Zum Inhalt springen

BLKÖ:Wied, die Prinzen von, Genealogie

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Wied, Joseph
Band: 55 (1887), ab Seite: 293. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Fürstentum Wied in der Wikipedia
Fürstentum Wied in Wikidata
GND-Eintrag: [1], SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Wied, die Prinzen von, Genealogie|55|293|}}

Zur Genealogie der Prinzen von Wied. Die Grafen, späteren Fürsten von Wied leiten ihren Ursprung von dem Geschlechte der Grafen Eberhard und Metfried in Lothringen aus dem Jahre 900 ab. Im Mannsstamme erlosch es 1243 mit dem Grafen Lothar von Wied, und dessen jüngste Schwester Theodora brachte das Land an ihren Genial Bruno I. Grafen von Isenburg, welcher nun den Namen eines Grafen von Wied annahm. Diese Grafen von Wied aus dem Isenburg’schen Hause starben im Mannesstamme 1454 mit dem Grafen Johann aus. Dessen Erbtochter Anastasia brachte die Grafschaft Wied an ihren Gemal Dietrich Dynasten von Runkel, der sich nun Graf von Wied nannte, und dessen Mannsstamm das noch heute blühende Haus bildet. Von den verschiedenen Theilungen in diesem Hause war jene von 1595 die Grundlage der späteren vom Jahre 1613, in welchem die Bruder Johann Wilhelm die untere Grafschaft Wied-Neuwied und Hermann die obere Grafschaft Wied-Runkel erhielt. In der Erbvereinigung 1613 wurde festgesetzt, daß die sämmtlichen Besitzungen des Hauses Familien-Fideicommiß seien und nie weiter als in zwei Theile vertheilt werden sollten; daß in einen dieser beiden Theile oder in das Ganze immer nur derjenige Sohn des letztverstorbenen Besitzers nachfolge, welchen dieser durch Testament werde ernannt haben, in Ermangelung einer solchen Verfügung aber der Erstgeborene; daß jeder Graf von Wied nach zurückgelegtem 18. Jahre diese Erbvereinigung vor dem Senior der Familie beschwöre. Dieses Familienstatut wurde in Streitfällen von den Reichsgerichten als Entscheidungsquelle anerkannt. Des oberwähnten Grafen Hermann ältester Sohn Friedrich (gest. 1698) hatte dauernde Nachkommenschaft und wurde der Stammvater der späteren zwei Linien Wied-Runkel und Wied-Neuwied, der heutigen Fürsten von Wied, indem sein älterer Sohn Georg Hermann Reichard (gest. 1660) die Linie Wied-Runkel, der jüngere Friedrich Wilhelm die Linie Wied-Neuwied stiftete; erstere ward 1791, letztere am 13. Juni 1784 in den Reichsfürstenstand erhoben. Am 9. März 1824 erlosch die Linie Wied-Runkel mit dem Fürsten Karl Ludwig. Prinz Friedrich Ludwig, unser Maria Theresien-Ritter, dessen Lebensskizze S. 290 mitgetheilt worden, übernahm nun als des Verstorbenen jüngerer Bruder die fürstlichen Standesherrschaften, aber nur für wenige Tage, da er bereits am 28. April 1824 starb. Ihm folgte sein Vetter Fürst Johann August Karl, damals Eher der Linie Wied-Neuwied, und seit dieser Zeit ist dieselbe ungetheilt im Besitze aller Stammherrschaften und führt nunmehr nur den Namen der Fürsten von Wied. Vor Auflösung des deutschen Reiches hatten beide Linien Reichs- und Kreisstandschaft, jede mittels einer Stimme in dem westphälischen Grafencollegium und in dem westphälischen Kreise. Wied-Runkel hatte überdies wegen Criechingen, das Fürst Johann Ludwig Adolf (geb. 1705, gest. 1762) mit seiner ersten Gemalin, einer Tochter des Grafen Friedrich Ulrich von Ostfriesland, erheiratete, seit 1765 Theil an der reichsgräflich Wetterau’schen Curiatstimme im Reichsfürstenrathe. Durch den Luneviller Frieden verlor die Linie Wied-Runkel die Grafschaft Criechingen und die auf der linken Rheinseite gelegenen Herrschaften Saarwellingen und Rollingen. Für diesen Verlust entschädigte sie der Reichsdeputations-Hauptschluß [294] vom Jahre 1803 durch die ehemals kurcölnischen Aemter Neuerburg und Altenwied und die kurtrier’sche Kellerei Willmar. Die rheinische Bundesacte erklärte dann die gesammten fürstlich Wied’schen Lande für standesherrlich untergeordnete Besitzungen, den größten Theil unter Nassauischer, den kleineren (den Theil der Herrschaft Runkel auf der rechten Seite der Lahn) unter großherzoglich Berg’scher Staatshoheit. Durch die Wiener Congreßacte wurden die Fürsten von Wied standesherrlich der preußischen Staatshoheit untergeordnet, mit Ausnahme der Aemter Runkel und Selters, die mit ungefähr 15.000 Seelen unter Nassauischer Hoheit blieben. – Die Beziehungen des Fürstenhauses Wied zu Oesterreich waren in früheren Tagen innigere, wir finden mehrere und darunter ganz ausgezeichnete Sprossen dieses Geschlechtes in Diensten der kaiserlichen Armee. In der Gegenwart hält die Familie ganz zu Preußen, wohin sie sich schon nach ihrem Glaubensbekenntniß. denn sie ist evangelisch, naturgemäß hinneigt. Der gegenwärtige Chef der Familie, Fürst Wilhelm, dessen Mutter Fürstin Maria Wilhelmine (geb. 29. Jänner 