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BLKÖ:Mikó von Hidvég, Emerich Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Miklovics, Michael
Band: 18 (1868), ab Seite: 276. (Quelle)
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Mikó von Hidvég, Emerich Graf (Staatsmann, geb. in Siebenbürgen). Zeitgenoß. Gehört einer der ältesten Adelsfamilien Siebenbürgens an, wo sein Stamm in einem der fruchtbarsten Landstriche, dem sogenannten Háromßeck, ansässig ist, und dessen Ruhm in dem um das Vaterland nach so vielen Seiten hochverdienten Grafen Emerich gipfelt. Graf Emerich ist ein Sohn des Grafen Georg aus dessen Ehe mit Barbara Mikes, einem gleichfalls alten Siebenbürger Geschlechte entstammend, aus welchem zweier Männer, beide mit dem Taufnamen Clemens, in diesem Lexikon (S. 267 d. Bds.] bereits gedacht worden. Der Revolutions-Oberst Clemens Graf Mikes ist ein Neffe der Mutter unseres Grafen Emerich Mikó. Der Graf Emerich hat eine ausgezeichnete Erziehung erhalten; ein gründlicher Unterricht in den Wissenschaften, für welche ihm die Eltern frühzeitig die Liebe einzuflößen verstanden, bildete den Mann, den sein Vaterland mit gerechtem Stolze den „Széchényi Siebenbürgens“ nennt, ein Wort, dessen volle Bedeutung nur dann erkannt werden kann, wenn man Széchényi’s Wirken für Ungarn kennt. Ein großes wohlgeordnetes Vermögen besitzend, hat Graf Emerich einen Theil desselben zur Gründung segensreicher, Herz und Gemüth seines Volkes bildender Institutionen verwendet. Der Krieg der Jahre 1848 und 1849 hatte tiefe und blutige Spuren hinterlassen. Viel Privatbesitz und auch öffentliche Anstalten wurden verwüstet. Eine der ältesten Anstalten, aus welcher seit Jahren viele und tüchtige Männer hervorgegangen, war das seiner Zeit berühmte Collegium von Nagy-Enyed, das nunmehr leer und verlassen dastand, bis Graf Emerich kam, es von Neuem aus eigenen Mitteln herstellte, mit den erforderlichen Gegenständen ausstattete und seinem einstigen Zwecke zurückgab. Es ist bekannt, wie Siebenbürgen, das alte Dacien, das Durchzugsland der verschiedensten Völkerstämme des Alterthums, reich ist an Alterthümern. So sehr diese Thatsache von allen Seiten anerkannt wurde, es geschah doch nichts dazu; was nicht Menschenhände theils verschleppten, theils vernichteten und zu mancherlei Zwecken verwendeten, das ging, den Elementen preisgegeben, allmälig zu Grunde. An des Grafen Emerich Blicken ging dieser traurige Vorgang nicht unbeachtet vorüber. Selbst ein Kenner und Freund der Wissenschaft, und vorzugsweise der Geschichte, hatte er bald einen Gedanken gefaßt, um diesem empörenden Vandalismus ein Ziel zu setzen. Das prächtige Sommerpalais, das er in Klausenburg besitzt, das in einem großen, nach englischer Weise angelegten Parke steht, widmete er den Zwecken eines Museums, und schenkte Palais und Garten der Nation. Ebenso gründete Mikó, der in einer gut geleiteten Bühne ein mächtiges Bildungsmittel der nationalen Sprache und der Gesittung eines Volkes erkannte, aus Actien, für deren Placirung er auf das Emsigste thätig war, zu Klausenburg ein stattliches Theater. Alles, was zur Ausführung dieser mit großen Kosten verbundenen Anstalt fehlte, deckte der [277] Graf reichlich aus eigenen Mitteln. So verdankt denn