BLKÖ:Scuri, Heinrich
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 33 (1877), ab Seite: 224. (Quelle) | |||
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Joseph Diotti [Bd. III, S. 310] stand. Dort unter dem Einflusse des ihm väterlich zugethanen Diotti, im Wetteifer mit vielversprechenden Collegen, unter denen manche später sich als treffliche Künstler bewährt – es seien beispielsweise Coghetti, Trecourt genannt – bildete sich Scuri heran, zu den schönsten Hoffnungen berechtigend. Seine erste Arbeit, mit welcher er vor das Publicum trat, war ein „Herkules und Alceste“ auf der Mailänder Ausstellung des Jahres 1828, eine noch ziemlich unvollkommene Arbeit, wenngleich sie nicht ungewöhnliches Talent verrieth. Nachdem sein Unterricht beendet war, verschaffte ihm Diotti Arbeiten, nahm, ihn auch bei Ausführung seiner eigenen Bilder zur Hilfe. Als er im Jahre 1836 seinen Vater durch den Tod verlor, nahm [225] er seine Mutter zu sich, welche fortan bei ihm lebte. Im Jahre 1838 wurde Scuri zum Supplenten an der Akademie ernannt, weil der Vorstand der letzteren dem Maler Diotti mehr Muße zu eigenen Arbeiten lassen wollte, zu welchem Zwecke aber ein eigens hierzu bestellter Supplent – und dieser war nun Scuri – für Diotti den Unterricht zu ertheilen bestellt war. Als dann Diotti im Jahre 1846 starb, bewarb sich Scuri um dessen Stelle und war so glücklich, von der mit der Besetzung derselben betrauten Commission einstimmig für dieselbe gewählt zu werden. So ist denn Nagler’s Mittheilung, daß Scuri sich an der k. k. Akademie der bildenden Künste herangebildet habe, völlig aus der Luft gegriffen. Neben seinem Berufe als Lehrer, übte Scuri auch seine Kunst aus, aber wenn er darin nicht zu jener Bedeutung gelangte, wozu ihn sein Talent und sein vorangegangenes Studium in Wahrheit befähigte, so hatte das einen ganz eigenen Grund, von dem wir aus einem Schreiben des Künstlers an einen seiner Freunde – Professor Volpi, wenn wir nicht irren – näheren und authentischen Aufschluß erhalten. „Meine Malerstudien“, schreibt er, „wären vielleicht weiter vorgeschritten, wenn ihnen nicht meine ebenso närrische als nachtheilige Passion für die dramatische Kunst hinderlich im Wege gestanden wäre. Denn ich übte dieselbe oft genug – ob gut, ob schlecht – als Dilettant aus, und schmeichelte mir mit dem Beifalle, den ich erntete und mit der Ehre, daß mich mehrere Schauspielergesellschaften zu ihrem Lehrer erwählten. Ich zog die Tragödie der Komödie vor und trat daher auf in den Rollen des „Saul und „Filippo“ von Alfieri, in „Francesco da Rimini“ von Silvio Pellico, in der „Pia“ von Marengo, im „Aristodemus“ des Monti und in der „Zaire“ von Voltaire, überdieß aber in mehr als 100 Trauer- und Lustspielen älterer und neuerer Dichter, und weil einige Zeitungsschreiber mich lobten, hatte ich die Schwachheit, mich für mehr als einen Dilettanten zu halten.“ Dessenungeachtet vernachlässigte er nicht seinen Beruf als Lehrer und später als Leiter einer Maler-Akademie und bildete, gewissenhaft sein Amt versehend, manchen tüchtigen Schüler, unter denen Antonio Guadagnini, Giovanni Bergamaschi aus Cremona, Francesco Chiarello aus Chiavari, Attilio Assandri aus Vailate, Giacomo Mondini u. A. zu nennen wären, sämmtlich Künstler, welche, unter seiner Anleitung zu Oel- und Freskomalern herangebildet, mehrere beachtenswerthe und von Kennern gewürdigte Werke geliefert haben. Außerdem hat er selbst mehrere Arbeiten vollendet, von denen als die bedeutenderen hier erwähnt seien: „König Starno zeigt dem erstaunten Fingal seine Tochter Agandecca, die er eben mit dem Stahle durchbohrt“, nach einer Episode aus dem dritten Gesange der Ossian’schen Dichtung „Fingal“, ein Gruppenbild von 20 Figuren, auf Leinwand gemalt [6 Schuh, 2 Zoll hoch, 8 Schuh, 5 Zoll breit), von Sr. Majestät dem Kaiser Ferdinand für die Belvedere-Gallerie angekauft, wo es sich noch zur Stunde in der modernen Abtheilung derselben befindet; – „Das Wunder der Ankündung des wahren Kreuzes durch die h. Helena“ in der Kirche zu Rudiano im Brescianischen; – „Die h. Jungfrau del Carmine übergibt dem h. Simon Stock das Scapulier“ in der neuen Pfarrkirche von Calolzio