BLKÖ:Vieuxtemps, Josephine
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 50 (1884), ab Seite: 284. (Quelle) | |||
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Karl Czerny [Bd. III, S. 105] ihr Lehrer im Clavierspiel, in welchem sie es bald auf eine so hohe Stufe brachte, daß sie Kunstreisen unternehmen konnte. So trat sie zu Beginn der Dreißiger-Jahre in Prag, Dresden, Berlin, Frankfurt a. M., Stuttgart und anderen Orten in Concerten öffentlich auf und erntete überall reichen Beifall. Man rühmte an ihrem Spiele den leichten elastischen Anschlag, die große technische Fertigkeit und den äußerst eleganten Vortrag. Mit einem Male entsagte sie ihrer bisherigen Laufbahn als Concertvirtuosin und heiratete einen Juden, Namens Isidor Löwenstern, der ihr zu Liebe zur katholischen Religion übertrat, ursprünglich Zahnarzt war, später Speculant wurde und unter Anderem einmal ein Privilegium auf „heizbare Steigbügel“ nahm! Nach der Vermälung machte er [285] mit seiner Frau eine Reise nach Aegypten, welche er in der von Adolph Bäuerle redigirten „Theater-Zeitung“ beschrieb. In Nubien kaufte er einen Negerknaben, den er auf den Namen Elias taufen ließ. Alsdann kehrte das Ehepaar nach Wien zurück, daselbst gerieth aber Löwenstern mit seiner Frau in Streit und ging ihr endlich durch. Er wandte sich nach Amerika, wo er in kurzer Zeit starb. Der verlassene Negerknabe wurde auf Kosten des Erzherzogs Karl erzogen und in der Staatsdruckerei untergebracht, wo er im Alter von siebzehn Jahren der Tuberculose erlag. Die Witwe Löwenstern aber wandte sich der Bühne zu und sang zunächst im Carl-Theater den Cherubin in Mozart’s „Hochzeit des Figaro“, später im Josephstädter Theater in Bellini’s „Norma“ die Adalgisa. 1843 kam sie an das Theater in Kassel, darauf an jenes zu Mannheim. Um das Jahr 1845 lernte sie in letzterer Stadt den Virtuosen Vieuxtemps[WS 1] kennen, welcher, obgleich jünger als sie, sich mit ihr vermälte. Nun entsagte sie der Bühne und wurde der gute Genius ihres Gemals, der bis dahin ewig in Geldverlegenheiten stak, jetzt aber durch die Genauigkeit, mit welcher sie den Haushalt führte, zu geordneten Verhältnissen gelangte und aus einem Schuldner, welcher er bisher gewesen, ein Wohlhabender ward. Sie führte die Casse, beaufsichtigte den Haushalt und verwaltete vortrefflich das Vermögen. Sie begleitete ihren Gatten auf seinen Kunstreisen und accompagnirte ihn auf dem Clavier. So war sie im doppelten Sinne seine Begleiterin. Sie starb im Alter von 53 Jahren, und ihr Gemal Vieuxtemps (geb. zu Verviers 20. Februar 1820, gest. zu Mustaphe in Algerien am 6. Juni 1881) überlebte sie noch um dreizehn Jahre. Ob Josephine auch componirte, ist nicht bekannt, wenigstens erschien kein Musikstück, das ihren Namen trägt, im Drucke.
Vieuxtemps, Josephine (Pianovirtuosin, geb. zu Wien am 15. December 1815, nach Anderen 1816 oder 1818, gest. in Celle St. Gloud bei Paris am 29. Juni 1868). Die Tochter des Grafen T. und einer Frau von S., einer der schönsten und galantesten Damen ihrer Zeit in Wien, erhielt sie in der Taufe den Namen Eder und führte denselben auch, nicht aber, wie es in Dr. Hugo Riemann’s „Musik-Lexikon“, S. 967 heißt, den Namen Edler. Da sie ungewöhnliches Talent für die Musik besaß, wurde sie in derselben ausgebildet, und war der berühmte- Neues Wiener Tagblatt (kl. Fol.) 1868, Nr. 175, in der Rubrik: „Theater und Kunst“. – Wiener Zeitung, 1868, Nr. 159, S. 1114. – Riemann (Hugo Dr.). Musik-Lexikon (Leipzig 1882, Bibliogr. Institut, 8°.) S. 967.
- Porträt. Lithographie in Fol. Luckhardt in Cassel.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Henri Vieuxtemps (Wikipedia).