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BLKÖ:Sagar, Michael, auch Johann Baptist Michael Edler von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Sager, Franz
Band: 28 (1874), ab Seite: 69. (Quelle)
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Sagar, Michael, auch Johann Baptist Michael Edler von (Arzt und Fachschriftsteller, geb. zu Poelland in Krain am 2. November 1702, gest. im Jahre 1778). In mehreren Quellen erscheint er mit den Taufnamen Johann Bapt. Melchior und wieder in anderen Johann Bapt. Michael. Letzteres ist das richtige, denn Michael Sagar unterschrieb er sich selbst. Allem Anscheine nach ein Bauernsohn, der nicht für das Studium, sondern für den Dienst des Landmannes ausersehen war. In der Folge mochte der Trieb nach Edlerem in ihm so mächtig geworden sein, daß er die gelehrte Laufbahn einschlug. Jedenfalls muß dieß in bereits vorgerückterem Alter geschehen sein, da er erst, als er schon 50 Jahre alt war, die medicinische Doctorwürde in Wien erlangte. An den Vorträgen eines Crantz [Bd. III, S. 25], de Haen [Bd. VII, S. 176] und anderer wissenschaftlichen Koryphäen der Wiener medicinischen Facultät jener Zeit hatte sich S. in tüchtiger Weise herangebildet. Nach erlangter Doctorwürde wurde S. zum Physicus im Iglauer Kreise ernannt, wo er namentlich bei einem 1771, 1772 und 1773 in den Dörfern Langpirnitz und Ranzern unweit Iglau ausgebrochenen epidemischen Hungerfieber (Typhus famelicus) ausgezeichnete Dienste leistete, aber auch wissenschaftlich die Sache verwerthete, indem er seine sorgfältigen Beobachtungen über den Verlauf dieser entsetzlichen Krankheit niederschrieb und veröffentlichte. Zu gleicher Zeit besorgte S. das dortige Militärspital und traf alle erforderlichen Maßregeln, um die Epidemie von demselben hintanzuhalten, was auch seinen umsichtigen Vorkehrungen glücklich gelang. Aber auch mehrere damals ausgebrochene Viehseuchen, namentlich unter den Schafen und den Rindern, fesselten seine Aufmerksamkeit und regten ihn zu eindringlichen Studien über dieselben an, die er dann gleichfalls wissenschaftlich verarbeitet, der Oeffentlichkeit übergab. So hat sich denn S. als scharfer Beobachter von Volkskrankheiten und Thierseuchen zu jener Zeit mehr hervorgethan, als irgend ein anderer österreichischer Arzt jener Periode, und durch seine darüber veröffentlichten Arbeiten in der wissenschaftlichen Welt eine so hervorragende Stellung errungen, daß ihm der Berliner Arzt und Professor Dr. J. F. C. Hecker[WS 1] in seiner „Geschichte der neueren Heilkunde“ ein besonderes Capitel, in welchem er von der [70] symptomatischen Nosologie handelt, widmet und Sagar’s nosologischen Versuch: „Systema morborum symptomaticum“ als den besten von allen des 18. Jahrhunderts bezeichnet. Wie bemerkt worden, war S. in seinem Fache auch als Schriftsteller thätig. und die Titel der von ihm veröffentlichten Werke sind in chronologischer Folge: „Dissertatio de Salicaria“ (Viennae 1762, 4°.); – „Libellus de Aphthis pecorinis anni 1764 eum appendice de morbis pecorum in hac provincia tam frequentibus eorundem causis ei medelis praeservatoriis“ (ibid. 1765; 4°.); – „Libellus de morbo singulari ovium anni 1765“ (ibid. 1765, 8°.); – „Bericht von dem Pozdiateker Gesundbrunnen in Mähren“ (Wien 1768, 8°.); – „Beschreibung der Gesundbrunnen zu Trebisch in Mähren“ (Wien 1768, 8°.); – „Dissertatio de variolis Iglaviensibus anni 1766“ (Viennae 1773, 8°.); – „Abhandlung von dem Mehlthaue, als der grössten