BLKÖ:Scudier, Anton Freiherr von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 33 (1877), ab Seite: 222. (Quelle) | |||
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Schlik sich befand. Daselbst gerieth er, nach dem Treffen bei Budamér und der Einnahme von Kaschau, bei Verfolgung des Feindes im Gefechte bei Barza am 11. December 1848, nachdem er das Pferd unter dem Leibe verloren und selbst verwundet worden, in feindliche Gefangenschaft. Aus der Relation des Generals Schlik, ddo. Kaschau 12. December 1848, erfahren wir, daß S. an jenem Tage durch Entwerfung der Disposition, richtige und eifrige Führung der Truppen, wobei er ebenso viel Tapferkeit als Geschicklichkeit an den Tag legte, sich besonders hervorgethan, und nur, da er für todt geglaubt wurde, nicht zu einer Ordensverleihung in Antrag gebracht wurde. Kriegsgefangener blieb er bis zu seiner am 26. Juli 1849 erfolgten Selbstranzionirung. Er traf nun am 27. Juli im Hauptquartiere des Feldzeugmeisters Haynau ein, wohin er wichtige Mittheilungen über den Feind, über dessen Verhältnisse er während seiner Gefangenschaft sich genaue Kenntniß verschafft, gebracht hatte. Bei der operirenden Armee eingetheilt, machte er noch das Gefecht bei Uj-Szegedin am 3. August 1849 mit und wurde für seine Leistungen in diesem Feldzuge mit dem Militär-Verdienstkreuze ausgezeichnet. Als nach Niederwerfung der Revolution der Kaiser eine Reorganisation der Militär-Bildungsanstalten, die in ihrer damaligen Einrichtung sich als unzureichend erwiesen hatten, angeordnet hatte, stand S. bei der damit betrauten Abtheilung in Verwendung. Nachdem er acht Jahre daselbst thätig gewesen und eine Sammlung, Zusammenstellung und Ausarbeitung aller darauf sich beziehenden Anträge und Reglements zu Stande gebracht hatte, wurde ihm bei seiner Enthebung [223] von der Verwendung als Vorstand dieser Abtheilung im Arme-Obercommando, für seine mit voller Hingebung und dem ersprießlichsten Erfolge der Organisirung der Militär-Bildungsanstalten gewidmeten Leistungen, schon am 14. Februar 1852 und dann wiederholt am 14. Mai 1859 die ah. Zufriedenheit des Kaisers bekannt gegeben. Die Schwierigkeiten, die sich diesen Reformen in ihrer Durchführung entgegenstellten, waren groß, als aber das ganze System in’s Leben geführt und als Ein Werk, als aus Einem Gusse vollendet, zum Abschlusse gebracht wurde, war dieß Scudier’s Werk. Freilich muß es dem Fachmanne überlassen bleiben zu beurtheilen, ob es auch einen Werth gehabt, und welcher von gegnerischer Seite vielfach bestritten wurde. Am 1. Mai 1859 erfolgte S.’s Ernennung zum Chef des Generalstabes des vierten Armee-Corps und am 18. Juni zu jenem des Generalstabes der zweiten Armee. Für seine hervorragenden Leistungen in der Schlacht bei Solferino wurde er mit Armeebefehl vom 15. August 1859 mit dem Orden der eisernen Krone 2. Classe ausgezeichnet. Bald nach der 1859er Katastrophe, als, in Folge derselben, beim Armee-Obercommando die verschiedensten Vorschläge zur Verringerung des Militär-Etats eingebracht wurden, brachte auch General-Major Scudier den Antrag auf Herabsetzung der Kriegsgebühren vom Officier aufwärts bis zum General ein. Darüber entstand große Aufregung im kaiserlichen Officiers-Corps, da erst drei Jahre vorher die Kriegsgebühren durch ein besonderes Reglement festgestellt worden waren und eine nachträgliche Schmälerung derselben immerhin einen bedenklichen Charakter hatte. Der General Scudier als Antragsteller erfuhr damals, ob begründete oder unbegründete, das zu bestimmen muß dem Forscher auf diesem Gebiete überlassen bleiben, strenge Beurtheilung. Ihn bezeichnete man namentlich als Jenen, auf dessen Veranlassung in den letzten Jahren eine Reihe als ganz unzweckmäßig und luxuriös anerkannter Militärbauten in der Gesammtsumme von 14 Millionen Gulden und darunter auch der mit einem Kostenaufwande von drei Millionen begonnene und wieder demolirte Bau des Militär-Akademie-Gebäudes zu Wiener-Neustadt aufgeführt wurden, es mußte also gewiß befremden, daß gerade von dieser Seite und eine derartige Ersparungsmaßregel in Antrag gebracht wurde. Als General-Major war S. Chef verschiedener