BLKÖ:Marsano, Wilhelm von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Marschall von Bieberstein, Ernst Dietrich Graf | ||
Band: 17 (1867), ab Seite: 10. (Quelle) | |||
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[11] aber im Elternhause seinen sehnlichsten Wunsch, ihn ein Instrument lernen zu lassen, nicht durchsetzen. In die Oeffentlichkeit trat er mit seinen ersten literarischen Versuchen im Jahre 1817, in welchem seine Gedichte in der damals zu Prag erscheinenden Zeitschrift „Hyllos“ Aufnahme und bei dem Lesern Anklang fanden. Der damalige Professor der Aesthetik an der Prager Hochschule, J. H. M. Dambeck [Bd. III, S. 137], ermunterte ihn in seinen Bestrebungen und der Verkehr mit Ebert [Bd. III, S. 414], Gerle [Bd. V, S. 155], Glaser [Bd. V, S. 207] und Anderen blieb nicht ohne Einfluß auf seine literarische Entwickelung. Der Zug nach Neapel, im Jahre 1820, riß ihn aus diesem schöngeistigen Verkehre heraus, als er aber nach der Rückkehr von dort als Grenadierhauptmann nach Prag in Garnison kam, knüpfte er die alten literarischen Verbindungen und auch manche neuen an und pflegte dieselben wie auch seine literarischen Neigungen während seines achtjährigen Aufenthaltes in dieser Stadt. Es war diese Zeit die fruchtbarste seines geistigen Schaffens. Dramen, Erzählungen, Novellen, Gedichte, Lieder und Romanzen entstanden damals und erschienen in den besten schöngeistigen Blättern der Monarchie in jener Zeit abgedruckt. Auch M. hatte, wie es in der Periode vor 1848 den Schriftstellern in Oesterreich oft zu geschehen pflegte, manchen Eingriff der Censur in seine schriftstellerische Thätigkeit zu erleiden. So wurde seine freie Bearbeitung des Drama „Marino Faliero“ das bereits für die Aufführung vorbereitet war, unterdrückt, ebenso sein zweiactiges Lustspiel: „Die unmögliche Hochzeit“, zur Aufführung nicht zugelassen und sein fünfactiges Lustspiel: „Die Brautschau“, nach der ersten Aufführung verboten. Im Jahre 1830, damals Hauptmann, ging er wieder zum Regimente nach Italien und blieb dort die folgenden Jahre mit Ausnahme des Jahres 1843, welches er in Kremsier verlebte, und des Jahres 1844, in welchem er in Wien das Grenadier-Bataillon commandirte. Während seines Aufenthaltes in Mailand schrieb er viel für das damals von dem Grafen Pachta dort herausgegebene deutsche Journal „Echo“. Seine letzte in die Oeffentlichkeit gelangte Arbeit war der Nachruf an den Heldenmarschall Radetzky. Ungleich größere Sensation aber erregte und rief die Erinnerung an den fast vergessenen Dichter und Novellisten wieder wach sein poetischer Brief an die Armee im Jahre 1848, der bald darnach erschien, nachdem Grillparzer’s berühmtes Gedicht an die österreichische. Armee, „in deinem Lager ist Oesterreich“, in vielen Tausend Patriotenherzen des Kaiserstaates gezündet hatte. Die von M. seit Beginn seiner literarischen Thätigkeit selbstständig erschienenen Schriften sind, und zwar die erzählenden und novellistischen: „Romantische Dichtungen. Eine Neujahrsgabe“ (Prag 1825, Kronberger, 12°., mit Titelkupfer); – „Die unheimlichen Gäste, Novelle“ (Leipzig 1832, Brüggemann, 8°.); – „Marco Dolorosa. Die Abentheuer einer Nacht. Zwei Novellen“ (Leipzig 1832, Brüggemann, 8°.); – im 3. Bande des von Alex. Bronikowsky herausgegebenen Almanachs der Novellen und Sagen: „Der alte Souffleur. Eine Novelle“ (Halberstadt 1831,16°.); – dramatischen Inhalts: „Aurelio. Ein dramatisches Gedicht in 4 Acten“ (Prag 1824, Kronberger, gr. 8°.); – „Der Spessart. Trauerspiel in einem Act“ (ebd. 1828); – in Kotzebue’s „Almanach dramatischer [12] Spiele“ im 27. Jahrgange: „Die Phlegmatiker“; im 28. Jahrgange: „Die Helden. Lustspiel“, und im 29. Jahrgange: „Das Spiegelbild. Lustspiel“. Viele seiner nicht gesammelten novellistischen Arbeiten sind in der belletristischen Prager Zeitschrift Bohemia erschienen, und zwar in den Jahren 1829, 1830 und 1832: „Die Schauspieler“, – „Die Sängerin“, – „Arm und Reich“; – im Malländer Blatte das Echo 1832: „Drei Stunden in Rom“; – 1837: „Camilla Triulzi“; und manches andere, als Novellen, Erzählungen, Romanzen u. dgl. m. in den besten Almanachen und schöngeistigen Zeitungen der Vorachtundvierziger Periode. Im Jahre 1855 wurde Feldmarschall-Lieutenant Marsano in den österreichischen Adelstand erhoben. Aus seiner im Jahre 1834 geschlossenen Ehe mit Marchesa Zambeccari, einer ob ihrer Schönheit gefeierten Frau, die einem alten Adelsgeschlechte in Bologna angehört, entstammen zwei Söhne und zwei Töchter.