Ursache der Hornviehseuche, und deroselben Curart“ (Wien 1775, 8°.); – „Systema morborum symptomaticum secundum classes, ordines, genera et species, cum characteribus, differentiis et therapejis. Filum Ariadnaeum ad lectulos aegrorum“ (Viennae 1776, 8°.); auch als Anhang zu Wilh. Cullen’s „Apparatus ad nosologiam methodicam“ (Genevae 1775, 4°. maj.); eine zweite Auflage von Sagar’s „Systema“ erschien ebenfalls zu Wien im Jahre 1784; – „Historia morbi epidemici in circulo Iglaviensi et adjacentibus regni Bohemiae plagis observati annis 1771 et 1772“ (Lipsiae 1778, 8°.); – „Von den wahren Kennzeichen der Hornviehseuche“ (Wien 1782, 8°.). Seine Verdienste auf ärztlichem Gebiete wurden auch wissenschaftlicher Seits, wie höchsten Ortes gewürdigt. S. war nämlich Mitglied der kais. Akademie der Naturforscher (naturae curiosorum) und von Ihrer Majestät der Kaiserin Maria Theresia ist S. im Jahre 1776 in den österreichischen Adelstand mit dem Ehrenworte „Edler von“ erhoben worden. Nach einer vor mir liegenden schriftlichen Aufzeichnung, welcher leider keine Quelle beigefügt, die aber manches Bemerkenswerthe enthält, wäre Sagar in Prag am 18. Juli 1813 gestorben und sonach 111 Jahre alt geworden, was wohl zu bezweifeln ist, da alle Quellen in der Angabe seines Geburtsjahres 1702 übereinstimmen. Hecker allein gibt 1779 als sein Todesjahr an. Nach dieser oberwähnten handschriftlichen Quelle eines Anonymus war S. arm von seiner Jugend bis zum Grabe. Er war anfänglich Hirtenjunge und lebte als Student von Almosen. Auch als ausübender Arzt blieb er arm und infolge dessen ließ er sich auf seinen Leichenstein auf dem Wolschaner Gottesacker bei Prag folgende Inschrift setzen: „Hier liegt jener Sagar, der in der Jugend ein Hirte war und als Student von Almosen lebte, endlich Doctor, Physicus, Schriftsteller und dafür geadelt wurde. Arm lebte er beständig, vom Unglücke verfolgt, arm liegt er auch hier.“ Leider konnte ich eine Quelle, die unten bezeichnete „Carniolia“, welche vielleicht nähere Aufschlüsse über diesen interessanten Landsmann gibt, in Wien nicht auftreiben.

Adels-Diplom ddo. 12. April 1776. – Hecker (J. F. C.), Geschichte der neueren Heilkunde (Berlin 1839, Enslin, 8°.) S. 153, 494, 569, 601. – Hirschel (Bernh. Dr.), Compendium der Geschichte der Medicin von den Urzeiten bis auf die Gegenwart (Wien 1862, Braumüller, gr. 8°.) S. 296 u. 302. – Biographisch-literarisches Lexikon der Thierärzte aller Zeiten und Länder u. s. w. Gesammelt von G. W. Schrader, vervollständigt und herausgegeben von Dr. med. Eduard Hering (Stuttgart 1863, Ebner u. [71] Seubert, gr. 8°.) S. 374. – Meusel (Johann Georg), Lexikon der vom Jahre 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller (Leipzig 1810, Gerh. Fleischer d. Jüng., 8°.) Bd. XII, S. 13 [nennt ihn Melchior]. – (De Luca) Das gelehrte Oesterreich. Ein Versuch (Wien 1778, v. Trattnern, 8°.) I. Bds. 2. Stück, S. 13. – Carniolia (Laibacher Unterhaltungsblatt, 4°.) i. Jahrg. (1838/39), S. 343. – Wappen. In Blau eine aufwärts gerichtete silberne goldgekrönte Schlange, in der vorderen oberen Schildecke[WS 2] befindet sich ein goldener Stern. Auf dem Schilde ruht ein rechtsgestellter gekrönter Turnierhelm, aus dessen Krone zwei blaue Adlerflügel sich erheben, denen die obbeschriebene Schlange eingestellt ist. Die Helmdecken sind beiderseits blau, rechts mit Gold, links mit Silber unterlegt.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: J. C. P. Hecker.
  2. Vorlage: Schilddecke.