut, v. Hyrkan I. (135–105) zerstört, 30 v. Chr. wiederaufgebaut.

Samariter, Mischvolk in Samaria; Krankenwärter.

Alte Moschee in Samarkand.

Samarkand, sowjetruss. St., in Usbekistan, 1925–30 Hptst., 106 000 E; Teehandel, Reisbau.

SämaschinenSaat; ↑ Taf. I Sp. 346.

Sambaquis = Kjökkenmöddinger.

Sambesi, größter Strom S-Afrikas, 2660 km, zum Ind. Ozean.

Sambre, Fl. in N-Frkr. u. Belgien, zur Maas, 180 km.

SambucusHolunder.

Same,

1) (Sperma) männlich. Zeugungsstoff, bestehend aus S.nzellen in schleimiger Flüssigkeit, entsteht im Hoden. Befruchtung erfolgt durch die meist fadenförmigen S.nzellen;
2) bei Blütenpflanzen ausgereift. Zustand der befruchteten S.nanlage, enthält d. Keimling, der schon i. Stamm, Blatt, Wurzel gegliedert ist,

[Sp. 549, 550] und d. mit Nährstoffen gefüllte Nährgewebe; d. Ganze ist v. d. S.nschale umgeb.; ↑ Taf. Sp. 73.

Samenhof = Zamenhof.

Samenimpfung, Vermischung von Hülsenfrüchtlersamen mit Knöllchenbakterien; fördert Entwicklung der Pfl.

SamenpflanzenPflanzenreich.

Samenzuchtkontrollstellen (an Landwirtschaftskammern, landw. Hochschulen usw.) prüfen Samensorten und Keimfähigkeit.

Samiel, böser Geist, Teufel.

Saemisch, Friedrich, *1869, 1922 Präs. des Rechnungshofes des Dt. Reichs u. Reichssparkommissar.

Sämischgerbung, mit Fetten: Wasch-, Putz-, Wildleder.

Samland, Landschaft zw. Kurischem u. Frischem Haff; reiche Bernsteinfundstätten.

Sämling, aus Samen gezogene Pflanze.

Sammet = Samt.

Sammlungen, öffentliche, zu Wohlfahrtszwecken, bedürfen der Erlaubnis der zuständigen Landesbehörde.

Samniter, italisches Volk (in Samnium), in 4 Kriegen (343–272) v. Rom besiegt.

Samoainseln, polynes. Inseln, im Gr. Ozean; die westl. (früher Dt.-Samoa) bilden Völkerbundsmandat Neuseelands, die östl. gehören zu USA. ↑ Taf. I Sp. 440.

Samogitien, Landschaft in Litauen.

Samojeden, uralaltaiisches Volk an Ob u. Jenissei (18 000).

Samojedenhalbinsel, an der Eismeerküste des Uralgebiets.

Samojlowitsch, Rud., russ. Arktisforscher, *1881.

Samos, grch. Insel an der W-Küste v. Kleinasien, 468 qkm, 66 000 E.

Samothrake, grch. Insel, 4000 E.

Samowar.

Samowar, russ. Wassererhitzer zur Teebereitung.

Sampan, chines. Wohnboot.

Samstag = Sonnabend.

Samt, Florgewebe, mit kurzen stehenden Fäden; mit langen Fäden: Plüsch.

Samuel, Sir Herbert, *1870; 1902–18 Abg. (liber.), 1920–25 brit. Oberkommissar v. Palästina, 1916–1917 u. seit 31 Innenmin.

Samuel, israel. Prophet, um 1050 v. Chr.

Samum, heißer, Sandstaub führender Wind in Arabien.

Samurai, bevorzugter jap. Adel der Feudalzeit.

San, „heilig“.

San, Nbfl. der Weichsel in Galizien, aus den Waldkarpaten, 450 km. Österr. Sieg 12. 8. 1914, dt.-österr. 10. 10. 1914, 11. u. 16. 5., 4. 6. 1915.

Sana, Hptst. v. Jemen (S-Arabien), 20 000 E.

San Antonio, St., Texas (USA), am Fluß S., 218 000 E; lebhafter Handel.

Sanatorium, ärztl. geleitete Privatanstalt zur Aufnahme Kranker, Genesender, Schwächlicher.

Sancho Pansa, Knappe des Don Quijote; unbeirrbarer hausbackner Wirklichkeitsmensch.

San Christóbal, westvenezolan. St., 15 000 E.

Sancta simplicitas, „heilige Einfalt“.

Sanctitas, Titel d. Papstes: Seine Heiligkeit.

Sanctus, heilig, Heiliger; Teil d. kath. Messe.

George Sand.

Sand,

1) George (Aurore Dudevant), frz. Romanschriftstellerin, 1804–76;
2) Karl Ludwig, *1795, Burschenschafter in Jena, erstach 1819 den als Reaktionär verhaßten Kotzebue, 1820 hingerichtet.

Sand, lose Körnchen aus Quarz, Feldspat, Glimmer u. a. gesteinsbildenden Mineralen.

Sandalen, Leder- od. Holzsohlen, durch Riemen gehalten.

Sandarak, Harz vom S.baum; zu Lack.

Sandeau, Jules, frz. Schriftsteller, 1811–83; Romane, Dramen („Mlle. de la Seigliére“).

Sandelholzbaum, immergrüne Bäume u. Sträucher, von Ostindien bis nach Australien; liefert Sandelholz (Extrakt zum Färben).

Sandhose, Sand führender Luftwirbel.

San Diego, Hafenst. u. Badeort in Kalifornien (USA), 120 000 E; Großfunkstelle.

Sandkäfer, Käferfamilie, Larven in Erdröhren: Feld-S., in sandigen Gegenden, frißt Insekten.

Sandrart, Joachim, v., Maler, Kupferstecher u. Kunstschriftsteller, 1606–88.

Sandringham, Landsitz des engl. Königs, im östl. England (nördl. London).

Sandrock, Adele, Schauspielerin, Wien u. Berlin, *1864.

Sandschak, Regbez. eines türk. Wilajets.

Sandstein, Gestein aus Sand mit Ton, Kieselsäure, Kalk; zu Baustein u. Skulpturen.

Sandstrahlgebläse, Gebläse, das Sandkörnchen mit großer Geschwindigkeit gegen den zu bearbeitenden Gegenstand schleudert; zum Anbringen von Verzierungen u. Gravierungen auf Glas u. zur Erzeugung glatter Oberflächen an Gußstücken.

Sandwich, belegte Weißbrotschnitte.

Sandwichinseln = Hawaii-Inseln.

Sandy Hook, sandige Landzunge im New Yorker Hafen.

San Francisco mit den Höhen von Oakland im Hintergrund.

San Francisco, Hafenst. Kaliforniens, an der S.-Bai, 585 000 E (davon 12% Dt.); lebhafte Ind. Erdbeben 1906 zerstörte 25 000 Häuser.

Sänfte, Trage für sitzende od. liegende Personen.

Sanga, Nbfl. des Kongo, 1700 km.

Sangallo, florent. Architekten:

1) Giuliano da, 1445–1516;
2) Antonio, da, d. Ä., 1455–1534;
3) Antonio da, d. J. (Cordiani), 1483 bis 1546.

Sangerhausen, preuß. St., in der Goldenen Aue, 12 000 E.

San Gimignano, ital. St., südw. Florenz, 4200 E; zahlreiche Türme.

SanguinikerTemperament.

Sanherib, König von Assyrien, 705–681.

Sanierung, Heilung, Aufbesserung; Gesundmachen einer in finanzielle Schwierigkeiten geratenen Unternehmung, bei A.-G. durch Zus.legung, Neuausgabe od. Rückkauf von Aktien.

San José de Costarica, Hptst. d. mittelamer. Rep. Costarica, 53 000 E.

San José de Cúcuta, kolumb. St., 29 500 E.

Sanitas, Sanität, Gesundheit.

San Juan, Haupt- u. Hafenst, v. Porto Rico, 89 000 E.

Sankt, heilig.

Sankt Annaberg, Berg in Oberschlesien, nördl. Leschnitz, Wallfahrtsort. 21. 5. 1921 vom dt. Selbstschutz (General Höfer) im oberschlesischen Aufstand erstürmt.

Sankt Blasien, bad. St., im bad. Schwarzwald 2000 E; Heilanstalt.

Sankt Gallen, Kanton der NO-Schweiz, 2014 qkm, 303 000 (dt.) E. Hptst. S., 65 000 E. Kloster des hl. Gallus (um 612).

Sankt Gotthard, Gebirgsstock in den Schweizer Alpen, im Pizzo Rotondo 3197 m, mit befahrbarem Gotthardpaß (Hospiz), 2114 m.

Sankt Helena, brit. vulkan. Insel im südl. Atlant. Ozean, 4000 E. 1815–21 Verbannungsort Napoleons I.

Sankt Ingbert, bayr. St., im Saargebiet, 21 000 E.

Sanktion, Bestätigung, Bestimmung; staatsrechtl.: Erteilung der Gesetzeskraft. Ztw.: sanktionieren.

Sanktionen, Sicherungsvorschriften f. die Erfüllung v. Rechtspflichten, bes. die Zwangsgarantien für die Erfüllung des Versailler Vertrags durch das Dt. Reich.

Sankt-Lorenz-Strom, Abfluß der großen kanad. Seen, v. Ontariosee ab 1200 km, zum Sankt-Lorenz-Golf.

Sankt Moritz, Schweiz. D. u. Bad, im Oberengadin (↑ Engadin), am Sankt M.er See, 2700 E.

Sankt Peter, Peterskirche in Rom.

Sankt PetersburgLeningrad.

Sankt Pölten, niederösterr. St., 31 600 E; lebhafte Ind.

Sankt ThomasSaint Thomas.

Sankt Veit, St. bei Klagenfurt (Kärnten), 6000 E.

Sankt-Wolfgang-See, See des Traungebiets (Oberösterreich), 13,1 qkm.

San Luis Potosi, innermexikan. St., 57 000 E.

Der 735 m hohe Monte Titano mit Burg und Stadt San Marino.

San Marino, Freistaat unter ital. Schutz, südw. Rimini (Mittelitalien), 64 qkm, 13 000 E. Hptst. S., auf dem Monte Titano, 3500 E.

San Miguel, größte Azoreninsel, 777 qkm.

Sannazaro,

Stichwörter, die unter San oder Sankt vermißt werden, schlage man unter dem Namen ohne San oder Sankt nach.

[Sp. 551, 552] Jac., ital. Dichter, * um 1456, † 1530; Schäferroman „Arcadia“.

San Remo, ital. St. u. Kurort, am Ligur. Meer, 24 000 E.

San Salvador, Hptst. v. El Salvador, 88 000 E.

Sansculotten („ohne Kniehosen“), Spottname für die Proletarier der Frz. Revolution, weil sie lange Hosen trugen; heute: zuchtloses Gesindel.

San Sebastián, span. St., am Golf v. Vizcaya. 76 000 E.

sans façon(s), ohne Umstände.

sans gêne, ohne Zwang.

Sansibar, brit. Insel, an der Küste O-Afrikas, 217 000 E (Neger, Araber, Inder); Gewürznelkenbau (größter Teil der Weltprodukt). Hptst. S., 39 000 E.

Sanskrit, alte Sprache der Hindus.

Sanson,

1) ehem. adlige Familie, 1685–1847 Scharfrichter von Paris.
2) Nicolas, frz. Geograph, 1600–67.

Sansovino,

1) Andrea, florentin. Bildhauer, 1460–1529.
2) Jac., venezian. Bildhauer, 1486–1570; ↑ Taf. I Sp. 584.

sans phrase, ohne Umschweife.

Sanssouci, Schloß bei Potsdam, 1745–47 v. Knobelsdorff für Friedrich d. Gr. erbaut ↑ Taf. Sp. 56.

San Stefano, Kurort am Marmarameer. Präliminarvertrag von S. beendete 1878 den russ.-türk. Krieg.

Sant’, Santa, heilig.

Santa Ana, St. in El Salvador, 74 000 E.

Santa Barbara, St., Kalifornien (USA), 22 000 E.

Santa Catharina, südbrasil. Küstenstaat, 94 998 qkm, 920 000 E (10% Dt). Klima subtropisch, gute Ernteerträge. Hptst. Florianapolis.

Santa Clara, St., Kuba, 28 000 E.

Santa Cruz,

1) kaliforn. Kurort, 14 000 E;
2) Ackerbaukolonie im brasil. Staat Rio Grande do Sul, 35 000 meist dt. E.

Santa Cruz-Archipel, brit. Inselgruppe, östl. v. d. Salomoninseln, 7000 E.

Santa Cruz de Tenerife, span. St., auf Tenerife, 53 000 E.

Santa Fe, argent. St., am Rio Salado, 109 000 E; Getreidehandel.

Santa Lucia, brit.-westind. Insel der Kl. Antillen, 56 000 E.

Santander, nordspan. St., am Atlant. Ozean, 83 000 E.

Santiago de Chile, Hptst. v. Chile, 574 000 E; Maschinen-, Textilind.

Santiago de Compostela, nordwestspan. St., 26 000 E; Wallfahrtsort.

Santiago de Cuba, Hafenst. im südö. Kuba, 143 000 E.

Santillana, Iñigo López de Mendoza, Marqués de, span. Dichter, 1398–1458.

Säntis, Gebirgsstock d. Appenzeller Alpen (2504 m).

Santo, heilig.

Santo Domingo (Dominikan. Rep.), Rep. im O der Insel Haiti, 48 577 qkm, 1 022 485 E; Hptst. S., 31 000 E. Haupterwerbszweig Landw. (Kakao, Tabak, Kaffee, Rohrzucker). 1861–65 span.

Santonin, Pfl.stoff im Zitwersamen (↑ Beifuß); gegen Spulwürmer.

Santorin, südlichste der grch. Kykladen; 20 000 E; Vulkanrest.

Santorinerde, vulkan. Tuff v. der Insel Santorin; hydraul. Mörtel.

Santos, Hafenst. des brasil. Staates São Paulo, 103 000 E; Kaffeeausfuhr.

Santos-Dumont, Alberto, brasil. Ing., *1873; Luftschiff- u. Flugzeugkonstrukteur.

São, heilig.

São Leopolde und São Lourenço, dt. Kolonien im brasil. Staat Rio Grande do Sul, 50 000 u. 18 000 E.

Saône, ostfrz. Fl., 455 km, zur Rhône.

São Paulo, mittelbrasil. Küstenstaat, 247 293 qkm, 6 225 000 E (2% Dt.). Größtes Kaffeeanbaugebiet (Arbeiter meist Italiener) u. wichtigstes Industriegebiet Brasiliens (seit 1919 Kultur u. Verarbeitung der sog. Paulista-Baumwolle). Hptst. S., 445 000 E (meist Weiße, bes. Italiener, etwa 15 000 Dt.); bed. Wirtschaftsmittelpunkt.

São Thiago, größte der Kapverd. Inseln, 45 000 E.

São Thomé u. Principe, port. Kolonie im Guineabusen (W-Afrika), 59 000 E.

Saphir, meist blauer Edelstein; ↑ Korund.

Saphir, Moritz, (Moses), bissig-satir. Schriftsteller, Wien, 1795–1858.

Sapienti sat, „(das sagt) dem Einsichtigen genug“.

Saponine, Pflanzenstoffe, deren Lösung wie Seifenlösung schäumt; zum Reinigen von Geweben.

Sappe, Lauf-, Annäherungsgraben im Stellungskrieg usw.

Sapper,

1) Agnes, Schriftstellerin, 1852–1929.
2) Karl, Geogr. u. Reis. (Mïttelamerika, Kanar. Inseln), *1866.

Sapphische Liebe = Lesbische Liebe.

Sappho, grch. Dichterin, um 600 v. Chr. auf Lesbos.

Sapporo, Hptst. der jap. Insel Jesso, 145 000 E.

Sapristi! „potztausend!“, „sapperlot!“

Sapropel = Faulschlamm.

Saprophyten, Pflanzen, die auf verwesenden Tier- u. Pflanzenstoffen leben.

Sara(h), Frau Abrahams.

Sarabande, urspr. zügelloser span. Volkstanz. Die frz. S. im 17. u. 18. Jh. ist langsam-gravität.

Sarafan, Trachtenrock russ. Bäuerinnen.

Saragossa, nordostspan. St., 156 000 E.

Ansicht der Stadt Sarajevo von Süden.

Sarajevo, südslaw. St., frühere Hptst. v. Bosnien-Herzegowina, 66 000 E; das Stadtinnere v. echt oriental. Gepräge. 28. 6. 1914 Ermordung v. Erzherzog Franz Ferdinand u. Gemahlin durch großserb. Verschwörer (↑ Princip).

Sarasate (de Navascués), Pablo, span. Violinvirtuos, 1844–1908.

Sarasvati, Gemahlin Brahmas, Göttin der Künste.

Saratoga Springs, Kurort in New York (USA), 14 000 E.

Saratow, ostruss. St., a. d. Wolga, 215 000 E (1,4% Dt.); lebh. Handel u. Ind.

Sarawak, brit. Schutzgebiet auf NW-Borneo, 108 800 qkm, 600 000 E.

Sarazenen, im Altertum Bewohner NW-Arabiens, im MA alle islam. Völker.

Sardelle = Anschovis.

Sardes, Hptst. Lydiens, 499 v. Chr. v. Ioniern, 215 v. Antiochus d. Gr. zerstört.

Sardine, Heringsfisch, 20 cm, in westeurop. Meeren, wird vor allem in Öl konserviert.
Sardinien, ital. Insel, im Mittelmeer, 24 090 qkm, 885 000 E. Sehr gebirgig (im Gennargentu 1834 m), im SW gr. fruchtbare Ebene (Getreide, Wein, Öl, Südfrüchte, Schafzucht). Hptst. Cagliari. S. kam 1713 an Österreich, 1720 an Savoyen u. gehörte zur Sardin. Monarchie.

Sardinische Monarchie, bis 1861 Kgr. (Sardinien u. Piemont, 1859 Lombardei) in Italien, gegr. 1720; Viktor Amadeus III. (1773–96) verlor 1796 Savoyen u. Nizza an Frankreich. Karl Emanuel II. (1796–1802). Karl Albert (1831–1849) dankte, von Österreich besiegt, ab. Viktor Emanuel II. (1849–78) gründete mit Cavour das Kgr. Italien.

Sardonisches Lachen, krampfhaftes, auch höhnendes Lachen ohne äußeren Anlaß, angebl. dch. d. Genuß e. Krautes hervorgerufen (n. Homer).

Victorien Sardou.

Sardou, Victorien, frz. Bühnenschriftst., 1831–1903; „Madame Sans-Gène“.

Sargassosee, Teil d. Nordatlantik, zw. Bermuda- u. Kanar. Inseln, mit Anhäufung gr. Tangmassen.

Sargassum, losgerissene, an d. Küsten d. Golfes v. Mexiko wachsende Tange, die der Golfstrom mitnimmt.

Sargent, John Singer, amer.-engl. Porträtmaler, 1856–1925.

Sarkasmus, (beißender) Spott; sarkastisch, höhnisch.

Sarkom, Fleischgeschwulst.

Sarkophag, urspr. Steinsarg, später Sarg überhaupt, bes. antiker Prachtsarg.

Sarmatien, das Land zw. Weichsel u. Wolga. Die Sarmaten saßen nördl. v. Kaukasus.

Sarrail, Maurice, frz. General, 1856–1929; 1915–17 Führer der Salonikiarmee, 1924–25 syr. Oberkommissar.

Sarten, iran. Volk, Teil der Bev. Turans, gewinnsüchtige Händler in den Städten.

Sarto, Andrea del, florentin. Maler, 1486–1531.

Sasanidisches Felsenrelief:
König Schapur I. zu Pferde mit Gefolge.

Sasaniden, pers. Dynastie, 224–643.

Sascha, russ. Koseform v. Alexander.

Saseno, ital. Insel, im Adriat. Meer, vor der Küste Albaniens; Flottenbasis.

Saskatchewan,

1) Fluß in Kanada zum Winnipegsee, 1760 km.
2) Binnenprov. Kanadas, 651 876 qkm, 821 042 E (9% Dt.). Im S u. in der Mitte Weizenanbau; im N gr. Wälder. Hptst. Regina, 37 000 E.

Sassari, ital. St., auf Sardinien, 51 000 E.

Saßnitz, Ostseebad, auf Rügen, 4000 E.

Sassonow, Sergej, 1860–1927; 1910–16 russ. Außenmin., führte 1914 mit Iswolskij u. Suchomlinow den Weltkrieg herbei.

[Sp. 553, 554] Satan, „Widersacher“, Teufel.

Satanspilz, dem Steinpilz ähnlich, sehr giftig; ↑ Taf. Sp. 520.

Satellit, Leibwächter, Trabant; auch = Mond.

Saterland, westoldenburg. Moorlandschaft.

Satin, glänzendes Atlasgewebe, besond. Seidenatlas; satinieren: Papier glätten.

Satire, Spottschrift, -gedicht.

Satisfaktion, Genugtuung.

Satledsch, größter Nbfl. des Indus, aus Tibet, 1500 km.

Satrap, altpers. Provinzialstatthalter; S.ien, Provinzen.

Sattel, geogr.: breiter Paß; geol.: Gewölbe einer Falte, ↑ Taf. Sp. 200.

Sattelholz, kurzes Querholz zw. Balken und Pfosten.

Sattelpferd, das im Gespann links gehende Pferd.

Sättigen, in Lösungsmittel größtmögliche Stoffmenge auflösen; ↑ Dampf.

Saturation, Sättigung; Neutralisation. Ztw.: saturieren.

SaturnPlaneten, ↑ Taf. Sp. 265.

Saturnalien, Fest des altitalischen Ackerbaugottes Saturnus, am 17.–21. od. 23. Dez. gefeiert.

Satyriasis, krankhaft gesteigerter Geschlechtstrieb beim Mann.

Satyrn, grch. Wald-, Weide-, Feld- u. Weinbaudämonen, bocksgestaltig od. mit Bocksohren u. -schwänzen.

Satz,

mus.:
a) Setzweise;
b) geschlossener Abschnitt eines mehrteiligen Werkes;
c) mehrtaktige Periode eines Musikstücks.
Jagdl.: gleichzeitig geborene Junge v. Häsin od. Kaninchen.

Satzung, Rechtsnorm, Statut; Österr.: der v. Einigungsamt für allgemeinverbindlich erklärte Tarifvertrag.

Sau (Fluß) = Save.

Sauer, Emil, Ritter v., Klaviervirtuos, *1862.

Ferdinand Sauerbruch.

Sauerbruch, Ferd., Chirurg, *1875.

Sauerdorn (Berberitze, Berberis vulgaris), Strauch, Dornen dreiteilig, Blüten in niederhängenden Trauben, gelb, Staubgefäße auf Reiz hin beweglich, Beeren länglich, scharlachrot.

Sauergräser = Riedgräser.

Sauerklee (Oxalis), mit meist dreizählig. Blättern (den Kleeblättern ähnlich) ; z. T. Zierpflanzen (Glücksklee).

Sauerland, industriereiche Landschaft im südl. Westfalen, mit Sauerländ. Gebirge (Lenne-, Ebbe-, Rothaargeb.).

Sauerstoff, chem. ↑ Element, in der Atmosphäre (21% des Volumens), in Verbindungen weit verbreitet (45% der Erdrinde), auch in Pflanzen- und Tierstoffen; farbloses Gas. Verflüssigter S. dient für autogenes Schweißen und Schneiden, zu künstl. Atmung. Mit S. verbinden heißt: oxydieren (Oxydation). Wichtigste S.-Verb. ist ↑ Wasser. ↑ Ozon.

Jules Sauerwein.

Sauerwein, Jules, frz. Journalist (für „Matin“), *1880.

SauerwurmWickler.
Säugetiere, die am höchsten organisierten Wirbeltiere; Kennzeichen: Behaarung („Haartiere“) u. Ernährung der meist lebendig gebornen Jungen mit den Absonderungen besonderer Hautdrüsen (Milchdrüsen); warmblütig, atmen mit Lungen; haben meist 4 Gliedmaßen; besitzen Zwerchfell; Herz in 2 Vorkammern u. 2 Kammern geschieden. An der Wirbelsäule sind fast immer 7 Halswirbel vorhanden (Ausnahmen: Walroß u. Zweizehenfaultier 6, Dreizehenfaultier 8–10), auch bei langhalsigen Formen wie den Giraffen. Die Einteilung erfolgt nach dem Bau der weibl. Geschlechtsorgane:

1) Kloakentiere (Monotremata), After, Geschlechts- und Harnausführgänge münden in eine gemeinsame Kloake, eierlegend: Ameisenigel, Schnabeltier.
2) Beuteltiere (Marsupialia, Didelphia), mit doppelter (didelpher) Scheide u. getrennter Gebärmutter, gebären unentwickelte (Beutel-)Junge.
3) Monodelphier (Monodelphia), Scheide stets einfach (monodelph), die Gebärmutter selten doppelt; gebären vollkommen entwickelte Junge, haben Mutterkuchen (daher Plazentalia, im Gegensatz zu den beiden ersten ohne Mutterkuchen [Aplazentalia]);
a) Indeziduaten (Dezidualose S., Adeciduata): beim Geburtsakt werden die Zotten des Mutterkuchens aus der Gebärmutterschleimhaut gezogen, ohne sie zu verletzen (Schweine, Kamele, Pferde, Nilpferde, Seekühe, Wale, Wiederkäuer);
b) Deziduaten (Deciduata): die Zotten werden unter Bildung einer blutenden Wunde beim Gebärakt abgelöst (Raubtiere, Insektenfresser, Nagetiere, Primaten [Halbaffen, Affen, Mensch]).

Lit: „Brehms Tierleben“, Bd. 10–13 (1912–164).

Säugling, Kind bis zum Ende des 1. Lebensjahres. S.s-fürsorgeKinderfürsorge.

Saugwürmer, Schmarotzerwürmer, meist blattförmig, mit Saugnäpfen, z. B. Leberegel.

Saul, 1. jüd. König um 1030–10 v. Chr.

Säulen, Stützen aus Eisen, Stein, Holz usw., i. allg. aus Basis, Schaft und Kapitell bestehend. Grch. Säulenordnungen ↑ unten.

Säulen des Herkules, die Straße v. Gibraltar.

Säulenheilige, christl. syr. Asketen, lebten zur Bußübung auf engem Standort (später Säulen).

Saulus (Saul), Apostel, ↑ Paulus.

Saumpfad, schmaler Gebirgsweg f. Menschen und Packtiere.

Saumtier, Packtier für Saumpfade.

Säuren, Wasserstoffverb., die meist sauer schmecken, blaues Lackmuspapier röten, mit Basen ↑ Salze geben; der Wasserstoff in ihnen ist durch Metalle ersetzbar.

Saurier, die großen ausgestorbenen Kriechtiere, z. B. Ichthyo-S., Dino-S. ↑ Taf. „Zoologie“.

Sauternes, feiner weißer Bordeauxwein (nach frz. Ort S.).

Sauve qui peut! „rette sich, wer kann!“

Savannah, Hafenst., Georgia (USA), 100 000 E; lebhafter Handel.

Savannen, Grassteppen der Tropenländer, bes. Afrikas, mit einzelnen Riesenbäumen (Affenbrotbäumen) u. vielen Akazien.

Save, Nbfl. der Donau, mündet bei Belgrad, 712 km. Kämpfe 1914–15; 6.–7. 10. 1915 v. Österreichern überschritten.

Friedrich Karl von Savigny.

Savigny, Friedr. Karl v., Rechtslehrer, 1779–1861; Begr. der histor. Rechtsschule.

Savoir-vivre, Lebensart.

Savona, ital. St., am Ligur. Meer, 66 000 E.

Girolamo Savonarola.

Savonarola, Girolamo, 1452–98, Dominikaner; machte Florenz zur theokrat Rep.; 1497 exkommuniziert, 1498 verbrannt.

Savoyen, Landschaft in O-Frankr., in den Alpen, südl. v. Genfer See, mit Montblanc, grenzt an Italien. Grfsch, unter Humbert Weißhand (um 1030), dem Ahnherrn des ital. Königshauses; 1713 Königstitel (S. u. Sardinien gemeinsam); 1860 frz.

Sax, Adolphe, frz. Instr.enmacher, 1814–94; Erfinder des Saxophons.

Saxifraga = Steinbrech.

Saxnôt, Name des Kriegsgottes Týr (Ziu) bei d. Sachsen.

Saxonia, Personifikation Sachsens.

Saxophon.

Saxophon, Blechblasinstr., Hauptinstr. des Jazz; ↑ Sax.

Say, Jean Baptiste, frz. Nat.-Ök., 1767–1832.

Sbirren, früher ital. Polizeidiener, bes. im Kirchenstaat.

sc. = scilicet, „versteht sich!“

S. C.= Seniorenkonvent der (studentischen) Korps.

S. C. = Südcarolina (USA).

Scala, (Ton-) „Leiter“; (Teatro della) S., großes Opernhaus in Mailand.

Scaliger, Joseph Justus, Altertumsforscher, 1540–1609.

Scapa-Flow-Bucht, auf der engl. Insel Pomona (Orkney-Inseln). Aufenthalt der engl. Marine 1914–18. 21. 6. 1919 Versenkung der internierten dt. Flotte.

Scarborough, nordengl. Seebad und Kriegshafen, 46 000 E.

Scarlatti,

1) Alessandro, ital. Komp., 1659–1725; Opern, Kirchenwerke.
2) Domenico, Klaviervirtuos u. Komp., 1685–1757.

Scarron, Paul, frz. Dichter, 1610–60.


Schabbes = Sabbat.

Schaben, Insekten, abgeplattet, Dämmerungstiere, z. T. flügellos. Große od. Oriental. Küchen-S., schwärzlich, ca. 25 mm, Weibchen mit verkümmerten Flügeln. Deutsche S., ca. 13 mm, hellbraun. Beide Arten sind lästiges Ungeziefer (Schwaben, Russen, Preußen).

Schabkunst (Schwarzkunst), Abart des ↑ Kupferstichs. Platte wird aufgerauht und mit Schaber behandelt.

Schablone, ausgeschnittenes Musterstück; Herkommen.

Schabracke, verzierte Decke über (oder unter) dem Sattel.

Schabzieger, Schweizer Kräuterkäse.

Schachern, Hausierhandel treiben.

Schach(spiel), ältest. Brettspiel, auf Schach- (Damen-) Brett unter 2 Spielern mit je 8 Figuren (König, Dame [Königin], 2 Türme, 2 Läufer,


Stichwörter, die unter Sch… vermißt werden, schlage man unter Sh… nach.

[Sp. 555, 556] 2 Springer) und 8 Bauern. Ziel: Mattsetzen des feindl. Königs.

Schacht,

1) im Bergwesen lotrechter od. schräger Bau zur Förderung, Fahrkunst od. Wetterführung usw. ↑ Taf. Sp. 9.
2) Bei ÖfenSchachtöfen.


Hjalmar Schacht.

Schacht, Hjalmar, Bankfachmann, *1877, 1923–30 Reichsbankpräs., 1929 Führer der dt. Delegation auf der Pariser Sachverständigenkonferenz zur Regelung des Reparationsproblems.

Schachtelhalme, Sporenpflanzen, Stengel hohl, geglied., Glieder ineinandergeschachtelt.

Schachtelprivileg, steuerl. Begünstigung inländ. Gesellschaften, die als Muttergesellschaften am Vermögen einer gleichartigen inländ. Tochtergesellschaft mindestens zu 1/4 beteiligt sind.

Schächten, rituelles Schlachten durch Halsschnitt mit sofortigem Blutaussturz aus dem Gehirn. In Bayern u. der Schweiz verboten.

Schachtöfen, industrielle Öfen, bei denen sich die zu erhitzenden Körper u. Brennstoffe in dem gleichen Raum befinden u. deren Hauptdimensionen in senkrechter Richtung liegen. ↑ Hochöfen.

Schack, Adolf, Graf v., Mäzen u. Dichter, 1815–94.

Schädel, Kopfskelett der Wirbeltiere. S. des Menschen (↑ Taf. Sp. 396): Stirnbein mit Stirnhöhlen, 2 Scheitel-, 2 Schläfenbeine mit dem im Felsenbein liegenden innern Gehörgang, Hinterhauptsbein mit Hinterhauptsloch (Rückenmarkdurchtritt), Siebbein (Riechbein) mit Nasenmuscheln u. Keilbein, beide an der S.basis durch Nähte verbunden (Pfeilnaht). Gesichtsknochen: je 2 Oberkieferbeine, Gaumen-, Tränen-, Muschel-, Nasen-, Jochbeine, Unterkiefer (Kinnbacken, -lade), Pflugscharbein.

Schadenersatz kann zu leisten sein wegen Verletzung v. Vertragspflichten, unerlaubter Handlungen od. kraft bes. rechtl. Bestimmungen (z. B. von Tier-, Autobesitzer).

Schädlinge, Tierarten, die der menschl. Wirtschaft merkbaren Schaden zufügen, meist Insekten. Einige schädliche Schmetterlingsarten ↑ Taf. Sp. 697.

Schädlingsbekämpfung erfolgt

I. technisch, u. zwar
1) mechanisch: Anlegen v. Insektenfanggürteln u. Leimringen bes. gegen Raupen, Absammeln v. Maikäfern usw., Fanggräben u. Fangkloben gegen Rüsselkäfer, Verbrennen v. Raupennestern, Abfangen v. Wanderheuschrecken;
2) chemisch: durch Gifte (Kontakt- u. Atemgifte bzw. Fraß- od. Magengifte). Vorherrschend sind Arsenverb. (Blei-, Kalziumarsenat), als Spritzbrühen mit Bekämpfungsspritzen aufgetragen, als Streumittel od. Köder verwendet, ferner Schwefelpräparate, Nikotin, Giftgase (Schwefelkohlenstoff, Blausäure). Streumittel auch v. Flugzeug aus verbreitet.
II. Biologisch durch „Mischkulturen“, die eine gefährl. Massenentwicklung der an bestimmte Pflanzen gebundenen Schädlinge weitgehend verhindert; durch Schutz (Vogelschutz!), Zucht u. Einbürgerung v. Feinden der Schädlinge; ferner durch Seuchenerregung (bakterielle Mäuse- u. Rattenbekämpfung, Züchtung insektentötender Pilze): auch die Kultur gegen Schädlinge widerstandsfähiger Pflanzenrassen gehört hierher.

Schadow, Gottfr., klassizist. Bildhauer, 1764–1850; Quadriga auf dem Brandenburger Tor, Zieten, Königin Luise u. Schwester. ↑ Taf. I Sp. 376.

Schäfchen, Wolkenart; zahllosen, aneinandergereihten Schafsrücken ähnlich.

Schafdärme, Rohmaterial für Darmsaiten.

Schafe, Horntiere, Böcke mit spiralig gedrehten Hörnern; wild der Mufflon, Sardinien, Korsika, vielerorts eingebürgert; ferner Argali, in asiat. Hochgebirgen. Das Hausschaf stammt v. verschiednen Wildformen ab (↑ Taf. Sp. 312).

Schäfer,

1) Dietrich, Historiker, 1845–1929.
2) Wilh., Erz., *1868; „Anekdoten“, „Die 13 Bücher der dt. Seele“.

Schaff, Holzgefäß für Flüssigkeiten.

Schaeffer, Albr., Dichter klass. Bildungsgehalte, *1885; Ged., Romane.

Der Rheinfall bei Schaffhausen.

Schaffhausen, nordschweiz. Kanton, 298 qkm, 53 500 E; Hptst. S., 22 000 E; nahebei der Rheinfall (24 m).

Schäffle, Albert, Nat.-Ök. u. Soziolog, 1831–1903.

Schäffler = Böttcher[WS 2].

Schaffner, Jakob, volkstüml. Erz. im Geist reiner Menschenliebe, *1875; „Konrad Pilater“.

Schafgarbe, Korbblütler, 50 cm, weiß od. rötlich, Teepflanze.

Schafhaut = Amnion.

Schafkopf, dt. Kartenspiel unter 3, 4, 6 od. 8 Personen; S. mit 2 Kartenspielen heißt Doppelkopf.

Schafott, Blutgerüst, erhöhte Stätte für Hinrichtungen.

Schafquese, Bandwurmfinne, erzeugt ↑ Drehkrankheit.

Schâh (Schach), pers. König.

Schakal, Hundeart, wolfshundähnl., 80 cm, Schwanz 30 cm, S-Europa, N-Afrika, S-Asien.

Schäkel, Verbindungsglied für Kettenstücke.

Schal, Umschlagtuch.

Schalen, Hufe des 2hufigen Wildes.

Schalenkreuz = Anemometer.

Fedor Schaljapin.

Schaljapin, Fedor, russ. Bassist, *1873.

Schalk, Franz, Dirigent, 1863–1931; verdient um die Wiener Oper.

Schälknötchen, harmloser nesselähnl. Hautausschlag.

Schall, Empfindung des Gehörorgans, entsteht durch Schwingung elast. Körper, die als S.welle fortgepflanzt wird (nicht durch den luftleeren Raum). S.geschwindigkeit in Luft: 340 m, im Wasser 1435 m in 1 sek, größer in festen Körpern. Regelmäß. Schwingungen empfinden wir als Ton (Klang), e. einzelne Erschütterung als Knall, unregelmäßige Folge v. solchen als Geräusch. Schwingungszahl bestimmt Tonhöhe; 16–32 000 Schwingungen in 1 sek: Hörgrenzen. Lehre v. S.: Akustik; akustisch, S. wiedergebend, S. fördernd.

Schalldämpfer, Vorrichtungen zum Abschwächen (Dämpfen) starker Geräusche. ↑ Taf. I Sp. 9.

Schalldämpfung wird bewirkt durch Zwischenschalten v. unelast. Stoffen.

Schallplatten, runde Scheiben aus einem Gemisch v. Schellack, Harz, Schiefermehl, feingefaserter Baumwolle, schwarzem Farbstoff u. Ruß für Schallaufzeichnungen, die durch Sprechmaschinen hörbar gemacht werden können.

Schalmei, veraltetes Holzblasinstr.

Schalotte, beste Zwiebelart (↑ Lauch).

Schaltelemente elektr. Anlagen ↑ Funktechnik, Abb 5.

SchaltjahrKalender.

Schaltiere, Muscheln u. Schnecken.

Schalung, Bretterverkleidung für Decken, Wände usw.

Schaluppe, Beiboot e. Handelsschiffes.

Schälwald, Eichenniederwald z. Lohrindegewinnung.

Scham, äußere weibl. Geschlechtsteile.

Schamanismus, Religionssystem, bei dem Priester (Schamanen in Asien, Angekok der Eskimo, Medizinmänner der Indianer u. a.) durch Opfer, ekstat. Tänze mit Gottheiten u. Dämonen in Verkehr treten.

Schamfilen, seemänn.: durchscheuern.

Schammar, nordarab. Landschaft, zum Staat Nedschd gehörig.

Schamotte, scharf gebrannter, feuerfester Ton.

Schan (chines.), Berg, Gebirge.

Schan, siamo-chines. Völkergruppe (1 Mill.) in Hinterindien.

Schandau, Bad, St. in der Sächs. Schweiz, an der Elbe, 3200 E.

SchändungSittlichkeitsverbrechen.

Schanghai, Vertragshafen, unweit der Jangtsemündung, größte St. Chinas, 1 500 000–1 700 000 (mit Vorstädten 4 500 000) E; Seiden-, Baumwoll-, Papierind.; Handelszentrum (bes. Seidenhandel).

SchankerGeschlechtskrankheiten.

Schankgewerbe = Schankwirtschaft.

Schanksteuer, auf jede Getränkeausgabe in Schankwirtschaft oder als Lizenz für Schankbetrieb erhoben.

Schankwirtschaft, gewerbsmäßige Verabreichung von Getränken (auch alkoholfreien) zum Genuß auf der Stelle; nur mit polizeil. Erlaubnis (Konzession), an Person und Räume gebunden.

Schanstaaten, von den ↑ Schan bewohnte Staaten im nördlichen Hinterindien.

Schanz,

1) Frida, Schriftstellerin[WS 3], *1859;
2) Georg v., Nat.-Ök., *1853, Prof. Würzburg.

Schaper, Fritz, Bildhauer, 1841–1919, Denkmäler.

Scharade, Silbenrätsel.

Scharbock = Skorbut.

Scharbockskraut, Hahnenfußgewächs, 15 cm, goldgelb; Frühblüher.

Schar Dhag, Gebirgsstock d. Balkanhalbinsel (N-Albanien, im Ljuboten 2350 m).

Scharen, geolog.: das Zusammenlaufen zweier Gänge unter spitzem Winkel; auch von Faltenketten und -gebirgen.

Schären, Felseninselchen der skandinav. Küsten; Abb. Sp. 557.

Scharff, Edwin, expressionist. Bildhauer u. Radierer, *1887.

Scharfmacher, Verfechter sozialreaktionärer Gesinnung.

Scharfrichter, Vollstrecker der Todesstrafe.

Schari, Strom in Frz.-Äquatorialafrika, zum Tschadsee, 1200 km.

Scharlach, lebhaftes Rot.

Scharlach, ansteckende, oft epidem. Kinderkrankheit; 4–7 Tage nach Ansteckung Fieber, Erbrechen, starke Entzündung u. Belag der Rachenschleimhaut; 1–2 Tage später roter Hautausschlag auf ganzem Körper (nicht Gesicht); meist dunkelrot geschwollene Geschmackswärzchen (Himbeerzunge); nach 4–5 Tagen blaßt Ausschlag ab, in 2–3 Wochen schuppt sich die Haut.

Scharlatan, Marktschreier, Schaumschläger.

Scharm, Zauber, Anmut; s.ant, reizend, entzückend.

Stichwörter, die unter Sch… vermißt werden, schlage man unter Sh… nach.

[Sp. 557, 558]

Gerh. v. Scharnhorst.

Scharnhorst, Gerhard v., 1755–1813, Dir. d. preuß. Kriegsakademie, 1807 des Kriegsdepartements, 1810 Chef des Generalstabs, gestaltete das Heer neu; bei Großgörschen 1813 tödl. verwundet.

Scharnhorst, Bund deutscher Jungmannen, Jugendorganisation (13–17 Jahre) des Stahlhelms.

Scharnier, Drehgelenk für Türen usw.

Scharte, tiefer Einschnitt eines Gebirgskammes.

Scharwache, veraltet für patrouillierende Nachtwache.

Scharwenka, Xaver, Klaviervirtuos u. Musikpädagog, 1850 bis 1924.

Scharwerk, Fronarbeit, kl. Nebenarbeit; Ztw.: scharwerken. {{Absatz}

Nordschwedische Schärenlandschaft.

Schäßburg, rumän. St. (Siebenbürgen), 18 000 E.

Schassieren, mit kurzen Gleitschritten gerade forttanzen.

Schatt el-Arab, die vereinigten Euphrat u. Tigris.

Schatten.

Schatten, dunkler Raum hinter von Lichtquelle A einseitig beleuchtetem, undurchsichtigem Körper B. Kern-S. (Abb.), Halb-S.

Schattenrisse = Silhouetten.

Schatulle, Geld-, Schmuckkästchen; Privatkasse eines Fürsten.

Schatzanweisungen (Schatzscheine, -wechsel), Form kurzfristiger schwebender Staatsschuld zur Befriedigung vorübergehenden Geldbedarfs, bei längerer Verfallsdauer verzinslich.

Schätzung = Taxation.

Schatzungen, auf Grund amtl. Schätzungen erhobene Steuern.

Schaudinn, Fritz, Zoolog, 1871–1906; entdeckte den Syphiliserreger.

Schäufelein, Hans Leonhard, Maler, * vor 1490, † 1540.

Schaukal, Rich. v., österr. Dichter, *1874.

Schaulen, St., Litauen, 22 000 E. 23. 7. 1915 Sieg Otto v. Belows.

Schaumann, Ruth, Dichterin u. Bildhauerin, *1899.

Schaumburg-Lippe, nordwestdt. Freistaat, 340 qkm, 48 046 E; Hptst. Bückeburg. 47,7% Ackerland, 16,2% Wiesen u. Weiden, 20,7% Wald (meist Eiche u. Buche). Landesfarben: weiß, rot, blau.

Graf Philipp zur Lippe erbte 1640 einen Teil d. Grfschft. Schaumburg u. nannte sein Geschlecht S. Graf Georg Wilhelm wurde 1807 gefürstet. Fürst Adolf Georg (1860–93) stand 1866 zu Österr., trat aber dem Norddt. Bund bei. Fürst Adolf (seit 1911) entsagte 1918 d. Thron. Anschluß an Preußen durch Volksabstimmung 1926 abgelehnt.

Schaumwein, durch Kohlensäure schäumender Wein, in Frankr. (Champagner) u. Deutschl. aus gemischtem Wein (Cuvée) unter Zuckerzusatz hergestellt.

Schaumweinsteuer, Verbrauchssteuer auf Schaumwein (je Flasche 1 ).

Schauri = Palaver.

Schauspiel, Untergattung des ↑ Dramas.

Schautaler, Silbermünzen auf Zeitereignisse usw.

Scheck, schriftl. Anweisung an Bank, an den im S. als Empfänger Bezeichneten aus dem Guthaben des Ausstellers eine best. Summe zu zahlen. S. ist bei Sicht zahlbar u. muß binnen 10 Tagen nach Ausstellung der Bank zur Einlösung vorgelegt werden.

Scheel, Otto, prot. Theolog u. Historiker, *1876; „Martin Luther“, „Die schlesw.-holstein. Erhebung u. wir“.

Scheele, Karl, schwed. Chemiker, 1742–86, entdeckte Sauerstoff, Chlor, Glyzerin.

Scheelit, Wolframerz.

Reinhard Scheer.

Scheer, Reinhard, 1863–1928, 1913 Geschwaderchef, 1916 Admiral u. Flottenchef, schlug die See⚔ am Skagerrak, 1918 Chef der Obersten Seekriegsleitung.

Scheerbart, Paul, Schriftsteller, 1863–1915; grotesk-phantast. Romane.

Scheffel, Maß, ↑ Übersicht Sp. 416.

Scheffel, Jos. Viktor v., romant.-humorist. Dichter, 1826–86; „Trompeter von Säckingen“, „Ekkehard“, Ged.

Scheffler, Karl, Kunstschriftst., *1869; „Geist der Gotik“.

Scheheresade, Erzählerin der pers. Märch. in. „1001 Nacht“.

Scheich, Haupt eines Beduinen-Stammes.

Scheide, Teil des weibl. Geschlechtsorgans (↑ Taf. Sp. 396).

Scheidegg, Pässe im Berner Oberl.: Große S. (1961 m), von Grindelwald nach Meiringen; Kleine S. (2066 m), von Grindelwald über Wengernalp nach Lauterbrunnen.
Scheidemann, Philipp, *1863, seit 1903 M. d. R. (soz.-dem.), Okt. 1918 Staatssekretär, rief am 9. 11. 1918 die „Dt. Republik“ aus, 1919 Reichskanzler, trat bei Annahme des Versailler Vertrags zurück, Dez. 1919–25 Oberbürgermeister von Kassel.

Scheidemantel, Karl, Opernbariton, 1859–1923.

Scheidemünzen (Scheidegeld)Geld, ↑ Münze.

Scheidewasser = Salpetersäure.

ScheidungEherecht.

Scheikh = Scheich.

Schein, Joh. Hermann, Komponist, 1586–1630, Thomaskantor in Leipzig.

Scheiner,

1) Christoph, Astron., 1573–1650, Mitentdecker der Sonnenflecke.
2) Julius, Astrophysik., 1858–1913.

Scheinfrucht, Frucht, an deren Aufbau auch fleischig gewordene Blütenteile teilnehmen, z. B. Erdbeere.

Scheinpflug, Paul, Komponist u. Dirigent, *1875.

Scheinwerfer (Projektor), eine Lampe, die sich im Brennpunkt eines Hohlspiegels befindet. Militär.: im Luftschutz, Festungs-, Stellungskrieg verwendet.

Scheitel, höchster Punkt einer Wölbung; Schnittpunkt zweier einen Winkel bildenden Geraden.

Scheitelauge, bei fossil. Tieren augenähnl. Organ am Scheitel, bei Neunaugen, Fröschen, Eidechsen noch deutlich.

Scheitelhaltung, höchste Strecke von Kanälen.

Scheithauer, Karl, Stenogr.-Erfinder, *1873.

Schelde, Fluß, im belg. Tiefland, zur Nordsee (Ooster-S. u. Wester-S., De Honte), 430 km. S.zoll (bis 1863) an der S.-mündung von fremden Schiffen erhoben.

Max Scheler.

Scheler, Max, Philosoph, 1874–1928; vielseitiger Denker.

Schelf, das den Festlandsaum begleitende Flachmeer (bis 200 m tief).

Scheliff, größter Fl. Algeriens, 700 km.

Schell, Herm., kath. Theolog (Reformkatholizismus), 1850 bis 1906.

Schellack, durch Gummilackschildlaus gebildetes Harz; zur Lackbereitung (Spritlacke), in der Feuerwerkerei, zu Siegellack.

Schellen, Farbe der dt. Spielkarte (in der frz.: Karo).

Schellenbaum (Halbmond), von den Türken übernommenes Klingelinstrument der Militärkapellen.

SchellfischDorsche.

Schelling, Friedr. Wilh. Jos. v., Philosoph, 1775–1854, geistiger Führer des romantischen Kreises; „Ideen zur Philosophie der Natur“, „Weltseele“, „System des transzendentalen Idealismus“, „Darstellung m. Systems der Philosophie“. Lit: K. Fischer, S.s Leben, Werke u. Lehre (19023). Seine Frau (seit 1803) Karoline, geb. Michaelis, verh. mit Böhmer und A. W. Schlegel (1763–1809), Mittelpunkt der Romantiker in Jena.

Schelmuffsky, satirischer Lügenroman von Chr. Reuter (gegen 1700).

Schema, Muster, Aufriß; S.tismus, gedankenlose Nachahmung eines S.s.

Schemen, Schatten, Gespenst.

Schemnitz, slowak. St., 13 000 E.

Schenk, Joh., Komponist, 1753–1836, Lehrer Beethovens.

Schenkendorf, Max v., Dichter der Befreiungskriege, 1783 bis 1817.

Schenker, Heinr., Musikforscher, *1868.

Schenkung, rechtlich jede Zuwendung, die in beiderseitigem Einverständnis unentgeltlich geschieht. S.sversprechen bedarf der gerichtlichen oder notariellen Beurkundung, kann bei grobem Undank widerrufen werden. S.steuer trifft Zuwendung unter Lebenden; ist meist Ergänzung zur Erbschaftssteuer, um Erbschaftssteuerumgehungen zu verhindern.

Scherchen, Hermann, Dirigent, *1891.

Schere, Werkzeug zum Zerschneiden v. Stoffen u. Metallen.

Scheren, im


Stichwörter, die unter Sch… vermißt werden, schlage man unter Sh… nach.

[Sp. 559, 560] Seewesen: seitlich ab- od. ausweichen; Tauwerk durchziehen.

Scherenfernrohr.

Scherenfernrohr, Standfernrohr für gedecktes Beobachten.

Scherengebiß entsteht beim Pferd durch abnorme Abnutzung der Backenzähne, die nicht mehr mahlen können.

Scherenschnitte = Silhouetten.

Scherer, Wilh., Germanist, 1841–86; „Gesch. der dt. Lit.“.

Scherflein, altdt. meist silberne Scheidemünze, = 1/2 Pf.

Scherîf, Nachkomme Mohammeds durch Fatima.

Schering, Arnold, Musikforscher, *1877.

Scherl, Aug., Zeitungs- u. Buchverleger, 1849–1921.

Schermann, Lucian, Indolog u. Ethnolog, *1864.

Scherr, Johs., Kulturhistor., 1817–86, Demokrat.

Schertlin v. Burtenbach, Sebastian, 1496–1577; Landsknechthauptmann.

Scherzo, heiterer, lebhafter Mittelsatz in Sonaten u. Symphonien.

Scheuchzer, Johann Jakob, schweiz. Naturforscher, 1672–1733; „Kupferbibel“.

Scheveningen, holl. Seebad, 35 000 E; jetzt Stadtteil von Haag.

Schewtschenko, Taras, ukrain. Dichter, 1814–61.

Schiaparelli, Giovanni, ital. Astron., 1835–1910, entdeckte die „Kanäle“ des Mars.

Schibbike = Holunder.

Schicht, tägl. Arbeitszeit eines Berg- od. Hüttenmanns, auch Fabrikarbeiters. S.machen, die Arbeit beendigen.

Schickele, René, expressionist. Dichter, *1883 (Elsaß), kämpft für dt.-frz. Annäherung.

Schiebebühne, brückenartiges, fahrbares Gestell mit Gleisstück, zum Versetzen v. Eisenbahnfahrzeugen.

Schieber,

1) Absperrvorrichtung für Flüssigkeiten u. Gase;
2) Maschinenteil zur Dampfverteilung bei Dampfmaschinen.

Schieber, Anna, schwäb. Erzählerin, *1867.

Schieck, Walter, *1874; 1923 Präs. d. Sächs. Staatsrechnungshofes, 6. 5. 1930 Min.-Präs. eines Beamtenmin., trat 22. 6. 1930 zurück, führt seitdem die Geschäfte weiter.

Schiedam, westholl. Hafenst., 45 000 E.

Schiedsamt beim Oberversicherungsamt entscheidet über Streit zw. Krankenkassen u. Ärzten.

Schiedsgericht, zivilrechtl.: auf Parteivereinbarung (Schiedsvertrag) beruhende Stelle, die statt des ordentl. Gerichts über bürgerl. Rechtsstreitigkeiten entscheidet; nicht zulässig für Ehesachen, Aufhebung eines Mietverhältnisses usw. Schiedsspruch des Schiedsrichters hat für Parteien Wirkung eines rechtskräftigen gerichtl. Urteils.

Schiedshof, Ständiger (Cour permanente d’arbitrage), im Haag, durch die 1. Friedenskonferenz von 1899 eingesetzt, besteht aus einer Reihe von Schiedsrichtern, aus denen die streitenden Parteien ihre Schiedsrichter für den Einzelfall wählen.

Schiedsklausel, Vertragsbestimmung, wonach Streitigkeiten aus Vertrag nicht durch ordentliche, sondern durch Schiedsgerichte entschieden werden sollen.

SchiedsrichterSchiedsgericht.

Schiedsverträge (Kompromisse), völkerrechtl. Vereinbarungen von Staaten über die friedl. Erledigung von Rechtsstreitigkeiten durch Schiedsspruch.

Schiefblatt (Begonie), Zier- u. Zimmerpflanzen aus den Tropen mit schiefen Blättern. Blattbegonien mit buntfarbigen Blättern (z. B. Königsbegonie, Begonia rex).

Schiefer, in dünne Platten spaltbare Gesteine.

Schjelderup, Gerh., norweg. Komponist, *1859; Opern, Orchesterwerke.

Schiele, Martin, *1870, seit 1914 M. d. R. (Kons.), 1918 Führer des Landbundes, 1925 Reichsinnen-, 1927–28 u. seit 1930 Reichsernährungsmin.

Schielen, Stellungsabweichung der Augen, bei der ein Auge am Objekt vorbeisieht.

Schienen, Stäbe u. Streifen aus Holz od. Metall.

Schienenzeppelin, auf Schienen lauf. Triebwagen, durch Propellerwirkung fortbewegt, erreicht 230 km/st.

Schierling (Conium), giftige Doldengewächse, Blüten weiß.

SchießbaumwolleNitrozellulose.

Schießpulver, Treibmittel, bes. zum Forttreiben v. Geschossen. Schwarzpulver: Gemenge v. Kalisalpeter, Schwefel, Kohle, gibt beim Schuß starken Rauch, hinterläßt Rückstand; daher verdrängt durch die rauchlosen S. (Schießbaumwolle). ↑ Sprengstoffe.

Schießsport umfaßt sportl. Schießen (nach festen Scheiben od. bewegl. Zielen) mit Pfeil u. Bogen, Armbrust u. Feuerwaffe: Büchse, Gewehr, Pistole, Revolver. Nach dem Weltkrieg hat sich der S. bes. als Kleinkaliberschießen entwickelt.

Schiff (↑ Taf. Sp. 89), Wasserfahrzeug zur Beförderung von Menschen u. Gütern. Nach dem Gebrauchszweck unterscheidet man Handels- u. Kriegs-S., nach dem Verwendungsbereich Binnen-, Fluß-, Küsten- u. See-S., nach dem Bewegungsmechanismus Segel-, Dampf- (Dampfer), Motor- u. Rotor-S. Beim S.bau wird als Grundlage der Kiel gelegt. Der Gegenkiel im S. heißt Kielschwein, an den sich vorn der Vorsteven, hinten (achtern) der Hinter- (Achter-, Ruder-) Steven anschließt. Das Spantensystem gibt dem S. die äußere Form u. besteht aus Spanten, Gegenspanten, Bodenstücken u. Kimmstücken. Die Außenhaut besteht aus Eisen- od. Stahlplatten, die an den Spanten befestigt sind. Das Innere des S. ist durch eiserne Wände (Schott) in wasserdichte Abteilungen zerlegt. Geht man „an Bord“, so gelangt man, wenn nicht üb. e. Laufgang, mittels des Fallreeps auf das Oberdeck (Hauptdeck); darüber sind Brücken-, Promenaden-, Bootsdeck, darunter je nach Größe des S. zahlreiche Zwischendecks angebracht. Für den Kapitän u. den Wachthabenden befindet sich über dem Oberdeck die Kommandobrücke, die mit Steuerrad, Kompaß, Sprachrohren u. Telegraphen nach der Maschine u. andern S.sräumen versehen ist. Der Holzschiffbau kommt nur noch für Sport-, Segel- u. Rettungsboote in Frage; alle andern S. werden heute aus Stahl gebaut. S.smaschinen: für kleinere Fahrzeuge Verbrennungsmotoren, für mittlere Fahrzeuge Kolbendampfmaschinen, für größere Frachtschiffe Dieselmaschinen (↑ Taf. Sp. 728), für größte Schnell- u. Fahrgastdampfer Getriebeturbinen.

Schiffahrtsabgaben werden nach festen Tarifen für Benutzung v. Kanälen, Schleusen, Brücken, Fähren, Hafenanlagen usw. erhoben.

Schiffahrtssubventionen, staatl. Unterstützungen der privaten Schiffahrt, um sie gegen die Konkurrenz des Auslands wettbewerbsfähig zu machen.

Schiffbrücke, auf Pontons ruhende Brücke.

Schiffer, Eugen, *1860, demokratischer Abgeordneter, 1917 Unterstaatssekretär, 1919 Reichsfinanzminister und Vizekanzler, 1919–20 und 1921 Reichsjustizminister.

Schifferstadt, bayr. D. in der Pfalz, 10 000 E.

Schiffsbesatzung (-mannschaft). An der Spitze steht der Schiffer (Kapitän; hat unbedingte Befehlsgewalt).

