BLKÖ:Weißenbach, Alois
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 54 (1886), ab Seite: 167. (Quelle) | |||
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Laudon bin ich ausgezogen, mit dem Heros, auf den zu wetten ist, daß es, wenn Gott die Flamme seines Lebens und seiner Kräfte hätte in die erste Periode des Revolutionskrieges hineinleuchten lassen (Laudon † 1790), nicht zum Brande von Moskau gekommen wäre.“ Als Kurfürst Erzherzog Ferdinand, damals Regent von Salzburg, mit Entschließung vom 2. Juli 1804 das bis dahin in seiner Landeshauptstadt bestandene Medicinalcollegium zu einem Medicinalrathe erhob und zu gleicher Zeit die Errichtung einer medicinischen Facultät an der Hochschule daselbst anordnete, erhielt Weißenbach den Ruf zur Uebernahme der Lehrkanzel für theoretische und praktische Chirurgie und chirurgische Klinik im St. Johannesspital und für Thierarzeneikunst. Zugleich erbot er sich zu Privatvorlesungen über Augenkrankheiten. 1805 und 1806 wirkte er aus freiem Antriebe als Schutzpockenimpfarzt, und ist er erster und zugleich letzter Dekan der medicinischen Facultät unter kurfürstlicher, seit 10. März 1806 kaiserlich königlicher Regierung. Als diese darauf mit Kundmachung vom 13. August 1807 die Salzburger Hochschule, nicht aber die medicinische Facultät in ihrem Bestande bestätigte und letztere in ein großes chirurgisches Studium umwandelte, erhielt Weißenbach an demselben die Lehrkanzel für praktische Chirurgie und chirurgische Klinik im St. Johannesspital. 1810 kam Salzburg an Bayern, dieses hob am 25. November 1810 die Universität auf, zog ihr Vermögen, über 500.000 fl., ein und errichtete statt ihrer ein Lyceum; infolge dessen trat an Stelle des medicinisch-chirurgischen Studiums mit 14. September 1811 eine landärztliche Schule für den Unterdonau-, Salzach- und Innkreis, und Weißenbach wurde zum Professor der Zoonomie, Anthropologie, theoretischen und praktischen Chirurgie und zugleich zum Director der Schule ernannt; die ärztliche Besorgung des St. Johannesspitals ging aber unter seiner Leitung an Dr. Jos. von Lasser über. Nach der abermaligen Einverleibung Salzburgs in Oesterreich, welche am 1. Mai 1816 erfolgte, kam an die Stelle [168] der bayrischen landärztlichen Schule im September 1818 diesmal eine niedere medicinisch-chirurgische Lehranstalt, an der ihm wieder das Lehramt der praktischen Chirurgie nebst der chirurgischen Klinik zugewiesen wurde, in welcher Stellung er nun bis an sein Lebensende blieb. Damit ist die amtliche Laufbahn Weißenbach’s abgethan, doch gibt es über ihn noch Erheblicheres zu berichten. Als sich im December 1810 aus zwei bis dahin in Salzburg bestandenen Vereinen, dem „Leseinstitute“ und der „Musicalischen Gesellschaft“, ein Verein bildete, welcher den Namen „Museum“ annahm, zählte er zu den Gründungsmitgliedern, winde dann 1820 zum Vorstande gewählt und blieb es, bis er sich zunehmender Krankheit wegen im Monat Juni 1821 von den Geschäften sowohl seines Berufes als des Museums zurückzog; nur wenige Monate später ward er vom Tode ereilt. In die Zeit seiner lehramtlichen Wirksamkeit fällt eine Reise nach Wien, welche er im Herbste 1814 antrat, und bei welcher Gelegenheit er Beethoven kennen lernte, und eine zweite nach Tirol, als dieses Land im Mai 1810 dem Kaiser Franz die Erbhuldigung leistete. Beide Reisen – siehe weiter unten seine literarischen Arbeiten – hat er beschrieben. Sein Wirken als Arzt und Bürger anerkannten Bayern, wie Oesterreich. Vom König von Bayern Max Joseph erhielt er in Würdigung der in den Jahren 1805 und 1806 in den Militärspitälern zu Salzburg, als auch 1809 durch