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BLKÖ:Zimmermann, Albert

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 60 (1891), ab Seite: 111. (Quelle)
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Zimmermann, Albert (Maler, geb. in Zittau 20. September 1809, gest, zu München 18. October 1888). Nach dem Wunsche seines Vaters, der seines Zeichens Musicus war, sollte er sich auch in der Musik ausbilden und wurde, ungeachtet er frühzeitig großes Talent für Zeichnen und Malen bekundete, nach Dresden geschickt und im Flötenspiel unterrichtet, worin er auch unläugbare Fortschritte machte. Während aber der Vater aus dem Sohne um jeden Preis einen Musicus machen wollte, bildete sich derselbe umso eifriger im Zeichnen und Malen, obgleich er darin auf sich selbst und die Natur als Lehrerin und Bildnerin angewiesen war. So besuchte denn Albert zuletzt in Dresden mehr die Gemäldegalerie als die Musikschule und kehrte 1828 nach Hause zurück, fest entschlossen, mit dem ihm aufgedrungenen Berufe zu brechen. Zwei Jahre übte sich nun der junge Kunstbeflissene daheim im Landschaftmalen, ging aber 1830 wieder nach Dresden, wo unter den alten Meistern, welche die Galerie besitzt, Ruesdael, unter den neueren Caspar David Friedrich, der damals Professor an der Dresdener Akademie der Künste war, seine Vorbilder wurden. Von Dresden aus machte er in der sächsischen Schweiz und im böhmischen Erzgebirge Studien nach der Natur und trat, als er 1833 nach München kam, schon als fertiger Meister seines Faches auf, der mit der Eigenart in seinen Bildern bald die Aufmerksamkeit seiner Kunstgenossen erregte. Im Juli 1834 stellte er sein erstes Bild im Münchener Kunstverein aus, in den nächsten Jahren folgten mehrere, und nun vollzieht sich in seinen Bildern, aber sehr allmälig, der Uebergang von seinen holländischen Vorbildern und den Dresdener Motiven zu einer ganz ursprünglichen Auffassung der Großartigkeit der altbayrischen und Tiroler Alpenwelt, Als dann bald darauf von München aus der große Zug der historischen Kunst die Maler ergriff, zählte auch Zimmermann zu den geistvollsten Vertretern dieser Richtung und schuf eine Reihe von Gemälden, die zu den Perlen des Landschaftfaches zählen, aber bei der Menge seiner Schöpfungen – denn der Künstler malte unglaublich rasch und viel, ohne jedoch Minderwerthiges zu liefern – können wir unten nur seine schönsten und bekanntesten Arbeiten aufführen. In München verweilte er eine längere Reihe von Jahren, und dahin folgten ihm auch seine Brüder Max (geb. 1811, gest. 1878), Robert (geb. 1818, gest. 1875) und Richard (geb. 1820, gest. 1864), welche alle drei ihr Talent unter Alberts Einfluß und Vorbild, doch aber jeder in seiner Eigenart, entwickelten. Als seine Bemühungen, in München eine [112] Professur seiner Kunst – man huldigte damals der Ansicht, die Landschaftmalerei bedürfe keines Lehrers, sondern mache sich von selbst durch Anschauen und Abmalen der Natur – zu erlangen, erfolglos blieben, nahm er im Jahre 1854 einen Antrag aus Oesterreich an, wo eben damals die Reformen auch im Reiche der Kunst begannen, und trat die ihm verliehene Professur an der Akademie der bildenden Künste in Mailand an. Dahin folgten ihm auch mehrere seiner begeisterten Schüler, unter Anderen A. Waagen, der