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BLKÖ:Panzl, Johann

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Paoli, Betti
Band: 21 (1870), ab Seite: 271. (Quelle)
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Panzl, Johann (Tiroler Landesvertheidiger, geb. zu Mühlbach im salzburgischen Pfleggerichte Mittersill 23. Juni 1786, gest. zu Windisch-Matrei in Tirol 22. August 1862). Sein Vater war Wirth zu Mittersill im Pinzgau, der Sohn sollte nach des Vaters Wunsch den Kaufmannsstand erlernen und kam zu einem Krämer nach Kitzbühel. Das Dütendrehen und Rosinenwägen wollte ihm jedoch nimmer behagen. Er sann auf List, um sich von der ihn anwidernden Beschäftigung loszumachen, und stellte sich, als ob er recht ungeschickt und noch dazu schwerhörig wäre, wog den Kunden Schnupftabak statt gebrannten Kaffee’s zu und veranlaßte so tausend komische Verwirrungen, die ihn aber sein Ziel, als unbrauchbar nach Hause geschickt zu werden, bald erreichen ließen. Er kehrte nun in’s Elternhaus zurück und blieb daselbst bis zu seinem 18. Jahre, sich im Wirthsgeschäfte nützlich machend. Damit er denn doch ein ordentliches Gewerbe erlerne, brachte ihn sein Vater nach Kitzbühel zu einem Brauer, bei dem P. die Brauerei [272] erlernte. Das Jahr 1805 stellte P. übrigens erst auf den rechten Platz. Was einen Stutzen tragen konnte, wurde zur Landesvertheidigung aufgerufen. P. ließ auf sich nicht warten, stellte sich in die Compagnie des Hauptmanns Hager ein, welche mit noch anderen die Vertheidigung des Passes Strub übernommen hatte. Auf Vorposten stehend, vollführte er am 2. November seine erste Waffenthat, indem er zwei feindliche Jäger, die sich an unsere Vorposten heranschlichen, mit einem Schuß niederstreckte, dessen Kugel dem Einen durch den Hals, dem Andern durch die Brust ging; die silberne Medaille, welche einer der Gefallenen trug, löste P. ab und legte sie sich als Trophäe, die er sich erschossen, selbst an. Die weitere Vertheidigung des Passes Strub war durch den Preßburger Friedensschluß. 26. December 1805, unnöthig geworden. P. kehrte zu seiner Beschäftigung nach Kitzbühel zurück, vollendete seine Lehrzeit und als er freigesprochen ward, kaufte sein Vater in Windisch-Matrei das hintere Bräuhaus mit mehreren Grundstücken, welches nun der Sohn bis zum Jahre 1808 fleißig und umsichtig bewirthschaftete. Um diese Zeit bewarb er sich auch um ein braves Mädchen, Franziska, die Tochter des Handelsmannes Rautter, die ihm auch ein treues Weib wurde. Da brachte das Jahr 1809 neuen Krieg in s Land, die Franzosen bedrohten es von allen Seiten und P. konnte kaum den Aufruf erwarten, der Alles zu den Waffen rief. Da aber Windisch-Matrei zu Salzburg gehörte, welches damals von dem Großherzog von Toscana regiert wurde, so mußte P., wollte er am Kriege theilnehmen, sich an das Tirolerviertel Pusterthal halten, was er denn auch that. Obwohl erst sieben Monate verheirathet, nahm er doch von seiner geliebten Franzl Abschied, um sich der von Roschmann zu Matrei berufenen Schützencompagnie anzuschließen, zu deren Hauptmann er von den Leuten, die seines Wohlverhaltens am Passe Strub eingedenk geblieben waren, gewählt wurde. Mit dem Commandanten Wallner zog P. zur Vertheidigung des salzburgischen