BLKÖ:Wetzelsberg, Ferdinand von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 55 (1887), ab Seite: 187. (Quelle) | |||
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I. Ritter von Schönfeld [Bd. XXX, [188] S. 151], den Brüdern Köpp von Felsenthal [Bd. XII, S. 232], dem Professor der Geschichte in der Wiener-Neustädter Militärakademie Franz Freiherrn von Chanowsky und zuletzt mit Anton David Steiger von Amstein [Bd. XXXVIII, S. 15] steigerten und befestigten seine ritterburglichen und romantischen Ideen, und als er am 12. Jänner 1822 in den „Ritterbund auf der blauen Erde“ mit dem Namen Emmerich Dreiherz aufgenommen wurde, schien das Ziel seiner Wünsche erreicht. In unserem Lexikon ist schon in den Lebensskizzen Steiger’s von Amstein und Joseph Schnepfleitner’s [Band XXXI, S. 50] eine ziemlich ausführliche Skizze des Wesens und Treibens des Seebensteiner Ritterbundes auf der blauen Erde gegeben worden, so daß wir hier dieselbe nicht zu wiederholen, sondern nur auf die genannten Namen hinzuweisen brauchen. Kaum war Wetzelsberg einige Zeit Mitglied des Ritterbundes, als er sich mit dem Plane trug, selbst einen solchen zu errichten, den er dem h. Georg weihte und den Georgibund nannte; in seinen Briefen zeichnete er sich selbst meistens: Emmerich Dreiherz, Oberritter des Georgibundes. Zur Ausführung seines Vorhabens bereitete er sich allmälig vor, und als 1825 seine Mutter in Baden bei Wien ein Haus kaufte, begann er darin ein altdeutsches Gemach im ritterlichen Style einzurichten und brachte es auch in überraschender Weise zu Stande. 1833 übersiedelte er mit seinen Eltern nach Wiener-Neustadt, wo der Brand im Jahre 1834 ihnen schweren Verlust brachte; doch rettete er zum größeren Theile seine Sammlungen. Als dann am 11. September 1835 seine hochbetagte Mutter starb, heiratete er in Baden ein Mädchen bürgerlichen Standes, das als Frau mit bewunderungswürdiger Selbstverleugnung in die seltsamen Schrullen ihres Mannes einging und ihn pflegte und wartete, als er sein ganzes Vermögen seinen Ritterideen geopfert und die Noth aus allen Ecken und Winkeln des Hauses herausschaute. Sein Ziel nach dem Besitze einer eigenen Burg – mit dem kleinen Vermögen, das er von seiner Mutter geerbt, hätte er mit seiner Frau immer anständig leben können – ließ er nicht aus den Augen, und als er hörte, daß das Kufstein’sche Schloß Zaising am Jauerling um billiges Geld zu verpachten war, pachtete er es und zog im Sommer 1836 mit seiner Frau in diese Burg. Was er aus diesem halbverfallenen, verwahrlosten Schlosse durch persönliche Anstrengung und mit schweren pecuniären Opfern allmälig gestaltet, läßt sich nicht schildern. Ein Rittersaal, eine Ritterwohnstube, drei Gemächer mit seinen Sammlungen, Alles im alterthümlichen Geschmacke, stellte er in wirklich jeden Besucher überraschender Weise her, aber erschöpfte damit auch alle seine materiellen Mittel. Was er so mühevoll hergerichtet, mußte er, kaum daß er es zu genießen angefangen, wieder zerstören, den Pacht aufgeben, und mit dem kleinen Reste, der ihm geblieben, kaufte er nun ein Haus in Krems, wo er 1839 einzog, sich freilich wieder eine altdeutsche Stube einrichtete, aber unter Entbehrungen aller Art dahinlebte, immer noch von der Hoffnung getragen, wieder eine Burg zu erwerben, bis er im November 1846 unter der liebevollsten Pflege seiner nun mittellosen Gattin sein Leben aushauchte. Scheiger hat in der in der Quelle genannten geschichtlichen Skizze dieses Original sehr lebendig geschildert. Zu den geistigen Eigenthümlichkeiten [189] Wetzelsberg’s gehört die Thatsache, daß er fest an Gespenster glaubte. Er hatte im Laufe seiner antiquarischen Studien und Forschungen eine große Menge von Ansichten, Plänen Gräbern, Wappen u. d. m. mit peinlicher Sorgfalt und Treue gezeichnet und daraus für Steiger ein Album zusammengestellt, das nicht ohne Werth und nur im landschaftlichen Theile hinsichtlich der Baumpartien schwach war. Wohin dasselbe gekommen, wissen wir nicht. Ein Charakterzug bei ihm ist auch, daß er infolge seiner lebhaften Phantasie Alles, was er mit Hilfe derselben schuf, auch glaubte, und also eine Unwahrheit um die andere vorbrachte, ohne doch sich dessen bewußt zu werden, so daß er in der Meinung, man glaube ihm Alles, in Wirklichkeit Keinen, sondern nur sich selbst belog.
