BLKÖ:Salm-Dyck, Constanze Marie Prinzessin
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 28 (1874), ab Seite: 129. (Quelle) | |||
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[130] veröffentlichten Dichtungen wendete sich zunächst die Aufmerksamkeit auf die junge Dichterin, welcher der berühmte Dichter Chenier den Namen der Muse der Vernunft beilegte. Noch mehr Aufsehen erregte sie, als sie als Anwalt der schriftstellernden Frauen auftrat, dazu bewogen durch eine Stelle in einem von Lebrun verfaßten Gedichte, mit welcher der Poet mit dem feinsten Sarcasmus die Blaustrümpfe abfertigt. Die Zeile lautet: „Die Tinte steht nicht gut auf Rosenfingern“ (1’encre sied mal aux doigts de rose). Die Dichterin schrieb aus diesem Anlasse die geistsprühende Epistel an die Frauen (epître aux femmes), welche sie im Lyceum unter La Harpe’s Vorsitz öffentlich vorlas. So stieg ihr Ruf immer mehr und mehr, und während der Revolution fand sie eine Zuflucht in der Abgeschiedenheit der Wissenschaften, denen sie sich mit allem Eifer hingab. Die Ehe mit ihrem ersten Manne Pipelet, der Arzt war, wurde getrennt. Im Alter von 35 Jahren vermälte sie sich zum zweiten Male. Der Fürst Salm, der sich von seiner ersten Gemalin, einer gebornen Hatzfeld, geschieden hatte, hinsichtlich des Geschmackes und Charakters fast selbst ein Franzose, besaß eine gediegene Bildung und unter den gelehrten Botanikern einen geschätzten Namen. Die neue Heirath änderte nichts in ihren literarischen und ästhetischen Neigungen und sie blieb denselben bis in ihr hohes Alter treu. Außer zahlreichen Flugschriften, bei deren mancher ihre Autorschaft nicht feststeht, hat sie herausgegeben: „Sappho, opera en trois actes“ (Paris 1795, 8°.), die Musik dazu componirte Martini; – „Eloge historique de M. J. Sedaine“ (1797, 8°.); – „Epître aux femmes“, 2 Bde. (1795, neue Aufl. 179. 8°.); – „Six romances (paroles et musique)“ (1797); – „Vers sur les dissensions de gens de lettres …“ (1798, 12°.); – „Rapport sur de fleurs artificielles de M. Roux Montagnac“ (1799, 12°.); – „Rapport sur l’ouvrage de Mr. Theremin intitulé: De la condition des femmes dans une république“ (1800, 8°.); – „Camille ou l’amitie et imprudence, drame en 5 actes en vers“ (1800, 8°.); – „Eloge historique de P. Gavinies ...“ (1802, 8°.); – „Epître sur le mariage …“ (1802, 8°.); – „Eloges“, – „Discours academiques“, zwei Sammlungen ihrer literarisch-ästhetischen und akademischen Vorträge; – „Pensées“ (1838), auch deutsch (Düsseldorf 1838, 8°.); – „Vingt-quatre heures d’une femme sensible“ (Paris 1825), auch in deutscher Uebersetzung (Crefeld 1825); – „Mes soixante années ou mes souvenirs politiques et litteraires“ (1833, 8°.). Außerdem mehrere Aufsätze in periodischen Blättern. Das Literaturblatt[WS 1] Nr. 41 des Jahrganges 1820 des Stuttgarter „Morgenblattes“ erörtert die Frage, ob sie die Verfasserin der Flugschrift: „Épître a un honnête homme qui veut devenir intrigant“ (Paris 1820) sei? Als Schriftstellerin nimmt die Fürstin in der französischen Literatur eine hervorragende Stelle ein, Beweis dessen die starke biographische Literatur über diese Dame, welche weiter unten verzeichnet steht. Ihre leichten Poesien, ihre Theaterstücke, ihre verschiedenen prosaischen Arbeiten tragen den Stempel eines scharf beobachtenden, nicht gewöhnlichen