Behandlung verwundeter Officiere der bayrischen Armee erworbenen Verdienste am 26. März 1811 die goldene Civil-Verdienstmedaille, von Kaiser Franz aber 1816 den Titel eines k. k. Rathes. Seine literarische Thätigkeit sondert sich in eine fachwissenschaftliche als Arzt und in eine poetisch-schöngeistige als Dichter und Schriftsteller. Die erstere umfaßt nur wenige Arbeiten, so hielt er 1804 bei Uebernahme seines Lehramtes an der medicinischen Facultät der Salzburger Hochschule den Programmvortrag: „Ueber Theophrastus Paracelsus von Hohenheim“; dann veröffentlichte er aus dem Italienischen des Pisaner Arztes Dr. Caj. Palloni die „Medicinischen Bemerkungen über das herrschende Fieber in Livorno“ (Salzburg 1805, Mayr); – ferner die „Biographische Skizze von J. Joh. Hartenkeil. Dr. der Arzeneiwissenschaft... and Protomedicus in Salzburg“ (Salzburg 1808) und trug in der Aula academica die ungedruckt gebliebene Abhandlung über Kretinen vor. Ungleich reicher aber sind seine theils selbständig, theils in Almanachen und Journalen gedruckten schöngeistigen Beiträge, wie er denn, obgleich er wie andere ältere österreichische Poeten, deren Andenken auch erst neuerlich nach ausgiebiger Benützung meines Lexikons, natürlich ohne Angabe der Quelle, aufgefrischt wird, gleichfalls verschollen, doch hauptsächlich als Poet in nähere Betrachtung zu ziehen ist. Diese schöngeistigen Arbeiten Weißenbach’s sind in chronologischer Folge: „Das gerettete Tirol“ (1797), ein Gedicht, anläßlich des Angriffs, den Joubert 1797 versuchte, und der vom Landsturm bei Spinges und Aicha in blutigster Weise zurückgeworfen wurde [siehe meinen Artikel im Lexikon: „Das Mädchen von Spinges“ Bd. XXXVI, S. 171[WS 1]]; – „Tirols Dank“ (Wien 1799, Gastler), Seiner Majestät dem Kaiser Franz gewidmet; – „Das Lied von Tirol. 1801“ in Hormayr’s „Archiv“, VII. Jahrg. (1817) S. 245; – „Eine Huldigung. Dramatischer Prolog. Vorgestellt auf dem kaiserlichen auch kaiserlich [169] königlichen Nationaltheater zu Salzburg den 17. März 1806“ (Salzburg 1806, Zaunrieth), als Kurfürst Erzherzog Ferdinand bei Uebernahme der Regierung Salzburgs die Huldigung entgegennahm; – „Der Brautkranz. Trauerspiel in 5 Aufzügen“ (Wien 1810, Wallishausser), in gebundener Rede; im März 1816 im Wiener Burgtheater aufgeführt. Weißenbach schickte das Stück an Goethe und erhielt darauf ein ziemlich kühles, von diesem nur dictirtes, aber eigenhändig unterschriebenes Dankschreiben; – „Die Barmeciden oder die Aegypter[WS 2] in Bagdad. Schauspiel in 5 Aufzügen“ (Wien 1801, Wallishausser); – „Echte Grösse“, ein Gedicht, in welchem Weißenbach den berühmten Menschenfreund Grafen Berchtold [Bd. I, S. 291] feiert, und das bei der Eröffnung des Salzburger Museums am 28. Jänner 1811 mit einer von ihm vorausgeschickten historisch-biographischen Einleitung von seiner Gattin vorgetragen wurde; abgedruckt ist es im Taschenbuch „Aglaja“ 1816, S. 57 u. f.; – „Das Willkommen der Hirten. Festspiel“ (1811), aufgeführt im Nationaltheater zu Salzburg am 16. Juni 1811, als Kronprinz Ludwig von Bayern mit seiner Gemalin Therese auf Besuch nach Salzburg kam; – „Das Opfer der Berge. Cantate“ (Salzburg 1812, Zaunrieth), die Musik mit voller Orchesterbegleitung componirte Thaddäus Susan [Bd. XL, S. 347][WS 3]; – „Germaniens Wort und Gruss. Prolog“ (Salzburg 1813, Zaunrieth), ein poetischer Gruß an die nach Napoleons Abdankung anzuhoffende friedliche Zukunft; – „Die Worte der Weihe. Cantate“ (1812), geschrieben anläßlich der Uebersiedelung des Museums in das Magistratsgebäude für das im neudecorirten Saale bei dieser Gelegenheit am 9. December 1812 gegebene Concert; die