BLKÖ:Noe, Franz
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 20 (1869), ab Seite: 378. (Quelle) | |||
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Leopold II. wurde N. für den damals einberufenen Studienconseß zum Repräsentanten der böhmischen Gymnasien erwählt. Als solcher vertrat er die Interessen der zu jener Zeit in Böhmen bestehenden 15 Gymnasien, machte die Vorschläge zu den Verbesserungen in [379] allen Zweigen, über die Anstellung und Beförderung der Lehrer, Vertheilung der Stiftungen u. dgl. m. Er ging dabei mit so viel Umsicht und Sachkenntniß vor, daß er gegenüber der aus manchen Parteien zusammengesetzten Prager Universität sich ein überwiegendes Ansehen zu verschaffen und in den Berathungen durch das Gewicht seiner Gründe entscheidenden Einfluß zu behaupten verstand. Als nach drei Jahren der festgesetzten Wirksamkeit eines Repräsentanten eine Neuwahl vorgenommen wurde, erwählten ihn die Prager Gymnasiallehrer von Neuem dazu. In der Zwischenzeit wurde er von Sr. Majestät zum Domherrn an der königl. Collegiatkirche zu Allen Heiligen ernannt. Um dieselbe Zeit erfolgte auch seine Ernennung zum königlichen Censor; und wird dieses sonst wohl biographisch unerheblichen Umstandes hier deßhalb gedacht, weil sein Biograph Schlichtegroll darin die Ursache seines frühen Todes erblickt. In Folge der nach Joseph II. Tode eingetretenen politischen Verhältnisse war nämlich das Censoramt zu jener Zeit ein ungemein beschwerliches. N. las oft bis zwei Uhr nach Mitternacht und nach nur oberflächlicher Berechnung las er jährlich wenigstens achttausend Bogen durch, „und, schreibt Schlichtegroll, es ist gewiß, daß dieß größtentheils die Ursache seines so frühen Todes war“. Für seine Verdienste als Lehrer, Repräsentant und Censor wurde N. im Jahre 1795 feierlich durch Verleihung einer 25 Ducaten schweren goldenen Medaille ausgezeichnet. Aber nicht lange sollte sich N. dieser Auszeichnung freuen, denn schon im folgenden Jahre, im Alter von 52 Jahren, entriß ihn der Tod seiner Wirksamkeit. Diese aber im Hinblick auf sein Lehramt verdiente eine besondere Darstellung und würde dadurch ein interessanter Beitrag zur Geschichte des böhmischen Schulwesens. Als Schriftsteller konnte N. nur wenig wirken, wohl war er Mitarbeiter an den „Monatlichen Beiträgen zur Bildung und Unterhaltung des Bürgers und Landsmanns“, an den von Gubernialrath Riegger, mit dem Noe innig befreundet war, herausgegebenen „Materialien zur Geschichte Böhmens“ und an der Schrift: „Für Böhmen von Böhmen“: auch war es er, der seit 1784 die Ephemeriden der Universität von Prag fortsetzte und selbstständig gab er: „Des Cicero neunte und eilfte Philippische Rede in’s Deutsche übersetzt“ (Prag 1773, 8°.) heraus, aber das will wenig sagen und gewiß würde bei seiner gediegenen classischen Bildung, und da er ein aufgeklärter Pädagog war, auch nach dieser Seite seine Wirksamkeit umfassender und nachhaltiger gewesen sein, wenn er die Zeit dazu hätte erübrigen können. An der Schrift: „Erstlinge unserer einsamen Stunden, von einer Gesellschaft“, wovon 2 Bände im Jahre 1791 von zwei Schülern Noe’s, Herbst und Kirpal, herausgegeben wurden, hatte N., wie Schlichtegroll berichtet, den wesentlichsten Antheil: denn er veranlaßte die Herausgabe, leitete und betrieb dieselbe mit voller Thätigkeit. Diese Schrift enthält Versuche junger böhmischer Poeten und ist gleichsam ein Culturmesser Böhmens zu Ende des 18. Jahrhunderts. Von seinen zahlreichen, bei Schulfesten und sonstigen feierlichen Anlässen gehaltenen Reden sei insbesondere jener gedacht, die er bei der Todesfeier Kaiser Leopold’s II. gehalten und die ihm ihres Freimuths wegen Unannehmlichkeiten bereitete, so daß er sie vertilgte. Noe’s Thätigkeit beschränkte sich aber nicht bloß auf seinen amtlichen Beruf, [380] denn überdieß war er durch acht Jahre Director zweier Pfarrschulen auf der Kleinseite, zehn Jahre angestellter Katechet bei dem Fräuleinstifte in den zwei damals bestehenden Ursulinerklöstern, sechs Jahre Actuar der philosophischen Facultät und bis an sein Lebensende Historiograph der Prager Hochschule. Während Mozart’s Anwesenheit in Prag, wo er seine Oper „Clemenza di Tito“ zur Aufführung brachte, befreundete sich N. mit Mozart, stand auch nach dessen Tode der Witwe mit Rath und That bei und war es vornehmlich er, der es vermittelte, daß Niemtschek [s. d. S. 350 dies. Bds.] Mozart’s Sohn zur Erziehung übernahm. Noe war, wie sein Biograph schreibt, „als Lehrer, Vorsteher und Mensch eine Stütze der Vernunft und des guten Geschmacks unter den Seinigen, ein treuer Pfleger junger Talente und in seinem Kreise ein Wohlthäter des Vaterlandes, und wäre dieß alles vielleicht in noch höherem Grade geworden, wenn er nicht zu früh schon in einen geistlichen Orden getreten wäre, für den sein Geist und Charakter nicht gemacht schien“.
Noe, Franz (Schulmann, geb. zu Iglau in Mähren 30. November 1744, gest. 25. August 1796). Das Gymnasium und die Humanitätsclassen besuchte N. in seiner Vaterstadt Iglau, und im Jahre 1761, damals 17 Jahre alt, trat er in den Orden der Gesellschaft Jesu, in welchem er die theologischen Studien beendete und die Priesterweihe erlangte. Nach Aufhebung des Ordens wendete er sich dem Lehramte zu und wurde Professor der Grammatik an dem Gymnasium auf der Prager Kleinseite, im Jahre 1783 Professor der Poetik an ebendemselben und im Jahre 1790 Präfect daselbst. Unter der Regierung des Kaisers- Schlichtegroll (Friedrich), Nekrolog auf das Jahr 1797 (Gotha 1801. Just. Perthes, kl. 8°.) VIII. Jahrg. 2. Bd. S. 190–218 (nach diesem gest. im Jahre 1797]. – Kunitsch (Michael), Biographien merkwürdiger Männer der österreichischen Monarchie (Gratz 1805, 8°.) III. Bdchn. S. 113. – Meusel (Joh. G.), Lexikon der vom Jahre 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller (Leipzig 1808, Gerh. Fleischer, 8°.) Bd. X, S. 118. – Pelzel (Franz Martin), Böhmische, mährische und schlesische Gelehrte und Schriftsteller aus dem Orden der Jesuiten (Prag 1786, 8°.) S. 284 [nach diesem geb. im Jahre 1743].