unweit Lecco; – „S. Nazario und S. Celsa zur Geisselung verurtheilt“, großes Altarbild für die Kirche zu Urgnano in der Provinz Bergamo; – „Die h. Herzen Jesu und Maria’s“ [226] in der Pfarrkirche zu Codogno in der Provinz Lodi; – „Die Jagd des Barnabo Visconti“ ein Bild mit Nachtbeleuchtung im Auftrage des Marchese Antonio Visconti; – „Die letzte Scene aus der Tragödie Filippo“ von Alfieri; – „Die Einsegnung der Kinder“, im Auftrage von Ludov. Petrobelli und eines seiner letzten Bilder in Oel war das in der Mailänder Ausstellung des Jahres 1854: „Ein Todtentanz“ Außerdem hat S. Vieles in Fresko gemalt und sind unter diesen Arbeiten anzuführen: „Der Tod der Mutter Gottes“ und „Der Besuch der h. Elisabeth“, zwei Medaillons für die bereits erwähnte Kirche zu Rudiano; – „Eine Aurora mit vielen Nebenfiguren“, in der Villa Albegno des Herrn Heinrich Mariton; – „Die Kuppel“ im berühmten Santuario dell’ Incoronata zu Lodi, das größte von S. ausgeführte Freskogemälde; – „Die vier Evangelisten“, in der neuen Friedhofskirche zu Caravaggio; – Eine „Himmelfahrt“ und Eine „Verkündigung Maria’s“, zwei Medaillons in der Hauscapelle der Villa Stezzano bei Bergamo; – „Die Geburt des h. Johannes des Täufers“, – „Johannes macht dem Herodes wegen seines Umganges mit der Herodias Vorwürfe“ und „Die Flusspredigt des h. Johannes“, drei Medaillons in der Pfarrkirche zu Stezzano; – „Der h. Petrus im Himmel von Engeln empfangen“, an den Wölbungen derselben Kirche; – „Die Enthauptung des h. Georg“ und „Der h. Georg, wie er den Drachen tödtet“, zwei Medaillons an der Decke der Kirche zu Solza; – „Der h. Alessandro Sauli legt den Kampf bei zwischen den zwei Parteien der Rossi und Neri“, großes Medaillon in der Pfarrkirche San Alessandro in Mailand; – „Das Opfer des h. Abraham“; – „Das Bekenntniss des h. Alessandro Sauli“; – „Sein Tod“; kleinere Fresken in derselben Kirche. Außerdem hat S. eine ansehnliche Menge kleinerer Genrebilder und Bildnisse ausgeführt. Viel Aufsehen machte seiner Zeit das schon oben erwähnte Gemälde „Der Todtentanz“ nach der bekannten gleichnamigen Ballade von Göthe („Der Thürmer, der schaut zu mitten der Nacht“) und eine „Magdalena“, welche durch die Pracht des Colorites und die Schönheit der stark entblößten Formen das Auge fesselte. In den Fünfziger-Jahren malte er eine großartige Composition, sie umfaßte auf Einem Raume über 500 Figuren und sollte zu einem Theatervorhang dienen. Ein anderes Bild aber, „Der Traum des Lebens“, fesselte durch die Bizarrerie die Erfindung. Scuri, dem es an Gegnern und an sehr heftigen nicht fehlte, stand auch mit bedeutenden Männern im engsten freundschaftlichen Verbande, so u. A. mit dem berühmten Componisten Simon Mayr [Bd. XVIII, S. 169], mit Cav. Andrea Maffei, Don Antonio Tasca u. A. Im Jahre 1842 vermälte sich S. mit Katharina Landriani aus Soresine, einem Mädchen von hervorragender Bildung, welche ihm in einer glücklichen Ehe drei Kinder gebar. In jüngeren Jahren und auch noch später hat S. die größeren Städte Italiens, so Venedig, dann Rom, Florenz, Parma, Bologna, Pisa, Siena, Modena u. s. w. besucht. Ueber die Lombardei hinaus war er aber nie gekommen, somit ist er auch nicht in Wien gewesen, wo ihn, wie Nagler, auch das Müller-Klunzinger’sche Lexikon „Die Künstler aller Zeiten und Völker“, die Akademie der bildenden Künste besuchen läßt.
Scuri, Heinrich (Historienmaler, geb. zu Bergamo 26. April 1806). Sein Vater Christoph war Secretär der Spitals-Direction in Bergamo und Heinrich der einzige Sohn, der ihm von mehreren Kindern geblieben war. Der Vater selbst war ein großer Musikfreund und viele Jahre hindurch Präsident der philharmonischen Gesellschaft della Fenice in Bergamo, durch welche Stellung er mit den bedeutendsten Künstlern in Gesang und Musik in nähere Berührung kam. Sein Sohn Heinrich wurde in seinen Kinderjahren nur französisch unterrichtet, als er aber 12 Jahre alt war, kam er in die vaterländische Akademie Carrara, welche unter der tüchtigen Leitung des Malers- Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, Fleischmann, 8°.) Bd. XVI, S. 187. – Kunstblatt (Stuttgart, Cotta, 4°.) 1828, S. 398. – Dasselbe 1831, S. 199 u. 200.