Marsano, Wilhelm von (k. k. Feldmarschall-Lieutenant und Schriftsteller, geb. zu Prag in Böhmen 30. April 1797). Entstammt einer genuesischen Familie. Von drei Brüdern blieb der eine in Genua, der zweite übersiedelte nach Prag, der dritte ging nach Spanien, wo dessen Familie noch in Saragossa lebt. Von dem Zweiten, der seinen Wohnsitz in Prag aufschlug, stammt unser Marsano, und zwar ist er ein Enkel desselben. Das Gymnasium besuchte M. in der Altstadt Prags; schon begann er das philosophische Studium, aber im zweiten Jahrgange verließ er dasselbe und trat am 1. September 1813 im 11. Linien-Infanterie-Regimente als Fähnrich in die kaiserliche Armee. Später in das 21. Infanterie-Regiment übersetzt, machte er stufenweise alle Officierschargen durch und wurde am 14. Mai 1841 Major im Regimente und als solcher am 16. Juni d. J. in das 1. Infanterie-Regiment übersetzt; dort wurde er am 10. Februar 1845 Oberstlieutenant und am 14. Februar 1849 Oberst im 12. Infanterie-Regimente. Am 22. October 1853 wurde er zum General-Major befördert und erhielt eine Brigade im 3. Armeecorps in der Lombardie. Zuletzt zum Feldmarschall-Lieutenant ernannt, trat er im Jahre 1858 nach 45jähriger Dienstzeit in den Ruhestand über. Er hat die Feldzüge der Jahre 1813, 1814 und 1815 gegen Frankreich, im Jahre 1821 die Expedition nach Neapel, im Jahre 1848 den Krieg in Italien und im Jahre 1849 bei der Südarmee in der Bacska mitgemacht. In Italien hat er sich im März 1848 durch Erstürmung der Porta Tenaglia in Mailand, am 23. Juli bei Santa Giustina und am 26. Juli bei Volta besonders ausgezeichnet. Im Feldzuge des Jahres 1849 bei der Südarmee in der Bacska bewies er bei der Vertheidigung der Windmühle von Verbacz nach dem blutigen Treffen von Hegyes (14. Juli 1849) und ferner des Titler Brückenkopfes gegen Perlaß am linken Theißufer (vom 20. Juli bis 8. August) rühmliche Kaltblütigkeit und Unerschrockenheit. Mit diesen Eigenschaften des tapferen Kriegshelden verbindet M. auch jene, nicht minder beachtens- und schätzenswerthen eines gebildeten Soldaten und hat davon manche zu ihrer Zeit mit Beifall aufgenommene Probe gegeben. Seine poetische Anlage zeigte sich frühzeitig und bereits in den Studien erwarb er sich durch manche gelungene metrische Ausarbeitung den Beifall seiner Professoren. Auch für Musik besaß er Talent, konnte- Adelstands-Diplom vom 8. December 1855. – Truska (Heliodor), Oesterreichisches Frühlings-Album (Wien 1854, 4°.) [in einem der wenigen Exemplare, denen kurze Lebensskizzen jener Poeten beigegeben sind, welche zum Album beigesteuert haben]. – Mosenthal (S. H.)[WS 1], Museum aus den deutschen Dichtungen österreichischer Lyriker und Epiker (Wien 1854, 8°.) S. 300. – Frankl (L. A. Dr.), Sonntagsblätter (Wien, 8°.) IV. Jahrgang (1845), S. 264.[BN 1] – Wappen. Ein längsgetheilter Schild. Rechts im blauen Felde ein rechtwärts aufspringender doppeltgeschwänzter silberner Löwe mit ausgeschlagener rother Zunge. Links im rothen Felde sechs silberne Kugeln, je zwei quer neben- und übereinander gelegt. Auf dem Schilde ruht ein gekrönter Turnierhelm, aus dessen Krone der im Schilde ersichtliche silberne Löwe hervorwächst. Die Helmdecken sind rechts blau, links roth, zu beiden Seiten mit Silber belegt.
Berichtigungen und Nachträge
- ↑ E Marsano, Wilhelm v. [Bd. XVII, S. 10].
- Die Gartenlaube. Illustrirtes Familienblatt (Leipzig, Ernst Keil, gr. 4°.) 1869, S. 335 „Blind und vergessen“, von W(ilhelm) P(enn?). [Band 28, S. 365]
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Mosenthal (S. G.).