Zum Inhalt springen

BLKÖ:Mayer, Philipp

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Mayr, Peter
Band: 18 (1868), ab Seite: 167. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
Philipp Mayer (Jurist) in der Wikipedia
Philipp Mayer in Wikidata
GND-Eintrag: 136697054, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Mayer, Philipp|18|167|}}

101. Mayer, Philipp (Schriftsteller, geb. zu Prag 1. November 1798, gest. 7. April 1828). Der Sohn eines wohlhabenden Bürgers in Prag, kam in jungen Jahren in das Löwenburg’sche Institut in Wien, in welchem er die Gymnasial- und philosophischen Studien vollendete. Dem Studium der Rechte sich zuwendend, hörte er an der Wiener Hochschule die Staats- und politischen Wissenschaften, und erlangte im Jahre 1824 die juridische Doctorwürde, bei welcher Gelegenheit er die Inauguralschrift: „Das Patronatsrecht, dargestellt nach gemeinem Kirchenrechte und nach österreichischen Verordnungen“ (Wien 1824, Mösle, 8°.) herausgab. Diese Arbeit war so gediegen, daß sich der berühmte Dolliner [Bd. III, S. 350] ihrer zum Leitfaden seiner Vorträge bediente. Mayer lebte bereits längere Zeit als Erzieher im Hause des Landgrafen Joseph Egon von Fürstenberg und wurde im Jahre 1825 als Erzieher des Erzherzogs Friedrich, den er in den ersten Elementen unterrichtete, berufen. Der Neigung seines Herzens folgend, vermälte er sich im Jahre 1828 in den ersten Tagen des Monats Jänner mit Karoline v. Kleyle, aber nur von kurzer Dauer war das Glück des jungen Ehepaares. Ein anfänglich wenig beachtetes Katarrhfieber, von dem M. befallen worden, artete bald in ein tödtliches Nervenfieber aus, dem er schon am 7. April g. J. erlag, wenige Tage darnach, am 22. d. M., folgte ihm die Gattin, von demselben Uebel befallen, im Tode. M., eine sinnige, tieffühlende Natur, huldigte bereits in jungen Jahren der Poesie, und schon im Jahre 1817 brachte das Hormayr’sche „Archiv“ (S. 465) sein Gedicht: „Richard Löwenherz“, worin sich mit dem Streben nach Formvollendung eine schwungvolle Phantasie [168] verbindet. Aber weniger selbstschaffend, als für das Schöne tiefempfänglich, es genießend und mit ästhetischem Sinne verarbeitend, schrieb er an einem Werke für den Unterricht und die Selbstbildung der reiferen Jugend, dem zur Zeit, da es erschien, kaum ein anderes von so gediegener Fassung, von solchem Tacte und Geschmacke bei Auswahl der Musterproben zur Seite zu stellen war. Es erschien später unter dem Titel: „Theorie und Literatur der deutschen Dichtungsarten. Ein Handbuch zur Bildung des Styls und des Geschmacks. Nach den besten Hilfsquellen bearbeitet“, 3 Bände (Wien 1824, Gerold, 8°.), welches das schablonenhaft zusammengestoppelte Mozart’sche Lesebuch, diese von den Umständen und nicht von seinem inneren Werthe getragene Buchspeculation in Auswahl, Zusammenstellung und ästhetischer Erläuterung noch gegenwärtig weit überragt. Mit Ausnahme der gründlichen Recension eines größeren civilistischen Werkes ist von M. bei Lebzeiten nichts im Drucke erschienen. Nach seinem Tode gab sein Freund Max Löwenthal [Bd. XV, S. 451] aus seinem Nachlasse: „Dichtungen“ heraus, welchen S. 53–59 Nachrichten über Mayr’s Leben beigegeben sind. M., zu früh, in der Vollkraft seines Lebens, im Alter von 30 Jahren, vom Tode hinweggerafft, ruht an der Seite seiner Gattin auf dem Kirchhofe des nahe bei Wien, gegenüber von Hietzing gelegenen Ortes Penzing.

Dichtungen von Dr. Philipp Mayer. Aus den Papieren des früh verewigten Freundes ausgewählt und herausgegeben von Max Löwenthal (Wien 1828, Ghelen’schen Erben, 8°.) S. 53–59. – Bergmann (Jos.), Medaillen auf berühmte und ausgezeichnete Männer des österreichischen Kaiserstaates vom XVI. bis zum XIX. Jahrhunderte (Wien 1844–1857, Tendler, 4°.) Bd. II, S. 571. – Porträt. Unterschrift: Dr. Philipp Mayer. Lith. von Saar [auch bei M.’s „Dichtungen“].