Abtheilungen im Kriegsministerium; so im Jahre 1860 der 22. Abtheilung, im Jahre 1861 der 6., im Jahre 1862 kam er als Brigadier nach Pola in Istrien, dann, 1863, zum fünften Armee-Corps nach Verona, später nach Peschiera, im Jahre 1866 nach Mantua. Daselbst machte er 1866 den siegreichen Feldzug der Südarmee mit und gerieth nach Beendigung desselben in kriegsrechtliche Untersuchung. Die Ursache derselben wurde in den Journalen folgendermaßen erzählt: General-Major Scudier hatte in der Schlacht bei Custozza an der Spitze seiner aus den Regimentern Erzherzog Ernst und Kronprinz Rudolph zusammengesetzten Brigade wesentlich zum Erfolge des Tages beigetragen, indem es der genannten Brigade gelang, nach wiederholten Stürmen die Höhen von Sona zu nehmen. Gegen zwei Uhr, als das Schicksal der Schlacht schon entschieden war und die Italiener in wilder Flucht an mehreren Stellen den Mincio überschritten, stieg Scudier mit seinen Truppen, von einer anderen Brigade abgelöst, langsam von den eroberten [224] Höhen herab. Am Fuße des Gebirges angelangt, erwartete ihn der Befehl, eine Reservestellung bei Zerbare in der Nähe des Hauptquartiers einzunehmen, welche auch ausgeführt wurde. Doch in Zerbare angelangt, fand die erschöpfte, nach sechsstündigem Stürmen zu Tod ermüdete Truppe, weder Erfrischungen, noch Wasser, noch Schatten, und der General, mit dem Taschentuche die schweißbedeckte Stirne trocknend, ließ dem Zaun seiner Zähne eine Aeußerung entfahren, die eben nun Anlaß zur erwähnten kriegsrechtlichen Untersuchung gegeben hat, und commandirte: „Halb rechts!“ – eine halbe Stunde weiter eine Stellung aufsuchend, welche den Braven Alles gewährte, was sie in Zerbare vergebens gesucht hatten. Die Sieger von Custozza hatten keine Reserven mehr nöthig. Scudier wurde vor ein von Feldmarschall-Lieutenant Bamberg präsidirtes Kriegsgericht gestellt. Das von demselben gefällte milde Urtheil wurde verworfen und ein zweites Kriegsgericht zusammengestellt, welches eine neue Untersuchung gegen Scudier eingeleitet hat. Das Urtheil dieses zweiten Kriegsgerichtes wurde nicht bekannt. Nach dem Feldzuge kam General-Major S. als Brigadier nach Komorn, rückte aber bald darnach zum Feldmarschall-Lieutenant vor und ist gegenwärtig Militär-Commandant zu Temesvár.
Scudier, Anton Freiherr von (k. k. Feldmarschall-Lieutenant, geb. zu Villach in Kärnthen im Jahre 1818). Im Alter von 19 Jahren bereits Fähnrich im Infanterie-Regimente Nr. 47, wurde er in demselben Ende October 1838 Lieutenant und am 25. Juli 1845 zum General-Quartiermeisterstabe als Oberlieutenant übersetzt; in diesem rückte er am 13. Juni 1848 zum Hauptmanne vor, wurde am 14. December d. J. Major und Corps-Commandant im großen Generalstabe, am 12. September 1851 Oberstlieutenant im General-Quartiermeisterstabe, am 1. Juni 1854 Oberst in demselben, am 27. Mai 1859 General-Major, am 13. März 1867 Feldmarschall-Lieutenant und ist in dieser Eigenschaft zur Zeit Militär-Commandant zu Temesvár. In diese nahezu 39jährige Dienstzeit fallen mehrere beachtenswerthe Lebensmomente. So hatte sich S. im Straßenkampfe, welcher im Monate April 1848 zu Krakau Statt gehabt, als Generalstabs-Chef besonders hervorgethan, in gleicher Eigenschaft während des Winterfeldzuges in Ungarn im nämlichen Jahre, in welchem er bei dem Corps des Feldmarschall-Lieutenant Grafen- Freiherrnstands-Diplom ddo. 21. November 1859. – „Fremdenblatt“. Von Gust. Heine (Wien 4°.), 1866, Nr. 306.
- Wappen. Längs getheilter Schild. In der Rechten, von Roth über Silber schrägrechts getheilten Hälfte ein blankes Schwert an goldenem Griffe, der Theilung aufliegend. In der linken blauen Schildeshälfte ein dreieckiger goldener Schild (Scudo daher Scudier) mit Nadelspitze, rechtwärts aufgestellt. Auf dem Schilde ruht die Freiherrnkrone mit darauf in’s Visir gestelltem gekrönten Turnierhelme. Die Helmkrone trägt einen offenen, rechts von Roth über Silber, links von Gold über Blau quer getheilten Adlerflug, welchem ein blankes Schwert an goldenem Griffe pfahlweise eingestellt ist. Die Helmdecken des rechten Helmes sind roth mit Silber, jene des linken blau mit Gold unterlegt.