1825) eine geborene Prinzessin von Nassau, ist königlich preußischer Generalmajor à la suite des 4. Garde-Grenadier-Regiments Königin, Chef des 3. rheinischen Landwehr-Regiments Nr. 29, erbliches Mitglied des preußischen Herrenhauses und Landtagsmarschall des rheinischen Provinziallandtages; seine Gemalin Marie (geb. 5. Juli 1841) ist eine niederländische Prinzessin und seine Schwester Elisabeth (geb. 29. December 1843) seit 15. November 1869 mit dem König Karl von Rumänien Prinzen von Hohenzollern (katholischer Confession) vermält und in der Literatur unter dem Pseudonym Carmen bekannt. – Was die oben erwähnten Beziehungen der Familie Wied zu Oesterreich betrifft, so waren dieselben im 17. und 18. Jahrhundert ziemlich lebendig. Nicht nur finden wir Friedrich Georg Heinrich Grafen von Wied-Runkel als Feldmarschall und Großkreuz des Maria Theresien-Ordens und den Fürsten Friedrich Ludwig als Feldmarschall-Lieutenant und Ritter des Maria Theresien-Ordens in hohen militärischen Bedienstungen, schon im siebzehnten Jahrhunderte standen einzelne Sprossen unter dem Banner Oesterreichs, so: 1) Graf Johann Ernst (geb. 1643), der im Kampfe gegen die Türken in der Schlacht bei St. Gotthard (1. August 1664), auf der Wahlstatt verblutete. 2) Auch sein älterer Bruder Friedrich Melchior (geb. 1642), der in der Folge von einem Grafen von Effern im Duell erschossen wurde, diente einige Zeit in der kaiserlichen Armee. 3) Prinz Clemens Karl (geb. 21. December 1769, gest. 2. April 1800), ein Sohn des Fürsten Friedrich Karl und der Gräfin Maria Luise von Sayn-Wittgenstein- Berleburg, stand als Hauptmann in kaiserlichen Diensten. 4) Sein jüngerer Bruder Christian Friedrich (geb. 8. März 1775) war Rittmeister im kaiserlichen Dragoner-Regimente Prinz Coburg und starb am 27. Juli 1800 im Kloster Niederaltaich an den Folgen einer bei Stockach (25. März 1799) erhaltenen Wunde. 5) Ein dritter Bruder aber, Prinz Heinrich Victor (geb. 7. November 1783), war Major in dem k. k. Infanterie-Regimente Erzherzog Karl, quittirte 1800. focht dann unter dem Namen eines Grafen von Braunsberg in Spanien gegen die Franzosen, commandirte in dem Gefechte bei St. Felio de Codinas als Oberst die Walloner, wurde tödtlich verwundet und starb im Jänner 1812. 6) Früher noch aber, 1745, diente der Fürst Franz Karl Ludwig (geb. 1710, gest. 1765) als Oberstlieutenant im Dragoner-Regimente Prinz Eugen. 7) Sein älterer Bruder Johann Friedrich Alexander wurde im December 1735 von Kaiser Karl VI. zum geheimen Rathe und sein Hofmeister Baron von Niepoth zum Oberstlieutenant mit einer Pension von 4000 fl. ernannt, weil sie Beide mit besonderem Geschick die Einleitungen zu dem damals (1735) mit Frankreich geschlossenen Frieden getroffen. Das Zedler’sche „Universal-Lexikon“, in solchen diplomatischen Einzelnheiten gewöhnlich gut unterrichtet, erzählt im 55. Bande. Sp. 1852 und 1853 den ganzen Vorgang ziemlich ausführlich. – Die Frauen des Hauses, deren viele hochfürstlichen Familien angehören, und sowohl die Töchter der Familie als die Frauen der Söhne desselben, gehören fast ausschließlich deutschen Familien an, nur ganz ausnahmsweise begegnen wir österreichischen Adelsnamen, wie Rogendorf, Hardegg, Auersperg, was sich vornehmlich aus dem Umstande erklärt, daß die Familie sich zur lutherischen Confession bekennt und sich die Sprossen derselben ihre Lebensgefährten aus den protestantischen Familien Norddeutschlands wählten. 8) Die [295] Gräfin Sibylle Christine (geb. 1650), Tochter des Grafen Friedrich (geb. 1618, gest. 1698) aus dessen erster Ehe mit Marie Juliane geborenen Gräfin von Leiningen-Westerburg, war vorerst zur katholischen Religion übergetreten, dann Hofdame der Kaiserin geworden und hatte am 26. October 1694 sich mit dem General Hannibal Joseph Grafen Heister (gest. in Croatien 18. Juli 1710) vermält, den sie als Witwer zurückließ.

Wappen der Grafen von Wied. Quadrirt. 1 und 4: in goldenem mit vier rothen Bändern schräg überzogenen Felde ein Pfau von natürlicher Farbe mit niedergeschlagenem Schweife (Geschlechtswappen der Wied). 2: in Silber zwei rothe Pfähle mit einer kleinen blauen ledigen Vierung im oberen rechten Winkel (Wappen der Herrschaft Runkel an der Lahn); 3: in Silber zwei rothe Querbalken (Wappen der Herrschaft Isenburg). Die Helmdecken sind durchwegs roth, rechts mit Gold, links mit Silber unterlegt.
Quellen. (Zedler’s) Universal-Lexikon. 55. Bd., Sp. 1841–1858, auf Spalte 1858 eine reiche Literatur. – Hopf (Karl). Historisch-genealogischer Atlas seit Christi Geburt bis auf unsere Zeit (Gotha 1838, Perthes, kl. Fol.). Erste Abtheilung: „Deutschland“, S. 325, Tafel 555. – Winkel (F. W.). Prinz Victor von Wied in Briefen. Erinnerungen an die deutschen Prüfungsjahre 1805 bis 1862 (Berleburg, 8°.).