1) Deckspersonal: 1.–4. Offizier (unterstützen den Kapitän in der Schiffsführung); Unteroffiziere: Bootsmann, Zimmermann, Segelmacher, Steuermann; Mannschaften: Schiffsjungen, Leicht- und Vollmatrosen, nach ihrer Verwendung „Gast“ genannt, z. B. Signalgast; aus ihnen gehen die „Maate“ hervor, die gehobene Stellung einnehmen und ebenfalls nach ihrem Fach bezeichnet werden, z. B. Zimmermannsmaat.
2) Maschinenpersonal: 1.–4. Ingenieur (Offiziersrang), Maschinisten, Assistenten, Lagerhalter und Oberheizer (Unteroffiziere), Heizer und Kohlenzieher (Mannschaften) sowie Funkpersonal.
3) Verwaltungs- und Bedienungspersonal (nur auf großen Fahrgastdampfern von Bedeutung): Schiffsarzt und Zahlmeister (Offiziersrang), Köche, Küchenpersonal, Stewards.

Arbeitsrechtliches. Der Schiffer schließt mit der S. Heuervertrag durch Anmustern (Anheuern), d. h. Verlautbarung des Heuervertrags vor einem Seemannsamt unter Übergabe eines Heuerscheins und Ausfertigung des Vertrags (als Musterrolle). In gleicher Weise erfolgt Abmustern. Als Dienstbuch wird vom Seemannsamt das Seefahrtsbuch ausgestellt, ohne das niemand als Schiffsmann in Dienst treten darf.

Schiffsbohrwurm, wurmförmige Muschel, 20 cm, Schale verkümmert.

Schiffseigner, Eigentümer eines Binnenschiffs (bei Seeschiffen Reeder).

Schiffshalter, Knochenfische, mit Saugscheibe auf Kopf.

Schiffshebewerk hebt Schiffe aus einer Kanalhaltung in die andre.

Schiffsjournal = Logbuch.

Schiffsladeschein, Ladeschein der Binnenschiffahrt, entspricht dem ↑ Konnossement des Seeverkehrs.

SchiffsoffiziereSchiffsbesatzung.

SchiffspartReeder.

Schiffspfand, Pfandrecht an See- od. Binnenschiff od. an Schiffspart, das nach Art einer Hypothek dch. Eintragung im Schiffsregister entsteht. S.briefe, Pfandbriefe v. Schiffsbeleihungsbanken, gedeckt durch S.rechte.

Schiffsregister, v. Amtsgericht der Hafenorte geführtes öffentl. Register über tatsächl. u. rechtl. Verhältnisse der Schiffe (Eigentum, Pfandrechte usw.).

Schiffssetzungen, Steinsetzungen in Schiffsform der Ostseeländer, enthalten Urnen- od. Skelettgräber der Bronze- u. ältern Eisenzeit.

Schiffsstammdivisionen, 2 Truppenteile der Reichsmarine an Land, aus denen Kriegsschiffe ihr Personal entnehmen usw.

Schiffswurm = Schiffsbohrwurm.

Schiffszertifikat, Auszug aus Schiffsregister mit Bescheinigung über das Recht der Führung der dt. Handelsflagge.

Schiiten, Gruppe der Mohammedaner, erkennen nur Ali u. seine Nachkommen als rechtmäßige Kalifen an.

Schikane, einem andern böswillig bereitete Schwierigkeit.

Schikoku, Insel im S v. Japan, 18 010 qkm, 3 174 000 E.

Schildbürger, die Einwohner von Schilda(u) (Kr. Torgau), denen man allerlei lächerl. Streiche nachsagte.

Schilddrüse, Drüse mit innerer Sekretion an den Seiten des Kehlkopfs und vor der Luftröhre.

Schildkraut, Rudolf, Schauspieler, 1862–1930, Berlin, Amerika.

Schildkrot = Schildpatt.

Schildkröten, Kriechtiere, mit knöchernem Rücken- u. Bauchpanzer, meist mit verhornten Hautplatten (Schildpatt, Karette) bedeckt, Kiefer mit gezahnten Hornplatten; legen Eier. Suppen-S., 1{[Bruch|1|2}} m, 450 kg, in allen warmen Meeren; Karett-S., 3/4 m, bes. im Karib. Meer, liefert Schildpatt; Teich-, Sumpf-S., 32 cm, schwärzlich, gelbgepunktet, Europa; Riesen-S. (Elefanten-S.), fast ausgerottet, 11/2 m. Abb. Sp. 561.


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[Sp. 561, 562] Schildkröteninseln = Galápagosinseln.

Schildläuse, Pflanzenläuse, schildförmig, Weibchen meist unbeweglich, flügel- und beinlos, oft halbkugelig angeschwollen, mit Wachs bedeckt.

Schildpatt (Schildkrot), Hornplatten des Rückenschilds v. Seeschildkröten; zu Dosen, Kämmen, Knöpfen usw.

Schilfrohr, Grasart, 2,50 m, mit großen, rotbraunen Blütenrispen.

Schill, Ferd. v., pr. Husarenmajor, *1776, 1809 Aufstand gegen Napoleon, fiel 31. 5. in Stralsund. Elf seiner Offiziere in Wesel erschossen.

Friedrich v. Schiller.

Schiller, Friedr. v., Dichter, *10. 11. 1759 Marbach a. N., † 9. 5. 1805 Weimar; Stuttg. Militärakad., 1780 Regimentsarzt; Schauspiel „Räuber“ (1780), polit. Tragödie „Fiesko“ (1783) u. die gesellschaftskrit. „Kabale u. Liebe“ (1784); kulturpolit. Manifest „Don Carlos“ (1783, Gedankenfreiheit!). 1785 dch. Ch. G. Körner nach Leipzig, dann nach Dresden, 1787 in Weimar („Gesch. des Abfalls d. Niederlande“, „Gesch. d. 30jähr. Kriegs“). Prof. für Geschichte in Jena (1789). Heirat mit Charlotte v. Lengefeld (1790); 1791 brustleidend. Studium Kants; „Die ästhet. Erziehung des Menschen“ (1795), „Naive u. sentimentalische Dichtung“ (1795f.). Goethe war er im Juni 1794 nähergekommen; „Xenien“ (↑ Goethe). In regem Austausch mit Goethe entstanden auch seine bekanntesten Balladen (1797). Zum Drama kehrte er 1799 mit d. „Wallenstein“-Trilogie zurück, der „Maria Stuart“ (1800), die romant. „Jungfrau v. Orleans“ (1801) u. die antikisierende „Braut v. Messina“ (1803), das Freiheitsdrama „Tell“ (1804) u. der unvollendete „Demetrius“ folgten.

S.s Gedankenlyrik (z. B. „Ideal u. Leben“, „Künstler“) findet in dt. Dichtung nicht ihresgleichen; sein dramat. Stil war bahnbrechend. Das dt. Nationalgefühl hat sich immer wieder an ihm gestärkt, seine Ballad. u. die „Glocke“ waren 100 Jahre die volkstümlichsten deut. Gedichte. Seine Sprache ist notwendiger Ausdruck seines Wesens. Lit: K. Berger, S. (1905–09).

Schilling, Münze in Großbritannien (Shilling) und Österreich. ↑ Übersicht Sp. 416.

Schilling, Joh., Bildhauer, 1828–1909; Nationaldenkmal auf dem Niederwald.

Schillings, Max v., Komp., Dirigent, *1868; Oper „Mona Lisa“, Melodram „Das Hexenlied“.

Schilluk, nilotisches Volk, im Niltal, etwa 1 Mill.

Schiltigheim, frz. Gem. im Unterelsaß, 19 000 E.

Schimäre, phantast. Ungeheuer; Hirngespinst.

Schimmel, Pilze, die auf abgestorbenen, feuchten organ. Stoffen (z. B. Brot, Speisen) weiße, graue, bläulichgrüne, fleckige oder staubige Überzüge bilden.

Schimonoseki, jap. Hafenst., auf der SW-Spitze v. Hondo, 92 000 E. Friede v. S.Japan.

SchimpanseAffen.

Schindeln, dünne Hölzer zur Dachdeckung.

Schinder, früher = Abdecker; Angestellter des Scharfrichters. Schinden, abdecken, abhäuten.

Schinkel, Friedr., klassizist.-romant. Architekt u. Maler, 1781–1841; Neue Wache, Schauspielhaus (↑ [[Seite:LA2-Blitz-0224.jpg/#1.|Taf. I Sp. 376), Altes Museum Berlin; Entwürfe zu Theaterdekorationen.

Schintoismus = Shintoismus.

Schipkapaß, wichtigster Paß des Balkangeb.

Schippen, Farbe der dt. Spielkarte (in der frz. Pik).

Schiras, südpers. St., 50 000 E; Rosenanbau.

Schirmacher, Käthe, Schriftstellerin, 1865–1930; Schriften z. Frauenfrage.

Schirmgitterröhre,Funkröhre mit 2 Gittern vor Anode.

Schirmpilz = Parasolpilz.

Schirokko, warmer feucht. Südwind.

Schirting, Baumwollgew. zu Hemden u. Futter.

Schirwan, Steppenlandsch. in Transkaukasien.

Schisma, Kirchenspaltung, Loslösung v. der Kirche zur Bildung einer neuen; auch ohne Lehrabweichung.

Schiwa = Shiva.

Schizophrenie, chron. Geistesstörung: krankhafte Veränderung der Gefühls- und Denktätigkeit, bes. der Vorstellungen, die die Beziehungen des Ichs zur Außenwelt betreffen, u. Zerfall der geistigen Persönlichkeit, der mit Zerreißung od. Spaltung der zueinander gehörenden, bes. auch moral. Begriffe, und mit ↑ Autismus einhergeht.

Schkeuditz, preuß. Stadt, südö. Halle, 8000 E.

Schlachcice (Schlachziz), SchlachtaSzlachta.

SchlachtkreuzerPanzerschiffe.

Schlacken, beim Verbrennen verbleibende Rückstände.

Schlackenwolle, zerstäubte Schlacken; Wärmeisoliermittel.

Schlaf, Johs., Dichter, *1862; anfangs naturalist. Werke (mit Arno ↑ Holz); seit 1910 kosmolog. Betrachtungen.

Schlafkrankheit, bes. bei Negern im trop. Afrika, meist tödlich, dauert 4 Monate bis 4 Jahre: Mattigkeit, Kopfschmerz, dann Schlafsucht, Erschöpfung, Aufregungszustände.

SchlafwandelnSomnambulismus.

Schlag, Verknotung eines Taues; auch Durchzug eines Riemens durch das Wasser beim Rudern.

SchlagaderBlut, ↑ Taf. Sp. 396.

Schlaganfall = Gehirnschlag.

Schlagball, Kampfspiel: 2 Parteien von je 12 Spielern, Schlag- u. Fangpartei, kämpfen durch Schlagen eines kleinen Balls, Laufen u. „Abwerfen“ um den Besitz des Schlagmals. Jeder Schläger erhält nach Lauf vom Schlag- zum Laufmal u. zurück neues Schlagrecht. Die Fangpartei sucht die Läufer durch Treffen mit Ball „abzuwerfen“, um Schlagpartei zu werden.

Schlagbaum, schwenkbare Stange als Wegschranke.

Schlägel (Schlegel) u. Eisen, gekreuzt das bergmänn. Wahrzeichen.

Schlagende Wetter (Schlagwetter), Mischungen von Grubengas (Methan) od. Kohlenstaub mit Luft, entzünden sich unter Explosionserscheinungen, bes. an offenen Flammen.

Schläger, stud. Fechtwaffe (Rapier); auch Schlagholz bei Golf, Hockey, Polo; beim Tennis auch Rakett.

Albert Leo Schlageter.

Schlageter, Albert Leo, *1894, 26. 5. 1923 in Düsseldorf von den Franzosen im Ruhrkrieg wegen Eisenbahnsabotage erschossen.

Schlagfluß = Gehirnschlag.

Schlagintweit, durch geogr. Forschungen (Vorderindien, Himalaja) verdiente Brüder: Hermann v. (1826–82), Adolf v. (1829–57), Robert v. (1833–85).

Schlagschatz, Gebühr bei Münzprägung, auch Unterschied zw. Einkaufspreis d. Münzmetalls u. Nennwert der daraus geprägten Münzen. Im MA wichtige Einnahmequelle.

Schlagseite, seitl. Neigung eines Schiffs infolge ungleichmäßiger Belastung.

Jazzschlagapparat.
a Große Trommel für Fußbetrieb,
b kleine Trommel,
c Holzblocktrommel,
d chinesisches Becken, e Tom-Tom.

Schlagzeug, Musikinstrumente im Orchester: Trommel, Pauke, Triangel usw.

Im Jazzorchester der kombinierte Schlagapparat.

Schlammbeißer, Karpfenfisch, 30 cm, in schlammigen Flüssen u. Seen.

Schlämme, Erz mit Korngröße unter 0,25 mm.

Schlämmen, Trennung ungleich schwerer Körperchen durch Flüssigkeiten.

Schlammvulkane, kegelförmige Hügel aus tonigem Schlamm mit kraterförmiger Einsenkung, stoßen zeitweilig Gase (Methan, Kohlensäure) mit Schlamm, Salzwasser, Erdöl aus; in Erdölgebieten.

Schlange, Sternbild des nördl. Himmels.

Schlangen (Ophidia), beschuppte Kriechtiere, lang gestreckt, fast alle ohne Beine (Ausnahme z. B. Riesen-S.), verschlingen ihre Beute meist ganz. Die Oberhaut wird in regelmäßigen Zwischenräumen abgeworfen. Außer den soliden Zähnen haben zahlreiche S. im Oberkiefer Furchenzähne oder durchbohrte Giftzähne (↑ Taf. „Zoologie“), die das Sekret einer Giftdrüse aufnehmen und nahe der Spitze ausleiten. Augapfel von einer durchsichtigen Haut bedeckt. Legen meist nur wenige, große Eier mit lederartiger Schale; viele Süßwasser- und Giftschlangen sind lebendiggebärend. Wichtigste Familien: Riesen-S., Nattern, Ottern.

Schlangenbiß. Behandlung: Abbinden des gebissenen Gliedes, Ausschneiden, Ausätzen oder Ausbrennen der Wunden.

Schlangenseruminstitute (Schlangenfarmen) gewinnen Schlangengiftheilserum aus immunisierten Pferden, bes. in tropischen und subtropischen Ländern.

Schlangensterne, Stachelhäuter, m. 5 beweglich., stark gepanzerten, scharf v. scheibenförmigen Körper abgesetzten Armen.

Schlaraffia, dt., über die ganze Erde verbreiteter Bund zur Pflege v. Freundschaft, Kunst und Humor; Symbol: der Uhu.

Schlatter, Adolf v., prot. Theolog, *1852.

SchlegelSchlägel und Eisen.

Schlegel, Schriftsteller:


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[Sp. 563, 564]

1) Aug. Wilh. v., 1767–1845, in Berlin „Vorlesungen über schöne Lit. u. Kunst“, in Wien „Über dramat. Kunst u. Lit“, übersetzte „Shakespeares dram. Werke“ u. Calderon. ↑ Schelling.
2) Friedr. v., 1772–1829, Begr. der romant. Schule, 1798–1800 mit seinem Bruder S. 1) Hrsg. des „Athenäums“, 1808 kath.; „Lucinde“, „Über die Sprache u. Weisheit der Inder“.


August Wilhelm v. Schlegel.

SchleheSchwarzdorn.

Karl Ludwig Schleich.

Schleich,

1) Ed., Maler, 1812–74; Stimmungslandschaften aus den bayrischen Bergen;
2) Karl Ludw., Mediziner, Philosoph, Dichter, 1859–1922; verdient um örtl. Betäubung.

Schleie, kleinschuppiger, karpfenähnl. Knochenfisch mit 2 Barteln.

Friedrich Schleiermacher.

Schleiermacher, Friedr., prot. Theolog, 1768–1834; „Reden über die Religion an die Gebildeten unter ihren Verächtern“, „Monologe“, „Der christliche Glaube“.

Schleifen,

1) Schärfen v. Schneiden, auf Schleifsteinen;
2) Glätten ebener Flächen mit Schleifmitteln.

Schleifer, Walzer.

SchleimdrüsenSchleimhäute.

Schleimhäute, zarte, die Höhlen und Kanäle des Körpers auskleidende Epithelhaut mit Drüsen (Schleimdrüsen), Gefäßen, Nerven. Entzündung der S. heißt Katarrh.

Schleimpilze nehmen Mittelstellung zwischen Tier und Pflanze ein, Fäulnis-, Verwesungsbewohner, z. B. Lohblüte.

Schleiz, südostthüringische St., 6100 E.

Schlemihl, Pechvogel.

Schlempe, Rückstand bei der Spirituserzeugung. Getreide- und Kartoffel-S. dienen als Viehfutter.

Schlempemauke, bei Rindern nässender Hautausschlag an den Hinterfüßen (infolge Harnbenetzung) bei übermäßiger Schlempefütterung.

Schlenther, Paul, Schriftsteller, 1854 bis 1916. Burgtheaterdirektor Wien, Ibsen-Übersetzer.
Schlepper,

1) kleiner Dampfer zum Fortbewegen (Schleppen) von Schiffen;
2) Traktor, ↑ Zugmaschinen;
3) in Gaunersprache: Helfershelfer;
4) Beauftragte von Vergnügungsstätten, die Publikum abfangen und animieren, ihre Lokale zu besuchen; in internationalen Großstädten.

Schleppmonopol, ausschließliches Recht zum Betrieb der Schleppschiffahrt, steht dem Reich z. B. auf dem Kaiser-Wilhelm-Kanal zu.

SchleppschiffahrtTauerei.

Schlesien,

1) ostdt. Landschaft zu beiden Seiten der Oder, zwischen Sudeten und Tarnowitzer Höhen. Teilweise lößbedeckt, daher reiche Ernten an Weizen, Zuckerrüben, Kartoffeln; auch starker Anbau von Roggen, Gemüse, Flachs. Seit 6. Jh. von Slawen bewohnt, seit 1180 germanisiert, seit 1327 bei Böhmen; die Schles. Kriege brachten den größten Teil an Preußen. Ober-S. fiel 1921 nach Volksabstimmung durch Entscheidung des Völkerbunds zur Hälfte an Polen.
2) Bis 1910 pr. Provinz, seitdem Trennung in die Provinzen ↑ Niederschlesien und ↑ Oberschlesien.
3) (Österr.-S.) Bis 1918 österreich. Kronland, 514, qkm[WS 4], 757 000 E; Hptst. Troppau. Seit 1920 West-S. (Troppauer Gebiet) u. ein Teil Ost-S.s (1990 qkm des Teschener Gebiets) an Tschechoslowakei, Rest (1240 qkm) mit Bielitz an Polen.

Schlesische KriegeFriedrich 5), ↑ Siebenjähr. Krieg.

Schleswig, Hptst. v. Schleswig-Holstein, 18 000 E.

Schleswig-Holstein, pr. Prov., auf der jüt. Halbinsel, 15 060 qkm, 1 519 000 E; Hptst. Schleswig. Landschaftlich gegliedert in Marschland an der Nordseeküste, Geest des Innern u. hügelige Grundmoränenlandschaft an d. Ostseeküste. Haupterwerbszweige: Landw. u. Fischerei.

1386 Hzt. Schleswig mit Grafsch. Holstein unter dem Hause Schaumburg vereinigt, 1460 erbte es Christian I. v. Dänemark. Holstein wurde 1815 Glied des Dt. Bundes und bald Zentrum der dt. nationalen Bewegung. Der Streit um die weibl. Erbfolge führte 1848 zum Aufstand, als die völlige Vereinigung Schleswigs mit Dänemark verkündet wurde. Dt.-dän. Krieg 1848–50. Preußen schloß Frieden (2. 7. 1850), darauf unterlag die schleswig-holstein. Armee 25. 7. bei Idstedt. Beide Herzogtümer (Elbherzogtümer genannt) wurden 1854 durch die Gesamtstaatsverfassung mit Dänemark vereinigt. Dt.-dän. Krieg 1864: die Dänen räumten das Danewerk, die Preußen erstürmten 18. 4. die Düppeler Schanzen, eroberten Alsen (29. 6.) und Jütland; 18. 7. Waffenstillstand. 30. 10. 1864 im Wiener Frieden S. an Österr. u. Preußen abgetreten; die darüber entstand. Uneinigkeit verursachte den Preuß.-dt. Krieg 1866; im Prager Frieden kam S. an Preußen allein. Durch Volksabstimmung in Schleswig in 3 Zonen fiel die nördliche 1920 an Dänemark.

Schleuder, Waffe z. Schleudern v. Steinen. ↑ Taf. „Völkerkunde II“.

Schleuder(maschine) = Zentrifuge.

Grundriß und Längsschnitt der Kammerschleuse.
OW Oberwasserspiegel, UW Unterwasserspiegel,
A Untertor, B Obertor, C Umläufe,
D Umlaufverschluß, E Drempel, F Abfallboden,
G Tornische, H Kammersohle, J Dammbackenfalz.

Schleuse, Bauwerk zur Überführung der Schiffe v. der angestauten in die ungestaute Flußstrecke u. umgekehrt.

Schlich, feinkörniges Erz.

Schlichte, Klebflüssigkeit zum Glattmachen der Webgarne.

Schlichtungswesen, staatl. Einrichtung, um bei wirtschaftl. Kämpfen zw. Arbeitgebern u. -nehmern Gesamtvereinbarungen zu erzielen; Organe: Schlichter u. Schlichtungsausschüsse, die auf Anrufen einer Partei od. v. Amts wegen tätig werden. Gelingt durch sie keine gütl. Einigung, so kommt es zur öffentl. Verhandlung vor der Schlichter-(Schlichtungs)kammer. Kommt auch hier keine Einigung zustande, so ergeht e. Schiedsspruch. Er wird zum Tarifvertrag, wenn er v. beiden Parteien angenommen oder für verbindlich erklärt wird. Die Verbindlicherklärung ist unanfechtbar. In Österr. hat das Einigungsamt d. Aufgabe des Schlichtens; in der Schweiz gibt es Einigungsstellen.

Schlick, feinster toniger Niederschlag in Wasser; bes. im Marschland.

Schlieffen, Alfred, Graf v., 1833–1913, 1891 bis 1905 Chef des Großen Generalstabs, 1911 Generalfeldmarschall, schuf den Plan des Angriffs auf Frankr. dch. Belgien hindurch.

Heinrich Schliemann.

Schliemann, Heinr., Altertumsforsch., 1822 bis 1890; Ausgrabung d. alten Troja.

Schlingern, schaukelnde Schiffsbewegung um die Längsachse.

Schlittschuhlaufen, Eislaufen auf Schlittschuhen, für Verkehrszwecke uralt; als Sport: Schnell- und Kunstlaufen (Figurenlaufen). ↑ Taf. III Sp. 606.

Schlömilch, Oskar, Math., 1823–1901.

Schloß,

1) Palast regierender Fürsten, im MA Wohn- u. Wehrbau.
2) Vorr. zum Abschließen v. Türen usw.; Hauptbestandteile: Riegel, Falle, Zuhaltungen, Besatzung, Wechsel, Federn, Schlüssel, S.gehäuse zum Zusammenbau aller S.teile. Einbauart: Kasten-S. (an die Tür angesetzt); Einsteck- od. Einschiebe-S. (in die Tür eingesetzt); Vorhänge-S. (mit Krampe u. Öse an die Tür gehängt).

Schloßen (Hagelschloßen), bes. große Hagelkörner.
Schlosser,

1) Friedr. Christ., Histor., 1776–1861.
2) Joh. Georg, Schriftsteller, 1739–99; Mithrsg. der „Frankf. gelehrten Anzeigen“, Goethes Schwager.
3) Jul. v., Kunsthistor., *1886, Prof. Wien.

Schlözer,

1) Aug. Ludw. v., Historik., 1735–1809.
2) Kurd v., 1822–94; 1882–92 pr. Gesandter beim Vatikan; „Röm. Briefe“.

Schlund = Speiseröhre.

Schlup = Schaluppe.

Schlupfwespen schmarotzen als Larven in andern Insekten, daher vielfach nützlich.

Schluß, in der Logik die Ableitung e. Satzes aus andern (Vordersätzen, Prämissen) u. e. Mittelbegriff, z. B.: Menschen sind sterblich (Vordersatz); Gaius ist ein Mensch (Mittelbegriff); also: Gaius ist sterbl. (Schluß).

Schlüssel, Werkzeug zum Öffnen od. Abschließen d. Schlosses. Mus.: Zeichen zu Anfang d. Liniensystems: Diskant-, Alt-, Tenor-, Baß-, Violin-S. ↑ Taf. Sp. 424. S. in der TelegraphieCode.

SchlüsselbeinSchultergürtel u. Taf. Sp. 396.

Schlüsselblume (Himmelschlüssel)Primeln.

Schlüsselburg, russ. St., a. Ausfluß d. Newa aus d. Ladogasee, 6000 E.

Schlüsselgewalt, privatrechtl.: Recht d. Ehefrau, innerhalb ihres häuslichen Wirkungskreises


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[Sp. 565, 566] Rechtsgeschäfte abzuschließen, aus denen der Mann haftet (Einkäufe für Haushalt, Annahme v. Hausangestellten usw.). In der kath. Kirche die priesterliche Macht der Sündenvergebung.

Schlüsselromane, Romane, in denen noch lebende Personen unter fremdem Namen auftreten.

Schlußnote (Schlußschein), Urkunde, die der Handelsmakler über das v. ihm vermittelte Geschäft ausstellen muß.

Schlußstein, Stein im Scheitel eines Bogens od. Gewölbes.

Schlüter, Andreas, Bildhauer u. Architekt, 1664–1714; Reiterdenkmal des Großen Kurfürsten; Teil des Berliner Schlosses. ↑ Taf. I Sp. 56.

Schmack (Sumach), gepulverte Blätter u. Zweige v. Gerbersumach, in der Färberei verwendet.

Schmalenbach, Eugen, Betriebswirtschaftler, *1873, Prof. Köln.

Schmalkalden, südwestthür. St., 10 000 E.

Schmalkaldischer BundReformation.

Schmalte (Smalte)Kobalt.

Schmaltier, noch unbeschlagenes weibl. Wild.

Schmalz, weiches, durch Ausschmelzen gewonnenes Fett, bes. von Schweinen.

Schmarotzer, Organismus, der einem andern, seinem Wirt, lebende Substanz od. fertige Nährstoffe entzieht.

Schmarsow, Aug., Kunsthistor., *1853, gründete 1888 das Dt. Kunsthistor. Institut in Florenz.

Schmeil, Otto, Naturforscher u. Päd., *1860; um den biolog. Unterricht verdient.

Max Schmeling.

Schmeling, Max, Berufsboxer, *1905; 1930 u. 1931 Weltmeister im Schwergewicht.

Schmelz = Email.

Schmelzbutter, geschmolzene u. abgesetzte Butter, haltbar.

Schmelzen, Flüssigwerden fester Körper durch Wärme, meist unter Ausdehnung (Eis u. Wismut ziehen sich zus.). Bei kristallinen Körpern meist bei best. Temperatur (Schmelzpunkt).

Schmelzfarben, aus Metalloxyden u. Flußmitteln zusammengesetzt, schmelzen bei Erhitzen u. haften erkaltet auf ihrer Unterlage.

Schmer = Schmalz.

Schmerling, Pilz, schmierig, bis 10 cm breit, im Nadelwald; vorzüglicher Speisepilz (↑ Taf. Sp. 520).

Schmerz, Unlustempfindung durch Erregung bestimmter Empfindungsnerven bzw. ihrer zwischen die Oberhautzellen gelagerten Endapparate.

Schmetterlinge (↑ Taf. Sp. 697), Insekten mit saugenden Mundteilen, 4 häutigen, beschuppten Flügeln. Die Larven (Raupen) leben meist v. Pflanzen, befestigen sich vor der Verpuppung an geschützten Orten od. spinnen mit dem an der Luft erhärtenden Saft ihrer gr. Spinndrüsen Kokons u. verwandeln sich in Puppen. Aus der Puppe schlüpft nach wenigen Wochen od. nach Überwinterung der S.

Schmetterlingsblüte.

Schmetterlingsblütler, Pflanzenfamilie, mit meist unpaarig gefiederten Blättern; die Blütenkrone (Schmetterlingsblüte; Abb. Sp. 566) ist 5blättrig: die beiden untern Blätter bilden das Schiffchen, die mittlern die Flügel, das obere die Fahne. Die Frucht ist eine Hülse.

Schmid,

1) Christoph v., christl. Jugendschriftsteller, 1768–1854.
2) Hermann v., 1815–80; oberbayr. Bauerngesch.


Schmidt,

1) Auguste, Schulleiterin (Leipzig), 1833–1902; Vorkämpferin der dt. Frauenbewegung.
2) Erich, Lit-Hist. (Berlin), 1853–1913; „Charakteristiken“, „Goethes Faust in urspr. Gestalt“.
3) Ferd. August, Arzt, Turnförderer, 1852–1929.
4) Joh. Friedr., Astronom, 1825–84, gab Mondkarten heraus.
5) Leopold, Musikschriftsteller, Dirigent, 1860–1927, Berlin.
6) Maximilian, gen. Waldschmidt, Volksschriftsteller, 1832–1919.
7) Rich., Staats- u. Strafrechtslehrer in Leipzig, *1862.
8) Wilh., Ethnolog u. Sprachforscher, *1868, Hauptvertreter der Kulturkreislehre.

Schmidtbonn, Wilh., Dichter, *1876; Dramen („Der Graf v. Gleichen“) u. Erz. („Der Verzauberte“) von schlichter Kraft u. Tiefe.

Schmidt-Neukölln, Wilh., Vors. des Reichsbundes vaterländ. Arbeiter- u. Werkvereine, *1878.

Schmidt-Ott, Friedr., *1860; 1917–1918 pr. Kultusmin., seit 1920 Präs. der Notgemeinschaft der Dt. Wissenschaft.

Schmidt-Rottluff, Karl, expressionist. Maler, *1884; Landschaften.

Schmidt-Wodder, Johannes, dt. Minderheitenführer in Dänemark, *1869.

Schmieden, Umformung v. Metallen dch. Schlag (Hämmern) oder Druck (Pressen), meist bei hohen Temperaturen (Schmiedehitze); entweder nur unter Benutzung einfacher Lehren: Freiform-S., od. mit Hilfe v. Gesenken: Gesenk-S. od. Warmpressen.

Schmiege, Winkel-, Metermaß mit bewegl. Schenkeln; zus.klappbarer Maßstab.

Schmiergelder, Bestechungsgelder, bes. an Angestellte bei Geschäftsabschlüssen.

Schmierkur, Einreibungskur mit grauer Quecksilbersalbe.

Schmiermittel dienen zur Verminderung der Reibung zw. bewegten Maschinenteilen (Schmieröle, Schmierfette, Graphit).

SchmierseifeKalium, ↑ Seife.

Schmiervorrichtungen bringen Schmiermittel zw. reibende Flächen: Dochtöler, Tropföler, Schmierpressen u. -pumpen.

Schminke, Mittel zur Verschönerung der Haut, aus weißem Pulver (Reismehl, Talk, Zinkoxyd) mit Farbstoffen. Fett-S.: Mischungen v. Fetten mit Farbstoffen.

SchmirgelKorund.

Schmitt,

1) Carl, Staatsrechtslehrer, *1888; „Die Diktatur“;
2) Florent, frz. romant.-impress. Komponist, *1870.

Schmitthenner,

1) Adolf, Schriftst., 1854–1907; Rom. „Psyche“, „Das dt. Herz“.
2) Heinr., Geogr. (N-Afrika, Sibirien, O-Asien), *1887.

Schmitz,

1) Bruno, Architekt, 1858–1916; Völkerschlachtdenkmal in Leipzig.
2) Eugen, Musikschriftsteller, *1882.
3) Oskar A. H., *1873; bekämpft rationalisierende u. nivellierende Zeittendenzen; Romane, Essays.

Schmock, armseliger, gesinnungslos. Journalist.

Gustav v. Schmoller.

Schmoller, Gustav v., Nat.-Ök., 1838–1917, Haupt der jüngern histor. Schule der National-Ökonomie.

Schmollis, stud. Trinkgruß; S. trinken, Brüderschaft trinken.

Schmölln, ostthüringische Stadt, 13 000 E; Maschinen.

Schmucklilien (Agapanthus), Liliengewächse aus S-Afrika, mit blauen Blütendolden.

Schmuggelhandel (Schleich-, Paschhandel), verbotswidrige Einführung v. Waren unter Hinterziehung des Zolles.

Schmutzflechte, eitrige Hautkrankheit mit Bildung v. Borken.

Schnaase, Karl, Kunstschriftsteller, 1798–1875.
Schnabel,

1) Arth., Klaviervirtuos, *1882.
2) Joh. Gottfr., Schriftst., 1692–1750; Robinsonade „Insel Felsenburg“.

SchnabeltierKloakentiere.

Schnack, Friedr., Dichter, *1888.

Schnadahüpfln (Schnaderhüpfeln), derbwitzige Singsprüche der dt. Alpenbewohner.

Schnaken, Mückenfamilie, langbeinig, mit großen Flügeln, nicht stechend, Larven oft durch Wurzelfraß den Pflanzen schädlich.

Schnapphahn, Wegelagerer zu Pferd.

Schnarchen, im Schlaf durch Schwingungen des schlaffen Gaumensegels u. dadurch verhinderte Nasenatmung bewirktes Geräusch.

Schnarrwerke (Rohrwerke), Zungenpfeifen der Orgel.

Schnecke = Schraube ohne Ende (↑ Schraube).

Schnecken, Weichtiere, in Kopf, Fuß (Kriechsohle) u. Eingeweidesack gegliedert, meist mit Kalkgehäuse, das die Gestalt des Eingeweidesacks wiederholt. ↑ Taf. „Zoologie“.

Schneckenburger, Max, Dichter, 1819–49; „Wacht am Rhein“ (1848).

Schnee, Heinrich, *1871, 1912–18 Gouv. v. Deutsch-Ostafrika, seit 1927 M. d. R. (Dt. Volksp.).

Schneeball (Viburnum), Sträucher, 3 m, Blütenstand doldenrispig, flach. Spielarten mit kugeligen Trugdolden.

Schneebeere (Symphoricarpus), Ziersträucher aus Nordamerika, mit rötlichen Blüten und kugeligen, schneeweißen Früchten im Winter.

Schneeberg, höchster Berg des Fichtelgebirges (1051 m).

Schneeberg, sächs. St. im Erzgebirge, 9100 E.

Schneeglöckchen,

1) Gemeines, Kleines S. (Gaianthus nivalis), 15 cm, einblütig, weiß, geruchlos;
2) Großes S. (Frühlingsknotenblume, Leucoium vernum), Frühblüher, 30 cm, gr. weiße u. wohlriechende Blüten, die auf jedem Zipfel einen grünen Fleck haben.


Schneekoppe, von Westen gesehen, mit der Riesenbaude.

Schneekoppe, höchster Berg des Riesengebirges, 1605 m.

Schneekristalle, dem hexagonalen Kristallsystem (mannigfaltigste Formen vom einfachen sechseckigen Plättchen bis zum schönsten Stern) angehörig; Abb. Sp. 567.

Schneepflug, Vorrichtung zur Entfernung des Schnees von Wegen u. Bahnkörpern.

Schneeschuhe (norw. Ski; Schi),, 2–21/2 m lange, elastische, [Sp. 567, 568] vorn kufenförmig aufwärts gebogene Schienen aus Eschenholz, schwed. Birke od. Hickory, mit Befestigungsvorrichtung für die Füße (Bindung), zur Fortbewegung auf Schneeflächen; um sie besser gleitend zu machen u. Wasseraufnahme des Holzes zu verhindern, werden d. Laufflächen gewachst (Skiwachs); Hilfsmittel ist der Skistock, ein brust- bis achselhoher Holz- od. Bambusstock mit „Schneeteller“. S.sport: Schneeschuhwandern; Springen (↑ Taf. III Sp. 698); Skischwünge (Telemark- u. Kristianiaschwung); Wettlaufen; Slalomlauf.

Auch Bezeichng. für mit Schnüren durchflochtene Holzreifen (Schneereifen).

Schneidbrenner, Gerät zum Schneiden v. Eisen mit der Flamme eines Gas-Sauerstoff-Gemisches.

Schneidemühl, Hptst. der Prov. Grenzmark Posen-Westpreußen, 38 000 E; Holzbearbeitung.

Schneider, weidmänn.: geringe Hirsche.

Schneider,

1) Friedr., Komp., Dirigent, 1786–1853; Oratorien, Symphonien, Chorlieder.
2) Sascha, Maler u. Bildh., 1870–1927; myst.-symbol. Gemälde, monumentale Akte.

Schneiderkarpfen = Bitterling.

Schneiderkreide, Speckstein.

Schneidervogel.

Schneidervogel, Singvogel Indiens, 17 cm, verwebt Wollfäden mit Blättern zu einem Nest.

Schneisen, künstl., holzfreie Einschnitte (Wege) im Walde.

Schnellgericht, vereinfachtes u. beschleunigtes Strafverfahren.

Schnellkäfer schnellen sich aus d. Rückenlage kräftig in die Höhe. Die Larven (Drahtwürmer) mancher Arten schädigen Getreidewurzeln, Salatpflanzen.

SchnellpressenDruckmaschinen.

Schnellwaage.

Schnellwaage, Hebel mit Laufgewicht u. Haken zum Anhängen der Last.

Schnepfen, Vögel, mit langem, dünnem, biegsamem Schnabel, fressen Würmer, Insekten, leben bes. in Sumpfgegenden. Wald-S., 30 cm, bräunlich, gefleckt, Europa, Asien, streicht in der Dämmerung umher; Mittel-S. (Große Bekassine), 28 cm, durchzieht Deutschland im April u. Sept.; Haar-S. (Mittlere Bekassine), kleiner, Nordeuropa, Nordasien, z. T. in Deutschland überwinternd, „meckert“ beim Balzflug; Brachvogel, 75 cm, braun, unten weiß, Schnabel sehr lang, gebogen, in Nordeuropa, Westasien.

SchnepfenthalSalzmann.

Schneekristalle

Schnittwaren, im Kleinverkauf vom „Stück“ abgeschnitten (Bänder usw.).

Schnitzel, gebratene Kalbfleischscheibe aus der Keule.

Schnitzer,

1) Ed., = Emin Pascha;
2) Jos., kath. Theolog, *1859, wegen Ablehnung der Enzyklika gegen den Modernismus aus theol. in philos. Fakultät versetzt.

Schnitzler, Arthur, Wiener Dichter, 1862–1931, Arzt; Bühnenstücke: „Anatol“, „Liebelei“, „Reigen“, „Der Schleier d. Beatrice“, „Prof. Bernhardi“; Erzählungen: „Leutnant Gustl“; Roman: „Der Weg ins Freie“; Novellen: „Fräulein Else“.

Schnorr v. Carolsfeld, Julius, romant. Maler, 1794–1872; Fresken, „Bibel in Bildern“. ↑ Taf. II Sp. 376.

Schnupfen, akuter od. chron. Katarrh d. Nasenschleimhaut.

Schnürboden, im Theater Raum über der Bühne.

Schober, mit leichter Bedachung versehener Heu- od. Getreidehaufen.

Johann Schober.

Schober, Johann, *1874, 1918 u. 1922–29 Wiener Polizeipräs., 1921–22 u. 1929 bis Sept. 1930 österr. Bundeskanzler, seit Dez. 1930 Außenmin.

Schochet, jüd. Schächter.

Schock, dt. Zählmaß, = 60 Stück.

Schock, Stoß, Schlag; Nerven-S., plötzl., heftige Nervenerschütterung.

Schoeck, Othmar, Schweiz. Komp., *1886; Orchesterwerke, Kammermusik, Lieder.

Schofar, Blasinstrument (Widderhorn), am jüd. Neujahr geblasen.

Schöffen (Schöppen), Laienbeisitzer beim S.gericht u. Mietschöffengericht.

Schöffer (Schoiffer), Peter, um 1425–1502, Buchdrucker in Mainz.

Schokolade, mit Zucker, auch Gewürzen (Gewürz-S., Vanille-S.) gemischte Kakaomasse.

Scholar (Scholast), mittelalterl. Schüler, Student. Scholarch, Schulaufseher.

Scholastik, Philosophie, erstrebte vernunftgemäße Begründung der Kirchenlehre, wobei Vernunft v. Glauben geleitet wurde.

Scholien, gelehrte Anmerkungen zu altgrch. u. röm. Schriftstellern.

SchollenPlattfische.

Schollerde, wenig zersetzte lockere Pflanzenmasse, Deckschicht d. Hochmoore.

Scholz,

1) Ernst, *1874, 1913–20 Oberbürgermeister Charlottenburg, 1920–21 Reichswirtschaftsmin., seit 1921 M. d. R. (bis 1930 Fraktions-Vors., 1929–30 auch Vors. der Dt. Volksp.);
2) Friedrich v., 1851–1927, 1914–1918 Heerführer;
3) Wilhelm v. neuklassizist-myst Dichter, *1874; Lyrik; Dramen: „Der Jude von Konstanz“; Lustspiel: „Vertauschte Seelen“; Rom.: „Perpetua“; „Gedanken zum Drama“.

Schomburgk, Sir Robert Hermann, dt. Reisender in brit. Diensten (Guayana), 1804–65.

Schoen, Wilh., Frh. v., *1851, 1907 Staatssekr. d. Ausw., 1910–1914 Botschafter Paris; „Erlebtes“.

Schoenaich, Paul, Frh. v., General, *1866; Führer im Reichsbanner, Pazifist.

Schönaich-Carolath, Emil, Prinz v., Dichter, 1852–1908.

Schönbein, Christian Friedrich, Chemiker, 1799–1868; entdeckte Ozon, Schießbaumwolle, Kollodium.

Schönberg, Arnold, Komponist, *1874; Opern, Orchester- u. Kammermusik; erst romantisch-impressionistisch, später expressionistisch-atonal.

Schönbrunn, kaiserliches Lustschloß bei Wien (1696–1749 erbaut).

Schönebeck, St., südl. Magdeburg, an der Elbe, 21 400 E.

Schöne Literatur, allg. fesselnde Lit., bes. Dichtung; heute meist Unterhaltungsromane, Novellen, Erzählungen.

Schönemann, Anna Elisabeth, Goethes „Lili“ (Frankfurt), 1758–1817.

Schonen, bestes Ackerbaugebiet im S Schwedens.

Schönen = Klären.

Schoner.

Schoner (Schuner), 2mastiges Segelschiff mit Gaffelsegeln; S.brigg (Brigg-S.) mit Rahsegeln am Fockmast.

Schönerer, Georg v., 1842–1921, seit 1873 im österreichischen Reichsrat, Führer der Antisemiten.

Schongauer: Madonna im Hofe (Kupferstich).

Schongauer, Martin, elsässer Maler u. Kupferstecher, * um 1450, † 1491; Vorbild des jungen Dürer.

Schönhengster Gau, Landschaft an d. böhm.-mähr. Grenze; dt. Sprachinsel.

Schönherr, Karl, österr. Dramatiker, *1867; „Glaube u. Heimat“, „Weibsteufel“, „Kindertragödie“, „Die Hungerblockade“.

Schöningen, St., Braunschweig, 9700 E.

Schönkopf, Anna Kath. (Käthchen), 1746–1810; Jugendfreundin Goethes in Leipzig.

Schönlanke, Hptst. des Netzekreises in der Grenzmark Posen-Westpreußen, 8600 E.

Schonnebeck, D., im Rheinland, 11 000 E.

SchonungForst.

Schonzeit, Zeit, in der Jagd auf gewisses Nutzwild und Fangen best. Fische verboten ist, nach Staaten verschieden.

Arthur Schopenhauer.

Schopenhauer, Arthur, Philosoph, 1788–1860; alle Gegenstände (der Außenwelt) sind nur Vorstellungen (des Individuums). Ding an sich ist der Wille (metaphysisch-kosm. Urprinzip). Das menschl. Leben, v. Willen bestimmt, leidet an steter Nichterfüllung (daher der sog. S.sche Pessimismus.)


Stichwörter, die unter Sch… vermißt werden, schlage man unter Sh… nach.

[Sp. 569, 570] Höchstes Ziel ist das Nicht-sein, das buddhist. Nirwana. Entscheidender Einfluß auf Richard Wagner, E. v. Hartmann u. Nietzsche, „Die Welt als Wille u. Vorstellung“, „Parerga u. Paralipomena“.

Schoppen, Flüssigkeitsmaß, in Deutschland bis 1884 = 1/2 l, jetzt meist 1/4 l.

Schöppen = Schöffen.

Schöps, kastriertes männl. Schaf, Hammel.

Schorf,

1) Kruste auf Wunden;
2) dch. Schmarotzerpilze hervorgerufene Flecken auf Früchten, Blättern.

Schorlemer-Lieser, Klemens, Frh. v., 1856 bis 1922; 1905 Oberpräs. der Rheinprov., 1909–17 pr. Landw.-Min., seit 1919 Vors. des Dt. Landwirtschaftsrates.

Schorlemorle, Getränk aus Weißwein u. Selterswasser.

Schote, mit zwei Klappen aufspringende trockne Frucht der Kreuzblütler, durch Längsscheidewand in 2 Fächer geteilt. ↑ Taf. Sp. 73.

Schott, Gerh., Ozeanograph, *1866.

Schotter (Kies), zerkleinerte Steine (Steinschlag, Splitt, Grus).

Schottisch, polkaähnl. Rundtanz.

Schottische Kirche (Church of Scotland), presbyterianisch-calvinist. Kirchengemeinschaft, gegr. v. John ↑ Knox.

Schottland: Loch Lomond, einer der zahlreichen Seen (Lochs).

Schottland, der (kleinere) nördl. Teil von Großbritannien, 77 171 qkm, 4,9 Mill. E; Hptst. Edinburg(h). Auf den sehr feuchten u. windigen Hochflächen, in die seenartig erweiterte Täler verhältnismäßig tief eingeschnitten sind, vorwiegend Moore u. Heiden (Schafzucht). Unter der Bev. noch Reste der Kelten (Gälen) mit alten Sitten, Trachten u. Clanverfassung. Bodenanbau (bes. im O), Kohlenbergbau u. Ind. an der W-Küste (Glasgow).

Erst seit 13. Jh. Scotia, nach den aus Irland eingewanderten Skoten. Der engl. König, mit S. in stetem Kampfe, mußte 1329 gegenüber Robert I. (Bruce) verzichten. 1370 ging die Herrschaft an das Haus Stuart über, unter dem die Reformation 1560 siegte. Jakob VI. (1568–1625) kam 1603 auf den engl. Thron, S. wurde durch Personalunion mit England verbunden, 1707 unter Anna mit England zu Großbritannien verschmolzen.

Schotts, Salzsümpfe in N-Afrika.

Schraffen, Bergstriche auf Landkarten (Strichschattierung).

Schrägwalzverfahren, Verfahren zur Herstellung nahtloser Rohre.

Schramberg, südwestwürtt. St., 12 000 E.

Schrammelmusik, v. Joh. Schrammel (1850–93, Wien) gegr. Stimmungskapelle, bes. Quartett, aus Blas- und Gitarreinstrumenten.

Schränken, abwechselndes Links- und Rechtsbiegen der Zähne einer Säge.

Schränker, in der Gaunersprache: Einbrecher.

SchrapnellsGeschosse.

Schrat (Schretel), zottiger Waldgeist.

Schratten, durch Erosion hervorgerufene Rinnen in Kalkgesteinen.

Schraube, Maschinenelement: mit Gewinde versehener Zylinder (S.nspindel) greift in kurzen Hohlzylinder (S.nmutter) mit Gegengewinde ein. Schraubenarten: Befestigungs-S., Bewegungs-S.n, S. ohne Ende (Schnecke).

Schraubenschlüssel, Werkzeug zum Fest- u. Losdrehen v. Schraubenmuttern und Schrauben. Universal-S. sind verstellbar, z. B. „Engländer“.

Schraubenzieher, Meißel zum Drehen v. Schlitzschrauben.

Schraubenzwinge, U-förmig. Spannwerkzeug mit Spindel.

Schraubstock, Vorrichtung zum Festhalten v. Gegenständen.

Schreber, Daniel, Arzt, Leipzig, 1808–61; Gründer der S.vereine (1864) für Jugendpflege u. Volksbildung, verbunden mit S.gärten.

Schreck, Gustav, Komponist, 1849–1918; Orchester- u. Kirchenmusik.

Schreiber,

1) Christian, Bischof (seit 25. 8. 30) v. Berlin, *1872, 1921 Bischof v. Meißen;
2) Georg, kath. Kirchenhistoriker u. Politiker, *1882; seit 1920 M. d. R. (Ztr.).

Schreiberhau, niederschles. Luftkurort im Riesengebirge, 7600 E.

Schreibmaschine erzeugt eine druckähnliche Schrift in zeilenmäßiger Anordnung mit Hilfe bewegl. Typen. Man unterscheidet

a) Vieltastermaschinen: die Betätigung der Typen erfolgt durch zus. eine Klaviatur bildende Tasten;
b) Eintastermaschinen, bei denen nur eine Taste den Druck durch die Typen auslöst; dabei wird ein Einstellgriffel über eine Zeichentafel geführt und es wird jeweils die Type abgedruckt, die der Zeigerstellung entspricht.

Schreiner, Olive, kapländ. Dichterin (dt. Herkunft), 1862–1920.

Schreker, Franz, Komponist, *1878; impressionist. Neuromantiker; Opern: „Der ferne Klang“, „Die Gezeichneten“, „Der Schatzgräber“, „Der singende Teufel“.

Schrenck-Notzing, Albert, Frh. v., Nervenarzt, 1868–1929; erforschte Hypnose, Suggestion, Metapsychik.

Schrey, Ferdinand, Stenogr.-Erfinder, *1850; „Vereinfachte dt. Stenographie“ (1887 mit Socin u. Johnen), 1928 „Volksverkehrskurzschrift“.

Schreyvogl, Friedr., österr. kath. Dichter, *1899.

Schrift, Darstellung der Sprache durch sichtbare Zeichen. Urformen sind Bilder-S. u. Wort-S., aus denen sich Silben-S. u. Buchstaben-S. entwickelten.

Schriftarten (Schriften), die für den Druck dienenden Lettern od. Typen des Buchdruckers, umfassen dt. (Fraktur-) u. lat. (Antiqua-) Schriften. Technisch werden die S. in Brotschriften, Akzidenz- u. Plakatschriften geschieden. Die bekanntesten S. sind:

Deutsche Schriften:

Lateinische Schriften:

Schreibschriften:

Schriftgelehrte, Schreiber der Tora (Gesetz), dann jüd. Gelehrte, Ausleger des Gesetzes.

Schriftgießerei stellt Buchstaben her: der in Stahl geschnittene Stempel (Patrize) wird gehärtet u. in Kupfer eingeprägt (Matrize). Von den Matrizen gießt der Schriftgießer die Lettern.

Schriftgrade, die auf festen Maßen beruhenden Größen (Schriftkegel) der für den Buchdruck verwendeten Typen (Typographisches System). Fournier erfand 1737 den „typograph. Punkt“ als Einheitsmaß, Berthold setzte 1879: 2660 Punkte = 1 m, 0,3759 mm = 1 Punkt. Nach dem dt. Normalsystem unterscheidet man folgende Größen:


Der Größe nach folgen: Mittel (14), Tertia (16), Text (20), Doppelcicero (24), Doppelmittel (28), Doppeltertia (32 Punkte) usw. Der Schriftkegel ist bei allen Buchstaben einer bestimmten Schriftgröße (Schriftgrad) gleich. Die Schrifthöhe beträgt vom Fuß bis zum Kopf der Type 622/3 Punkte (Normalhöhe).

SchriftmetallBlei.

Schriftvergleichung, Hilfsmittel der Kriminalistik zur Feststellung unbekannter Schreiber von [Sp. 571, 572] beweiserhebl. Schriftstücken.

Schrimpf, Georg, Maler, *1889; vertritt idyll. Richtung der Neuen Sachlichkeit, ↑ Taf. III Sp. 408.

Schrittmacher, bei Radrennen: auf Motorrad dem Wettfahrer (Steher) vorausfahrender Führer.

Schröder,

1) Friedrich Ludwig, Hamburger Schauspieler (Shakespeare) und Theaterdirektor, 1744 bis 1816;
2) Leop. v., Sanskritist, 1851–1920;
3) Ludw. v., *1854; 1911 bis 1912 Chef der Marinestation der Ostsee, 1914–18 des Marinekorps in Flandern;
4) Rich., Jurist, 1838–1917; „Lb. d. dt. Rechtsgeschichte“;
5) Rud. Alex., Dichter, *1878; Lyriker; Übersetzer.

Schröder-Devrient, Wilhelmine, Bühnensängerin, 1804–60.

Schrödinger, Erwin, Physiker, *1887; Quantenmechanik.

Schröer, Gustav, Romanschriftsteller, *1876.

Schrot,

1) die kleinsten Kugeln für Schußwaffen: Vogeldunst, Rehposten (größer);
2) grobgemahlenes Getreide;
3) ↑ Münze.


Schrotblatt des 15. Jahrhunderts.

Schrotblätter, Holz- od. Metallschnitte mit gepunzten Punkten.

Schröter, Corona, Sängerin, 1751–1802, Weimar.

Schrott, Alteisen; verschrotten, zerschlagen, als Alteisen verwerten.

SchtschedrinSaltykow.

Schub, Fortbringen von Gefangenen, meist in Gruppen.

Schubart, Daniel, schwäb. Dichter und Liederkomp., 1739–91, 1777–87 gefangen a. Hohenasperg.

Franz Schubert.

Schubert,

1) Carl v., *1882; 1925 Staatssekretär des Äußern, rechte Hand Stresemanns, 1930 Botschafter in Rom;
2) Franz, Komp., 1797–1823; über 600 Lieder, bes. die Zyklen „Müller-Lieder“ und „Winterreise“; Symphonien (H-Moll- u. C-Dur-Symphonie); Kammer- u. Klaviermusik; Märsche, Tänze, Messen, Männerchöre u. a. Lit.: Dahms, S. (1923).

Schuch, Ernst, Edler v., Dirigent (Dresden), 1846–1914.

Joh. Sigismund Schuckert.

Schuckert, Joh. Sigismund, Industrieller, 1846 bis 1895; Gründer der Siemens-Schuckertwerke Akt.-G., Nürnberg.

Schücking,

1) Levin, Schriftstell., 1814–83; mit A. v. Droste-Hülshoff befreundet; „Das maler. u. romant. Westfalen“; Rom., Novellen;
2) Walther, Pazifist, Völkerrechtslehrer, *1875.

Schudra, niedrigste altind. Kaste: Handwerker, Tagelöhner und Diener.

Schuhcreme, Stoff z. Konservieren, Glänzendmachen, Färben usw. des Schuhleders.

Schuhplattler, oberbayr. Paartanz; ahmt die Birkhahnbalz nach.

Schuhschnabel.

Schuhschnabel („Abu Markub“), Storchvogel Mittelafrikas, 140 cm lang, Schnabel breit, lang.

Schulchan aruch, Hb. des mosaisch-rabbin. Ges. (zuerst 1565 ersch.).

Schuld, im bürgerl. Recht Verpflichtung des Schuldners zu Leistung an den Gläubiger. Im strafrechtl. Sinn diejenige Willensbeschaffenheit, die beim Täter neben allg. Zurechnungsfähigkeit vorhanden sein muß, wenn ihm seine Tat zum strafbaren Verschulden angerechnet werden soll. S.arten: Vorsatz u. Fahrlässigkeit.

Schuldausschließungsgründe sind im Strafrecht z. B. mangelnde Zurechnungsfähigkeit, Irrtum, Notwehr, Notstand.

Schuldschein (-verschreibung, Obligation), schriftl. Bekenntnis einer Schuldverbindlichkeit.

Schuldübernahme, Übernahme einer fremden Schuld, durch Abkommen mit dem Gläubiger od. auch mit dem alten Schuldner.

Schuldumwandlung (Novation), vertragl. Umwandlung eines bestehenden Schuldverhältnisses in ein solches anderer Art.

Schulfunk, Verwendung d. Rundfunks zu pädagogischen Zwecken: allg. Belehrung der Schüler, Pflege von Mutter- und Fremdsprachen, auch Lehrerfortbildung u. berufskundl. u. erzieher. Unterrichtung der Eltern.

Schulpflicht. Alle körperl. u. geistig gesund. Kinder sind zu 8jähr. Schul- und Berufsschulbesuch bis zum 18. Jahre gezwungen.

Schulpforta = Pforta.

Schulreiten, kunstvolles Reiten nach best. Grundsätzen u. in bes. Gängen u. Sprüngen.

Schulte,

1) Joh. Friedr. v., Kirchenrechtslehrer, 1827–1914;
2) Jos., *1871; Erzbischof v. Köln, Kardinal.

Schultergürtel, das die Arme tragende Skelettgerüst, beim Menschen aus Schulterblatt (↑ Taf. Sp. 396) u. Schlüsselbein bestehend, bei Vögeln kommt Rabenbein hinzu; Huf- und vielen Raubtieren fehlen Schlüsselbeine.

SchulterwehrSchützengraben.

Schultheiß (Schulze), in manchen Gebieten Titel dörfl. Gemeindevorsteher.

Schultheß, Edmund, *1868; seit 1912 im schweiz. Bundesrat, 1917, 1921 u. 1928 Bundespräsident.

Schultze-Naumburg, Paul, Architekt und Schriftsteller, *1869; Vertreter bodenständiger Wohnkultur u. Kunstauffassung.

Schulverein, älteste Organisation des „Vereins für das Deutschtum im Ausland“ (gegr. 1881).

Schulz,

1) Joh. Abr. Peter, Komponist u. Musiktheoretiker, 1747–1800;
2) (S.-Dornburg) Franz Rud., Dirigent, *1891; Leiter der Städt. Folkwangschulen für Musik, Tanz u. Sprache in Essen.

Schulze-Delitzsch, Herm., Wirtschaftspolitik., 1808–83; gründ. 1850 in Delitzsch d. ersten Vorschußverein u. widmete sich bes. dem gewerblichen Genossensschaftwesen.

Schulzwang = Schulpflicht.

Schumacher,

1) Fritz, Architekt, *1869;
2) Herm., Nat.-Ök., *1868.


Robert Schumann.

Schumann,

1) Klara, geb. Wieck, Gatt. v. S. 2), 1819–96, Klaviervirtuosin u. Komponistin.
2) Robert, Komponist, Musikschriftstell., 1819–1856; gründ. 1834 die „Neue Ztschr. f. Musik“, schuf d. poet. Charakterstück f. Klavier u. das romant. Lied; Oper „Genoveva“, Oratorium „Das Paradies und die Peri“, Musik zu Byrons „Manfred“ und Goethes „Faust“, vier Symphonien, Klavierkonzert, Chorwerke, Kammermusik, Klavierwerke.

Schumann-Heink, Ernestine, geb. Rössler, Opernsängerin (Alt), *1861.

Schummerung, Schattierung von Gebirgen auf Landkarten.

Schumpeter, Jos., Nat.-Ök., *1883, Prof. Bonn.

