BLKÖ:Schustekh-Herve, Emanuel Freiherr
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 32 (1876), ab Seite: 236. (Quelle) | |||
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[237] 2. Juni 1827). Aus einer ungarischen Adelsfamilie. Widmete sich dem Soldatenstande und kam zur militärischen Ausbildung in die Wiener-Neustädter Militär-Akademie, aus welcher er im Jahre 1770 als Fähnrich in das Infanterie-Regiment Karoly ausgemustert wurde. Beim Ausbruche des bayerischen Erbfolgekrieges 1778 kam er als Oberlieutenant in das Chevauxlegers-Regiment Löwenstein. Bei einer Fouragirung, im August d. J., hatte S. das Mißgeschick, bei Paskopole in preußische Kriegsgefangenschaft zu gerathen, aus welcher er erst im folgenden Jahre ausgewechselt wurde. Am 1. November 1787 wurde er zweiter Rittmeister, am 16. April 1793 erhielt er eine Escadron und im Jänner 1793 marschirte er mit seinem Regimente zur Armee des Feldmarschalls Prinzen Coburg, welche in den Niederlanden stand. Im Gefechte bei Herve, einer an der Straße von Lüttich gelegenen Ortschaft, zeichnete er sich am 4. März g. J. ganz besonders aus. Er hatte nämlich trotz eines bedeutenden Terrainhindernisses – ein Hohlweg von großer Tiefe und Steile stand ihm und seiner Division entgegen – eine feindliche Batterie von 17 Kanonen genommen, den Angriff, ohne Befehl dazu erhalten zu haben, ausgeführt und bei dieser Gelegenheit vier Compagnien von Mahony-Jäger, welche bereits vom Feinde abgeschnitten waren, vor Gefangenschaft errettet. Im nämlichen Feldzuge that er sich noch in der Schlacht bei Famars am 23. Mai hervor, indem er wieder, ohne Befehl abzuwarten, zwei Estandarten zweier englischer Chevauxlegers-Regimenter, welche ohne hinreichende Bedeckung zurückgelassen worden waren, mit seiner Schwadron vertheidigt und die feindlichen Angriffe, in Folge welcher, wenn sie gelungen wären, ein großer Theil der englischen Cavallerie in feindliche Gefangenschaft gerathen wäre, mit Energie und siegreichem Erfolge zurückgewiesen hatte. Im J. 1794 rückte S. zum Major im Regimente vor. Der siegreiche Ausgang der Schlacht bei Tournay, am 22. Mai g. J., wurde vornehmlich seiner Umsicht und Bravour zugeschrieben, da er in einem aus eigenem Antriebe unternommenen Angriffe auf die Dörfer Blandain und Templeuve, welche vom Feinde besetzt waren und von diesem mit aller Energie und bedeutender Uebermacht vertheidigt wurden, dieselben eroberte, und während er den in Flucht geschlagenen Feind verfolgte, unserer Infanterie Gelegenheit gab, die erstürmten Ortschaften zu besetzen. Im Feldzuge des Jahres 1795 führte er im Corps des Feldmarschall-Lieutenants Erbach bei Mindelheim im Herzogthume Berg durch drei Monate das Vorpostencommando. Durch eine Verschanzung der Position von Angerbach bis gegen Kaiserswerth verhinderte er den Feind, die Stellung der kaiserlichen Armee zu forciren. Als der Feind in der Nacht vom 5./6. September die preußische Demarcationslinie bei Duisburg und dem Eichelscamp forcirt hatte und nun mit überlegener Macht die kaiserlichen Truppen angriff, konnten diese in ihrer Deckung, ungeachtet des heftig kreuzenden, einem Bombardement ähnlichen achtstündigen Feuers diese Stellung behaupten, den feindlichen Uebergang bei Uerdingen verhindern und das Geschütz, welches in dieser Gegend aus 60, großentheils schweren Kanonen bestand, mit nur sehr geringem Verluste an Mannschaft in Sicherheit bringen. Diesen glänzenden Erfolg schrieb Feldmarschall Clerfayt vornehmlich den von Schustekh ebenso rasch als geschickt angelegten Verschanzungen bei. Als im folgenden [238] Jahre am 11. Mai die 42. Promotion des Maria Theresien-Ordens stattfand, wurde auch S. mit diesem Ehrenzeichen geschmückt. Im nämlichen Jahre erhielt S. in einem Gefechte bei Forchhelm, am 6. August, einen Schuß in den Unterleib. Am 12. December d. J. rückte er zum Oberstlieutenant und am 29. April des folgenden auf Wurmser’s Vorschlag zum Obersten des nach dem Feldmarschall benannten 8. Huszaren-Regiments vor, mit welchem er im Frühjahre 1798 zur Armee nach Italien abrückte. Auch dort gab er bei mehreren Gelegenheiten Proben seiner schon oft bewährten Umsicht und Tapferkeit. Bei Legnago, am 26. März 1799, commandirte er ein leichtes Corps, erbeutete 8 Geschütze, 3 Haubitzen, 32 Pulverkarren und machte 200 Mann Gefangene. Die Schlacht bei Magnano, am 5. April 1799, war noch am Abend unentschieden, bis Schustekh’s Einschreiten den Sieg unserer Armee brachte. Er war nämlich mit seinen Truppen über die Etsch gesetzt, dem Feinde in die rechte Flanke gefallen, hatte die Division Grenier geworfen, in volle