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BLKÖ:Littrow, Karl Ludwig Edler von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Littrow, Franz
Band: 15 (1866), ab Seite: 293. (Quelle)
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Littrow, Karl Ludwig Edler von (Astronom, geb. zu Kasan 18. Juli 1811). Der älteste Sohn des berühmten Astronomen Joseph Johann von L. Erhielt im Elternhause unter des Vaters unmittelbarer Leitung die Erziehung und zeigte frühzeitig die Talente und Neigungen desselben, so daß er ihm schon seit 1831, damals erst 20 Jahre alt, bei seinen Arbeiten als Gehilfe zur Seite stand. Er trat auch bei der kaiserlichen Sternwarte in Wien in Dienste und wurde im Jahre 1842, nach des Vaters (am 30. November 1841) erfolgten Tode dessen Nachfolger als Director der Wiener Sternwarte und Professor der Astronomie an der Wiener Hochschule. Frühzeitig betrat L. in seinem Fache das schriftstellerische Gebiet, indem er im Jahre 1834, anläßlich des im Jahre 1835 erscheinenden Halley’schen Kometen, die Schrift: „Beiträge zu einer Monographie des Halley’schen Kometen“ (Wien, 8°., mit 2 Taf.) herausgab; nun folgte „P. Hell’s Reise nach Wardoe und seine Beobachtung des Venus-Durchgangs von 1769“ (ebd. 1835, 8°.), es war nämlich Littrow gelungen, das Originaltagebuch des Astronomen Hell [Bd. VII, S. 263], der im Jahre 1769 im nördlichen Lappland zu Wardoe den Vorübergang der Venus vor der Sonne beobachtet hatte, aufzufinden. Durch die Veröffentlichung der Beobachtungen Hell’s aus dem obgenannten Tagebuche wurde der berühmte Astronom Encke zu einer Verbesserung seiner früheren Bestimmung des mittleren Halbmessers der Erdbahn veranlaßt. Die übrigen Schriften Littrow’s sind: „Abriss einer Geschichte der Astronomie im Anfange des 19. Jahrhunderts“ (1835, 8°.), eine deutsche Bearbeitung der englischen Schrift von Airy; – „Das Toposcop auf dem St. Stephansthurme zu Wien. Ein Instrument, durch das die Thurmwächter in den Stand gesetzt werden, den Ort einer Feuersbrunst stets, bei Tag wie bei Nacht, [294] mit gleicher Sicherheit anzusagen“ (Wien 1837, 8°., mit 2 Taf.); – „Populäre physische Astronomie u. s. w.“ (ebd. 1839), eine Uebersetzung des von Airy herausgegebenen Schriftchens „Gravitation“, worin das Hauptproblem der Astronomie, die Ermittelung der Störungen der Himmelskörper in seinen Grundzügen auf elementar-geometrische Weise gelöst wird; – „Populäre Geometrie, als Hilfsbuch für Leser gemeinschaftlicher Darstellungen aus dem Gebiete der Astronomie und Physik, und als Einleitung in das Studium der Geometrie überhaupt aufgefasst“ (Stuttgart 1839, Hoffmann, 8°., mit 8 Steintaf.); – „Erläuterungen zu J. J. von Littrow’s Vorlesungen über Astronomie (Wien 1830)“ (Wien 1842, Gerold, gr. 8°., mit 5 lithographirten Tafeln); – „Verzeichniss geographischer Ortsbestimmungen nach den neuesten Quellen und mit Angabe derselben“ (Leipzig 1844, Schwickert, gr. 8°.), aus dem 11. Bande von Gehler’s „Physikalischem Wörterbuche“ besonders abgedruckt; – „Nachträge zu dem Verzeichniss der geographischen Ortsbestimmungen“ (Leipzig 1846, gr. 8°.); – „Beitrag zur Kenntniss der Grundlagen von Piazzi’s Sternkarte“ (ebd. 1855, gr. 4°.), auch in den Denkschriften der mathem.-naturw. Classe der kais. Akademie der Wissenschaften; – „Physische Zusammenkünfte der Planeten (1) bis (42) während der nächsten Jahre“ (ebd. 185., gr. 4°.), auch im XIV. Bande der Denkschriften; dann betheiligte er sich an der Herausgabe der „Annalen der Wiener Sternwarte“ gemeinschaftlich mit seinem Vater vom XV.–XX. Bande (1835–1840), gab den XXI. Bd. (1841) allein, den XXII.–XXXVI. Bd. (1843 bis 1851), deren XXIV.