BLKÖ:Tögel (Tögl), Martin Albert
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 45 (1882), ab Seite: 227. (Quelle) | |||
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Wolstein seine Studien gemacht hatte, promovirte er 1770 zum Wund- und Thierarzte. 1779 kam er als Adjunct und Demonstrator der Anatomie ans Thierspital in Prag, wo er nach Knobloch’s [Bd. XII, S. 158 in den Quellen, Nr. 2] Versetzung nach Wien Professor der Thierheilkunde am Lyceum wurde; außerdem mußte er auch an der Universität für besonderes Honorar Aerzten Vorlesungen über Seuchenkunde halten. Als dann 1823 der Professor am Klagenfurter Lyceum F. Marquard an die Stelle Tögel’s berufen ward, erhielt Letzterer „in Ansehung seiner erworbenen Verdienste“ taxfrei den Titel eines kaiserlichen Rathes. Zwischen Tögel und Wolstein herrschte erbitterte Feindschaft, oder richtiger, Dieser trug gegen Jenen [228] einen unversöhnlichen Haß zur Schau, der in einer freilich etwas heiklichen Thatsache seinen Grund hatte. Unter den Pferden des Chevauxlegers-Regiments Kinsky, welches im letzten Zehent des vorigen Jahrhunderts nach Wien commandirt worden war, trat plötzlich eine auffallende Sterblichkeit ein, innerhalb einer Woche fielen 16 Pferde. Wolstein schloß sich der allgemein verbreiteten Meinung an, daß die Pferde vergiftet seien. Man untersuchte das Futter, es fand sich nichts Bedenkliches darin, indeß nahm die Sterblichkeit der Thiere immer zu, und zuletzt hieß es, das Wasser, welches die Thiere trinken, sei vergiftet, und Wolstein, der auch diese Ansicht theilte oder gar dieselbe zuerst ausgesprochen hatte, reichte Vorschläge zur Entdeckung des Thäters ein. Die Sache gelangte an den Kaiser, welcher seinem Leibarzte [[BLKÖ:Quarin, Joseph Freiherr von|Quarin] auftrug, das Wasser zu untersuchen. Als dieser mit Tögel und dem Professor der Chemie von Jaquin zu dem Brunnen, von welchem es hieß, daß er vergiftet sei, kam, war unser Thierarzt der Erste, der ohne Bedenken aus demselben trank. Da Alle über solche Verwegenheit staunten, ließ Tögel nicht lange auf die Erklärung warten und zeigte, nachdem er die Unschädlichkeit des Wassers bewiesen, an den kranken Pferden sofort die Spuren des äußeren Milzbrandes, welchen Wolstein nicht erkannt hatte. Natürlich nahm sich nun die Vergiftungsanzeige des damals ersten Fachmannes in der Thierarzneikunde in Oesterreich in etwas sonderbarer Beleuchtung aus. Zudem war Tögel, der die Absurdität ans Licht gebracht, noch ein Schüler Wolstein’s. Wenn man aber weiß, wie herrschsüchtigen und dictatorischen Charakters Letzterer war, und dazu bedenkt, daß derselbe in seinem Dünkel in Tögel noch immer seinen Zuhörer sah und also von ihm, dem damaligen Geiste der Zeit gemäß, Unterthänigkeit und Entäußerung jeder eigenen Meinung verlangte, wenn der Herr und Meister sein unfehlbares Verdict kundgegeben, so wird man leicht die Erklärung finden, warum der ad absurdum geführte Wolstein den freimüthigen Untergebenen mit seinem Hasse beehrte. Tögel war in seinem Fache auch schriftstellerisch thätig und gab heraus: „Unterricht, wie bey vorkommender Trommelsucht oder Aufschwellung des Rindviehes nach übermässigem Genuss des fetten grünen Futters der Stich mit dem Trocar angebracht werden soll“ (Prag 1778, 8°.); – „Vorbeugungs- und Hilfsmittel wider die Rindviehseuche, dann wider die Blattern und Egelkrankheit der Schaafe“ (Prag 1798, 8°.); – „Anfangsgründe zur Anatomie der Pferde. Zweite von Tögel selbst verbesserte und mit vielen Zusätzen vermehrte Auflage, zwei Theile“ (Wien 1806; dritte Auflage ebd. 1819, gr. 8°.); der zweite Theil auch unter dem besonderen Titel: „Anhang zur Pferdeknochenlehre“. Die erste Auflage, welche noch Wolstein selbst mit einer Vorrede eingeleitet hatte, war bereits 1791 erschienen. Mehrere Aufsätze hat Tögel in den Verhandlungen der ökonomisch-patriotischen Gesellschaft im Königreich Böhmen veröffentlicht. Er war auch Mitglied derselben, sowie der Leipziger ökonomischen Societät.
Tögel, auch Tögl, Martin Albert (Professor der Thierarzneikunde in Prag, geb. zu Sternberg in Mähren am 11. November 1753, n. A. 1755, gest. zu Prag 28. Juli 1830). Nachdem er an der Veterinäranstalt zu Wien unter- Tögel wird verschieden, bald mit bald ohne e (Tögel und Tögl) geschrieben, auch stimmen die Daten über Jahr und Tag seiner Geburt und seines Todes nicht überein. – Czikann (Johann Jacob Heinrich). Die lebenden Schriftsteller Mährens. Ein literarischer Versuch (Brünn 1812, Traßler, 8°.) S. 175 [schreibt ihn Tögel und läßt ihn am 11. November 1753 geboren sein]. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. V, [229] S. 377 schreibt ihn gleichfalls Tögel, läßt ihn aber am 11. November 1755 geboren und schon 1828 gestorben sein]. – Schrader-Hering. Biographisch-literarisches Lexikon der Thierärzte aller Zeiten und Länder (Stuttgart 1863, Ebner und Seubert, gr. 8°.) S. 428 [schreibt ihn Tögl und läßt ihn 11. November 1753 geboren und am 28. Juli 1830 gestorben sein]. – Wolf (O. L. B. Dr.). Neuestes elegantestes Conversationslexikon für Gebildete aus allen Ständen (Leipzig 1837, Kollmann, 4°.) Bd. IV, S. 393 [schreibt ihn Tögel, läßt ihn 1753 geboren und gar schon 1826 gestorben sein].