BLKÖ:Teltscher, Joseph
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 43 (1881), ab Seite: 268. (Quelle) | |||
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Rudolph Puff’s zuerst in einem Gratzer Kalender, dann inDr. Adolph Schmidl’s „Oesterreichischen Blättern“ abgedruckter Aufsatz: „Berühmte Männer von Gratz in Steiermark“ gedenkt des in Rede Stehenden unter den „Künstlern, die, ohne Gratzer zu sein, in Gratz lebten und wirkten“, mit folgenden Worten: „Teltscher, trefflicher Porträtmaler, ertrank im letzten Decennio (1835–1845) in Athen“. Das weitaus Bemerkenswertheste brachte über den Künstler Dr. Faust Pachler [Bd. XXI, S. 164] in seinem in der „Berliner Musik-Zeitung“, 1865, abgedruckten längeren Aufsatze: „Beethoven und Marie Pachler-Koschak“. Joseph erblickte das Licht der Welt weder, wie man gemeinhin annimmt, in Gratz, noch auch, nach der Angabe Anderer, in Wien, wo die Erinnerung an seinen Namen durch seinen Cousin Friedrich Ritter von Teltscher, Advocaten und Notar und gegenwärtigen General-Agenten der Imperial-Continental-Gas-Association, welche sich um Wiens Verfinsterung „unauslöschliche“ Verdienste erwirbt, öfter aufgefrischt wird. Er ist der Sohn des Pächters des städtischen Brauhauses in Brünn und kam kurz vor oder nach 1820 als Commis zu Franz Teltscher, dem Bruder seines Vaters, welcher zu Wien, am Stockimeisenplatze, die Nürnberger Waarenhandlung „Zum Bergmann“ besaß. Bei Beethoven’s Hinscheiden war er bereits Lithograph, wie dies aus der Schilderung dieses Ereignisses in Dr. Faust Pachler’s oben erwähnter Schrift hervorgeht: denn Teltscher zeichnete den Tonheros auf dem Todtenbette ab. Ob er das Zeichnen und Lithographiren auf der Schule bei St. Anna in Wien oder als Autodidakt sich angeeignet [269] hat, konnte ich nicht ermitteln. Gewiß ist, daß er im September 1829 im zweiten Stock des sogenannten Müller’schen Gebäudes in Wien (Adlergasse, Graf Deym’sches Haus) ein selbstständiges Quartier und Atelier hatte und auf Elfenbein malte und lithographirte. Er war einer der Ersten, die schon vor dem berühmten und nicht mehr ersetzten J. Kriehuber [Bd. XIII, S. 219] sich auf Porträtlithographie verlegten. Die Wiener Hofbibliothek besitzt von ihm eine Sammlung von Erzeugnissen dieser Kunst, doch ist nicht auf jedem Blatte der Name des Abconterfeiten angegeben. Im Herbst 1829 kam Teltscher mit einem Freunde nach Gratz, woselbst er einige Wochen zu bleiben gedachte, aus welchen dann drei volle Jahre wurden. Sehr beliebt und von der Frauenwelt bevorzugt, entwickelte er in der Murstadt eine große künstlerische Thätigkeit und malte außer vielen Privatleuten alle mehr oder minder bedeutenden historischen Persönlichkeiten. Er wohnte bei der Familie Pachler, die er wiederholt abconterfeite. Indeß hat er in Gratz wenig lithographirt und meist nur auf Elfenbein oder Elfenbeinpapier mit Wasserfarben, doch in einer von dem gewöhnlichen Aquarell abweichenden Manier gemalt. Er war, weil er sehr gut zu treffen pflegte, sehr gesucht, und kaum dürfte es ein besseres Gratzer Haus alter Zeit geben, in welchem sich nicht Bilder von Teltscher’s Hand befinden. So malte er damals auch auf Elfenbein die Baronin Brandhof, spätere Gräfin Meran, und auf einem Ausfluge, den er 1831 zu Pachler’s Verwandten in Untersteier auf der Herrschaft Schönegg bei Cilli machte, alle Herrschaftsbesitzer der Umgegend. Von den wenigen Lithographien aus der Zeit seines Aufenthaltes in Gratz ist ein durch größte Porträtähnlichkeit sich auszeichnendes Gesammtbild der Spitzen des uniformirten Bürgercorps vor Allem bemerkbar. Im Besitze des oberwähnten Dr. Pachler, welcher zur Zeit Custos an der Wiener Hofbibliothek ist, befindet sich eine große Anzahl lithographirter Bildnisse von Teltscher’s Hand. Seine Skizzenbücher wurden von dem Baron Louis Mandell in Gratz erworben. In einem derselben befindet sich oft wiederholt das Porträt der wegen ihrer Schönheit berühmten Gratzerin Sidonie von Kalchberg, welche zuerst einen Baron Moscon, der schon im hohen Greisenalter stand, und dann den anfänglich als Violinvirtuos, später als Musikreferent der Bäuerle’schen „Theater-Zeitung“ bekannten Leo Herz [Bd. VIII, S. 409, in den Quellen] heiratete. Eine zweite Figur des Skizzenbuches, als Mazeppa dargestellt und auch oft wiederkehrend, ist der Huszarenofficier Theodor Georg Karajan, der als Huszarenoberst in der Vollkraft seines Lebens 1852 starb. Gegen Ende der Dreißiger-Jahre (1837 oder 1838) begleitete Teltscher seinen Freund Joh. Bapt. Jenger, der im Hofkriegsrath angestellt und ein ausgezeichneter Musikdilettant war, auf einer Reise nach Griechenland. In Athen wurde er mit Prokesch, damaligem k. k. österreichischen Gesandten am griechischen Hofe, und dessen Gesandtschaftsattaché Freiherrn von Kleimayrn bekannt. Eines Tages badete er mit Beiden im Piräus. Kleimayrn begann zu sinken. Teltscher und Prokesch aber retteten ihn und brachten ihn ans Land. Ersterer, welcher nach dieser Anstrengung sich erholen wollte, ging noch einmal ins Meer, wo er nicht, wie man [270] allgemein glaubte, den Tod durch Ertrinken fand, sondern vom Schlage gerührt versank.
Teltscher, Joseph (Porträtmaler, geb. in Brünn im ersten Jahrzehnt des laufenden Jahrhunderts, ertrunken zu Athen im Piräus um 1838). Ueber Lebens- und Bildungsgang dieses seinerzeit, namentlich in Gratz sehr gesuchten Porträtsmalers besitzen wir nicht eben sichere Nachrichten. Er lebt wohl noch im Gedächtnisse des einen und anderen Zeitgenossen, doch das Interessante und Pikante, das diese von ihm wissen und erzählen, entzieht sich der Mittheilung in einem Werke, das sich zunächst an die Sache, also hier bei unserem Maler an dessen künstlerische Entwicklung und Arbeiten zu halten hat. Dr.- Oesterreichische Blätter für Literatur und Kunst. Herausgegeben von Dr. Adolph Schmidl (Wien, gr. 4°.) II. Jahrgang. 1845, S. 903.