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BLKÖ:Peche, Therese

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 21 (1870), ab Seite: 412. (Quelle)
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Peche, Therese (k. k. Hofschauspielerin, geb. zu Prag um das Jahr 1806). Die Tochter eines k. k. österreichischen Officiers, die Mutter war eine Französin. Mißliche Verhältnisse nöthigten die Mutter, mit ihren beiden Töchtern – Therese zählte damals 10 Jahre – sich einer Kunstreitergesellschaft anzuschließen, deren Director auch eine kostbare Menagerie mit sich führte. So durchzog Therese, in indischem Costume Schlangen zeigend und durch ihre blendende Schönheit die Zuschauer fesselnd, viele deutsche Städte, bis sie nach dreijähriger Wanderung ein günstiges Geschick nach Bonn am Rhein führte, wo sie zum ersten Male einer Vorstellung im Theater beiwohnte. Das zog sie an, die Bühne [413] erschloß ihr eine neue Welt, in der sie bald heimisch werden sollte. Sie trennte sich von ihren Schlangen, verließ die Menagerie und trat mit ihrer Schwester in das Chorpersonale des Bonner Theaters. In einer kleinen Rolle, die man der Choristin anvertraute, riß sie das Publicum zur Bewunderung hin. Als dann in einer kurzen Zeit die erste Liebhaberin erkrankte, übernahm die P. an deren Stelle die Rolle der Julie in „Romeo und Julie“. Der Erfolg war ein über alle Maßen herrlicher. In Bonn sah sie auch Aug. Wilh. von Schlegel, der eben von ihrer Julie bezaubert ward und sofort von ihr den Ausspruch that: „Sie bedürfen keiner gelehrten Anleitung. Sie besitzen alles Wesentliche und Ihr schönes natürliches Gefühl wird Sie am sichersten leiten“. Von Bonn, wo mittlerweile ihr Ruf sich zu steigern und verbreiten begann, ging sie nach Hamburg, wo sie wieder außerordentlich gefiel. Von Hamburg kam sie an das damals blühende Darmstädter Hoftheater, indem der Großherzog von Darmstadt die Hamburger Bühne für die frühere Lösung ihrer Verbindlichkeiten entschädigte. In Darmstadt spielte sie nur erste Partien. Bald aber verbitterten ihr Intriguen aller Art den Aufenthalt so sehr, daß sie die erste Gelegenheit wahrnahm, um ihr lebenslängliches Engagement gegen eine mäßige Entschädigungssumme zu lösen, worauf sie nach Stuttgart und von dort nach einiger Zeit, 1830, nach Wien ging, wo sie von nun an als Mitglied der Hofbühne bis zu ihrer Pensionirung Ende Mai 1867 in Thätigkeit war. Zwar war ihre Pensionirung schon im April 1856 beschlossen worden, aber sie wurde wieder rückgängig gemacht. Jedoch trat sie in diesem letzten Decennium nur mehr selten auf. In früherer Zeit gab sie auf vielen deutschen Bühnen Gastspiele mit glänzendem Erfolge. Zu ihren Glanzrollen gehörten außer der schon erwähnten Julie die Marianne in Göthe’s „Geschwistern", die Recha im „Nathan", Thekla im „Wallenstein", Annette in Bauernfeld’s „Selbstquäler", die Königin von sechzehn Jahren, eine ihrer herrlichsten dramatischen Gestalten, Miranda, Emilie Galotti, die Portia, Ophelia, die Vorleserin, die Belle Isle in den „Gönnerschaften", Marie in „Müller und sein Kind", Coronna von Saluzzo, Klärchen in „Egmont", Marie in „Clavigo", die Königin in „Don Carlos", die