Gebirgslandes aus und sollte sich bald als einer der wackersten Führer erproben. Am 13. Mai 1809 bestand er mit Wallner das heiße Gefecht am Passe Luftenstein, wo sie mit ihren Compagnien so tapfer fochten, daß der Feind jeden weiteren Versuch, vorzudringen, aufgab. In Folge der Waffenstillstandsbedingungen hatte der Paß Lueg am 24. Juli capitulirt, die Loferpässe aber hatten diese Capitulation nicht angenommen und so rückten Wallner und Panzl mit ihren Leuten zur Deckung des Pinzgau’s nach Embach vor und nahmen dort ihre Stellung. Die Zahl der ihrigen betrug im Ganzen 400 Schützen, mit diesen hielten sich Panzl und Wallner sieben Stunden gegen das 7000 Mann starke bayerische Armeecorps, das am 27. Juli unter Deroy’s Commando sie angriff. Am 5. September führte Panzl die Avantgarde der unter Wallner nach Weisbach vorrückenden sechs Schützencompagnien und vertrieb den Feind von Hirschbühel. Bis zum 25. September fielen nur Patrouillengefechte vor, an diesem Tage aber, an dem die Schützen die Offensive ergriffen, umging Panzl mit seiner Compagnie den Paß Luftenstein, drängte die dort verschanzten Bayern dem vorn operirenden Speckbacher in den Schuß und bereitete so diesem den glänzenden Sieg vor. Der Feind hatte bei diesem Gefechte an 1500 Mann Todte und Verwundete verloren. [273] Hofer schickte nun Panzl durch Speckbacher für diese Waffenthat die silberne Medaille. Noch focht P. bis 18. October bei Berchtesgaden, Weisbach und Luftenstein, aber so tapfer sich die Tiroler hielten, gegen die Uebermacht des sich immer mehr verstärkenden Gegners konnten sie auf die Dauer nicht Stand halten, und als eine Capitulation mit dem Feinde abgeschlossen wurde, kehrte P. zu den Seinen nach Windisch-Matrei zurück. P. blieb daheim, bis ihn die Grausamkeiten der französischen Generale so zu sagen zwangen, wieder zu den Waffen zu greifen. An der Lienzer Klause stellte er sich den Franzosen entgegen und wurde dem Feinde so verderblich, daß General Garreau, um nicht ganz aufgerieben zu werden, am 10. November mit den Landesvertheidigern eine Capitulation abschloß, in welcher er ihnen volle Amnestie gewährleistete. Als aber Anfangs December die Greuel des Generals Broussier noch furchtbarer das Volk bedrückten, zog Panzl am 8. December mit allen Schützen jener Gegend gegen Lienz, wo es zum Kampfe kam und im Handgemenge die Feinde niedergemacht und zurückgetrieben wurden. Der Friedensschluß machte allen Greueln des Krieges ein Ende, um an Stelle derselben die noch entsetzlicheren des Verrathes zu setzen. General Broussier forderte von der Gemeinde Windisch-Matrei die Auslieferung Wallner’s. Die wackeren Gemeinde-Ausschüsse! brachten dem tobenden General, da Wallner sich durch die Flucht gerettet, an dessen Stelle unseren Panzl. Diese ehrlose Deputation, welche zum Abschlüsse dieses Seelenhandels nach Lienz gekommen war, wurde von Broussier zur Thüre hinausgejagt, weil sie den Unrechten mitgebracht hatte. Panzl war nun wohl für den Augenblick gerettet, sah aber bald ein, daß unter solchen Gemeinde-Ausschüssen sein Leben nicht am besten geborgen sei und besann sich nicht lange, zu fliehen. Aber auch die Flucht war nicht so leicht. In dieser Noth fand sich ein Freund, der Lederermeister Martin Quirl rettete unseren