Schundliteratur, literarisch schlechte, oft auch zugleich sittlich gefährl. Bücher. Bekämpfung dch. Ges. zur Bewahrung der Jugend vor Schund- u. Schmutzschriften v. 18. 12. 1926.

Schünemann, Georg, Musikpäd. u. -forscher, *1884, organisierte die Staatl. Hochschule f. Musik in Berlin.

Schuner = Schoner.

Schupo = Schutzpolizei.

Schuppen (Schinnen), Krankheit d. behaarten Kopfhaut mit vermehrt. Hauttalgabsonderung und Abstoßung trockner Epidermis-S.

Schuppenbäume, baumart. Bärlappgewächse, die in vergangenen erdgeschichtlichen Zeiten, besonders in der Kohlenformation, eine Rolle spielten.

Schuppentiere, Säugetiere, Oberseite mit plattenartigen Hornschuppen; zahnlose Ameisen-und Termitenfresser in Afrika und S-Asien; Abb. Sp. 573/74.

Schürfen, Aufsuchen von Erzlagerstätten in gering. Tiefen.

Schurig, Arthur, Musikschriftsteller u. Übersetzer, 1870–1929; „Mozart-Biogr.“.

Schurman, Jacob Gould, amer. Gelehrter u. Dipl., *1854; Philosophielehrer, 1921 Gesandter in Peking, 1925 bis 1929 Botschafter in Berlin; Förderer der Univ. Heidelberg.

Schurtz, Heinr., Ethnolog, 1863–1903.

Schurz, Karl, 1829–1906, 1849 preuß. Revolutionär, ging 1852 nach USA, 1877–81 amerikan. Innen-Min., bekämpfte d. Korruption; geist. und polit. Führer der Deutschamerikaner. Abb. Sp. 574.

SchußWeberei.

Schute, flaches, offenes Leichterboot.

Schütt, 2 Donauinseln in der oberung. Tiefebene. Seit 1919 die Große Schütt (1885 qkm) tschechoslowakisch, d. Kleine Schütt (275 qkm) ungarisch.

Schütte, Nadelkrankheit der


Stichwörter, die unter Sch… vermißt werden, schlage man unter Sh… nach.

[Sp. 573, 574] Nadelbäume.

Schüttelfrost, mit Zähneklappern und Schütteln am ganzen Körper verbundenes Frostgefühl beim Einsetzen hoher Fiebertemperatur.

Schüttelreim, scherzhaftes Reimpaar: „Doch Schreck befiel die Klapperschlangen, als ihre Klappern schlapper klangen“.

Schütz, Heinr., Komp., 1585–1672; bedeut. Bach-Vorgänger; Kirchenmusik; erste dt. Oper „Daphne“ (1627).

Schütz, bewegl. Wehr.

Steppenschuppentier.

Schutzaufsicht besteht in Schutz und Überwachung Minderjähriger u. Sorge für ihr aus Arbeitsverdienst stammendes Einkommen; ausgeübt vom Jugendamt; nach Jugendgerichtsgesetz als Erziehungsmaßregel statt Strafe zulässig.

Schütze,

1) Sternbild des südl. Himmels;
2) bewegl. Wehr.

Schützen,

1) leichte Fußtruppen, ähnl. d. Jägern;
2) ↑ Weberei.

Schützengraben, wichtigste Feldbefestigungsanlage: Graben m. vorliegendem Wall, mit Schulterwehren gegen Flankenbestreichung, Rückenwehren geg. Sprengstücke, Schützenauftritt, Unterständen usw.

SchutzfristUrheberrecht.

Schutzgitterröhre (Schutznetzröhre) = Schirmgitterröhre.

Schutzhaft, polizeil. Festnahme zum eignen Schutz des Festgenommenen (z. B. gegen Bedrohung durch d. Menge, bei Trunkenheit, Selbstmordabsicht) od. wenn Aufrechterhaltung d. öff. Sittlichkeit, Sicherheit und Ordnung sie dringend erfordert.

Schutzmannschaft, Vorgänger der Sicherheits- u. Schutzpolizei.

Schutzpolizei, staatl. (uniformierter) Beamtenkörper, der den äußern Vollzugsdienst besorgt.

Schutztruppen, die Truppen in d. ehem. dt. Kol.

Schutzvorrichtungen, zum Schutz der Arbeiter gegen gefährl. Berührungen mit Maschinen und gegen andre Gefahren (§ 120 a GewO.).

SchutzzollZölle.

Schuwalow, Peter, Graf, 1827–89; 1874–1879 russ. Botschafter London; Freund Bismarcks.

Karl Schurz.

Schwab, Gustav, schwäb. Dichter, 1792–1850; „Dt. Volksbücher“, „Die schönsten Sagen des klass. Altertums“.

Schwabach, mittelfränk. St., 12 000 E.

Schwaben, früheres Hzt. zw. Rhein, Bodensee, Pfalz, Mainfranken u. Lech, im 3. Jh. v. Alemannen bewohnt, 496 fränkisch. 1. Herzog 919 Burkhard, letzte die Hohenstaufen.

Schwabing, Stadtteil v. München, früher Künstlerviertel.

SchwäbischDeutsche Sprache.

Schwäbische Alb (Schwäbischer Jura)Jura.

Schwäbische Kaiser, Hohenstaufen, 1138–1254.

Schwäbischer Bund, 1488–1534 v. Rittern, Städten u. Fürsten zum Schutz des Landfriedens.

Schwäbischer JuraJura.

Schwäbische Türkei, gr. dt. Sprachinsel im Winkel zw. Drau u. Donau, umfaßt an Deutschen 156 800 E im ungar., 7700 im südslaw. Staatsgebiet.

Schwäbisch-Hall, altertüml. württ. St., am Kocher, 9000 E.

Schwachstromtechnik umfaßt elektr. Nachrichtenwesen, ↑ Fernsprecher, ↑ Funktechnik, ↑ Telegraph.

Schwaden, Dampf, Dunst; schlechte (gefährl.) Grubenluft.

Schwadron = Eskadron.

Schwadronieren, prahlen, in den Tag hinein reden.

Schwägerschaft (Affinität), Familienverhältnis des einen Ehegatten zu den Verwandten des andern.

Schwaige, Sennhütte; schwaigen, Käse bereiten.

Schwalbe, Gustav, Anatom, 1844–1916; unters. bes. den Neandertalschädel.

Rauchschwalbe.

Schwalben, Sperlingsvögel, mit tiefgespaltenem Schnabel, Nester meist mit Hilfe v. Speichel u. Lehm gebaut oder in Erde angelegt, Insektenfresser. Rauch-S., blauschwarz, mit brauner Kehle; Ufer-S., grau, unten weiß, an Uferwänden; Mehl-S., blauschwarz, Unterseite u. Bürzel weiß.

Schwalbennester, eßbare,Segler.

Schwalbenschwanz, Schmetterling, 6,5 cm spannend; grüne, schwarzgezeichnete Raupe auf Möhre usw., stülpt duftende rotgelbe Nackengabel bei Beunruhigung aus. Etwas größer, aber weniger farbenprächtig, der Segelfalter.

Schwalch, Öffnung, durch die die Flamme in den Schmelzraum des Flammofens hineinschlägt.

Schwalm, Nbfl. d. Eder, 80 km.

Schwamm,

1) = Pilz; im engern Sinn holzzerstörender Pilz;
2) Badeschwamm;
3) entzündliche Gelenkschwellung.

Schwämmchen = Aphten.

Schwämme, vielzellige, festsitzende Tiere einfachen Baues; zahlreiche Poren (↑ Taf. „Zoologie“, p) führen in Magenhohlraum (m); gr. Ausfuhröffnung (a) für Nahrungsüberreste (Nahrung: Detritus) der Anheftungsstelle gegenüber; meist mit Gerüst aus Hornfasern, Kiesel- od. Kalknadeln, vorwiegend Meeresbewohner; Vermehrung durch Eier, aus denen Schwärmlarven hervorgehen, Süßwasser-S. auch ungeschlechtlich durch Gemmulae (eingekapselte Zellgruppen). Bade-S. mit Hornfasergerüst, das den nutzbaren Schwamm liefert, im Mittelmeer; Süßwasser-S., korallen- od. krustenförmig, grau, mit Kieselnadeln; Glas-S. (Venuskorb), Hohlzylinder aus Kieselnadeln, 40cm hoch, im Schlamm d. Tiefsee.

Schwammkürbis = Luffa.

Schwammspinner, Schmetterlingsart, ↑ Taf. Sp. 697; Eier an Stämmen in gelbl., schleimige Masse eingebettet, Raupen an Wald- u. Obstbäumen schädlich.

Schwammstein (Schwimmstein), Leichtziegelstein m. Poren.

Schwan, Sternbild des nördl. Himmels.

Schwandorf, bayr. St., Oberpfalz, 8600 E.

Schwäne, Gänsevögel mit langem Hals. Höcker-S., 1,8 m lang, schwarzer Höcker auf Schnabel, weiß, Nordeuropa; ähnlich, aber ohne Höcker, der Sing-S., Federn zu Pelzwerk verwendet (Schwanenpelz).

Schwanenjungfrauen, geisterhaft, im Schwanengewand fliegend.

Schwangerschaft, Zustand zw. Empfängnis (Befruchtung) und Geburt; sichere Zeichen: nach der 20. Woche Herztöne u. Bewegungen des Embryos wahrnehmbar. Allgemeinbefinden ist gestört. Dauer: durchschnittlich 40 Wochen, v. 28. Woche an Frühgeburt, vorher Fehlgeburt.

Schwann, Theodor, Anatom u. Physiolog, 1810–82; Begründer der Zellenlehre.

Schwanthaler, Ludwig, Bildhauer, 1802–48; Kolossalstatue d. Bavaria in München.

Schwär = Furunkel.

Schwärmer, Schmetterlingsfam., stark behaart, schmale Vorder-, kl. Hinterflügel, fliegen meist abends pfeilschnell, vor Blüten schwirrend. Raupen mit Afterhorn. Hierher: Totenkopf, Abendpfauenauge, Taubenschwänzchen, Kiefern-, Wolfsmilch-, Weinschwärmer.

Schwartz, Ed., Altphilolog, *1858; „Charakterköpfe aus der antiken Lit.“.

Schwarz heißt ein Körper, der auffallendes Licht vollständig absorbiert. Im Kartenspiel: „ohne einen Stich“.

Schwarz, Berthold (eig. Konstantin Anklitzen), Franziskanermönch aus Freiburg i. Br.; angebl. Erfinder des Schieß- (Schwarz-) Pulvers (1259).

Schwarza, Nbfl. der Saale in Thüringen, 50 km.

Schwarzbeinigkeit, Krankheit d. Kartoffelpflanzen, bei der bes. am Stengel in der Nähe d. Bodens schwarzbr. Flecken auftreten.

Schwarzburg, seit 1920 Teil Thüringens, 1919 hervorgegangen aus den Fürstentümern S.-Rudolstadt u. S.-Sondershausen.

Schwarzdorn, Rosengewächs, Strauch, bis 3 m hoch, Zweige in Dornen endigend, weiß, Früchte schwarzblau (Schlehen), nach Durchfrieren genießbar, bes. an Wald-, Feldrändern.

Schwarze Kunst, angebl. Kunst, dch. geheimnisvolle Mittel übernatürl. Wirkungen hervorzurufen.

Schwarze Listen, Verzeichn. über mißlieb. Personen, bisw. bei Arbeitgebern, -nehmern, b. Kaufleuten üb. faule Zahler.

Schwarzenberg, St. u. Luftkurort, sächs. Erzgeb., 11 000 E.

Schwarzenberg, Karl, Fürst zu, Hzg. v. Krumau, 1771–1820, 1813 österr. Generalissimus der Verbünd.

Schwarzerde, früherer Steppenboden mit humusreicher, schwarzer Krume.

Schwarzer KörperSchwarz.

Schwarzer Peter, Ges.-Spiel m. Spielkarten.

Schwarzer PrinzEduard 2).

Schwarzes Meer, Binnenmeer zw. Balkanhalbinsel, Rußland, Kleinasien, 453 000 qkm; bedeut. Fischerei (Stör).

Schwarzhemden, Faschisten.

Schwarzhörer ist, wer ohne Genehm. der Reichstelegraphenverwaltung e. Funkanlage errichtet od. betreibt; wird m. Gefängnis bestraft, Versuch ist strafbar.

Schwarzkauf, Kauf eines Grundstückes, wobei (zur Ersparung v. Gebühren) ein geringerer Kaufpreis beurkundet wird als wirklich vereinbart ist.

SchwarzpulverSchießpulver.

Schwarzsauer, Gericht aus dem Blut frischgeschlachteter Tiere und Fleisch mit Essig und Gewürzen.

Schwarzwald, Geb. mit Hochflächencharakter im O der Oberrhein. Tiefebene (Feldberg 1495 m).

Schwarzwasserfieber,


Stichwörter, die unter Sch… vermißt werden, schlage man unter Sh… nach.

[Sp. 575, 576]

fieberhafte Erkrankung, scheint mit Malaria und Unverträglichkeit v. Chinin zusammenzuhängen.

Schwarzweißkunst = Graphik.

Wildschwein.

Schwarzwild, das Wildschwein.

Schwarzwurzel, Korbblütler, gelb; Wurzelgemüse; Blätter auch als Seidenraupenfutter.

Schwebebahn = Hängebahn.

Schwebende SchuldStaatsschulden.

Schwebfliegen, lebhaft gefärbt, dickleibig, Blütenbesucher, oft lange auf einer Stelle schwebend, Larven in Holz, auf Blättern Blattläuse vernichtend od. im Wasser.

Schwebungen,Interferenz v. Schallwellen.

Schwechten,

1) Franz, Architekt, 1841–1924; Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche (Berlin);
2) Heinr., Klavierbauer, 1812–71; Gründer der Firma „Gebrüder S.“.


Der Lule-Elf im nordöstl. Schweden.

Schweden, skandinav. Kgr., an d. Ostsee u. am Kattegatt,448 460 qkm, 6,1 Mill. E; Hptst. Stockholm. Im NW Hochgebirge, vergletschert (Kebnekaisse 2120 m), sonst Hügel- u. Flachland, von meist südö. gerichteten Flüssen entwässert. 36% des Bodens sind unproduktiv, 8,8% Ackerland (Hafer, Gerste; Flachs, Zuckerrüben; Tabak), 3,4% Wiesen u. Weiden, 60% Wald (bed. Holz- u. Papierind.); Fischerei; Bergbau auf Eisenerze (Dannemora, Gellivare, Kiruna).

Geschichte. Die finn. Urbevölkerung wich d. Goten (Kleinkönige). Das Christentum drang seit 800 ein. 1397 Vereinigung der 3 nord. Reiche (Kalmarer Union). Gegen die großdän. Pläne erhoben sich die Schweden; 1523 wurde Christian II. von Gustav Eriksson Wasa gestürzt, der als Gustav I. († 1560) 1527 die Reformation einführte. Gustav II. Adolf erwarb 1629 Livland u. nahm in Deutschland am 30jähr. Krieg teil. Unter seiner Tochter Christine (1654 abgedankt) erhielt S. 1634 eine dem Adel günst. Verfassung, gewann 1645 skandin. Gebiete, Ösel, Gotland, 1648 Vorpommern, Rügen, Wismar, Bremen, Verden. Karl XI. († 1697) kämpfte 1675–79 mit Brandenburg u. Dänemark. Karl XII. setzte S.s Großmachtstellung im Nord. Krieg aufs Spiel u. konnte d. Niedergang S.s nach d. Niederlage b. Poltawa nicht aufhalten. Unter Friedrich I. († 1751) bekämpften sich die Parteien der „Hüte“ u. „Mützen“. Karl XIII. erhielt dch. das neue Grundgesetz v. 1809 ein verantwortl. Ministerium, adoptierte 1810 den frz. Marschall Bernadotte als Thronfolger. Dieser, als Karl XIV. König, trat auf Seite d. Verbündeten, befehligte 1813 d. Nordarmee u. erhielt 1814 Norwegen v. Dänemark gegen Vorpommern u. Rügen (Schwed.-norw. Union). Oskar II. (†1907) setzte 1887 das Schutzzollsystem durch; 1905 wurde die Union mit Norwegen gelöst; 1907 Wahlrechtsreform für beide Kammern. Gustav V. regiert seit 1907. Im Weltkrieg blieb S. neutral.

Schwedische Gardinen, spöttisch für Gitterfenster in Gefängnissen (seit dem 30jähr. Krieg).

Schwedische Gymnastik, begr. durch P. H. Ling, verfolgt durch Freiübungen, Geräteturnen u. Leichtathletik in erster Linie gesundheitl. Ziele.

Schwedisch gehört zum ostnord. Zweig des nord. Sprachstammes.

Schwedische Literatur. Älteste Denkmäler: Runensprüche; im MA z. T. lat. Lit. u. schwed. Bearbeitung v. Ritterromanen. Die Reformation weckte relig. Schrifttum. Stjernhjelm begr. die neuere Poesie u. Metrik. Das 18. Jh. glänzt bes. in der Wissenschaft: Celsius, Linné, Swedenborg; Historiker u. Dichter ist v. Dalin (1708–63), Begr. der neuern Prosa. Die Aufklärung beherrscht diese u. die nächste (Gustavianische) Epoche 1792–1809. Frz. Geschmack huldigen Dalin, die Nordenflycht (1718–63); „Akademiker“ Kellgren, Leopold (1756–1829); Bellman größter Lyriker. Beeinflußt v. Rousseau ist Thorild (1759–1808); Hauptvertreter der Romantiker (Phosphoristen) ist Atterbom, daneben Dahlgren (1791–1844), gemäßigter Tegnér u. die übrigen nationalen Dichter („Got. Bund“): Geijer, Ling († 1847). Nahe stehen ihnen Wallin (1779–1839), Afzelius, Stagnelius (1793–1823), Sjöberg (Vitalis; *1885). Die „Finnen“ Franzén, Runeberg, Topelius (1818–98), Fredrika Bremer begr. eine naive bzw. realist. Richtung. Almquist steht abseits. Liberale Lyriker der 1860er Jahre: Rydberg (auch histor. Romane). Realist. Romanschriftstellerinnen: Flygare-Carlén, Schwartz. Seit 1880 Naturalismus: Anna Edgren-Leffler (1849–92), Ahlgren, Geijerstam, Tavaststjerna (1860 bis 1898), abgelöst von neuer Romantik: Heidenstam, Lagerlöf, Hallström. Bed. Dramatiker nur Strindberg, der sämtl. literar. Strömungen verkörpert; bedeut. Lyriker: Fröding. Neuere Talente: Karlfeldt, Forßlund, Heller, Lagerquist, Siwertz, Berger, Dixelius, Nordström. Lit.: de Boor, Schwed. Lit. (1924).

Schwedler, Joh. Wilh., Ing., 1823–94; hervorrag. Brückenbauer.

Schwedt, märk. St., an der Oder, 8900 E.

Schwefel,Element, findet sich gediegen, als Sulfate, S.-metalle (Kiese, Glanze, Blenden), in organ. Stoffen (Eiweiß, Haare); ist gelb, schmilzt bei 114,5°, ist in Wasser unlöslich. S.blüte (S.blume), sublimierter S.kohlenstoff, flüssig (unrein: widerlich riechend), leicht entzündlich, löst S., Phosphor, Kautschuk, dient zum Extrahieren fetter Öle. S.wasserstoff, bei Fäulnis, übelriechendes Gas, schwärzt Silber u. Bleisalze. S.dioxyd, durch Verbrennen v. S. u. beim Rösten v. S.kies u. Bleiglanz, stechend riechendes Gas, in Wasser leicht löslich zu Schwefliger Säure, bildet Salze (Sulfite); zur Darstellung v. S.säure, zum Desinfizieren, Feuerlöschen, Bleichen, flüssig in Kältemaschinen. S.trioxyd, aus S.dioxyd u. Sauerstoff hergestellt, gibt mit Wasser ↑ Schwefelsäure.

Schwefelkies (Eisenkies, Pyrit), Mineral, Schwefeleisen, oft kupferhaltig (wichtiges Kupfererz); zur Herstellung v. Schwefel, Schwefliger Säure, Schwefelsäure, Eisenvitriol.

Schwefelkopf, ungenießbarer Blätterpilz, in Büscheln auf Baumstöcken usw.; ↑ Taf. Sp. 520.

Schwefelleber, Kalium-Schwefel-Verbindung, arzneilich u. in der Färberei.

Schwefeln, den Dämpfen brennenden ↑ Schwefels aussetzen (bleichen, keimfrei machen).

Schwefelquellen (Schwefelwässer), schwefelwasserstoffhaltige Mineralwässer.

Schwefelsalbe, aus Schwefelblüte mit Fett, bei Hautkrankheiten.

Schwefelsäure, verbreitet als Salze (Gips, Schwerspat), einer der wichtigsten chem. Stoffe, vielseitige Verwendung, z. B. bei Herstellung von Soda, Salzsäure, Salpetersäure, Kunstdünger, Farbstoffen, Heilmitteln, als Gastrocknungsmittel. Ihre Salze sind die Sulfate.Schwefel, ↑ Schwerspat, ↑ Vitriol.

Schweflige SäureSchwefel.

Schweidnitz, niederschies. St., an der Weistritz, 31 000 E.

Schweine, Paarhufer, Nichtwiederkäuer, Schnauze mit Rüsselscheibe, beborstet, Allesfresser; Wild-S., 1,8 m lang, bis 200 kg, braunschwarz, Eckzähne („Gewehr“) stark, Europa. Haus-S. Europas stammt v. den Wild-S.n ab. S.zucht mit zahlreichen Rassen u. Kreuzungen (↑ Taf. Sp. 312).

Schweinfurt, unterfränk. St., 36 000 E; Chemikalien.

Schweinfurtergrün, arsenigessigsaures Kupfer, giftige Farbe.

Schweinfurth, Georg, Reisender, 1836–1925; reiste in Ägypten, am Weißen Nil, in der Libyschen Wüste.

Schweiß, weidmänn.: das Blut der Jagdtiere.

Schweißen, Vereinigen v. Metallteilen in Schweißhitze. Bedingung ist Schweißbarkeit, d. h. Fähigkeit, durch Druck od. Zusammenfließen zu einem Ganzen zu werden.

Schweißhund, Jagdhund zum Verfolgen u. Stellen angeschossenen Wildes auf der Fährte nach d. „Schweiß“ (Blut).

Schweißtreibende Mittel: Flieder-, Lindenblütentee, Salizylpräparate u. a.

Schweitzer,

1) Albert, prot. Theolog, Arzt, *1875, Missionar in Lambarene (Kongo); „Zw. Wasser u. Urwald“; theol.: „Gesch. der Leben-Jesu-Forschung“; Bach-Biographie; „Aus meiner Kindheit u. Jugendzeit“; „Kulturphilosophie“;
2) Anton, Komponist, Kapellmeister, 1735–87; Singspiele;
3) Jean Baptista v., 1833–75; 1864 Präs. des Allgem. dt. Arbeitervereins; dramat. Dichter.

Schweiz, mitteleurop. Bundesfreistaat, 41 295 qkm, 4,1 Mill. E (69% dt.-, 21% frz.-sprachig); Bundes-Hptst. Bern. Im S, SO u. O die Alpen (Monte Rosa, 4638 m); im NW u. W der Jura (bis 1680 m), dazwischen der Genfer See u. die S.er Hochebene (440 m), die der Hauptwohnraum u. die Nährfläche ist.

Anbau v. Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Wein, Tabak, Obst; bed. Rindviehzucht (Käsebereitung); Ind.: Stickerei, Seide, Baumwolle, Uhren, Präzisionsinstrumente.

Verfassung v. 29. 5. 1874. Die aus Ständerat u. Nationalrat bestehende Bundesversammlung übt die gesetzgebende Gewalt u. wählt als ausführende Gewalt den Bundesrat.

Geschichte. Im 5. Jh. v. Alemannen besiedelt,


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[Sp. 577, 578]

Schweiz: Der Gipfel des Montblanc.

Schweiz: Die Jungfrau, von Interlaken aus gesehen.

kam die S. 1033 ans dt. Reich. Die S. schien im 13. Jh. habsburg. Fürstentum werden zu sollen; Aar-, Zürich-, Thurgau, Uri, Schwyz, Unterwalden (Waldstätte) waren habsburgisch. Kgl. Freibriefe für Uri 1231, Schwyz 1240. Rudolf v. Habsburg vereinigte die Waldstätte u. Uri wieder unter habsburg. Herrschaft. Uri, Schwyz u. Unterwalden wurden 1309 (verbündet seit 1291) für reichsfrei erklärt. 1315 Leopold v. Habsburg von den Schwyzern bei Morgarten geschlagen. 1386 war der Bund der „8 alten Orte“ vollendet; er brach 1386 u. 1388 bei Sempach u. Näfels Österreichs Macht. Karl der Kühne v. Burgund unterlag 1476–77. Reformation in Zürich (Zwingli) u. Genf (Calvin). 1648 erreichten die ev. Orte die Anerkennung der Souveränität der S. im Westfäl. Frieden. Es bildeten sich in den Städtekantonen Aristokratien, Erhebungen dagegen wurden unterdrückt. 1798 entstand die zentralisierte „Helvetische Republik“ durch Frankreich. Seit 1800 wütete der Bürgerkrieg der „Föderalisten“ u. „Unitarier“; Napoleon bildete 1803 einen Staatenbund aus 19 Kantonen. Diese Kantone schlossen 8. 9. 1814 einen neuen Bundesvertrag, der Wiener Kongreß gestand der S. ewige Neutralität zu. Die aristokrat. Kantonsverfassung wurde seit 1831 demokratisiert. 1847 Sonderbundskrieg, in dem der Sonderbund (die kath. Kantone) geschlagen u. aufgelöst wurde. Im Weltkrieg blieb d. S. neutral. ↑ Genfer Zonenstreit.

Schweizer,

1) ↑ Schweizer(garden);
2) (Melker) landw. Beruf, hauptsächl. Pflege des Rindviehs (Melken, Füttern, Putzen).

Schweizerdegen, Buchdrucker, der Setzer und Drucker zugleich ist.

Schweizer(garden), schweiz. Mietstruppen (in Frankr. im 16.–18. Jh., heute noch in päpstl. Diensten), bes. durch Manneszucht u. Treue ausgezeichnet.

Schweizerisches Zivilgesetzbuch, Bundesgesetz v. 10. 12. 1907, regelt in 977 Artikeln Personen-, Familien-, Erb- u. Sachenrecht.

Schweizerpillen, Abführmittel.

Schwelen, trockne Destillation, z. B. v. Braunkohle (Schwelkohle), auch flammenlose Verbrennung.

Schwelle,

1) in der Psychologie der Punkt, an dem ein Reiz durch Steigerung „eben merklich“ wird bzw. durch Verminderung unmerklich wird;
2) waagrechtes Holz, auf dem sich ein Holzbauwerk erhebt;
3) Schnittholz zur Befestigung v. Eisenbahnschienen, heute vielfach durch eiserne S.n ersetzt.

Schwellwerk, bei Orgeln mit 3 Manualen das obere Werk.

Schwelm, St., im westl. Westfalen, 22 000 E.

Schwemmland, durch Anschwemmen v. Sand u. Schlamm gebildetes Land, bes. an Flußmündungen.

Schwenckfeld, Kaspar v., 1489–1561; bildete Luthers Rechtfertigungslehre mystisch um.

Schweninger, Ernst, Mediziner, 1850 bis 1924; Arzt Bismarcks.

Schwenningen, südwestwürtt. Stadt, 19 000 E.

Schwerathletik: Gewichtheben (Reißen: direkt Hochreißen d. Gewichts zur Hochstrecke; Stoßen: Reißen des Gewichts bis Kopfhöhe, dann ruckartiges Stoßen zur Hochstrecke; Stemmen [Drücken], Heben d. Gewichts bis Schulterhöhe, dann langsames Hochdrücken zur Hochstrecke); ↑ Werfen, Stoßen, Schleudern v. Gewichten, Hämmern u. Kugeln; ↑ Ringen; Tauziehen; ↑ Boxen; ↑ Jiu-Jitsu.

Schwerbeschädigte sind infolge Unfalls od. Dienstbeschädigung um 50% oder mehr in ihrer Erwerbsfähigkeit Beschränkte, die Anspruch auf Pension od. Rente haben. Alle Betriebe mit 20 od. mehr Arbeitnehmern müssen S. beschäftigen. Kündigung ist nur unter Zustimmung der Hauptfürsorgestellen und mit mindestens 4wöchiger Kündigungsfrist zulässig.

Schwere, Bestreben der Körper, nach dem Erdmittelpunkt zu fallen, äußert sich durch Fall od. Druck auf d. Unterlage (Gewicht).

SchwergewichtGewichtsklassen.

Schwerin: Das ehem. Großherzogl. Schloß.

Schwerin,

1) Hptst, v. Mecklenburg-S., 48 000 E; Schloß;
2) St., in der Grenzmark Posen-Westpreußen, 6800 E.

Schwerindustrie, zusammenfassende Bez. der Industrien, die die Aufbereitung der Erze u. die erste Bearbeitung der Rohmetalle vornehmen; dazu gehören Eisenerz-, Kalksteingruben, Fabriken feuerfester Steine, Maschinenfabriken, Kokereien und Bergwerke sowie deren Hilfsbetriebe.

Schwerkraft = Massenanziehungskraft; ↑ Gravitation.

Schwerspat (Baryt), Mineral, Bariumsulfat; weiße Farbe und zu Bariumverbindungen.

Schwerte, St., im westl. Westfalen, 15 000 E.

Schwertfeger, Waffenschmied.

Schwertfeger, Bernhard, *1868. bis 1918 Generalstabsoffizier; Kriegsschuldforscher.

Schwertfisch, Knochenfisch, mit schwertförmig verlängertem Oberkiefer, 3–4 m (Schwert 1 m).

Schwertleite, im MA Aufnahme eines Knappen in d. Ritterschaft.

Schwertlilie, Blätter schwertförmig; Dt. S. (Iris germanica), bis 90 cm, violett.

Schwester, ev. Diakonissin; Mitgl. kath. Frauenorden; Krankenpflegerin.

Schwiele, Hautverdickung, außen oft verhornt.

Schwielowsee, Havelsee bei Potsdam, 8,5 qkm.

Schwientochlowitz, polnisch-oberschles. Stadt, 23 000 E.

Schwimmen, Getragenwerden eines Körpers in spezifisch schwererer Flüssigkeit oder spezifisch schwererem Gas; ↑ Archimedes.

Da der menschliche Körper spezifisch nur wenig schwerer ist als Wasser, kann der Mensch sich durch Druckbewegungen v. oben nach unten an der Oberfläche halten (Wassertreten) u. durch Stoß- od. Schlagbewegungen nach der Seite od. v. vorn nach hinten voranbringen: dynamisch (aktiv) schwimmen. Aus dem kunstlosen dynam. S. hat sich der Schwimmsport entwickelt mit seinen Hauptschwimmarten: Brust-, Rücken-, Seite-, Handüberhandstil (↑ Taf. III Sp. 696). Letzterer hat mehrere Arten: Spanisch, Ungarisch, Kriechstoß (Kraul) je nach Beintätigkeit. Zum Schwimmsport gehören ferner: Tauchen (Tief-u. Streckentauchen), ↑ Wasserspringen u. ↑ Wasserball.

Schwimmendes Gebirge, im Bergbau leicht bewegl. Massen v. sehr feinem Korn, die viel Wasser enthalten u. bei der Bearbeitung dünnflüssig werden; oft gefahrbringend.

Schwimmenten, Unterfamilie der Gänse, mit gr. Schwimmhäuten. Wildente (Stockente), 60 cm, Jagdtier, Stammform der Hausente (↑ Taf. Sp. 312).

Schwimmer, Hohlkörper, der, auf einer Flüssigkeit schwimmend, deren Stand anzeigt.

Schwind, Moritz von, romant. Maler, 1804–71; Märchenbilder,


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[Sp. 579, 580] Wandgemälde, Genrebilder.

Moritz v. Schwind: Rübezahl.

Schwindel, Unsicherheit infolge Gefühls v. Scheinbewegung des eignen Körpers od. d. Umgebung.

Schwindlinge, zähfleischige, leicht welkende u. bei Feuchtigkeit wiederauflebende Pilze; als Küchengewürz wird d. Knoblauchpilz benutzt.

SchwindmaßSchwindung.

Schwindsucht = Auszehrung u. Tuberkulose. Lungen-S.Lunge.

Schwindung, Verkleinerung des Rauminhalts eines Stoffes beim Erstarren, Trocknen, Brennen usw., gemessen mit Schwindmaß.

Schwingbaum, uralte Wasserhebevorrichtung: 2armiger Hebel mit Gegengewicht (Ziehbrunnen).

Schwinger, Boxschlag mit gestrecktem Arm.

Schwingung (Vibration, Oszillation), periodisch hin u. her gehende Bewegung eines Körpers; dazu erforderl. Zeit: S.sdauer (Periode), ihr reziproker Betrag : S.szahl (Frequenz), die Größe d. Ausschlags: S.sweite (Amplitude), die jeweilige Entfernung v. der Ruhelage: Elongation.Wellenbewegung; ↑ Elektrische Schwingungen; ↑ Funktechnik.

SchwingungskreisFunktechnik.

Schwitters, Kurt, Zeichner, Graphiker und Schriftst., *1887; Mitbegr. des Dadaismus.

Schwojen, Drehen eines Schiffes vor Anker.

Schwur = Eid.

SchwurgerichtGerichtswesen.

Schwyz, einer der 3 Urkantone d. Zentralschweiz, 908 qkm, 62 000 E. Im N waldiges Voralpenland, im S S.er (Kalk-) Alpen mit Rigi (1800 m); Hauptort S., 8000 E.

Scialoja, Vittorio, *1856; seit 1909 mehrfach ital. Min. u. Völkerbundsvertreter.

Scientisten, Anhänger der ↑ Christian Science.

Scilla (Blaustern), Liliengewächs, blau, im zeitigen Frühjahr.

Scillyinseln, 140 brit. Eilande südw. Kap Landsend, 2000 E.

Scipio,

1) P. Cornelius S. Africanus, d. Ä. (major), 235–183 v. Chr., schlug Hannibal 202 bei Zama;
2) P. Cornelius S. Ämilianus Africanus, d. J. (minor), 185–129, 147 Konsul, zerstörte 146 Karthago, 133 Numantia, als Gegner des Gracchischen Ackerges. (↑ Gracchus) wahrscheinlich ermordet.

Scirocco = Schirokko.

Scotland Yard, Hauptdienstgebäude der Londoner Polizei.

Walter Scott.

Scott,

1) Cyril Meir, engl. Komp., *1879; Opern, Symphonien, Lieder;
2) Robert Falcon, engl. Südpolarforscher, 1868 bis 1912; 1912 am Südpol (erlag auf dem Rückweg den Entbehrungen);
3) Sir Walter, engl.-schott. Dichter, 1771–1832; romant. Verserzählungen, histor. Romane („Waverley“).

ScotusDuns Scotus.

Scotus ErigenaErigena.

Scout, Späher, Kundschafter.

Scranton, St., Pennsylvania (USA), 145 000 E.

Scribe, Eugène, frz. Bühnendichter, 1791–1861; technisch gewandte, seichte Stücke (z. T. mit andern); „Das Glas Wasser“; Operntexte.

Scrub, austral. Gestrüpp aus Eukalyptus-, Akaziensträuchern.

Scudéry, Madeleine de, frz. Schriftstellerin, 1607–1701; heroisch-galante Romane.

Sculpsit, „hat [’s] gestochen“ (auf Kupferstichen).

Scylla = Skylla.

S. Dak. = Süddakota (USA).

S. E. = South East, Südost.

Seal, dunkelbraun gefärbte Robbenfelle.

Sealbisam, dunkelgefärbte Bisam(ratten)felle.

Sealsfield, Charles (Karl Postl), Schriftst., 1793–1864; „Kajütenbuch“.

Séance, Sitzung, bes. spiritistische.

Seattle, St., Washington (USA), 383 000 E; Schiffbau, Holz- u. Fischhandel.

SebastopolSewastopol.

Sebnitz, ostsächs. St., 12 000 E.

Seccomalerei, Wandmalerei auf trockner Wand.

Sechser, in N-Deutschland früher = 1/2 Silbergroschen (6 Pf. = 0,05 ℛℳ).

Sechsort = Hexagramm.

Sechstagerennen, Radrennen ohne Führung über 6 Tage u. Nächte, das Mannschaften bestreiten, die aus je 2 Fahrern, die sich nach Belieben gegenseit. ablösen, bestehen. Das S. wird entschieden durch den Rundengewinn, nächstdem dch. die größte Punktzahl, die in den regelmäßig wiederkehrenden Spurts erworben wird.

Sechsundsechzig, Kartenspiel unter zweien mit 24 (oder 20) Blättern (ohne Sieben u. Achten; auch ohne Neunen).

Sedan, frz. St., an der südbelg. Grenze, 18 000 E. ⚔ 1. 9. 1870 (↑ Dt.-Frz. Krieg), 28. 8. 1914 Sieg der dt. 4. Armee.

Sedativa, beruhigende Mittel.

Sedds, schwimmende Inseln auf dem obern Nil.

Sedez, Buchformat, Sechzehntelbogengröße.

Sediment, aus Wasser, Eis od. aus der Luft abgesetzte Stoffe; sedimentär, durch Ablagerung (S.ation) entstanden.

SedumFetthenne.

See,

1) die S. = Meer;
2) Land- (Binnen-) S. (der S.), mit Wasser gefüllte Bodenvertiefung. Größter S.: Kaspisches Meer (438 688 qkm), tiefster: Baikalsee (1447 m).

SeeaalHaifische.

Seeadler, Falkenvogel mit mächtigem Schnabel; fast 1 m l., 2,5 m klafternd, frißt Fische u. Wasservögel.

Seealpen (Meeralpen), Teil der Alpen, an der ital.-frz. Grenze, 3397 m.

Seeamt, Landesbehörde an dt. Küsten zur Feststellung der Ursache v. Seeunfällen.

Seeanemonen (Seerosen, -nelken), pflanzenähnl. Hohltiere.

Seebach, Marie, Schauspielerin, 1830–97; gründete in Weimar das M.-S.-Stift.

Seebär, an der Ostseeküste plötzl., selbst bei ruhiger Luft auftretende Flutwoge.

SeebebenErdbeben.

Seeberg, Reinhold, luth. Theolog, *1859.

Seeberufsgenossenschaft, Genossenschaft der Reeder u. Schiffahrtsbeflissenen; Träger der Unfallversicherung in der Seeschiffahrt.

Seebrügge, Vorhafen v. Brügge. Im Weltkrieg Hauptstützpunkt der dt. U-Boote; 22.–23. 4. 1918 erfolgloser engl. Landungsangriff.

Hans v, Seeckt.

Seeckt, Hans v., *1866, seit 1914 Generalstabschef verschiedener Truppenteile, 1919 Chef des Allg. Truppenamts, 1920–26 Chef der Heeresleitung, Schöpfer des Reichsheeres, 1926 Generaloberst, seit 1928 M. d. R. (Dt. Volksp.).

Seedarlehen = Bodmerei.

See-ElefantSeehunde.

Seefahrtskunde (Schiffahrtskunde), Lehre der Schiffsführung, auf Navigationsschulen gelehrt.

SeefrachtbriefKonnossement.

Seegurken, walzen- oder wurmförmige Stachelhäuter; in O-Asien gegessen, getrocknet als Trepang gehandelt.

Seehandlung, früherer Name der Preußischen Staatsbank.

Seehöhe, Höhe eines Ortes über dem Meer.
Seehunde, Robben ohne Ohrmuscheln, rutschen auf Land. Kegelrobbe, 3 m, mit langer Schnauze, Ostsee, N-Atlantik. Gemeiner S., 2 m, mit hellem Ring um Auge, nordatlant. Küsten, Ostsee, oft der Fischerei schädlich. Sattelrobbe, 2 m, mit mondförmigem schwarzem Rückenfleck, nördliche Meere; Fell der weißen Jungen (Whitecoat) wichtiger Handelsgegenstand. See-Elefant, mit rüsselförmiger Nase, 5 m, Arktis, Antarktis.

Seeigel, Stachelhäuter, kugelig od. herzförmig, mit Stacheln auf dem Kalkpanzer; ↑ Taf. „Zoologie“.

Seekarten gliedern sich in:

Übersichts- und Segelkarten (Kurskarten, 1 : 300 000 bis 1 : 12 000 000),
Küstenkarten (unter 1 : 300 000),
Kompaßkarten zum Eintragen des tägl. Schiffsweges u.
Spezialkarten (1 : 5000 und größer).

Seekrankheit (Nausea), Unwohlsein mit Erbrechen, Schwindel, Durchfall, infolge Schwankungen des Schiffes, auch beim Fliegen.

Seekreide, kreidige, kalkreiche Schlammbildung am Grund vieler Seen.

Seekühe: Australischer Dugong.

Seekühe, Huftiere, walähnlich mit waagrechter Schwanzflosse, Hintergliedmaßen verkümmert, Pflanzenfresser, Wasserbewohner tropischer Fluß- u. Seeküsten, z. B. der Austral. Dugong.

Seeland, größte dän. Insel, 7514 qkm, 1 340 000 E; fruchtbares Flachland; Hptst. Kopenhagen.

Seele,

1) vorausgesetzte Ursache der Empfindung u. willkürlichen Bewegung, vom Materialismus geleugnet. Lit.: Busse, Geist und Körper, Seele und Leib (19132);
2) Bohrung des Geschützrohres und des Laufs von Handfeuerwaffen; ↑ Taf. Sp. 245;
3) bei Streichinstrumenten Stimmstock zwischen Boden u. Decke.

Seelenblindheit, Unfähigkeit, Gegenstände in ihrer Bedeutung zu erkennen, obwohl sie gesehen werden.

Seelenverkäufer, leicht kenterndes (umschlagendes) Wasserfahrzeug.

Seelenwanderung, Annahme bei den alten Ägyptern, im Buddhismus, bei Pythagoras, Plato u. a., daß die Seele nacheinander in verschiedene Leiber (auch Tiere) übergeht.

Seeliger, Hugo v., Astr., 1849–1924; untersuchte die Anordnung des Fixsternsystems.

Seelilien, mit Stiel festsitzende Haarsterne.

Seemannsamt, Landesbehörde zur Überwachung der Schiffsmannschaft, beurkundet An- u. Abmusterung, untersucht versicherungspflichtige Unfälle, erläßt Strafbescheide bei Zuwiderhandlungen gegen Seemannsordnung, entscheidet


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[Sp. 581, 582] bei Streitigkeiten über Antritt od. Fortsetzung d. Dienstes usw.

Seemannsfürsorge will durch Errichtung von Seemannsheimen, Schiffsbüchereien, Darbietung v. Obdach u. Verpflegung an Mittellose die Seeleute unterstützen.

Seemannsordnung regelt die Rechtsverhältnisse d. Schiffsbesatzung aller Kauffahrteischiffe, die die dt. Reichsflagge führen.

Seemeile (Knoten), Länge einer Meridianminute = 1851,85 m.

Seenotzeichen (Notruf)SOS.

s. e. e. o. = salvo errore et omissione, Irrtum vorbehalten.

Seeoffizier (Marineoffizier)Reichsmarine.

Seeotter, Raubtier, 11/2 m, Pelztier, fast ausgerottet.

Seepferdchen, Fisch, 10–20 cm, Nordsee, Mittelmeer; Männchen tragen Eier in Bruttasche.

SeeprotestVerklarung.

Seeraub (Piraterie), Angriff privater Schiffe ohne staatl. Ermächtigung auf fremde zwecks Wegnahme v. Personen u. Sachen.

Seerecht ist teils staats- u. verwaltungsrechtl. Inhalts (z. B. über Nationalität, Flaggenrecht, Registrierung, Vermessung v. Seeschiffen, Seestraßenordnung), teils privatrechtl. (z. B. über Reederei, Bodmerei, Seefrachtgeschäfte, Seeversicherungs-, Heuerverträge [HGB., 4. Buch]),teils völkerrechtl. (z. B. Schiffahrtsverträge, Seekriegsrecht).

Seerosen, Weiße S. (Nymphaea alba), große rundl. Schwimmblätter, weiße Blüten; Lotus (N. lotus), Afrika; Gelbe S. (Teichrose, Nuphar luteum), mit gelben Blüten. ↑ Seeanemonen.

SeescheidenManteltiere.

Seeschiffahrt, erwerbsmäßige Verschiffung von Personen od. Gütern über See mit Kauffahrteischiffen (Segel-, Dampf-, Motorschiffen) als Linien- od. Trampschiffahrt.

Seeschlange, angebl. Seeungeheuer, seit dem 16. Jh. vielfach erwähnt, vielleicht doch vorhanden. ↑ Nattern.

Seeschule, Spottname für d. engl. Dichter Wordsworth, Coleridge, Southey.

Seesterne, Stachelhäuter, scheibenförmig, mit 5 Ecken od. Armen.

Seetrift, herrenlos auf dem Meer treibende Gegenstände.

Seeuferbau (Küstenbefestigung) sichert den Strand dch. Uferdeckwerke gegen Abtrieb u. das Ufer bei Hafenanlagen gegen Flut.

Seeversicherung kann jedes in Geld schätzbare, wirtschaftl. Interesse u. jegl. Gefahr zum Gegenstand haben:

1) Kasko-S. (Versicherung des Schiffskörpers),
2) Kargo-S. (Versicherung der Ladung),
3) Versicherung der Fracht.

Versichert werden kann ferner das Interesse an Überfahrtsgeldern, Gläubigerinteressen an verpfändeter Fracht und Ladung, Bodmerei- u. Havereigelder, Haftpflichtinteresse, entgehender (imaginärer) Gewinn, Provisionen. Das S.geschäft wird meist von Aktien-Gesellschaften betrieben.

Seewald, Rich., expressionist. Maler u. Graphiker, *1889; bes. Tierbilder u. Landschaften.

Seewalzen = Seegurken.

Seewarte, Deutsche, wissenschaftliche hydrographisch-meteorolog. Staatsanstalt im Dienste der Seeschiffahrt; Sitz: Hamburg; gegr. 1868 als Norddeutsche Seewarte.

Seewechsel (Bodmereibrief)Bodmerei.

Seezeichen, Ansteuerungsmarken zum Erkennen der Küste u. zur Warnung vor Gefahren. Schwimmende (verankerte): Tonnen (Bojen) verschiedener Form u. Farbe nach dem Betonnungssystem; Leuchttonnen (Gasbojen mit Fettgasfüllung od. elektr.) u. Feuerschiffe (in Küstennähe verankert) m. Leuchtfeuer; Glockentonnen u. automat. Heultonnen m. Nebelsignal; Feuerschiffe oft m. Unterwasserglocken. Feste S. (Landmarken): Baken, Türme usw. Küstenbeleuchtung benutzt Leuchttürme u. Leuchtbaken, deren Leuchtfeuer (elektrisch, Petroleum, Gas) Kennung (Blitz-, Blink-, Dreh- oder Funkelfeuer) oder Farbenwechsel (Wechselfeuer) hat. Nebelsignale auf Leuchttürmen durch Kanonen, Glocken, Hörner, Dampfpfeifen, Sirenen.

SeezungePlattfische.

Seffner, Karl, Bildhauer, *1861; Denkmäler, Bildnisbüsten.

Segantini, Giovanni, ital. Maler (Pointillist), 1858 bis 1899; ital. Volksleben, Alpenlandschaften.

SegelTakelung.

SegelfalterSchwalbenschwanz.

Segelhandbücher, Ergänzungen zu den Seekarten mit Hinweisen auf Kurs, Wind, Häfen.

Segelorder, Befehl über den Reiseweg v. Schiffen.

Segelsport: Tourensegeln u. Wettfahren mit Segeljachten; seetüchtige haben festen tiefen Bleikiel (Wulstkiel), Binnenjachten als Schwertjachten einen hebbaren Kiel (Schwert); mittelgroße sind meist als Kutter (mit 5 Segeln) getakelt, große Kreuzerjachten als Schoner (mit 7 Segeln).

Seghers,

1) Anna (Netty Radványi), Schriftstellerin, *1900; Erz.: „Aufstand der Fischer von St. Barbara“;
2) Herkules, niederl. Maler, 1590–1640; Landschaften.

Segler, Vögel m. langen Flügeln, schwachen Füßen, schwalbenähnlich, hervorragende Flieger, fressen Insekten. Mauer-S., 18 cm lang, 40 cm klafternd, in Dtschl. Anfang Mai bis Anfang August. Salangane, 12 cm, liefert eßbare Schwalbennester, aus Speichel bestehend, malaiische Inselwelt.

Segment, Abschnitt; ↑ Kreis.

SehneKreis.

Sehnen, die festen, faserigen Enden der Muskeln. S.scheide, dünne, die Sehne umgebende Haut, deren Innenfläche eine Gleitschmiere absondert. ↑ Taf. Sp. 396.

Seiches, period. Niveauschwankungen v. Seen u. abgeschlossenen Meeresteilen.

Seide, Fäden v. Raupen; edle S. v. Maulbeerspinner; Tussah-S.: wilde S. Roh-S. (Grège) durch Abhaspeln der aus 3–24 Kokons vereinigten Fäden, die nach Beseitigung des S.nleims (Serizins) durch Abkochen in heißem Seifenwasser (Entbasten) blendend weiß erscheinen. Die besten Kokons liefern die Organsin- od. Kett-S., die mindern Tram- od. Einschlag-S. Der verklebte Rest sowie schadhafte Kokons liefern den S.nabfall (Florett-S. od. Schappe), der zu hochwertigen Gespinsten in der Florettspinnerei nach Kammgarnart verarbeitet wird. Abfälle der Florettspinnerei (Bourette) werden nach Streichgarnart versponnen.

Seidel,

1) Heinr., bürgerl.-humorist. Dichter, 1842–1906; „Leberecht Hühnchen“;
2) Ina, Schriftstellerin, *1885;
3) Willy, Schriftsteller, *1887; exot. Romane.

Seidelbast, 1,25 m, giftiger Strauch, mit rosenroten Blüten.

Seidenpapier, aus Pflanzenfasern, bes. Zigarettenpapier.

Seidenraupe, die Raupe des Seidenspinners.

Seidenspinner, Schmetterlingsfamilie; wichtigste Art der Maulbeer-S., Raupe auf Maulbeerblättern gezüchtet; Kokons liefern ↑ Seide.

Seidl,

1) Anton, Dirigent, 1850–98; Bayreuth;
2) Arthur, Musikschriftsteller, 1863–1928;
3) Gabriel, Architekt, 1848–1913; palastartige Wohnhäuser;
4) Joh. Gabr., 1804–75; niederösterr. Dialektgedichte, alte österr. Nationalhymne „Gott erhalte Franz, den Kaiser“.

Seife entsteht aus Fetten, Kokosöl, Palmöl, Talg beim Kochen mit Natron- od. Kalilauge (S.nsiederlauge) od. Behandlung mit Soda (Verseifung), besteht aus Salzen der Stearin-, Palmitin- u. Ölsäure. Natron-S.n sind fest, Kali-S.n schmierig (Schmier-S.). Bei S.nbildung entsteht S.nleim, der beim Erstarren Lauge einschließt (gefüllte S., oft noch mit Zusatz von Wasserglas usw.). Aus S.nleim scheidet Kochsalz („Aussalzen“) reinere Kern-S. ab. Rasier-S.n sind Kali-S.n aus stearinreichen Fetten. Fett-S. (Toilette-S.), bes. geschmeidig, auch gefärbt und parfümiert.

Seifen sind sekundäre Lagerstätten, meist Ablagerungen v. Sanden u. Tonen, die nutzbare Minerale u. Erze enthalten (z. B. Edelstein-S., Gold-S.).

Seifenkraut, Nelkengewächs, 50 cm, hellfleischfarb.; Wurzel enthält Saponin (zum Wäschewaschen).

Seifenspiritus, Lösung v. Kaliseife in Spiritus, zur Desinfektion.

Seigneur, vornehmer, adliger Herr.

Seihen (Kolieren), Filtrieren durch Gewebe od. Sieb.

Seijid, Abkömmling Mohammeds.

Seilbahnen, Fahrzeuge, durch ortsfeste Maschinen mittels Drahtseilen angetrieben: Seilstandbahnen, das Fahrzeug läuft auf Schienen; Seilhängebahnen, ein auf Stützen ruhendes Drahtseil dient als Fahrbahn. ↑ Hängebahn.

Seilerwaren: Schnüre, Bindfäden, Seile, Stricke, Taue (aus Hanf, Flachs), als Handarbeit in Reepschlägereien od. Seilerbahnen auf Rad dch. Drehung der Fäden erhalten, sonst auf Seilspinnmaschinen.

Seiltrieb, Verbindung v. mit Seilnuten (Rillen) versehenen Rädern (Seilscheiben) durch Seile zwecks Kraftübertragung.

Sejm, der poln. Reichstag.

Seine, nordfrz. Fl., v. Plateau v. Langres zum Kanal, 776 km.

Ignaz Seipel

Seipel, Ignaz, *1876; 1899 Priester, Theologieprofessor Wien, 1918 österr. Min. für soziale Fürsorge, seit 1919 Führer der Christl.-sozialen Partei, 1922–24 u. 1926–29 Bundeskanzler, 1930 Außenmin.

Seismische Linien, Linien an der Erdoberfläche, längs deren Erdbeben auftreten.

Seismogramm, Aufzeichnung v. Erdbebenwellen durch den Seismograph.

Seismologie, Erdbebenkunde.

Seismometer = Erdbebenmesser.

Seitenstechen, dch. Entzündung od. nur Reizung d. Brustfells, auch nach Anstrengungen, bes. Laufen.

Seitz,

1) Karl, *1869; 1919 Präs. der österr. Nationalversammlung (Sozialdem.) u. der Rep., seit 1923 Bürgermeister v. Wien;
2) Theodor, *1863; 1907–10 Gouverneur v. Kamerun, 1910–15 v. Deutsch-Südwestafrika.

SekanteKreis.

Sekkieren, belästigen, quälen.

Sekles, Bernh., Komp., *1872; Oper „Schahrazade“.

Sekret, geheim; Absonderung v. Drüsen.

Sekretär, Schreibschrank; Geheimschreiber; Beamter des mittlern Dienstes (Justiz-S., Kanzlei-S. usw.).

Sekretion, Absonderung v. Drüsen.

Sekt = Schaumwein.

Sekte, Sondergruppe; abgesonderte [Sp. 583, 584] Religionsgemeinschaft; Anhänger: Sektierer.

Sektion, Leichenöffnung; Unterabteilung bei Behörden.

Sektor, Ausschnitt; ↑ Kreis.

Sekunda, 2. Schulklasse; 2. Stück eines Wechsels, nur i. Großhandel gebräuchlich.

Sekundant, Beistand, Zeuge im Zweikampf; Helfer und Beschützer eines Kämpfers beim Fechten und Boxen.

Sekundär, an 2. Stelle; geolog.: Mineralien u. Gesteine, entstanden durch Umbildung ursprünglicher (primärer) Bildungen.

Sekunde, der 60. Teil der Minute; 1 sek = 1 Zeit-S., 1” = 1 Bogen-S. (bei Winkeln). Mus.: 2. Stufe der diaton. Tonleiter; ↑ Taf. Sp. 424.

Sekundieren, Beistand leisten, bes. beim Zweikampf.

Sekundogenitur, das für nachgeborne Prinzen u. Familien bestimmte Gebiet od. Vermögen.

Sela, hebr. Musikzeichen in den Psalmen; volkstüml. „abgemacht“.

Seladon, schmachtender Liebhaber.

Selb, oberfränk. St., 13 300 E; Porzellanfabriken.

Selbstanschlußbetrieb (SA-Betrieb)Fernsprecher.

Selbstbestimmungsrecht, völkerrechtl. Grundrecht eines Volkes od. Volksteils zu eigner Staatsbildung od. Anschluß an den Staat gleicher Nation.

Selbsteintritt des Kommissionärs, Ausführung der Kommission in der Art, daß der Kommissionär die von ihm für den Auftraggeber zu kaufende od. zu verkaufende Ware selbst liefert od. selbst übernimmt.

Selbstherrscher aller Reußen, Titel des ehem. Kaisers v. Rußland.

Selbsthilfe, eigenmächtige Durchsetzung v. Rechtsansprüchen ohne Beschreitung des Rechtswegs, nur als Notwehr erlaubt.

Selbsthilfeverkauf, Verkauf der v. Käufer grundlos nicht angenommenen Ware, erfolgt nach vorheriger Androhung durch öffentl. Versteigerung auf Rechnung des Käufers.

Selbstinduktion, elektromagnetische Induktion einer Spule; ↑ Elektrizitätslehre 6).

Selbstkosten, sämtl. Kosten einer Ware od. Leistung bis zu dem Zeitpunkt des Übergangs an den Käufer.

Selbstladepistole lädt sich nach dem Abfeuern durch Druck der Pulvergase selbst; ↑ Browningpistole, ↑ Taf. Sp. 245.

Selbstschalter (Automatschalter), elektr. Schalter, die, dch. einen best. Vorgang veranlaßt, Strom von selbst auslösen: Höchststrom-, Mindeststrom-, Rückstrom-, Spannungsrückgangsausschalter. Werden heute meist an Stelle v. Sicherungen verwendet.

Selbstschutzverbände, private, unter Duldung des Staates geschaffene militär. Verbände gegen Unruhen, z. B. Organisation Escherich (Abk. Orgesch), Freikorps Roßbach, Oberland. 1921 auf Verlangen der Ententestaaten aufgelöst.

Selbstverlag: der Verfasser od. Herausgeber eines Buches besorgt selbst dessen Herstellung u. Vertrieb.

Selbstversammlungsrecht, Recht eines Parlaments, aus eigner Entschließung ohne Berufung durch eine Regierungsstelle zus.zutreten; steht dem Reichstag zu. Der österr. Nationalrat wird dch. den Bundespräs. berufen; dieser ist dazu verpflichtet, wenn ein Viertel der Mitglieder es verlangt. Auch die schweiz. Bundesversammlung muß zu außerordentl. Versammlungen berufen werden, wenn es ein Viertel der Mitglieder des Nationalrats verlangt.

Selbstversicherung, freiwillige Versicherung v. versicherungsfreien Personen in der Unfall-, Invaliden-, Hinterbliebenen- u. Angestelltenversicherung.

Selbstverwaltung, selbständige Verwaltung der eignen Angelegenheiten unter eigner Verantwortung, bes. bei Gemeinden und Gemeindeverbänden.

Selchwaren (Geselchtes), in Süddeutschland: geräucherte Fleischwaren.

Seldschukischer Gebetsturm.

Seldschuken, Stamm der Turkmenen, benannt nach Seldschuk, dessen Enkel Toghril um 1050 die Herrschaft der S. begründete. Im 13. Jh. blühende Baukunst mit Fayence- od. Marmorrelieffriesen.

Franz Seldte.

Seldte, Franz, Gründer u. Führer d. „Stahlhelms“, *1882.

