BLKÖ:Weigel, Christoph
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 53 (1886), ab Seite: 295. (Quelle) | |||
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[296] zu sich nach Jena. Daselbst vervollkommnete sich Weigel in der Ausführung mathematischer Instrumente. Aber sein Gönner erkannte bald das eigentliche Talent des jungen Mannes und rieth ihm, sich der Kupferstecherkunst zu widmen, welchen Rath derselbe auch im Jahre 1673 befolgte. Weigl erlernte nun diese Kunst unter zwei tüchtigen Meistern, und zwar zuerst bei Andreas Wolfgang und seit 1678 bei Matthias Küssel in Augsburg. Nach dem Tode des Letzteren im Jahre 1682 begab er sich nach Wien und arbeitete daselbst bis zu Beginn der Türkenbelagerung 1683, worauf er nach Frankfurt a. M. ging und dort bis 1688 verblieb. Darauf kehrte er wieder nach Wien zurück, wo er dann bis 1691 thätig war, in welchem Jahre er zu Augsburg im Verein mit den zwei Nürnberger Künstlern Georg Christoph Elmart und Johann Jacob Sandrart an einer Bilderbibel arbeitete, nach deren Vollendung er nach Nürnberg übersiedelte. Daselbst erhielt er 1698 das Bürgerrecht und entfaltete bis zu seinem im Alter von 71 Jahren erfolgten Tode eine große Thätigkeit. Die Zahl der Arbeiten Weigel’s, und zwar sowohl der bildlichen Ausschmückungen ganzer Werke als der einzelnen selbstständigen Stücke, seien es nun eigene oder aber in seinem Verlage erschienene, ist eine geradezu verblüffende. Die Titel der meistens mit zahlreichen Kupfern geschmückten Werke sind: „Passio D. N. C. (Das Leiden Christi“. 366 Bilder (Aug. Vindel., 1693, 8°.); – „Historien aus dem I. und II. Buch Samuels, I. und II. Buch von den Königen, I. und II. Buch der Chronica. welche zu nützlicher Betrachtung vorgebildet. in Kupfer gestochen und verlegt von Ch. Weigel in Augsburg MDCXCV“. Mit 435 KK., gr. Fol. – „Gedächtnißhilfliche Bilderlust der merkwürdigsten Weltgeschichte aller Zeiten, von Erschaffung der Welt bis auf gegenwärtige Zeit, so daß solche nach der Jahrrechnung leicht zu behalten“. Mit 49 Blättern (Nürnberg 1697, Fol.); in späterer Ausgabe: „Gedächtnißhilfliche Bilderlust“, durch J. D. Köhlern P. P. (Nürnberg 1726); auch wurden die Tafeln zu folgenden Werken benutzt: „Die Welt in einer Nuß oder Historien vom Anfang der Welt in Kupferstichen abgebildet“ (Nürnberg, 4°.) und zu der Uebersetzung desselben ins Französische von M. Kramer: „Le monde dans une noix, c’est à dire un abrégé de l’histoire universelle etc. etc. (Nuremberg, Ch. Weigel 1722, 48 KK.) – „Denkwürdige Kriegs- und Friedensbegebenheiten des achtzehnten Jahrhunderts in jährlichen Kupferblättern von 1701–1725“ (Nürnberg, 4°.). – „Historiae celebriores V. et N. Testamenti iconibus repraesentatae in lucem ed. a Ch. Weigelio“ (Norimberge 1707. Mit 261 Blättern von J. und C. Luyken, Melori u A., gr. Fol.). – „Biblia ectypa“ (840 Bl. in 8°., 4°. und Fol.). – „Das schmerzhafte Leiden unseres Heilandes in 100 Passionskupfern“ (8°.). – „Die kleine Passion des großen Leidens Jesu Christi“ (35 Blätter. 12°.). – „Biblische Augen- und Seelenlust“ (200 KK., 12°.). – „Eine kleine Bibel“ (85 KK. in qu. 8°.). – „Die heilige Schrift in 162 kleinen KK. für Kinder“ (16°.). – „Kern aller sonn- und festtäglichen Evangelien“ (150 Stiche in 12°). – „25 Betrachtungen kurzerklärter Bibelsprüche in Kupferstichen nebst anderen 25 Sinnbildern“. – „Andächtige Betrachtungen des Leidens Jesu Christi mit 50 Kupferstichen“ (8°.) – „Philipp Bonnoni’s Verzeichniß der geistlichen Ordenspersonen in 477 Kupferstichen“ (4 Bände, 4°.). – „ Abrahams a S. Clara neu eröffnete Weltgalerie“ (mit 100 Kupferstichen in Fol.; ein schönes, heute schon seltenes Werk). – „Abbildung und Vorstellung aller Künstler und Handwerker“ (212 Bl., 4°.). – „Neueste Abbildung des türkischen Hofes nach denen Gemälden des Mr. de Feriol, französischen Ambassadeurs bei der ottomanischen Pforte in 260 Kupferstichen“ (4 Theile in 4°). – „Abbildung und Beschreibung der sämmtlichen Bergwerks- und Schmelzhütten-Beamten und -Bedienten in 50 Kupferstichen“ (4°.). – „Nürnbergische Malerakademie von Martin Schustern, nach dem Leben gezeichnet und von Johann Kenckeln in die schwarze Kunst gebracht“ (Fol.). – „Nürnbergische Trachten“, eine Folge von 20 numerirten Blättern, wovon einige von C. L.(uyken) 1704 gezeichnet und gestochen sind; auf dem 18. und 20. Blatte steht Chr. Weigel’s Adresse (4°). Eine spätere Ausgabe erschien unter dem Titel: „Deutliche Vorstellung der Nürnbergischen Trachten in Kupfer gestochen u. s. w.“ (Nürnberg bei Joh. Dav. Tyroff, Christoph Weigel’s des älteren sel. Erben, 1766, 4°.). – „Bequemer Schul- und Reiseatlas“, in verschiedenen sich durch die Kartenanzahl unterscheidenden Ausgaben mit Karten in 16°., 4°. und in Fol.; [297] Die dazu gehörige „Anleitung zu der verbesserten Geographie“ hat im Jahre 1724 Professor Jos. David Köhler herausgegeben. – „Historischer Zeitungsatlas“ (25 Tafeln in Fol.). – „Descriptio orbis antiqui“ (44 Karten in Fol.). – „Der durchlauchtige Welt-, Geschichts-, Geschlechts- und Wappen-Kalender“ (8°., in vielen Fortsetzungen). – „Prospect der Stadt Nürnberg von St. Peter, welche Straße Josephus I. als römischer König hereingezogen 1704“. Chr. Weigel exc. (Fol.). –..Prospect der Stadt Wien vor dem Burgthore“ (1719). – „Prospect der Stadt vor dem Schottenthore“ (1719). – „Prospect der Stadt vor dem Kärntnerthore“ (1720). – „Prospect der Stadt vor dem Rothen Thurm“ (1720). – „Prospect der k. k. Haupt- und Residenzstadt Wien und ihrer Vorstädte“; diese fünf Prospecte Weigel’s befinden sich in der Wiener Magistratsbibliothek. Auch gab er der beiden Nürnbergischen Schreibkünstler Mich. Bauernfeind und Adolf Zimmer zierliche „Schreibkunst“ in verschiedenen Schriftarten in Kupfer gestochen, heraus. Von Weigel’s meist in Schwarzkunst in Fol. und gr. Fol. ausgeführten Bildnissen sind bekannt: [die mit einem Sternchen (*) bezeichneten gehören zu den besten Blättern] *„Kaiser Karl VI.“, ganze Figur, am Zelt stehend (gr. Fol.). – „Ludovicus XIV. Rex Franciae“. – „Carolus V. Lotharingiae Dux 1688“. – „Georgius Ludovicus Dux Brunsv. et Luneburg“ (mit Wappen und kriegerischem Beiwerk). – „Joannes V. Lusitaniae rex.“. – „Herzog Friedrich von Sachsen“ (mit Wappen). – „Bildniß einer österr. Erzherzogin“. Nach E. Ch. Heiß. – *„Abrahamus a S. Clara“ (selten). – „Guill. Joan. Baierus, Theol. Jen.“ – *„Johann Michael Bretschneider“. Von Aussig, Maler von Prag. – „Michael Bauernfeind, Nürnbergischer Schreibmeister“. – „Julius Fridericus comes Bucelleni“ (mit Wappen). – „Nicolaus de Catinat, Maréchal de France“. – „David Ebersbach Svidnicensis Silesius“ (mit Wappen und Symbolen). – „Fridericus Wilhelmus Ebener ab Eschenbach etc.“ G. Blendinger pinx. – „Samuel Faber, Gymn. Aeg. Nor. Rector“. – „Sibertus S. R. J. Comes ab Heister“, mit der Inschrift: Hic vir, hicest, cui Jus gladium | Pietasque dat ignes; Excidium. | Vindex imminet, hydra time. – „H. Hildebrand, Prof.“ – *„Eucharius Gottlieb Rink, Jur. pub. Prof. in Univ. Altorp.“. – „Johannes Michael Rücker, Pastor prim.“ (mit Wap.). – *„Daniel Rücker“. –„Christ. Theoph. Scheurl Defersdorf“ (oval mit Wappen) – „Phil. Jac. Scheurl, Prof.