Wetzelsberg, Ferdinand von (Mitglied des Seebensteiner Ritterbundes auf der blauen Erde, geb. in Wien 20. August 1795, gest. zu Krems im November 1846). Sein Vater Friedrich (geb. zu Madokis in Ungarn 27. November 1760, gest. zu Wiener-Neustadt 1841) war ein Zögling der Wiener-Neustädter Akademie und wurde 1779 als Fahnencadet zu Thurn-Infanterie Nr. 43 ausgemustert. Mit dem Regimente machte er den Türkenkrieg mit und kam dann ins Pionniercorps. 1799 war er Hauptmann. Er hatte sich bei der Einschließung der Festung Pizzighettone durch seine umsichtige Verwendung bei den Arbeiten in den Laufgräben ausgezeichnet. Bei der Belagerung des Castells von Mailand versah er Tranchée-Majorsdienste und bei jener von Coni wurde er seines Wohlverhaltens wegen gerühmt. Aber seiner zerrütteten Gesundheit halber mußte er schon im Jahre 1800 in Pension treten. Sein ganzer Name hieß: Wetzelsberg von Dorgolyhegn. Friedrich, ein geschickter Zeichner, der sich mit Ausführung von Grundrissen, architektonischen Entwürfen, Landschaften u. d. m. viel beschäftigte, unterwies seinen Sohn darin, wie im praktischen Vermessen und Aufnehmen, woran dieser mehr Gefallen fand als an den trockenen Gegenständen des Schulunterrichtes. Der Sommeraufenthalt in Baden, der seit 1797 jährlich von der Familie genommen wurde, war für den Knaben ob der in nächster Nähe dieser Stadt befindlichen Ruinen alter Ritterburgen ein höchst willkommener. Er las alte Ritterromane, zeichnete Burgen, Wappen, Ritter und Knappen, alles Dinge, die seine Phantasie immer mehr und mehr beschäftigten und den Keim zu seinem späteren abenteuernden Wesen legten. Anfangs 1813 trat er als Cadet in die Pionnierschule, die damals in Stadt Enzersdorf stationirt war. Schon im October wurde er Officier im Corps, machte noch den Feldzug dieses und des folgenden Jahres mit, mußte aber dann wegen Brustschwäche den Militärdienst verlassen. Nun half er seinem Vater bei Aufnahmen und Vermessungen, zeichnete aber viel für sich selbst, besuchte die Akademie der bildenden Künste und begann Kupferstiche, Holzschnitte, Bücher, Anticaglien zu sammeln und fleißig die Burgen in der Umgebung Wiens und die Kunst- und Waffensammlungen der Kaiserstadt zu besuchen. Als er Laxenburg sah, erschien ihm dasselbe als das erste Ideal einer alten Burg, und eine solche herzustellen war nun sein unablässiger Gedanke. Die Bekanntschaft mit- Scheiger (Joseph). „Drei Persönlichkeiten des Seebensteiner Ritterbundes auf blauer Erde“. – I. Der Burgherr. Anton David Steiger von Amstein; II. Der Burgvogt. Joseph Schnepfleitner; III. Ein Ritter. Ferdinand von Wetzelsberg (Wien o. J., Pichler’s Witwe, 10 S., gr. 4°.).