BLKÖ:Zwanziger, Johann Christian
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 60 (1891), ab Seite: 332. (Quelle) | |||
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[WS 1] (Leipzig 1778, 8°.); – „Theorie der Stoiker und Akademiker von Perception und nach Anleitung des M. T. Cicero, mit Anmerkungen aus der älteren und neueren Philosophie“ (ebd. 1788, 8°.); – „Commentar über Herrn Professor Kant’s Kritik der reinen Vernunft“ (ebd. 1792, 8°.); – „Commentar über Herrn Professor Kant’s Kritik der praktischen Vernunft. Nebst einem Sendschreiben an den gelehrten Herrn Censor, in Rücksicht der dem Verfasser des Commentars in den gelehrten gothaischen Zeitungen mitgetheilten kritischen Anmerkungen“ (ebd. 1794); – „Immanuelis Kantii Constitutio Metaphysicae morum e Germanico in latinum idioma convertit“ 1796, 8°.); – „Unparteiische Erläuterung über die Kant’sche Lehre von Ideen und Antinomien“ (Leipzig 1797, gr. 8°.); – „Philosophischer Katechismus zu einer gründlichen Beurtheilung der Kant’schen Kritik der reinen Vernunft“ (ebd. 1796, 8°.); – „Die Religion des Philosophen und sein Glaubensbekenntniss“ (Dresden 1799, 8°.). Wie oben bemerkt, war Zwanziger ein selbständiger Denker, der das in verba magistri jurare nicht anerkannte, in den verschiedenen philosophischen Systemen sich gut orientirt zeigte und es wagte, mit dem Königsberger großen Denker anzubinden. Nicht alles, was der von ganz Deutschland bewunderte Kant behauptet hat, und was seine Verehrer, die, welche ihn gelesen und nicht verstanden haben, sowie die, welche ihn gar nicht gelesen und dennoch verstanden haben wollten, als heilige und untrügliche Wahrheit betrachten, wollte unserem Leutschauer Philosophen einleuchten, und er stand nicht an, dem Königsberger Denker den Fehdehandschuh hinzuwerfen, und wenn er hie und da einseitig und nicht ganz unbefangen erscheint und älteren Systemen über die Gebühr anhing, so gab er doch in seiner Fehde mit Kant die kraftvollsten Beweise seines philosophischen Scharfsinnes und deckte [333] hie und da manche Blößen, Fehler und Irrthümer auf.
Zwanziger, Johann Christian (philosophischer Schriftsteller, geb. zu Leutschau in Ungarn 1725, gest. zu Leipzig 10. März 1808). In Rede Stehenden, dessen Vater Mitglied des inneren Rathes der Stadt Leutschau war, verfolgte von früher Jugend auf ein widriges Geschick; nur die Hilfe wohlthätiger Menschen ermöglichte ihm den Schulbesuch seiner Vaterstadt. Dann ging er in die Fremde und kam nach Danzig, wo er mittels Unterrichtertheilens sein Dasein fristete und seine Studien fortsetzte. Auch nahm sich der hohe Rath dieser Stadt großmüthig des Fremden an und unterstützte ihn. Schon war Zwanziger 38 Jahre alt geworden, als er 1763 die Universität in Leipzig bezog. Dort wirkte er als Privatlehrer, in der Mathematik und Philosophie Unterricht ertheilend, dann als Magister legens und Collegiat des kleinen Fürstencollegiums bis an seinen Tod. Er war ein wissenschaftlich gebildeter Denker und hat folgende philosophische Schriften herausgegeben: „Dissertatio de eo, quod libertatem et necessitatem interest“ (Lipsiae 1765, 4.°), seine philosophische Magisterdissertation; – „Examen dubiorum quorundam, quibus libertatis et necessitatis nexus promitur“ (1768, 4°.); – „Sendschreiben an den Herrn Pastor N. oder gegründete Zweifel wider einige philosophische Aphorismen des Herrn Dr. Plattner“- Meyer. Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Amsterdam, Paris und Philadelphia, Bibliographisches Institut, gr. 8°.) II. Abtheilung O–Z, 15. Bd., S. 121 [nach diesem 1732 zu Leutschen geboren; beides, Jahr und Ort unrichtig: das Geburtsjahr ist 1725, der Geburtsort heißt Leutschau]. – Melzer (Jacob). Biographien berühmter Zipser (Kaschau und Leipzig 1833, Ellinger, 8°.) S. 267 [nach diesem gest. 10. März 1808]. – Baur (Samuel). Allgemeines historisch-biographisch-literarisches Handwörterbuch aller merkwürdigen Personen, die im ersten Jahrzehnt des neunzehnten Jahrhunderts gestorben sind (Ulm 1816, Stettini, gr. 8°.) Bd. II, Sp. 767 [nach diesem gestorben 15. März 1808]. – Waitz (Fr. Aug). Das gelehrte Sachsen (Leipzig 1780, Schneider, gr. 8°.) S. 288. – Annalen der Literatur und Kunst in dem österreichischen Kaiserthum (Wien, Doll, 4°.) Jahrgang 1809, Intelligenzblatt. Jänner, Sp. 17.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ siehe: ADB:Platner, Ernst