geistvolle Kunstinterpret des Berchtesgadener Landes und dessen unerschöpflicher Naturschönheiten. Aber nicht lange sollte es dem Meister und seinen Schülern vergönnt sein, unter dem sonnigen Himmel der Lombardie zu schaffen. Die politischen Ereignisse des Jahres 1859, welche Oberitalien in einen Kriegsschauplatz verwandelten, zersprengten die deutsche Malercolonie, und Zimmermann wurde unter ehrenvollen Bedingungen an die k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien als Professor der Landschaftsmalerei berufen. Dort wirkte er zwölf Jahre, mit trotz seiner 60 Jahre jugendlicher Frische und sammelte einen Kreis von Schülern um sich, die mit ihren späteren Arbeiten den Ruhm ihres Meisters nach allen Windrichtungen verkündeten. Wir nennen nur die hervorragendsten: Ditscheiner, Groß, Hlavaček, Eugen Jettel (später in Paris), Kohen, Joseph Krieger, Lichtenfels, Lier, Osler, H. Otto, Julius Payer, der Nordpolfahrer, Petrovits, Ribarz, Rob. Ruß, E. Schindler, Unterberger. 1873 trat Zimmermann, damals 64 Jahre alt, in den Ruhestand, nachdem er bereits mit ah. Entschließung vom 15. Juni 1869 mit dem Ritterkreuze des Franz Joseph-Ordens ausgezeichnet worden war. Noch arbeitete der Künstler ein paar Jahre in der Kaiserstadt, bis er im Herbst 1876 seine Uebersiedlung nach Salzburg bewerkstelligte, wo er wieder eine Reihe von Jahren mit unveränderter Kraft und Genialität malte und mit seinen Bildern Kenner und Kunstfreunde entzückte, Eine von ihm beabsichtigte Malerschule kam nicht zu Stande. Um diese Zeit lernte ich den Künstler kennen, und er besuchte mich öfter, wenn er in seinem mit drei Ponys bespannten Wägelchen an schönen Herbsttagen nach dem Eldorado der Landschaftsmaler, dem Hintersee in der Ramsau, seine Frau an der Seite, selbst kutschirend, an meinem Häuschen vorüberfuhr und kurzen Halt machte, Meine wiederholte Bitte um ein Verzeichniß seiner Bilder schlug er nicht ab, aber betonte die Schwierigkeiten einer Zusammenstellung, da er es unterlassen hatte, die erforderlichen Aufzeichnungen vorzunehmen. Er hat mir leider keines geliefert. In Salzburg blieb er bis 1885, dann litt es ihn nicht länger in der reizenden Salzachstadt, die selbst ein großes Landschaftsmodell einer unerschöpflichen Sammlung von Studienobjecten für Landschafter ist. Er übersiedelte im genannten Jahre wieder nach München und „brachte, wie sein Biograph Dr. Holland schreibt, seine drei lustigen selbst aufgezogenen Ponys mit und ein ungarisches offenes Wägelchen, auf dem er jeden Morgen, unbekümmert um Wetter und Wind, durch die landschaftliche Umgegend jagte, bevor er zu neuen Schöpfungen schritt, denn auch jetzt noch galt ihm für das höchste und schönste aller Güter die Ausübung seiner Kunst, deren materielle Pflege ihm niemals Sorge bereitet hatte“. Noch im September [113] 1888 erschien im Münchener Kunstverein eine „Abendstimmung“ mit einem über dem See aufziehenden Gewitter, unter dessen Wolken die durchschimmernde Abendsonne einen fesselnden Lichteffect erzeugt. Noch beging er in fröhlichster Stimmung, in der Freude, drei neue Bestellungen erhalten zu haben, seinen achtzigsten Geburtstag, nicht volle vier Wochen später machte eine Lungenlähmung seinem künstlerischen Schaffen ein schnelles Ende. Zimmermann war eine echte Künstlernatur