Siebenbürgen diesem einen Manne drei stattliche Institute der Cultur; eine Schule, ein Museum, ein Theater. Aber auch sonst noch ist M. der Förderer alles dessen, was zur Hebung des Vaterlandes und seiner mannigfaltigen Interessen nöthig ist, oder doch dazu dienen mag. Die Feuer- und Hagel-Versicherungs-Gesellschaften traten zumeist durch seine Energie in’s Leben, der landwirthschaftliche Verein, der nunmehr so förderlich für Siebenbürgens Landwirthschaft thätig ist, verdankt vornehmlich ihm den mächtigen Aufschwung, den er genommen, und die Idee der Klausenburg-Kronstädter Bahn trägt des Grafen Mikó Namen an der Spitze ihrer Gründer. Aber auch auf dem Gebiete der Literatur erscheint der Graf als thätiger und umsichtiger Mitarbeiter; nicht nur ist sein Haus stets gastlich offen für Künstler, Gelehrte und Dichter, denen er mit Rath und That an die Hand geht, indem er jedes lebensfähige literarische Unternehmen mit offenen Händen unterstützt, sondern er ist selbst auf wissenschaftlichem Gebiete thätig. Durch die Herausgabe der „Erdélyi történelmi Adatok“, d. i. Siebenbürgens historische Daten, wovon bereits mehrere Bände erschienen sind, liefert er späteren Geschichtschreibern ein ebenso reiches, als wichtiges Material für ihre Arbeiten. Was des Grafen politische Richtung betrifft, so ist derselbe ein gemäßigter Liberaler, vielleicht am besten mit einem Worte bezeichnet: ein Deakist, und die Antrittsrede, mit welcher er im April 1861 die erste Sitzung des siebenbürgischen Guberniums eröffnete, möchte wohl so ziemlich sein politisches Glaubensbekenntniß enthalten. Sie wurde von der Pesth-Ofner Zeitung 1861, Nr. 89, ihrem vollen Inhalte nach in deutscher Uebersetzung mitgetheilt. Als nach dem Ausgleiche mit Ungarn Gyula Graf Andrássy den Allerh. Auftrag erhielt, ein neues Cabinet zu bilden, wurden mit Allerh. Handbillet vom 20. Februar 1867 mit dem Grafen Georg Festetics, Minister am kais. Hoflager, Béla Freiherr von Wenckheim als Minister des Innern, Meinhard von Lonyay[WS 1] als Minister der Landesfinanzen, Joseph Freiherr von Eötvös als Minister für Cultus und Unterricht, Balthasar von Horváth als Minister der Justiz, Stephan von Gorové als Minister für Handel und Emerich Graf Mikó als Minister für öffentliche Arbeiten und Communicationen, in das Cabinet berufen.

Vasárnapi ujság, d. i. Sonntagszeitung (Pesth, 4°.) Jahrg. 1856, Nr. 24: „Hidvége gróf Mikó Imre“, d. i. Emerich Graf Mikó von Hidvég; – dieselben 1860, Nr. 27: „Gróf Mikó Imrehéz“, d. i. An Graf Emerich Mikó, von Tompa, Gedicht. – Magyarország és a nagy vilag, d. i. Ungarn und die große Welt (Pesth, gr. 4°.) 1865, Nr. 2, S. 26. – Nemzeti kepes naptar 1857-dik. Szerkeszti Tóth Lörincz, d. i. Nationaler Bilderkalender für 1857 von Lorenz Tóth (Pesth, Heckenast, gr. 8°.) S. 62: „Az Erdélyi nemzeti muzeum“, d. i. Siebenbürger National-Museum. – Fremden-Blatt von Gust. Heine (Wien 4°.) 1863, Nr. 52: „Correspondenz aus Wien ddo. 21. Februar“. – Neue freie Presse (Wiener polit. Blatt) 1867, Nr. 1045: „Die ungarischen Minister“ [daselbst erscheint Graf Emerich M. mit dem Taufnamen Michael, ein solcher kommt, seit die Familie besteht, in derselben gar nicht vor].

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Melchior von Lonyay.