Zum Inhalt springen

BLKÖ:Stock, Norbert

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Stock, Johann Martin
Band: 39 (1879), ab Seite: 64. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Norbert Stock in Wikidata
GND-Eintrag: 1036800563, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Stock, Norbert|39|64|}}

Stock, Norbert (Kapuzinermönch und Poet, geb. im Zillerthale Tirols am 6. December 1840). Nachdem Stock das Gymnasium beendet, trat er im Jahre 1860, 20 Jahre alt, in den Kapuzinerorden. In demselben setzte er die theologischen Studien fort und erlangte im Jahre 1864 die Priesterweihe. Das denkwürdige, [65] jedem Oesterreicher mit ätzendster Lauge ins Herz geschriebene Jahr 1866 rief auch den Pater Norbert aus seiner einsamen Zelle hinaus auf den Kriegsschauplatz, auf dem er nämlich als Feldcaplan der tapferen Scharfschützen-Compagnie Innsbruck-Sonnenburg diente. Dort stand er mit den seiner geistlichen Obhut anvertrauten Schützen wiederholt im Feuer und übte mit solcher Hingebung und solchem Muthe sein priesterliches Amt, daß er nach beendigtem Feldzuge mit dem goldenen geistlichen Verdienstkreuze ausgezeichnet wurde. Nach seiner Rückkehr aus dem Feldzuge übertrugen ihm die Ordensoberen ein Lehramt aus den theologischen Gegenständen am Hausstudium der Ordensprovinz. In den Sechziger-Jahren brachte das „Südtiroler Volksblatt“ – später „Tiroler Volksblatt“ betitelt – in der Beilage manches lyrische Gedicht, das, durch Gedanke und Form von gewöhnlichen Reimereien grell abstach und sich als die Arbeit einer echten Dichternatur zu erkennen gab. Auch erschien im Jahre 1866, eben als der wälschtirolische Krieg stattfand, eine Folge von Bildern aus diesem Kriege, voll markiger Kraft und hohen dichterischen Schwunges, welche alsbald allgemeine Aufmerksamkeit erregten. Diese poetischen Spenden hatten unseren Pater zum Verfasser, der sich jedoch nicht nannte. Außer diesen patriotischen Klängen hat Stock noch im Gebiete der religiösen Lyrik und der Legende manche Dichtung gebracht. Ob eine von ihm im Jahre 1870 beabsichtigte Herausgabe seiner gesammelten Tiroler Poesien zu Stande gekommen, ist dem Herausgeber dieses Lexikons nicht bekannt. Doch scheint dies nicht der Fall zu sein.

Kehrein (Joseph), Biographisch-literarisches Lexikon der katholischen deutschen Dichter, Volks- und Jugendschriftsteller im 19. Jahrhundert (Zürich, Stuttgart, Würzburg 1871, Leo Wörl, gr. 8°.), Bd. II, S. 175. [Kehrein schreibt bezüglich des dichtenden Paters: „Wer erinnert sich nicht an die herrlichen Bilder aus dem Wälschtiroler Kriege 1866, wahre Edelsteine unter den patriotischen Gedichten Tirols, die großes Aufsehen erregten? Wen haben nicht die sinnigen und innigen Naturbilder ergötzt, herrliche Genrebilder in goldenen Rahmen? – Sehr gelungen sind mehrere Travestien, in faule Zustände der Gegenwart mit spitzer, scharfer Klinge einschneidend. Die politischen Lieder (geharnischte Sonette à la Rückert) bezeugen ein in diesem Fache sehr geübtes Talent, wie wir deren in der Gegenwart nicht viele kennen. Der Festgruß, an die Theilnehmer der ersten Plenarversammlung des katholischen Filialvereins in Bozen vertheilt, erhielt ungetheilten Beifall. Das Gelegenheitsgedicht zur 200jährigen Feier der Errichtung des Schießstandes in Oberbozen blieb geraume Zeit der Held des Tages. Wir sind überzeugt, daß P. Norbert Stock ein zweiter Hermann Gilm [Bd. V, S. 186] wird – aber ein christlicher. Zwar ist er noch nie unter seinem Namen in die Oeffentlichkeit getreten oder hat sich, mit dickleibiger Poesie unter dem Arme, unter die jährlich in die Oeffentlichkeit tretenden Dichterlinge gedrängt: aber sein Schrein birgt köstliche Perlen, von denen hoffentlich mit der Zeit einige auf den Büchermarkt kommen.“]