Selekta, früher auf die Volksschule aufgesetzte Klasse, bes. für Mädchen.

Selektion, Auswahl. S.slehreAbstammungslehre.

Selen, dem Schwefel nahestehendes ↑ Element, schmilzt bei 220°, wird aus Schwefelmineralien u. bei der Schwefelsäureherst. gewonnen. ↑ Selenzelle.

Selene, Mondgöttin; ihr Geliebter ist Endymion.

Selenga, Fl. im nördl. Innerasien, zum Baikalsee, 1205 km.

Selenzelle enthält kristallin Selen zw. Stromzuleitungen, läßt i. Dunkeln nur schwachen Strom durch, der bei Belichtung wächst, dient f. Tonfilm statt ↑ Photozelle.

Seler, Georg Ed., Ethnolog, 1849 bis 1922.

Seleukiden, hellenist. Dynastie (312–64 v. Chr.) in Syrien.

Selfaktor (Selbst- od. Wagenspinner)Spinnerei.

Self-made man, wer aus eigner Kraft etwas geworden ist.

Sella curulis (Kurulischer Stuhl), im alten Rom Elfenbeinstuhl des Prätors, daher = Richterstuhl.

Sellerie, Doldengewächs, 1 m, der fleischigen Wurzeln und der Blätter wegen angebaut.

Sem, ältester Sohn Noahs, bibl. Stammvater der Semiten.

Semaphor, optischer Telegraph mit verstellbaren Flügeln.

Semele, thrazische Erdgöttin; Tochter des Kadmos, von Zeus Mutter des Dionysos.

Semester, Halbjahr.

Semgallen, Landschaft in Kurland (Lettland); dt. Stadt-, lett. Landbev.

Semikolon, Strichpunkt (;).

Seminar, „Pflanzschule“; Lehrerbildungsanstalt; kath. Priesterausbildungsanstalt; Universitätsforschungsstätte, Übungsstunde. S.ist, Zögling eines Priester- od. Lehrer-S.

Semipalatinsk, westsibir. St., am Irtysch, 57 000 E.

Semiramis, sagenhafte assyr. Königin, soll kunstvolle Bauten („hängende Gärten der S.“) errichtet haben.

Semiten, Völkergruppe der mittelländ. Rasse: Araber, Syrer, Beduinen, Abessinier u. Juden.

Semler, Christoph, Schulmann, 1669–1740; gründete die 1. Realschule.

Semlin, südslaw. St., gegenüber Belgrad, 26 000 E (25% Dt.).

Ignaz Philipp Semmelweis.

Semmelweis, Ignaz Philipp, Mediziner, 1818–65, verdient um die Antisepsis.

Semmering, 981 m hoher Paß zw. Nieder-Österr. u. Steiermark, von der S.bahn (seit 1854; 1. Gebirgsbahn Europas) im S.tunnel (1431 m l.) durchfahren.

Semnonen, german. Volk an der Elbe, wanderten nach Süden u. gingen in d. Alemannen auf.

Sempach, St., im schweiz. Kanton Luzern, 1200 E. ⚔ bei S. (1386) entschied den Untergang d. österr. Herrschaft in der Schweiz.

Semper, immer. S. idem, immer derselbe.

Semper, Gottfried, Architekt, 1803–79. ↑ Taf. I Sp. 376.

Semper aliquid haeret, etwas bleibt immer hängen.

Semstwo, die russischen Selbstverwaltungsverbände, denen 1864 die örtliche Wirtschafts- und Schulpflege übergeben wurde.

Sen (Seng), Münze, ↑ Übers. Sp. 416.
Senat, „Rat der Alten“, Stadtrat Roms, dann Staatsrat des Reichs; seit dem MA: Magistratskollegium. Bei Obergerichten Spruchabteilung. Akadem. S., Selbstverwaltungsorgan einer Universität. In USA, Frankr., Italien usw. die Erste Kammer.

Senator, Mitgl. eines Senats.

Senatus Populusque Romanus (S. P. Q. R.), „Senat u. Volk Roms“, d. h. der röm. Gesamtstaat.

Senckenberg, Joh. Christian, Arzt, 1707–72, gründ. 1763 die S.sche Stiftung Frankfurt a. M., mit der die 1817 gegr. S.sche Naturforschende Gesellschaft vereinigt wurde.

Sendai, jap. St., Osthondo, 143 000 E.

SenderFunktechnik; ↑ Taf. Sp. 184.

Lucius Annäus Seneca.

Seneca, Lucius Annäus, röm. Philosoph (Eklektiker), * um 4 v. Chr., † 65 n. Chr., Lehrer Neros; Tragödien.

SenecioKreuzkraut.

Senefelder, Aloys, 1771–1834; erfand Lithographie u. Steindruck.

Senegal,

1) Fl. in Frz.-W-Afrika, zum Atlant. Ozean, 1700 km;
2) frz. (1791) Kolonie, Teil von Frz.-W-Afrika, 191 600 qkm, 1,36 Mill. E; Hptst. Saint-Louis. Ungesund, heiß. Ausfuhr v. Kautschuk, Erdnüssen, Palmkernen, Häuten.

Senegambien, Landsch. in Frz.-W-Afrika, zur Kolonie Senegal gehörig.

Seneschall, bis 1191 höchster frz. Würdenträger.
Senf, Kreuzblütler: Schwarzer S., 1,25 m, gelb, Samen schwärzlich, gemahlen benutzt zu S.pflastern u. S.mehl (gibt mit Essig oder eingedampftem Most angerührt S. [Mostrich]). Weißer S., 60 cm, gelb, Samen weiß, wie die des Schwarzen S. verwendet. Acker-S., Ackerunkraut, 60 cm, goldgelb.

Senfbad, heißes Hand- oder Fußbad mit Zusatz von Senfmehl, Reizmittel bei Schwächezuständen und Herzasthma.

Senföl, aus schwarzem Senf m. Wasser destilliert, auch künstlich hergestellt.

Senfpflaster, Brei aus Senfmehl mit lauwarmem Wasser; Hautreizmittel.

Senftenberg, südbrandenburg. [Sp. 585, 586] St., 17 000 E; Braunkohlen.

Sengen, Abbrennen v. Fasern.

Senil, greisenhaft. S.ität, Altersschwäche. S.es Irresein (Altersblödsinn), die im Greisenalter auftretenden Zustände v. Irrsinn.

Senior, der Ältere, Gegensatz von ↑ Junior.

Senior, Nassau William, engl. Nat.-ök., 1790–1864, Prof. Oxford.

Seniorat, Erbfolgeordnung, bei der die Güter stets an das älteste Familienmitglied fallen (Gegensatz: Juniorat).

Seniorenkonvent, Zusammenkunft der Senioren, z. B. v. Studentenverbindungen od. Fraktionen.

Senker, Ableger.

Senkung, Verlagerung eines Organs (Niere, Gebärmutter) nach unten.

Senkwaage (Aräometer), Vorrichtung z. Bestimmung des spez. Gew. v. festen (Gewichtsaräometer) u. von flüssigen Körpern (Spindelaräometer).

Teil des Staudamms von Sennar am Blauen Nil.

Sennar, Landschaft in NO-Afrika, im O des engl.-ägypt. Sudans, zw. Weißem u. Blauem Nil.

Senne, Bewirtschafter einer Sennhütte.

Senne, Heidefläche in Westfalen, nördl. Paderborn, mit Truppenübungsplatz.

Sennesblätter, Blätter mehrerer Cassia-Arten, Abführmittel.

Sennhütte, einzelnes Gebäude für Sennwirtschaft, Viehwirtschaft in den Alpen.

SenonGeologische Formation.

Se non è vero, è ben trovato, „Wenn es nicht wahr ist, so ist es (doch) gut erfunden“.

Señor (span.), Herr; Señora, Herrin; Señorita, Fräulein.

Sensal = Handelsmakler; Sensalie, Sensarie, Maklergebühr.

Sensation, Empfindung; Aufsehen. S.ell, aufsehenerregend.

Sensibel, empfindlich, empfindsam.

Sensitiv, empfindlich; überreizt.

Sensorium, Bewußtsein, Empfindungsgebiet.

Sensualismus, Lehre, daß Denken u. Wollen nur auf (passiven) Sinneseindrücken (sensus) beruhen.

Sentenz, Denkspruch, Urteil.

Sentimental, gefühlsselig, überschwenglich. S.ität, schwächl. Hingabe an weiche Gefühle, Rührseligkeit.

Senussi, mohammedan. Derwischorden, will den Islam in seiner urspr. Reinheit wiederherstellen, lehnt europ. Zivilisation ab, gegr. 1837.

Separat, getrennt, geschieden, einzeln.

Separation, Absonderung; Trennung; Beseitigung der Gemenglage in einer Flur. Ztw.: separieren.

Separatismus, Absonderung aus relig. Gemeinschaften. Versuche v. Separatisten (Sonderbündlern), einen Landesteil aus dem bestehenden Staatsverband abzutrennen. In Dtschl. bes. die 1919 entstandene, von Frankr. unterstützte Bewegung z. Loslösung von Pfalz u. Rheinprovinz.

Sephardim (Einzahl: Sepharde), aus Spanien vertriebene (West-)Juden (↑ Spaniolen).

Sepiaknochen, Rückenplatte v. Tintenfischen.

SepieTintenfische.

Sepik, bedeutendster Fl. des frühern Dt.-Neuguinea, 400 km.

Sepoy, eingeborner Soldat des brit.-ind. Heeres.

Sepsis, Blutvergiftung, Blutverderbnis, entweder durch Wachsen von Mikroorganismen im Blut verursacht, od. Allgemeininfektion durch Giftstoffe, die im Blut kreisen, ohne daß im Blut selbst Mikroorganismen vorhanden sein müssen.

September, der 9. Monat, im altröm. Kalender der 7; dt. Herbstmonat.

Septennat, Zeitraum von 7 Jahren, bes. die Amtsdauer des Präs. des Dt. Reichs u. der Frz. Rep. In Dtschl. im bes.: die Festlegung des Heeresetats für je 7 Jahre (1874–94).

Septett, Musikstück für 7 Stimmen.

Septichämie (Septikämie), früher Bez. für Krankheit infolge Übertritt fauliger Stoffe ins Blut; heute = Sepsis.

Septime, 7. Stufe der diatonischen Tonleiter; ↑ Taf. Sp. 424.

Septuagesimae, 9. Sonntag vor Ostern.

SeptuagintaBibel.

Sequenz

1) (Prose), Hymnus im alten Kirchengesang;
2) Musiktheorie: Nachahmung einer melodisch-harmon. Bewegung auf verschied. Tonstufen;
3) aufeinanderfolgende Spielkartenblätter (bes. gleicher Farbe).

Sequester, Zwangsverwalter; medizin.: abgestorb. Knochenstück.

Sequestration, Beschlagnahme eines strittig. Gegenstands zur einstweil. Verwaltung dch. einen Sequester. Im Weltkrieg wurde das dt. Eigentum in den Ententeländern sequestriert, heute z. T. freigegeben.

SequoiaMammutbäume.

Serâi (pers. Sérail), fürstl. Schloß.

Serajewo = Sarajevo.

Serang, Molukkeninsel, = Ceram.

Serao, Matilde, ital. Schriftstellerin, 1856–1927; Romane, Novellen (neapolit. Leben).

Seraph (Mz. Seraphim), Lichtengel; danach S.ischer Vater (pater seraphicus) = Franz v. Assisi; S.ische Brüder = Franziskaner.

Serapis, grch. Beinamen des babylon. Wassergotts Ea.

SerbenSerbokroaten.

Serbien, ehem. Kgr., jetzt Kerngebiet ↑ Südslawiens.

Serbokroaten, sprachl. einheitl. slaw. Volk, gegliedert in Kroaten in Dalmatien, Istrien, Kroatien (durch längere österr. Verwaltung stark mitteleuropäisch beeinflußt, kath.) u. Serben in Bosnien, Herzegowina, Montenegro, Serbien (wesentlich dem byz. Kulturkreis angehörend: meist grch.-orthodox, auch Mohammedaner). Ihre Sprache gehört zur SO-Gruppe der slaw. Sprachen; Serbisch mit cyrill., Kroatisch mit latein. Lettern geschrieben; Unterschied sonst gering.

Serenade, „Abendmusik“, Ständchen; mehrsätziges Kammermusik- od. Orchesterwerk.

Serenissimus, Fürst eines Kleinstaates; bes. als komische Type.

Sereth,

1) Nbfl. d. Donau, aus den Ostkarpaten, 520 km;
2) Nbfl. des Dnjestr, in Ostgalizien, 230 km.

Sergeant, bis 1919 = der jetzige Unterfeldwebel (-wachtmeister).

Sergipe, brasil. Küstenstaat im NO, 21 522 qkm, 524 100 E; Hptst. Aracajú.

Serie, Reihe.

Serienschaltung = Reihenschaltung.

Sering, Max, Nat.-Ök., *1857, Prof. Berlin.

Seriös, ernsthaft, feierlich.

Serîr, eine Wüstenform: die Kieswüste.

SerizinSeide.

Serkin, Rudolf, Klaviervirtuos, *1903.

Sermon, Rede; (Straf-) Predigt.

Serologie, Lehre vom Blutserum.

Serpent, altertüml., schlangenartig gewundenes Holzblasinstrument.

Serpentin, Mineral u. Gestein, wasserhaltiges Magnesiumsilikat; ↑ Taf. Sp. 153.

Serpentine, ansteigender Weg an Berghängen in „Schlangenlinie“.

Serra, Gebirgskette.

Serra do Mar, Küstengebirge SO-Brasiliens, bis 2232 m.

Sertão, Bez. für wasserarme Landstriche in Brasilien.

Serum (Mz. Sera), von Blutkörperchen u. Fibrin befreiter Bestandteil des Blutes (Blut-S.), der Lymphe (Lymph-S.) u. des Eiters (Eiter-S.).

Serumdiagnostik, Verfahren zur Diagnose, darauf beruhend, daß man aus dem Vorhandensein bestimmter Stoffe im Blutserum auf bestimmte Krankheitserreger schließen kann.

Serumtherapie, method. Benutzung des Serums immunisierter Tiere zur Verhütung u. Heilung von Infektionskrankheiten, bes. gegen Krankheiten mit Bakteriengiftwirkung (Diphtherie, Starrkrampf).

Service, Tafelgeschirr.

Servil, unterwürfig, kriechend; Hptw.: S.ismus, S.ität, Kriecherei.

Servis, Quartier-, Verpflegungsgeld.

Servituten = Dienstbarkeiten.

Servius Tullus, 6. röm. König, 578–534 v. Chr.

Servus, Sklave, Diener; Begrüßungsformel.

Sesam, uralte Kultur- u. Ölpflanze, zur Seifenbereitung u. in der Heilkunde benutzt.

Sesshu, japan. Landschaftsmaler, *1420, † um 1506.

Session, Sitzung(speriode), bes. eines Gerichts (z. B. Schwurgerichts) oder Parlaments.

Sesterz, röm. Silber- (später Messing-) Münze (20, später 15 Pf.).

Sestri,

1) (S. Levante) ital. Winterkurort, am Golf von Genua, 14 000 E;
2) (S. Ponente), Stadtteil von Genua.


Seth.

Seth,

1) Schutzgott der oberägypt. Könige;
2) ein Sohn Adams u. Evas; Nachkommen: S.iten.

Sethe, Kurt, Ägyptolog, *1869.

Seton, Ernest Thompson (S.-Thompson), kanad. Schriftsteller, *1860; Tiergeschichten.

Settlement, Ansiedlung; bes. gemeinschaftl. Niederlassung von akadem. gebildeten Männern in den Arbeitervierteln der gr. Städte (zuerst Toynbee Hall in London, 1884), erstreben Ausgleich der sozialen Klassengegensätze.

Setzen, das Gebären bei Hasen, Rot-, Dam- u. Rehwild; Zusammensetzen der Buchstaben zur Druckform.

Setzlatte (Richtscheit, -latte), Maurerwerkzeug, rechteckige Latte mit eingesetzter Libelle.

Setzmaschine, Vorrichtung zur mechan. Herstellung von Letternsatz. Bei der Monotype werden einzelne Buchstaben, beim Topographen u. der Linotype ganze Zeilen gegossen.

Setzwaage, durch Lot oder Libelle horizontal einstellbares Lineal.

Seuche = Epidemie.

Seume, Joh. Gottfr., Dichter, 1763–1810; Fußreise nach Italien; „Spaziergang nach Syrakus“, [Sp. 587, 588] „Mein Leben“.

Seuse (Suso), Heinr., Mystiker, * etwa 1295, † 1366, Dominikaner.

Karl Severing.

Severing, Karl, *1875, Schlosser, 1907–11 u. seit 1920 M. d. R. (Soz.–dem.), 1920–26 pr., 1928–29 Reichs-, seit Okt. 1930 wieder preuß. Innenmin.

Severinus, christl. Hl., † 482; Schutzpatron von Bayern u. Österreich.

Severn, mit 338 km längster Fl. Englands, z. Bristolkanal.

Severus, röm. Kaiser:

1) Lucius Septimius, 193–211;
2) Flavius Valerius, 306–307.

Sévigné, Marie de Rabutin–Chantal, Marquise de, 1626–96; Briefe.

Sevilla, südspan. St., am Guadalquivir, 217 000 E; bed. Ind.

Sévres, St., westl. Paris, 15 000 E; Porzellan. ↑ Friedensverträge (1919–22).

Sewastopol, St., im Rätestaat Krim, am Schwarzen Meer, 74 000 E; Kriegshafen. 1854–55 im Krimkrieg belagert u. zerstört.

Sexagesimae, 8. Sonntag vor Ostern.

Sex appeal, mod. anglo–amerikan. Schlagwort für den v. einem Menschen ausgehenden erotischen Reiz.

Sexta, 6. Schulklasse; S.ner, Schüler der S.

Spiegelsextant.

Sextant, astronomisch–naut. Winkelmeß–Instrument, bes. zur Messung von Sonnenhöhen für Orts- u. Zeitbestimmungen, indem der Winkel zw. Horizont und Sonne gemessen wird.

Sexte, die 6. Stufe der diatonischen Tonleiter. ↑ Taf. Sp. 424.

Sextett, Musikstück für 6 Stimmen.

Sextole, mus.: Figur v. 6 gleichwertigen Noten, die zusammen 4 derselben Art gelten.

Sextus Empiricus, grch. Philosoph, um 200 n. Chr., begründete den Skeptizismus.

Sexual, geschlechtlich, aufs Geschlecht bezügl.

Sexualhygiene, die Gesundheitspflege in bezug auf d. Geschlechtsorgane u. das Geschlechtsleben.

Sexualität (Geschlechtlichkeit), im wissenschaftlichen Sinn das Vorhandensein des männl. u. des weibl. Geschlechts u. deren besondere Eigenschaften. Im weitesten Sinn alles, was mit dem Geschlechtsleben zusammenhängt.

Sexualverbrechen = Sittlichkeitsverbrechen.

Sexuell, auf geschlechtl. Dinge bezüglich.

Sexus, das Geschlecht.

Seychellen, brit. Inselgruppe, östl. von Afrika (92 Inseln), 27 000 E; Kokosnüsse. Hauptort Victoria.

Seydlitz, Friedr. Wilh. v., 1721–73, seit 1757 Oberbefehlshaber der pr. Reiterei, vielfacher Sieger im 7jähr. Krieg.

Sezession, Absonderung, Trennung von einer Gemeinschaft. Selbständige örtl. Künstlergruppen, von der herkömmlichen akadem. Richtung abgespalten.

Sezessionisten, im nordamer. Bürgerkrieg (Sezessionskrieg, 1861–1865) die Konföderierten (Anhänger der Südstaaten).

Sezieren, zergliedern, anatomisch zerlegen.

Sforza, ital. Geschlecht. Carlo, Graf S., *1872, 1920–21 ital. Außenmin.

Sforzato, mus.: verstärkt.

Sfumato, mit verschwimmenden Umrissen gemalt.

Sgraffito, Maltechnik (bei Wandmalerei u. Töpfereien), bei der Bild aus dunkler od. heller Grundierung herausgekratzt wird und je nachdem in der hellen od. dunklen Farbe des eigtl. Grundes erscheint.


Shackleton, Sir Ernest Henry, engl. Polarforscher, 1874–1922.

Shaftesbury, Anthony Ashley Cooper, Graf v., engl. Philosoph, 1671–1713.

Shag, feingeschnittene Rauchtabaksorte.

William Shakespeare.

Shakespeare, William, engl. Dichter, Dramatiker, getauft 26. 4. 1564 Stratford on Avon, † das. 23. 4. 1616; in London Schauspieler, Theaterdichter u. -teilhaber.

Frühzeit: „Heinrich VI.“, „Richard III.“, „Richard II.“, „Komödie der Irrungen“, „Verlorne Liebesmüh“, „Die beiden Veroneser“, „Romeo u. Julia“, „Sommernachtstraum“, „Kaufmann von Venedig“.
Reifezeit: „Der Widerspenstigen Zähmung“, „Die lustigen Weiber von Windsor“, „Viel Lärm um Nichts“, „Wie es euch gefällt“, „Was ihr wollt“;
Historien: „König Johann“, „Heinrich IV.“, „Heinrich V.“.
Meisterzeit: „Julius Cäsar“, „Hamlet“, „Troilus u. Cressida“, „Othello“, „Macbeth“, „Lear“, „Timon von Athen“, „Antonius u. Kleopatra“, „Coriolan“, „Ende gut, alles gut“, „Maß für Maß“.
Spätzeit: „Cymbeline“, „Wintermärchen“, „Sturm“, „Heinrich VIII.“, „Sonette“.

Naive Sinnlichkeit und naturhafte Mäßigung; seine dramat. Gewalt liegt in seiner blutwarmen, schauspielerischen Menschenschöpferkraft. Daß Bacon die S.–Dramen gedichtet habe (B.–S.–Hypothese), ist unwahrscheinlich. Dt. Übers. von A. W. Schlegel, Dorothea Tieck u. Graf Baudissin, erneuert u. z. T. neu von Gundolf. Lit.: A. Brandl, S. (19252); Gundolf, S., sein Wesen u. Werk (1928) u. S. u. d. dt. Geist (19278).

Shannon, Hauptfl. Irlands, zum Atlant. Ozean, 368 km.

Shapingmaschine, kleine Metallhobelmaschine.

Share, Aktie; Gegensatz: Bond, Schuldverschreibung.

Bernard Shaw.

Shaw, Bernard, engl.-ir. Dramatiker, *1856; Sozialist (↑ Fabier), Lebensreformer; sprühend witzig. Satiren: „Frau Warrens Gewerbe“, „Major Barbara“, „Der Schlachtenlenker“, „Die hl. Johanna“, „Der Kaiser von Amerika“; Übermenschenphilosophie: „Caesar and Cleopatra“; rein dichterisch: „Candida“. Essay: „Wegweiser für die intelligente Frau zum Sozialismus und Kapitalismus“.

Sheerness, St. auf Insel in der Themsemündung, 19 000 E; Kriegshafen.

Sheffield, nordostengl. St., 491 000 E; Stahlwaren.

Shelley, Percy Bysshe, Baronet, engl. Lyriker, 1792–1822; Epos: „Queen Mab“; Elegie „Adonais“; Versdramen; Übersetzungen. Lit: A. Maurois, Ariel od. das Leben S.s (1930).

Sherardisieren, Verzinken dch. Glühen mit Zinkstaub.

Sheridan, Rich. Brinsley, engl. Dichter, 1751–1816; Lustspiei „The School for Scandal“.

Sheriff, in England der oberste (ehrenamtl.) Beamte der Grafschaft mit richterl. Funktionen.

Sherlock HolmesDoyle.

Sherriff, Robert Cedric, englischer Schriftsteller, *1896; aufsehenerregendes Kriegsdrama: „Die andere Seite“ (1929).

Sherry, englische Bezeichnung für Jerezweine.

Shetlandinseln, 117 Felsinseln, im NO v. Schottland, 26 000 E; Schaf-, Pferdezucht (Shetlandponys).

Shilling (Schilling; Abk. s u. sh),Übers. Sp. 416.

Shimmy, (bis etwa 1924) moderner Gesellschaftstanz.

Shimonoseki = Schimonoseki.

Shintoismus, nationale jap. Ahnen– u. Naturgottheitenverehrung.

Shire, Grafschaft, z. B. Yorkshire.

Shiva, die Welt zertanzend.
Indisches Relief, 8. Jh.

Shiva (Schiwa), ind. Gott der Vernichtung, auch der Schöpfung.

Shocking, anstößig.

Short story = Kurzgeschichte.

Shunt, elektr. Widerstand, Rheostat.

Shylock, hartherziger Jude in Shakespeares „Kaufmann von Venedig“.

S. J. = Societas Jesu, „Gesellschaft Jesu“, Jesuitenorden.

Siam, Königreich in SO-Asien (Hinterindien), 518 162 qkm, 10 284 000 E (Siamesen, Chinesen, Malaien); Hptst. Bangkok. In den Gebirgen trop. Urwald, im O Steppe. Starker Reisbau.

S. entstand im 13. Jh. Es schloß Handelsverträge: 1855 mit England, 1856 mit Frankreich, 1862 mit Preußen, 1868 mit Österreich. König Chulalongkorn (1853–1910) suchte das Land zu heben u. vom frz. Einfluß zu befreien. König Vajiravudh erklärte 1917 dem Dt. Reich den Krieg. Seit 1925 regiert Prajadhipoh (*1893).

Siamesen, Bewohner von Siam (5 Mill.); mongol.–malaiisches Mischvolk.

Siamesische Zwillinge, am Brustkorb miteinander verwachsene Geschwister.

Sibelius, Jean, finn. Komponist, *1865. Sibirien,

1) Gebiet zw. Ural u. Gr. Ozean, umfaßt die russ. Gaue S. u. Fernöstl. Gebiet, die Sowjetrepubliken Jakutien u. Burjatien. Im Westen das Jenisseitiefland, im Osten Gebirgsland. Gewaltige Ströme. Klima: kontinental, Winter lang, trocken u. kalt (Werchojansk mittl. Extrem – 69,8°). Im N Tundra, im S Wald (Taiga), im W Steppe; Abb. Sp. 589.
2) Gau S., sowjetruss. Verwaltungsbezirk im N Asiens; Hptst. Irkutsk.

1579–82 v. Kosakenführer Jermak besetzt. 1852 wurde die Mandschurei besetzt, 1875 Sachalin erworben (1905 die Hälfte an Japan verloren). Mit Hilfe der Tschechischen Legionen löste sich S. 1917/18 von Rußland los; im O traten 1918/19 japanischen u. amerikanischen Truppen auf. Nach Scheitern des antibolschewistischen Feldzugs Koltschaks 1920 Anschluß an die Sowjetunion.

Sibirische Eisenbahn, 1903 vollendet, vom europäischen Rußland nach Wladiwostok am Großen Ozean, über 7400 km.

Sibyllen, im Altertum weissagende Frauen. Die Sibyllin. Bücher in Rom, eine griech. Orakelsammlung, wurden in schwierigen Fällen auf Staatsbeschluß befragt. Sie verbrannten 83 v. Chr.


Stichwörter, die unter Sh… vermißt werden, schlage man unter Sch… nach.

[Sp. 589, 590] Sic!, so!, wirklich so!

Sicherheitsarrest, Verhaftung eines Schuldners, wenn zu befürchten ist, daß er sonst Vermögensstücke der Zwangsvollstreckung entzieht, versteckt od. ins Ausland bringt.

Sicherheitslampe, Grubenlampe, bei der die Flamme v. dickwand. Glaszylinder u. dichtem Drahtnetz umgeben ist.

Sicherheitsleistung (Kaution) soll Schädigungen vorbeugen, beruht auf Vertrag (z. B. Pächterkaution), testamentar. Anordnung od. Gesetz (z. B. S. des Ehemanns, Vormunds, Vorerben, Testamentsvollstreckers).

Sicherheitsventil, Ventil zur Verhinderung unzulässig hohen Druckes in Dampfkesseln u. Behältern.

Sicherung, elektr., unterbricht den Strom, wenn im Netz Überlastung eintritt. ↑ Selbstschalter.

Sicherung eines Gläubigers erfolgt durch Hypothekbestellung, Verpfändung (Lombard) v. Wertpapieren od. andern Wertgegenständen, Bürgschaft, S.sübereignung v. Grundstücken, Fahrnis, Forderungen, Hypotheken. Gläubiger darf über das Empfangene nur bei Nichtzahlung des Schuldners verfügen u. nur soweit, wie zu seiner Befriedigung notwendig ist.

Sichtvermerk (Visum), Vermerk über amtl. Einsichtnahme, bes. in Reisepaß eines Ausländers.

SichtwechselWechsel.

Siciliana, alter Volkstanz aus Sizilien.

Sickingen, Franz v., 1481–1523; Ritter, 1522 Führer aufständ. schwäb. u. rhein. Ritter, unterlag u. starb an einer Wunde.

Sic transit gloria mundi, „so vergeht die Herrlichkeit der Welt“.

Sic volo, sic jubeo, „so will ich, so befehle ich“.

Sibirisches Bauernhaus, ein typischer einfacher Blockbau.

Siderisch, auf die Sterne bezüglich.

Siderisches Pendel, Fadenpendel, in der Hand eines Mediums Ausdrucksmittel hellseher. Fähigkeiten.

SideritSpateisenstein.

Sidney (Stadt) = Sydney.

Sidney, Sir Philip, engl. Dichter, 1554–86; Sonette, Schäferroman „Arcadia“.

Sidon, ehem. größte phöniz. Handelsstadt in Vorderasien.

Sidow, Max, Dichter, *1897.

Siebenbürgen, seit 1920 Teil Rumäniens (vorher Ungarns), Hochland im Gebirgssystem der Karpaten; 57 243 qkm, 2,9 Mill. E (60% Rumänen, 30% Ungarn, 9% Dt.); Hptst. Klausenburg. Seit 13. Jh. bewohnen es Ungarn, angesiedelte Dt., Székler (im O) u. Rumänen. Nach der ⚔ v. Mohács (1526) wurde der Woiwode Joh. Szapolya Fürst, als Vasall des türk. Sultans. Seit 1687 herrschte der ung. König. 1849 Erhebung zum selbständ. Kronland; 1867 mit Ungarn vereint; 1919 in Rumänien einverleibt.

Siebengebirge, Teil des rechtsrhein. Schiefergebirges zw. Ahr u. Sieg mit ehem. Vulkankegeln: Drachenfels (321 m).

Sieben gegen Theben. Polyneikes zog mit 6 Helden gegen Theben, um seinem Bruder Eteokles das Erbe des Vaters Ödipus streitig zu machen.

Siebengestirn = Plejaden.

Siebenjähriger Krieg, 1756–63 durch Friedr. II. v. Preußen mit Engl. gegen Österr., Rußl., Frankr., Schweden, Sachsen u. das Reich geführt (3. Schles. Krieg). Friedr. II. besetzte 1756 Sachsen, schlug die Österreicher bei Lobositz, 1757 bei Prag, unterlag bei Kolin, schlug die Franzosen bei Roßbach, die Österreicher bei Leuthen. Nach den Niederlagen bei Hochkirch 1758 u. Kunersdorf 1759 drohte Friedr. unterzugehen, als Peter III. v. Rußl. 1762 Frieden schloß; auch Schweden u. Frankr. zogen sich zurück. Nach preuß. Siegen bei Burkersdorf u. Freiberg (1762) schloß Österreich den Frieden v. Hubertusburg (15. 2. 1763).

Siebenschläfer, nach christl. Legende 7 christl. Jünglinge, 251 n. Chr. v. Decius verfolgt u. in Höhle bei Ephesus eingeschlafen, 446 aufgewacht; regnet es an ihrem Festtag (27. 6.), dann soll es 7 Wochen lang tägl. regnen. ↑ Lostage.

Siebenschläfer, Nagetier, eichhörnchenähnlich, 16 cm, Schwanz 13 cm, grau, Europa, hält Winterschlaf.

Sieben Weise, hervorragende Griechen des 6.–4. Jh. v. Chr.; nach Plato: Kleobulos, Periandros, Pittakos, Bias, Thales, Ch(e)ilon, Solon. Den S. werden kurze Sprüche prakt. Lebensweisheit zugeschrieben.

Siebketten, verschiedenartige Zus.schaltungen v. Kondensatoren u. Drosselspulen; lassen nur best. Frequenzbereiche elektr. Schwingungen passieren.

Sieden (Kochen), mit Aufwallen verbundene Verdampfung einer Flüssigkeit bei bestimmter, mit äußerm Druck steigender Temperatur (Siede-, Kochpunkt, auf Atmosphärendruck v. 760 mm bezogen). Lösungen (z. B. v. Salzen in Wasser) haben stets höhern Siedepunkt als das Lösungsmittel (Siedepunktserhöhung).

Siedlungsgesetz v. 11. 8. 1929 verpflichtet die Länder zur Gründung gemeinnütz. Siedlungsunternehmungen zwecks Schaffung neuer Ansiedlungen u. Vergrößerung vorhandener Stellen bis zur Größe einer selbständ. Ackernahrung (Anliegersiedlungen).

Sieg, Nbfl. des Rheins, v. Westerwald, 130 km.

Siegbahn, Karl Manne Georg, schwed. Physiker, *1886.

Siegburg, rheinländ. St., an der Sieg, 19 800 E.

Siegel, Abdruck eines Stempels in Wachs, Lack usw. zum Schließen eines Briefes od. zur Bekräftigung einer Urkunde (Besiegelung).

Siegellack, geschmolzener Schellack mit Terpentin u. Farbstoff.

Siegen, St., im südl. Westfalen, 31 000 E.

Sieger, Rob., österr. Geograph, 1864–1926.

SiegesgöttinNike, ↑ Victoria.

Siegfried, Held der Nibelungensage.

Siegfried,

1) André, frz. Historiker, *1875; „La Crise Anglaise“;
2) Hermann, schweiz. Topograph und Offizier, 1819–79; gab 1870 ff. den Topographischen (S.-) Atlas der Schweiz heraus.

Siegfriedstellung, deutsche Verteidigungsstellung östl. v. Sommeschlachtfeld, im Febr./März 1917 bezogen, diente als Ausgangsstellung für die ↑ Große Schlacht in Frankreich; bis 9. 10. 1918 gehalten.

Siegmar, sächsische St., bei Chemnitz, 10 000 E.

Siegmund (Sigismund), 1368–1437; erhielt 1378 Brandenburg, erheiratete 1382 Ungarn, 1410 dt. König.

Siel, kleine Deichschleuse zur Entwässerung eingedeichter Niederungen.

Sielen (S.geschirr), Riemenwerk der Zugtiere; „in den S. sterben“: aus voller Tätigkeit heraus.

Werner v. Siemens.

Siemens,

1) Werner v., Physiker u. Ingenieur, 1816–92; gründete 1847 mit Halske eine Telegraphenbauanstalt in Berlin (S. & Halske), Erfinder d. Dynamomasch., erbaute 1879 erste elektr. Eisenbahn;
2) Wilh., Ingenieur, 1823–83, gründete Stahlwerke u. verbesserte die Methoden d. Stahlherstellung (S.-Martin-Verfahren);
3) Wilh. v., Ingenieur, 1855–1919.

Siena, St., im westl. Mittelitalien, 48 000 E.

Siena, brauner Mineralfarbstoff, ähnlich dem Ocker.

Henryk Sienkiewicz.

Sienkiewicz, Henryk, poln. Romanschriftsteller, 1846–1916; „Mit Feuer und Schwert“, „Ohne Dogma“, „Quo vadis?“

Sierra („Säge“), Gebirgskette.

Sierra Leone, brit. (seit 1896) Kolonie in W-Afrika, 80 400 qkm, 1 541 000 E; Hptst. Freetown (Hafen). Trop. Pflanzen- u. Tierwelt. Reis-, Baumwoll-, Bananenbau; Rinderzucht. Gewinnung u. Ausfuhr v. Palmkernen u. -öl.

Sierra Morena, Steilabfall der iber. Tafel (durchschnittlich 600 m h.) nach Süden (nach Andalusien).

Sierra Nevada,

1) etwa 80 km langes Gebirge in S-Spanien, im Mulahacén 3481 m;
2) Gebirgskette im W der USA, parallel zur Küste (4540 m).

Siesta, (Mittags-) Ruhe.

Sieveking, Heinrich, Wirtschaftshist., *1871, Prof., Hamburg.

Eduard Sievers.

Sievers,

1) Eduard, Sprachforscher, *1850; „Phonetik“, „Angelsächs. Grammatik“, „Altgerman. Metrik“, „Metr. Studien“;
2) Wilhelm, Geograph, 1860–1921; gab eine allg. Länderkunde heraus.

Sieyès, Emanuel Joseph, Graf, 1748–1836; kath. Geistl., 1799 Mitgl. des frz. Direktoriums; „Qu'est-ce que le tiers état?“

Sigamb(r)er, german. Volk an der Ruhr.

Sigel (das, die Sigle), ständiges, aus einem od. mehreren Buchstaben (bzw. stenogr. Zeichen) bestehendes Abkürzungszeichen für ein Wort.

Sigillaria, baumartige Bärlappgewächse, in der Steinkohlenzeit häufig.

Sigillum, Siegel.

Signac., Paul, frz. Maler, *1863; Begr. des Pointillismus.

Signal, Zeichen mit besondrer Bedeutung.

Signalement, Personalbeschreibung.

Signalisieren, durch Signale melden, durch Signalement kenntlich machen.

Signalwesen.

1) Eisenbahnwesen (↑ Taf. Sp. 140): Hauptsignale regeln Einfahrt (1) und Ausfahrt (2) bei Bahnhöfen u. Blockstationen, Vorsignale (4 bzw. 41) geben Stellung der

[Sp. 591, 592] Hauptsignale an; Weichensignale kennzeichnen Stellung der Weichen.

2) Seewesen: Tagsignale des Intern. Signalbuchs erfolgen durch 19 farbige Signalflaggen, 6 Signalwimpel u. 2 Stander (ausgezackt); Fernsignale mit schwarzem Kegel, Ball, Zylinder; Nachtsignale mit Laternen, Scheinwerfern, Signalraketen usw.; Nebelsignale mit Dampfpfeifen, Nebelhorn, Sirene; neuerdings auch wichtig Unterwasserschallsignale. Von Schiff zu Schiff wird oft mit Winkerflaggen signalisiert; auf große Entfernungen Verständigung mittels Radiotelegraphie. Internat. Positionslichter (Schiffslichter) f. Schiffe in Fahrt: an Backbord rotes, an Steuerbord grünes Seitenlicht.

Signatar, Unterzeichner.

Signatur, Aufschrift; Unterschrift; Merkmal; bes. Namenszug, Monogramm od. bildhaftes Zeichen, womit Künstler ihre Werke versehen.

Verlagssignet des Bibliographischen Instituts.

Signet, Handsiegel, Petschaft; besonders Buchdrucker- oder Verlegerzeichen, z. B.: Signieren, bezeichnen, unterzeichnen.

Signore (ital.), Herr; Signora, Frau; Signorina, Fräulein.

Signorelli, Luca, ital.-umbr. Maler, * um 1450, † 1523; ↑ Taf. II Sp. 584.

Signoria, Herrschaft; Herrlichkeit (Anrede); früher das Ministerium der Dogen in Venedig.

Sigrist, Küster, Mesner.

Sikh, ind. Religionsgemeinde im Pandschab.

Sikiang, chines. Fluß, ↑ Hsikiang.

Sikkative, trocknende Zusätze zu Ölfarben.

Sikuler, altes Volk Italiens; nach ihnen heißt Sizilien.

Silber, Edelmetall (↑ Elemente), gediegen u. in Erzen; wird hauptsächlich gewonnen aus silberhaltigem Bleiglanz u. silberhalt. Kupfererzen; spez. Gew. 10,5, schmilzt bei 960,5°. S.nitrat (salpetersaures S.) zum Versilbern und arzneilich, schwärzt sich m. organ. Substanzen (Höllenstein); S.bromid (Brom-S.), S.chlorid (Chlor-S.), S.jodid (Jod-S.), alle drei (lichtempfindlich) in der Photographie.

Silberfischchen, bis 1 cm langes, silberglänzendes Urinsekt, harmlos, benagt Abfälle, Vorräte.

Silberflotten brachten Ertrag der amer. Bergwerke nach Spanien

SilberfuchsFuchsfelle.

Silberglanz, Silbererz, Schwefelsilber.

Silbergroschen, früher pr. Scheidemünze, = 12 Pf. (0,10 ℛℳ).

Silberlöwe = Puma.

Silbermann, bed. Orgel- u. Klavierbauerfamilie: Andreas (1678–1734), Gottfr. (1683–1753).

Silcher, Friedr., Liederkomponist, 1789–1860; „Ännchen v. Tharau“, „Lorelei“.

Silenos (Seilenos, Silen[us]), grch. Natur-(Wald-)Gott, Erzieher des Dionysos.

Silentium! („Stillschweigen“), Ruhe!

Silesius, Angelus, geistl. Liederdichter, ↑ Angelus Silesius.

Silhouetten (Scherenschnitte, Schattenrisse), Köpfe, Figuren, Szenen, den Umrissen nach aus schwarzem Papier geschnitten u. auf weißen Grand geklebt.

Silikate, Kieselsäuresalze.

Silistria, Donaufestung u. Donauhafen in der Dobrudscha (Rumänien), 12 000 E.

Silizium (↑ Kiesel), chemisches ↑ Element, sehr verbreitet als Silikate; amorph od. in schwarzen harten Kristallen, chemisch dem Kohlenstoff ähnlich. ↑ Kieselsäure, ↑ Karbide.

Sill, entgrätete, in Krauter eingelegte Anschovis.

Getreide-Silo in Kanada.

Silo, Behälter für trockene, schüttbare Massengüter (Erze, Kohlen, Zement, Getreide usw.); S.s, der Futterkonservierung dienende Behälter v. etwa 5 m Durchmesser. Erzeugung hochwertigen Futters aus grünen Pflanzen dch. Milchsäurevergärung.

SilurGeologische Formationen.

Silva, Ramón Goyde, span. Dichter, *1888; moderne Mysterienspiele.

Silva Leitão de Almeida-GarrettAlmeida-Garrett.

Silvanus, altitalischer Waldgeist.

Simbabye (Zimbave), Ruinenstätte in Maschonaland (S-Afrika), einstige Tempelanlage des Negerreichs Monomotapa.

Simbirsk, bis 1924 Name von ↑ Uljanowsk.[WS 5]

Simferopol, Hauptstadt des Rätestaats Krim, 88 000 E.

Simili, Nachahmungen edler Steine in stark lichtbrechenden Glasmassen.

Simla, britisch-ind. Stadt, im nordwestlichen Himalaja, 2160 m ü M., 27 000 E; Sommerresidenz des ind. Vizekönigs.

Simme, Nbfl. d. Kander, im Berner Oberland, 53 km, durchfließt das S.ntal (bed. Viehzucht).

Georg Simmel.

Simmel,

1) Georg, Philos. u. Soziolog, 1858–1918; beeinflußte als Sozialpsycholog grundlegend d. Entwicklung der neuern dt. Soziologie;
2) Paul, humorist. Zeichner, *1887.

Simon,

1) Bruder Jesu;
2) eig. Name des Petrus;
3) S. der Kananäer, Zelotes („Eiferer“), Apostel;
4) S. der Magier (Magus), samaritan. Gnostiker, wollte die Wunderwirkung durch den hl. Geist mit Geld von Petrus kaufen; daher Simonie;
5) S. v. Kyrene, hellenist. Jude, der Jesu Kreuz getragen haben soll.

Simon, Sir John, engl. Jurist und Politiker (liberal), *1873; 1915–16 Innenmin., 1927 Vors. der Untersuchungskommiss. in Indien („S.-Bericht“), 1931 Außenmin.

Simonides v. Keos, grch. Lyriker, * um 556, † 467 v.Chr.

Simonie, Erwerb geistl. Ämter durch Bestechung. ↑ Simon 4).

Simons, Walter, *1861; 1920–21 Außenmin., 1922–29 Präs. d. Reichsgerichts, stellvertr. Reichspräs. nach Eberts Tod (1925).

Simpel, einfach; Einfaltspinsel.

Simplicissimus,

1) dt. Roman des 30jähr. Krieges, von Grimmelshausen;
2) Satir. Wochenschrift.

Simplon, befahrbarer Paß d. Walliser Alpen, 2010 m, verbindet Westschweiz u. Italien. Darunter S.tunnel 19 731 m.

Simrock, Karl, Germanist u. Dichter, 1802–76; übersetzte „Edda“, „Nibelungenlied“ u. a. mhd. Dichtungen, sammelte „Rheinsagen“, „Dt. Volksbücher“.

Simroth, Heinrich, Zoolog, 1851–1917; stellte die Pendulationstheorie auf.

SimsenRiedgräser.

Simson, hebr. Nationalheld, v. seiner Frau Delila den Philistern verraten u. durch Abschneiden seines langen Haares der Kraft beraubt.

Simson, Martin Eduard v., 1810–99; 1849 Präs. des Frankfurter Parlaments, 1867–74 des Reichstags (Nationalliber.), 1879–91 des Reichsgerichts.

Simulation, Verstellung; Vorschützung; simulieren, sich verstellen; bes. sich krank stellen; auch nachsinnen, grübeln. Simulierte Geschäfte = Scheingeschäfte.[WS 6]

Simultan, gemeinsam; gleichzeitig.

Simultanschule (paritätische Schule), Schule mit konfessionell getrenntem Religions-, sonst „gemeinsamem“ Unterricht. Regelform der öffentlichen Volksschule.

Simultanzulassung, Zulassung eines Rechtsanwalts an mehreren Gerichten zugleich.

sin = Sinus (↑ Trigonometrie).

Sinai, Gebirge im S der S.-halbinsel (2646 m), mit dem „Berg der Gesetzgebung“ (Horeb).

Upton Sinclair.

Sinclair, Upton, amer. Schriftsteller, *1878, fanat. Ankläger des Kapitalismus; „Der Sumpf“ (Schlachthäuser Chicagos), „Petroleum“, „König Kohle“, „Sündenlohn“, „Religion u. Profit“, „Die goldene Kette“, „Boston“.

Sinding,

1) Christian, norw. Komp., *1856;
2) Stephan, norw. Bildhauer, 1846–1922.

Sine ira et studio, „ohne Groll u. Gunst“; unparteiisch.

Sinekure („ohne Sorge“), Pfründe ohne Amtsgeschäfte; müheloses, einträgl. Amt.

Singan, chines. St., ↑ Hsi-ngan.

Singapur, Hptst. v. Brit.-Malakka, auf Insel in der S.-Straße, 260 000 E; bed. Handelsplatz.

Singen, südbad. St., 11 000 E.

Singende Flamme, 1777 v. Higgins beobachtetes Phänomen: eine Wasserstoffflamme, die v. unten in ein offenes vertikales Rohr hineingebracht wird, erzeugt einen Ton.

Singende Säge, Jazzinstrument: Stahlsäge, mit Bogen gestrichen od. mit Hammer geschlagen.

Singer, Isaac Merrit, amer. Erfinder, 1811–75; Gründer der Nähmaschinenind.

Singhalesen, Mischbevölkerung (Arier u. Drawida) auf Ceylon. ↑ Taf. I Sp. 440.

Singspiel, heiteres Bühnenstück mit gesprochenem Dialog u. musikal. Einlagen.

Singvögel, Hauptmasse d. Sperlingsvögel ; wichtigste Familien: Schwalben, Fliegenfänger, Würger, Rabenvögel, Stare, Finken, Meisen, Stelzen, Lerchen.

Sinigaglia, Leone, ital. Komp., *1868.

Sin-kiang = Hsin-tsiang.

Sinkkasten, zum Einlauf u. zur Ableitung des Regenwassers.

Sinnesorgane, bei Mensch u. Tier die Einrichtungen, die sie v. den Zuständen der Umwelt unterrichten, so in der Haut die Nervenendorgane, die mechan. Reize (Druck, Berührg.), Schmerz-, Kälte-, Wärmereize aufnehmen, ferner die Sinneszellen, die in der Schleimhaut von Nase und Zunge Geruchs- u. Geschmacksreize, in d. Netzhaut des Auges Lichtreize und im innern Ohr Schallreize empfangen. Die Pflanzen haben ebenfalls S., denn sie antworten auf äußere Reize dch. Bewegungen.

Sinnestäuschungen, im engern Sinn (bei Geisteskranken): Halluzinationen, b. denen [Sp. 593, 594] nicht vorhandene Objekte wahrgenommen werden, u. Illusionen, bei denen vorhandene Objekte in falscher Art wahrgenommen werden. S. des Gesichtssinns werden, z. B. bei relig. Ekstatikern, auch als Visionen bezeichnet, S. des Gehörsinns als Stimmen.

Sinnfeiner („wir selbst allein“), Anhänger d. irischen Unabhängigkeitsbewegung (zuerst Geheimbund), die bes. nach d. Weltkrieg in mehreren Aufständen die engl. Regierung zwangen, seit 1922 dem „Irischen Freistaat“ die Stellung eines Dominion im Brit. Reich zu geben; sie erstreben völlige Unabhängigkeit.

Sinngedicht = Epigramm.

Sinolog, Kenner, Erforscher der chines. Sprache u. Kultur.

Georgij Sinowjew.

Sinowjew, Georgij, eig. Apfelbaum, sowjetruss. Politiker, *1883.

Sinowjewsk (früher Jelisawetgrad), St. im SW der Sowjetukraine, 66 000 E.

Sintenis, Renée, dt. Bildhauerin, *1888; Tierkleinplastiken.

Sinter, mineral. Absätze aus Quellen (wäßrigen Lösungen).

Sintflut („große Flut“, nicht Sündflut), weitverbreitete Flutsage, auch in der Bibel.

SinusTrigonometrie.

Sjöberg, Birger, schwed. Dichter, *1885.

Sioux, Indianer, vor Unterbringung in Reservationen bes. in den nördl. Prärien der USA. ↑ Taf. II Sp. 441.

Sioux City, St., Iowa (USA), am Missouri, 80 000 E.

Siphon, U-förmiges Abflußrohr an Ausgüssen usw. als Geruchsverschluß; Saugröhre an Flaschen (auch diese selbst) mit moussierenden Getränken.

Sippe, Gruppe v. Blutsverwandten eines Stammes.

Sir, engl. Adelstitel, nur in Verbindung m. Taufnamen (Sir Robert…) gebraucht; engl. Anrede.

Sire, Seigneur, Anrede v. Monarchen.

Sirene, Instrument zur Bestimmung der Schwingungszahl eines Tones v. gegebener Höhe. Loch-S.: Scheibe mit Löchern um den Rand herum, die durch einen Motor gedreht wird. Ein dagegen geblasener Luftstrom wird fortwährend unterbrochen, wodurch ein Ton erzeugt wird (Nebelhorn).

Sirenen, grch. inselbewohnende, singende Dämoninnen, Vogelleib u. Frauenkopf, lockten Schiffer ins Verderben.

Sirenen = Seekühe.

Sirius, hellster Stern des Himmels im Gr. Hund.

SirokkoSchirokko.

Sirup, dickflüssige Zuckerlösung, oft mit Zusätzen, auch mit Zucker eingedickte Fruchtsäfte.

SisalhanfAgave.

Sisley, Alfred, frz. impressionist. Maler, 1839–99.

Sismondi, Jean Charles Léonard Simonde de, frz. Nat.-Ök., 1773–1842.

Sistieren, zum Stillstand bringen, einstellen, Termin verschieben (bei Zwangsversteigerung u. Konkurs); vorläufig festnehmen, durch Polizei vor Gericht bringen.

Sisyphos mußte in der Unterwelt einen stets zurückrollenden Fels bergauf wälzen.

Si tacuisses, philosophus mansisses, „wenn du geschwiegen hättest, wärst du weise (ohne Blöße) geblieben“.

Sittenpolizei, polizeil. Tätigkeit zum Schutz der öffentl. Sittlichkeit (z. B. Überwachung der Lohndirnen [Prostitution], Bekämpfung der Trunksucht, v. Schmutz u. Schund, Beaufsichtigung öff. Lustbarkeiten, des Glücksspiels).

Sit tibi terra levis, „Sei dir die Erde leicht!“

Sittlich Gefährdete, überwiegend jugendl. Mädchen, die der Prostitution anheimzufallen drohen.

Sittlichkeitsverbrechen (Unzuchtsverbrechen), Nötigung einer weibl. Person zur Duldung unzüchtiger Handlungen durch Gewalt od. Drohung; Nötigung zur Duldung des außerehel. Beischlafs (Notzucht); Schändung (Mißbrauch einer in willenlosem Zustand befindl. weibl. Person); unzüchtige Handlungen mit Personen unter 14 Jahren od. unter Mißbrauch eines Abhängigkeitsverhältnisses (Geistliche, Lehrer, Adoptiv- u. Pflegeeltern usw. mit Kindern, Schülern od. Zöglingen); Verführung ein. unbescholtenen Mädchens unter 16 Jahren; Erschleichung des Beischlafs dch. Vorspiegelungen; Blutschande (Inzest: Beischlaf zw. Verwandten auf- u. absteigender Linie, Verschwägerten auf- u. absteigender Linie sowie zw. Geschwistern); widernatürl. Unzucht zw. Männern (Päderastie) od. v. Menschen mit Tieren (Sodomie); Ehebruch, Kuppelei, Zuhälterei, Mädchenhandel usw.

Situation, Lage, Stellung, Zustand.

Sit venia verbo („Sei Nachsicht dem Wort“), mit Verlaub.

Sitzungsperiode = Session.

Siut = Assiut.

Siwah, Oase in der nördl. Libyschen Wüste, 5200 E.

Siwertz, Sigfrid, schwed. Erzähler, *1882.

Sixpence, engl. Silbermünze, = 1/2 Shilling.

Sixtinische Kapelle, 1473 unter Sixtus IV. erbaute päpstl. Hauskapelle im Vatikan, Rom.

Sixtinische Madonna, für die Mönche von San Sisto (Sankt Sixtus) in Piacenza v. Raffael gemalte Madonna (Dresden).

Sixtusbrief, Schreiben Kaiser Karls v. Österr. an seinen Schwager Prinz Sixtus v. Bourbon-Parma 1917, um e. Sonderfrieden Österreichs mit der Entente zu erhalten.

Sixt von Armin, Friedrich, *1851, 1914–18 Heerführer.

Sizilianische Vesper, Niedermetzelung der Franzosen in Sizilien, begann zur Vesperzeit des 30. 3. 1282.

Sizilien, ital. Insel, im Mittelmeer, 25 740 qkm, 4,2 Mill. E; Hptst. Palermo. Im Ätna 3179 m hoch; das Innere ist ziemlich öde, an der Küste üppige Vegetation; Anbau von Weizen, Wein, Öl, Südfrüchten; Seidenraupenzucht; Bergbau (Schwefel, Asphalt, Salz).

Seit 212 v. Chr. röm. Prov. (Kornkammer), kam S. 551 n. Chr. an Byzanz, 827 an Sarazenen, 1061 an Normannen. Roger II. vereinigte S. mit Süditalien zum „Kgr. beider S.“ (Hptst. Neapel). Seit 1282 selbständig, 1409 an Aragon, 1503–1713 spanisch, 1720 an Österreich, 1738 wieder zum Königreich beider S., 1860 zu Italien.

Skadenz, Verfalltag, Fälligkeitstag einer Forderung.

Skagerrak, Meeresteil zw. Nordsee u. Kattegatt, Norwegen u. Jütland. S.schlacht, unentschiedene dt.-engl. ⚔ 31. 5. bis 1. 6. 1916; 21 dt. gegen 37 engl. Großkampfschiffe, insgesamt 2 Mill. Gewichtstonnen mit 600 schweren Geschützen. Die Deutschen verloren 60 000 t u. 2400 Mann, die Engländer 115 000 t u. 6700 Mann.

Skala, Treppe; Tonleiter; Maßeinteilung an Meßinstrumenten.

Skalden, Sänger kunstvoller geschichtl. Lieder in Norwegen u. Island, bes. im 10.–15. Jh.

Skalpell, kl. chirurg. Messer m. feststehender Klinge.

Skalpieren, Abziehen der Kopfhaut (Skalp) des erschlagenen Feindes als Trophäe.

Skandal, Ärgernis, Aufsehen, Lärm.

Skanderbeg (eig. Georg Kastriota), alban. Nationalheld, * um 1403, † 1468.

Skandieren, taktmäßig nach den Versfüßen lesen.

Skandinavien, Halbinsel im nördl. Europa, umfaßt ↑ Schweden u. ↑ Norwegen.

Skapulier, bei der Mönchstracht langer breiter Streifen über Brust u. Rücken.

Skarabäus.

Skarabäus (Mz. Skarabäen), altägypt. Siegelstein, Nachbildung des dem Sonnengott hl. Mistkäfers.

Skatspiel, Kartenspiel mit 32 Karten, für 2–4 Personen (jede erhält 10 Karten, 2 bleiben verdeckt: Skat). Dch. Reizen (nach Zahlen) wird d. Alleinspieler festgestellt, gegen den die andern (Partner) bzw. der andere spielen. Die Grundwerte der 4 Farben (12, 11, 10, 9 Punkte) werden mit der Zahl der Fälle (lückenlos vorhandene [od. fehlende] Wenzel u. Trumpfblätter [„Spitzen“] + Gewinnstufen) malgenommen (Spielwert). Bei Guckispielen nimmt d. Alleinspieler den „Skat“ zu seinen Handkarten u. legt zwei beliebige andre weg. Bei Handspielen (Solo) darf der „Skat“ erst nach beendetem Spiel eingesehen werden. Bei Großspielen (Grand) sind nur die Unter Trumpf. Bei trumpflosen Nullspielen darf man keinen Stich bekommen. Hat keiner ein Spiel, kann Ramsch gespielt werden; verloren hat dann, wer die meisten Augen bekam.

Skeleton.

Skeleton, niedr. Schlitten man steuert, auf d. Bauch liegend, mit d. Füßen.

Skelett stützende Substanz, bes. Knochengerüst des tier. Körpers. Das menschl. S. (↑ Taf. Sp. 396) besteht (ohne Zähne) aus 223 Knochen u. wiegt ausgetrocknet 5 kg.

Skelettbauten, Hochbauten aus senkrechten Säulen u. waagrechten Wand- u. Deckenträgern aus Holz, Eisenbeton od. Stahl mit leichten Umfassungs- u. Mittelwänden.

Skepsis, Zweifel(sucht). Skeptizismus bezweifelt die Möglichkeit sichern Wissens. Skeptiker, Zweifler. ↑ Pyrrhon.

Sketch, auf äußere Wirkung abgestellte Skizze, Entwurf; kl. Pantomime, kl. Gesellschaftsstück.

Ski (Mz. Skier) = Schneeschuh.

SkiffRudersport.

Skijöring, Schneeschuhfahren mit Pferde- (od. Motorrad-)vorspann.

SkilaufSchneeschuhe.

Skineffekt: elektr. Wechselstrom, bes. hochfrequenter, pflanzt sich meist nur an der Oberfläche, nicht im Innern eines Drahtes fort.