Panzl. Panzl wurde Nachts in einen großen Korb gesteckt, mit Lederhäuten zugedeckt, und so von Quirl im hohen Schnee an den feindlichen Posten vorübergetragen. Weiters gelangte P. nach einem von Gefahren bedrohten, durch die Localverhältnisse ungemein beschwerlichen zwanzigstündigen Marsche bis zum Tauernhause, wo er um acht Uhr Abends ankam. Panzl schien gerettet. Er setzte nun seine Flucht nach Matrei zu Fuß fort, aber kaum dort angelangt, hatte er bereits erfahren, daß die Kunde von seiner Flucht über den Tauern gedrungen. Also auch hier war keines Bleibens, denn auf seinen Kopf war ein Preis von 100 Ducaten gesetzt, überdieß waren Haus und Hof desjenigen verfallen, der ihm Unterstand gab. Sieben Tage hielt sich P. in einem, achtzehn Tage in einem anderen Stalle verborgen, indessen hatten die Franzosen sein Haus in Windisch-Matrei dem Erdboden gleichgemacht, wodurch P. einen Schaden von mehr denn 3000 fl. erlitt. Endlich unter den verschiedensten Verkleidungen und unsäglicher Mühsal erreichte P. die steirische Grenze. Er war gerettet. Zweimal machte er nun Reisen nach Wien, schilderte seine traurige Lage, den Verlust seines Eigenthums und brachte seine Ansprüche vor. Eine Anweisung auf 400 fl. Bancozettel, eine zweite auf 200 fl. C. M. waren das Ergebniß seiner Bemühungen. In die Heimat zurückzukehren, durfte er bei dem damaligen Stande der Dinge nicht wagen. So [274] erlernte er die Drechslerei und erhielt mit dem kargen Lohn, den er für seine Arbeit bekam, seine Familie auf das Nothdürftigste. Im Jahre 1811 wagte er es endlich, nach Matrei zurückzukehren, wo es ihm auch gelang, sich die Amnestie zu „ertanzen“. Seine Geschicklichkeit im Tanze hatte nämlich die Aufmerksamkeit des im Ganzen wohlwollenden Generals Bertrand erregt, der ihn, nachdem er seine Geschicke erfahren, begnadigte. P. lebte nun bis 1813 daheim; im September g. J. rief Erzherzog Johann die Tiroler wieder zu den Waffen und am 21. September stand P. schon an der Spitze seiner Matreier Schützen, die dem General Feuner zugetheilt waren. Er zeichnete sich nun am 28. bei Brunecken durch geschickte Führung der im Rückzuge begriffenen Nachhut, am 3. October bei Percha, wo er den Feind bis zur Mühlbacher Klause zurückwarf, und am 4. October durch Erstürmung der Klause aus, worauf er bis Brixen vorrückte. Noch drang er bis zum 6. November an die italienische Grenze bei Ala vor, damit war der Feldzug der Landesvertheidiger zu Ende. P. kehrte nun nach Windisch-Matrei zurück, erhielt eine Civilanstellung als Mautheinnehmer und Unterförster mit jährlichen 500 fl., wurde mit dem Armeekreuz und mit Allerh. Entschließung vom 2. April 1832 mit der kleinen goldenen Civil-Ehrenmedaille ausgezeichnet. Im Jahre 1829 wurde er plötzlich als Zollmagazineur mit 300 fl. pensionirt. Im Jahre 1848 rückte er als gemeiner Landesvertheidiger mit zwei Söhnen auf Vorposten an die venetianische Grenze in das Ampezzothal vor, ohne jedoch zum Gefechte zu kommen. Im Juli 1852 unternahm er mit seinem Sohne Joseph [siehe über diesen die nächste Spaltes eine Reise nach St. Petersburg, wo er von ihm selbst verfertigte Steinschnitzarbeit – denn Johann war ein geschickter Schnitzer und betrieb als Nebenverdienst Schnitzarbeiten – dem Kaiser Nikolaus