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BLKÖ:Starhemberg, Heinrich Wilhelm

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 37 (1878), ab Seite: 181. (Quelle)
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36. Heinrich Wilhelm (geb. 28. Februar 1593, gest. zu Wien 1675), von der Heinrich’schen Hauptlinie, ältester Sohn Reichards von Starhemberg mit Juliana Freiin von Roggendorf. In früher Jugend unternahm Heinrich Wilhelm Reisen nach Italien, Frankreich, England, Schottland, Irland, den Niederlanden und Deutschland. Auf seiner Reise in Italien befand er sich eben zu einer Zeit in Florenz, als daselbst in einem neu erbauten Theater ein Fußturnier abgehalten wurde, in welchem Heinrich Wilhelm mitwirkte und den Preis gewann. Auf einem aus diesem Anlasse gestochenen Bilde, welches das Fest vorstellt, erscheint auch Heinrich Wilhelms Name ausdrücklich genannt. Als er auf seiner Reise in Venedig eintraf, befanden sich die Venetianer mit Oesterreich im Kriege. Im Solde der Venetianer standen 6000 Holländer unter Johann Ernst Grafen von Nassau. Da die Venetianer die mit den Holländern geschlossene Convention nicht einhielten, entstanden zwischen diesen und der Republik Zerwürfnisse. Als Heinrich Wilhelm diese Sachlage inne wurde, suchte er den Commandanten der Holländer, den Grafen von Nassau, für Oesterreich zu gewinnen. Indem nun der Graf von Nassau einen Rittmeister aus seinen Truppen wählte, welcher mit Starhemberg nach Wien reisen und dort vor dem Kaiser Mathias die Angelegenheit verhandeln sollte und die Venetianer alsbald die Spur der gepflogenen Verhandlungen entdeckten, beeilten sie sich, mit Oesterreich Frieden zu machen, und die Beendigung dieses Krieges ist zunächst der Umsicht Starhemberg’s zu verdanken. Nach seiner Rückkehr nahm Heinrich Wilhelm Kriegsdienste, zuerst als Hauptmann im kaiserlichen Heere, dann als Oberstlieutenant in einem Infanterie-Regimente, welches der damalige kurbayerische Statthalter Oberösterreichs, Graf Herberstorf, errichtete und zu welchem Regiments Starhemberg vier Compagnien, 1200 Mann stark, auf eigene Kosten anwarb. Mit diesem Regiments kämpfte S. unter Tilly in Hessen, Braunschweig und Holstein. Nach dem Tode des Kaisers Mathias ernannte Kaiser Ferdinand II. unseren Heinrich Wilhelm zum kaiserlichen Mundschenk, dann zum Kämmerer und zuletzt zum Hofmarschall seines Sohnes Ferdinand III., mit welchem Heinrich Wilhelm ins Feld zog und alle Belagerungen und Schlachten jener Tage mitmachte, ihm auch auf allen Reisen und Reichstagen zur Seite blieb, worauf er in Würdigung seiner Dienste von Kaiser Ferdinand II. im Jahre 1643 in den Reichsgrafenstand für sein ganzes Geschlecht erhoben wurde. Mit Decretal-Artikel ddo. Preßburg 17. Juni 1647 erhielt Graf Heinrich Wilhelm für sich und sein ganzes Geschlecht auch das ungarische Indigenat, wurde dann wirklicher geheimer Rath und zuletzt Ritter des goldenen Vließes. Was sein Vaterland Oberösterreich betrifft, so leistete Heinrich Wilhelm demselben im Bauernkriege wesentliche Dienste. Auf seiner Reise nach Passau, wohin ihn die Stände Oberösterreichs gesendet, um die bayerischen Commissäre nach Linz zu begleiten, im Juni 1626, wurde er von den rebellischen Bauern gefangen und in Fadinger’s Hauptquartier nach Ebelsberg abgeführt, der ihm alsdann einen Geleitsbrief zur Sicherheit auf der Weiterreise