–XXVII. Bd. die „Storia celeste del r. osservatorio di Palermo dal 1792 al 1813“ von Piazzi enthält, mit F. Schaub, und die folgenden, bis auf die Gegenwart, wieder allein heraus; die „Meteorologischen Beobachtungen an der k. k. Sternwarte in Wien von 1775–1855“ veröffentlichte er, die ersten drei Bände, welche die Jahre 1775–1822 umfassen, mit C. Hornstein, den vierten mit den Beobachtungen der Jahre 1823–1838 mit E. Weiß; auch setzte er die Herausgabe des von seinem Vater begründeten „Kalenders für die gebildeten Stände“, der gleich den „Annalen“ mehrere seiner Abhandlungen astronomischen Inhalts enthält, bis auf die Gegenwart fort. Seine kleineren, in den Sitzungsberichten der mathem.-naturw. Classe der kais. Akademie der Wissenschaften abgedruckten Arbeiten sind: „Bericht über die in den Jahren 1847–1851 ausgeführte österreichisch-russische Verbindungs-Triangulation“ (Bd. IX, S. 912); – „Ueber das allgemeine Niveau der Meere“ (Bd. XI, S. 735); – „Die Culminationspuncte der östlichen Centralalpen“ (ebd. S. 742); – „Bahnnähen zwischen den periodischen Gestirnen des Sonnensystems“ (Bd. XII, S. 44); – „Bemerkungen zu Grunert’s Aufsatze: Proximitäten der Planeten und Kometen“ (Bd. XIII, S. 37); – *„Ueber den Zusammenhang von Flecken und Protuberanzen der Sonne“ (Bd. XVII, S. 411); – *„Ueber lichte Fäden im dunkeln Felde bei Meridianinstrumenten“, mit 1 Taf. (Bd. XX, S. 253); – *„Drei Quellen über die Kometen von 1556“, mit 1 Taf. (Bd. XX, S. 301), anläßlich des in den Jahren 1856–1860 mit großer Spannung erwarteten Kometen des Jahres 1556, für dessen Berechnung aber die werthvollen Originalbeobachtungen des damaligen kaiserlichen Mathematikers Paul Fabricius fehlten; – „Physische Zusammenkunft der Planeten [295] Amphitrite und Melpomene im November 1857“ (Bd. XXV, S. 251); – „Der Zonen-Apparat am Mittagsrohre der Wiener Sternwarte“, mit 1 Taf. (Bd. XXVII, S. 443); – „Andeutungen über astronomische Beobachtungen bei totalen Sonnenfinsternissen“ (Bd. XXXIX, S. 623 u. 625); – „Physische Zusammenkünfte der Asteroiden im Jahre 1860, 1861, 1862, 1863“ (Bd. XXXIX, S. 635; XLIII, S. 193; XLV, S. 417; XLVII, S. 317); – „Ueber das Mikrometer mit lichten Linien bei den Wiener Meridian-Instrumenten“, mit 1 Taf. (Bd. XL, S. 27);– „Ueber M. Eble’s graphische Methoden der Auflösung sphärischer Dreiecke, mit besonderer Rücksicht auf sein neuestes „Stundenzeiger“ oder“ Horoskop“ genanntes Instrument“ (Bd. XLII, S. 203); – „Ein merkwürdiger Regenbogen“ (Bd. XLV, S. 155); – *„Ueber die Methode der Längenbestimmung durch Differenzen von Circummeridianhöhen und deren Anwendung während der Weltumseglung S. M. Fregatte Novara“ (Bd. XLVII, S. 394), welche Entdeckung von der Pariser Akademie der Wissenschaften sorgfältig geprüft und über sie von Lemoine der Ausspruch gethan wurde, „daß diese neue und ingenieuse Methode des Directors der Wiener Sternwarte sich vollkommen bewährt habe und er erstaunt sei über die praktischen Vortheile, die sie gewähre“; – Außerdem finden sich wissenschaftliche Notizen, Beobachtungen und Berechnungen von L. in Schumacher’s „Astronomischen Nachrichten“ und in den „Comptes rendus“ der Pariser Akademie. Den von ihm redigirten und auch mit Zusätzen vermehrten neuen Auflagen von einigen Werken seines Vaters, sowie der von ihm besorgten Herausgabe von dessen „Vermischten Schriften“, in 3 Bänden, ist bereits in der Lebensskizze des Vaters gedacht worden; noch ist beizufügen, daß er von seines Vaters „Wunder des Himmels“ die fünfte (1865) erschienene Auflage, nach dem neuesten Standpuncte der Wissenschaft umgearbeitet hat; endlich, daß er in der durch des verewigten Königs Max II. von Bayern Munificenz in’s Leben gerufenen Sammlung von Geschichtswerken über die einzelnen Wissenschaften die Bearbeitung der Geschichte der Astronomie übernommen hat. L. ist seit 1848 correspondirendes, seit 1853 wirkliches Mitglied der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, überdieß noch Mitglied vieler gelehrter Vereine und Akademien. – Karl Ludwig’s von L. Sohn Otto[WS 1] (geb. zu Wien