Skischwung, SkisprungSchneeschuhe.

Skizze, flüchtiger Entwurf.

Sklavenkriege, Kriege der Römer gegen aufständ. Sklaven bes. 73–71 gegen Spartacus (Gladiatorenkrieg).

Sklavensee (Großer S.), im nordw. Kanada, 27 440 qkm, Abfluß dch. Mackenzie.

Sklavenstaaten, südl. Staaten der USA, mit Sklaverei bis zum Sezessionskrieg, (↑ Vereinigte Staaten v. Amerika).

Sklaverei, Zustand eines Menschen, in dem er, meist rechtlos, eines andern Eigentum (Sklave) ist. Von der 7. Völkerbundsversammlung wurde am 25. 9. 1926 eine Konvention über Abschaffung v. S., Sklavenhandel u. Zwangsarbeit beschlossen, der das Deutsche Reich 1929, Österreich 1927, die Schweiz 1930 beitrat.

Sklerose, Verhärtung e. Organs infolge Bindegewebswucherung.

Michael Skobelew.

Skobelew, Michael, russ. Gen., 1843–82, kämpfte erfolgreich im Russ.-Türk. Krieg 1877–78, drang 1880–81 nach Zentralasien vor; Panslawistenführer.

Skolion, grch. Stegreiflied b. Gastgelagen.

Skonto, Preisnachlaß (meist bei Barzahl.).

Skontration (Ztw.: skontrieren),

1) Abrechnung, Ausgleichung v. Forderungen u. Schulden in Abrechnungsstellen;

[Sp. 595, 596]

2) Bestandsermittlung v. Waren durch Fortschreibung, nicht durch Inventur.

Skontro, Gegenrechnung; Hilfsbuch der Buchhaltung.

Skopas, grch. Bildhauer, vor 400 v. Chr.

Skoplje, südslaw. St., in S-Serbien, 60 000 E.

Skopolamin, Alkaloid des Bilsenkrauts, sehr giftig, Beruhigungsmittel für erregte Geisteskranke, ruft mit Morphium zus. Dämmerschlaf hervor.

Skopzen („Verschnittene“), russ. Geheimsekte.

Skorbut, Allgemeinerkrankung mit örtl. Blutungen, Entzündung besonders des Zahnfleisches, Geschwürbildung, Erschöpfung, manchmal tödlich, bes. bei Mangel an frischem Gemüse, Obst, Fleisch (auf Seereisen) auftretend (infolge Vitaminmangels).

Skorpion, Sternbild des südl. Himmels.

Skorpion.

Skorpione, Spinnentiere, Schwanz mit Giftstachel, in warmen Klimaten, fressen Insekten usw., bis 17 cm l.

Skoten, kelt. Stamm, urspr. in Irland, später in Schottland.

Skowronnek, Romanschriftst.:

1) Fritz, *1858;
2) Rich., *1862.

Skrjabin, Alexander, russ. Komp. u. Pianist, 1872–1915.

Skribent, Schreiber, Vielschreiber.

Skriptum, Schriftstück, schriftl. Arbeit.

Skrofeln (Skrofulose), Erkrankung im Kindesalter mit Entzündung der Haut, Schleimhäute, Augen, Nase, Stauungen im Lymphgefäßsystem.

Skrupel, Zweifel, Bedenken; skrupulös, peinlich genau.

SkrutiniumWahlprüfung.

SkullbooteRudersport.

Skulptur, Bildhauerkunst; Werk derselben.

Skunk(s), Fell des Stinktiers.

Skupschtina, südslaw. Parlament.

Skurril, possenhaft.

Skutari,

1) alban. St., 24 000 E, am S.see (350 qkm).
2) Stadtteil v. Konstantinopel, am östl. (asiatisch.) Ufer des Bosporus.

Skye, größte der Innern Hebriden-Inseln (Schottland), 11 000 E.

Skylla, Meeresstrudel in der Meerenge von Messina, der ↑ Charybdis gegenüber.

Skythen, nomad. Völker zw. Iran, Kaukasus u. Schwarzem Meer, wohl Mongolen, seit 100 v.Chr. in Dazien.

Slalomlauf, beim Schneeschuhlaufen Schußfahrt am steilen Hang zur Erzielung großer Schnelligkeit.

Slang, Sondersprache eines Berufs od. Standes, besonders d. niedern.

Slatin Pascha, Rudolf, Frh. v., österr. Afrikareisender (Sudan), *1857.

Slawen, Völker slaw. Sprache; Typus nur wenig rein erhalten: Ost-S. (Russen, Ukrainer), Süd-S. (Serbokroaten, Slowenen, Bulgaren), West-S. (Polen, Tschechen, Slowaken, Sorben-Wenden, Polaben [germanisiert]), zus. 153,7 Mill.

Slawische Sprachen, Zweig der indogerm. Sprachenfamilie: Bulgarisch, Serbokroatisch, Slowenisch, Russisch, Tschechisch, Slowakisch, Sorbisch (Wendisch), Polnisch; ausgestorben Polabisch.

Slawonien = Kroatien-Slawonien.

Slawophilen, Slawenfreunde. Seit Alexander II. steigender Einfluß auf die reaktionäre Richtung der russ. Politik.

Sleidanus, Johannes, eig. Philippi, humanist. Historiker, 1505–56; „De statu religionis et rei publicae“.

Sleipnir, 8füßiger Hengst Odins.

Slevogt, Max, Maler u. Graphiker, *1868; dt. Impressionist; Bildnisse, histor. u. mytholog. Szenen, Landschaften.

Slonimski, Antoni, poln. Dichter, *1895.

Slowacki, Juliusz, poln. Dichter, 1809–49.

Slowakei, östl. Teil der Tschechoslowakei, größtenteils im Gebiet der Karpaten, 48 936 qkm, 3 Mill. E; Hptst. Preßburg. Vorherrschend Landwirtschaft (Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Kartoffeln, Zuckerrüben). Große Wälder (31% des Landes).

Slowaken, ein den Tschechen nahe verwandter westslaw. Volksstamm, im NW des ehem. Ungarns u. in Mähren (21/2 Mill.). Sprache dem Tschechischen nahestehend, erst im 19. Jh. Schriftsprache. Reiche Volkspoesie.

Slowenen, Stamm der Südslawen im nördl. Südslawien (früher Krain). Sprache dem Serbokroatischen nahestehend.

Slum, Elendsviertel der engl. Großstädte.

Slump = Baisse (↑ Börsengeschäfte); Gegensatz: Boom.

Sluter, Claus, holl.-burgund. Bildhauer, † 1406.

Sm = Seemeile.

S. M. = Seine Majestät; S. M. S. = Seiner Majestät Schiff.

Småland, Landschaft im südlichen Schweden.

SmalteKobalt.

Smaragd, hellgrüner Edelstein, Abart des edlen ↑ Beryll.

Smart, gewandt; gerieben; schneidig.

Smetana, Friedr., tschech. Komponist, 1824–84; symphonische Dichtungen, Opern („Die verkaufte Braut“).

Smiles, Samuel, engl. Moralschriftst., 1812–1904; „Hilf dir selbst“, „Charakter“. „Pflicht“, „Sparsamkeit“.

Adam Smith.

Smith,

1) Adam, Begründer d. klass. Schule d. Nationalökonomie, 1723–90; „Untersuchung über die Natur u. die Ursachen des Völkerreichtums“;
2) William, engl. Feldmesser, 1769 bis 1839.

Smoking („Rauchjackett“), Gesellschaftsjackett für Herren.

Smolensk, St., in Weißrußland, am Dnjepr, 79 000 E; 17. 8. 1812 Sieg Napoleons über die Russen.

Jan Christiaan Smuts.

Smuts, Jan Christiaan, südafr. Staatsmann, *1870; 1916/17 Oberbefehlshaber gegen Dt.-Ostafrika, 1919–24 südafrik. Min.-Präs.

Smyrna, west-türk. St., am Ägäischen Meer, 154 000 E; Teppichweberei.

Smyrnateppich, Knüpfteppich.

Snake River, Nbfl. des Columbia im westl. N-Amerika, 1450 km.

Snellius, Willebrord, holl. Math., 1591–1626; Gesetz der Lichtbrechung.

Snob, vornehm tuender, anmaßender Mensch. S.ismus, eitle Vornehmtuerei.

Philip Snowden.

Snowden Philip, *1864; 1924 u. 1929–31 engl. Schatzkanzler (Arbeiterpartei), 1931 Geh. Siegelbewahrer.

Snowdon, höchster Berg Englands, 1085 m, in N-Wales.

Frans Snyders: Wild und Früchte.

Snyders, Frans, fläm. Maler, 1579–1657; Tierstilleben.

Sobor (russ., „Versammlung“), Synode; Hauptkirche.

Sobranje (das), die bulg. Volksvertretung.

Societas = Gesellschaft.

Société anonyme = Aktiengesellschaft.

Sockel, unterer Mauervorsprung; Fußgestell.

Soda (Natriumkarbonat), in der Asche vieler Strandpflanzen, gelöst in Natronseen, hauptsächlich hergestellt aus S.-lösung, Ammoniak u. Kohlensäure (Ammoniak-S.); zur Herstellung von Glas u. Seife, in Bleicherei, Färberei, Papierfabrikation. Kaustische S. ist Natriumhydroxyd. ↑ Natrium.

Sodawasser, Wasser mit „Natron“ u. freier ↑ Kohlensäure; keine Soda.

Sodbrennen, brennendes Gefühl in Schlund u. Speiseröhre bei Magenkrankheiten, bes. Übersäuerung d. Magens.

Soddy, Frederick, engl. Chem. u. Physiolog, *1877; Radioaktivität.

Söderblom, Nathan, Erzb. v. Schweden, 1866–1931; Führer der ökumen. Bestrebungen in den prot. Kirchen; Friedensnobelpreis 1930.

Söderman, Johan Aug., schwed. Komp., 1832–76.

Sodom, palästin. St., mit Gomorra z. Z. Abrahams durch Erdbeben zerstört, jetzt v. Toten Meer bedeckt.

Sodoma, eig. Giovanni Bazzi, ital. Maler, * um 1477, † 1549; Abb. Sp. 597/98.

Sodomie, Geschlechtsverkehr mit Tieren.

Soest, westfäl. St., 21 000 E; Metallind.

Sofa, gepolsterte Sitzbank.

Soffitte, Deckendekorationsstück einer Bühne.

Sofia, Hptst. Bulgariens, am Fuß des westl. Balkangeb., 213 000 E; bed. Handel.

Softa, in der Türkei: Student der Theologie u. Rechtswissenschaft.

Sog, die Strömung hinter einem in Fahrt befindlichen Fahrzeug.

Sognefjord, längster Fjord der norw. Westküste, 176 km, bis 1244 m tief.

Sohm, Rudolf, Rechtslehrer, 1841–1917.

Sohnrey, Heinr., Volksschriftst., *1859; Vorkämpfer für ländl. Wohlfahrt u. Heimatpflege.

Sojabohne, einjähr. Schmetterlingsblütler, 1 m, blaßviolett, wichtigste Nutzpflanze Japans u. Chinas, liefert S.öl (als Speiseöl, zur Margarineherst. u. zu Seifen), Ölkuchen (Viehfutter u. Dünger) u. eine dunkelbraune Tunke von eigenartigem Geschmack.

Soigniert, gepflegt.

Soiree, Abendgesellschaft.

Soissons, nordfrz. St., 18 000 E; Agrarhandel u. -ind. 1915 Sieg d. Deutschen über Franzosen; 29. 5. 1918 v. Deutschen genommen.

Sokol („Falke“), Bezeichnung von polnischen, tschech. u. besond. südslaw. nationalist., militärisch organisierten Turn- und Sportvereinigungen.

Sokotra, Insel im Ind. Ozean, zum brit. Schutzgebiet Aden geh., 12 000 E.

Sokrates, grch. Philosoph, * um 470 v. Chr., † 399, Athen; als „Jugendverderber“ zum Tod durch Gift verurteilt; sah seine Lebensaufgabe in Menschenprüfung u. -erziehung. Tugend ist ihm Wissen u. Einsicht. Abb. Sp. 597.

[Sp. 597, 598] Sol, Sonne; solar, die Sonne betreffend.

Solarisation, Abnahme der Schwärzung einer photogr. Platte bei starker Überbelichtung („Lichthof“).

Solbäder, Bäder mit natürl. Salzquellen, gut für Hautleiden, Stoffwechsel, geg. Skrofeln, Erkältung, Gicht, Ausschwitzungen.

Sokrates.

Sold, Lohn für Heeresdienst.

Soldanella = Alpenglöckchen.

Soldatenrat. Die Nov. 1918 im Dt. Reich gebildeten Arbeiter- u. S. sollten Ausgang für Räteregierung bilden.

Soldateska, Kriegsvolk im verächtl. Sinne.

Sole, kochsalzhaltiges Wasser, auch Losung irgendeines Salzes; ↑ Gradieren, ↑ Salz. S.n = Salzquellen.

Solenn, feierlich.

Solenoid, zur Spule gewundener Draht.
Solf, Wilhelm, *1862; 1900 Gouverneur v. Samoa, 1911 Staatssekr. des Kolonialamts, 1918 des Äußern, 1920–29 Botschafter in Tokio.

Solfatara, Schwefeldampf aushauchender Krater in vulkan. Gebieten.

Solferino, ital. D., südl. v. Gardasee, 1660 E. 1859 Sieg d. Franzosen u. Sardinier über die Österr.

Solicitor, in England Rechtsanwalt.

Solid, fest, gediegen, zuverlässig,; mäßig.

Solidargläubiger (Gesamtgläubiger), mehrere zur Forderung einer Leistung gemeinsam Berechtigte.

Solidarisch, gemeinsam; gesamthaftend.

Solidarität, Übereinstimmung, z. B. der Interessen; Verhältnis der Gesamtschuldner und Gesamtgläubiger.

Solidarschuldner (Gesamtschuldner), mehrere zu einer u. derselben Leistung Verpflichtete.

Soli Deo gloria, „Allein Gott die Ehre!“

Solidus, röm. Goldmünze Konstantins d. Gr. (= 12,69 ).

Soliman = Suleimân.

Solingen, rheinländ. St., an d. Wupper, 136 000 E; Stahlwaren.

Solipsismus, philosoph. Lehre, daß außer dem eignen Ich nichts wirklich sei.

Solitär, Einsiedler; einzeln gefaßter Edelstein bzw. Perle.

Söller, Vorplatz im obern Stockwerk eines Hauses.

Sollinger Wald, Teil des Hess. Berglandes, zw. Leine u. Weser, im Moosberg 513 m.

Sodoma: Ohnmacht der hl. Katharina in San Domenico zu Siena.

Solmisation, dem Guido von Arezzo (um 995–1050) zugeschr. Gesangsmethode, die d. Töne d. alten, sechsstufigen diatonischen Tonleiter mit den Silben ut, re, mi, fa, sol, la, si bezeichnete.

Solnhofen, D., Mittelfranken, an der Altmühl, 1200 E; S.er Schiefer (zu lithograph. Steinen), mit vielen Versteinerungen (z. B. der ↑ Archaeopteryx).

SoloSkatspiel; Musikstück od. Orchesterpartie für eine Stimme od. ein Instrument allein.

Sologub, Fjodor (Fjodor Kusmitsch Teternikow), russ. Dicht., 1863–1927.

Solon, Gesetzgeber Athens (S.ische Verfassung), * um 640, † 559 v. Chr.

Solothurn, westschweiz. Kanton, 791 qkm, 142 000 meist deutschsprachige E.

Solowjow, Wladimir, russ. Religionsphilosoph, 1853–1900.

Solstitien, Sonnenwende (21. bzw. 22. 6. u. 22. 12.).

Solution, Lösung, bes. v. Arzneien in Wasser.

Solvay, Ernest, belg. Industrieller, 1838–1922; Erfinder des Ammoniaksodaprozesses.

Solvent, zahlungsfähig, davon Solvenz, Zahlungsfähigkeit.

Solventia, lösende, Auswurf befördernde Mittel.

Solventnaphtha, „Schwerbenzol“ aus Steinkohlenteer; Lösungsmittel bei Kautschuk, Lacken u. dgl.

Solway Firth, flacher, fischreicher Golf zw. England u. Schottland, 90 km.

Somal, hamit. Volk im Somaliland (11/2 Mill.).

Somalia = Italienisch-Somaliland.

Somaliland, Osthorn v. Afrika; umfaßt Brit.-S., Frz.-S. u. Ital.-S.

Somatisch, körperlich.

Werner Sombart.

Sombart, Werner, Nat.-Ök., Berlin, *1863; „Der moderne Kapitalismus“.

Sombrero, großer, leichter Hut (Mexiko, Südamerika).

Somjonow, Sergej, sowjetruss. Schriftst., *1893; Rom.: „Hunger“.

Somme, nordfrz. Fl., zum Kanal, 245 km. S.⚔: Sept. bis Okt. 1914 vergebl. frz. Umfassungsversuche, 24. 6.–26. 11. 1916 engl.-frz. Durchbruchsversuche zur Entscheidung des Krieges (1 Mill. Mann Verluste).

Sommerfeld, südostbrandenburg. St., 11 000 E.

Sommerfeld, Arnold, Physiker, *1868; Atombau u. Spektrallinien.

Sommersprossen, Ablagerungen v. Farbstoff in der Oberhaut; durch Sommersonne hervorgerufen.

Sommerzeit, Vorrücken der Uhren um 1 st während des Sommers, 1916 bzw. 1917 in d. meisten europ. Staaten eingeführt, in Deutschland 1919 wieder aufgehoben.
Somnambulismus (Schlaf-, Traum-, Nachtwandeln, Mondsucht), Schlaf- und Traumzustand, in dem die Fähigkeit, ohne aufzuwachen, umherzuwandeln und allerlei Handlungen auszuführen, erhalten geblieben ist. Im somnambulen Zustand ist Erinnerung an frühere somnambule Erlebnisse oft gut erhalten. So kann es in einem u. demselben Menschen zum Auftreten zweier verschiedener geistiger Persönlichkeiten (Spaltung des Ichs) der Art kommen, daß die wachende nichts v. der somnambulen u. umgekehrt weiß.

Somnus, Schlaf.

Sonate, aus mehreren (3–4) innerlich verwandten Sätzen bestehendes Musikstück für ein Soloinstrument od. mehrere Instrumente; im 16. Jh. als „Canzon da sonar“ („Klingstück“) entstanden.

Sonatine, kl. Sonate.

Sonde, stabförmig. Instr. zur Untersuchung v. Wunden u. Hohlräumen des Körpers.

SonderbündlerSeparatismus.

Sonderburg, (seit 1920 dän.) nordschlesw. St., auf der Insel Alsen, 11 000 E.

Sondershausen, nordthür. St., 10 000 E.

Sondervermögen (Sondergut), z. B. Erbschaft, Gesellschaftsvermögen, eingebrachtes Gut der Frau, Konkursmasse, werden anders als das sonstige Vermögen behandelt.

Sondieren, mit der Sonde untersuchen; vorsichtig ausforschen.

Sonett, kunstvolle Strophen- und Gedichtform.

Song, „Lied“, anglo-amerikan. Volkslied, unter dem Einfluß d. Negerlieds (Nigger-S.) u. der Jazzmusik zur mod. Form des Chanson gewandelt u. als „Schlager“ gepflegt.

Songkoi, Fl. in SO-Asien, zum Südchines. Meer, 800 km.

Sonnabend (d. h. der Abend vor dem Sonntag), der letzte Wochentag, süddt.: Samstag, plattdt.: Saterdach, jüdisch: Sabbat.

Sonne, Zentralkörper des Planetensystems, leuchtende Kugel, Durchmesser 1,39 Mill. km = 109 Erddurchmesser. Auf der Oberfläche (etwa 6000°) treten größere helle (Fackeln) u. dunkle Flecke mit wechselnder Häufigkeit (etwa 11jähr. Periode) auf. Rotationszeit des S.näquators: 25 Tage. Bei totaler S.nfinsternis sieht man Strahlenkranz (Korona) um die S. u. nahe dem Rand flammenförmige Protuberanzen (Gaseruptionen). In den S.nflecken spielen sich mächtige elektromagnet. Vorgänge ab, die starken Einfluß auf den Erdmagnetismus haben. Das S.nsystem umfaßt die sich um die S. bewegenden Planeten, Kometen, Meteore. ↑ Taf. Sp. 265.

Sonneberg, südthür. St., 19 000 E.

Sonnemann, Leopold, 1831–1909; Gründer der „Frankfurter Zeitung“, liberaler Politiker.

Sonnenblume (Helianthus annuus), Korbblütler mit gr. Körbchen, gelb, bis 3 m, aus Peru, Zier- und Ölpflanze.

Sonnenfels, Joseph Frh. v., Kameralist, 1732–1817; „Grundsätze der Polizey, Handlung und Finanz“.

Sonnenfinsternis tritt ein, wenn der Neumond auf die Zielrichtung von Erdmittelpunkt nach Sonnenmittelpunkt fällt (totale S.); weicht die Richtung etwas ab, kann teilweise (partielle) S. eintreten.

Sonnenhut, Pflanze, = Rudbeckie.

Sonnenkönig, Ludwig XIV. v. Frankreich.

Sonnenorden, japanischer „Orden der aufgehenden Sonne“.

Sonnenrose = Sonnenblume.

Sonnenschein, Karl, kath. Sozialpolitiker, 1876–1929.

SonnenspektrumTafel Sp. 265.

Sonnenstich, plötzl., dem Hitzschlag ähnl. Erkrankung infolge direkter Einwirkung der Sonnenstrahlen.

Sonnentau (Drosera), fleischfressende Pflanzen, in Mooren u. Sümpfen; Blätter mit bewegl. Drüsenhaaren besetzt, die zum Verdauen gefangener Insekten Klebstoff u. Drüsensaft absondern; Abb. Sp. 599.

Sonnenthal, Adolf, Ritter v., Wiener Schauspiel., 1834–1909.

Sonnenzeit, die durch den Stundenwinkel der Sonne (d. h. den Winkel zw. dem Meridian des Beobachtungsortes und dem durch die Sonne gelegten Himmelsmeridian) definierte Zeit, wird v. Sonnenuhren angegeben.

Sonnino, Sidney, Baron, 1847–1922; 1906 und 1909 ital. Min.-Präs., 1914–19 Außenmin.

Sonntagskarten (Wochenendkarten), für besondere bekanntgegebene Verbindungen ausgegebene [Sp. 599, 600] Rückfahrkarten der Reichsbahn mit 331/3% Ermäßigung, gültig von Sonnabends 12 Uhr bis Montags 9 Uhr (Antritt der Rückreise!).

Sonntagsruhe (Feiertagsruhe), als Arbeitsruhe durch Art. 139 RV. gewährleistet. Volle S. besteht für die produktiven Gewerbe seit 1891, für die Handels- u. sonstigen Angestellten seit 1. 4. 1919: mindestens 24, bei 2 aufeinanderfolgenden Sonn- und Festtagen 36, zu Weihnachten, Ostern u. Pfingsten 48 st; Ausnahmen für die sog. Sonntagsgewerbe (Gast- u. Schankwirtschaften, Verkehrsanstalten, Lustbarkeiten, Theater usw.), ferner für dringende Arbeiten, bes. in Notfällen.

Sonntagsschulen, v. der Kirche für Jugendliche abgehaltene sonntägl. Unterhaltungs- u. Erbauungsstunden.

Sonor, klangvoll, volltönend.

Sonrhai, Sudanneger (6–8 Mill.) im S des westl. Sudans.

Sontag, Henriette, Sängerin, 1806–54.

Langblättriger Sonnentau.

Soor (Schwämmchen), weiße Schleimhautflecken in der Mundhöhle v. Säuglingen, hervorgerufen durch Pilze.

Sophisma, Scheinbeweis, Trugschluß.

Sophisten, Vertreter d. Sophistik; Klügler, Rechthaber, Wortverdreher.

SophistikDialektik.

Sophokles, grch. Tragiker, 496–406 v. Chr.; 123 Dramen; erhalten: „Elektra“, „Antigone“, „König Ödipus“, „Ödipus in Kolonos“, „Aias“, „Philoktet“, „Trachinierinnen“; Satyrspiel: „Die Spürhunde“.

Sophrosyne, „Besonnenheit“, Mäßigung; vornehmste sittl. Forderung des klass. Hellenentums.

Sopran, höchste menschl. Stimmlage (Knaben-, Frauen-, Kastratenstimme); ↑ Taf. Sp. 424.

Sorau, St., in der Niederlausitz, 18 300 E.

Sorben, Volk, = Wenden.

SorbischWendisch.

Sorbonne, seit 1254 theol. Schule in Paris, jetzt histor.-philolog. u. math.-naturw. Fakultät.

Sordino (Dämpfer) vermindert die Tonstärke bei Musikinstr. Klaviere haben Filzkeile oder Dämpferpedale; Streichinstr. auf den Steg gesteckte Kämmchen; Blechblasinstr. in d. Endtrichter eingeschobene Holzkegel.

Sorel, Georges, frz. sozial. Theoretiker, 1847–1922.

Sorge, Reinhard Johs., Dichter, 1892–1916 (gefallen); 1913 kath.

Soergel, Albert, Lit.-Hist., *1880.

SorghumHirse.

Agnes Sorma.

Sorma (eigtl. Zaremba), Agnes, Gräfin Minotto, Schauspielerin (Minna v. Barnhelm, Nora), 1865–1927.

Soroptimisten-Clubs, den Rotary-Clubs nachgebildete Vereinigungen berufstät. Frauen.

Sorrent, ital. St. u. Winterkurort, am Tyrrhen. Meer, 10 000 E.

Sorten (Valuten), in der Banksprache = Geld-S., d. h. ausländ. Münzen, Staatspapiergeld u. Banknoten.

Sortieren, nach Sorten sichten.

Sortiment, Sammlung v. Gegenständen gleicher Gattung aber verschied. Art; S.sbuchhandlung betreibt Bücherverkauf an d. Publikum.

SOS (Save Our Souls), internat. vereinbartes funkentelegraph. Signal f. Schiffe in Seenot (Seenotzeichen).

Sosnowiec, südpoln. St., 103 000 E; Kohlengruben.

Soter, Beiname d. beschütz. Götter; Erlöser; S.iologie, christl. Heilslehre.

Sotie („Narrenspiel“), frz. Theaterstück polit-satir. Inhalts, 15. u. 16. Jh.

Sottise, Albernheit, Grobheit.

Sou (Sol), frz. Kupfermünze, das 5-Centimes-Stück.

Soubise, Charles v. Rohan, Fürst v. S., Marschall v. Frankreich, 1715–87; unterlag Friedrich II. 1757 bei Roßbach.

Soubrette, Zofe; muntere Mädchenrolle (Hauptrolle in der Operette).

Souchon, Wilhelm, Admiral, *1864; durchbrach 1914 die Mittelmeerblockade, befehligte bis 1917 die dt.-türk. Flotte, 1918 Gouverneur v. Kiel.

Souffleur, „Einbläser“, Zuflüsterer auf der Bühne.

Soufflot, Jacques Germain, frz. Architekt, 1713–80; Panthéon in Paris.

Söul, Hptst. d. jap. Nebenlandes Korea, am Gelben Meer, 315 000 E.

Souper, Abendessen. Soupieren, zu Abend essen.

Sousa, John Philip, amer. Marsch- u. Operetten-Komponist, *1854.

Sousse (Susa), Hafenst. in Tunesien, am Mittelmeer, 21 000 E.

Soutane, schwarzes Gewand der kath. Geistlichen; bei Bischöfen u. päpstl. Hausprälaten violett, bei Kardinalen rot, beim Papst weiß.

Souterrain, Kellergeschoß.

South, Süden, Süd.

Southampton, südengl. St., 161 000 E; wichtigster Passagierhafen Englands im Überseeverkehr.

South Carolina, USA-Staat am Atlant. Ozean, 80 258 qkm 1 733 000 E; Hptst. Columbia. Starker Ackerbau (besonders Mais u. Baumwolle).

South Dakota, nördl. USA-Staat, 201 014 qkm 96 000 E; Hptst. Pierre. Im Gebiet d. oberen Prärie; einige Anhöhen (die Black Hills in SW). Hauptfluß Missouri.

Southend on Sea, engl. St., an der Themsemündung, 106 000 E.

Southey, Robert, engl. Dichter, 1774–1843.

South Shields, nordengl. St., am Tyne, 117 000 E; Steinkohlenbergbau.

Souvenir, Andenken.

Souverän, unumschränkt, unabhängig; Inhaber der höchsten Gewalt; S.ität, Unabhängigkeit, Oberhoheit.

Sová, Antonin, tschech. neuromant. Lyriker, 1864–1928.

Sovereign, brit. Goldmünze, = 1 £.

Sowjet („Rat“) ↑ Räteregierung, ↑ Sowjetunion.

Sowjet-Mittelasien, Landschaft zwischen Kaspischem Meer und Pamir-Tienschan.

Sowjetrußland, d. Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik (RSFSR), d. russ. Kernland der Sowjetunion in Europa.

Sowjetstern, fünfzackig, Symbol des internat. Kommunismus.

Sowjetunion (Union d. Sozialist. Sowjetrepubliken, russ. Abk. SSSR, dt. UdSSR), Sowjetrepublik in O-Europa u. N-Asien, 21 352 000 qkm, umfaßt die Rätestaaten Rußland, Ukraine, Weißrußland, Transkaukasien, Usbekistan, Turkmenistan, Tadschikistan; 146 985 000 E. Hptst. Moskau.

Landschaftl. sehr einförmig: Waldaihöhe (366 m) u. Uralgebirge (1685 m) keine Verkehrsschranken. Im N Tundra, nach S anschließend Nadelwald, dann Mischwald, schließlich Schwarzerdegebiet u. Steppe.

N- u. Mittelrußland Roggen (50% der Welternte) u. Hafer (1/6 der Welternte); in Ukraine, Nordkaukasien, an Mittel- u. Unterwolga, in Sibirien Weizen (1/5 der Welternte), im nördlichsten Rußland, in Ukraine u. Kaukasus Gerste (1/6 der Welternte); in Ukraine, Kaukasus u. Krim Mais, in Weiß- u. Mittelrußland Kartoffeln (1/4 der Welternte); Zuckerrüben in Ukraine u. Zentralem Schwarzerdegebiet (1/6 der Welternte), Flachs in N-, W-, Mittel- u. Weißrußland (2/3 der Welternte). Viehzucht: Pferde, Schafe (1/6 des Weltbestands) allgemein verbreitet. Forstwirtschaft trotz der großen Waldausdehnung (1/6 des Weltbestands) wenig entwickelt. Bergbau: Steinkohle bes. im Donezbecken, außerdem Ural, Ostsibirien, Moskauer Gebiet; Erdöl bes. im Kaukasus; Platin (1/2 der Weltproduktion), Kupfer, Gold im Uralgebiet. Industrie: Metallind. u. Maschinen in Ukraine, Leningrad, Zentralrußland, Ural; Textilind. in Zentralrußland u. Leningrad.

Verfassung. Der aus über 1500 Vertretern bestehende Bundesrätekongreß tagt alljährlich eine Woche u. ist oberster Träger der Staatsgewalt. Das Zentral-Exekutiv-Komitee (ZIK) besteht aus dem Bundesrat (450 Mitgl., v. Bundesrätekongreß aus seiner Mitte gewählt) u. dem Nationalitätenrat (136 Regierungsvertreter der Gliedstaaten, v. Bundesrätekongreß bestätigt).

Geschichte: Waräger, die Brüder Rurik, Sineus u. Truvor, gründ. 862 das Reich in Nowgorod. Unter Wladimir I. dem Heiligen (980–1015) Christianisierung. 1223 unterwarfen die Tataren Rußland u. gründ. d. Reich der Goldenen Horde.

Iwan III. (1462–1505) machte sich zum Zaren v. ganz Rußland. Iwan IV. der Schreckliche (1533–84) rief Ausländer ins Land. Peter I. d. Gr. (1689–1725) vernichtete 1698 die Strelitzen, gewann im Nord. Kriege Livland, Estland u. Ingermanland. Elisabeth (1741–62), Peters I. Tochter, führte den 7jähr Krieg. Katharina II. (1762–96) erwarb Polen u. Süd-Rußland u. reformierte Gericht u. Selbstverwaltung. Alexander I. (1801–25) führte 1805–15 mit Napoleon I. Kriege, im Befreiungskriege auf Seiten Preußens, gründete die Heilige Allianz. Nikolaus I. (1825–55) erwarb im Türk. Krieg (1828–1829) die Donaumündung, unterdrückte 1831 die poln. Revolution, begann den Krimkrieg. Alexander II. (1855–81; ermordet) hob 1862 die Leibeigenschaft auf, drang nach Asien vor; Panslawismus u. Nihilismus nahmen zu; A. ließ sich zum Türkenkrieg (1877–78) drängen. Berliner Kongreß gab Bessarabien u. Batum an Rußland. Alexander III. (1881–1894) leitete 1891 die Annäherung an Frankreich ein. Nikolaus II. (1894-1917, ermordet 1918) veranlaßte 1898 die Haager Friedenskonferenz; 1904 Revolution; 1905 Volksvertretung (Duma), Preß- u. Religionsfreiheit. Min.-Präs. Stolypin setzte zur Durchführung seiner Agrarreform 1910 die Semstwos ein. Die Konkurrenz mit Österreich auf dem Balkan machte Rußland zur treibenden Macht im Balkankrieg 1912 u. im serb. Konflikt 1914 u. führte zum Weltkrieg. Die Schlachten 1914 u. 1915 brachen die Macht Rußlands, 1917 Revolution, 16. 3. Abdankung des Zaren. Regierung unter Fürst Lwow u. Kerenski.

Staatsstreich der Maximalisten (Bolschewisten) unter Trotzkij u. Lenin am 7. Nov., Friedensverhandlungen zu Brest-Litowsk (abgeschlossen 3. 3. 1918). Während der Revolution fielen Ukraine, Finnland, Sibirien, Polen usw. ab. Die Febr. 1918 v. Rätekongreß angenommene Verf. legte die Staatsgewalt in die Hand des Proletariats, vertreten durch die Sowjets, für die die „Volkskommissare“ die Exekutive ausüben. Eingriffe der Entente (1919) u. Polens (1920) schlugen fehl, ebenso die Gegenrevolutionen der Generäle Denikin, Bermondt-Awalow, Koltschak, Judenitsch, Wrangel. Ende Dez. 1920 waren alle Feinde der Bolschewisten aus dem Felde geschlagen. Vertrag zu Rapallo 1922 stellte die diplomat. Beziehungen zum Dt. Reich wieder her. Ende 1922 wurde die Union der Sozialist. Sowjetrepubliken (UdSSR) als Staatenbund organisiert. An Stelle Lenins († 1924) traten Rykow u. Kamenew (1931 Molotow), während Trotzkij verdrängt u. später verbannt [Sp. 601, 602] wurde. Stalin als neuer Parteiführer bekämpfte die Anhänger Trotzkijs, kehrte zur strengen kommunist. Methode zurück u. herrscht unumschränkt. Die vollständige Umstellung des wirtschaftl. Lebens wird nach einem Fünfjahrsplan (Pjatiletka; seit 1929) angestrebt.

Soxhlet, Franz v., Chemiker, 1848–1927; Milchsterilisierung.

Sozial gesellschaftlich, auf die menschl. Gesellschaft bezüglich; auch = menschenfreundlich, Gegensatz: asozial.

Sozialbeamte = Wohlfahrtspfleger.

Sozialdemokratische Partei Deutschlands (S.P.D.), polit. Partei zur Verwirklichung des Sozialismus. Erste polit. sozialist. Organisation in Deutschland war der v. Lassalle 1863 gegr. „Allgem. dt. Arbeiterverein“, der national u. parlamentarisch eingestellt war u. das allgem. Wahlrecht forderte. Ihm trat unter Führung v. Aug. Bebel u. Wilh. Liebknecht 1869 in Eisenach die „Sozialdemokrat. Arbeiterpartei“ entgegen; 1875 vereinigten sich beide Richtungen in Gotha (Gothaer Programm), wobei die marxist. Tendenz das Übergewicht gewann. Die Sozialistengesetze förderten Entwicklung u. Geschlossenheit der S. Das Erfurter Programm (1891) entsprach dieser Radikalisierung. Um 1900 Auftreten der Reformisten (↑ Reformismus).

Bei Kriegsausbruch bewilligte die S. geschlossen d. Kriegskredite; gegen diese Haltung bildeten 1916 20 Abg. die „Sozialdemokrat. Arbeitsgemeinschaft“ u. gründeten 1917 die Unabhängige Sozialdemokrat. Partei Deutschlands (U.S.P.D.). Nach Übergang des linken Flügels der U.S.P.D. zu der 1918 gegr. Kommunist. Partei Deutschlands Wiedervereinigung der beiden sozialist. Parteien auf dem Nürnberger Parteitag (1922) zur verein. S.P.D. 6. 6. 1926 bildeten die 23 aus der Partei ausgeschlossenen sächs. Landtagsabg. die (bald bedeutungslose) „Alte Sozialdemokrat Partei“. 2. 10. 1931 gründeten ausgeschlossene Abg. die „Sozialistische Arbeiterpartei“ (S. A. P.). Parteivorstand: seit 1893 Bebel (bis 1913) u. Singer (bis 1911), seit 1913 Ebert (bis 1919), Haase (bis 1916) u. Scheidemann (bis 1918), seit 1919 Herm. Müller (bis 1931) u. Wels (bis 1931), seit 1931 Wels, Crispien, H. Vogel.

Soziale Frage, Frage, wie d. Gesamtheit d. Menschen Anteil an der menschl. Kultur verschafft werden kann; im besondern die Arbeiterfrage.

Sozialetat, der Teil des öff. Haushalts, der die Aufwendungen für Sozialpolitik u. die hierfür vorgesehenen Einnahmen umfaßt.

Sozialisierung, Gesamtheit der Maßnahmen, durch die die sozialist. bzw. kommunist. Wirtschaftsordnung verwirklicht werden soll. Ziel ist Beseitigung d. Privateigentums an den Produktionsmitteln (↑ Sozialismus), der freien Konkurrenz, d. Geldes u. der Märkte.

Sozialismus, i. allg. wirtschaftl. Kollektivismus, der das Gemeineigentum als die zweckmäßigste, sittlich allein berechtigte Eigentumsform ansieht; im engern Sinn Wirtschaftsordnung, bei der an den Produktionsmitteln Gemeineigentum („Gütergemeinschaft“) besteht, dagegen die Konsumgüter im Privateigentum des einzelnen stehen.

Sozialist, Anhänger des Sozialismus.

Sozialistengesetz, 1878 v. Bismarck durchgeführt gegen die sozialdemokrat. Bestrebungen (Ausweisungsrecht, Druckverbote, Auflösung der Vereine u. Versammlungen); bestand bis 1890.

Sozialistische Arbeitersport-Internationale, Prag, gegr. 1913; umfaßt 23 Arbeiter-Turn- u. Sportverbände in 18 Ländern.

Soziallasten sind diejenigen Teile der Kosten öff. Sozialpolitik, die durch Steuern od. Beiträge zur Sozialversicherung aufzubringen sind.

Sozialökonomie = Nationalökonomie.

Sozialpädagogik, päd. Richtung, die als Ziel die Eingliederung in die soziale Gemeinschaft als Mittel die Erziehung innerhalb einer Gemeinschaft anstrebt.

Sozialpolitik, Inbegriff der Maßnahmen u. Einrichtungen des Staates zur Herbeiführung des gesellschaftl. Ausgleichs. Die S. nahm von England ihren Ausgang; Deutschland folgte mit Arbeiterschutzgesetzgebung. Die organisierte Arbeiterschaft lehnte zunächst die S. ab, denn im Rahmen der Marxschen Theorie, bes. der Verelendungstheorie, ist kein Raum für schrittweise Besserung der sozialen Verhältnisse durch sozialpolit. Maßnahmen. Erst allmählich setzte sich die Erkenntnis durch, daß der Zusammenbruch des kapitalist. Systems noch fern sei und im Interesse der gegenwärtigen Arbeitergeneration sozialpolit. Maßnahmen auch v. der Arbeiterschaft befürwortet werden müssen. Unter Wilhelm II. (Bismarck) entstand das große Werk der Sozialversicherung, das auch für die andern Staaten vorbildlich wurde. Gegner der S. waren nunmehr die Arbeitgeber, die fürchteten, daß durch die starke Belastung der Wirtschaft die Konkurrenzfähigkeit Deutschlands geschädigt werden müsse. Die Nachkriegszeit brachte mit der polit. Stärkung der Arbeiterschaft 1918 die Anordnung über Arbeitsnachweise, 1920 die Errichtung des Reichsamts für Arbeitsvermittlung, 1922 das Arbeitsnachweisgesetz, das im wesentlichen 1927 in das Gesetz über Arbeitsvermittlung u. Arbeitslosenversicherung (AVAVG.) übernommen wurde, 1918 die Erwerbslosenfürsorge, an deren Stelle 1927 die Arbeitslosenversicherung trat.

Sozialreform, Gesamtheit der Bestrebungen, die durch Sozialpolitik, Volksbildung, Wohlfahrtspflege usw. die Lösung der sozialen Frage herbeizuführen trachten.

Sozialrentner, Personen, die eine Rente aus der Sozialversicherung beziehen.

Sozialrevolutionäre, russ. polit Partei, revolutionär, z. T. terroristisch, jedoch nicht marxistisch-sozialistisch; durch den Bolschewismus vernichtet.

Sozialversicherung will Arbeitnehmer für Zeiten wirtschaftlich sicherstellen, in denen sie nicht verdienen können (Krankheit, Unfall, Invalidität, Arbeitslosigkeit). Sie geht zurück auf die in der kaiserl. Botschaft v. 17. 11. 1881 niedergelegten Ideen Bismarcks. Am 15. 6. 1883 erschien das Ges. über die Krankenversicherung, am 6. 6. 1884 über die Unfallversicherung, am 22. 6. 1889 über Invaliden- u. Altersversicherung; zusammengefaßt in der Reichsversicherungsordnung (RVO.). Weitere Rechtsquellen sind: Reichsknappschaftsgesetz (RKG.) für die Kranken- u. Pensionsversicherung der im Bergbau Beschäftigten, Gesetz über Arbeitsvermittlung u. Arbeitslosenversicherung (AVAVG.) u. Versicherungsgesetz für Angestellte (AVG.) Die gesamte S. untersteht dem Reichsarbeitsministerium.

Sozialwissenschaften, Gesamtheit der theoret. u. beschreibenden Wissenschaften, die sich mit dem sozialen, bes. mit dem öff. Leben beschäftigen.

Sozietät, Genossenschaft, Gesellschaft; bes. auch Bez. gewisser Vereinigungen zur Versicherung gegen Brandschaden (Feuer-S.en).

Sozinianer, christl. Sekte, verwerfen Trinität, Gottmenschheit, Prädestination u. Erbsünde.

Soziologie (Gesellschaftslehre, -wissenschaft) sucht die typ. Erscheinungen des sozialen Lebens der Völker u. ihrer polit., wirtschaftl. u. geistigen Kultur aufzufinden u. in Zusammenhang zu bringen, z. T. aus reinem Erkenntnistrieb, zum größern Teil, weil sie glaubt, dadurch für die gesellschaftl. Spannungen der Zeit Lösungsmöglichkeiten revolutionärer od. evolutionärer Art vorbereiten zu können. In Deutschland haben G. Simmel, F. Tönnies u. Max Weber der S. ihr Gepräge gegeben.

Sozius, Genosse, Teilhaber.

Spa (Spaa), ostbelg. Bad, 8000 E. 1918 dt. Hauptquartier, 1918 bis 1919 Sitz der Waffenstillstandskommission; ↑ Europäische Konferenzen.

Spachtel = Spatel.

Spagat, in Österr. u. Bayern: Bindfaden.

Spaghetti, dünne, nicht hohle, makkaroniart. Teigwaren aus Weizenhartgrieß.

Spahis, frz. Eingebornen-Reiterregimenter in Algerien, Tunesien u. W-Afrika; auch Polizeitruppe in Frz.-Indien.

Spahn,

1) Martin, Historiker, *1875; seit 1925 M. d, R. (deutschnational);
2) Peter, Politiker (Zentrum), 1846–1925.

Spake, seemänn.: Hebebaum, Hebel.

Spalato, dalmat. Hafenst, 32 000 E.

Spalier, Geländer aus Holz- od. Eisenstäben, oft m. Blumen od. Obst (↑ Taf. Sp. 200) bezogen; Ehrengasse.

Spaltalgen, vorwiegend blaugrüne, einzellige od. fadenförm. Algen.

Spaltpilze = Bakterien.

Spandau, seit 1920 Teil der Einheitsgemeinde Berlin, an d. Spreemündung, 95 000 E.

Spanferkel, junges, noch saugendes („spänendes“) Schwein.

Spangenberg, Aug. Gottlieb, Pietist, 1704–92; Bischof der ↑ Brüdergemeinde.

Spanien, Rep. in SW-Europa, mit Balearen u. Kanar. Inseln 505 150 qkm, 22 602 000 E (mit d. Kol. 845 050 qkm, 23 843 000 E); Hptst. Madrid.

Eine 500 m hohe Hochfläche (Meseta) wird durch das nordö. streichende Kastil. Scheidegebirge geteilt in die Hochebenen v. Alt- u. Neukastilien. Im S u. O Mittelmeerklima, im Binnenland kontinental u. trocken (Frühlings- u. Herbstregen). Im N mitteleurop. Wald-, im Binnenland Steppenflora (Salzpfl., harte Gräser, Esparto), an W-, S- u. O-Küste subtrop. Mittelmeerflora. Haupterwerbszweig extensiver Ackerbau (Weizen, Gerste, Mais); Ölbaumkultur; im SO auf Oasen mit künstl. Bewässerung (Huertas) Südfrüchte, Mandeln, Orangen, Gemüse; bei Málaga auch Zuckerrohr; verbreiteter Weinbau. Im innern Hochland Schafzucht, im N u. NW Rinder- u. Schweinezucht. Kupfer im SW (Rio-tinto), Blei u. Silber im SO u. S, Quecksilber bei Almadén (2/5 der Weltproduktion), Eisenerze u. Steinkohlen hauptsächlich im N (Bilbao). Ind. bes. in Katalonien (Barcelona).

Älteste Bewohner waren Iberer, mit Kelten vermischt (Keltiberer). Die Karthager eroberten 237–218 den südl. Teil, verloren ihn aber 206 an die Römer, die 19 v. Chr. ganz S. besaßen u. romanisierten. Um 400 n. Chr. drangen Wandalen, Sueven, Alanen, Westgoten ein. Durch die Araber (Mauren) wurde S. 711 Prov. des Kalifats. 11. Jh. christl. Reiche León, Kastilien, Aragonien u. Navarra. Durch Heirat Isabellas v. Kastilien mit Ferdinand V. v. Aragonien 1479 Vereinigung zum Kgr. S. Die letzten Mauren (Granada) wurden 1492 verdrängt. Die Erschließung Amerikas machte S. reich. Durch Karl I. (V.) wurde S. Mittelpunkt des habsburg. Weltreichs. Philipp II. (1556–98) verschuldete Abfall der Niederlande, verlor Kol. u. kämpfte unglücklich gegen Türkei, Frankreich, England (Armada 1588). Portugal wurde 1581 mit S. vereinigt, die Kol. fielen an die Niederlande. Innerer Verfall Philipp IV. (1621–65) verlor 1640 Portugal. ↑ Span. Erbfolgekrieg. Philipp V. (1700–46), 1. Bourbone. 1767 wurden die Jesuiten ausgewiesen. Karl IV. (seit 1788) verzichtete 1808. Napoleon setzte seinen Bruder Joseph ein. [Sp. 603, 604] Das Volk erhob sich. Ferdinand VII. (1814–33). Die amer. Kol. wurden selbständig. Karlistenkrieg (1830–40) wegen Erbfolge der Prinzessin Isabella. Revolution 1868 vertrieb Isabella; 1870 span. Thronkandidatur des Prinzen Leopold v. Hohenzollern (Anlaß zum Dt.-Frz. Krieg). 1873 wieder Rep. 1873 Alfons XII., Sohn Isabellas, König. Karlistenbewegung 1876 unterdrückt. Christine 1885 Regentin für ihren Sohn Alfons XIII. (*1886): Heeresreform, Geschworenengerichte, Zivilehe, allgem Stimmrecht. Krieg mit USA 1898 brachte Verlust v. Kuba, Porto Rico u. Philippinen. Der König, 1902 mündig, erwarb durch Heirat mit Ena v. Battenberg engl. Unterstützung. Die Einbeziehung S.s in die Entente mißlang; S. blieb im Weltkrieg neutral. Die erfolglosen Kämpfe in Marokko u. die ständ. innern Unruhen veranlaßten Primo de Rivera y Orbaneja 13. 9. 1923 die Diktatur zu errichten. Der Krieg in Marokko wurde 1928 glückl. beendet. Trotz ständ. Unruhen konnte sich Primo behaupten, trat aber 1930 zurück. 30. 1. 1930 bis 14. 2. 1931 Kabinett Berenguer, 18. 2. 1931 folgte das Kabinett Aznar. Die Gemeindewahlen 12. 4. 31 erbrachten einen unbestreitbaren Sieg der Republikaner, der König verließ das Land. In der neuen Rep. wurde Zamora Min.-Präs., Okt. 1931 Azaña; rasch gewannen radikale Strömungen an Boden.

Spaniolen, Nachkommen der 1492 aus Spanien entflohenen Juden (Sephardim).

Spanisch, eine romanische Sprache, zerfällt in Asturisch, Leonesisch, Kastilisch (Schriftsprache), Aragonisch, Andalusisch, Estremadurisch.

Spanische FliegeBlasenkäfer.

Spanische Literatur. Anfangs unter maur. u. frz. Einfluß (Heldenlieder: „Cid“), im 15. Jh. unter dem der ital. Renaissance (Anfänge der Novelle: „Amadís de Gaula“ v. Montalvo [1490]; Lyrik: Macías, Santillana, Manrique; Lieder, Romanzen; Dramen: Enzina). 16. u. 17. Jh. Blütezeit: nationales Drama (Cueva, Gil Vicente, Lope de Rueda [„Pasos“], Lope de Vega, Calderón); Lyrik unter ital. Einfluß (Garcilaso, Manrique, Almogáver, Ponce de León). Im 17. Jh. gedankenschwere Sprache (conceptismo: Ledesma), Bilderprunk (Góngora). Schäfer- (Montemayor, Montalvo, Pérez), Ritter- (letztere verspottete Cervantes im „Don Quijote“), Schelmenromane („Vida de Lazarillo“, Quevedo). Mystiker: Luis de Granada, Juan de la Cruz, Teresa de Jesús. Im 18. Jh. stark v. Frankreich abhängig. Bodenständige Sainetes (Nachspiele) u. Singspiele, auch bei Ramón de la Cruz, M. Valdés, Jovellanos, Quintana. Anfang d. 19. Jh. polit. Dichtung. Romantik. Böhl de Faber u. Hartzembusch retten die Reste des altspan. Dramas. Hauptdichter: Rivas (Drama), Zorrilla, Bretón de los Herreros u. Hartzembusch (Lustspiel); Heimaterzählungen: Romanos u. Estébanez; Lyrik: Gil y Carrasco, Espronceda, Trueba, Aguilera, Bécquer. Nach 1850 gewinnen Realismus u. Sozialismus Boden. Sittendrama: Tamayo y Baús u. Echegaray; Lustspiel: Diaz de Escovar. Roman: Campoamor, Valera y Alcalá Galiano, Alarcón, Galdós, Caballero, Coloma; Heimatroman: Pereda (streng kath.); psycholog. Roman: Alas, Palacio Valdés. Modernismo seit 1890: symbolist. Lyrik: Dario, Valle Inclán, Jiménez; naturalist. Roman: Blasco Ibáñez, Ayala y Herrera, exzentr. Trigo, Baroja; „regionaler“ Roman: Gabriel y Galán, Pérez; Lokalposse: die Brüder Álvarez Quintero; Drama: Benavente. Kulturkritik: Unamuno, Azorín, Ortega y Gasset.

Spanischer Erbfolgekrieg, 1701–14, Philipp von Anjou und Ludwig XIV. von Frankreich gegen Kaiser Leopold I. v. Österreich, England, Holland; endete nach Prinz Eugens u. Marlboroughs Siegen u. Besetzung Hollands, Italiens u. Spaniens im Frieden v. Utrecht u. Rastatt mit Verlust der span. Niederlande u. des ital. Besitzes an Österreich.

Spanischer Reiter, sägebockartiges, mit Stacheldraht bespanntes Holzgestell.

Spanische Stiefel, Folterwerkzeug zum Einquetschen der Unterschenkel.

Spanische Wand, bewegl. Wand aus bespannten Rahmen, auch Rollschutzwand aus Holzstäbchen.

Spanische Weine: Jerez- (engl. Sherry-), Málaga-, Manzanilla-, Montiila-, Rancio-, Alicante-, Malvasia-, Muskatweine u. a.

Spanisch-Guinea, span. Kol., am Golf v. Guinea, 26 659 qkm, 121 000 E. Hptst. Santa Isabel, auf Fernando Póo. Kakaopflanzungen.

Spanisch-Marokko, span. Schutzgebiet (Kalifat) in NW-Afrika, 28 000 qkm, 1 070 000 E; Hptst. Tetuan.

Othmar Spann.

Spann, Othmar, Nat-Ök. u. Soziolog, *1878, Prof. Wien; Begründer des „Universalismus“ in der Gesellschafts- u. Wirtschaftslehre.

Spanndienste (Spannfronen)Fronen.

Spannerraupe.

Spanner, Schmetterlingsfamilie, Dämmerungsfalter; Raupen meist ohne Bauchfüße, daher „spannender“ Gang (Abb.), oft zweigähnlich. Gr. Frost-S., 4,5 cm breit, im Spätherbst fliegend, Weibchen flügellos, Raupen den Obst- u. Laubbäumen gefährl., ebenso die des Kl. Frost-S. (↑ Taf. Sp. 697), 2,5 cm breit, Weibchen mit Flügelstummeln. Kiefern-S., 3,5 cm breit, Raupen an Kiefern oft verheerend.

Spannung, Zustand eines elastischen Körpers, in dem seine Teilchen durch Außenkraft verschoben sind (z. B. eine gespannte Feder); sie kehren, wenn die Kraft die Elastizitätsgrenze nicht überschreitet, nach Aufhören der Kraft in die Urlage zurück. Elektrische Spannung (Potentialdifferenz) ↑ Elektrizitätslehre 2). SpannungsmesserElektrotechnische Meßinstrumente.

Spannvorrichtungen, Vorrichtungen z. Festhalten v. Werkstücken u. Werkzeugen.

Spannweite, die Entfernung der Widerlager einer Wölbung, einer Brücke usw.

Spargel (Asparagus officinalis), Liliengewächs, Staude, 1,5 m, Zweige blattartig, Blätter schuppenförmig, Beeren rot; Stengelgemüse.

Sparkassen (-banken), gemeinnützige Anstalten, die, meist v. Kommunen od. Staat gegr., den Sparsinn fördern wollen. Die Einlagen werden v. den S. zum großen Teil langfristig in Hypotheken angelegt. Mit Zweig- u. Nebenkassen bestehen im Dt. Reich gegen 6000 S.

Sparkommissar (Reichs-S.)Übers. Sp. 121.

Sparmannia = Zimmerlinde.

SparrenAbb. Dachstuhl.

Sparta, antike Hptst. v. Lakonien, am Eurotas.

Spartacus, röm. Gladiator, aus Thrazien, scharte 73 v. Chr. 120 000 Sklaven um sich, schlug 4 röm. Heere, fiel 71 v. Chr. im Kampfe gegen Crassus.

Spartakusbund, linkssozialist. Vereinigung, 1917 zum erstenmal auftret.; Keimzelle d. 1919 gegr. Kommunist. Partei Deutschlands.

Sparte, Geschäfts-, Wissenszweig; Abteilung.

Sparversicherung. Der Versicherte verpflicht. sich zur Zahlung eines jährl. Sparbetrags, um nach best. Zeit eine best. Summe zu erhalten (Kapitalspar-, Aussteuer- und Spareinlageversicherung, Aussteuerversicherung mit Prämienrückgewähr).

Spasmus, Krampf.

Spat, Mineral mit deutl. Spaltbarkeit (Kalk-, Schwer-, Flußspat).

Spateisenstein (Eisenspat, Siderit), wichtiges Eisenerz, kohlensaures Eisen.

Spatel, Werkzeug zum Auskitten v. Fugen u. Glätten v. Putzflächen; auch zum Mischen der Farben auf der Palette.

Spätgeburt, nach länger als 9 Monaten auftretende Geburt.

Spatium, Raum, Zwischenraum.

Spatz = Sperling.

Spätzle, schwäb. Gericht aus Mehlteig, als Zukost.

S. P. D. = Sozialdemokratische Partei Deutschlands.

Speaker, Vorsitzender des englischen Unterhauses und des Repräsentantenhauses der USA.

Specht: Wendehals.

Spechte, Vögel mit meißelartigem Schnabel, weit hervorschnellbarer Zunge, Stützschwanz, langzehigen Füßen, nisten in meist selbstgezimmerten Baumhöhlen, verzehren Insekten, Sämereien. In Deutschland Schwarzspecht, 50 cm, schwarz, mit roter Kopfhaube; Großer Buntspecht, 24 cm, besonders in Kiefernwäldern; Kleiner Buntspecht 16 cm, an Weiden, Buchen; Grünspecht, 31 cm, grün, bes. in Gärten, Anlagen; Wendehals, 18 cm, in Feldgehölzen, Parkanlagen.

Specimen, Probe(arbeit).

Speck, festes u. derbes Fett, bes. beim Schwein.

Speckbacher, Joseph, 1767–1820, tat sich 1809 bei der Verteidigung Tirols hervor.

Speckkäfer, 9 mm, schwärzlich, Larve langhaarig, in Speisekammern usw.

Speckmann, Diedr., *1872; Heimatromane.

SpecksteinTalk.

Speckter, Otto, Zeichner, 1807–71; Illustrationen v. Kinderbüchern.

Spedition, Güterversendung. S.sgeschäft, gewerbsmäßige Besorgung der Güterversendung für andre.

Spee,

1) Friedr. v., Dichter, 1591–1635; Jesuit, Gegner der Hexenverfolgung; „Trutz-Nachtigall“ (geistl. Lieder);
2) Maximilian, Graf v., 1861–1914; siegte mit dem dt. Kreuzergeschwader 1. 11. 1914 bei Coronel (Chile) über 4 engl. Kreuzer, fiel 8. 12. bei den Falklandinseln mit beiden Söhnen.

Speech, Rede, Ansprache.

Speer, sportl.: Wurfstange aus Birken- od. Eschenholz mit Stahlspitze, für Männer 2,60 m lang, 800 g schwer, für Frauen 2,20 m u. 600 g.

Speiche, Knochen des Vorderarms; ↑ Taf. Sp. 396.