Unordnung gebracht und sie über Raldon und Varese verfolgt. Außer dem Siege waren mehrere hundert Gefangene und eine große Beute an Pferden, Schlachtvieh, Munition und Bagage die Errungenschaften dieses Angriffes. Am 22. Juni nahm er das Castell von Modena und bei der Blockade von Genua, anfangs 1800, dann bei Casteggio am 10. Juni, bei Marengo am 14. Juni, wo er mehrere Wunden erhielt, leistete er so treffliche Dienste, so daß er in Anerkennung derselben am 28. October 1800 zum General-Major befördert wurde. Nun commandirte er ein leichtes Corps und nach dem Frieden von Luneville erhielt er eine Brigade zu Czernowitz in der Bukowina. Im Feldzuge des Jahres 1805 kam er zum Armeecorps des Feldmarschall-Lieutenants Baron Kienmayer, befehligte nach dem Rückzuge über den Inn die Arrièregarde und bestand die Gefechte bei Ried am 30. October und Haag am 31. October in ausgezeichneter Weise. Am 14. April 1808 erfolgte seine Ernennung zum Feldmarschall-Lieutenant. Im Feldzuge des Jahres 1809 erhielt er anfangs eine Division im fünften Armeecorps, das unter dem Befehle des Erzherzogs Ludwig stand. Mit seiner Division schlug er bei Neumarkt am Inn die unter Marschall Bessières stehenden französischen Divisionen Molitor und Baudet und die bayerische Division Wrede mit einem ihnen beigebrachten Verluste von 2000 Mann zurück und that sich auch in den ferneren Gefechten hervor. Dann wurde ihm der Befehl über ein selbstständiges Corps von 10.000 Mann gegeben, mit welchem er die 20 Meilen lange Strecke des linken Donauufers von Linz bis Neu-Aigen zu bewachen hatte, welchen Auftrag er bis zum Tage der Schlacht bei Wagram, am 5. Juli, auf glänzende Weise löste. Nach dem Friedensschlusse erhielt S. die Anstellung als Cavallerie-Inspector in Prag und wurde am 18. Februar 1810 zweiter Inhaber des Dragoner-Regiments Erzherzog Johann Nr. 1; im Jahre 1813 leitete er die Organisirung der Landwehr in Böhmen und 1814 übernahm er ad interim, das General-Commando in Mähren. Am 2. Jänner 1817 erfolgte seine Ernennung zum wirklichen geheimen Rathe und am 22. Mai 1820 jene zum Commandirenden in Siebenbürgen. Dort starb auch der allgemein hochgeachtete General, nachdem er 57 Jahre im Frieden und im Kriege mit Auszeichnung [239] dem Staate gedient, im Alter von 75 Jahren nach kurzer Krankheit. Als im Jahre 1797 den Statuten des Maria Theresien-Ordens gemäß des Generals Erhebung in den Freiherrnstand erfolgte, erhielt er zur Erinnerung an seine erste größere Waffenthat bei Herve den Namen dieses Ortes zum Prädicate und schrieb sich seither Schustekh-Herve.
Schustekh-Herve, Emanuel Freiherr (k. k. Feldmarschall-Lieutenant und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Szegedin in Ungarn 10. October 1752, gest. zu Hermannstadt- Freiherrnstands-Diplom ddo. Wien 27. Juli 1797. – Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) S. 466 u. 1738. – Szöllösy (Joh. Nep, v.), Tagebuch gefeyerter Helden und wichtiger kriegerischer Ereignisse der neuesten Zeit u. s. w. (Fünfkirchen in Ungarn 1837, bischöfl. Lyceal-Buchdruckerei, gr. 8°.) S. 407. – Oesterreichische militärische Zeitschrift. Herausg. von Schels (Wien, 8°.) 1834, Bd. IV, S. 142, 262: Nekrolog. – Leitner von Leitnertreu (Theodor Ignaz), Ausführliche Geschichte der Wiener-Neustädter Militär-Akademie (Hermannstadt 1852, Theod. Steinhaussen, 8°.) Bd. I, S. 170. – (Thürheim, Andreas Graf) Die Reiter-Regimenter der k. k. österreichischen Armee (Wien 1862, Geitler, gr. 8°.) I. Band: Die Kürassiere und Dragoner, S. 236; II. Band: Die Huszaren, S. 205–210, 212, 221; III. Band: Die Uhlanen, S. 149–152, 173 u. 175. – Wappen. Quadrirter Schild mit Herzschild, letzterer ist roth und mit drei in einen gestürzten Triangel gestellten goldenen Lilien belegt. 1 und 4 des Schildes sind golden, auf einem grünen Dreihügel befindet sich eine von vier auseinander gebogenen wallenden weißen Straußenfedern besteckte Krone; in 2 und 3 ist das silberne Feld mit einem rothen Querbalken belegt. Auf dem Schilde ruht die Freiherrnkrone, auf welchem sich drei gekrönte Turnierhelme erheben. Auf der Krone des mittleren Helms steht ein Doppeladler mit ausgespannten Flügeln; auf der Krone des rechten einwärts gekehrten Helms zeigt sich eine, zwei blauen Büffelhörnern eingestellte goldene Lilie; aus der Krone des linken, gleichfalls nach innen gekehrten Helms wallen vier weiße Straußenfedern empor. Die Helmdecken des mittleren Helms sind rechts blau mit Gold, links roth mit Silber unterlegt; jene des rechten Helms blau mit Gold, jene, des linken roth mit Silber unterlegt. Schildhalter: zwei goldene Greife.