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BLKÖ:Lodron, Paris, auch Paris Otto

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Lodron, Nikolaus Graf
Band: 15 (1866), ab Seite: 376. (Quelle)
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13. Paris, auch Paris Otto, ein Sohn des Peter Otto von Lodron, dessen Hauptthätigkeit noch in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts, vornehmlich in die Jahre 1418–1444 fällt. Paris war Hauptmann in Diensten des Trienter Bischofs Georg von Liechtenstein, der, um gegen Herzog Friedrich von Oesterreich und die dem Bischofe nicht wohlgesinnten Trienter eine Stütze zu haben, sich mit mehreren durch Besitz, Macht und Reichthum hervorragenden Südtirolern, darunter mit Peter Spaur und Paris Lodron, verbunden hatte, welch’ letzteren er zu seinem Feldhauptmann ernannte. Die kaum beigelegten Streitigkeiten gegen Herzog Friedrich begannen nun von Neuem und es kam zu erbitterten Kämpfen. Ein endlich zu Stande gebrachter Vergleich änderte wenig an der Sachlage; erst als Bischof Georg starb, schien es als stünde eine Wendung zum Besseren bevor. [377] Herzog Friedrich beschleunigte die neue Bischofswahl, aber der zum Bischof gewählte Trienter Domdechant Johann von Isnina, der zu dem Herzoge Friedrich stand, erhielt nie die päpstliche Bestätigung, daher er auch unter den Trienter Bischöfen nicht aufgeführt erscheint. Den bischöflichen Gegner hatte nun wohl der Tod beseitigt, aber Spaur und Lodron setzten auf ihre Faust den Kampf fort, brachen die Vesten und Schlösser ihrer Nachbarn, so daß die Khuen von Belassi, die Koreth und Andere ihre Besitzungen verließen. Endlich gelang es dem Herzoge, mit Spaur einen Waffenstillstand zu schließen, und nun war Paris der einzige Kämpfer mehr. Die Truppen des Herzogs, von Feldhauptmann Anton von Arco geführt, nahmen zuerst die Lodron’sche Beste Rocca von Braguz und dann, nach heldenmüthiger Gegenwehr durch Paris, Castel-Roman. Nun Lodron’s Macht durch den Herzog gebrochen war, fehlte auch nicht die Begnadigung. Die von dem Papste nicht anerkannte Wahl des Trienter Bischofs Johann von Isnina nöthigte zu einer neuen und endlich nachdem mehrere in Vorschlag gebrachte verworfen wurden, einigte man sich in der Person Alexander’s von Massovien, Propstes zu Gnesen, der auch im Jahre 1424 Besitz von dem Bisthume nahm. Mit dem neuen Bischofe gerieth Paris auch bald in Streit. Der Bischof hatte Paris die Rocca von Braguz und Stenico zu Lehen verliehen und Paris dafür Castel-Roman dem Hochstifte abgetreten. Als es zur Investitur kommen sollte, brach der Streit los. Es kam zum offenem Kampfe, die Bischöflichen überfielen den darauf nicht vorbereiteten Paris in seinem Schlosse, erstürmten Rocca von Braguz und Castel-Roman und brannten beide nieder. Groß war der Schaden – Zeitgenossen schätzten ihn auf 80.000 Ducaten – den Paris erlitten hatte. Lodron’s an den Herzog Friedrich gestellte Bitte um Hilfe oder doch um Vermittlung blieb erfolglos. Auf sich selbst gestellt, wußte er doch die Gemeinden Rendena, Tione, Buono und Condino für sich zu gewinnen, und mit diesen vereint zog er dem Bischof entgegen, der sich aber unter diesen Umständen zu einem Waffenstillstande herbeiließ. Durch Hilfe seiner Freunde gewann Paris endlich die Gnade des Herzogs, dem er auch Urfehde schwur, worauf der Herzog die Vermittlung zwischen Lodron und dem Bischof übernahm. In Folge dessen erhielt Lodron die Rocca di Braguz zurück und nahm die Belehnung von dem Schlosse Lodron. Aber dieser Friede war nicht von langer Dauer. Der Bischof behauptete, daß