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BLKÖ:Bruckenthal, Samuel Freiherr von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Brücke, Ernst
Band: 2 (1857), ab Seite: 168. (Quelle)
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Bruckenthal, Samuel Freiherr von (geheimer Rath, ehem. siebenb. Landesgouverneur, Großkreuz des St. Stephansordens, geb. zu Löschkirch in Siebenbürgen 26. Juli 1721, gest. zu Hermannstadt 9. April 1803). Zu Halle und Leipzig ausgebildet, trat er nach seiner Rückkehr in die Heimat in Staatsdienste. Besondere Kenntnisse und Thätigkeit erwarben ihm bald das Vertrauen der großen Kaiserin, und er stieg rasch von Stufe zu Stufe. Die reichen Mittel, womit ihn die Huld der Monarchin überhäufte, setzten ihn in den Stand, seiner Prachtliebe, einem hervorragenden Zuge seines Charakters, nachzugehen; doch hatte diese eine Richtung genommen, die seinem Geist und dem Lande Ehre machte. Er verwendete nämlich, überdies kinderlos[BN 1], den größten Theil seiner Einkünfte auf Prachtgebäude, Gärten und verschiedene Sammlungen. Die Folgen waren durchaus glückliche, sowohl was den Einfluß auf den Adel des Landes, als auch die Bildung des Geschmackes und den Glanz seiner Heimat anbelangt, denn viele Fremde besuchten die Sammlungen B.’s. Um diese Wirkungen nicht zu schwächen, verordnete er testamentarisch, daß seine Sammlungen ein unveränderliches Fideicommiß bilden, und die Zinsen von 36,000 fl. zur Vervollkommnung und Nutzbarmachung derselben verwendet werden sollen. Die Sammlungen bestehen: 1. Aus einer Büchersammlung (etwa 15,000 Bände im J. 1803), in welcher am stärksten Archäologie u. Erdkunde (Voyages pittoresques), Geschichte (in den Geschichtschreibern fast aller Völker, darunter für siebenbürg. Geschichte die auf siebenbürgischen Landtagen im 16. und 17. Jahrhundert ausgearbeiteten Gesetze) vertreten sind; – 2. Aus einer Münzensammlung, enthaltend einen reichen Schatz von griechischen, römischen, deutschen, päpstlichen, ungarischen und siebenbürg. Münzen; – 3. Aus einer Mineraliensammlung. Darin siebenbürg. Goldstufen und ungar. Silberstufen in großer Menge, einige sehr seltene (siehe: Esmarks Beschreibung einer mineralischen Reise, Freiberg 1798, S. 118). Der Gebrauch dieser Sammlung wird durch den „Catalogue raisonné“ des Abbé Eder, der nebst der genauen Beschreibung jedes Stückes auch geognostische Bemerkungen über siebenbürgische Mineralien aufstellt, ungemein erleichtert; – 4. Aus einer Gemälde-Sammlung in 15 Zimmern und 1 großen Saale. Sehr viele Originale von Raphael[BN 1], Guido Reni, Guercino, Caravaggio, Correggio, Titian, Caracci, Del Sarto, Spagnoletto, Casanova, Cornelius, Rubens, Van Dyk, Berghem, Wouwermanns, Rembrandt, Teniers, Dürer, Holbein, Sandrart, Ch. Brand, Agricola, Meytens, Hamilton etc. Im Drucke erschien von Bruckenthal nichts. Es fand sich in seinem Nachlasse nur ein vielleicht zum Drucke vorbereitetes Manuscript unter dem Titel: „Denkwürdigkeiten der Siebenbürger Sachsen“, eine Vertheidigungsschrift des siebenbürgischen Beamten-Standes. Nach ihm wurde eine Pflanzengattung der Ericeae, Bruckenthalia spiculifolia, Erica Bruckenthalii, eine strauchartige Pflanze in Siebenbürgen und Griechenland, benannt.

Gemäldegallerie des Freiherrn von Bruckenthalischen Museums in Hermannstadt (Hermannstadt 1844, Closius, 8°., 150 S.) – Archiv für Geschichte, Statistik, Liter. u. Kunst (Wien 1826, 4°.) XVII. Jahrg. Nr. 68, 69, 98, 99, 100, 133; (Wien 1827) XVIII. Jahrg. Nr. 32, 33, 34: „Die freih. v. Bruckenthal’schen Sammlungen.“ – Geschichte des 19. Jahrhunderts mit besonderer Hinsicht auf die österr. Staaten; von J. Schwaldopler (Wien 1807, Doll) III. Bdchn. S. 197 [nach [169] diesem ist B. am 14. April 1806 gestorben]. – Annalen der Literatur und Kunst in den östr. Staaten (Wien 1803, A. Doll) II. Jahrg. I. Bd. Sp. 105. – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer u. Czikann), (Wien 1835 u. f.) I. Bd. S. 394.[BN 2]

Berichtigungen und Nachträge

  1. a b E Bruckenthal, Samuel Freiherr [s. d. Bd. II, S. 168]. In der Lebensskizze B.’s heißt es: er sei kinderlos gewesen; dem ist nicht so; er hatte eine Tochter, welche jedoch vor dem Vater gestorben. Auch heißt es ferner dort: daß seine Gemäldesammlung Originale von Raphael enthalte; auch dieß ist nicht der Fall, da dieselbe keine Raphael’schen Originalien besitzt.
    Als sehr interessante Quelle über diesen als Staatsmann und Mensch so denk- und achtungswürdigen Mann ist in jüngster Zeit erschienen: „Maria Theresia und Freiherr Samuel von Bruckenthal“. Eine Studie von Johann Karl Schuller. Mit dem Abdrucke der Handschrift Maria Theresia’s und Bruckenthal’s und dem Porträte des Freiherrn (Hermannstadt 1863, Th. Steinhausser, gr. 8°.). – Auch hat Pfarrer Schaser (Hermannstadt 1846) eine ausführliche Arbeit über Bruckenthal veröffentlicht, deren genauen Titel ich aber leider nicht erfahren konnte. – Porträt. Unterschrift: Samuel liber baro a Brukenthal Magni Transilvaniae Principatus Gubernator. Lith. Anst. v. R. Krabs in Hermannstadt (8°.). [Band 11, S. 375]
  2. E Bruckenthal, Samuel Freiherr [Bd. II, S. 168; Bd. XI, S. 378].
    Trausch (Jos.), Schriftsteller-Lexikon u. s. w., Bd. I, S. 188. – Schuller (J. K.), Maria Theresia und Freiherr Samuel von Bruckenthal (Hermannstadt 1863, 8°., mit B.’s Porträt). [Band 23, S. 367]