ddo. 18. Juni 1626 ausstellte. Im Bauernaufruhr des Jahres 1628 leistete Heinrich Wilhelm wesentliche Dienste: theils durch Anführung der treu gebliebenen Bauern, theils durch Unterhandlung mit den rebellischen, als, um unnöthiges weiteres Blutvergießen zu verhüten, der Landeshauptmann den Grafen Heinrich Wilhelm als Friedenscommissär nach Eferding abordnete, wo er mit großem Erfolge wirkte. Nachdem Heinrich Wilhelm das hohe Alter von 80 Jahren erreicht, erbat er sich die Enthebung vom Obersthofmarschallamte, dem er durch vierzig Jahre vorgestanden. Heinrich Wilhelm war ursprünglich der lutherischen Religion zugethan, kehrte aber später in den Schooß der katholischen Kirche zurück und wurde bald einer der eifrigsten Anhänger derselben.[182] Er suchte nicht nur viele seiner Standesgenossen und andere Leute aus allen Ständen für die katholische Kirche zu gewinnen, sondern ließ auch durch einen Candidaten, Joseph Lorenz Holler, ein Werk über das heilige Meßopfer verfassen, worin eben die Hauptmerkmale des Unterschiedes der lutherischen und katholischen Lehre dargestellt werden sollten, und welches auch unter dem Titel: „Gründlicher Bericht von dem unblutig heiligen Meßopfer“ (Wien 1655) gedruckt erschien und dem Grafen Heinrich Wilhelm gewidmet ist. Graf Heinrich Wilhelm war zweimal vermält: zuerst mit Susanna Gräfin Meggau, welche ihm einen Sohn, der noch in der Wiege starb, und zwei Töchter gebar. Seine zweite mit Eleonora Gräfin Lamberg geschlossene Ehe blieb kinderlos. Gräfin Eleonora aber vermälte sich nach Heinrich Wilhelms im Alter von 84 Jahren erfolgten Ableben mit Franz Anton Grafen von Lamberg. Da nun Graf Heinrich Wilhelm keine männlichen Erben hinterließ, setzte er zum Erben aller seiner Güter, Häuser und Höfe, welche durch das Erbe nach seiner ersten Gattin Susanna geborenen Gräfin Meggau um die Herrschaft Schwertberg und die Güter Windeck, Penneck, Hordt u. s. w. ansehnlich vermehrt worden, den Sohn seines Bruders Gundakar (XV.), seinen Neffen Bartholomäus ein, wonach diese ein Majorat dieser Linie bleiben sollten, wozu Kaiser Leopold die Bestätigung ertheilte. [Vormerkung etlicher des Namens der Herren von Starhemberg und erstlich zwar mein Heinrich Wilhelms Grafen und Herrn von Starhemberg Ascendinenten Linie etc. – Kurzer Bericht der Dienste, die dem durchlauchtigsten Erzhause Oesterreich ich Heinrich Wilhelm Graf und Herr von Starhemberg von meiner Jugend bis an das 73. Jahr unausgesetzt geleistet hab. – Kurzer Bericht der dem Erzhause Oesterreich von Herrn Heinrich Wilhelm Grafen und Herrn von Starhemberg vom 20. Jahre seiner Jugend an bis in das 79. Jahr seines Alters unausgesetzt geleisteten Hof-, Kriegs- und Felddienste. Drei Manuscripte, sämmtlich im gräflich Starhemberg’schen Archiv zu Riedegg aufbewahrt. – Kurz (Franz), Beiträge zur Geschichte des Landes ob der Enns (Linz 1805 u. f.), Bd. II. –Oesterreichisches Archiv für Geschichte. Herausgegeben von Ridler (Wien, 4°.), 1831, S. 330; „Rechtfertigungsschreiben S.’s über sein Betragen im Bauernkriege“. – Porträte. 1) W. Kilian sc. (8°.). – 2) Borcking sc. (kl. Fol.). – 3) G. C. Eimmart p., J. Sandrart sc. 1653 (Fol.). – 4) Unterschrift: Illust. Exc. D9. D9. Henricus Guilielmus comes ac | D9 â Starhemberg in Wildtperg, Riedeg et Lobenstain s. c. | M. F. III. consiliari9, Camerari9 et Suprem9 Aulae Mareschall9. | P. Aubry excud.