Zum Inhalt springen

BLKÖ:Trost, Johann J.

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Trost, Andreas
Band: 47 (1883), ab Seite: 244. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Johann Trost in Wikidata
GND-Eintrag: 138787794, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Trost, Johann J.|47|244|}}

Trost, Johann J. (Kunstschriftsteller, geb. zu Aschaffenburg 1789, gest. zu Wien am 8. Februar 1867). Ueber seinen Lebens- und Bildungsgang fehlen alle Nachrichten. Er war dreißig und mehr Jahre Professor an der k. k. Akademie der bildenden Künste in Wien, später oder vielleicht gleichzeitig Bibliothekar und Custos der Kupferstichsammlung an derselben Anstalt, in welchen Stellungen er am 19. Mai 1866 durch Karl von Lützow ersetzt wurde. Den Ruhestand, in welchen er unter Bezeigung der ah. Zufriedenheit mit seiner ausgezeichneten vieljährigen Dienstleistung übertrat, genoß er kein volles Jahr, da er schon am 8. Februar 1867 im Alter von 78 Jahren das Zeitliche segnete. Trost war mehrfach als Kunstschriftsteller thätig, und zwar begegnen wir ihm schon in den Vierziger-Jahren als Kritiker in den um diese Zeit begründeten Schmidl’schen „Blättern für Literatur und Kunst im österreichischen Kaiserstaate“. Im ersten Jahrgang 1844 brachte er im Kunstblatt derselben (Nr. 1) einen kritisirenden Bericht „über die Wlasta des Bildhauers Emanuel Max“ und ebenda (IV. Quartal, Nr. 63) „über A. Hartinger’s Auswahl der seltensten und ausgezeichnetsten Blumen in naturgetreuen Abbildungen“; im zweiten Jahrgang 1845 schrieb er: „über die Gemäldegalerie des Freiherrn Bruckenthal’schen Museums in Hermannstadt“ und im vierten Jahrgang 1847 über das Kupferwerk von Johann und Louise Kreutz: „Der Dom des h. Marcus in Venedig, dargestellt in seinen historischen Mosaiken, sculpirten Ornamenten und architectonischen Ansichten“. Aber schon früher, 1843, als die Frage wegen des Umbaues der Thurmspitze des Wiener Stephansdomes auf der Tagesordnung stand, war er mit einer selbständigen Schrift, betitelt: „Der Umbau der oberen Pyramide des Wiener Stephansthurmes. Mit 2 Bl. Zeichnungen“ (Wien 1843, S. Forster’s artist. Anstalt, 4°.) vor das Publicum getreten. Größere Aufmerksamkeit in Kunstkreisen rief seine Schrift: „Die Proportionslehre Dürer’s nach ihren wesentlichen Bestimmungen in übersichtlicher Darstellung. Mit 2 Tabellen und 2 Tafeln“ (Wien 1859, C. Gerold’s Sohn, 4°.) hervor, welcher nach mehreren Jahren sein noch wichtigeres Werk: „Die Proportionslehre mit einem Canon der Längen-, Breiten- und Profilmaasse aller Theile des menschlichen Körpers. Mit Holzschnitten, 3 Tafeln und 15 Tabellen“ (Wien 1866, W. Braumüller, 8°.) folgte. Trost hatte sich nämlich der mühsamen Aufgabe unterzogen, auf Grundlage der zuverlässigsten Messungen der vorzüglichsten Antiken eine Proportionslehre des menschlichen Körpers aufzustellen. Von dem bisherigen Hypothesen-Canon: ein selbstfabricirtes Gesetz der Natur zu construiren und nach einem selbstgemachten Maßstabe zu messen, wobei immer ebenso absichtliche als absichtslose Täuschungen unterliefen, abweichend, holte er den Maßstab dort, wo er in für alle Zeiten und Völker mustergiltiger Weise niedergelegt ist, in den Kunstwerken der Griechen und Römer. Das Werk wurde auch als ein Gewinn für die Theorie und Praxis der Kunst begrüßt. Später begegnen wir unserem Kunstautor noch einmal, und zwar auf einem der Kunst völlig abgewandten schriftstellerischen Gebiete, als er seine: „Concordanz. Gott und Unsterblichkeit. Unser Glaube und unsere Hoffnung, befugt durch Stimmen aller Zeiten“ (Wien 1869, Braumüller, [245] 8°.) herausgab. Trost bekleidete auch die Stelle eines Rathes der k. k. Akademie der bildenden Künste; seine irdischen Ueberreste wurden auf dem Döblinger Friedhofe in der Familiengruft beigesetzt.

Zellner’s Blätter für Theater, Musik und Kunst (Wien, kl. Fol.) 1867, Nr. 13, unter den Verstorbenen. – Neue Freie Presse, 1867, Nr. 879, in der „Kleinen Chronik“. – Zarncke (Friedr. Dr.). Literarisches Centralblatt (Leipzig, 4°.) 1866, Nr. 48. Sp. 1257.