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BLKÖ:Seger, Joseph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 33 (1877), ab Seite: 316. (Quelle)
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Seger, Joseph (Organist und Componist, geb. zu Rzepin bei Melnik in Böhmen im Jahre 1716, gest. zu Prag 22. April 1782). Mit einem seltenen Talente für die Musik begabt, half ihm dasselbe, da er von mittellosen Eltern war, sich seinen Lebensunterhalt [317] erwerben und aus eigenen Mitteln die Auslagen für seine Studien bestreiten. Er beendete die Humanitätsclassen am akademischen Gymnasium in Prag. Als er 1729 in einer im Clementinum aufgeführten Oper mitsang, erregte seine schöne Altstimme allgemeine Bewunderung und S. entschloß sich nun, ausschließlich der Musik sich zu widmen. Sein Lehrmeister wurde nun Bohuslaw Czernohorsky, ein Minorit, der, selbst musikkundig, seine ganze Theilnahme dem talentvollen Zöglinge zuwandte und ihm Gelegenheit verschaffte, die Partituren der besten Meister im Gebiete der Musik kennen zu lernen und gründlich zu studiren. So wurde S. mit den Werken eines Prenestini, Berardi, Marcello, Caldara, Fux, Tuma u. A. bekannt. Dabei übte er fleißig das Orgelspiel, worin er schon damals eine solche Fertigkeit erlangte, daß man seines Gleichen nicht leicht fand. Er erhielt zuerst die Stelle eines zweiten Violonisten an der Pfarrkirche zu St. Martin in Prag, wo zu jener Zeit Johann Zach als Organist angestellt war. Als dieser, unzufrieden über die ihm gebrochene Zusage, Prag verließ, empfahl er in einem Briefe, den man nach seiner Entfernung auf dem Tische in seinem Zimmer vorfand, Seger auf das Nachdrücklichste dem Musikdirector Brixi als seinen Nachfolger, und in der That erhielt auch S. die Organistenstelle bei St. Martin. Zu gleicher Zeit vertrat er mehrere Jahre hindurch in der Teinkirche die Stelle des ersten Violinisten. Darauf verlieh ihm der Magistrat der Altstadt die Organistenstelle an letzterer und an der Kreuzherrenkirche zum h. Franciscus nächst der Brücke. Bis an sein Lebensende versah er beide Stellen. Im Jahre 1781 hörte ihn Kaiser Joseph II. in der Kreuzherrenkirche und war von seinem Spiele so zufriedengestellt, daß er ihn mehrere Monate später an seine Hofcapelle berief, aber das Decret, das seine Ernennung enthielt, traf S. nicht mehr unter den Lebenden. Als Orgelspieler zählte S. zu den Berühmtheiten seines Faches. Kenner bezeichneten ihn als einen der gründlichsten Orgelspieler in Deutschland. Er hat auch zahlreiche Schüler gebildet, deren mehrere ihrem Meister Ehre machen, es seien hier genannt: Dussek [Bd. III, S. 397], Koprziwa [Bd. XII, S. 445], J. A. Kozeluch [Bd. XIII, S. 90], Kucharz [Bd. XIII, S. 295], V. Maschek [Bd. XVII, S. 79], Misliweczek [Bd. XVIII, S. 362], Praupner [Bd. XXIII, S. 217], Skydanek, Wotawa, Wurscher. Er besaß eine reichhaltige Sammlung von Compositionen der besten Meister aller Nationen, welche nebst S.’s eigenen Werken erblich an seinen Schwiegersohn Fiebich übergingen. Seger’s eigene Werke bestanden aus einer beträchtlichen Anzahl Präludien, Toccaten, Fugen, aus zahlreichen Messen, Motetten, Litaneien, Psalmen und anderen Kirchenstücken. Von diesen Werken brachte der Concertmeister Ernst in Gotha die Compositionen für die Orgel käuflich an sich und aus diesen gab der Hallenser Musikdirector Daniel Gottlieb Türk „acht Toccaten und Fugen für die Orgel“ im Jahre 1794 bei Breitkopf und Härtel, in Leipzig im Stiche heraus. Außerdem erschienen noch „Präludien für die Orgel“ bei Hofmeister in Leipzig und erst in neuerer Zeit bei Pitsch und Berra (jetzt Christof und Kuhe) in Prag „Očislované basy ve dvon notových soustavách“. Seger, mit seinem ganzen Namen Joseph Ferdinand Norbert Seger, erscheint auf die mannigfaltigste [318] Art, u. z. als Seeger, Segert, Zegert, Zekert und Zeket geschrieben.

Prager Postzeitung 1782, Stück 36, S. 282. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1837, Beck, 8°.) Bd. V, S. 1. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Zweite Abtheilg., Bd. VIII, 2. 709, Nr. 1. – Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortgesetzt von Ed. Bernsdorff (Dresden, Rob. Schäfer, gr. 8°.) Bd. III, S. 530. – Dalibor (čechische Musikzeitung, Prag, 4°.) 5. Jahrg. (1862), Nr. 17: „Joseph Seger“. – Gerber (Ernst Ludwig), Historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler u. s. w. (Leipzig 1792, gr. 8°.), Theil II, Sp. 846, unter Zekert. – Derselbe, Neues historisch-biographisches Lexikon u. s. w. (Leipzig 1814, gr. 8°.), Theil IV, Sp. 177, unter Seger. – (Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur, und Kunst (Wien, 4°.) 1824, S. 265.