Musik dazu componirte der damals 22jährige Ignaz Aßmayer [Bd. I, S. 80]; – „Der heilige Augenblick“ (Salzburg 1814, Mayr), ein Gedicht auf die Völkerschlacht bei Leipzig, den Moment behandelnd, als die drei Kaiser, denen Fürst Schwarzenberg die Nachricht des errungenen Sieges bringt, zum Gebete niederknien; – „Die Erlösung der Teutonia. Märchenspiel in 2 Aufzügen“, gleichfalls eine Feier des Sieges über die niedergeworfene Zwingherrschaft des Franzosenkaisers; – „Der Einzug des Kaisers Franz I. in Wien“ (Wien 1814, Camesina); bei Gelegenheit der Wiederkehr des Kaisers in seine Reichshauptstadt, der er, während die entscheidenden Kämpfe seine Anwesenheit im Kriegslager erforderten, fern geblieben; – „Der glorreiche Augenblick. Cantate“ (Wien 1814), der in Wien versammelte Congreß veranlaßte auch Weißenbach’s Reise dahin. Damals fand das Zusammentreffen mit Beethoven statt, der den Dichter aufsuchte und mit ihm viel verkehrte, namentlich beim „Römischen Kaiser“, wo Beide zusammen zu Mittag aßen. Auf den Wiener Congreß dichtete nun Weißenbach die obige Cantate, welche Beethoven in Musik setzte. Die Aufführung fand in des Letzteren Akademie am 29. November 1814 Mittags vor allen Souveränen, großen Herren und Damen des Wiener Congresses, die Wiederholung am 2. December statt. Darüber schreibt Hanslick: „Wenn Castelli in seinen „Memoiren“ den kaiserlichen Rath und Professor der Chirurgie Dr. Weißenbach einen „ausgezeichneten Dichter“ und dessen patriotische Dichtungen „echte Perlen“ nennt, so ist das mehr als freundschaftlich geurtheilt. Indeß war es nicht der Text allein, was an Beethoven’s Cantate sterblich war. Fr. Rochlitz [170] hat der Musik einen anderen besseren Text „Der erste Ton“ unterlegt, ohne dadurch die Composition (in Beethoven’s Werken Op. 136) dauernd retten zu können.“ – Nach seiner Rückkehr aus Wien nach Salzburg schrieb Weißenbach: „Meine Reise zum Congress. Wahrheit und Dichtung“ (Wien 1816, Wallishausser), mit vielen Nachrichten über seine Eltern, seine Erziehung und Bildung; die Urtheile über dieses Buch stehen sich diametral gegenüber, die Einen rechnen es zu den „verunglücktesten Schöpfungen“ des Dichters, Andere wieder bezeichnen es als sein „gelungenstes Werk“; – „Teutonia. Ein Denkmal der vergangenen und Taschenbuch der neueren Zeit“ (Wien 1815, Anton Strauß), eine Sammlung seiner patriotischen Gedichte, dem Feldmarschall Fürsten Schwarzenberg zugeeignet; – „Das Wiedersehen, Cantate“ (Salzburg 1815, Zaunrieth), die Cantate, zu welcher der schon erwähnte Th. Susan die Musik schrieb, kam in einer musicalischen Akademie zur Aufführung, welche zur Feier des glücklich überstandenen Wochenbettes der Kronprinzessin von Bayern, nach Geburt des Prinzen Otto, späteren Königs von Griechenland, gegeben wurde; – „Der erste Mai gefeiert zu Salzburg 1816“ (Salzburg 1816, Mayr); Weißenbach brachte dieses Gedicht, als Salzburg durch den am 14. April 1816 zu München zwischen Oesterreich und Bayern abgeschlossenen Vertrag – freilich um seinen reichsten Getreideboden, die am linken Salzach- und Saale-Ufer gelegenen Pfleggerichte und Aemter: Waging, Tittmoning, Teisendorf und Laufen ärmer – an Oesterreich zurückgelangte; – „ Andreas Hofer’s Schatten an seinen Kaiser und sein Vaterland am Huldigungstage“ (Innsbruck 1816, Wagner), gedichtet, als am 30. Mai 1816 das wiedergewonnene Tirol dem Kaiser Franz die Erbhuldigung leistete; über die Reise selbst brachte das Gräffer’sche „Conversationsblatt“ nur wenige Wochen vor des Dichters Tode eine ausführliche Beschreibung aus dessen Feder in dem Aufsatze: „Mittheilungen aus einem Tagebuche meiner Reise von Salzburg