überreichte, der ihn reichlich beschenkte und ihm die goldene Verdienst-Medaille am St. Annen-Ordensbande verlieh. Im J. 1853 verliehen ihm auch noch der König von Sachsen und jener von Preußen, ersterer die k. sächsische goldene Medaille am Bande des Civil-Verdienst-Ordens und letzterer die silberne Huldigungs-Medaille. Von seinen Schnitzereien in Stein, Holz und Metall befinden sich mehrere im Privatbesitze, ein sehr schönes Stück im Ferdinandeum zu Innsbruck, wo es als ein Beleg seiner ungewöhnlichen Kunstfertigkeit erscheint. Panzl war zweimal verheirathet. Seine Franzl, die mit ihm so viele kummervolle Jahre durchgemacht, starb, nachdem sie ihm 12 Kinder geboren, schon im Jahre 1834. P. verheirathete sich nun im Jahre 1836 zum zweiten Male und hatte mit dieser Frau noch sieben Kinder. P. starb im Jahre 1862 im Alter von 76 Jahren. – Sein Sohn aus erster Ehe, Joseph, der auch die Brauerei erlernt hatte, kam auf seiner Wanderung im Jahre 1848 gerade vor Wien, als dasselbe im vollen Aufstande begriffen war. Um gegen die „Wiener Rebellen“ zu kämpfen, begab er sich in das Hauptquartier des Fürsten Windisch-Grätz und bat, ihn als Freiwilliger den Angriff auf die Residenzstadt mitmachen zu dürfen. Im 2. Feldjäger-Bataillon eingetheilt, kämpfte er vom 26. October bis zur Einnahme der Stadt am 3. November in den Reihen desselben, war bei dem Sturme auf die Währinger Linie der Erste auf dem Stadtwalle. Für seine Tapferkeit erhielt er die silberne Tapferkeitsmedaille 2. Classe und später die Schloßwarterstelle [275] zu Ambras nächst Innsbruck. Wie oben erwähnt ist, begleitete er seinen Vater auf der Reise nach St. Petersburg. Joseph ist am 18. Mai 1869 gestorben.

Johann Panzl, Untercommandant des Andreas Hofer ... sein Leben und seine Heldenthaten. Als Beitrag zur Erbauung eines Hauses für den greisen Tiroler Johann Panzl und seine Familie zu Windisch-Matrei. Nach den besten Quellen geschildert von Friedrich Steinebach (Wien o. J., Gerold Sohn, 4°.), [Derselbe Aufsatz ist als „Vaterländische Schilderung von Franz Freimuth“ im „Austria-Kalender“ für 1864 (Wien, bei Wenedikt), S. 125, abgedruckt. Verbirgt sich unter dem Namen Freimuth der obige Friedrich Steinebach? oder ist Franz Freimuth ein Plagiator?] – Petersburger Polizei-Zeitung 1852, Nr. 178 (vom 12. August) [in vielen deutschen Blättern, als in der „Tiroler Schützen-Zeitung“, im „Salzburger Correspondenten“ u. a. nachgedruckt]. – Schallhammer (Anton Ritter von), Kriegerische Ereignisse im Herzogthume Salzburg u. s. w. (Salzburg 1853, gr. 8°.) S. 290. – Peternader (Anton), Tirols Landesvertheidigung nebst interessanten Biographien und Skizzen merkwürdiger Tiroler Landesvertheidiger (Innsbruck 1853, Witting, 8°.) Theil II, S. 70 u. 225. – Staffler (Johann Jac.), Das deutsche Tirol und Vorarlberg, topographisch mit geschichtlichen Bemerkungen; in zwei Bänden (Innsbruck 1847, Felic. Rauch, 8°.) Bd. II, S. 487. – Porträte. 1) Lith. von Kriehuber (Halb-Fol.); – 2) Holzschnitt von Cohn im Austria-Kalender für 1864, S. 125. – Ueber Panzl’s Sohn Joseph: Hechenberger (G. Dr.), Des tapfern Tiroler Schützen Joseph Panzl militärische Leistungen. Zur Berichtigung von irrigen Angaben urkundlich dargestellt (Innsbruck o. J., Felic. Rauch, kl. 8°.).