BLKÖ:Reischach, Sigmund Freiherr
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 25 (1873), ab Seite: 240. (Quelle) | |||
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Familie, über welche die Quellen [S. 241] einige nähere Andeutungen geben. Sigmund ist der jüngste Sohn des im Jahre 1839 verstorbenen Obersthofmeisters des Erzherzogs Ludwig, Judas Thaddäus Freiherrn von Reischach aus dessen Ehe mit Maria Karolina Gräfin Kollonitsch. Für das Waffenhandwerk bereits im Elternhause erzogen, trat Sigmund im August 1828 als Unterlieutenant in das 4. Jäger-Bataillon. Aus demselben kam er im März 1831 als Oberlieutenant in das Infanterie-Regiment Graf Haugwitz Nr. 38 und im September 1837 als wirklicher Hauptmann zu Kaiser-Infanterie. Der Baron zählte damals 26 Jahre. Früher schon in den Johanniter-Orden aufgenommen, wurde er im Jahre 1837 Dienstkämmerer, wodurch ihm Gelegenheit zu Dienstverwendung bei höchsten Personen geboten wurde. So wurde er dem Könige von Neapel und dem russischen Großfürsten-Thronfolger während ihrer Anwesenheit in Wien beigegeben, später befand er sich bei dem von Sr. Majestät dem Kaiser anläßlich der Thronbesteigung der Königin Victoria von Großbritannien nach London entsendeten Gefolge und wurde bei Gelegenheit der Vermälung des russischen Thronfolgers nach St. Petersburg geschickt. Daß ihm bei allen diesen Gelegenheiten dis üblichen Ordensdecorationen verliehen wurden, versteht sich von selbst. Im Juni 1841 wurde R. bereits zum Major im Infanterie-Regimente Paumgarten Nr. 21 ernannt: im November d. J. in das Infanterie-Regiment Nr. 15 übersetzt und in demselben im September 1844 zum Oberstlieutenant befördert. Im Alter von 37 Jahren, am 13. September 1836, wurde R. Oberst und Commandant des Infanterie-Regiments Baron Prochaska Nr. 7. Zur Zeit des Ausbruches der Revolution im Jahre 1848 in Mailand befand sich sein Regiment in der Brigade des Grafen Clam bei dem 1. Armeecorps eingetheilt und wohnte den blutigen Straßenkämpfen in der lombardischen Hauptstadt und dem Gefechte bei Santa Lucia am 6. Mai bei. Glänzende Lorbeern erfochten sich Oberst R. und die wackeren Kärnthner – denn Prochaska ist ein kärnthnerisches Regiment – am 29. Mai bei Montanara nächst Mantua, welchen Ort die Italiener besetzt hielten und der überdieß vor seinem Eingange mit einer von fünf Geschützen versehenen Feldschanze vertheidigt war. Alle Angriffe hatte der wohlgeschützte Gegner zurückgewiesen, endlich war es einer Abtheilung des Regiments gelungen, den Friedhof zu erstürmen und sich darin festzusetzen. Von da aus nahm nun Oberst Reischach mit einer Sturmcolonne Haus um Haus, und im erbittertsten Handgefechte unter dem mörderischen Feuer des Gegners den ganzen Ort, machte über hundert Gefangene und erbeutete nebst einer großen Menge Waffen drei Fahnen. In nicht minder ehrenvoller Weise wirkte das Regiment [241] im nächstfolgenden Gefechte bei Goito mit, wo es die durch den langen Kampf erschöpfte und am meisten bedrohte Brigade Benedek auf das Wirksamste unterstützte und so den Kampf bis zur einbrechenden Nacht im Gange erhielt. Am 10. Juni führte Oberst Baron R. in Person den Angriff auf die Rotonda aus mit vier Compagnien seines und drei Compagnien des Gradiscaner Regiments. Bei der Erstürmung der stark verbarrikadirten und mit Geschützen besetzten Straße wurde Oberst R. schwer am Kopfe verwundet und mußte aus dem Gefechte getragen werden. Er wohnte nun noch den Gefechten bei Sona, Sommacampagna und Custozza bei, und im Gefechte vor Mailand führte er wieder persönlich die Hauptcolonne auf der Straße gegen die vor Castegneto errichtete Barricade, welche er im Sturm nahm und darauf den Feind bis Casa Besana zurückwarf. Für diese in der Relation des 1. Armeecorps angerühmten Waffenthaten wurde R. in der 151. Promotion (vom 27. November 1848) mit dem Ritterkreuze des Maria Theresien-Ordens ausgezeichnet. Am 30. April 1843 wurde Baron R. zum General-Major ernannt und erhielt eine Brigade im 1. Armeecorps in Ungarn. In diesem Kampfe gab R. neue Beweise von Tapferkeit, so am 2. Juli bei der Vorrückung des 1. Armeecorps längs der Donau, wo er trotz des Gegenbefehls die feindlichen Schanzen auf dem Sandberge nahe an dem Brückenköpfe angriff und in kurzer Zeit drei Schanzen nahm, drei Geschütze, einen Mörser erbeutete und an 60 Gefangene machte. In gleicher Weise zeichnete er sich im Gefechte bei Dreispitz aus, überhaupt erzählt man sich von dem General Züge von großartiger Bravour und Kaltblütigkeit, welche er in diesem Kampfe bei verschiedenen Anlässen gegeben. Nach der Katastrophe von Villagos erhielt R. das Commando einer Brigade des 10. Armeecorps in Ungarn, kam dann nach Italien, wo er im November 1853 Feldmarschall-Lieutenant und Divisionär wurde. Im Jänner 1857 verlieh Se. Majestät dem Freiherrn von R. die Inhaberstelle des Infanterie-Regiments Nr. 21. Der General lebt – seit mehreren Jahren in Pension – unvermält in Wien, er ist k. k. Kämmerer, wirkl. geheimer Rath, Inhaber des Großkreuzes und Comthur des Malteser-Ordens, vormals zu Obitz in Böhmen, jetzt zu Troppau und Mockau.
Reischach, Sigmund Freiherr (k. k. Feldmarschall-Lieutenant und Ritter des Maria Theresien-Ordens, geb. zu Wien 10. Februar 1809). Entstammt einer alten schwäbischen- Carinthia (Klagenfurter Unterhaltungsblatt, 4°.) XLVII. Jahrg. (1850), Nr. 17, in den „Erinnerungen aus dem Jahre 1848, Gefecht bei Curtatone und Montanara am 29. Mai“. – Strack (Joseph), Die Generale der österreichischen Armee. Nach k. k. Feldacten und anderen gedruckten Quellen (Wien 1850, Jos. Keck u. Sohn, 8°.) S. 645. – Hirtenfeld (J.), Der Militär-Maria Theresien-Orden und seine Mitglieder (Wien 1857, Staatsdruckerei, kl. 4°.) II, S. 1537. – Wiener Abend-Courier (Abendblatt der Bäuerle’schen Theater-Zeitung) 1849, Nr. 8. – Porträte. 1) Kriehuber lithogr. (Wien 1850, Neumann, Fol.); – 2) gez. v. Heicke, lith. von Haala (4°. u. Fol., ebd.).