nach Innsbruck zur Huldigungsfeier im Jahre 1816“ [III. Jahrgang, 1821, Nr. 37 bis 42]; – „Ueber den letzten Fund römischer Denkmäler in und um Salzburg“, in der Schickh’schen „Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur und Mode“, 16. und 23. August 1817; – „Der 10. November 1816“, Gedicht, abgedruckt in der „Wiener Moden-Zeitung“, 1816, Nr. 64, zur Ankunft der Kaiserin Karoline Auguste; – „Aigen. Beschreibung und Dichtung“ (Salzburg 1817), dem Raaber Bischof Ernst Fürsten von Schwarzenberg [Bd. XXXIII, S. 39] gewidmet; – „Ueber das christliche Fatum, als Grundprincip des modernen Dramas“, abgedruckt in der „Wiener Moden-Zeitung“, 1817, Nr. 29, 33, 37 und 38; – „Die Eröffnung des St. Johannesspitals zu Salzburg im Jahre 1696“ (Salzburg 1818, Mayr), ein Vortrag, gehalten im Museum zu Salzburg am 18. Februar 1818; – „Der Kaffee. Parodie zu Schiller’s Glocke“ (18..). Von mehreren anderen einzeln in Zeitschriften und Almanachen abgedruckten Gedichten Weißenbach’s sehen wir ab, da wir ja ohnehin mit Aufzählung seiner im Druck erschienenen Arbeiten nicht eben zurückhaltend gewesen. Seine Dichtergabe ist oft angezweifelt und herabgesetzt und auch seine Gelegenheitssängerei ihm verübelt worden. Nun, es ist gewiß: in unsere Zeit passen seine Dichtungen nicht; aber ihm [171] deshalb die poetische Ader bestreiten, paßt ebenso wenig. Wohl sind Schwulst, manchmal falsches Pathos und eine unnatürliche Ueberschwenglichkeit leidige Eigenschaften seiner Producte, aber trotz alledem begegnen wir in ihnen so herrlichen schwungvollen Stellen, wie nur ein echter gottbegnadeter Poet sie singen kann. Seine dramatischen Dichtungen „Der Brautkranz“ und „Die Barmeciden“ erfreuten sich bei ihrer Aufführung entschiedenen Beifalls und wurden den besseren dramatischen Arbeiten seiner Zeit angereiht. Die Charakteristik im „Brautkranz“ ist eine ausgezeichnete; und mit großem Geschick, mit seltener Gewandtheit verstand er es, das Eigenthümliche venetianischer Sitte und Geistes seinem Werke einzuhauchen. „In dieser Hinsicht“, bemerkt ein Biograph Alois Weißenbach’s, „steht sein „„Brautkranz“ „ hoch über der weit über die Gebühr erhobenen „„Erdennacht““ von Raupach, welcher der Geist des alten Venedig so sehr mangelt, daß man nur die Namen Contarini, Falieri u. s. w. in Tsia-o und Kien-fu verändern dürfte, um zu glauben, es sprächen Chinesen statt Venetianer. Aber der Vorwurf der Gelegenheitsdichtung, den man gegen Weißenbach erhebt. trifft doch nicht ganz zu. Diese Gelegenheitsdichtungen gehören denn doch nicht zu jener Art „Namenstags- und Festgesänge“, welche der „Wiener Spaziergänger“ so köstlich ironisirt. Es sind immer begeisterte Weihestrophen, bei meist nur großen historischen Anlässen gedichtet; Weißenbach hatte es ja nicht nöthig, zu singen, er war in einer unabhängigen Stellung und wartete nicht auf den goldenen Danaëregen dafür, daß er seine Muse preisgegeben. Dabei war er ein echter Patriot, wie sie damals nach einem Vierteljahrhundert schimpflichen Druckes noch vorkamen, wo Socialismus, Anarchismus und Nihilismus noch nicht den Purpurmantel des Fürsten mit Blut übergossen. Am kürzesten und treffendsten möchte das Urtheil sein, welches Staffler in seinem Werke „Das deutsche Tirol“ über den Poeten mit den Worten fällt: „Hätte Weißenbach’s Talent eine frühzeitige und sorgsame Pflege erhalten, er würde ein gefeierter Dichter Deutschlands geworden sein.