auch im schlimmen Sinne. Er hatte sich mit einem Mädchen vom Theater – sie spielte im Soubrettenfache – ziemlich frühzeitig verheiratet, aber das Paar führte eine echte Künstlerwirthschaft. Von einem Haushalt war keine Rede, so große Einnahmen er hatte, Alles ging flöten und er besaß nichts. Beständig in Geldverlegenheiten – was ihn auch in ernste Unannehmlichkeiten brachte und seine Pensionirung herbeiführte – lebte er oft in geradezu drückenden Verhältnissen, und die Juden nahmen ihm die Bilder noch naß von der Staffelei weg. Aber durch alles dies ließ er sich seinen Humor nicht trüben, es war, als ob mit der Noth sein Genius neue Flügel bekäme, denn er malte mit steter Meisterschaft weiter, und seinen Arbeiten sieht man nicht an, in welcher Stimmung, in welch mißlichen Verhältnissen sie gemalt waren. Daß ein Bild ihm oft eine kaum nennenswerthe Summe einbrachte, welches dann von Bilderwucherern um hohen Preis verkauft wurde, das verschlug ihm wenig; zu schleudern, leichtsinnig zu arbeiten, war ihm nicht gegeben. Seine Wandlungen in der Manier mögen mit seinen materiellen Verhältnissen in einigem Zusammenhange stehen, denn auch die Kunst steht im Solde der Mode, und die Bilderjuden mochten seine Noth ausgenützt und von ihm ein und das andere Bild verlangt haben, für dessen Absatz sie sichere Kundschaft hatten. Es machte immer einen abenteuerlichen Eindruck, wenn er mit seinen Ponys, die alternde Frau im phantastisch weißen flatternden Gewande auf dem Kutschbock seines Wägelchens, die Salzburg-Berchtesgadener Straße dahinrollre. Wir schließen die vorstehende Lebensskizze mit einer Uebersicht der bedeutenderen Bilder, denn ein vollständiges Verzeichniß derselben wird, da er, wie bereits erwähnt, keine Aufzeichnungen darüber führte, zusammenzustellen unmöglich sein. Ueber die Wandlungen seines Pinsels hat in Kürze, aber treffend sein Biograph Dr. Holland in der untenangegebenen Quelle berichtet. Zur Richtschnur des Preises seiner Bilder haben wir aus der Zeit, da er in Wien arbeitete, denselben aus den Ausstellungskatalogen beigefügt. Der ungeheuer hohe Preis von 3000 fl., den der Ausstellungskatalog 1873 für das Bild „Der Rabenstein“, Scene aus Goethe’sFaust“ angibt, ist auf die Krach-Vorperiode zurückzuführen, in der alle Bilder mit fabelhaften Preisen belegt waren, aber diese Bilder wurden nach der Ausstellung von dem allgemeinen Krach mitgerissen und dann um die Hälfte, oft weit unter ihrem wirklichen Werthe hintangegeben. Auch läßt der Ausstellungskatalog 1873 unseren Künstler in Wien geboren sein, während er ein Sachse, aus Zittau gebürtig, war.

Uebersicht der bedeutenderen Bilder Albert Zimmermann’s. „Landschaft im niederländischen Charakter“. – „Judenfriedhof aus Böhmen“. – „Gegend im sächsischen Erzgebirge“. – „Partie aus Pöcking am Starnbergersee“; die genannten vier in den Ausstellungen des Kunstvereines in München im Jahre 1834. – „Winterlandschaft“. – [114] „Fichtenlandschaft“. – „Gebet der Bergknappen vor der Einfahrt in den Schacht“. – „Waldpartie“. – „Hühnerjagd“. – „Gewitterlandschaft“, ebd. 1835. – „Chiemseesturm“. – „Der hohe Göll“. – „Einbruch der Nacht“. – „Comersee“ und „Golgatha“; beide in der Galerie Schack in München. – „Aussicht nach San Antonio“ 1838. – „Sandsteinbrüche in Trannenburg“. – „Partie