BLKÖ:Uggeri, Angelus
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 48 (1883), ab Seite: 233. (Quelle) | |||
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Maria Theresia ins Leben gerufene ikonographische Schule ein, in welcher er nebst der Geometrie auch das Zeichnen der fünf Säulenordnungen nach Vignola erlernte. Nicht ohne Einfluß blieben auf ihn auch die Vorträge des Malers Manfredini in Cremona, der sich besonders im Decorationsfache einen guten Ruf erworben hatte. In seinem Drange nach weiterer Ausbildung begab sich Uggeri nun nach Mailand, wo er auf der Akademie der bildenden Künste mit allem Eifer Perspective und zuletzt Architectur studirte. Giocondo Albertolli [Bd. I, S. 11], ein trefflicher Ornamentenzeichner, Bildhauer und Architekt in Mailand, und Bianconi, zu jener Zeit Secretär an der Brera, nahmen sich des talentvollen Jünglings, der indessen den geistlichen Beruf erwählt und die Priesterweihe empfangen hatte, mit aller Theilnahme an und förderten ihn in seinen Arbeiten und Bestrebungen. Als damals von der Kunstakademie in Parma ein Preis ausgeschrieben ward, trat auch Uggeri in Bewerbung um denselben und war so glücklich, ihn zu erringen. Eine schwere Krankheit brachte ihn bald danach an den Rand des Grabes. Genesen ging er zur Kräftigung seiner Gesundheit heim nach Cremona und von dort für einige Zeit nach Brescia, kehrte aber zuletzt wieder nach Mailand zurück. Daselbst vertiefte er sich nun ganz in architektonische Studien. Während eines Besuches der unfern von Cremona gelegenen Stadt Codogno erhielt er die Aufforderung, den Entwurf und die Pläne zu einem Theater zu machen, man bezeichnete ihm jedoch jenes in Monza als das Muster, nach welchem er im Ganzen vorzugehen hätte. Er unterzog sich dieser Aufgabe und führte sie auch im Allgemeinen nach dem Wunsche seiner Auftraggeber aus, that aber doch dabei so viel aus Eigenem hinzu, daß sich schon in dieser Arbeit sein schöpferischer, nach guten Mustern gebildeter Genius kundgibt. Indessen unterhielt er fortwährend innigen Verkehr mit dem schon erwähnten Secretär der Kunstakademie Bianconi [234] und mit dem als Gelehrten und Kunstforscher hochgeschätzten Conte Gian Rinaldo Carli, auch Carli-Rubbi [Bd. II, S. 281] genannt, dessen Scharfblick bald die ungewöhnliche Begabung Uggeri’s erkannte. Durch Carli wurde nun auch der junge Maler dorthin gewiesen, wo sich ihm für seinen Geist und sein Schaffen die wahren Pforten eröffneten, nämlich nach Rom, wohin er sich denn 1788 begab. Es lag anfänglich in seiner Absicht, drei Jahre in der Tiberstadt zu verweilen; aber sobald er sich daselbst in das Studium der monumentalen Bauten vertieft hatte, hielt es ihn wie mit Zauberkraft an die ewige Stadt gefesselt, und sie wurde seine zweite Heimat, welche er nur ab und zu verließ, um seine Angehörigen und Freunde in Oberitalien, vornehmlich in seinem Geburtsorte und in Mailand zu besuchen. Seine erste größere Arbeit, die er in Rom unternahm, war die Herausgabe des Bianconi’schen Werkes über die Circusse, an welcher der Autor selbst durch den Tod verhindert ward. Er setzte sich zur Ausführung seines Vorhabens mit dem Advocaten Don Carlo Fea in Verbindung, und Beide vereint bewerkstelligten die Ausgabe in einem Foliobande, welcher 1789 erschien und von Uggeri dem Papste Pius VI. gewidmet wurde. Die Arbeit fand in Fachkreisen verdienten Beifall, namentlich die Sorgfalt der Zeichnungen Uggeri’s, deren er einige beigefügt hatte. Ermuthigt durch den glücklichen Erfolg dieser ersten Arbeit, schritt er nun rüstig an die zweite ungleich wichtigere, welche seinen Namen im Gebiete der Kunst in den weitesten Kreisen bekannt, ja berühmt machte. Es sind die „Giornate pittoriche degli edificii antichi di Roma e de’ suoi contorni“ gemeint, welche 1800 zu erscheinen begannen, und an die sich dann als ergänzender Anhang die „Giornate pittoriche degli edificii antichi de’circondari di Roma“ anschlossen. Das Ganze führte er bis zum dreißigsten Bande fort und lieferte damit ein wahres Musterstück künstlerischen Fleißes, Geschmackes und wissenschaftlicher Gründlichkeit. Insbesondere war es die berühmte Malerin Angelica Kauffmann [Bd. XI, S. 44], welche ihn zu dieser Arbeit aufmunterte und nicht selten mit dem durch ihre Kunstanschauungen geläuterten Rathe unterstützte, weshalb Uggeri ihr auch aus Dankbarkeit den ersten Band des Werkes zueignete. Dasselbe, mehr als 600 gestochene Blätter und etwa 300 Ansichten enthaltend, beschreibt in chronologischer Ordnung die Bauten der Renaissance mit dem zehnten Jahrhundert beginnend bis zum fünfzehnten und sechzehnten und begleitet diese Bauperiode mit den interessantesten architektonischen und geschichtlichen Bemerkungen. Eine andere Arbeit Uggeri’s betitelt sich „Sulla soppraposizione degli ordini nell’architettura civile“ und ist abgedruckt im zweiten Theile des ersten Bandes der „Atti dell’Accademia di archeologia“, welcher 1824 erschien. Sein letztes Werk endlich ist die „Illustrazione della basilica Ulpia“ (Roma 1833, mit 45 Tafeln). Außer der schon erwähnten Angelica Kauffmann stand Uggeri in engerem, oft freundschaftlichem Verkehre mit Appiani [Bd. I, S. 55] Agincourt, Canova [Bd. II, S. 251], Zoega, Visconti, Guattani, Parini [Bd. XXI, S. 299], Giuseppe Del Rosso, Folchi, Nobile [Bd. XX, S. 376], Luigi Cardinali und Anderen. Die Accademia Clementina in Bologna nahm ihn unter ihre Ehrenmitglieder auf, ebenso die Accademia di Archeologia in Rom, [235] dann war er Ehrenprofessor der Architectur an der päpstlichen Accademia di San Luca, Ehrenmitglied der k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien und ordentliches Mitglied für die Abtheilung der schönen Künste der Società italiana seit deren Stiftung. Im Jänner 1813 zum zweiten Conservator an der Vaticana ernannt, verzichtete er bald auf diesen Posten, worauf ihn Leo XII. zum Secretär der Specialcommission für den Wiederaufbau der Basilica di S. Paolo an der Via ostiense berief. Zur Zeit der Krönung Napoleons in Mailand ließ dieser sich den berühmten Architekten vorstellen, und auch Kaiser Franz gab ihm während seines Besuches in Mailand Beweise seiner kaiserlichen Huld. Mit König Anton, mit Maximilian und anderen Prinzen des sächsischen Königshauses stand Uggeri in lebhaftem Verkehre, und sie holten beim Ankaufe von Kunstwerken immer zuvor seinen Rath ein. So hochgeehrt nicht minder ob seines würdigen priesterlichen Wandels, als ob seiner Kenntnisse, die durch seine Bescheidenheit erhöhten Werth gewannen, erreichte der Gelehrte und Künstler das hohe Alter von 84 Jahren. Er wurde in der Kirche Sant’Andrea delle Fratte beigesetzt, und die Commission für den Wiederaufbau der Basilica di San Paolo, deren Secretär er gewesen, ordnete die Errichtung eines Denkmals zur bleibenden Erinnerung an ihn auf dem öffentlichen Friedhofe des Campo verano an.
Uggeri, Angelus (Architekt, geb. zu Gerra nächst Pizzighettone in der Lombardei am 14. April 1754, gest. am 11. October 1837). Bis zum fünfzehnten Jahre besuchte er das Collegium der Jesuiten zu Cremona. Während er daselbst in den gewöhnlichen Unterrichtsgegenständen nicht recht vorwärts schritt, zeigte er in mechanischen Arbeiten eine ganz ungewöhnliche Begabung. Aus dem Colleg trat er in die von der Kaiserin- Diario di Roma, 1837, Nr. 83, Elogio di Angelo Uggeri scritto da Luigi Moreschi. – Tipaldo (Emilio de). Biografia degli Italiani illustri nelle scienze, lettere ed arti del secolo XVIII e de’ contemporanei ecc. (Venezia 1837, tipogr. di Alvisopoli, gr. 8°.) volume V, p. 325. – Nagler (G. K. Dr.). Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1835 u. f., E. A. Fleischmann, 8°.) Bd. XIX, S. 214.
- Porträt. Gezeichnet von Giuseppe[WS 1] Ferrari, gestochen von Luigi Barocci, auch im „Album“, Anno IV (Roma 1837) 39. Heft.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Giusepre.