“ Daß aber Weißenbach zu seiner Zeit in hohem Ansehen und besonders als Poet gestanden, beweist die Thatsache, daß Beethoven, als er von der Ankunft des Dichters in Wien erfuhr, der erste ihn aufsuchte und – der sonst die Menschen fliehende – viel mit ihm verkehrte [vergleiche unten: Gräffer über Weißenbach]. Noch eines Umstandes sei erwähnt, einer Einrichtung, welche Weißenbach zum Urheber hat, und die den Armen Salzburgs eine ansehnliche Summe brachte. Unser Dichter, damals Museumsvorsteher, trat nämlich im Jahre 1818 mit dem Vorschlag vor die Oeffentlichkeit, daß die Bewohner Salzburgs nach dem Beispiele anderer Städte, wie Gratz, Laibach, Innsbruck u. s. w., sich von Neujahrwünschen durch Spenden für menschenfreundliche Zwecke loskaufen sollten. Der Gedanke griff durch, wenn auch nicht in dem Umfange, als man erwarten durfte, aber immerhin insoweit, daß in einem halben Hundert Jahresbeiträgen die ansehnliche Summe von mehr als 26.000 fl. den Stadtarmen zufloß. Weißenbach’s Ehe, 1807 mit Aloisia von Dornberg, einer Tochter des Präsidial-Secretärs Anton von Dornberg, geschlossen, blieb kinderlos.
Weißenbach, Alois (Arzt und Schriftsteller, geb. zu Telfs im Oberinnthale Tirols am 1. März 1766, gest. in Salzburg am 26. October 1821). Der Sohn schlichter Bauersleute, erhielt er seine erste Erziehung in Klöstern, kam dann auf das Gymnasium in Innsbruck und bezog, nachdem er sich für die Chirurgie als Lebensberuf entschieden hatte, die medicinisch-chirurgische Josephsakademie zu Wien, aus welcher er, 22 Jahre alt, als Unterarzt in die kaiserliche Armee eintrat. In dieser Eigenschaft machte er den Türkenkrieg und die französischen Feldzüge bis 1799 mit, wohnte 1789 den Belagerungen von Schabacz, Berbir, Belgrad, dann den Gefechten und Schlachten bei Valenciennes 1793, Mastricht 1794, Novi 1799 bei und rückte darauf zum k. k. Feldarzte vor. Die Erinnerung an diese Zeiten war für Weißenbach immer eine erhebende, und er sprach es offen aus: „Mit Vater- Gräffer über Weißenbach. „Du schwungvoller Sänger!“ beginnt Gräffer, „du sturm- und [172] drangerfüllter Kraftgenius! Warum ist denn gar keine Rede mehr von dir! Warum gibt man deinen herrlich duftenden „Brautkranz“ nicht mehr ? Du brüllender flammender Leu, heiligen Zornes voll gegen den, der damals der einzige Gewaltige war auf Erden! Aber auch du inniger süßer Dolmetsch zärtlicher Gefühle! Endlich du gottbegeisterter Barde des „heiligen Augenblicks“, der vielleicht selbst dein höchster: bist du denn vergessen? Sohn der Berge, warum sammeln dich nicht deine Brüder? – Daß Weißenbach ein leidenschaftlicher Bewunderer Beethoven’s war, begreift sich; ihre Naturen waren verwandt, sogar physisch, da der Tiroler ebenso schwerhörig war; Beide waren mannhaft, unumwunden, frei, biderbe Gestalten. 1814, als Weißenbach nach Wien kommt, gibt man „Fidelio“. Eine unbeschreibliche Sehnsucht erfüllt ihn, den Meister des unsterblichen Werkes persönlich kennen zu lernen. Wie er nach Hause kommt, liegt eine Einladungskarte Beethoven’s auf dem Tische. Beethoven selbst war da gewesen. Welch’ ein geheimnißvolles magnetisches Spiel befreundeter Geister! Des anderen Morgens ward ihm Kuß und Händedruck. Man konnte dann oft mit ihnen zu Tische sein im „Römischen Kaiser“, in den Zimmern zu ebener Erde. Doch flößte es Wehmuth ein, wenn sie Beide so schrien. Genießen konnte man also nicht recht. Sonderbar: in einer kleinen Stube, wie im Gasthaus „zur Rose“ in der Wollzeile, hörte Weißenbach viel besser, sprach er sich viel frischer und leichter. Sonst der stoffreichste, gemüthlichste, lebhafteste. liebenswürdigste Gesellschafter. Ein blühender alternder Mann, stets reinlich und recht elegant gekleidet. Welch’ gelehrter Arzt er war, wird nicht vergessen werden.“ Diese Worte bezeugen deutlich, wie Weißenbach zu seiner Zeit als Arzt und Poet in Ansehen gestanden.