Agnes Sorel in „Jungfrau von Orleans“. Frau Peche zählte während der ersten Hälfte ihrer 37jährigen Wirksamkeit an der Wiener Hofbühne zu den Zierden derselben. Sie repräsentirte die harmonisch vollendeten zarten und sinnigen Frauengestalten; alles Scharfe, Gewaltsamwirkende, Schneidende, Grelle war ihr fremd, der Reiz ihrer äußerst lieblichen Erscheinung floß mit der Melodie der Stimme wunderbar zusammen zu großer Wirkung, alles Umstände, welche ihr den Uebergang in ein älteres Fach geradezu unmöglich machten. Saphir bemerkt treffend von Frau Peche: „sie ist die Besitzerin der Kunst, die Schönheit der Gestaltungen in ihren Rollen dadurch rein und klar hervortreten zu lassen, daß sie zu dem Gefühle die Bildsamkeit, zur Empfindung das Maß und zur Leidenschaft die Grenze hinzuzusetzen weiß. Das zeitgemäße Element aller Kunst ist Mäßigung und an diesem Elemente sind die Darstellungen der Dlle Peche gezeitigt, von diesem Elemente haben sie süßen Feuerwein, milde Gluth und seelenerwärmende [414] Tropfenfülle erhalten. Schlegel sagte ihr: „Sie bedürfen keiner gelehrten Anleitung“. Ich sage noch mehr: Sie bedurfte auch keines Briefes von Schlegel“. In ihren späteren Rollen, da ihr das Organ jede Modulation versagte, blieb sie auch – einige Stücke Scribe’s, wie die „Fesseln“, „Damenkrieg", und Bauernfeld’s ausgenommen – wirkungslos. Im oder um das Jahr 1840 hatte sie sich mit einem Franzosen Vimal de Jauzat, vermält, der ohne Einfluß auf ihre künstlerische Fortbildung blieb und im Juni 1864 starb. Sie führte, obgleich vermält, ihren Künstlernamen Pech fort.

Weil (Philipp), Wiener Jahrbuch für Zeitgeschichte, Kunst und Industrie und österreichische Walhalla (Wien 1851, Ant. Schweiger, 8°.) S. 89 [daselbst heißt sie Julie; ihr Name ist Therese]. – Vierzig Jahre aus dem Leben eines Todten (Tübingen 1849, Osiander, gr. 8°.), im 3. Bande. – Wiener allgemeine Theater-Zeitung, herausg. von Ad. Bäuerle (gr. 4°.) 32. Jahrg. (1839), Nr. 208: „Ein Brief A. W. von Schlegel’s an Peche"; – dieselbe, 45. Jahrg. (1851), Nr. 93: „Zur Biographie der Hofschauspielerin Peche“. – Der Humorist. Von M. G. Saphir (Wien, 4°.) III. Jahrgang (1839), Nr. 209: „Dlle Therese Peche", von M. Saphir. – Iris. Moden- und Musterblatt. Redigirt von Cajetan Cerri (Gratz, schm. 4°.) II. Jahrg. (1850), 4. Bd. S. 169: „Therese Vimal de Jauzat geborne Peche", von Otto Prechtler. – Mittagsblatt. Herausg. von Dr. Schütz in Hamburg ( 4°.) 1827, Nr. 52: „Therese Peche und ihre Künstlerweihe in einem Zeugniß von Aug. Wilh. Schlegel“. – Allgemeines Theater-Lexikon ... herausgegeben von K. Herloßsohn[WS 1], H. Marggraff u. A. (Altenburg und Leipzig, kl. 8°.) Bd. VI, S. 64. – Meyer (J.). Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Zweite Abtheilung, Bd. II, S. 1072. – Porträte. 1) Facsimile des Namenszuges: „Therese Peche von Jauzat“. Kriehuber lith. (Wien 1836, Halb-Fol.); – 2) Unterschrift: Therese Peche, k k. Hofschauspielerin. Kriehuber 1836 (Wien, Halb-Fol.); – 3) Unterschrift: Dlle Peche, k. k. Hofschauspielerin. Staub fecit 1831. Verlag des bibliogr. Instituts in Wien (Halb-Fol.).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: P. Herloßsohn.