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BLKÖ:Thürheim, Franz Leopold

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 44 (1882), ab Seite: 278. (Quelle)
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13. Franz Leopold (geb. 23. April 1624 auf Schloß Ebelsberg, gest. zu Wien am 12. November 1700), Sohn Hans (Johann) Christophs Freiherrn von Thürheim aus dessen Ehe mit Anna Martha Freiin von Tauffkirchen. Nach dem Wortlaute des Reichsgrafendiploms ddo. 30. October 1666 begab sich Franz Leopold „nach absolvirten studiis tam politicis quam juridicis, Durchreisung fremder Königreiche und Länder, auch Erlernung derselben Sprachen und adeligen Exercitien“ 1649 an Kaiser Ferdinands III. Hof und wurde sowohl dieses Monarchen als König Ferdinands IV. Kämmerer und Oberst-Mundschenk, nach deren Tode aber Kaiser Leopolds I. Kämmerer, niederösterreichischer Regimentsrath und später wirklicher geheimer Rath. Am Hofe des letztgenannten Monarchen befand er sich unter jenen Cavalieren, welche den Festlichkeiten, als Caroussels, Maskeraden u. s. w., beiwohnten, die theils in der kaiserlichen Hofburg zu Wien, theils auf dem Lustschlosse der Favoritta (heutigem Theresianum) anläßlich der Vermälung des Kaisers, sowie während der Anwesenheit des russischen Czaren Peter des Großen veranstaltet wurden. In dem zur Feier der Vermälung des Kaisers mit seiner ersten Gemalin, der spanischen Infantin Margarita Therese, im Fasching 1667 auf dem Burgplatz abgehaltenen Caroussel, Roßballet genannt, in welchem mehr als fünfzig Herren in bunten Aufzügen die vier Elemente darstellten, befand sich Graf Franz Leopold Thürheim in dem von dem berühmten Kriegshelden Grafen Raimund Montecuccoli geführten Zuge, der zuerst einritt und das Feuer darstellte. Diese Herren, roth gekleidet, mit Phönixen auf der Brust, auf Pferden, an deren Geschirr die Quasten und Fransen Feuerflammen bildeten, umgaben einen zerklüfteten Fels, auf dessen Spitze ein Vulcan stand, und in dessen Inneren Kyklopen arbeiteten. Am 30. October 1666 wurde Franz Leopold mit seinen drei Brüdern Leopold, Christoph Leopold und Philipp Jacob in den Reichsgrafenstand des römisch-deutschen Reiches erhoben und mittels kaiserlichen Diploms ddo. Wien 14. April 1683 sammt seinen Erben beiderlei Geschlechtes in den Herrenstand des Königreichs Böhmen nebst incorporirten Ländern aufgenommen. Er hatte sich zweimal vermält, und zwar 1662 mit Francisca Susanne Gräfin von Brandis und 1682 mit Johanna Eleonore Swihow von Svichovsky und Risenberg, Skala und Raby, gewesener Hofdame der Kaiserin Eleonora. Seine zweite Gemalin, welche ihn überlebte, starb am 12. August 1718. Aus seiner ersten Ehe stammten drei Söhne; aus der zweiten vier Söhne und vier Töchter, von welch Letzteren Maria Katharina 1711 dem Grafen Joseph Karl von Hallweil oder Hallwyl aus dem bekannten Berner Geschlechte angetraut wurde. Die Porträte Franz Leopolds und seiner ersten Gemalin befinden sich im Schlosse zu Weinberg. [Imhof. Procer. Mantis, Nr. 32. Bd. II, S. 219. – Zedler, Bd. XLIII, S. 1847. – Hohenegg, Joh. Adam Georg Freiherr, Bd. II, S. 639–662.] –