- Dr. Alois Weißenbach.... Beiträge zu dessen Biographie.... Von Joh. Evang. Engl (Salzburg 1876, Oberer, 8°., 35 S.); – Amthor (Ed.). Der Alpenfreund, Bd. IV, 6. Heft, S. 23. – Bote für Tirol und Vorarlberg (Innsbruck, Fol.) 1821, S. 348. – Brümmer (Franz). Deutsches Dichter-Lexikon. Biographische und bibliographische Mittheilungen über Dichter aller Zeiten. Mit besonderer Berücksichtigung der Gegenwart (Eichstätt und Stuttgart 1877, Krüll’sche Buchhandlung, schm. 4°.) Bd. II, S. 486. – Castelli (I. F. Dr.). Memoiren meines Lebens. Gefundenes und Empfundenes, Erlebtes und Erstrebtes (Wien und Prag 1861, Kober, 8°.) Bd. III, S. 247. – Conversationsblatt [herausgegeben von Gräffer] (Wien, gr. 8°.) III. Jahrg., 1821. Bd. IV, Nr. 93: „Nekrolog“. Von Weidmann. – Goedeke (Karl). Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung. Aus den Quellen (Dresden 1877, Ehlermann, 8°.) Bd. III, S. 994, Nr. 1037. – Gräffer (Franz). Kleine Wiener Memoiren. Historische Novellen, Genrescenen, Fresken u. s. w. zur Geschichte und Charakteristik Wiens und der Wiener in älterer und neuerer Zeit (Wien 1843, Fr. Beck, 8°.) II. Theil, S. 188. – Kehrein (Joseph). Biographisch-literarisches Lexikon der katholischen deutschen Dichter, Volks- und Jugendschriftsteller im neunzehnten Jahrhunderte (Zürich, Stuttgart und Würzburg 1871, Leo Wörl, gr. 8°.) Bd. Il, S. 248. – Medicinisch-chirurgische Zeitung (Salzburg) IV. Jahrg., S. 319. – Neue Freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1866, Nr. 641 im Feuilleton: „Patriotische Concerte in Wien“. Von Ed. H(anslick). – Nottebohm (G.), Beethoviana (Leipzig und Winterthur 1862). – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann, Bd. VI, S. 61. – Oesterreichischer Zuschauer. Herausgegeben von Ebersberg (Wien, 8°.) 1837, S. 1443 im „Rückblick in die Vergangenheit“. – Scheyrer (Ludwig). Die Schriftsteller Oesterreichs in Reim und Prosa auf dem Gebiete der schönen Literatur aus der ältesten bis auf die neueste Zeit. Mit biographischen Angaben und Proben aus ihren Werken (Wien 1858, 8°.) S. 323. – Sonntagsblätter. Herausgegeben von Ludwig Aug. Frankl (Wien, 8°.) II. Jahrg. (1843) Nr. 29, Beilage, S. 696: „Zur Charakteristik österreichischer Schriftsteller“. Von Franz Gräffer, Nr. 32. – Staffler (Johann Jacob). Das deutsche Tirol und Vorarlberg, topographisch mit geschichtlichen Bemerkungen in zwei Bänden (Innsbruck 1847, Fel. Rauch, 8°.) Bd. I, S. 378.
- Porträts. 1) Unterschrift: „Alois Weißenbach“. Lithographie und Steindruck von C. Bollmann, Gera, Verlag von Eduard Amthor ebd; auch in Amthor’s „Alpenfreund“. [173] – 2) Lichtdruck: Copie des vorigen in Engl’s „Monographie“. – 3) Lithographie, erschienen bei Kunike in Wien im Jahre 1817. – 4) Ein Miniaturbildniß von Morff oder von Hornöck (?) besaß im Jahre 1839 Professor Fid. Filz. Wo es jetzt sich befindet, ist nicht bekannt.