an der Schelde“. – „Gewitterlandschaft im Hochgebirge“; im Besitze des kaiserl. österr. Hofes. – „Morgendämmerung am Großvenediger“. – „Der große Bergsturz“; auf der Ausstellung in Brüssel mit der goldenen Medaille betheilt. – „Sintfluth“. – „Walpurgisnacht“. – „Nillandschaft mit Findung Mosis“; radirt von K. P. Post. – „Große Felsenlandschaft“. – „Kampf der Centauren gegen Leoparden“; dieses und das vorige in der Münchener neuen Pinakothek. – „Obersee“. – Während seines Aufenthaltes in Wien: 1860: „Landschaft bei herannahendem Sturme“ (900 fl.). – „Mondnacht. Motiv bei Bremen“ (150 fl.). 1861: „Sonnenuntergang am Luganer See“ (900 fl.). – „Der Chiemsee“ (900 fl.), – „Der schwarze See bei Berchtesgaden“ (300 fl.). – „Jagd auf der Heide“. – 1862: „Der Hintersee“ (800 fl.). – „Gebirgsgegend in Tirol“ (220 fl.). – „Lago di Lupio“ (300 fl.). – 1864: „Mondnacht an der Weser“ (600 fl.). 1865: „Partie vom Hintersee“. – „Partie vom Chiemsee“. 1866: „Der Wasserfall“. – „Isargegend“ (300 fl.). 1867: „Hochensee am Seehorn bei Hirschbühl“ (300 fl.). 1869: „Kartoffelernte“. – „Gebirgsmühle in der Ramsau“ (1000 fl.). 1871: „Die Kaiser Franz Joseph-Fjords in Grönland“, Eigenthum des Kaisers Franz Joseph. – „Wasserfall im Zillerthal“ (100 fl.). – „Niederländische Landschaft mit Jagd“ (120 fl.). 1872: „Die Walpurgisnacht“; nach Goethe’s „Faust“. – „Ave Maria bei Gesenzano“. – „Historische Landschaft: Kampf der Centauren mit den Lapithen nach dem Gastmahl der Hochzeit des Peirithoos mit Hippodame“. – „Landschaft“; im Besitze der Landesgalerie in Linz. 1874: „Biblische Landschaft“ (2500 fl.). – „Landschaft“ (150 fl.). Außer den angeführten sind mir noch folgende Bilder Zimmermann’s bekannt: „Das steinerne Meer mit der Ansicht des Hundstod“ (500 fl.). – „Partie von der Eisenfluh mit der Jungfrau im Hintergrunde“ (1500 fl.). – „Sonnenuntergang in den bayrischen Alpen“. – „Partie am Obersee“; beide während seiner Wirksamkeit an der Mailänder Akademie in der Ausstellung des Jahres 1857. – „Alpenglühen am Lago Piano in der Lombardie“. – „Der Luganer See“. – „Streife auf Hasen auf ebenem Felde“. – „Die Rebhühnersuche“, beide auf Holz mit seinem ganzen Namen bezeichnet. Hohe 11½ Zoll, Breite 24 Zoll. – „Der Rabenstein: Scene aus Goethe’s „Faust“ (3000 fl.). – „Sonnenuntergang“, beide in der Wiener Weltausstellung 1873. – „Menagio am Comersee“. – „Eine Morgendämmerung mit biblischer Staffage“. Auf seinen frühen Bildern bediente sich Zimmermann des folgenden Monogramms [ZA], zu dessen beiden Seiten er zwei Zahlen der Jahreszahl schrieb. Später zeichnete er mit seinem ganzen Namen, und wenn ihm das Bild vollkommen gelungen schien, setzte er über denselben drei Sterne.
Allgemeine Zeitung (München, Cotta 4°.) 28. April 1889. Beilage Nr. 117 in den „Nekrologen der Münchener Künstler“, von Dr. H. Holland, dem dieses Weltblatt bereits eine stattliche Reihe von Künstler-Nekrologen verdankt. – Nagler (G. K. Dr.). Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München, E. A. Fleischmann, gr. 8°.) Bd. XXII, S. 283. – Müller (Hermann Alex.). Biographisches Künstler-Lexikon der Gegenwart. Die bekanntesten Zeitgenossen auf dem Gesammtgebiete der bildenden Künste aller Länder mit Angabe ihrer Werke (Leipzig 1882, Bibliogr. Institut, br. 12°.) S. 573.