im Jahre 1842, gest. ebenda 7. November 1864) war im geistigen regen Verkehr seines elterlichen Hauses auf der Sternwarte aufgewachsen und unter des Vaters unmittelbarer Leitung an der Wiener Hochschule ausgebildet worden. Durch Talent, Geburt und Erziehung für die wissenschaftliche Laufbahn bestimmt, entschied er sich frühzeitig für die Experimentalphysik und gab noch als Zögling des physikalischen Institutes erfreuliche Proben seines inneren Berufes. Während seiner Studien wurden die Wunder des Himmels seines Großvaters durch Himmelschemie erweitert. Mit Hilfe des Spectral-Apparates war es zwei deutschen Gelehrten, Bunsen und Kirchhoff, gelungen, Sonne und Sterne zu analysiren. Man bediente sich dabei mehrerer Prismen. Otto von L. kam nun auf den Gedanken, die Hälfte dieser Prismen zu ersparen, indem er den Lichtstrahl mittelst eines Spiegels zwang, durch dieselbe Anzahl Prismen den Weg zweimal zu machen. Auch brachte er an seinem Spectral-Apparate eine sinnreiche Vorrichtung an, um den Prismen [296] statt mit der Hand, mit einem Mechanismus die richtige Stellung zu geben. Diese scharfsinnigen Einrichtungen fanden in Paris Anerkennung und allgemeine Anwendung. Ferner strebte er, den Strahl der Sonne selbst durch einen neuen Heliostaten den Spectral- und optischen Apparaten bequemer zuzuführen, und veröffentlichte darüber in den Sitzungsberichten der mathem.-naturw. Classe der kais. Akademie der Wissenschaften die auch selbstständig ausgegebene Abhandlung: „Ueber einen Heliostaten nach August’s Princip“, mit 2 Taf. (Wien 1864, gr. 8°.). Die Leipziger philosophische Facultät zeichnete den eine so schöne Zukunft verheißenden Jüngling durch das Doctordiplom aus. Den Sommer 1863 brachte Otto von L. in Heidelberg zu, um unter Helmholtz’s und Kirchhoff’s Leitung seine Studien zu vollenden. Auf die Ferien nach Wien zurückgekehrt, bereitete er sich eben zur Reise nach Heidelberg vor, um dort seinen Curs zu vollenden, als ihn die tödtliche Krankheit erfaßte und im Alter von 22 Jahren dahinraffte. In einem der kurzen dem Andenken des Verblichenen gewidmeten Nachrufe heißt es (von Rr., wohl Reitlinger): „Trotz dieser schönen Erfindungen konnte aber sein Name in unserer schnell lebenden Zeit bald vergessen werden, wenn nicht bereits so viele namhafte Schriftsteller in seiner Familie wären. Ihre Zahl mahnt an die der Bernoulli’s. So oft man nur den Namen Littrow nennt, wird man wohl auch des eben verstorbenen jugendlichen Talentes gedenken; so oft man den Baum rühmt, wird man sich auch des vor der Zeit abgerissenen blüthentragenden Zweiges erinnern.“

Männer der Zeit. Biographisches Lexikon der Gegenwart (Leipzig 1862, C. B. Lorck, 4°.) II. Serie, S. 612. – Poggendorff (J. C.), Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften (Leipzig 1858, J. A. Barth, gr. 8°.) Sp. 1480. – Brockhaus’ Conversations-Lexikon, 10. Aufl. Bd. IX, S. 640. – Presse (Wiener polit. Journal) 1865, Nr. 26: „Juridisch-politische Astronomie“.[BN 1]Porträte. 1) Unterschrift: Facsimile des Namenszuges C. v. Littrow (Rudolph Hoffmann [lith.]). Nach einer Photographie von F. Küß in Wien. Druck von J. Haller. Eigenthum und Verlag von George Andre Lenoir (Halb-Fol.); – 2) Unterschrift: Facsimile des Namenszuges C. v. Littrow. A. Dauthage 1854, N. d. Natur gez. u. lith. Gedruckt b. J. Höfelich’s Wwe. (Wien, Joseph Bermann, Halb-Fol.). – Ueber Karl Ludwig’s von Littrow Sohn Otto: Neue freie Presse 1864, Nr. 71: „Nekrolog“. – Wiener Zeitung 1864, Nr. 271, S. 432. –

Berichtigungen und Nachträge

  1. E Littrow, Karl Ludwig von [Bd. XV, S. 293].
    Allgemeine Familien-Zeitung (Stuttgart, Hermann Schönlein, Fol.) V. Jahrg. (1873), S. 551 [mit Holzschnittbildniß, nach einer Photographie gezeichnet von C. Kolb, auf S. 549]. [Band 28, S. 363]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Otto von Littrow (Wikipedia).