Geistes. In ihren verschiedenen Schriften entfaltet sie einen Gedankenreichthum in den glänzendsten und mannigfaltigsten Formen. Liebe für Wahrheit und Vaterland, tiefes Sittlichkeits- und Gerechtigkeitsgefühl und ein stolzer Unabhängigkeitstrieb sprechen aus jeder Zeile. Die Fürstin wurde zu ihrer Zeit viel gewürdigt. Sollte sie auch zu Eugene Sue’s „Madame Pipelet“ als Vorbild gedient haben? Nicht weniger bedeutend wie als Schriftstellerin war sie als Frau. In der Nähe von Düsseldorf, wo sie auf dem Stammschlosse Dyck ihres zweiten Gemals viele Jahre lebte, ist das Andenken an die seltene geistvolle Frau noch nicht verschollen. Sie war von ungewöhnlicher Schönheit und hatte ein musterhaftes Leben geführt. Jedoch wollte man wissen, daß sie in ihrer Jugend als Gattin ihres ersten Mannes in der ersten Revolution die Göttin der Vernunft dargestellt und später bei einem Mittagsmahle als Sappho im antiken Gewande, welches ihre körperlichen Reize mehr als gewöhnlich hervortreten ließ, die keuschen (!) Republikaner entzückt habe. Als Bewohnerin des Schlosses Dyck genoß sie der allgemeinen Achtung und Verehrung. Als sie starb, verloren die Armen an ihr eine große Wohlthäterin. Ihre Ehe mit dem Fürsten Salm, den sie beinahe um 20 Jahre überlebte und der aus seiner ersten Ehe mit der Gräfin Hatzfeld mehrere Kinder hinterließ, war kinderlos geblieben. Schließlich sei noch bemerkt, daß sie Mitglied vieler gelehrten Akademien gewesen. [L(adoucette) Jean Charles François), Notice biographique sur madame la princesse de Salm-Dyck (Paris 1842, [131] 8°.) (Auszug aus dem Sammelwerke „Biographe“). – Duverger (J.), La princesse Constance de Salm-Dyck (Paris 1842, 8°.) (aus der „Revue générale biographique, politique et littéraire“). – F. L. M. de, Notice sur la vie et les travaux littéraires de madame la princesse C. de Salm-Dyck (Paris 1843, 8°.). – Montemont (Albert), Notice nécrologique sur madame la princesse de Salm-Dyck (Paris 1845, 8°.). – Pongerville (N. N. de), La princesse de Salm-Dyck (s. l. et a. ind. [Paris], 8°.) (aus dem von Alfred de Montferrand herausgegebenen Werke: „Biographe des femmes auteurs contemporaines françaises“). – Barbier (Louis), Notice biographique sur madame la princesse C. de Salm-Dyck (sic) (s. l. et a. [Paris 1847], 8°., mit Porträt) (aus der „Biographie universelle“ von Michaud). – Porträte. 1) In der von Belliard und Maurin zu Paris bei Roselin herausgegebenen Sammlung: Célèbrités contemporains (Lith.); – 2) in der bei Vignères in Paris erschienenen Sammlung: Femmes célèbres (32°., Papier 4°.); – 3) Girodet Trioson del. 1814, B. Roger sc. (kl. Fol., Halbfigur).) –
5. Constanze Marie Prinzessin Salm-Dyck (geb. 7. November 1767, gest. 13. April 1845), eine geborne Freiin de Théis, einer alten Familie der Picardie entstammend, zum ersten Male während der ersten französischen Revolution vermält mit Pipelet de Lauri, dem Sohne des Secretärs des Königs, zum andern Male im Jahre 1803 mit dem Grafen, nachmaligen Fürsten Joseph von Salm-Reifferscheid-Dyck. Von ihrem Vater, der selbst ein Gelehrter war, erhielt sie eine sehr sorgfältige Erziehung, in welcher sich ihre seltenen Talente rasch und harmonisch entwickelten. Durch ihre in den Jahren 1785–1789 im Almanac des GracesAnmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Lituraturblatt.