Speichel, Ausscheidung (tägl. 1,5–2 l) der S.drüsen (in die Mundhöhle münden Unterkiefer-,Unterzungen-, Ohrspeicheldrüse).

Speichergewebe, Zellverbände mit gespeicherten Nährstoffen (Stärke, Eiweiß, Wasser); z. B. in Wurzeln, [Sp. 605, 606] Zwiebeln.

Speiseröhre, muskulöse Röhre v. der Mundhöhle zum Magen zwischen Luftröhre u. Wirbelsäule (↑ Taf. Sp. 396).

Speiskobalt, häufigstes Kobalterz, Arsenkobalt.

Speiteufel, Blätterpilz mit purpur-, blutkirsch-, hellrot gefärbtem Hut, gilt als giftig. ↑ Taf. Sp. 520.

Spektabilität, Anrede für den Fakultätsdekan d. Univers.

Spektralanalyse, Bestimmung der chem. Bestandteile eines Körpers durch Zerlegung der v. dem betr. Körper bei Erhitzung (Leuchten) ausgestrahlten, für ihn eigentüml. Wellenlängen (Farben; Spektrum) durch Prismen oder Beugungsgitter. ↑ Spektroskopie.

Spektralapparate werden in der Spektroskopie zur Untersuchung der Spektren verwendet. Das zu untersuchende Licht fällt auf einen schmalen (regulierbaren) Spalt, der sich an dem einen Ende des Kollimatorrohres genau in der Brennebene des Objektivs befindet, das am andern Ende des Kollimators sitzt u. das v. Spalt kommende Licht parallel macht. Dieses parallele Licht fällt auf ein Prisma, wird in seine einzelnen Farben zerlegt u. tritt dann in ein Fernrohr.

Spektroskopie: Linienspektrum des Wasserstoffs (Balmerserie).

Spektroskopie beschäftigt sich mit der Untersuchung der Spektren u. ihren Gesetzmäßigkeiten. Glühende Stoffe ergeben kontinuierl. Spektren (mit ununterbrochener Farbenfolge); Emissionsspektren leuchtender Gase u. Dämpfe bestehen aus hellen Linien: Linienspektren (↑ Atomphysik) oder Streifen: Bandenspektren. Dadurch Erkennung d. chem. Zusammensetzung d. Himmelskörper (↑ Taf. Sp. 265; Fraunhofersche Linien; Absorptionsspektren) möglich.

Spekulation, Betrachtung, Erforschung; über die Feststellung der Tatsachen hinausgehendes (spekulatives) Denken. Im Handel gewagte Geschäfte (meist an Börse), deren Erfolg durch vom Willen des Spekulanten unabhängige Ereignisse bedingt ist.

Speläologie = Höhlenkunde.

Spelz, Weizenart, bei der die Körner fest in den Blütenspelzen steckenbleiben, liefert Brotmehl u. Grünkern. ↑ Taf. Sp. 217.

Spelzen, trockenhäutige Hüll- u. Deckblätter der Grasblüten; ↑ Taf. Sp. 73.

Spemann,

1) Hans, Zoolog, *1869; arbeitete über Entwicklungsmechanik, Regeneration u. Transplantation;
2) Wilhelm, Buchhändler in Stuttgart, 1844–1910.


Herbert Spencer.

Spencer, Herbert, engl. Philosoph (Evolutionist, Utilitarist) u. Soziolog, 1820–1903.

Spener, Philipp Jakob, luth. Theolog, Wegbereiter des Pietismus („Pia desideria“), 1635–1705.

Spengler = Klempner.

Oswald Spengler.

Spengler, Oswald, Geschichtsphilosoph, *1880; lehrt eine Morphologie der Kulturen, die organ. Phasen wie Jugend, Blüte u. Tod durchlaufen; „Untergang des Abendlandes“, „Der Mensch u. d. Technik“.

Spenser, Edmund, engl. Dichter, 1553–99; allegorisch-romant. Epos „Feenkönigin“.

Flugbild d. Sperbers.

Sperber, Falkenvogel, 40 cm l., 80 cm klafternd, gewandter Flieger, verfolgt bes. kl. Vögel; Europa, Mittelasien.

Sperl, Aug., Dichter, 1862–1926; histor. Romane.

Sperlinge, Gattung d. Finken. Haus-S., 15 cm, in Ortschaften, verdrängt oft nützl. Vögel. Feld-S. (Baum-S.), 14 cm, Kopf ob. braun, bewohnt Feld u. Wald.

SpermaSame 1).

Spermazeti = Walrat.

Spermium = Samenzelle (↑ Same 1).

Sperrgesetz soll verhindern, daß vor einer Zollerhöhung noch größere Warenmengen zum billigern Zollsatz eingeführt werden.

Sperrgetriebe, Hemmvorrichtung, die Bewegungen nach einer (laufendes Gesperre) od. beiden Richtungen (ruhendes Gesperre) hindert.

Sperrgut, im Bahnverkehr Stückgut, das im Verhältnis zum Gewicht ungewöhnlich gr. Raum einnimmt; 11/2facher Frachtsatz.

Sperrkreis.

Sperrkreis. Legt man in die Antenne eines Funkempfängers (↑ Funktechnik) einen auf best. Frequenz (Ortssender) abgestimmten Kreis (↑ Abb.), so absorbiert er diese und sperrt sie so ab.

Spesen, i. allgem. Kosten (Herstellungskosten); im besondern für einen andern gemachte Auslagen.

Spessart, südl. Teil des Hess. Berglandes (Geiersberg 595 m).

Spey, Fl. in NO-Schottland, 174 km, zur Nordsee.

Speyer, bayr. St., in der Pfalz, am Rhein, 26 000 E; Dom (Kaisergruft). Reichstage bes. 1526 u. 1529 (↑ Reformation).

Spezereien, Gewürzwaren, wohlriech. Pflanzenstoffe.

Spezia, nordital. Stadt, am Tyrrhen. Meer, 110 000 E; Kriegshafen.

Spezial, das Einzelne, Besondere betreff.; Hptw.: Vertrauter, Busenfreund (in Österr.: Spezi).

Spezialisation, Ausbildung für bestimmte Leistungen, Berufsarten.

Spezies, Erscheinungsform. Naturwissenschaft: = Art. Arithmetik: die 4 S. Addition, Subtraktion, Multiplikation, Division.

Spezieskauf, Kauf e. best. Einzelsache; Gegens.: Gattungskauf, Kauf v. Sachen nach Maß, Zahl, Gew.

Spezifikation, Aufzählung v. Einzelheiten.

Spezifikationskauf, Handelskauf, bei dem nur die Menge vereinbart, Beschaffenheit, Maße, Formen, Ausstattung usw. v. Käufer erst später bestimmt werden (z. B. im Garn-, Eisenhandel).

Spezifisch, einem Gegenstand seiner Eigenart nach zukommend, eigentümlich.

Spezifisches Gewicht: Skalenaräometer.

Spezifisches Gewicht eines Stoffes ist die Zahl, die angibt, wievielmal so schwer der betr. Körper ist als das gleiche Volumen Wasser von 4°. Die Bestimmung des S. einer Flüssigkeit geschieht am einfachsten mit dem Aräometer: Ein aufrechtstehend. Schwimmkörper taucht so weit ein, daß die verdrängte Flüssigkeit soviel wie er selbst wiegt (↑ Archimedes), also um so tiefer, je geringer das S. der Flüssigkeit ist. Im obern Teil ist eine auf das S. geeichte Skala angebracht.

Spezifische WärmeWärme.

Spezifizieren, einzeln angeben.

Spezimen, Probearbeit, -aufgabe.

Sphäre, Kugel. Sphärisch, kugelförmig.

Sphäroid, kugelähnl. Körper, z. B. die an d. Polen abgeplatt. Erdkugel.

Sphinx, Steinbild in Löwengestalt m. Menschenkopf. Die Thebaische S., weibl. Dämon mit menschl. Oberkörper, bei Theben, gab Vorübergehenden Rätsel auf und stürzte sich, da Ödipus das seine löste, vom Fels.

Spica (Ähre), Stern 1. Größe in der Jungfrau.

Spiegel,

1) polierte Fläche, an der das Licht S.ung (Reflexion) erfährt: ebene S. (Plan-S.) u. gekrümmte (unter diesen Hohl- oder Konkav-S. und konvexe S.); über Bilderzeugung dch. S. ↑ Reflexion.
2) Das glatte Heck e. Schiffes od. Bootes.
3) Im MA: Titel belehrender Schriften (z.B. Fürsten-S.), bes. v. Rechtsbüchern (Sachsen-, Schwaben-, Deutschen-S.).

SpiegeleisenMangan.

Spiegelgewölbe, Gewölbe mit ebener Fläche in der Mitte.

Spiegelreflexkamera, photograph. Aufnahmeapparat, bei dem das Bild des Aufnahmegegenstandes durch einen Spiegel bis zur Aufnahme beobachtet werden kann.

Spiekeroog, ostfries. Insel, 300 E.

Spiel, gegenseitiger Vertrag, aus dem aber keine klagbare Verbindlichkeit erwächst; entweder Glücks- oder Geschicklichkeits-Spiel (Kegeln, Billard). Lotterien und Ausspielungen mit behördlicher Genehmigung sind erlaubt und gültig.

Spielbanken, in Deutschland verboten.

Spielhagen, Friedr., sozialpolitischer Romanschriftsteller, 1829–1911; „Problematische Naturen“.

Spielhahn = Birkhuhn.

Spielkarten, Kartenblätter mit Figuren, Zeichen, seit 13. Jh. in Europa bekannt: dt. (32 Blätter), frz. (Whistkarte: 52 Blätter; Pikettkarte: 32 Blätter), Tarockkarte (78 Blätter).

Spielkartensteuer, Verbrauchssteuer auf Spielkarten; 0,30 ℛℳ pro Kartenspiel.

SpielleiterRegie.

Spielmann, Rudolf, Schachspieler, *1883.

Spieloper, Oper m. lustspielartiger Handlung.

Spielwarenindustrie wird überwiegend als Hausindustrie betrieben (Sonneberg, Sächs. Erzgebirge usw.). In der dt. Spielwarenindustrie waren 1925 insgesamt 46 636 Pers. tätig; Wert der Ausfuhr 1930: 105,93 Mill., d. Einfuhr 1,75 Mill. ℛℳ.

Spieren, die Rundhölzer eines Schiffes (außer Untermast).

Spiersträucher (Spiraea), Rosengewächse, Ziersträuch., weiß od. rosa, in traubig. od. trugdold. Blütenständen.

Spieß, Adolf, Begründ. d. Schulturnens, 1810–58.

Spiethoff, Arthur, Nat-Ök., *1873, Prof. Bonn.

Spikes, [Sp. 607, 608] Rennschuhe mit Dornen an den Sohlen; für Wettläufer.

Spina, Franz, sudetendt. Politiker (Agrarpartei), *1868; 1926 Min. der öffentl. Arbeiten, 1929 für Gesundheitswesen.

Spinal, das Rückgrat betreffend.

Spinat, Gänsefußgewächs, Blattgemüse, aus dem Morgenland eingeführt.

Spind = Kleiderschrank.

Spindel,

1) Drehstäbchen zum Spinnen; ↑ Spinnerei;
2) = Aräometer (↑ Spezifisches Gewicht).

Spinell, Mineral, Magnesiumaluminat, wenn durchsichtig, Edelstein, meist rot.

Spinett, altertüml. Klavier, bei dem die Saiten mit Federkielen angerissen werden.

Spinnen: Jagdspinne.

Spinnen, mit Spinnwarzen am Hinterleib u. Giftdrüsen in den Kieferklauen; saugen durch Giftsaft verflüssigte Insekten usw aus. Kreuz-S., mit kreuzähnl. Rückenzeichnung, bis 25 mm, bauen senkrecht ausgespanntes Radnetz. Die Haus-S., 20 mm lang, legen verschmutzende Netze in Winkeln v. Wohnungen u. Kellern an. Die Wasser-S., 8–15 mm, haben luftgefülltes Wohnnetz. Die Feld- (Agröca-) S., 6 mm, hängen im Gras Eikokons („Feenlampen“) auf und umgeben sie mit Erdkruste. Jagd-S., 15 mm, am Rand von Tümpeln, laufen auf Wasserspiegel. Die Taranteln Südeuropas, 30–50 mm, sind dem Menschen nicht gefährlich.

Spinnerei: Abb. 3. Ringspinnmaschinen in einer Baumwollspinnerei.


Spinnerei, Zusammendrehen von Gespinstfasern zu Garn mittels Handspindel (Abb. 1), Spinnrads (Hand- od. [Abb. 2] Fußbetrieb) od. Spinnmaschinen. Die Spinnfasern werden gereinigt, aufgelockert und zu einem Faserband geordnet, aus dem durch Verziehen (Strecken) und Zusammendrehen (eig. Spinnen) das Garn gefertigt wird. Spinnen entweder nach d. unterbrochenen Verfahren (Spinnen u. Aufwickeln des gesp. Fadens) auf d. Wagenspinner (Selfaktor) od. nach d. ununterbroch. Verfahren (Spinnen u. Aufwickeln gleichz.) auf dem Ringspinner (Abb. 3).

Spinös, „dornig“; knifflich.

Spinoza, Benedictiis de (Baruch), holl. Philosoph, 1632–77; Lehre: Zum Grundbegriff der Substanz, dem Einen, Unendlichen (Gott u. Natur zugleich), treten die Attribute: Denken u. Ausdehnung, u. die Modi (die individuellen Formen des Daseins). Die inadäquaten (verworrenen) Ideen der Sinne werden durch Verstand u. Vernunft zu adäquaten (klaren); Freiheit des Willens gibt es nicht. Höchste Erkenntnis ist die Erkenntnis Gottes. Lit.: Kolbenheyer, Amor Dei (Dichtung; 1927 25. Tsd.).

Spintisieren, grübeln.

Spion, heiml. Kundschafter. Spionage, Auskundschaften, bes. von milit. Geheimnissen, strafbar als Ausspähung od. als Landes- bzw. Kriegsverrat.

Spirale (Spirallinie), ebene krumme Linie, die sich in Windungen um einen Punkt (Pol) herumzieht.

Spirdingsee, größter masurischer See, 119 qkm.

Spiritismus, Glaube, daß sich die Seelen Toter im Erfahrungsbereich der Lebenden äußern können; Geisterbeschwörung geschieht durch ein Medium im Verzückungszustand (Trance) od. in spiritist. Sitzung (Klopfgeister) od. durch Materialisation sichtbar gewordener Geister in Astralleibern. Manche nehmen für die Geister eine vierte Dimension an, die für den dreidimensionalen Menschen übersinnlich sei.

Spiritualismus, Lehre, daß nur der Geist wirklich, die Materie nur seine Erscheinungsform sei (Leibniz, Lotze).

Spirituell, geistig.

Spirituosen, geistige, berauschende Getränke.

Spiritus,

1) Hauch; Geist;
2) ↑ Alkohol, erhalten aus Wein, Bier, Hefe, Obstwein durch Destillation (Brennen, Brennerei; daher ↑ Branntwein); aus Runkelrüben, Melasse, Obst, Trebern, Zuckerrohr durch Gärung und Destillation; bes. aus Kartoffeln, Mais, Roggen, Gerste, Weizen, Reis durch Verzuckerung, Gärung u. Destillation; auch aus der Ablauge (Sulfitlauge) von der Zellstoffherst. (Sulfitsprit). S. wird auch viel als denaturierter (↑ Denaturieren) S. (bes. Brenn-S.) verwendet. ↑ Sprit.

Spiritus rector, belebender, leitender Geist bei einem Unternehmen.

Spiro, Eugen, Maler, *1874; Bildnisse, Interieurs u. Landschaften.

Spital = Hospital.

Spitta,

1) Friedr., prot. Theolog, 1852–1924;
2) Karl Johann Philipp, prot. Theolog, 1801–59; „Psalter und Harfe“ (geistliche Lieder);
3) Philipp, Musikforscher, 1841–94; „J. S. Bach“.

Spitteler, Carl, schweiz. Dichter, 1845–1924; philos.-mythol. Epen: „Prometheus und Epimetheus“, „Olympischer Frühling“.

Spitzbergenlandschaft mit Steilküsten und Gletscher (im Vordergrund).

Spitzbergen, gletscherreiche norweg. Inselgruppe, 76–80° nBr, 64 000 qkm, 950 E.

Spitzen, durch Nähen, Klöppeln, Häkeln, Stricken, Knüpfen, Netzen, Weben, Wirken hergestellte durchbrochene Stoffe (↑ Taf., 1, 2, 9–15, Sp. 264). Im Bankwesen überschießende, bei Umtausch oder Aufrechnung entstehende Beträge, die bar beglichen werden.

Spitzengesellschaft = Dachgesellschaft.

Spitzmäuse, Insektenfresser, mäuseähnlich, meist nützlich.

Spitzpocken= Windpocken.

Karl Spitzweg: In Erwartung.

Spitzweg, Karl, gemütvoller Maler des Biedermeiermillieus 1808—85.

SpitzwegerichWegerich.

[Sp. 609, 610] Spleen, Schrulle, Verschrobenheit.

Splendid, glänzend; freigebig.

Splendid Isolation, „glänzendes Alleinsein“, Bez. für die Freiheit Englands v. Bündnissen vor 1901.

Splint, das zw. Kern u. Borke befindl. weiche Holz; Maschinenwesen: Vorsteckstift bei Unterlegscheiben u. Schraubenmuttern.

Splissen (spleißen), zwei Tauenden seemänn. verflechten.

Split = Spalato.

Splitterparteien, polit. Parteien v. geringer, meist über das ganze Reich verstreuter Mitgliederzahl.

Splügen, Alpenpaß in Graubünden, 2117 m, verbindet Bodensee- u. Comerseegebiet.

Spohr, Louis, romant. Komp., Dirigent, Geiger, 1784–1859; Opern.

Spokane, St., Washington (USA), 109 000 E; Maschinenind.

Spoleto, mittelital. St., 28 000 E.

Spondeus, Versfuß aus 2 Längen.

Sponsor, Bürge; auch Pate.

Spontan, von selbst, ohne äußere Einwirkung; aus eignem Trieb.

Spontaneität, Selbsttätigkeit.

Spontini, Gasparo, ital. Komp., Dirigent, 1774–1851; 1820–41 Generalmusikdirektor in Berlin; Opern.

Sporaden, grch. u. ital. Inseln im Ägäischen Meer, gebirgig.

Sporadisch, zerstreut, vereinzelt vorkommend.

Sporen,

1) (Einz. Sporn) am Absatz des Reitstiefels Metallklammern mit Stachel od. Zahnrädchen, Straf- u. Dressurmittel des Pferdes;
2) ungeschlechtlich erzeugte, meist mikroskopisch kleine Vermehrungszellen bei vielen Pilzen, Algen, Moosen, Farnpflanzen. Auch Fortpflanzungskörper der Sporozoen.

Sporenpflanzen = Kryptogamen.

Sporozoen (Sporentiere), Klasse der Protozoen, Schmarotzer, pflanzen sich durch Sporen fort; viele Krankheitserreger.

Sport (↑ Tafeln I–III Sp. 696), Neigung u. Lust eines Menschen an einer Sache; im engern Sinn das Gebiet d. körperl. Betätigung, wobei der Wettkampfgedanke vorherrscht. Aus Liebhaberei wird der S. v. Amateuren, für die v. den S.verbänden best. Bedingungen bestehen, betrieben, als Beruf v. Professionals: Berufsboxer, -fahrer, -spieler usw. Die Vorbereitung auf Wettkämpfe zur Erreichung einer Höchstleistung (Rekord) geschieht durch regelmäß., planvolles Üben (Trainieren), durch vernünftige, v. Alkohol, Nikotin u. übermäßigem Geschlechtsverkehr sich enthaltende Lebensweise.

Sportabzeichen.

Sportabzeichen, Bez. für das Dt. Turn- u. S.; vom Dt. Reichsausschuß für Leibesübungen in Berlin als Auszeichnung an dt. Bewerber verliehen, die auf dem Gebiet der Leibesübungen eine fünffache Gutleistung vollbringen. 3 Klassen: in Bronze (18.–32. Lebensjahr), Silber (32.–40.) u. Gold (über 40) f. Männer u. Frauen.

Sporteln, Gebühren f. Amtshandlungen, die den Beamten direkt zufließen; kommen heute nicht mehr vor.

Sportforum, Übungs- u. Wettkampfplatzanlage mit Verwaltungsgebäuden usw. in Berlin.

Sport- u. Turnlehrer ist an Hoch-, Höhern, Volks- u. Berufsschulen, bei Vereinen, Verbänden tätig in allen Turn- u Sportarten.

S. P. Q. R. = Senatus populusque Romanus, Senat u. Volk Roms.

Sprache, lautl. Äußerungen (od. deren sichtbare Zeichen) zw. Menschen zur Mitteilung. Man untersch. gewöhnl. isolierende (einsilb.) S.n (Chines.), agglutinierende S.n (Drawida), bei denen Wörter zum Zweck des Beziehungsausdrucks an andre bloß „angeleimt“ werden, u. flektier. S.n (↑ Flexion). Von Sprachrichtigkeit u. Fehlern kann nicht im Sinn der Logik die Rede sein, nur im Sinn der Üblichkeit. ↑ Weltsprache. Lit.: Sandfeld-Jensen, Die Sprachwissenschaft (19232).

Sprachgesellschaften, meist z. Sprachreinigung; in Deutschland schon im 17. Jh.; heute bes. der Deutsche Sprachverein.

Sprachlehre = Grammatik.

Sprachreinigung, Befreiung d. Sprache v. Fremdwörtern.

Sprachrohr (Megaphon), trichterförm. Rohr zur Klangverstärkung.

Spranger,

1) Bartolomäus, holl.-manierist. Maler am kaiserl. Hof in Prag, 1546–1626;
2) Eduard, Philosoph u. Pädagog, *1882; „Lebensformen“, „Die Psychologie des Jugendalters“, „Das dt. Bildungsideal d. Gegenwart“.

Spratzen. Flüssiges Metall gibt beim Erstarren Gas (Sauerstoff), den es im flüssigen Zustande aufgenommen hat, wieder ab.

Sprechfilm (Tonfilm)Kino.

Sprechgesang, v. R. Wagner in seinen spätern Opern eingeführte Textdeklamation, nähert sich d. natürl. Sprache.

Sprechmaschinen, Vorrichtungen, die die menschl. Sprache sow. Töne u. Laute jed. Art aufzeichnen u. wieder zu Gehör bringen. S. sind der 1877 v. Edison erfund. Phonograph u. die 1887 v. Berliner erfundenen Platten-S.

Spree, Nbfl. der Havel, aus der Oberlausitz, durchfließt Berlin, 398 km.

Spree-Athen = Berlin.

Spreewaldlandschaft.

Spreewald, v. Spreearmen durchzogene Landschaft zwischen Kottbus u. Lübben; z. T. wendische Bewohner.

Spremberg, St., Niederlausitz, 13 000 E; Braunkohlen.

Sprengel, Amtsgebiet, bes. eines Pfarrers.

Sprengel, Christian Konr., Botaniker, 1750–1816; entdeckte die Bestäubung vieler Blüten dch. Insekten; „Das entdeckte Geheimnis der Natur im Bau u. in der Befruchtung der Blumen“.

Sprengstoffe (Explosivstoffe), Stoffe, die durch Erhitzung od. Erschütterung (Schlag, Reibung), auch chem. Agenzien zu einer plötzl., zertrümmernd wirkenden Umsetzung unter Entwicklung v. Wärme u. Gasen gebracht werden können. ↑ Dynamit. Auch aus Mischungen v. Flüssiger Luft mit Kohle, Holzmehl stellt man S. her. Initial-S. (Knallquecksilber) dienen in kl. Menge zur Veranlassung d. Umsetzung bei andern S. (auch bei ↑ Schießpulver). ↑ Zündhütchen.

Sprengstoffgesetz (Dynamitgesetz) droht schwere Zuchthausstrafen an für vorsätzl. Gefährdung v. Eigentum, Gesundheit od. Leben eines andern dch. Anwendung v. Sprengstoffen.


Sprengwerk, Tragwerk, bei dem der Tragbalken in einem od. mehreren Punkten unterstützt („gesprengt“) wird (Abb.).

Springbock, Art der ↑ Antilopen.

Springen (↑ Taf. II Sp. 696), leichtathlet. Übung aus d. Stand od. mit Anlauf, mit od. ohne Hilfsgerät: Hoch-, Weit-, Weithoch-, Dreisprung, Hürdenlauf, Stabspringen.

Springer (Rössel), Figur im ↑ Schachspiel.

Springer, Anton, Kunstgelehrter, 1825–91.

Springfield, Name vieler St. in USA, darunter: in Massachusetts, 150 000 E; Waffenindustrie; Großfunkstelle.

Springflut, hohe Flutwelle (bei Neu- u. Vollmond u. zur Tag- u. Nachtgleiche).

Springkraut (Impatiens), einjähr. Kräuter, deren Samenkapseln beim Berühren aufspringen. Großes S. (I. Noli [me] tangere), 60 cm hoch, goldgelb, in schattigen feuchten Wäldern. Als Topfpflanze beliebt die Balsamine (I. balsamina), 60 cm.

SpringschreiberTelegraph.

Springschwänze, Ur-Insekten, sehr klein, mit Springgabel unter Hinterleib.

Sprinten, beim Kurzstreckenlauf und Schwimmen gr. Schnelligkeit entwickeln. Sprinter, Kurzstreckenläufer.

Sprit, starker ↑ Spiritus; auch Essig mit etwa 10% Essigsäure.

Spritzguß, Gießverfahren, wobei d. Metall dch. Pumpen od. durch Luftdruck in die Form gepreßt wird; auch Erzeugung metall. Überzüge durch Zerstäuben u. Aufschleudern geschmolzener Metalle (Metallisieren).

Sprossenwand (Ribbstol), Turngerät für Haltungs-, Dehn-, Streck- u. Kletterübungen; an Wänden od. auch frei aufgestellt. ↑ Taf. I Sp. 696.

Sprottau, niederschles. St., am Bober, 10 000 E.

Sprotte, Heringsfisch, 15 cm, an nordeurop. Küsten viel gefangen.

Spruchbehörden, besondere Behörden zur Entscheidung v. Streitigkeiten auf dem Gebiet der Arbeitslosen- u. Sozialversicherung.

Sprung, Begattungsakt der vierfüßigen Haustiere.

Sprungfeder, aus Metalldrähten gewundene Feder, f. Polsterzwecke.

Sprungrevision, Revision unt. Überspringen d. Berufungsinstanz, deren Kosten gespart werden können, wenn d. Sachverhalt unter den Parteien nicht streitig ist u. eine höchstrichterl. Entscheidung über d. strittige rechtl. Beurteilung gewünscht wird.

Spule, rohrförmiger Körper, oft mit Endscheiben, zum Aufwickeln von Garn, Draht usw.; bei elektrischen Apparaten u. Maschinen aus Drahtwindungen bestehend, ruft bei Stromdurchgang magnetische Wirkungen hervor.

Spülversatz, Ausfüllung abgebauter Räume eines Bergwerkes dch. eingespritzten Sand.

Spulwürmer, Familie der Fadenwürmer, Darmschmarotzer. Der Gemeine Spulwurm, 40 cm, weiß, im Dünndarm von Mensch und Schwein, gefährlich, wenn massenhaft vorhanden. Madenwurm, im Dünndarm, bes. bei Kindern, 1 cm, weiß, meist harmlos.

Spurt, vermehrte Schnelligkeit bei Rennen aller Art.

Spurweite.

Spurweite, Abstand zw. den Innenkanten der Schienenköpfe. Regel-, Normal- od. Vollspur: 1,435 m: Schmalspur: 0,60–1 m; Breitspur: über 1,435 m (Rußland 1,524 m, Spanien 1,700 m).

[Sp. 611, 612] Sputum = Auswurf (beim Ausspucken).

Spyri, Johanna, schweiz. Jugendschriftstellerin, 1829–1901.

Square, Quadrat; 4eckiger häuserumgeb. Platz.

Squatter, amer. Ansiedler ohne Rechtstitel; austral. Viehzüchter.

Squaw, Bez. für die nordamer. Indianerfrau.

Squire, engl. Gutsherr.

Šrámek, Fráňa, tschech. Schriftsteller, *1877.

Srbik, Heinr. Ritter v., Historiker, *1878, Prof. in Wien.

S. R. I. = Sanctum Romanum Imperium, Heiliges Römisches Reich.

Srinagar, brit.-ind. St., im nordw. Himalaja, 142 000 E.

S. S. = Sacra Scriptura, Heil. Schrift; Sua Sanctitas, Seine Heiligkeit; Sancta Sedes, Heil. Stuhl.

S. S. S. R., russ. Abk. von Sojus Socialistitscheskich Sowjetskich Respublik, Union der Sozialist. Sowjetrepubliken.

s. t. = sine tempore, „ohne akadem. Viertelstunde“, pünktlich.

S. T. = salvo titulo, mit Vorbehalt des Titels; sine titulo, ohne Titel.

St., Abk. für Sanctus, Sankt, Saint.

Staaken, Ort in Groß-Berlin, bei Spandau; Flugplatz.

Staat, Vereinigung v. Menschen unter einer höchsten Gewalt. Zum modernen S. gehören: ein Gebiet (S.sgebiet, Territorium), eine Vielheit v. Menschen (S.sangehörige, S.s-bürger, Untertanen) u. eine zus.fassende oberste Gewalt (S.sgewalt, S.shoheit, Souveränität).

S.sformen. Der S. ist Inhaber d. S.sgewalt und wird durch verfassungsmäßige Organe vertreten (Persönlichkeitstheorie). Einsetzung der Organe u. Ausübung der S.sgewalt durch sie regelt die S.sverfassung (Konstitution). Träger der S.sgewalt sind (nach Aristoteles) entweder: ein einzelner (Monarchie, die zur Tyrannei werden kann), d. durch Wahl (Wahlmonarchie) oder Erbfolge (Erbmonarchie) auf den Thron gelangt; oder mehrere „Erste“ od. „Beste“ (Aristokratie; Extrem: Oligarchie); od. das ganze Volk (Demokratie; Extrem: Ochlokratie [Pöbelherrschaft]). Aristokratie u. Demokratie sind Unterarten der Republik (Freistaat). In d. Neuzeit unterscheid. man bes. zwei S.sformen: Monarchie u. Republik.

Staatsangehörigkeit, staatsrechtl. Zugehörigkeit einer Person zu einem Staat, einem Staatsvolk. Erwerb nach dt. S.sgesetz durch Abstammung, Legitimation unehel. Kinder (durch Ehe od. Ehelichkeitserklärung), Eheschließung, Aufnahme (eines Deutschen, der die S. verloren hat), Einbürgerung (Naturalisation) eines Ausländers; Verlust u. a. durch Erwerb einer ausländ. S., Eheschließung.

StaatsanleihenStaatsschulden.

Staatsanwalt hat die bei den Behörden eingehenden Anzeigen über Vergehen gegen die Strafgesetze zu prüfen u. gegebenenfalls Anklage zu erheben. Im Strafprozeß ist er öffentl. Ankläger.

Staatsanwaltschaft, die z. Verfolgung strafbarer Handlungen zuständ. Justizbehörde, ist verpflichtet, wegen aller gerichtl. strafbaren Handlungen einzuschreiten, sofern zureichende tatsächl. Anhaltspunkte vorliegen (Legalitätsprinzip).

Staatsbanken, Banken öff. Rechts, unter staatl. Leitung, bes. zur Erledigung der Kassen- u. Anlagegeschäfte des Staats, z. B. Preuß. Staatsbank (Seehandlung), Berlin, Bayer. Staatsbank, München, Sächs. Staatsbank, Dresden, Thür. Staatsbank, Weimar. Die dt. Reichsbank ist keine S.

Staatsbankrott, Unfähigkeit od. Weigerung eines Staats, seine Verbindlichkeiten zu erfüllen, kommt als Zahlungsverweigerung (Repudiation) od. als vorübergehende Zahlungseinstellung bzw. Zinsherabsetzung (Konversion) vor.

Staatsbürgerkunde, Lehre v. den wechselseitigen Rechten und Pflichten v. Staat u. Bürger.

Staatsexamen, staatlich vorgeschriebene Prüfung, Voraussetzung zur Ausübung eines Berufs, der eine staatlich anerkannte Ausbildung verlangt.

Staatsgerichtshof entscheidet üb. Verfassungsstreitigkeiten u. Ministeranklagen. Das Ges. v. 9. 7. 1921 schuf den jetzt (1931) bestehenden S., der dem Reichsgericht angegliedert ist. Vors. ist der Reichsgerichtspräs.

Staatshaushalt, Finanzwirtschaft d. Staats.

Staatskirche: Kirche ist staatl. Anstalt; nach Art. 137 RV. besteht in Dtschl. keine S. mehr.

Staatslehre, Untersuchung der allen Staaten gemeinschaftl. Wesenszüge.

Staatsministerium, oberste vollziehende u. leitende Staatsbehörde.

Staatspapiere, Urkunden über Forderungen der Staatsgläubiger (Staatsanleihen; auch Papiergeld, Kassenscheine).

Staatsphilosophie, philosoph. Behandlung des Staats, seines Wesens u. seiner Funktionen. Plato: Idealstaat (3 Stände: Regierende, Krieger, Handarbeiter). Augustinus unterscheidet die menschl. Gemeinschaften als irdische u. göttl. Staaten. Thomas v. Aquino ordnet die Kirche d. Staat über. Machiavelli argumentiert für absolute Gewalt des Herrschers. Nach Kant ist der Staat die Rechts-Einheit e. Menschenmenge.

Staatspräsident, gewähltes Oberhaupt in Republiken, z. B. Frankreich, Tschechoslowakei, Polen; im Dt. Reich in Württemberg, Baden und Hessen Bez. des Min.-Präs.

Staatsqualle.

Staatsquallen, schwimmende Tierstöcke, deren Einzeltiere oft so stark umgewandelt sind, daß sie wie Organe erscheinen, z. B. Segelqualle, Staatsqualle.

Staatsrat, dem Reichsrat ähnl. Staatsorgan in Preußen zur Vertretung der Provinzen bei Gesetzgebung u. Verwaltung; in Thüringen Regierungsmitglied ohne Portefeuille neben den Staatsmin.; früher auch Titel.

Staatsrecht, im weitern Sinn Verfassungs- u. Verwaltungsrecht, im engern Sinn nur Verfassungsrecht, d. h. die in der Verfassung u. ihren unmittelbaren Ausführungsgesetzen enthaltenen Vorschriften.

Staatsreligion, die v. einem Staat allein gepflegte od. bevorzugte Religion.

Staatsschatz, in frühern Zeiten gebildet, um Reserven für Kriegs- u. andre unvorhergesehene Fälle zu schaffen.

Staatsschuldbuch, amtl. Register zur Verzeichnung v. Anleiheschulden, über die keine Schuldverschreibungen ausgestellt sind, geeignet für dauernde Kapitalanlage.

Staatsschulden (Öffentl. Schulden) entstehen durch Inanspruchnahme des öff. Kredits. Die S. sind öff.-rechtl. Schulden, d. h. Kündigung, Tilgung usw. erfolgen nicht nach den Grundsätzen des bürgerl. Rechts. Man unterscheidet schwebende Schulden (kurzfristige S. ohne festen Tilgungs- u. Verzinsungsplan) u. fundierte Schulden (langfristige, auf Grund eines genauen Verzinsungs- und Tilgungsplans aufgenommene S.). Die schwebenden Schulden werden aufgenommen in Form von Schatzanweisungen od. durch Ausgabe v. Papiergeld. Die fundierten Schulden (Staats-, Kommunalanleihen) können Tilgungsschulden, Rentenschulden, Prämien- (Lotterie-) Anleihen oder Zeitrenten (Annuitäten) sein. Die Schuldentilgung kann dch. Tilgungskassen (Amortisationskassen) erfolgen od. durch freie Tilgung; bei Staatsbankrott werden die S. ganz oder teilweise gestrichen.

Staatssekretär, bis 1919 der dem Reichskanzler unterstellte Chef eines Reichsamts, jetzt Titel des ersten Beamten eines Reichsministeriums.

Staatssozialismus, im allgemeinen die vom Staat unternommenen Versuche zur Durchführung des Sozialismus.

Staatsstreich, gewaltsame Verfassungsänderung durch den Inhaber der Staatsgewalt: „Revolution v. oben“.

Staatsvermögen = Vermögen, öffentliches.

Staatswissenschaften, die Wissenschaften, deren Erfahrungsobjekt der Staat ist: Staatsphilosophie, Soziologie, Staatsrecht, Völkerrecht, Verwaltungsrecht, Geschichte, Statistik, Finanzwissenschaft, Nationalökonomie, Agrar-, Handels-, Gewerbe- u. Sozialpolitik.

Stab, zum Kommando eines Truppenteils gehörende Personen.

Stabat mater (dolorosa) („stand die Mutter [voller Schmerzen]“), Karfreitagshymnus.

Stabbauten: Norwegische Stabkirche.

Stabbauten, norw. Bauten aus stabförmigen Rundhölzern.

StabheuschreckenGespenstheuschrecken.

Stabiae, kampan. St., nordö. Castellammare, 79 n. Chr. mit Pompeji v. Vesuv verschüttet.

Stabil, beständig, standfest; ↑ Gleichgewicht.

Stabilisierung, Wiederherst. eines festen garantierten Verhältnisses zw. Geldwert u. einem Gut, meist Gold od. Silber.

Stabilität, Beständigkeit, Unveränderlichkeit; Standfähigkeit.

Stabkarte von den Marshall-Inseln.

Stabkarten, Seekarten der Marshall-Insulaner für weite Seefahrten (aus Kokosblattrippen).

StabreimAlliteration.

Stabsapotheker, Militärapotheker (Hauptmannsrang).

Stabsarzt, Sanitätsoffizier (Hauptmannsrang).

Stabsgefreiter, -offiziereReichsheer.

Stabspringen, leichtathletische Übung als Hoch- und Weitsprung mit dem 4 m langen Holz-, Eisenrohr- oder (meist) Bambusstab. ↑ Taf. II Sp. 696.

Staccato, musikal. Vortragsbezeichnung: „abgerissenes“, stoßart. Hervorbringen der Töne.

Stachelbeerspanner, Schmetterling, 4 cm br., Raupen an Beerensträuchen, Pflaumen-, Aprikosenbäumen; ↑ Taf. Sp. 697.

Stachelbeerstrauch [Sp. 613, 614] (Ribes grossularia), Steinbrechgewächs, 1,50 m, wild in Wäldern.

Stachelhäuter, meist fünfstrahlig-radiär gebaute Tiere, Meeresbewohner, Haut mit Kalkeinlagerungen: Haarsterne, Seegurken, Seeigel, Seesterne, Schlangensterne. ↑ Taf. „Zoologie“.

Stachelschwamm, eßbarer Pilz, fleischig; ↑ Taf. Sp. 520.

Gemeines Stachelschwein.

Stachelschweine, Nagetiere mit starken Stacheln, Grabklauen. Gemeines S., 65 cm, in Mittelmeerländern.

Stade, nordhannov. St., 14 000 E.

Staedelsches Institut, bed. städt. Kunstmuseum in Frankfurt a. M.

Stadion,

1) grch. Wegmaß; das olymp. S. = 192,27 m, das kgl. S. (seit 1836) = 1 km.
2) Im alten Griechenland 600 Fuß lange Wettlaufbahn; heute Wettkampfanlagen für Sport u. Spiel mit Fußballfeldern, Laufbahn aus Aschenmischung (Aschenbahn), Wurfplätzen, Sprunganlagen, Turngeräten usw. ↑ Taf. II Sp. 696.

Stadium, Zustand, Entwicklungsstufe.

Stadler, Ernst, expressionist. Lyriker, 1883–1914 (gefallen); „Der Aufbruch“.

Stadtamhof, bis 1924 St., seitdem Teil v. Regensburg.

Städte, Gemeinden mit Stadtverfassung, ausgestattet mit größerer Selbständigkeit als die Landgemeinden. Verfassungsarten: Magistratsverfassung (in Preußen außer Rheinprov.) mit kollegialem Gemeindevorstand (Bürgermeister u. Stadträten), dessen Mitwirkung neben der Stadtverordnetenversammlung zum Erlaß von Gemeindebeschlüssen notwendig ist (Zweikammersystem); Bürgermeisterverfassung (in Rheinprov.): ein einziger leitender Beamter, der zugleich Vors. der Gemeindevertretung ist (Einkammersystem); Stadtratsverfassung (Bayern seit 1927), wo alle Befugnisse einer einzigen kollegialen Körperschaft (Stadtrat) zustehen, der der Bürgermeister u. die berufsmäßigen Stadträte mit vollem Stimmrecht angehören. Spitzenverbände: Deutscher S.tag (↑ Städtetag, Deutscher) und Reichsstädtebund.

In Deutschland entstanden die ersten S. aus Römerlagern (an Rhein, Donau). Neue S.gründungen bes. im 11. Jh. („Heinrich der S.bauer“). Im MA hatten einzelne S. große wirtschaftl. und polit. Machtstellung (S.bünde, z. B. Hanse). Reichs-S. waren reichsunmittelbar, im Gegensatz zu den Land-S., die den Territorialherren unterstanden.

Städtetag, Deutscher, Berlin, Verband dt. Städte u. Städteverbände zur Förderung seiner Mitglieder (1930:1226 Mitgl.).

Stadthagen, St., Schaumb.-Lippe, 7300 E.

Stadtkreise, größere pr. Städte, die auf Grund besondern Gesetzes eignen Verwaltungsbezirk bilden (neben Landkreisen).

Stadtrat, Magistratsmitglied (↑ Städte).

Stadtschaften, den Landschaften nachgebildete öff. Kreditanstalten in Preußen, von Haus- u. Grundbesitzerorganisationen geschaffen. Zusammenschluß zur Preuß. Zentralstadtschaft.

Germaine v. Staël-Holstein.

Staël-Holstein, Germaine Baronin v., frz. Schriftst., 1766–1817; „De l’Allemagne“, Rom.: „Corinne“.

Stafette (Staffel), in Abständen voneinander aufgestellte Läufer, Reiter, Radfahrer usw., die beim S.nlauf (Eilbotenlauf) usw. einen Stab od. dgl. einer dem andern weitergeben. Bei Gegenüberstehen d. Läufer u. Hin- u. Herlaufen: Pendelstaffel.

Staffa, Hebrideninsel, berühmte Basalthöhlen mit Grottenbildung (Fingalshöhle).

Staffage, Bereicherung v. Landschaftsbildern durch Menschen oder Tiere.

StaffelStafette. Milit.: Teil der Munitionswagen nahe feuernden Batterien, auch Formation für den Nachschub; mehrere Flugzeuge unter gemeinsamem Befehl.

Staffelanleihen, Anleihen mit nach Jahren fallenden Zinssätzen (pr. S. v. 1908: 4% – 33/4% – 31/2%).

Staffelei, Gestell zum Aufstellen des zu malenden Bildes.

Staffelrecht = Stapelrecht.

Staffelstein, oberfränk. St., 2000 E, am Staffelberg, 539 m; nahebei Schloß Banz u. Kloster Vierzehnheiligen.

Staffeltarif, Steuertarif, bei dem das steuerpflichtige Einkommen od. Vermögen in einzelne Stufen zerlegt u. für jede Stufe ein bes. Steuersatz festgelegt wird.

Stafford, westengl. St., 29 000 E.

Stag, Tau zum Halten von Masten u. Stengen.

Stagnation, Versumpfung; Stockung. Stagnieren, stillstehen; versumpfen.

Stahl, schmiedbares ↑ Eisen.

Stahl, Friedrich Julius v., Rechtsphilos., konserv. Staatsrechtslehrer, Politiker, 1802–61.

Stahlberg, Kaarlo, *1865; 1919–1925 erster finn. Staatspräs.

Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten, 1919 gegründeter Wehrverband. Bundesführer: Franz Seldte, Oberstleutnant a. D. Duesterberg.

Stahlhof, 1473–1866 hanseat. Faktorei in London.

Stahlkammer (Tresor), feuer- u. diebessicheres Panzergewölbe der Banken.

Stahlstich, Abdruck einer in Stahlplatte vertieft gestochenen Zeichnung; auch dieses Verfahren.

Stalagmiten, Kalkabscheidungen i. Zapfenform an Höhlendecken.

Stalaktiten, an d. Tropfstellen entstandene Säulen des Höhlenbodens.

Josef Stalin.

Stalin, Josef (eigtl. Djugaschwili), *1879, Georgier, schloß sich früh dem Bolschewismus an, beherrscht seit Lenins Tod (1924) als Generalsekretär der Partei die sowjetruss. Politik diktatorisch.

Stalin, St. im O der Ukraine, 106 000 E; Eisenverhüttung.

Stalingrad, ostruss. St., an der Wolga, 148 000 E; bed. Handel.

StälleTaf. Sp. 312.

Stambha, indische Säule, ↑ Indische Kunst.

Stambolinski, Alexander, bulg. Staatsmann, *1878, Ententefreund, führte 1919–23 Agrarreform durch, 10. 6. 1923 ermordet.

Stambul = Konstantinopel.

Stamitz, Johann, Komponist, Dirigent, 1717–57; Symphonien, Violinkonzerte.

StammbaumStammtafel.

StammesgeschichteEntwicklungsgeschichte.

Stammgüter, Familiengüter des Adels, deren Vererbung, Veräußerung u. Belastung durch Hausgesetz od. Observanz in best. Weise beschränkt sind; sind nach Art. 155 RV. aufzulösen.

Stammler, Rudolf, Rechtslehrer und Rechtsphilosoph, *1856, Prof., Berlin.

Stammrolle, Aushebungsverzeichnis d. Militärpflichtigen; Liste der Mannschaften einer Kompanie usw.

Stammtafel, Übersicht der männl. Nachkommenschaft u. deren Töchter eines Menschenpaares. S. in Form eines Baumes: Stammbaum.

Stamp, Sir Josiah, engl. Volkswirt u. Industrieller, *1880; engl. Vertreter im Dawesausschuß der Reparationskommission u. auf der Pariser Reparationskonferenz von 1929.

Stampfen, Bewegung eines Schiffes um Querachse.

Stampfer, Friedrich, *1874; seit 1902 Hauptschriftleiter des „Vorwärts“, seit 1920 M. d. R. (Sozialdemokrat).

Standard, Maß, Richtschnur; Münzfuß.

Standardwerk, klassisches, führendes Werk.

Standarte, früher kaiserl. Reichsbanner; Kavalleriefahne.

Stände, organ. Gliederungen in einem Volkskörper auf Grund von berufl. od. traditionellen Gemeinsamkeiten im Unterschied zur Klasse.

Stander, kurze, dreieckige od. ausgezackte Flagge.

Ständerat, Vertretung der schweiz. Kantone (44 Mitgl., je 2 auf den Kanton).

Standesbeamter, zur Beurkundung v. Geburten, Heiraten od. Sterbefällen v. Staat bestellter Beamter.

Standesherren, ehem. reichsunmittelbare u. reichsständ., fürstl. u. gräfl. Familien, die 1808 mediatisiert wurden; Vorrechte dch. RV. beseitigt.

Ständiger Internationaler Gerichtshof (Weltschiedsgerichtshof), Haag, Statut am 13. 12. 1920 von der Völkerbundsversammlung beschlossen; 15 Richter, v. Völkerbundsversammlung und Völkerbundsrat in getrenntem Wahlgang ohne Rücksicht auf Staatsangehörigkeit gewählt. Der S. ist zuständig:

1) zur Entscheidung von Streitsachen, die ihm von den Parteien oder gemäß Verträgen unterbreitet werden;
2) zur Begutachtung von Streitfragen, die ihm von Völkerbundsrat oder Völkerbundsversammlung vorgelegt werden.

Ständige Tarifkommission, Gemeinschaft aus Vertretern der dt. Eisenbahnen und einem Ausschuß der Verkehrsinteressenten zwecks Fortbildung des Personen- u. Gütertarifs.

Stanford, Sir Charles Villiers, engl. Komponist, 1852–1924; Opern, 6 Symphonien, „Irische Rhapsodien“.

Stange, die Hälfte des Geweihes.

Stangenpferde, an der Deichsel gehende Wagenpferde.

Stanislaus I., Leszczynski, 1677–1766; 1704 poln. König, 1735 Herzog v. Lothringen.

Stanislaus, christl. Heiliger, Landespatron Polens, 1030–79.

Stanislawskij, Konstantin (eig. Alexejew), russ. Schauspieler und Theaterleiter, *1863; Mitbegründer (1898) des „Moskauer Künstlertheaters“.

Henry M. Stanley.

Stanley, Henry Morton (eig. John Rowlands), engl. Afrikareisender, 1841–1904; erforschte das Kongogebiet.

Stanleyfälle, Wasserfälle im Unterlauf des Kongo (Abb. ↑ Kongo).

Stanniol (Zinnfolie), in dünne Blätter ausgewalztes Zinn; zum Verpacken.

Stanowojgebirge, im russischen Fernöstl. Gau, bis 2500 m.

Stantepede, „stehenden Fußes“, sogleich.

Stanze,

1) Wohnung, Zimmer; „Stanzen Raffaels“, die von diesem und seinen Schülern ausgemalten Räume des Vatikans;
2) achtzeilige Strophe (Ottave rime), mit der Reimstellung a b a b a b c c

[Sp. 615, 616] (gleiche Buchstaben bezeichnen Zeilen mit gleichem Reim).
Stapel,

1) in best. Ordnung vollzogene Anhäufung v. Gegenständen zwecks Lagerung;
2) in Trocken- u. Schwimmdocks mechanisch verstellbare, gußeiserne Klötze, auf denen Schiffe erbaut od. ausgebessert werden; daher S.lauf;
3) Faserlänge d. Spinnstoffe.

Stapel, Wilh., *1882; Hrsg. der Ztschr. „Dt. Volkstum“.

Stapelia.

Stapelia (Aaspflanze), Fettpflanzen des Kaplandes, mit vier- od. fünfkantigen, fingerdicken Stengeln.

Stapelrecht (Stapelfreiheit, Niederlags-, Staffelrecht), früher Recht mancher Städte, daß fremde Kaufleute ihre mitgeführten Waren zum Verkauf ausstellen mußten; im 19. Jh. beseitigt.

Staphylokokken, traubenförmig angehäufte Bakterien, Eitererreger, u. a. Ursache v. Furunkeln.

Staphylom, stellenweise Ausbuchtung der Augenhäute infolge v. Entzündungen, Verletzungen (nach vorn), bei hochgradiger Kurzsichtigkeit (nach hinten).

Stapß, Friedrich, Kaufmann, *1792, nach einem Attentat auf Napoleon I. 1809 erschossen.

Star,

1) „Stern“, Bühnengröße;
2) Augenkrankheiten: grauer S., Linsentrübung, bes. im Alter; grüner S. (Glaukom), Erhöhung des innern Augendrucks, führt zur Erblindung.


Gemeiner Star.

Star, Singvogel, 21 cm, schwarz mit Metallschimmer, nach Mauser hellgetüpfelt.

Stargard, pomm. St., östl. Stettin, 33 000 E.

Starhemberg,

1) Ernst Rüdiger, Graf, 1638–1701; Verteidiger Wiens gegen die Türken 1683;
2) Ernst Rüdiger, Fürst, *1899; 1930 u. 1931 Führer der österr. Heimwehr, 1930 Innenmin.

Stark, Johannes, Physiker, *1874.

Stärke, im Pflanzenreich weitverbreitetes Kohlehydrat; bildet mit heißem Wasser Kleister, unter Druck lösl. S., trocken erhitzt Dextrin, mit verdünnten Säuren, auch mit Fermenten Dextrin u. Traubenzucker; gewonnen aus Kartoffeln, Weizen, Reis, Mais durch Waschprozesse.

Starkenburg, hess. Prov., 3028 qkm, 634 621 E; Hptst. Darmstadt.

Starkstromtechnik (↑ Tafel Sp. 728), Gebiet der Elektrotechnik, das sich mit der möglichst verlustlosen Übertragung u. Umformung elektr. Energie beschäftigt. Formen elektr. Energie:

1) Gleichstrom. Die wirksame EMK (elektromotor. Kraft) u. der Strom sind immer gleich gerichtet. Verwendung in Netzen kleinern Umfangs.
2) Wechselstrom. Die EMK (Sp) ändert sich sinusförmig (wellenförmig; ↑ Abb. 1), ebenso der Strom (Str). Eine volle Welle heißt eine Periode. Periodendauer fast immer 1/50 sek, d. h. die Frequenz beträgt 50 Hertz (Perioden in 1 sek). Stromänderung u. -wechsel erfolgen daher so schnell, daß für Abnehmer unbemerkbar. Alle Instrumente u. Apparate richten sich nach dem Effektivwert mit etwa 70% des Höchstwertes der Welle. Wenn die Änderungen v. Strom u. Spannung gleichzeitig (gleichphasig) verlaufen, gilt auch hier Leistung gleich Spannung mal Strom (Abb. 1), z. B. f. den Verbrauch in Lampen und Heizwiderständen. Bei Einschaltung v. Magnetspulen od. Kondensatoren ist jedoch der Verlauf v. Spannung und Strom nicht gleichphasig (Abb. 2), sondern hat eine Phasenverschiebung (φ). Dann ist Leistung gleich Spannung mal Strom mal Leistungsfaktor, der bei Sinusform der Wellen d. trigonometr. Funktion cos φ gleich ist.
3) Drehstrom (Dreiphasenstrom) ist die Verkettung v. drei Wechselströmen (Mehrphasenstrom), deren Spannungen je um 1/3 einer Periode gegeneinander verschoben sind (Abb. 3). Die Verkettung (Abb. 4) erfolgt in Sternschaltung mit 4 Leitungen od. in Dreieckschaltung mit 3 Leitungen.
4) Niederspannung u. Hochspannung. Die gleiche Leistung v. z. B. 220 kW = 220 000 Watt kann bei 220 Volt mit 1000 Ampere, aber auch bei 220 000 Volt (= 220 Kilovolt) mit 1 Ampere übertragen werden Da v. der Stromstarke der Leitungsquerschnitt, also der Materialverbrauch abhängt, kann bei weiter Entfernung durch Hochspannung viel gespart werden, die Übertragung wird erst dadurch wirtschaftlich. Dagegen sind für den Abnehmer hohe Spannungen unbrauchbar.

Starnberg, oberbayrischer Luftkurort, am S.er See (Würmsee, 57 qkm), 4800 E.

Starosten, poln. Verwaltungsbeamte, entsprechend dem dt. Landrat.

Starr heißt in der Physik ein Körper, bei dem die Abstände sämtl. Massenpunkte voneinander durch die wirkenden Kräfte nicht verändert werden.

Starrkrampf (Wund-S.), durch Gift des Tetanusbazillus, der m. Verunreinigungen in Wunden eindringt. Langdauernde Krämpfe zahlreicher Muskelgruppen.

Stars and stripes, „Sterne u. Streifen“, Flagge d. USA.

Start, Anfang eines Wettrennens; Ablaufstelle der Pferde, Läufer usw.

Starter,

1) Teilnehmer an einem sportl. Wettkampf;
2) wer das Zeichen zum Beginn v. Wettlauf, Wettfahren usw. gibt.

Staßfurt, St., südl. Magdeburg, 16 000 E; Steinsalz, Kali.

Staten Island, Insel in der New York-Bai, 181 qkm.

Statik, Lehre v. Gleichgewicht der Körper; ↑ Mechanik, ↑ Graphostatik.

Station, Aufenthalts-, Standort; Haltestelle.

Stationär, ortsfest, den Standort bewahrend.

Stationsbilder, an den Haltestellen d. Prozessions-(Stations-)weges angebrachte, gemalte od. plast. Bilder v. Leidensweg Christi. ↑ Taf. I Sp. 584.

Statiös, stattlich; prunkend.

Statisch, stillstehend; auf Statik bezügl.

Statist, stumme Bühnenperson.

Statistik, durch systemat. Massenerhebung gewonnene, zahlenmäßige Angaben über einen Tatbestand aus einem Forschungsgebiet (Bevölkerungslehre, Medizin, Vererbungsforschung, Psychologie, Politik usw.), od. auch das Verfahren zur Gewinnung des Zahlenmaterials. Die Ergebnisse der S. werden häufig graphisch dargestellt, bes. durch Linien- u. Flächendiagramme. Durch Aneinanderreihung von z. B. jährl. erhobenen statist. Massen gleicher Art gewinnt man statist. Reihen, die vielfach dch. Mittelwerte gekennzeichnet werden. Da sich auf dem Gebiet der S., bes. der Bevölkerungs-S., eine gewisse Konstanz der Zahlen u. Zahlenverhältnisse zeigt, hat man zur Erklärung das Gesetz der großen Zahl herangezogen, das besagt: je größer die Versuchszahlen sind, desto mehr tragen sie zur Aufhebung der Wirkung von zufälligen Ursachen bei. Nach G. v. Mayr teilt man die S. ein in Bevölkerungs-, Moral-, Bildungs-, Politische u. Wirtschafts-S.

Statistische Gebühr, seit 1906 erhoben v. schriftlich anzumeldenden Waren bei Aus- u. Einfuhr.

Statistisches Reichsamt, Berlin, statist. Zentralbehörde des Dt. Reiches, 1872 gegr.

Stativ, Gestell für physikal., chem. (↑ Taf. Sp. 88, Photographen- u. a. Apparate.

Stato della Città del Vaticano, seit 1929 Name des Kirchenstaats.

Statue, vollplast Darstellung eines Menschen (Gegensatz: Relief).

Statuieren, festsetzen, bestimmen; ein Exempel s., ein warnendes Beispiel aufstellen.

Statur, Gestalt, Wuchs.

Status, Stand, Zustand, Vermögensstand; s. nascendi, Entstehungszustand; s. quo, Zustand, in dem sich etwas befand oder befindet; s. quo ante (bellum), Stand vor (dem Krieg).

Statut, Satzung, Gesetz; statutarisch, auf S. beruhend.

Staub, Herm., Jurist, 1855–1904; „Kommentar zum HGB.“.

Staubfall, Regen mit gelbl. Staub vermischt; Staub, meist aus der Sahara u. dem Sudan, zuweilen bis nach Europa verfrachtet.

Staubgefäße, die den Blütenstaub erzeugenden Organe in den Blüten der Blütenpflanzen (↑ Taf. Sp. 73).

Staubregen = Staubfall.

Staubsauger, Apparat zur Entfernung des Staubes mittels Ansaugens.

Stauden, mehrjähr. Pflanzen, deren oberird. Teile im Herbst absterben; im engern Sinn die ausdauernden krautigen Zierpflanzen.

Stauen, Ladung in den Schiffsraum packen; auch Zurückhalten fließender Gewässer durch Stauanlagen.

Stauer, wer gewerbsmäßig das Beladen v. Schiffen besorgt.

Staufer = Hohenstaufen.

Stauffacher, Werner, sagenhafter Teilnehmer des Rütlischwurs (1307).

Stauffer-Bern, Karl, schweiz. Maler u. Bildhauer, 1857–91.