“. – „Felix Spizius, J. U. D. Consil. Norimb. etc.“. In Verkolje’s Manier. – „Hans Carl Baron de Thüngen, Gen. Camp. Marschal“. – „Joh. Phil. Treuner, Dr. Theol. Jen.“. – „Joh. Weißbach, Pfarrer in Augsburg 1680“ (8°.). – „G. G. Zeltner, Prof.“. – „Adolf Zimmer, Schreibmeister“. Es ist schwer zu bestimmen, welche von den vorangeführten Werken und Blättern von Weigel selbst oder nur unter seiner Leitung ausgeführt wurden Ein großer Theil seiner Werke ist zwar Verlagsartikel, zeigt aber doch die ungemeine Rührigkeit und Vielseitigkeit Weigel’s in einer der Kunst nicht eben zu holden Zeit. Wenn behauptet wird, daß er als Künstler von keiner Bedeutung sei und nur handwerksmäßig verfuhr und daß die schätzbaren Blätter, welche sich vorfinden, von anderer Hand herrühren, so ist das blind in die Luft geredet, da der Beweis nicht erbracht werden kann, welche Blätter eben Weigl selbst geschabt und gestochen hat. Er muß doch seine Kunst verstanden und auch viel geübt haben, da er der erste Kupferstecher ist, welcher die Gründe mit einer Maschine fertigte, ein Vorgang, der darauf hinweist, daß er eben selbst gearbeitet und darauf bedacht gewesen, das Monotone seines Geschäftes nach Möglichkeit zu erleichtern. Was die Familienverhältnisse des Künstlers betrifft, so ist es bekannt, daß er eine Tochter hatte, welche den Maler Johann Kenckel (gest. 1722) heiratete und wie es den Anschein hat, eine zweite Ehe mit Martin Tyroff schloß. Andere wieder nehmen an, daß Letzterer die Tochter der Frau Kenckel geehelicht habe. Jedoch gegen diese Annahme spricht ein von V. D. Preißler vorhandener Kupferstich, welcher nach Kupezky das Bildniß der Witwe Weigel’s mit dem jungen Joh. David Tyroff darstellt und die Schrift trägt: Magdalena Esther Weiglin Christ. Weigelii sen. vidua ejusque nepos Joh. Dav. Tyroff. Dieser Tyroff, der alten Magdalena Esther Weigel Enkelkind und Sohn Martin Tyroff’s, des zweiten Gatten ihrer [298] Tochter, war der Erbe der Weigel’schen Handlung, wie er sich selbst auf dem ersten Blatte der Ausgabe des „Trachtenbuches“ vom Jahre 1700 nennt. [Handbuch für Kupferstichsammler oder Lexikon der Kupferstecher, Maler, Radirer und Formschneider aller Länder und Schulen nach Maßgabe ihrer geschätztesten Blätter und Werke. Auf Grundlage der zweiten Auflage von Heller’s praktischem Handbuch für Kupferstichsammler neu bearbeitet und um das Doppelte erweitert von Dr. phil. Andreas Andresen [beendet von J. E. Wessely] (Leipzig 1873, T. O. Weigel, Lex. 8°.) Bd. II, S. 719. – Doppelmayer. Historische Nachricht von den Nürnberger Künstlern. – Dlabacz (Gottfried Johann). Allgemeines historisches Künstler-Lexikon für Böhmen und zum Theile auch für Mähren und Schlesien (Prag 1815, Gottlieb Haase, 4°.) Bd. III, S. 339. – Nagler (G. K. Dr.). Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1859, E. A. Fleischmann[WS 1], 8°.) Band XXI, Seite 223. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1837, 8°.) Bd. VI, S. 47. – Porträt. Gemalt von J. Kupezky, gest. von B. Vogel mit der Devise: Haud secus assiduis (Roy.-Fol.). –
3. Christoph Weigel (geb. zu Redwitz in Böhmen am 9. November 1654, gest. zu Nürnberg am 5. Februar 1725). Bereits 1666, als er zwölf Jahre alt war, kam er aus seiner Heimat in die Fremde, indem ihn die Seinigen nach Hof im Voigtlande schickten, um ihn daselbst die Goldschmiedekunst erlernen zu lassen. Später nahm ihn der berühmte Jenenser Professor der Mathematik, Weimarischer Hofmathematicus und Baudirector Erhard Weigel, allem Anscheine nach ein naher VerwandterAnmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: C. A. Fleischmann.