die Unterthanen seines Hochstiftes von Seite Lodron’s wiederholt beunruhigt worden wären. Der neu entbrannte Hader schien weitere Dimensionen annehmen zu wollen und König Sigismund selbst mußte vermittelnd dazwischen treten. Ein durch denselben erlangter Stillstand der Feindseligkeiten war auch nur von kurzer Dauer, die Trienter selbst erhoben sich in allgemeinem Aufstande gegen den wenig beliebten Bischof Alexander, der sich bereits an den Herzog von Mailand gewendet, ihm gegen Paris von Lodron und die aufständischen Trienter Hilfe zu senden. Die Unruhen griffen so um sich, daß der Landeshauptmann von Tirol, Ulrich Graf Mätsch, herbeieilte und Trient im Namen bes Herzogs Friedrich besetzte. Endlich wurde durch dieses Letzteren eifrige Vermittelung am 8. Jänner 1436 die Fehde zwischen Paris von Lodron und Bischof Alexander beigelegt. Hingegen fand Lodron auf anderer Seite neuen Stoff zur Befriedigung seiner Kampflust. Die Lodron besaßen alte Erbansprüche auf Castelnuovo und Castellano, um denselben gehörigen Nachdruck zu geben, zog Paris mit bewaffneter Macht vor diese Schlösser und nahm sie ein. Der zwischen den Lodron und den genannten Familien ausgebrochene Zwist dauerte noch lange fort und wurde erst unter Bischof Georg von Hack beigelegt. Den Lodrons aber verblieben seither die Schlösser Castellano und Castelnuovo. Auch mit dem Bischof Alexander brach noch einmal der alte Hader los, als die Venetianer mit Lodron einen Vertrag abgeschlossen hatten wegen freien Durchzugs ihrer Truppen durch sein Gebiet. Das gab dem Bischof neuen Anlaß zum Streite, er rief wieder die Mailänder herbei und diese verwüsteten alles Land am Garda und Iseosee. Nun aber trat Herzog Friedrich als Vogtherr des Hochstiftes gegen dieses empörende Vorgehen des Trienter Bischofs mit allem Nachdrucke auf und beklagte sich bei König Albrecht, daß der Bischof eigenmächtig den früher gefällten Rechtsspruch des Königs Sigismund, Vorgängers von Albrecht, verletzt habe, worauf König Albrecht den Machtspruch fällte, daß die Vasallen des Bisthums Trient dem Herzoge Friedrich als dem Vogte des [378] Gotteshauses unverweigerlich zu gehorchen und sich aller Feindseligkeit zu enthalten haben. Es war ein bewegtes Leben, welches Paris geführt, und erst das vorgerückte Lebensalter scheint seiner ehernen Faust das Kampfschwert entwunden zu haben, denn die letzten Jahre seines Lebens sind frei von Fehden und Zwisten, wenigstens melden die Chroniken nichts davon. In allem aber mochte er doch eine hochherzige Menschenerscheinung gewesen sein, denn das Bild, das Petrus Justinianus in den Annal. Venet. von ihm entwirft, ist ein der Mittheilung würdiges: „Ei virtus“, schreibt er, „animi, corporis vigor, Martis facta, crebrae celebresque victoriae cognomentum Magni addiderunt. Qui dum perpetua fide socios tuetur, res proprias ultima discrimine perturbatas, denuo restituit, exigua manu sed excelsa si cum frequentibus hostium copiis comparetur. Inter tot tamque insignes victorias nihil clementia et humanitate Paridis majus videri poterat, quando hostes eo locorum adductos, unde viventibus emergere non licebat, incolumitate vitaque supplices donavit. Sic animo excelso satis est non violenter uti; sed uti victoria posse. Hac arte hostile odium totum in obsequium amicum permutavit.“ [Brandis (Clemens Graf und Herr zu), Tirol unter Friedrich von Oesterreich (Wien 1823). Urkundenbuch Nr. 13, 94, 96, 97, 98, 99, 101 u. 107, 144, 145, 146, 150, 155, 161. – Lichnowsky (Fürst), Geschichte des Hauses Habsburg, Theil V, S. 222 u. CCCLXV; Theil VI, S. 57.] –