Staupe, Hundekrankheit, oft tödlich, mit Lungenentzündung, Darmleiden od. Lähmung (nervöse S.).

Stäupen, züchtigen.

Stauungsbehandlung, durch Abbinden eines Gliedes mittels Gummibinde erzeugte Blutstauung, bes. zur Bekämpfung v. Entzündungen. Auch durch schröpfkopfähnliche Saugapparate (Saugbehandlung) kann man, z. B. bei Behandlung v. Furunkeln, Brustdrüsenentzündung, eine örtl. Blutstauung hervorrufen u. Eiter aus geöffn. Herden absaugen.

Stavanger, südwestnorw. St., 47 000 E; Fischkonservenind.

Stavenhagen, Fritz, niederdt. Dramatiker, 1876–1906; „Mudder Mews“, „De ruge Hoff“.

[Sp. 617, 618] Steamer, Dampfer.

Steamer Point, Hptst. des brit.-ind. Schutzgebiets Aden, am Arab. Meer, 10 000 E.

Stearin, an Glyzerin gebundene S.säure, kommt besonders in festen Fetten vor, meist neben Palmitin u. Olein; auch Handelsbezeichnung für die festen Fettsäuren, die als Kerzenmaterial verwendbar sind, Gemisch von S.- u. Palmitinsäure.

Steatopygie, starker Fettansatz am Gesäß.

Stechapfel, Nachtschattengewächs, 1 m, Kapseln weichstachelig, an Wegrändern, sehr giftig.

Stechginster, Schmetterlingsblütler, Blätter linealisch, mit stechender Stachelspitze, Blüten gelb.

Stechheber, in der Mitte erweitertes, an beiden Enden offnes Glasrohr zum Herausheben von Flüssigkeiten aus Gefäßen.

StechmückenMücken.

Zweig der Stechpalme.

Stechpalme, Strauch, bis 7 m, Blätter glänzend, dornig gezähnt, Blüten weiß, Früchte rot.

Steckbrief, Ausschreiben einer gesuchten Person in Fahndungsblättern durch Gericht od. Staatsanwaltschaft zur Festnahme.

Steckdose, Anschlußdose für bewegl. elektr. Leitungen.

StecklingeAbleger.

Stedingerland, oldenburg. Marschlandschaft, an der untern Weser.

Steeg, Jules Joseph Théodore, *1868; 1911–25 mehrfach frz. Min., 1927–29 Gen.resident v. Marokko, Dez. 1930 bis Jan. 1931 Min.-Präs.

Steele, seit 1929 Teil v. Essen.

Steele, Sir Richard, engl.-irischer Schriftsteller, 1671–1729; Hrsg. der moral. Wochenschriften „Tatler“, „Spectator“.

Steen, Jan, holl. Maler, 1626–79; derbe Volksbilder u. biblische Darstellungen.

Steeple chase (Jagdrennen) ↑ Pferderennen.

Steffani, Agostino, ital. Komponist u. päpstl. Vikar, 1654–1728; bed. Vorgänger Händels.

Steffen, Albert, anthroposophischer Dichter, *1884.

Steffens, Heinrich (Henrik), norw.-dt. Philosoph, Naturforscher u. Dichter, 1773–1845.

Steg, bei Streichinstr. Brettchen, das die gespannten Saiten stützt; leichte Brücke.

Stegemann, Herm., *1870, Professor der Gesch., München; „Gesch. des Kriegs“; Romane.

Adam Stegerwald.

Stegerwald, Adam, *1874; seit 1903 Leiter der christl. Gewerkschaften, seit 1920 M. d. R. (Zentrum), 1921 preuß. Min.-Präs., 1929 Reichsverkehrs-, 1930 Reichsarbeitsmin.

Stegozephalen: Archegosaurus.

Stegozephalen, ausgestorbene Lurche, salamanderähnlich, seit Devon, mit Knochenplatten gepanzert, z. T. Riesenformen, wie Archegosaurus, 6 m, im Perm.

Stegreif, der Steigbügel; aus dem S., unvorbereitet. S.-komödie = Commedia dell’ arte.

Steguweit, Heinz, Dichter, *1897.

Steher, im Radfahrsport: Dauerrennfahrer hinter Schrittmachermaschine; Gegensatz: Flieger.

Stehr, Hermann, Dichter, *1864; Romane: „Der begrabene Gott“, „Heiligenhof“, „Nathanael Mächler“.

Steidle, Richard, *1881; 1921 Mitgl. des österr. Bundesrats (christl.-soz.), Gründer der Tiroler Heimwehren.

Steierdorf-Anina, dt. Gem. im rum. Banat, 11 000 E.

Steiermark, österr. Bundesland, 16 381 qkm, 978 845 E; Hptst. Graz. In den höhern Teilen Alm- u. Waldwirtschaft, im niedern Gebiet Weizen, Mais, Wein; Eisenerz- u. Braunkohlenförderung verbunden mit Ind.

Steif, seemänn, für stark (vom Wind).

Steiger, das Meisterpersonal im Bergbau.

Steigerwald, Landrücken zw. Ober- u. Mittelfranken (498 m).

Frh. vom u. zum Stein.

Stein,

1) Charlotte v., 1742–1827; seit 1775 Freundin Goethes; „Goethes Briefe an Frau v. S.“.
2) Hermann v., 1856–1927, 1914 Gen.quartiermeister (tägl. Kriegsberichte), 1914–1918 preuß. Kriegsmin. u. milit. Oberbefehlshaber in der Heimat.
3) Karl, Frh. vom u. zum S., preuß. Staatsmann, 1757–1831; 1804 Min., leitete 1807/08 die Reorganisation des preuß. Staates, ging, v. Napoleon geächtet, 1808 nach Österreich, 1812 nach Rußland, kehrte 1813 zurück u. nahm 1814–15 am Wiener Kongreß teil.
4) Lorenz v., Staats- u. Sozialwissenschaftler, 1815–90, Prof., Wien.

Steinach, südthür. St., 8100 E; Spielwaren.

Eugen Steinach.

Steinach, Eugen, Physiol., *1862; „Verjüngung dch. experimentelle Neubelebung der alternden Pubertätsdrüse“.

Steinamanger, westung. St., 35 000 E.

Steinbach, Fritz, Dirigent, 1855–1916; Gürzenich-Konzerte in Köln.

Steinbock,

1) Art der Ziegen, 11/2 m, Gehörn bis 1 m, grau;
2) Sternbild.

Steinbrech (Saxifraga), meist Stauden, viele Arten sind Zierpflanzen, bes. v. Felsgruppen.

Steinbrecher (Backenquetsche), aus einem festen u. einem bewegl. Backen bestehende Maschine zum Zerkleinern.

Stein der WeisenAlchimie.

Steindorff, Georg, Ägyptolog, *1861.

Steindruck = Lithographie.

Steineis, fossiles (diluviales) Schnee-Eis, bis nahe 100 m mächtig, mit eingefrornen Mammutleichen; bes. Neusibir. Inseln u. Alaska.

Steinen, Karl v. den, Ethnolog, 1855–1929.

Rudolf Steiner.

Steiner,

1) (S.-Prag) Hugo, Buchkünstler u. Graphiker, *1880;
2) Rudolf, Begründer der ↑ Antroposophie, 1861–1925.

Steinernes Meer, Stock der Salzburger Kalkalpen (2655 m), südl. v. Königssee.

Steingalle, Entzündung der Hufsohle des Pferdes.

SteingutKeramik, ↑ Taf. Sp. 376.

Steinhausen,

1) Georg, Historiker, *1866; „Gesch. der dt. Kultur“.
2) Wilhelm, Maler, 1846–1924; dem Kreise Hans Thomas nahestehend; Motive aus dem ev. Hausleben.

Steinheil, Karl, Physiker; 1801–70; photogr. Objektive.

Steinholz, Kunstprodukt, das die wesentl. Merkmale u. Eigenschaften v. Holz u. Stein in sich vereinigt.

Steinhuder Meer, Moorsee in Schaumburg-Lippe, 32 qkm.

Steinigung, Tötung durch Steinwürfe, gesetzl. Strafe bei den alten Römern, Juden u. a.

Steinitz, Wilhelm, Schachspieler, 1837–1900.

Steinkern, Ausfüllung der bei der Verwesung vorweltl. Organismen entstand. Hohlräume.

Steinkind, v. einer Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter herrührende abgestorbene, von Kalksalzen durchsetzte Frucht.

Weißer Steinklee.

Steinklee, Schmetterlingsblütler, 1 m, mit langen, lockern Blütentrauben, gelb oder weiß.

Steinkohle, Umwandlungsprodukt uralter pflanzl. Substanzen mit hohem Kohlenstoff- u. geringem Sauerstoff- u. Wasserstoffgehalt; älteste S. Anthrazit. S. ist die wichtigste Kraftquelle der Ind., Ausgangsstoff für Gewinnung von ↑ Teer u. für zahllose chem. Verb. (bes. Farben und Heilmittel), eine der bedeutendsten Welthandelswaren. ↑ Taf. Sp. 9.

SteinkohlenformationGeologische Formation.

Steinkohlenpech, Rückstand von der Destillation des Steinkohlenteers; Asphaltersatz, zu Dachpappe, Ruß, Asphaltlack.

Steinkreise, vorgeschichtl. Setzungen (W-Europa, Mittelmeer), aus aufgerichteten Steinen, als Kreise, Ovale.

Steinle, Eduard v., Maler, 1810–86; verdient um Wiederbelebung der monumentalen Freskomalerei.

Steinlen, Théophile, schweiz. Maler u. Graphiker, 1859–1923, in Paris tätig; geistvoller Karikaturist, Plakatzeichner, Buchkünstler.

Steinmann, Gustav, Alpengeolog, Paläontolog, 1856–1929.

Steinmetz, Karl Friedr. v., 1796–1877; führte 1870 die 1. Armee (Spichern, Gravelotte).

Steinobst, Obst mit Steinfrüchten.

Steinöl = Erdöl.

Steinpilz, bis 20 cm breit, einer d. besten Speisepilze; ↑ Taf. Sp. 520.

Steinrück, Albert, Schauspieler, 1872–1929.

Steinsalz (Halit), Mineral, Chlornatrium, oft mit andern Salzen (↑ Abraumsalzen).

Steinverband.

Steinthal, Heymann, Sprachforscher, 1823–99.

[Sp. 619, 620] Steinverband, Anordnung der Bausteine bei der Mauerung. Arten: Schornstein-, Block-, Kreuz-, poln. (got), märk., holl. Verband; Abb. Sp. 618.

Steinweg, Heinrich, Klavierbauer, 1797–1871, Tischler; gründete in New York 1853 die Klavierfabrik Steinway & Sons.

SteinwerkzeugeVorgeschichte.

SteinzeugKeramik, ↑ Tafel Sp. 376.

Steiß, das hintere Ende der Wirbeltiere.

Steißgeburt (Steißlage)Geburt.

Stele.

Stele, (Grab-) Säule.

Stella, Stern.

Stellenvermittlung = Arbeitsvermittlung.

Stellingen, Teil von Altona; Hagenbeckscher Tierpark.

Stellung, befestigter, auch unbefestigter Geländeabschnitt, in dem sich eine Truppe verteidigt. Der vorderste Rand ist in der Regel die Hauptkampflinie (1. Linie).

Stellwerk, Einrichtung zum zentralen Bedienen v. Weichen u. Signalen der Eisenbahn.

Stelzhamer, Franz, 1802–74; „Gedichte“ in oberösterr. Mundart.

StemmenSchwerathletik.

Stempel,

1) Werkzeug aus Gummi, Holz u. Metall mit Reliefmuster; Einfärbung durch ein mit bes. Farbe (S.farbe) imprägniert. Kissen;
2) Werkzeug zum Ziehen von Blechgefäßen (Zieh-S.) und zum Lochen (Loch-S.);
3) im Bergbau Hölzer, die vor dem Hereinrutschen von Massen schützen;
4) bei Blütenpflanzen Griffel.

Stempelschneider graviert nach Vorlage Buchstaben od. Zierform in Stahlstäbchen.

Stempelsteuern, bestimmte öffentl. Abgaben (Gebühren, Steuern), werden durch Aufdruck eines Stempels, Benutzung von Stempelmarken od. Banderolen erhoben.

Stendal, St., in der Altmark, 30 000 E.

Stendhal, Frédéric de (Henri Beyle), frz. Schriftsteller, 1783–1842; großer, schonungsloser „Analytiker der Seele“ (Nietzsche); Romane: „Le rouge et le noir“, „La Chartreuse de Parme“; Novellen.

Stengel, Karl Frh. v., Rechtslehrer, 1840–1930.

Stenogramm, mittels Kurzschrift gefertigtes Schriftstück, bes. Nachschrift einer Rede.

Stenograph, Kurzschriftler, -schreiber.

Stenographie: Einheitskurzschrift.

Stenographie, Kurzschrift, bei den alten Griechen Tachygraphie; bei den Römern Tironische Noten; an ihre Stelle traten seit 11. Jh. Geheimschriften u. Abkürzungssysteme der Kurrentschrift. Die moderne S. ist Buchstabenschrift:

I. Geometr. Systeme (Verwendung v. Punkt, Gerader, Kreis und Kreisteilen): in England Pitman, Gregg; in Frankreich Prévost-Delaunay, Duployé, Havette; in Deutschland: Mosengeil, Horstig.
II. Die graph. S. (Teilzüge der gewöhnl. Schreib- [Kurrent-] Schrift) schuf Gabelsberger („Redezeichenkunst“, 1817–34); von ihm gingen 2 Hauptrichtungen aus:
A. Vokalsymbolisierende Systeme (mit sinnbildl. Darstellung der Vokale): Stolze (1841), Faulmann (1874), Schrey (1887), Stolze-Schrey (1897, „Einigungssystem“), Lehmann (1875, „Stenotachygraphie“) u. a.
B. Vokalschreibende Systeme: Arends (1850), Brauns (1888), Scheithauer (1896), v. Kunowski (1893: „National-S.“).

Die deutsche Einheitskurzschrift (Reichskurzschrift), seit 1924 Mittelsystem zw. Gabelsberger und Stolze-Schrey, auch in Danzig und Österreich. Lit.: Johnen, Allg. Gesch. der Kurzschrift (19283).

Stenosis, „Verengerung“ v. Luftröhre, Hauptschlagader, Magen, Darm usw.

Stenotypist(in), Angestellte(r) in kaufmänn. Betrieben, bei Behörden usw., muß Stenogramme aufnehmen und mittels Schreibmaschine übertragen.

Stentor, homer. Trojakämpfer mit gewaltiger Stimmstärke; daher: S.stimme.

Heinrich v. Stephan.

Stephan,

1) Heinrich v., 1831–97; 1875 Generalpostmeister, 1880 Staatssekretär des Reichspostamts, gründete den Weltpostverein; Erfinder der Postkarte.
2) Rudi, Komponist, 1887–1915; Oper: „Die ersten Menschen“; Lieder.

Stephan,

1) S. IV., der Große, Fürst der Moldau, * um 1435, † 1504.
2) S. I., der Heilige, 1. König v. Ungarn, * um 975, † 1038; führte das Christentum ein.

Stephanskrone, ung. Königskrone, nach Stephan I. benannt.

George Stephenson.

Stephenson, George, 1781–1848; baute 1825 die erste Eisenbahn.

Steppen, wasserarme, meist flache Gebiete, ohne oder nur mit vereinzelt stehenden Bäumen, mit Gras, Kräutern, Zwiebel- u. Knollengewächsen, Halbsträuchern od. Sträuchern bewachsen.

Steppen, Zusammennähen v. Stofflagen.

Steppenhuhn, taubenähnlich, 40 cm, Asien, zeitweilig in Mitteleuropa.

Sterbetafel gibt an, wieviel v. 100 000 Neugebornen nach Maßgabe der Sterbewahrscheinlichkeit der einzelnen Altersjahre allmählich sterben werden (Absterbeordnung).

Sterbeziffer, Zahl der Gestorbenen auf 1000 E.

Stereochemie, Lehre v. der räuml. Anordnung der Atome im Molekül.

StereometrieGeometrie.

Stereoskop, Instr., in dem zwei v. etwas verschiedenem Standpunkt aus aufgenommene Bilder (S.aufnahmen) eines Gegenstandes mit Hilfe zweier linsenartig gebogener Prismen betrachtet werden, sodaß man den Eindruck eines körperl. (plastischen) Bildes gewinnt. ↑ Taf. Sp. 520.

Stereotyp, mit feststehender Schrift gedruckt; übertragen: unveränderlich, starr.

Stereotypie, Verfahren, v. Letternsatz Druckplatten (Stereotypplatten) anzufertigen, ermöglicht Druck großer sowie mehrerer Auflagen ohne Neusatz (Stereotypausgaben).

Steril, unfruchtbar; keimfrei (d. h. frei v. Bakterien); s.isieren, keimfrei machen; S.ität, Unfruchtbarkeit.

SterletStöre.

Sterling (Livre S.), engl. Silbermünze, jetzt Rechnungsgeld: Pfund S. (£) ↑ Übersicht Sp. 416.

Stern, Himmelskörper: Fixsterne, Kometen, Planeten; Schiffshinterteil.

Stern, William, Psycholog, *1871; „Psychologie der frühen Kindheit“.

Sternberg,

1) Landschaft in Brandenburg, zw. Warthe u. Oder;
2) mähr. St., 13 000 E.

Sternberg, Leo, natural. Dichter, *1876; Lyrik, Dramen, Erz.

Sterndrift, in gleicher Richtung durch den Weltraum sich bewegende Sterne.

Sterne, Lawrence, engl.-ir. Schriftsteller, 1713–68; Romane: „Tristram Shandy“, „Sentimental Journey“; feiner Humor, große Kunst der Menschenzeichnung.

Sterneder, Hans, österr. Schriftsteller, *1889; Romane, Lyrik.

Sternenbanner, die Flagge der USA, enthält außer 13 Streifen 48 Sterne (den Staaten entsprechend).

Sternhaufen ↑ Seite:LA2-Blitz-0252.jpgF#Fixsterne|Fixsterne]].

Sternheim, Karl, Schriftsteller, *1878; bürgerfeindl. Komödien: „Die Hose“, „Bürger Schippel“.

Sternorden, relig. Ges. zur Verbreitung der Lehren Krischnamurtis.

Sternschnuppen, kleine Meteore, mit geringerer Geschwindigkeit ziehend; in Bahnen v. period. Kometen: Andromediden (Reste des Bielaschen Kometen), Aquariiden (Beziehung zum Halleyschen Kometen), Leoniden (zum Tempelschen Kometen), Lyriden, Perseiden, Laurentiusschwarm.

Stert, kurzes Tau.

Stethoskop = Hörrohr.[WS 7]

Stetig, fest, unbeweglich, ununterbrochen.

Stettenheim, Jul., humorist.-satir. Schriftst, 1831–1916, von ihm Figur d. Kriegsberichterstatters „Wippchen“.

Stettin: Partie an der Oder.

Stettin, Hptst. der pr. Prov. Pommern, 255 000 E; an der Oder, 65 km v. Meer; durch den Großschiffahrtsweg seit 1914 mit Berlin verbunden; Handel (Holz, Getreide, Erz) u. Ind. (Werften).

Stettiner Haff, Mündungsbucht der Oder in die Ostsee; östl. Hälfte Großes Haff, die westliche Kleines Haff.

Steuben, Friedrich Wilhelm v., 1730–94; 1753–64 pr., 1775 bad. Offizier, ging 1777 nach Nordamerika und organisierte das Heer der Aufständischen. S.-Gesellschaft der Deutschamerikaner zur Pflege der Beziehungen zw. USA und Deutschland.

Steuer, unseemännisch für Ruder. S.bord, rechte Schiffsseite, vom Ruder [Sp. 621, 622] nach vorn gesehen. S.mann, Schiffsoffizier auf Handelsschiffen. ↑ Steuern.

SteuerabwälzungSteuerüberwälzung.

Steueramnestie, rückwirkender Straferlaß für Steuerhinterziehung.

Steueraufkommen, der (erwartete od. tatsächl.) Ertrag einer Steuer.

Steueraufsicht (Steuerkontrolle) kann über einzelne steuerpflichtige Betriebe ausgeübt werden.

Steuerbescheid, Benachrichtigung des Steuerpflichtigen üb. seine Steuerschuld.

Steuerbewilligungsrecht, Recht d. Parlaments, steuerl. Lasten gesetzlich festzulegen.

SteuerbordSteuer.

Steuerdefraudation = Steuerhinterziehung.

Steuereid kann v. Finanzamt auf Grund der im einzelnen Fall einzuholenden Genehmigung des Landesfinanzamts verlangt werden zur Erhärtung v. Tatsachen, die der Steuerpflichtige behauptet; ist dem Vorsteher des Finanzamts abzugeben u. kann nicht durch Strafen erzwungen werden.

Steuereinheit, das nach Zahl, Maß od. Gewicht best. Steuerobjekt, nach dem der Steuerbetrag bemessen wird (z. B. 1 dz Zucker; 1000 ℛℳ Einkommen; 1 hl Bier).

Steuererlaß kann vom Reichsfinanzmin. für Fälle, in denen die Einziehung der Steuer unbillig wäre, bewilligt werden; maßgebend: „Härteparagraph“, § 131 Reichsabgabenordnung.

Steuerexemtionen, Freilassung bestimmter Objekte bei der Besteuerung.

Steuerflucht liegt vor, wenn der Steuerpflichtige sein Vermögen dem Zugriff der Steuerbehörde dadurch entzieht, daß er es ins Ausland bringt (Sonderfall der Kapitalflucht).

Steuerfreiheit wird gewährt für das Existenzminimum und für Sonderfälle geringer steuerl. Leistungsfähigkeit (z. B. bei starker Verschuldung).

Steuergeheimnis, Pflicht d. Steuerbeamten zur Geheimhaltung der ihnen bekanntgewordenen Verhältnisse eines Steuerpflichtigen.

Steuergerichte sind: Finanzgericht, Oberbewertungsausschüsse, Reichsfinanzhof.

Steuergewalt (Steuerhoheit), das Recht öff. Körperschaften, Steuern zu erheben.

Steuerhehlerei begeht, wer eines Vorteils wegen Gegenstände, von denen er weiß, daß Steuern für sie hinterzogen sind, kauft oder bei ihrem Absatz mitwirkt.

Steuerhinterziehung liegt vor, wenn jemand zum eignen Vorteil oder zum Vorteil eines andern nicht gerechtfertigte Steuervorteile erschleicht od. vorsätzlich bewirkt, daß Steuereinnahmen verkürzt werden. Versuch, Beihilfe und Begünstigung ebenso strafbar wie Tat.

Steuerhoheit = Steuergewalt.

Steuerkataster, amtl. Verzeichnisse, die alle objektiv feststellbaren Tatsachen (Besitzverhältnisse, Lage, Größe, Wert, Ertrag usw.) enthalten, soweit sie zur Feststellung der Steuerpflicht einzelner Steuersubjekte od. Steuerobjekte dienen. S. bestehen für alle direkten Steuern, nicht für Verbrauchssteuern und Zölle.

Steuerkonsulenten, Steuerberater.

Steuerkurse werden für zum Börsenhandel zugelassene Wertpapiere für best. Stichtermine v. den Börsenvorständen vorgeschlagen u. vom Reichfinanzministerium festgesetzt; Grundlage der steuerl. Vermögenswertermittlung.

Steuern, „einmalige od. laufende Geldleistungen, die von einem öff.-rechtl. Gemeinwesen zur Erzielung von Einkünften allen auferlegt werden, bei denen der Tatbestand zutrifft, an den das Gesetz die Leistungspflicht knüpft“ (§ 1 Reichsabgabenordnung). Hierunter fallen auch Zölle, nicht aber die Gebühren für bes. Inanspruchnahme der Verwaltung u. die Beiträge für best. öff. Leistungen, an deren Erfüllung der Zahlende ein persönl. Interesse hat. Der Rechtsgrund der S. besteht nach neuerer Auffassung darin, daß die, die in den Genuß der allg. Staatsleistungen (Rechtsschutz, Eigentumssicherheit usw.) gelangen, verpflichtet sind, dem Staat nach ihrer Leistungsfähigkeit Mittel zur Verfügung zu stellen (Opfertheorie). Die gebräuchlichste Einteilung der S. ist die in direkte u. indirekte S. Direkte S. sind solche, bei denen nach Absicht des Gesetzgebers Steuerzahler u. Steuerträger dieselbe Person sein sollen, bei denen also keine Steuerüberwälzung stattfinden soll; bei indirekten S. dagegen soll Überwälzung stattfinden. Direkte S. sind Einkommen-, Ertrags- u. Vermögens-S.; indirekte S. alle Verbrauchs-S., z. B. Bier-, Branntwein-, Tabak-, Zucker-S. usw.

Steuernachschau können die Finanzämter in Betrieben halten, die der Steueraufsicht unterliegen.

Steuerniederschlagung kann erfolgen, wenn die Steuerbeitreibung keinen Erfolg haben wird od. die Kosten der Beitreibung außer Verhältnis zum Betrag stehen.

Steuerobjekt, der Gegenstand, die Handlung od. der Vorgang, der vom Gesetzgeber zur Grundlage od. zum Anlaß der Besteuerung gemacht wird (z. B. Einkommen, Vermögen, Verbrauch, Erbschaft, Rennwette usw.).

Steuerprivilegien bestanden bis ins 18. Jh. für Adel u. Geistlichkeit, in der Neuzeit grundsätzlich abgeschafft.

Steuerquelle, derjenige Güterfonds, aus dem die Steuer letzten Endes entrichtet wird u. nach Absicht des Gesetzgebers entrichtet werden soll (z. B. Privatvermögen, Grundstücksreinertrag, Diensteinkommen usw.).

Steuerrechtsmittel gegen Steuerbescheide sind nach § 228 ff. RAbgO. bei Besitz- u. Verkehrssteuern: das Berufungsverfahren; bei Zöllen u. Verbrauchsabgaben: das Anfechtungsverfahren.

Steuerrückerstattung erfolgt, wenn eine Steuerfestsetzung durch Aufhebung, Rücknahme od. Änderung des Bescheids berichtigt wird, od. wenn eine Steuer zu Unrecht beigetrieben worden ist.

Steuersachverständige (Steuerberater), meist Juristen der Finanzverwaltung, Bücherrevisoren u. Diplomkaufleute. Ihre Tätigkeit erstreckt sich auf Buchprüfung zwecks Beratungen bei Steuererklärungen, Reklamationen, Steuerstreitsachen, Vertretung vor Steuerbehörden.

Steuertarife (Steuerrollen), Verzeichnisse von Steuersätzen (z. B. Tarif der Einkommens-, Vermögenssteuer usw.).

Steuerträger, derjenige, der im Grunde aus seinem Einkommen od. Vermögen die Steuer bestreitet; nicht unbedingt gleichbedeutend m. Steuerzahler.

Steuerüberwälzung (Steuerabwälzung), die Übertragung einer Steuerlast vom Steuerzahler auf eine dritte Person. Von Steuerabwälzung spricht man auch dann, wenn es einem Produzenten gelingt, durch techn. Produktionsverbesserungen eine steuerl. Belastung auszugleichen od. zu verringern, sodaß er sie nicht od. nur z. T. auf den Konsumenten überwälzen muß.

Steuerung, Vorrichtung zur Regelung der Kraftstoffzufuhr bei Kraftmaschinen.

Steuervergehen sind Steuerhinterziehung, Steuerflucht, Steuerhehlerei, Steuerverkürzung usw.

Steuerverjährung tritt bei Zöllen u. Verbrauchssteuern nach 1 Jahr, bei direkten Steuern nach 5 Jahren, bei hinterzogenen Beträgen nach 10 Jahren, bei den übrigen Ansprüchen nach 1 Jahr ein.

Steuerverwaltung, wesentl. Teil der Finanzverwaltung.

Steuervorauszahlungen werden verlangt bei Einkommensteuer (sofern sie nicht durch Abzug v. Arbeitslohn erhoben wird), Körperschaftssteuer, Vermögenssteuer, Umsatzsteuer.

Steuerzahler, derjenige, der einen fälligen Steuerbetrag an die öff. Kasse zu entrichten hat; nicht immer gleichbedeutend mit Steuerträger.

Stevenson, Robert Louis, engl. Schriftsteller, 1850–94; Romane: „The New Arabian Nights“, „Treasure Island“, „Kidnapped“, „Catriona“.

Steward, Verwalter; Schaffer, Schiffskellner. Stewardess, Aufwärterin (auf Schiffen).

Steyr,

1) Nbfl. der Enns (Oberösterreich), vom Toten Gebirge, 58 km;
2) oberösterr. St., an der Enns, 22 100 E.

Sthamer, Friedrich, 1856–1931; 1920–30 dt. Botschafter in London.

SthenoGorgonen.

Stichel (Grab-S.), Werkzeug aus gehärtetem Stahl zum Gravieren u. Stechen in Metall (Kupferstich) od. Holz (Holzschnitt).

Stichentscheid. Entscheidende Stimme bei Abstimmung eines Kollegiums, wenn Stimmengleichheit besteht, gebührt meist dem Vors.

Stichflamme, durch Luftstrom angeblasene, sehr heiße Flamme.

Stichlinge, Knochenfische; Männchen baut Nest und verteidigt Eier. Seestichling, 16 cm, Nord-, Ostsee, andre im Süßwasser.

Stichtag, entscheidender Tag, z. B. bei Zeitgeschäften, statist. Erhebungen (Volkszählungen) usw.

Stichwort, Schlußwort auf der Bühne, durch das ein Mitspieler veranlaßt wird, aufzutreten oder zu antworten. In lexikal. Werken Bezeichnung für die alphabetisch angeordneten Anfangswörter der einzelnen Artikel.

Stickerei, Flächenverzierung mittels Näharbeit, wie Flach- od. Plattstich (lange, dicht aneinander gereihte Stiche), Stielstich (den Umrißlinien folgend), Webstich (den Gewebefäden folgend), Kreuzstich (diagonal sich kreuzende Stiche), auch mittels Stickmaschinen,Taf. Sp. 264.

Stickstoff, chem. ↑ Element, in der Atmosphäre (etwa 4/5), in Verbindungen (Ammoniak, salpetersauren Salzen) weit verbreitet, auch in Pflanzen- u. Tierstoffen (bes. in Eiweißkörpern); Gas, in dem Menschen u. Tiere ersticken; dient hauptsächlich zu Ammoniak, Salpetersäure, Kalziumkarbid, Kalk-S.

Stickstoffbakterien, den Stickstoff der Luft bindende Bakterien, bes. an Wurzeln von Schmetterlingsblütlern.

Stieda, Wilhelm, Nationalökonom, *1852, Prof. Leipzig.

Stiefel, älterer Ausdruck für Pumpenzylinder.

Stiefeltern:

Stiefvater, Ehemann der Mutter eines von einem andern Mann abstammenden Kindes;
Stiefmutter, Ehefrau des Vaters eines aus dessen früherer Ehe stammenden Kindes; beide mit dem Stiefkind im 1. Grad verschwägert.

Stiefgeschwister, Kinder, die weder Vater noch Mutter gemeinsam haben; der Vater der einen Gruppe hat die Mutter der andern geheiratet; sind rechtlich weder verwandt noch verschwägert. Bei Halbgeschwistern ist ein Elternteil gemeinsam.

StiefmütterchenVeilchen.

Stiege,

1) = Treppe;
2) Zählmaß, = 20 Stück.

Stieglitz, Singvogel, beide Geschlechter gleich bunt gefärbt, Kopf schwarz-weiß-rot, Flügel schwarz-gelb.

Stieler,

1) Adolf, Kartograph, 1755–1836; gab „S.s Handatlas“ 1817–23 heraus.
2) Joseph, Maler, 1781–1858; Bildnisse (Goethe, A. v. Humboldt, Beethoven).
3) Karl, oberbayr. Dichter, 1842–85; hochdt.: „Ein Winteridyll“.

Stier,

1) männl. Zuchtrind;
2) Sternbild des nördl. Himmels.

Stiernhielm, Georg, [Sp. 623, 624] „Vater der schwed. Dichtkunst“, 1598–1672.

Stier-Somlo, Fritz, Rechtslehrer, *1873.

Stift (das), kath.: kirchl. Zwecken dienende, mit Vermögen u. geistl. Rechten ausgestattete Anstalt: Klöster, Dom-S. Ev. S.er haben ähnl. Organisation, aber keine kirchl. Befugnisse. Damen-S., Versorgungsanstalt für unverheiratete Adelstöchter. Auch Altersheim.

Stifter, Adalbert, österr. Dichter, 1805–68; Naturschilderer, Psycholog; Novell.: „Studien“ („Hochwald“), „Bunte Steine“; Romane: „Nachsommer“, „Witiko“.

Stiftshütte, bei den Israeliten Aufbewahrungsraum der Bundeslade u. Orakelstätte.

Stiftung, Vermögensmasse, die durch das S.sgeschäft einem bestimmten Zweck gewidmet ist. Geht entweder in das Vermögen der zur Verwaltung berufenen Stelle über, die verpflichtet ist, das Kapital stiftungsgemäß zu verwenden (unselbständige S.), oder ist selbst mit Rechtsfähigkeit und eignen Organen (S.vorstand) ausgestattet.

Stigma, Stich, Wundmal; Brandmal bei Sklaven. Stigmatisierte (kath.), Personen bzw. Heilige, die zeitweise blutende, an die Wunden Christi erinnernde Male aufweisen.

Stil, Schreibart; individuelle Prägung der Gedankenwiedergabe (Stilisieren). Lit.: E. Engel, Dt. S.kunst (192335). In der Kunst allg. die Art der Darstellung, verschieden nach Persönlichkeit, Rasse, Kulturepochen; in der Musik spez. die Art des Vertrags. ↑ Kalender.

Stilett, kleiner Dolch.

Stilfser Joch, befahrbarer Alpenpaß (2760 m), vom Etschtal ins Addatal.

Stilisieren, in der Kunst Zurückführen der zufälligen Erscheinung auf ästhetisch wirksame Grundformen. Stilistik, Lehre vom Stil. Stilist, Sprachkünstler.

Stille, Hans, Geolog, *1876.

Stilleben, Malerei lebloser Gegenstände, wie Tiere, Blumen, Geräte. Abb. ↑ Snyders.

Stille Gesellschaft, Handelsgesellschaft mit Einlage eines „Stillen“, der nach außen nicht hervortritt, auch den Gläubigern der Firma nicht persönlich haftet.

Stiller Ozean, Teil des Weltmeeres zw. Amerika, Asien, Australien u. Antarktis; mittlere Tiefe 4283 m, größte 10 793 m. ↑ Karte Sp. 504.

Stillhalten, Verzicht eines Gläubigers auf sofortige Erfüllung seiner Ansprüche. 1931 wurde Dtschl. von den internat. Banken (Stillhaltekonsortium) Aufschub für Rückzahlung seiner kurzfristigen Auslandsschulden durch Vermittlung der BIZ gewährt.

StimmbänderTaf. Sp. 396.

StimmbruchMutation 2).

Stimme. Beim Singen schwingen bei der Brust-S. (umfassend die tiefen u. mittlern Lagen) die Stimmbänder in voller Ausdehnung; bei der Kopf-S. (Falsett, Fistel, hohe u. höchste Lagen) vibrieren nur die innern Ränder der Stimmbänder. StimmlagenTaf. Sp. 424.

Stimmführung, Art der melod. Behandlung der Einzelstimmen im mehrstimmig. Satz.

Stimmgabel, gabelförm. Stab aus ungehärtetem Schmiedestahl; wird die S. angestoßen, so schwingt sie in einem dch. ihre Masse festgelegten Ton (Schallvorgang).

StirmmrechtWahlrecht.

Stimmstock = Seele.

Stimmwechsel (Stimmbruch)Mutation 2).

Stimson, Henry Lewis, *1867; 1927 nordamer. Gouv. der Philippinen, seit 1929 Staatssekr. des Äußern.

Stimulantia, erregende Mittel, Reizmittel.

Stimulation, Reizung, Anregung; Anreiz zum Pflanzenwachstum durch Reizmittel.

Stimulieren, antreiben.

Stinkmorchel, Pilz, 15 cm h.; Hut mit stinkendem olivgrünem Fruchtschleim bedeckt.

Stinktier, marderart. Raubtier, 40 cm, schwarz, Pelztier (Skunks).

Hugo Stinnes.

Stinnes, Hugo, Großindustrieller, 1870–1924.

Stint, Lachsfisch, 20 cm, Nord-, Ostsee.

Stipendium, Geldbeihilfe, die Schülern od. Studierenden gewährt wird. Stipendiat, ein S. Empfangender.

Stipulation, Festsetzung, Verabredung. Ztw.: stipulieren.

Stirner, Max (Kaspar Schmidt), Philosoph, 1806–56; „Der Einzige u. sein Eigentum“.

Stirnhöhlenkatarrh, meist mit Kopfschmerz, im Anschluß an Schnupfen, oft Vereiterung.

Stoa, Säulenhalle; grch. Philosophenschule der Stoiker.

Stochod, Nbfl. des Pripet, 330 km. 13. 7. 1916 Niederlage der Österreicher.

Stock, Warenlager; Grundkapital.

Stockball = Hockey.

Adolf Stöcker.

Stöcker, Adolf, 1835–1909; 1874–90 Hofprediger in Berlin, Gründer der Christl.-soz. Partei.

Stock-exchange, die Londoner Fondsbörse.

StockfischDorsche.

Stockholm: Blick von O auf den ältesten, auf einer Insel gelegenen Teil.

Stockholm, befestigte Haupt- u. Hafenst. Schwedens, am Eingang zum Bottnischen Meerbusen, 474 000 E; mannigfache Ind.; schönes Stadtbild. 1917 Konferenz der Internat. Sozialdemokratie, 1925 Weltkirchenkonferenz.

Stockmorchel (Speiselorchel)Lorcheln.

Stockport, nordwestengl. St., 123 000 E.

Stockschwämmchen, Blätterpilz, Hut zimmtbraun, bis 8 cm Durchmesser, an Laubholzstümpfen, Speisepilz.

Stoffwechsel, Gesamtheit der chem. Vorgänge im Organismus, auf denen die Lebenserscheinungen beruhen u. durch die der Organismus erhalten wird; umfaßt die Einlagerung der Nahrungsstoffe bzw. ihrer bei der Verdauung entstandenen Abkömmlinge in die Zellen in einer Form, die der Eigenart der Organe u. ihrer Leistungen entspricht, wobei die Stoffe dem vorhandenen Bestand der Zellen angeglichen werden (Assimilation); anderseits ihren Abbau (Dissimilation) zu einfachern Stoffen, der durch Zutritt des aus dem Arterienblut stammenden Sauerstoffs zustande kommt. Die abgebauten Stoffe werden mit den Ausscheidungen (Harn, Kot) abgegeben. Ferner liefern die chem. Umsetzungen des S.s die für die Leistungen des Organismus nötige Energie, indem die chem. Energie in mechan. Arbeit u. Wärme umgesetzt wird.

Stoiker, grch. Philosophen; Lehre (Stoizismus): höchstes menschl. Glück ist Gottähnlichkeit; Tugend ist Beherrschung der Begierden. Der S. erträgt alles mit unerschütterl. Gleichmut. ↑ Stoa.

Stoke on Trent, St., im westl. Mittelengland, 240 000 E; keram. Ind.

Stokes, Sir George, engl. Mathematiker u. Physiker, 1819–1903.

Stola, schärpenart. Nackenbinde der kath. Geistlichen.

Stolberg, St., östl. Aachen, 17 000 E.

Stollberg, sächs. St. im Erzgeb., 11 000 E.

Stollen,

1) im Bergbau (↑ Taf. Sp. 9) Bau, um eine Lagerstätte auf zuschließen od. Wässer abzuführen;
2) brotlaibartige Hefekuchen.

Stolp, St., im östl. Pommern, 42 000 E; Möbelind.

Stolper, Gustav, dt.-österr. Wirtschaftspolitiker, *1888, seit 1930 M. d. R. (Dt. Staatspartei).

Stoltze, Friedr., Dichter, 1816–91; „Ged. in Frankfurter Mundart“.

Stolypin, Peter, 1863–1911 (ermordet); 1906 russ. Innenmin. u. Min.-Präs.; Agrarreform durch Auflösung des Gemeineigentums an Grund u. Boden (Mir).

Stolz, Alban, kath. Theolog u. Volksschriftsteller, 1808–83.

Stolze, Wilh., Stenogr.-Erfinder, 1798–1867.

Stolze-Schrey, vereinfachte dt. Stenographie, Einigungssystem S., 1907 aufgestellt, bekämpft die Einheitskurzschrift. ↑ Stenographie.

Stonehenge bei Salisbury.

Stonehenge, vorgeschichtliche Steinsetzung b. Salisbury (S-England).

Stop! „Halt!“

Stopfbüchse, Maschinenteil zum Dichten einer Gefäßöffnung, durch die eine bewegl. Stange hindurchgeht.

Stoppen

1) zum Stillstand bringen;
2) messen, bes. im Sport eine gelaufene Zeit mit Stoppuhr messen.

Stoppuhr, Präzisionsuhr zum Messen [Sp. 625, 626] kleiner Zeiten.

Stör, gewerbl. Lohnarbeit im Hause des Kunden. ↑ Störe.

Flugbild eines Storches.

Störche, hochbeinig, dickschnäbelig. Weißer Hausstorch, 1,1 m l., weiß, Schwungfedern schwarz, Europa, im Winter in Afrika, frißt Fische, Insekten, kl. Landwirbeltiere. Schwarzstorch, nistet in Wäldern, Mittel-, S-Europa, schwarz, 1 m lang.

Storchschnabel,

1) (Pantograph) Instrument zum Verkleinern oder Vergrößern von Zeichnungen;
2) (Geranium) Pflanzengattung, Frucht schnabelförm. Kapsel, beim Aufspringen Samen fortschleudernd. Wiesen-S., blau. Viele Arten Zierpflanzen (Geranien).

Store,

1) glatte Gardine in Fensterbreite;
2) Vorrat, Lager.

Störe, Knochenfischgattung, Haut mit Knochenplatten. Stör, 2–6 m, bräunlich, Nord-, Ostsee, Atlantik, Mittelmeer, wandert in Flüsse ein (Rhein bis Basel, Elbe bis Böhmen); Sterlet, 1 m, dunkelgrau, Schwarzes Meer; Hausen, 9 m, dunkelgrau, Schwarzes Meer, Kaspisee, Donau. Alle Störe sind wohlschmeckend (liefern Kaviar). ↑ Hausenblase.

Theodor Storm.

Storm, Theodor, norddt. Dichter, 1817–88; „Gedichte“, v. gr. Unmittelbarkeit d. Gefühls u. Ausdrucks; Novellen (Probleme v. Liebe, Ehe, Vererbung, Künstlertum): „Immensee“, „Pole Poppenspäler“, „Aquis submersus“, „Carsten Curator“, „Schimmelreiter“.

Stormarn, Kr. u. Geestlandschaft im südl. Holstein.

Stornieren, rückgängig machen (z. B. Buchungen durch entspr. Gegenbuchungen).

Störtebe(c)ker, Klaus, seit 1394 Führer der Vitalienbrüder (Seeräuber), 1401 v. den Hamburgern hingerichtet.

Storting (Storthing), die norweg. Reichsversammlung: Lagting u. Odelsting (1. u. 2. Kammer).

Stoß, weidmänn.: Schwanz des Federwilds.

Veit Stoß: Mittelgruppe des Marienaltars in Krakau.

Stoß, Veit, Bildschnitzer, Nürnberg, * um 1435, † 1533.

Stoßen, Sportübung, ↑ Schwerathletik, ↑ Werfen.

Stoessl, Otto, humorvoller österr. Erz., *1875; Novellen, Roman: „Das Haus Erath od. Der Niedergang des Bürgertums“.

Stoßtrupp, bes. ausgebildete Mannschaften, bei Angriffen an schwierigen Stellen eingesetzt.

Stötzner, Walther, Ethnograph u. Asienreisender, *1882.

StPO.= Strafprozeßordnung.

Strabon, grch. Geograph, * um 60 v., † 20 n. Chr.

Strachey, Giles Lytton, brit. Schriftsteller, *1880; „Königin Viktoria“.

Strachwitz, Moritz, Graf v., Dichter, 1822–47; „Balladen“.

Stradella, Alessandro, ital. Komp., * um 1645, † 1682 (ermordet); Titelheld einer Oper v. Flotow; Opern, Oratorien, Kantaten.

Stradivari (Straduarius), Antonio, ital. Geigenbauer, 1644–1737.

Strafanstalten, staatl. Anstalten zur Verbüßung gerichtl. Strafen (Zuchthäuser, Gefängnisse, Festungs-S.) im Gegensatz zu Polizei- u. Untersuchungsgefängnissen.

Strafantrag, die bei best. Straftaten zur Strafverfolgung erforderliche Erklärung des durch die Straftat Verletzten, daß er die Tat verfolgt wissen will (Antragsdelikte, z. B. Hausfriedensbruch, Beleidigung, Körperverletzung, Ehebruch, Verführung, Diebstahl, Unterschlagung u. Betrug gegenüber Angehörigen); der Antrag ist binnen 3 Monaten nach Kenntnis v. der Straftat u. der Person des Täters zu stellen.

Strafaufschub, vorläufige Nichtvollstreckung einer Freiheitsstrafe; hat zu erfolgen, wenn der Verurteilte in Geisteskrankheit verfällt oder von der Vollstreckung nahe Lebensgefahr für den Verurteilten zu besorgen ist. Die Vollstreckung kann aufgeschoben werden, wenn durch die sofortige Vollstreckung dem Verurteilten oder seiner Familie erhebl., außerhalb des Strafzwecks liegende Nachteile erwachsen.
Strafbefehl (Strafmandat), schriftl. Straffestsetzung durch den Amtsrichter auf Antrag d. Staatsanwaltschaft ohne mündl. Verhandlung. Zulässig nur bei Übertretungen u. Vergehen. Geldstrafe od. Freiheitsstrafe von höchstens 3 Monaten.

Strafbescheid, durch Finanzamt wegen Steuerzuwiderhandlung ausgesprochene Strafe (Geldstrafe u. Einziehung).

Strafe. Arten: Konventional- (Vertrags-) S.; Disziplinar-S. (gegen Beamte); Ordnungs-S.; Zwangs-S. (Exekutiv-S.) zur Erzwingung v. Handlungen; Kriminal-S. (Todes-, Freiheits-, Geld-, Ehrenstrafen). Leibes- (Prügel-) S. und beschimpfende S. (Pranger) sind in Deutschland abgeschafft.

Strafgefangenenfürsorge wird v. gemeinnützigen Vereinen in Verbindung mit der öffentl. Wohlfahrtspflege ausgeübt; sie besteht u. a. in Fürsorge für Familie des Gefangenen u. Beschaffung v. Arbeit nach Entlassung.

Strafgesetzbuch stellt die Tatbestände strafbarer Handlungen (Verbrechen, Vergehen, Übertretungen) auf u. enthält die Strafandrohungen. Im Dt. Reich gilt das Reich-S. (StGB.) v. 15. 5. 1871 nebst zahlreichen Änderungen. In Österr. StGB. v. 27. 5. 1852 nebst zahlreichen Änderungen. Das neu zu schaffende StGB. soll gemeinsam für das Dt. Reich u. Österreich gelten; der Entwurf 1927 ist daher im Zusammenhang mit Österreich entstanden. In der Schweiz gelten z. Z. kantonale Strafgesetzbücher; es liegt jedoch der Entwurf eines Schweiz. Bundes-StGB. v. 1918 vor.

StrafkammerGerichtswesen.

Strafmandat = Strafbefehl.

Strafmündigkeit, die v. Gesetz mit Erreichung eines best. Alters anerkannte strafrechtl. Verantwortlichkeit. Bis 14. Lebensjahr besteht Strafunmündigkeit. Jugendliche v. 14. bis 18. Lebensjahr sind bedingt strafmündig.

Strafprozeß, gerichtl. Verfahren zur Durchführung des staatl. Strafanspruchs. S.recht regelt das Strafverfahren; enthalten in der S.ordnung (StPO.) v. 1. 2. 1877 nebst Änderungen.

Strafrecht (Kriminalrecht), objektiv die auf Verhängung der Kriminalstrafe bezügl. Grundsätze, subjektiv die Befugnis des Staates, wegen verübten Unrechts Strafe zu verhängen.

Strafregister (Strafliste), amtl. Verzeichnis der kriminellen Strafen einer Person. S.behörden sind Amtsgerichte od. Staatsanwaltschaften; sie erteilen auf Verlangen an Behörden (nicht an Privatpersonen) über die Vorstrafen einer Person Auskunft. Je nach der Schwere der Verurteilungen wird nach 5 od. 10, bei Jugendlichen 3 od. 6 Jahren, um den Bestraften vom Gewicht der Vorstrafen zu befreien, nur noch beschränkt Auskunft erteilt, nach weitern Fristen wird der Vermerk ganz getilgt, mit Ausnahme v. Vermerken über Todes- od. Zuchthausstrafen.

Strafverfügung, Polizeiliche, Festsetzung einer Strafe durch die Polizeibehörde wegen einer in ihren Verwaltungsbereich fallenden Übertretung. Zulässig: Haft bis zu 14 Tagen oder Geldstrafe und Ersatzhaftstrafe.

Strafversetzung, Dienststrafe: Versetzung in eine andre Amtstelle von gleichem Rang, mit Minderung des Diensteinkommens.

Strahlapparat.

Strahlapparate (Ejektoren, Injektoren), Fördervorrichtungen für körnig feste, flüssige und gasförmige Körper, die durch die saugende Wirkung eines Dampf- (Dampfstrahlgebläse), Preßluft- od. Wasserstrahls mitgerissen werden.

Strahlenbehandlung, Behandlung mit Röntgenstrahlen, Radium (Radiotherapie), Thorium, ultravioletten Strahlen (Höhensonne), bes. bei Haut- u. Blutkrankheiten, Drüsen-, Knochen- u. Gelenktuberkulose, Geschwülsten, Entzündungen, Eiterungen.

Strahlende Energie, gelegentlich gebrauchter Sammelausdruck für die elektromagnet. Wellenstrahlung u. Korpuskularstrahlung; gemeint ist eigentlich „gestrahlte“ Energie.

Strahlenpilz, schmarotzt bes. auf Getreide (Aktinomykose).

Strähn, gehaspeltes Garn bestimmter Länge, z. B. 1000 m.

Straits Settlements, brit. Kolonie, auf der Halbinsel Malakka, 4145 qkm, 1 098 000 E. Zinn (1/3 der Weltproduktion), Kautschuk (2/5 der Weltproduktion).

Stralsund, vorpommersche Hafenst., 39 000 E. 1628 v. Wallenstein vergebens belagert; hier fiel 1809 Schill.

Stramin, Gittergewebe für Kreuzstichstickerei.

Strandamt, Staatsbehörde unter Strandhauptmann, dem Strandvögte untergeben sind, zur Aufbewahrung u. Verwaltung v. schiffbrüchigem Gut (Strandgut), Übermittlung an den Eigentümer, Festsetzung des Bergelohns.

Strandhafer, Gras mit weitkriechendem Wurzelstock, z. Befestigen v. Dünen.

Strangulation, Erdrosselung.

Strasburger, Eduard, Botaniker, 1844–1912.

Straß, Bleiglas für Edelsteinimitationen.

Straßburg, (seit 1919 frz.) Stadt im Unterelsaß, a. Rhein, 174 000 E; got. Münster (1277–1439), erbaut v. Erwin v. Steinbach u. a.; Abb. Sp. 628. 1250 dt. Reichsst., 1681 frz., 1871 dt.

Straßen, künstliche, dem Fuß- u. Fahrverkehr dienende Verkehrswege. Die schon v. d. Römern zu hoher Entwickl. gebrachte Kunst des S.baues (Römer-S.) wurde erst im 18. Jh. in Frankr. u. in Schottland dch. Einführung gewalzter Schotter-S. (Chausseen) neu belebt. Die Zunahme des Verkehrs führte zur Herstellung v. teer-, [Sp. 627, 628] bitumen- u. zementgebundenen Schotter-S. u. weiter zu Stein- u. Holzpflaster- u. den verschiedenen Beton-S.

Straßburg: Blick über die Dächer der Altstadt auf das Münster.

Straßenbahn, Kleinbahn mit in die Straße versenkten Gleisen, meist elektrisch angetrieben.

Straßenbeleuchtung, 1558 zuerst in Paris mittels Öllaternen, 1814 in London durch Gasbeleuchtung, jetzt meist elektrisch.

Gregor Strasser.

Strasser, Gregor, *1892, Apotheker, Reichsorganisationsleiter d. Nat.-soz. dt. Arbeiterpartei, seit 1924 M. d. R.

Stratege, Feldherr, Heerführer.

Strategie, Feldherrnkunst, auch die Kunst der Kriegführung oder Heeresleitung.

Stratford on Avon, mittelengl. St., 9000 E; Geburts- und Sterbeort Shakespeares.

Stratigraphie, Lehre von den geologischen Formationen.

Stratocumulus, in unregelmäßige Teile gegliederte Wolkenmasse (selten regenbringend).

Stratosphäre, Luftschicht oberhalb 12 km Höhe mit nur waagrechter Bewegung.

Stratus, Schichtwolke.

Stratz, Rudolf, Schriftsteller, *1864; Rom., Theaterstücke.

Straube, Karl, Orgelvirtuos, Dirigent u. Kantor der Thomaskirche in Leipzig, *1873; Hrsg. alter Musik.

Straubing, niederbayr. St., an der Donau, 24 000 E.

Straus, Oskar, Operettenkomponist, *1870; Wien, Berlin.

Strausberg, St., östl. Berlin, 9200 E.

Strauß,

1) David Friedr., prot. Theolog u. Schriftsteller, 1808–74; radikaler Kritiker der ev. Gesch.; „Leben Jesu“, „Der alte u. der neue Glaube“.
2) Emil, Dichter, *1866; Erz.: „Der Engelwirt“; Rom.: „Freund Hein“; Nov.: „Kreuzungen“, „Hans u. Grete“, „Der Spiegel“, „Schleier“.
3) Johann (Vater), Tanzkomponist, 1804–49, Wien; 251 Kompositionen (Radetzky-Marsch).
4) Johann (Sohn), Komp., 1825–99; Walzer: „An der schönen blauen Donau“, „Gesch. aus dem Wiener Wald“, „Wiener Blut“; Operetten: „Fledermaus“, „Zigeunerbaron“.
5) Richard, Komp., Dirigent, *1864; Opern (z. T. mit Texten H. v. Hofmannsthals): „Feuersnot“, „Salome“, „Elektra“, „Rosenkavalier“, „Ariadne auf Naxos“, „Die Frau ohne Schatten“, „Intermezzo“, „Die Ägypt. Helena“; Pantomime „Josephslegende“, symph. Dichtungen, Konzerte, Chorwerke, Kammermusik, Lieder.

Strauß, Vogel mit 2 starken Zehen, flugunfähig, mit herabhängenden Federn, 23/4 m hoch, 2 m lang, N-Afrika, S-Palästina, Arabien, in Afrika in S.enfarmen gehalten.

Strauß und Torney, Lulu v., Dichterin, *1873; Balladen, Rom.: „Aus Bauernstamm“, „Lucifer“.

Igor Strawinsky.

Strawinsky, Igor, russ. Komponist, Emigrant, *1882; Führer der atonalen, klassizist. neuen Musik; Opern: „Die Nachtigall“, „Oedipus Rex“; Melodram: „Die Gesch. des Soldaten“; Orchesterwerke, Kammer- u. Klaviermusik.

StrazzeKladde.

Strebepfeiler, Mauervorsprung zur Aufnahme v. Druck od. Gewölbeschub.

Strecke, in der Geometrie beiderseitig begrenztes Stück einer Geraden. Eisenbahnwesen: die Eisenbahnlinie außerhalb der Stationen. Bergbau: Grubenbau, v. den Schächten aus in die Lagerstätte u. das Nebengestein getrieben. Jagdwesen: das Ergebnis einer Treibjagd.

Streeruwitz, Ernst, *1874; österr. Industrieller, seit 1923 Nationalrat (christl.-soz.), 1929 Bundeskanzler.

Strehlen, niederschles. St., 10 000 E.

Streichen, Segel od. Flagge als Zeichen der Ergebung niederholen. Geologie: Richtung, in der geneigte Schichten verlaufen.

Streicher, Andreas, Klavierbauer, 1761–1833; floh mit Schiller v. der Karlsschule, mit Beethoven befreundet.

Streichgarn, Garn aus kurzen, stark gekräuselten Wollhärchen.

Streichhölzer (Zündhözer), m. Zündstoff versehene dünne Hölzer zum Feuerentfachen. Die Zündmasse wird mit (in den meisten Ländern verboten) od. ohne Phosphor hergestellt. Entzündung meist nur an bes. Reibfläche.

Streichinstrumente, Musikinstrumente mit hölz. Klangkörper, mit ↑ Saiten bespannt; werden durch Streichen mit dem Bogen (Roßhaare) zum Klingen gebracht: Violine, Bratsche, Violoncello, Kontrabaß.

Streichquartett, Zusammenspiel v. 2 Violinen, Bratsche u. Violoncello; auch Komposition dafür.

Streiflinge, Apfelsorte.

Streik, gemeinsame Arbeitsniederlegung; organisierter (von Gewerkschaften geleiteter) oder wilder S. Teil-S., wenn eine einzelne Arbeitnehmergruppe (z. B. Maschinisten) streikt (Gegensatz: Voll-S.). General-S., wenn die Arbeit in allen Betrieben des Landes niedergelegt wird, dient polit. Zwecken. S.-posten halten sich in Nähe der Fabrikeingänge auf, um Arbeitswillige abzuhalten; strafbar, wenn sie verkehrspolizeil. od. Strafbestimmungen (Beleidigung, Bedrohung, Nötigung usw.) zuwiderhandeln. S.brecher, Arbeitswillige, die während eines S.s in einem bestreikten Betriebe arbeiten. S.verbote sind durch § 152 GewO. beseitigt, soweit es sich um S. gewerblicher Arbeitnehmer zur Erlangung günstigerer Lohn- und Arbeitsbedingungen handelt; doch als Vertragsbruch rechtswidrig und schadenersatzpflichtig. 1926–30 betrug die Zahl der S.s im Deutschen Reich:

Jahr Streiks Betroffene
Betriebe
Darin
beschäftigt
Gleichzeitig
Streikende
Verlorne
Arbeitstage
1926 339 2160 89 493 60 369 869 297
1927 759 8144 382 943 232 704 2 945 815
1928 691 5672 505 913 328 529 8 519 713
1929 431 7879 231 433 150 745 1 852 370
1930 345 3241 285 881 208 444 3 602 022

Streikversicherung Versicherung der Arbeitgeber gegen die wirtschaftlichen Schäden von Streiks und Aussperrungen, wurde in Deutschland seit 1889 nach dem Grundsatz der Gegenseitigkeit von den Arbeitgeberverbänden geschaffen.

Streitgegenstand, im Zivilprozeß Gegenstand des Rechtsstreits, nach Art und Wert (Streitwert) für Zuständigkeit u. Gebühren entscheidend.

Strelitzen, russ. Leibwache Iwans des Schrecklichen.

Streptococcus, kettenförmig angeordnete Kugelbakterien, erzeugen Wundrose, Eiterungen, Blutvergiftung.

Gustav Stresemann.

Stresemann, Gustav, 1878–1929; M. d. R. (1907–12 u. 1914–1918 nationalliberal, dann Dt. Volksp.), 1918 Gründer der Dt. Volkspartei, Aug. bis Nov. 1923 Reichskanzler, dann bis zu seinem Tod Außenmin.; Friedensnobelpr. 1926 (mit Briand).

Stretta, in Opern- u. Konzertarien d. lebhafte Schlußteil.

Streu, Stoffe, die den Stalltieren als Lager dienen.

Strich, im Seewesen: 1/32 des Kreisumfangs, also 111/4°.

Strich, Fritz, Literarhistoriker, *1882; „Deutsche Klassik und Romantik“.

Strichätzung, (Hochätzung), Verfahren zur Herstellung v. Druckplatten v. mit Feder (in Strichen) ausgeführten Zeichnungen. Die druckenden Bildformen bleiben erhaben, die Zwischenräume werden durch Ätzung mit Säure vertieft.

StrickereiWirkerei.

Strieder, Jakob, Wirtschaftshistoriker, *1877, Prof., München.

Striegau, niederschlesische St., 14 000 E.

Striegel, Bürste zum Pferdeputzen.

Strikt(e), streng, genau, pünktlich.

Striktur, krankhafte Verengerung von Körperkanälen (Speise-, Harnröhre, Blutgefäße).

Strindberg, Aug., schwed. Dichter, 1849–1912; sein Leben lang Hasser und Gehetzter; zunächst Kampf gegen den Idealismus der bürgerl. Gesellschaft: „Das rote Zimmer“ (Rom.), „Schweiz. Nov.“; Abscheu geg. d. Weib; „Heiraten“ [Sp. 629, 630] (Erz.), Schauspiele „Vater“, „Fräulein Julie“, „Advent“; Ablehnung der unmetaphys. Weltanschauung seiner Zeit: „Inferno“, „Legenden“, „Totentanz“; fand in Mystik Ruhe: „Nach Damaskus“. Autobiograph. Schriften: „Sohn der Magd“, „Beichte eines Toren“. Unpersönlichere Werke: Kulturgeschichtl. Studien („Das schwed. Volk“), „Schwed. Schicksale u. Abenteuer“, „Histor. Miniaturen“. Natur- u. geisteswissenschaftl. Spekulationen: „Blaubücher“. Bedeutend sind auch die schwed. Königsdramen.

Stringent, bündig, zwingend.

Strobl, Karl Hans, *1877; phantast-dämon. Neuromantiker; Romane: „Die Vaclavbude“, „Die alten Türme“.

Strohblume, Korbblütler, Hüllkelche trockenhäutig.

Strohmann, im Geschäftsleben Person, die, äußerlich für sich selbst handelnd, den wahren Beteiligten verdecken soll.

Strohwein, Süßwein aus reifen Trauben, die nach der Lese auf Stroh austrocknen.

Strombegrenzer sollen zu große Stromentnahme durch den Abnehmer verhindern. Sie beruhen auf Wärme od. magnet. Wirkung des elektrischen Stroms.

Stromboli: Der Vulkan von See aus gesehen.
(Phot. Norddeutscher Lloyd Bremen.)

Stromboli, ital. Insel in der Gruppe der Liparischen Inseln mit 926 m hohem Vulkan.

Strömgren, Elis, schwed. Astronom, *1870.

Stromlinienform, günstigste Form eines Körpers, um möglichst wenig Luftwiderstand zu bieten; ↑ Flugzeug.

Stromregulator, regulierbarer elektr. Widerstand.

Stromstrich, Linie, die die Punkte größter Oberflächengeschwindigkeit fließenden Wassers verbindet.

Strontium, Erdalkalimetall (↑ Elemente); S.chlorid (Chlor-S.) u. S.nitrat (salpetersaures S.) dienen zur Feuerwerkerei (Rotfeuer).

Strophantus, Kletterpflanzen im trop. Asien u. Afrika, enthalten Milchsaft. Die Samen liefern stark. Pfeilgift und Strophantin (arzneilich verwendet).

Strophe, mehrere Verse als gegliedertes Ganzes.

Strousberg, Bethel Henry, Finanzmann, 1823–84; baute Bahnen in Preußen, Ungarn u. Rumänien, hatte Mißerfolg.

Strudel, Mehlspeise mit eingerolltem Obst, Fleisch, Käse od. dgl.

Strudelwürmer, flache Würmer, mit strudelnden Härchen, z. B. die Planarien, langgestreckt, meist räuberische Süßwassertiere.

Struensee, Johann Friedrich, Graf v., 1737–72, Leibarzt Christians VII. von Dänemark, 1771 Kabinettsmin., wegen Hochverrats hingerichtet.

Strug, Andrzej (Tadeusz Galecki), poln. Schriftsteller, *1873; „Gesch. einer Bombe“.

Struktur, Gefüge, Bau. Chemische S., Anordnung der Atome im Molekül, ausgedrückt in der S.formel.

Struma, Kropf.

Struma, Fl. der Balkanhalbinsel, v. der Witoscha zum Ägäischen Meer, 430 km.

Strümpell, Adolf v., Mediziner, 1853–1925.

Strumpf, beim Gasglühlicht, ↑ Beleuchtung.

Struppierte Pferde haben beschädigte Fußbeugesehnen.

Strutz, Georg, Finanz- u. Steuerpolitiker, 1861–1929; Senatspräs. am Reichsfinanzhof.

Strychnin, in den Früchten von Strychnos-Arten (Ignatiusbohnen und Brechnüssen), bitteres, sehr giftiges Alkaloid, erzeugt Starrkrampf.

Strzygowski, Joseph, österr. Kunstgelehrter, *1862, Prof., Wien.

Stuart, schott. Geschlecht, erwarb 1371 mit Robert II. den schott., 1603 auch den engl. Thron (bis 1688). Maria S.Maria 4).

Stubbenkammer, steile Kreidefelsen (133 m hoch) an der O-Küste Rügens.

Stübel, Alphons, Geolog, 1835–1904, Vulkanforscher.

Stüber, früher Rechnungsmünze am Niederrhein, = 3,8, in O-Friesland = 5,6 Pf.

Stuck, mit Leim od. Gelatine angerührter Gips; zu Deckenornamentik (Stukkaturen), Abgüssen, Plastiken.

Stuck, Franz v., Maler, 1863–1928, München. ↑ Taf. II Sp. 376.

Stück, mittelalterl. für Geschütz.

Stucken, Eduard, vornehm barocker Dichter, *1865; Roman: „Die weißen Götter“; Dramenzyklus: „Der Gral“; Balladen, Romanzen, Elegien, Grotesken.

Stuckenberg, Viggo, dän. Dichter, 1863–1906.

Stückgüter, im Eisenbahngüterverkehr Einzelgüter; Gegensatz: Wagenladungsgüter.

Stud. = Studiosus, Student, namentlich mit abgekürzter Angabe der Fakultät, Abteilung od. des bes. Studienfaches; z. B. stud. phil.(osophiae): Student der Philosophie.

Student (Studiosus), Studierender, Hochschüler; in Österreich auch Gymnasiast. Es gibt farbentragende u. nichtfarbentragende (schwarze), schlagende u. nichtschlagende Verbindungen. Die Angehörigen einer Verbindung werden eingeteilt in aktive u. inaktive (nach 4 Semestern) Burschen, Alte Herren, Füchse (1. u. 2. Sem.) u. Konkneipanten. Vertretungen sind Allg. Konvent, Burschenkonvent u. Alte-Herren-Verband. Die Verbindungen (Korps, Burschenschaften, Landsmannschaften, Freie schlagende Verbindungen, Turnerschaften, Sängerschaften, Gesangvereine, Turnvereine, kath. Studentenverbindungen, Wingolf, Verein Deutscher S., wissenschaftliche Korporationen usw.) bilden meist Verbände (Kartelle). Die nichtkorporierten S. heißen Finken (↑ Freie Studentenschaft).

Studentenhäuser dienen der Erziehung in- u. ausländ. Studenten zu akadem. Gemeinschaft u. Kameradschaftlichkeit, bieten Gelegenheit zu geistigem Austausch u. Geselligkeit.

Studentenschaft, Deutsche, Vereinigung (1919) der (Einzel-) Studentenschaften der dt. Universitäten, die v. den Kriegsteilnehmer-Studenten als Selbstverwaltungskörper gegr. u. v. den Länderregierungen z. T. anerkannt wurde. Die (Einzel-) Studentenschaften setzen sich aus den vollimmatrikulierten Reichs- u. gewissen Auslanddeutschen zusammen, die in allg. Wahlen das Parlament (Allg. Studentenausschuß [Asta]) bestimmen. Die pr. (Einzel-) Studentenschaften sind seit 1927 freie Vereine, aber nicht mehr staatlich anerkannt.

Studentenschaft, Freie,Freie Studentenschaft.

Studenten- und Schülerherbergen, in Österreich Unterkunftsmöglichkeiten für Schüler höherer Schulen, in Deutschland durch Jugendherbergen ersetzt.

Studentenwerk (bis 1929 Wirtschaftshilfe der Dt. Studentenschaft), Selbsthilfeeinrichtung an dt. Hochschulen, um der wirtschaftl. Not der Studierenden abzuhelfen.

Studentenzirkel (Verbindungszirkel), in einem Schriftzug verschlungen: Anfangsbuchstaben des Namens einer Verbindung (u. von vivat, crescat, floreat).

Studie, Übung; Vorarbeit zu einem Kunstwerk.

StudienanstaltenHöhere Schule.

Studienreferendar, -assessor, -rat, Amtsbez. der Lehrer an höheren Schulen.

Studium, geistige Arbeit. Studien, gelehrte Forschungen; studieren, forschen, Hochschule besuchen.

Stuffen, grobstückiges Erz.

Stuhlgericht = Femgericht.

Stuhlverstopfung, Hemmung der Darmentleerung dch. organ. Darmerkrankung od. auf psychisch-nervöser Grundlage dch. schlechte Gewöhnung od. unzweckmäßige Ernährung.

Stuhlweißenburg, westung. St., 39 000 E.

StuhlzäpfchenSuppositorien.

Stumpf, Carl, Psycholog u. Philosoph, *1848; „Tonpsychologie“.

Stunde, der 24. Teil des Tages, im Altertum ungleich lang (Tag u. Nacht in je 12 Teile).

Stundisten, russ. prot. Sekte.

Stundung, Zahlungsaufschub, hemmt die Verjährung.

StupaIndische Kunst.

Stupend, erstaunlich.

Stupid, stumpfsinnig, dumm.

Stuprum, außerehelicher Beischlaf, Schändung.

Sturdee, Sir Frederick Charles, Baron of the Falkland Isles, 1859–1925; siegte 8. 12. 1914 über das dt. Kreuzergeschwader des Admirals Spee bei den Falklandinseln.

Stürgkh, Karl Graf, 1859–1916; 1911–16 österr. Min.-Präs., v. Sozialisten Fr. Adler ermordet.

Sturm, Jakob, Naturforscher u. Kupferstecher, 1771–1848; „Deutschlands Flora“, „Deutschlands Fauna“ (v. seinem Sohn Johann Wilhelm [1808–65] fortgesetzt).

Stürmer, tschako-od. käppiartige student. Kopfbedeckung.

Sturmflut, starke Hebung des Wasserstands durch Sturmeseinwirkung (in der Nordsee bes. NW-, bei Kiel NO-Stürme).

Sturm-und Drangperiode, die Geniezeit 1770–80; bes. wild-geniale Dramen v. Goethe („Götz“), R. Lenz, F. M. Klinger (Schauspiel „Sturm u. Drang“), H. L. Wagner, Maler Müller.

Sturmvögel, Vogelfamilie, Bewohner aller Ozeane, nur zum Brüten auf dem Land, Schnabel hakig gebogen, Fischfresser. Albatros, 41/2 m klafternd, vorwiegend weiß, auf südl. Meeren. Kaptaube, 40 cm lang, grau u. weiß, begleitet fliegend die Schiffe.

Sturzbecher, Trinkglas ohne Fuß.

Sturzflug, steiler Gleitflug.

Sturzgeburt, abnorm rasch verlaufende Geburt.

Stute, weibl. Pferd.

Stuttgart, Hptst., v. Württemberg, westl. v. Neckar, 373 000 E; lebh. Ind. (bes. in dem 1905 eingemeindeten Kannstatt): Buchhandel, -gewerbe; Abb. Sp. 631.

Stutz, Ulrich, Kirchenrechtslehrer, Berlin, *1868.

Stutzen, kurzes gezogenes Jagdgewehr; auch Überziehstrumpf.

Stützmauer = Futtermauer.

Stygisch, zum ↑ Styx gehörig; schauerlich, kalt.

Styliten = Säulenheilige.

Stymphalische Vögel, Vögel, die ihre Federn wie Pfeile abschießen, von Herakles erlegt.

Styr, Nbfl. des Pripet in Wolhynien.

Styx, in der grch. Mythologie Grenzfluß der Unterwelt; Charon fährt die Seelen gegen einen Obolos über.

[Sp. 631, 632] Suaheli, Mischvolk aus Arabern u. Negern an der Küste O-Afrikas u. Sansibars.

Suarès, André (Félix André Yves Scantrel), frz. strengkath. Schriftsteller, *1886.

Stuttgart mit der bezeichnenden kesselförmigen Bergumrahmung.

Subaltern, untergeordnet.

Subarktisch, dem Arktischen nahe, die Zone v. 58–66° nBr.

Subdiakon, kath. Weihegrad; früher S.us, prot. (Hilfs-)Geistlicher.

Subdominante (Unterdominante), die Quarte einer Tonart u. der auf ihr beruhende Akkord.

Subhastation, öff. Versteigerung, bes. Zwangsversteig. v. Grundstücken.

Subjekt, gramm.: das, worüber eine Aussage gemacht wird, Satzgegenstand: Person (oft verächtlich) philos.: der Wahrnehmende u. Denkende i. Gegensatz zum Wahrgenommenen (Objekt). Mus.: das Thema einer Fuge.

Subjektiv, dem Subjekt angehörig, in ihm begründet; persönlich, nicht sachlich.

Subjektivismus, die Leugnung objektiver Maßstäbe des Wahren, Guten u. Schönen.

Subjektsteuer (Personalsteuer) trifft die persönl. Leistungsfähigkeit des Subjekts, z. B. Einkommen- u. Vermögenssteuer.

Subkutan, unter der Haut.

Sublim, erhaben, nur einem geläuterten Verständnis od. Empfinden zugänglich; s.ieren, steigern, emporläutern; verflüchtigen.

Sublimat, allgemein: Produkt einer ↑ Sublimation; bes. Quecksilberchlorid (↑ Quecksilber).

Sublimation, Überführen eines festen Stoffes (ohne ihn zu schmelzen) in Dampf u. dessen Abkühlen zu festem Stoff (↑ Sublimat).

Submarin, unterseeisch.

Submiß, unterwürfig, ehrerbietig.

Submission (Verdingung), Vergebung öff. Arbeiten u. Lieferungen auf Grund schriftl. Angebote v. Bewerbern, die z. Wettbewerb aufgefordert sind.

Subordination, „Unterordnung“, bes. beim Militär.

Subpolar, im Übergangsraum von den gemäßigten Gebieten zu den Polarzonen gelegen.

Subsidiär, unterstützend, in zweiter Linie kommend; s.es Recht war z. B. das gemeine Recht, das nur galt, wenn keine landesrechtl. Vorschriften bestanden.

Subsidien, im Kriege Hilfstruppen, -gelder usw.

Subsistenz, Lebensunterhalt.

Subskription, Verpflichtung durch Namensunterschrift zur Abnahme einer Ware (bes. im Buchhandel), zur Übernahme v. Aktien.

Sub specie aeterni (-tatis), unter dem Gesichtspunkt der Ewigkeit.

Substantiell, wesentlich, stofflich; nahrhaft.

Substanz, philos.: das Dauernde, Wesenhafte; der Urgrund (Spinoza); in der Alltagssprache: der Eigenschaftsträger im Unterschied zu den Eigenschaften.

Substituieren, an eines andern Stelle setzen.

Substitut, Stellvertreter.

Substitution, Stellvertretung; im Erbrecht Einsetzung eines Ersatzerben.

Substrat, Unterlage, Nährboden; Substanz.

Subsumieren, ein-, unterordnen.

Subtil, zart; fein; genau, spitzfindig.

Subtraktion: a–b = c; b wird von a subtrahiert; ↑ Mathematische Zeichen.

Subtropen, Übergangszone zw. Tropen u. gemäßigter Zone.

Subvention, Beihilfe, Unterstützung, bes. aus öff. Mitteln.

Sucher, Vorrichtung zum Anvisieren des Gegenstands einer photographischen Aufnahme.

Suchomlinow, Wladimir, 1848–1926; 1905–15 russ. Kriegsmin., 1917 wegen Verschuldens des Weltkriegs (eigenmächt. Mobilmachung) zu lebenslängl. Zuchthaus verurteilt, floh 1918 nach Deutschland.

Süchteln, rheinl. St., bei München-Gladbach, 10 000 E.

Sucre, St., Bolivia, 21 000 E.

Südafrikan. Union: Von Flüssen jung eingerissene Steilhänge der Drakensberge.

Südafrikanische Union, britisches Dominion, 1 222 215 qkm, 6 927 000 E; Hptst. Pretoria. Schmales Küstenvorland, Randgebirge (höchster Teil Drakensberge, 3659 m), dahinter innere Hochflächen (meist Trockengebiet: Namib, Kalahari). Wichtigster Erwerbszweig Bergbau: 2/5 bis 1/2 der Weltproduktion an Gold aus dem Witwatersrand bei Johannesburg (Transvaal), größte Diamantfundstätten der Erde (bei Kimberley u. Pretoria), Kupfer (b. Ookiep in NW-Kapland), Zinn u. Platin (Transvaal).

Holl. Buren aus der Kapkolonie gründ. 1842 die Oranjefluß-Rep. sowie drei Freistaaten, die M. Pretorius 1852 zur Rep. Transvaal vereinigte; sie wurde von Großbritannien 12. 4. 1877 zur Kolonie erklärt, aber nach Niederlagen gab es 3. 8. 1881 dem Lande die innere Unabhängigkeit zurück. Der Staat führte 1884–1900 den Namen Südafrikan. Republik u. stand 1883–99 unter Leitung Krügers. Südafrikan. Krieg (Burenkrieg) 1899–1902: Südafrikan. Rep. u. Oranje-Freistaat gegen Großbritannien. Nach anfängl. Erfolgen der Buren erlangten die Briten unter Lord Roberts das Übergewicht, sodaß 1. 3. 1900 der Oranje-Freistaat u. 1. 9. 1900 die Südafrikan. Rep. zu brit. Kolonien erklärt werden konnten. Auch der noch fast 2 Jahre dauernde Kleinkrieg (Dewet) änderte nichts am Ergebnis; Friede in Vereeniging (31. 5. 1902). August 1906 wurde der Kolonie Selbstregierung zugestanden. Min.-Präs. war 1907–10 Botha, der nun den Zusammenschluß der vier brit. Kolonien (Kapland, Natal, Oranjefluß-Kolonie u. Transvaal) erstrebte: 31. 5. 1910 S. (Union of South Africa). 9. 9. 1914 Krieg gegen Dt.-SW-Afrika, den auch eine Auflehnung der Buren (Beyers, Dewet) nicht verhindern konnte. Als Lohn erhielt die S. das Mandat über Dt.-SW-Afrika 1919. Im Innern wuchs der Einfluß der Nationalisten u. der Arbeiterpartei; aber Jan Chr. Smuts erlangte 1921 noch eine Mehrheit d. Südafrikan. Partei; an seine Stelle trat 1924 Hertzog; er sprach sich mehrfach für Verselbständigung der Union (auf verfassungsmäß. Wege) aus.

Südamerika: Páramoslandschaft in den Anden.

Südamerika (↑ Karte Sp. 648), Erdteil, 17,6 Mill, qkm, etwa 80 Mill. E (1/4 Weiße, 1/4 Neger und Indianer, 1/2 Mischlinge aller Art). Im W das gefaltete Kordillerenland (Anden; Abb.), mit steilem Abfall nach W. Im O ungefaltetes Bergland (Patagonien), die La-Plata-Länder, das brasil. Bergland, das Tiefland des Amazonas und das Bergland von Guayana. Östl. v. den Kordilleren feuchtwarmes Tropengebiet bis Nordargentinien. Südbrasilien und Argentinien gemäßigt, Patagonien ziemlich kühl. Pazif. Küste feuchttropisch bis Golf v. Guayaquil, dann regenarmer Strich bis 30° (Wüsten), darauf wieder feuchter. Haupterwerbszweige Acker- u. Plantagenbau: Weizen, Mais; Zuckerrohr, Kaffee (Brasilien), Kakao (Brasilien, Ecuador), Tabak (Brasilien), Baumwolle, Kautschuk (Brasilien). Viehzucht: Rinder, Pferde, Schafe (Wolle). Bergbau liefert Edelmetalle (Brasilien), Diamanten (Brasilien), Salpeter (Chile; Abb. Sp. 633), Guano (Peru), der Wald Holz (Brasilholz), Chinarinde, Kautschuk, Kopra (Brasilien), Mate (Paraguay).

[Sp. 633, 634] Sudan, vorwiegend Savannen- u. Steppengebiet zw. Sahara u. Kongogebiet, Abessinien u. Atlant. Ozean.

Südaustralien, Gliedstaat des Austral. Bundes, 984 341 qkm, 495 000 E; Hptst. Adelaide.

Südcarolina = South Carolina.

Südchinesisches Meer (chines. Nan-hai), Randmeer zw. asiat. Festland, Borneo, Philippinen u. Formosa.

Süddakota = South Dakota.

Südekum, Albert, soz.-dem. Schriftleiter, *1871, 1900–18 M. d. R., 1918–20 pr. Finanz-Min.

Südamerika: Salpeterfeld in der nördl. Wüstenzone Chiles.

Sudermann, Herm., Schriftsteller, 1857–1928; ein Führer des Naturalismus; Romane: „Frau Sorge“, „Katzensteg“; „Litauische Geschichten“; wirkungsvolle Dramen: „Ehre“, „Heimat“.

Sudeten, nördl. Gebirgsumrahmung Böhmens.

Südfrüchte, aus wärmern und trop. Ländern eingeführtes Obst.

Südgeorgien, antarkt. Insel östl. Kap Hoorn, 4000 qkm.

Südinsel, südl. Hauptinsel von Neuseeland.

Südmandschurische Bahn, jap. Bahn in der Mandschurei, umfaßt die Hauptstrecken Tschangtschun-Dairen u. Mukden-Antung, 700 km.

Süd-Orkney-Inseln, antarkt. brit. Inseln, südl. v. Kap Hoorn.

Süd-Ossetien, auton. Gebiet im transkaukas. Rätestaat Georgien, 3708 qkm, 87 000 E Hptst. Zchinwali.

Südpolarländer, Länder innerhalb od. in der Nähe des südl. Polarkreises, stark vergletschert, z. T. m. tätigen Vulkanen. Innerhalb der S. liegt der Südpol, der 14. 12. 1911 v. Amundsen, 18. 1. 1912 v. Scott erreicht, 1928 v. ↑ Byrd überflogen wurde. Der magnet. Südpol liegt unter 73° sBr, 93° wL.

Sudraka, ind. König, Dramatiker, 8. Jh. n.Chr.

Süd-RhodesienRhodesien.

Südsee, die äquatorialen und südl. Teile des Stillen Ozeans.

Südseeinsulaner, Bewohner der Inseln der Südsee: Polynesier, Mikronesier und Melanesier.

Südshetlandinseln, antarkt. brit. Inselgruppe, südö. v. Kap Hoorn.

Südslawien: Hauptverkehrsstraße in Belgrad.

Südslawien, Kgr. in SO-Europa, umfaßt Serbien und Montenegro, S-Ungarn (westl. Teil), Kroatien-Slawonien, Bosnien u. Herzegowina, Dalmatien mit Inseln u. die frühern österr. Kronländer Krain, Kärnten (südö. Teil), Steiermark (Südteil), zus. 247 852 qkm, 11,8 Mill. E; Hptst. Belgrad. Von der Bev. (↑ Slowenen u. ↑ Serbokroaten) sind 4/5 in der Landwirtschaft (bes. Anbau v. Mais, Weizen, Tabak, Flachs) tätig. Starker Obst- u. Weinbau. Bergbau u. Ind. unbedeutend.

Seit dem 9. Jh. entstanden serb. Kleinstaaten, die vereinigt wurden; unter den Nemanjiden (bis 1367) war Serbien eine balkan. Großmacht. Seit 1371 eroberten die Türken das südslaw. Gebiet; 1389 unterlagen die Serben auf dem Amselfeld. 1810–14 bestand ein v. Napoleon gebildeter Illyrischer Staat (Kroatien, Slowenien, Dalmatien), der eine panillyr. Bewegung (Ljudewit Gaj) veranlaßte. 1804 Erhebung der Serben gegen die Türken unter Georg Petrović, gen. Czerni (Kara-) Georg. Miloš Obrenović errang 1806 die Unabhängigkeit, wurde erbl. Fürst, 1829 anerkannt, trat aber 1838 zurück. Michael Obrenović (1868 ermordet) beseitigte die türk. Oberherrschaft.

Milan gab 1869 eine neue Verf., kämpfte 1876 u. 1877 gegen die Türkei, wurde 1878 unabhängig, 1882 König. Der verlorene Krieg mit Bulgarien (1885–86) brachte keine Veränderungen. Peter Karageorgíević (1844–1921), dessen Politik wesentlich v. Pašić (Paschitsch) geführt wurde, eroberte 1912–13 in d. Balkankriegen Mazedonien, verlor nach Entfachung des Weltkriegs durch die großserb. Propaganda im Winter 1915/16 sein Land, gewann es aber 1918 zurück.

Während des Weltkriegs bestand ein Südslawen-Komitee unter Führung v. Trumbić, zuerst in Rom, seit 1915 in London. Am 5. 10. 1918 wurde der Nationalrat der Slowenen, Kroaten u. Serben in Agram gebildet, 21. 11. 1918 die Vereinigung d. südslaw. Gebiete Österreich-Ungarns mit Serbien u. Montenegro unter d. Dynastie Karageorgiević erklärt. Der zunächst föderalist. Aufbau des Staates wurde allmählich straff großserb.-zentralist. umgestaltet. Der Kroatenführer Radić wurde 1928 ermordet. Alexander II. setzte Jan. 1929 die Verf. außer Kraft und übergab die Regierung mit diktator. Vollmachten d. General Živković (Schiwkowitsch). Dieser ging scharf gegen die autonomist. Kroatenführer vor, organisierte 3. 10. 1929 das Reich neu in 9 Banate. 3. 9. 1931 königl. Dekret, das Aufhebung der Diktatur ankündigt. Die außenpolit. Lage S.s ist bestimmt dch. den Gegensatz zu Italien.

Südtirol, Teil Tirols, südl. v. Brenner, bis zum Ortler dt. Sprachgebiet, kam 1920 an Italien; 13 913 qkm, 641 700 E (204 800 Dt). Starke Italienisierungspolitik.

Südwester, Seemannskappe aus ölgetränkter Leinwand.

Sue, Eugène, frz. Romanschriftsteller, 1804–57.

Der schleusenlose Sueskanal zwischen öden, heißen Ufern.

Sueskanal, zw. Mittelländ. u. Rotem Meer, 1858–69 v. Lesseps erbaut, 160 km; Schiffsverkehr 1929: 6206 Schiffe mit 26,12 Mill. Reg.-T.

Sueven (Sueben), german. Völkerbund, östl. der Elbe, 100 v. Chr. nach Mittelrhein u. Main; Name blieb an den Alemannen haften (danach Schwaben).

Suffisance, Selbstgefälligkeit, dünkelhafte Selbstgenügsamkeit; süffisant, eingebildet.

Suffix, einem Wort angehängte Nachsilbe.

Suffragette, Anhängerin d. Frauenstimmrechtsbewegung in England. Führerin: Emmeline Pankhurst (1858–1928). Nachdem die Frauen das Stimmrecht erhalten haben (1919), gibt es keine S. in Engl. mehr.

Sufismus, islam.-pantheist. Sekte.

Suggerieren, seelisch beeinflussen, jemand etwas einreden.

Suggestibilität, Empfänglichkeit f. Suggestion.

Suggestion, Erzeugung v. Vorstellungen, Handlungen, körperl. Veränderungen (z. B. Erröten, Erblassen) durch seel. Einwirkung.

Suhl, pr. St., im südw. Thüringen, 16 000 E; Waffen.

Sühneversuch (Sühnetermin), gerichtl. Verhandlung zur gütl. Beilegung eines Rechtsstreits. Der Ehescheidungsklage muß regelmäßig S. vor Amtsgericht vorhergehen, der Privatklage wegen Beleidigung S. vor Schiedsmann, wenn beide Teile an demselben Ort wohnen.

Suicidium, Selbstmord.

Sujet, Gegenstand; (künstler.) Vorwurf.

Suite, Folge; (militär.) Gefolge. Mus.: mehrsätziges, aus Tänzen bestehendes Instrumentalstück.

Suiten (vulgär Schwieten), mutwillige, lose Streiche. Suitier, Streichemacher, lustiger Bruder.

Sukkulenten, Pflanzen mit fleischigen Blättern (Dickblattgewächse, Fettpflanzen).

Sukkurs, Hilfe, Beistand.

Sukzedieren, nachfolgen. Sukzeß, Erfolg. Sukzession, (Rechts-) Nachfolge, Thronfolge. Sukzessiv, folgend, nach und nach.

[Sp. 635, 636] Suleimân (Solimân) II. Kanunî, „der Gesetzgeber“, türk. Sultan, 1495–1566, regierte 1520–66, eroberte 1521 Belgrad, siegte 1526 bei Mohács und eroberte Ofen-Pest, belagerte 1529 vergeblich Wien, unterwarf 1533 Persien u. Bagdad, 1551 Tripolitanien, starb bei Belagerung v. Szigetvár. Er übernahm 1538 das Kalifat.

Suleimangebirge, auf der Grenze v. Belutschistan u. Brit.-Indien, 3440 m.

Sulfite, Schwefligsäuresalze; ↑ Schwefel.

Sulfonal, Schlafmittel (Schwefelverb.).

SulkyTrabrennen.

Sulla, Lucius Cornelius, röm. Aristokratenführer, 138–78 v. Chr.; stürzte die Volkspartei unter Marius in Rom, schuf eine aristokrat. Verfassung.

Sullivan, Sir Arthur Seymour, engl. Komp., 1842–1900; Ouvertüren, Oratorien, Operette („Der Mikado“).

Sully-Prudhomme, René François Armand, frz. lyr. Dichter, 1839–1907.

Sultan, Titel islam. Herrscher.

Sulu, Stamm der Kaffern (SO-Afrika).

Suluinseln, zw. Borneo u. Philippinen, 2719 qkm, 168 000 E, seit 1898 zu USA.

Sululand, Landschaft in N-Natal (S-Afrika).

Sulzbach, D., Saargebiet, 22 000 E; Kohle, Eisen.

Sülze, Mischung v. Gallerte u. Fleischstücken.

SumachSchmack.

Sumatra: Gemeinschaftshäuser in einem Battakdorf.

Sumatra, westliche der Gr. Sundainseln (zu Niederl.-Indien gehörig), 422 527 qkm, 6 Mill. E (meist Malaien; 19 000 Europäer). Im W Geb. mit tätigen Vulkanen (3800 m), im O Schwemmland. Klima trop. Reich an Mineralien: Gold, Silber, Kupfer, bes. Pechkohle. Trop. Nutzpflanzen: Gewürze, Kautschuk, Tabak, Kaffee.

Sumba, niederl.-ind. Sundainsel, südl von Flores, 11 082 qkm, 200 000 E.

Sumbawa, niederl.-ind. Sundainsel, 14 739 qkm, 150 000 E.

Summa cum laude, mit höchstem Lob.

Summarisch, kurz zusammengefaßt, kurz u. bündig.

Summa summarum, alles in allem, im ganzen.

Sumpfdotterblume, Hahnenfußgewächs, 40 cm, dottergelb, auf nassen Wiesen.

Sumpfgas = Methan.

Sumpfzypresse, Nadelbaum aus N-Amerika, 40 m, Zierbaum an Teichrändern.

Sund, Meerenge zw. Kattegatt u. Ostsee, Seeland u. Schonen.

Sundainseln, ostind. Archipel zw. Chines. Meer und Ind. Ozean.

Sundar Singh (Sadhu S. S.), ind. Christ, *1889, Missionar, bes. in Tibet.

Sundasee, zw. Celebes, Flores u. Sumbawa.

Sundastraße, Meerenge zw. Sumatra u. Java.

Sunderland, nordengl. Hafenst, 159 000 E.

SündflutSintflut.

Sundgau, das südl. Oberelsaß.

Sungari, Nbfl. d. Amur, NO-China (Mandschurei), 1840 km.

Sunniten, Anhänger der „Sunna“ („Ausspruch“, „Tat“) u. der ersten 4 Kalifen; Gegner: ↑ Schiiten.

Süntel, Teil d. Weserberglandes, links d. Weser.

Sun Yatsen, 1868–1925; 1911–12 provisor. Präs. Chinas, organisierte 1912 die ↑ Kuomintang.

Suomi, finn. Name d. Staates Finnland, auch d. finn. Sprache.

Supan, Alexand., Geogr., 1847–1920.

Superb, prächtig.

Superficies, Oberfläche; Gebäuderecht (Bau-, Platzrecht) des Superfiziars (Erbbauberechtigten).

Superintendent, der an der Spitze eines ev. Kirchenkreises stehende Geistliche.

Superiorität, Überlegenheit.

Superkargo, Bevollmächtigter, der Schiffsladung nach Absatzhafen begleitet.

Superlativ, höchste Steigerungsstufe eines Eigenschaftsworts: „schönste“.

Supernumerar, „überzähliger“, nicht planmäßiger Beamter; Beamtenanwärter.

Superphosphat, aus Phosphorit, Knochen usw. durch Schwefelsäure gewonnenes Düngemittel.

Superstition, Aberglaube.

Suppé, Franz v., Operettenkomponist, Wien, 1819–95; „Die schöne Galathea“, „Fatinitza“, „Boccaccio“.

Supper, Auguste, schwäb. Dichterin, *1867; Ged., Erz., Rom.: „Der Herrensohn“.

Supplement, Ergänzung, Nachtrag; bes. Nachtrag zu einem literar. Werk (S.band). S. eines Winkels: seine Ergänzung zu 180°.

Supplik, Bittgesuch. Supplikant, Bittsteller.

Supponieren, voraussetzen, unterstellen.

Support, Werkzeugschlitten an Arbeitsmaschinen.

Supposition, Unterschiebung; Annahme.

Suppositorien, leicht schmelzbare Fettzäpfchen mit Arzneien, zur Einführung in Mastdarm (Stuhlzäpfchen) u. Scheide.

Supranaturalismus, Glaube an übernatürl. Offenbarung Gottes.

Supremat, der, Überordnung, bes. des Papstes über die Bischöfe; Suprematie, Oberherrschaft, Oberhoheit.

Surabaja, St., an d. N-Küste v. Java, 225 000 E; Haupthandelsplatz Niederl.-Indiens.

Surakarta, St. auf Java, 158 000 E.

Surat, brit. St., im westl. Vorderindien, 117 000 E; Baumwollind.

Sure, Kapitel des Korans.

Sureté, frz. Geheimpolizei.

Surinam = Niederländisch-Guayana.

Süring, Reinhard, Meteorolog, *1866.

Surrealismus, Gestaltung der gesteigerten Wirklichkeit, mod. Richtung in Kunst u. Schrifttum, als Ablösung des Expressionismus v. Frankreich ausgegangen, hält sich an das Material des unbewußten u. hellsichtigen Seelenlebens, das mit übertreibender Präzision u. gegenständl. Exaktheit geformt wird.

Surrey, Henry Howard, Earl of, engl. Dichter, * um 1518, † 1547.

Surrogat, Ersatzmittel.

Surrogation, Ersatz.

Susa,

1) antike, heute zerstörte St. im südö. Mesopotamien;
2) ↑ Sousse.

Sušak, Vorst. v. Fiume, 16 000 E; nach Abtretung v. Fiume an Italien wichtigster südslaw. Hafen mit starkem Holzexport.

Susanna, Jüdin in Babylon, im Bad überrascht v. lüsternen Alten.

Suso, dt. Mystiker, ↑ Seuse.

Suspekt, verdächtig.

Suspendieren, zeitweilig aufheben; zeitweilig v. Amt entheben.

Suspension,

1) vorläufige Dienstenthebung wegen Dienstverfehlungen;
2) Aufschwemmung eines fein zerteilten festen Stoffes in einer Flüssigkeit, in der er sich nicht löst.

Suspensiv, aufschiebend.

Suspensorium, beutelartige, mit Traggurt versehene Bandage z. Hochtragen der Hoden.

Susquehanna, Fl. in Pennsylvanien (USA), zur Chesapeakebai, 750 km.

Sueß, Eduard, österr. Geolog, 1831–1914; „Antlitz d. Erde“.

Süße Kartoffel = Batate.

Süßfutter, durch Pressen oder elektr. Behandlung v. grünen Futterpflanzen gewonnenes Viehfutter.

Süßholz, Hülsenfrüchtler, 2 m, im Mittelmeergebiet u. Vorderasien, mit süß schmeckenden Wurzeln, liefern Lakritzen.

Süßmilch, Joh. Peter, Statistik., 1707–67; bahnbrechend i. der Bevölkerungsstatistik.

Süß-Oppenheimer (Jüd Süß), Joseph, * um 1698, 1735 württembergischer Fin.-Rat, bedrückte die Untertanen, 1738 gehenkt.

Süßstoffe, künstl. Süßmittel (bes. Sacharin) mit höherer Süßkraft als Zucker ohne dessen Nährwert. Herstellung und Einfuhr nur mit Erlaubnis der Reichsregierung. Der Übergang von S. in den freien Verkehr unterliegt der S.steuer.

Süßwasserformation, Aufeinanderfolge von Ablagerungen aus Süßwasser.

Suter, Herm., schweiz. Komponist, 1870–1926; Männerchöre, symphon. Dichtungen.

Sutra (Einzahl: das Sutram), ind. Werke (Regeln und Lehrsätze).

Su-tschou, ostchin. Vertragshafen, am Kaiserkanal, 500 000 E; Seidenind.

Suttner, Berta, Baronin v., 1843–1914; Pazifistin: „Die Waffen nieder“; Friedensnobelpreis 1905.

Suum cuique, „Jedem das Seine“.

Suworow, Alexander, Graf S.-Rimnikskij, Fürst Italijskij, russ. Feldherr, 1729–1800, siegte 1799 an d. Trebbia u. bei Novi über die Franzosen, wurde aber zum Rückzug gezwungen.

Suzeränität, Oberlehnsherrschaft, Recht eines Staates, einen andern Staat in best. völkerrechtl. Beziehungen zu vertreten u. von ihm Heeres- u. Geldleistungen zu fordern.

Sveaborg (seit 1918 Suomenlinna, „Finnlandsburg“), finn. Inselfestung vor Helsingfors.

Svealand, der mittlere der 3 Hauptteile Schwedens.

Svedberg, Theo, schwed. Chemiker, *1884; Kolloidchemie.

Svehla, Antonin, *1873; Führer der tschech. Agrarpartei, 1922–30 Min.-Präs.

Svendsen, Johann, norw. Komponist, 1840–1911; Orchester-, Kammermusikwerke.

Sverdrup, Otto, norw. Polarforscher, 1854–1931.

Sverige, Schweden.

Svinhufvud, Per Evind v., *1861; 1917–18 Präs. der finn. Regierung, seit 1931 finn. Reichspräs.

Swakopmund, Hafenst., SW-Afrika, 2000 Weiße.

Swammerdam, Jan, niederl. Naturforscher, 1637–80; Erforscher der Insektenanatomie u. -systematik.

Swamps, Sümpfe im östl. Nordamerika.

Swansea, St., im südl. Wales, 158 000 E; Kupferind.

Swantewit, altslaw. Kriegs- u. Sonnengott, bes. auf Rügen verehrt.

Swaraj, die ind. Unabhängigkeitsbewegung gegen die engl. Herrschaft.

Swasiland, [Sp. 637, 638] brit. Schutzgebiet, südö. v. Transvaal, 17 295 qkm, 113 000 E; Hauptort Mbabane.

SwastikaHakenkreuz.

Sweater („Schwitzer“), gewirkte wollene Sportkleidung.

Sweatingsystem, Schwitzsystem, Beschäftigung v. Heimarbeitern bei stark gedrückten Löhnen.

Swedenborg, Emanuel v., schwed. Theosoph, 1688–1772; begr. ein phantast.-rationalist Natursystem; „Arcana coelestia“.

Sweelinck, Jan, holl. Komponist, 1562–1621; Begründer der Orgelfuge.

Swerdlowsk, russ. St., Ural, 136 000 E.

Swift, Jonathan, engl.-ir. Satiriker, 1667–1745; phantast. Rom. „Gullivers Reisen“.

Swinburne, Algernon Charles, „präraffaelitischer“ engl. Dichter, 1837–1909.

Swinemünde, Seebad auf Usedom, 18 000 E.

Sybaris, 720 v.Chr. gegr. Griechenstadt in Unteritalien, durch Schwelgerei berüchtigt; sybaritisch, weichlich, üppig.

Heinrich v. Sybel

Sybel, Heinrich v., Historiker, 1817–95; „Die Begründung des Deutschen Reiches“.

Sydney: Der Circular Quay, eine Hauptverkehrsstraße zum Hafen.

Sydney, südostaustral. Hafenst., 1 127 000 E; größte St. u. wichtigster Handelsplatz Australiens.

Emil v. Sydow.

Sydow, Emil v., Offizier u. Kartograph, 1812–73.

Syenit, ähnlich wie Granit.

Sykomore, 15 m hoher, 10 m dicker Feigenbaum, Ägypten, Orient; Früchte klein.

Sykophant, im antiken Athen gewerbsmäßiger Denunziant.

Syllabus, Verzeichnis, bes. der mit dem röm. Katholizismus nicht verträgl. modernen Irrtümer.

Syllogismus, logischer Schluß.

Sylphen (weibl. Sylphiden), Luftgeister.

Sylt, nordfries. Insel, 6700 E.

Sylva, Carmen,Elisabeth 3).

Sylvin, Mineral, Chlorkalium, in Abraumsalzen.

Symbiose, Zusammenleben, bes. verschiedenartiger Tiere od. Pflanzen, auch v. Tieren mit Pflanzen zu gegenseitigem Nutzen.

Symbol, Kennzeichen; Sinnbild. In der bildenden Kunst am gebräuchlichsten die christl. S.e, z. B. Christus = Lamm, Weinstock, Evangelist Lukas = Stier, Markus = Löwe usw.

Symbolik, bildl. Darstellung; theol.: vergleichende Darstellung des Lehrinhalts der kirchl. Bekenntnisschriften; Konfessionskunde.

Symbolische Bücher, Bekenntnisschriften (Konfessionen) einer Kirche.

Symbolismus,

1) philosoph. Lehre, die (z. B.) histor. Begebenheiten als Symbole einer hinter ihnen liegenden Kultur- od. Stilkraft ansieht;
2) Richtung, bes. der frz. Lit., die v. den Symbolisten (Décadents, Impressionistes) seit etwa 1883 vertreten wurde, suchte überzeitl. Erlebnisse in ewig gültigen Sinnbildern auszudrücken.

Symmetrie, Ebenmaß; Zusammenfallen eines Körpers mit seinem Spiegelbild bei geeignet liegender Spiegelebene (S.ebene).

Sympathetisch, auf Sympathie beruhend; mitfühlend; geheimkräftig.

Sympathie, Fähigkeit, mitzufühlen; Zuneigung, Seelenverwandtschaft.

Symphonie („Zusammenklang“, Sinfonie), im 17. Jh. Überleitungsmusik in Oper, Oratorium, Kantate, seit Stamitz u. bes. Haydn, Mozart, Beethoven ein selbständ. Orchesterstück aus mehreren (meist 4) Sätzen. Die symphon. Dichtungen gehören zur Programmusik.

Symphoricarpus = Schneebeere.

Symposion, Trinkgelage; Dialog v. Platon.

Symptom, (Krankheits-)Zeichen.

Synagoge, jüd. Andachtsstätte, Tempel.

Synchron sind Vorgänge, die zur gleichen Zeit u. im gleichen Tempo ablaufen.

Syndikalismus, radikalsozialist. Strömung, die mit Hilfe einer gewerkschaftlich organisierten Minderheit durch revolutionären Umsturz (Direkte Aktion) die sozialist. Gesellschaftsordnung errichten will. Syndikalisten, Anhänger des S.

Syndikate, straff organisierte Kartelle mit eignen Verkaufsstellen; in Frankreich Gewerkschaften.

Syndikatsklage, Schadenersatzklage gegen Beamte, bes. Richter, wegen Verletzung der Amtspflicht.

Syndikus (Justitiar), angestellter Rechtsberater einer Gemeinde, gr. Firma, eines Verbands usw.

Synedrion, Hoh. Rat (71 Mitgl.) der alten Juden.

Synergismus, Lehre, daß der Mensch zu seiner Bekehrung mitwirken müsse (kath., Melanchthon).

Synge, John Millington, engl.-ir. Dichter, 1871–1909; Vorkämpfer einer kelt. Renaissance; Dramen.

Synklinale, eine v. Schichtgesteinen gebildete Mulde (↑ Taf. Sp. 200).

Synkope, Verkürzung (z. B. mächt’ge); Metrik: Zusammenziehung v. Hebung u. Senkung in eine Silbe; Musik: Tonbindung, bei der der eig. unbetonte Taktteil den Akzent erhält; ein Hauptmerkmal der neuesten Tanzmusik (Jazz).

Synkretismus, Verschmelzung gegensätzl. Lehren od. Parteien; bes. die Religionsmischung der orientalischen u. hellenistischen Welt.

Synode,

1) Kirchenversammlung, Konzil;
2) gewählte gesetzgebende Vertretungskörper in der prot. Kirchenverfassung.

Synonymik, Lehre v. den Synonymen, d. h. sinnverwandten Wörtern, z. B. sehen u. schauen.

Synopse, vergleichende Übersicht; bes. Nebeneinanderreihung der Evangelien des Matthäus, Markus, Lukas („Synoptiker“).

Synoptisch, übersichtlich, zu einem Gesamtbild zusammenfassend. S.e Karten, z. B. Wetterkarten, geben die Ergebnisse gleichzeitiger Beobachtungen wieder.

Syntax, Satzlehre, Lehre v. Satzbau.

Synthese, Aufbau, Zusammenfügung v. einfachen Teilen eines Begriffs od. Lehrgebäudes zu einem einheitl. Ganzen; Aufbau einer chem. Verbindung.

Syphilis, infektiöse, meist durch Geschlechtsverkehr übertragene Krankheit; zuerst Primäraffekt (harter Schanker), dann sekundäres Stadium mit Hautausschlägen u. Schleimhautveränderungen, zuletzt 3. Stadium, das Eingeweide angreift (Herz-, Leber-, Lungen-, Hirn-, Rückenmarks-S.). Rückenmarksschwindsucht u. progressive Paralyse (Hirnerweichung) sind gleichfalls Folgen der S. Langdauernde Behandlung erforderlich, bringt oft Heilung.

Syra, grch. Kyklade, 27 000 E.

Syracuse, St., New York (USA), 199 000 E.

Syrakus, ital. St., auf Sizilien, 56 000 E.

Syr-Darja, Fl. in Sowjetmittelasien, 2580 km, zum Aralsee.

Syrjänen, Stamm der Ostfinnen in N-Rußland.

Syrjänen-Gebiet, auton. Gebiet im russ. Nordgau, 434 100 qkm, 207 000 E; Hptst. Sywtywkar.

Syrien, Landschaft in Vorderasien, am Mittelmeer. An der Küste Mittelmeer-Klima u. -Flora, Jordantal trop. u. halbtrop., Hochplateau kontinental u. steppenhaft. Ackerbau (Weizen, Gerste), im NW Tabakbau, an der Küste Oliven, Wein, Südfrüchte, in der Steppe Schafzucht.

Das frz. Mandat S. hat 148 291 qkm mit 2 423 000 E; Hptst. Beirut.

Assyrer eroberten 732 Damaskus; 606 an Babylon, 539 an Persien, nach Alexander d. Gr. hellenist. Staat; 64 v. Chr. röm. Prov., 636 arab., 1517 türk., 1831 ägypt., 1840 wieder türk. Der Völkerbund übertrug 1920 das Mandat über S. Frankreich, die Konferenz v. San Remo 1920 beschloß Errichtung des syr. Staats. Bes. 1925 Drusenaufstände gegen die Franzosen. Verfassung v. 22. 5. 1930.

Syringa = Flieder.

Syrinx (Panflöte), grch. Hirtenflöte.

Syrisch, der ostaramäische Dialekt v. Edessa, die Kirchen- u. Lit.-Sprache der syr. Christen.

Jörg Syrlin: Skulptur vom Chorgestühl im Münster zu Ulm.

Syrlin, Jörg, Bildhauer u. -schnitzer, Ulm, † um 1491.

Syrmien, fruchtbare Landschaft in Kroatien-Slawonien (Südslawien); Hptst. Vukovár, 10 000 E.

Syrte, Name oder Bez. zweier Meerbusen [Sp. 639, 640] im N Afrikas: Große S. u. Kleine S.

Syrup, Friedr., *1881; seit 1927 Präs. der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung u. Arbeitslosenversicherung.

System („das Zusammengestellte“), einheitlich geordnetes Ganze, bes. der log. Aufbau einer Wissenschaft, Weltanschauung.

Systematik, Kunst, ein System zu bilden; Zweig der Zoologie u. Botanik, der sich mit dem System befaßt. Begründer: Linné. Systematisch, unter einheitl. Gesichtspunkte gebracht.

Szamos, Nbfl. der Theiß, 500 km.

Szatmár-Németi, rum. St., an d. Szamos, 60 000 E (1/2 Ungarn).

Szegedin, zweitgrößte St. Ungarns, an der Theiß, 119 000 E; Handels- und Gewerbemittelpunkt des Alfölds.

Székesfehérvár, ung. Name von Stuhlweißenburg.

Székler, Völkerrest fragl. Herkunft im O von Siebenbürgen, etwa 1/2 Mill. Köpfe.

Szene, Bühne; Aktteil. Szenerie, Bühnenbild.

Szientismus = Christian Science.

Szintillation, Funkeln (v. Sternen).

Szlachta, poln. Adel; Szlachcic (Schlachtschitz), Adlige.

Szyila = Skylla.

T

Taaffe, Eduard, Graf, 1833–95; 1868–70 u. 1879–93 österr. Min.-Präs., erstrebte die Versöhnung der Nationalitäten.

Tabakpflanzungen, mit hellen Gazeschleiern geschützt, in Porto Rico.

Tabak (Nicotiana), Nachtschattengewächs aus Südamerika, in Westindien, Brasilien, Mexiko, Nordamerika, Sumatra, Kleinasien, Balkan, untern Donauländern, Rußland, auch in Deutschland in vielen Abarten angebaut. Virginischer T., bis 1,50 m, Blüten trichterförmig, rot. Bauern-T. (↑ Taf. Sp. 209), 1,50 m, Blüten gelbgrün.

Tabakmonopol (Tabakregal) gibt dem Staat das alleinige Recht auf Herst. sowie Groß- u. Kleinvertrieb (Tabak-Regie) v. Tabakwaren; Preisfestsetzung erfolgt nach dem Willen des Staats. T. besteht u. a. in Österreich, Ungarn, Tschechoslowakei, Frankreich, Italien, Rumänien, Spanien, Portugal, Türkei, Japan.

Tabakskollegium, Abendgesellschaft Friedrich Wilhelms I. v. Preußen.

Tabaksteuer, Aufwandsteuer auf Tabak, durchführbar als Tabakverbrauchssteuer, Tabakzoll od. ↑ Tabakmonopol. In Deutschland in Form der Banderolensteuer, deshalb Verpackungszwang mit Angabe v. Inhalt u. Kleinhandelspreis.

Tabellen, in Rubriken geordnete Zusammenstellungen, z.B. Geschichts-T., statist. Übersichten.

Tabernakel (kath.), Gefäß od. Altaraufbau für das Allerheiligste; bei manchen relig. Sekten d. Bethaus.

Taberne, Weinschänke, Wirtshaus; Kaufbude.

Tabes, Schwindsucht, bes. T. dorsalis (Rückenmarksschwindsucht), Erkrankung d. Rückenmarks u. der Rückenmarksnerven infolge v. Syphilis.

Tableau, Gemälde; Tableaux vivants, lebende Bilder.

Table d’hôte, gemeinschaftl. Gasthaustafel mit Einheitspreis.

Tablett, Auftragebrett.

Tablette, „Täfelchen“ (bes. zum Einnehmen); Deckplatte.

Tabor, Berg in Palästina, bei Nazareth, 562 m.

Tabor, südböhm. St., 12 000 E.

Täbris = Tebris.

Tabu, in Kult, Aberglaube, Sitte, Brauch primitiver Völker (bes. Südsee) vorgeschriebenes Vermeiden bestimmter Handlungen, Orte, Personen usw.

Tabula rasa, unbeschriebenes Blatt; „reiner Tisch“; nichts mehr vorhanden.

Tabularersitzung, Ersitzung des Eigentums an einem Grundstück durch 30jähr. unrechtmäßiges Eingetragensein im Grundbuch; in der Schweiz 10 Jahre.

TabulaturMeistergesang.

Tachometer (Geschwindigkeitsmesser), Apparat zum Anzeigen von Umdrehungs-, Fahr- u. Windgeschwindigkeiten.

Tachygraphie, altgrch. Kurzschrift.

Tachykardie, abnorm beschleunigte Herztätigkeit (bis 200 Schläge in 1 min).

Tachymetrie („Schnellmessung“), Schnellmeßverfahren mittels Tachymeters für Geländeaufnahmen.

Tacitus, P. Cornelius, röm. Historiker, * um 55, † 120 n. Chr., 97 Konsul; „Germania“ (wichtig für die Kenntnis der german. Kultur).

Tacna, bis 1929 nördlichste Prov. Chiles, 24 000 qkm, 44 379 E; seit 1883 mit Arica zu Chile gehörig; die Tacna-Arica-Frage wurde durch Schiedsspruch des Präs. der USA (Hoover) 1929 so gelöst, daß Peru den N mit der Stadt T., Chile den S mit Arica erhielt.

Tacoma, bed. Hafenst., Washington (USA), 111 100 E; Stahlind.

Tadschik, mit Ariern vermischte Urbevölkerung in Tadschikistan u. Usbekistan (1 Mill.).

Tadschikistan, sowjetruss. Rätestaat in Mittelasien, 191 357 qkm, 1 031 000 E; nomadisierende Viehzucht im O, Reis-, Getreide- u. Baumwollbau im W; Hptst. Stalinabad.

Tael, Münze u. Gewicht, ↑ Übers. Sp. 416.

Tafelmalerei, Malerei auf Holztafeln, später auf Leinwand; Gegensatz: Fresko- u. Miniaturmalerei.

Tafelrunde, Kreis der Helden des Königs Artus.

Täfelwerk (Täfelung), Holzverkleidung v. Decken u. Wänden.

Taft, leinwandbindiges (↑ Bindungen) Seidengewebe.

Taft, William Howard, 1857–1930; 1909–13 Präs. (Republikaner) der USA, seit 1921 Oberster Richter.

Tag,

1) Dauer der Erdrotation; Sterntag, Zeit zw. 2 Kulminationen desselben Fixsterns, fast 4 min kürzer als der mittlere Sonnentag;
2) bergmänn.: Erdoberfläche; z. B. Tagebau (Gegens.: Grubenbau); „unter Tage“ (in die Grube) fahren;
3) (Tagung) im voraus best. Versammlung, z.B. Land-, Reichs-, Anwalts-, Ärztetag.

Tagebuch, Buch für tägl. Eintragungen; kaufmänn.: Journal. Gesetzl. müssen Makler, Schiffer, Altmetallhändler T. führen.

Tagegelder (Diäten), tageweise zugebilligte Vergütung, für Beamte im Vorbereitungsdienst, für Abg.

Tagesordnung, Verzeichnis u. Reihenfolge der zu beratenden Gegenstände einer Versammlung.

Tagfahrt (Tagsatzung), in Österreich: gerichtl. Termin.

Tagliamento, Fl. in NO-Italien zum Adriat. Meer, 165 km. Niederlage der Italiener in der 12. Isonzo⚔ 1917.

Tägliches Geld, Gelddarlehen mit tägl. Kündigung.

Tagore, Sir Rabindranath, ind. Dichter, *1861.

Tagsatzung = Tagfahrt.

Tag- u. Nachtgleiche, Zeitpunkt, in dem der Mittelpunkt der Sonne bei ihrem scheinbaren Umlauf um die Erde in den Äquator tritt.

Tahiti, größte der Gesellschaftsinseln (Frz.-Ozeanien), 1042 qkm, 8600 E.

Tai, siamo-chines. Volk, = Schan.

Taifun, gefährl. Wirbelsturm der ostasiat. Meere.

Flußlauf in der sibirischen Taiga.

Taiga, sumpfiger Waldgürtel in N-Asien.

Taihoku, Hptst. der jap. Insel Formosa, 220 000 E; Kampferausfuhr.

Taille, Teil zw. Hüften u. Brust; das entsprechende Stück der Frauenkleidung.

Taimyr, nördlichste Halbinsel Asiens, im sowjetruss. Gau O-Sibirien.

Tainan, St., auf der jap. Insel Formosa, am Südchines. Meer, 92 000 E.

Taine, Hippolyte, frz. Historiker, Philosoph (Positivist), 1828–93; der Mensch ist bedingt durch race (Abstammung), milieu (Umgebung) u. moment (Entwicklungsstufe), zu denen beim Genie noch eine faculté maîtresse (überragende Befähigung) kommt.

Tajo, größter Fl. der Pyrenäischen Halbinsel, vom östl. Spanien zum Atlant. Ozean, 1010 km.

Taiwan = Formosa.

Takelung (Takelage), Segelausrüstung eines Schiffes: Segel, Rundhölzer, Tauwerk, Beschläge.

Segel: Rahsegel, an Rahen angeschlagen, stehen mit diesen quer zum Mast; Gaffelsegel (Großsegel), längs am Mast angeschlagen, werden oben von der Gaffel, unten vom Großbaum geführt; Schratsegel, dreieckige Vorsegel, die an Stag, Bugspriet bzw. Klüverbaum gefahren werden; Leesegel, an der Luvseite gesetzt, werden an Spieren befestigt, durch die die

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