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BLKÖ:Lindemayer, Maurus

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Linden, Joseph
Band: 15 (1866), ab Seite: 201. (Quelle)
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Lindemayer, Maurus (gelehrter Benedictiner und österreichischer Volksdichter, geb. zu Neukirchen in Oberösterreich 15. November 1723, gest. ebenda 19. Juni 1783). Sein Vater, ein armer Dorfschullehrer und Küster, gab ihn, weil er eine schöne Stimme besaß, in die Singschule des Klosters Lambach. Dieses, als sich des Knaben Talent [202] und Eifer für das Lernen kundgab, nahm sich desselben auch weiter an und schickte ihn auf die Schute nach Linz, wo der Knabe treffliche Fortschritte machte, und schon damals sein poetisches Talent sich kundgab. Im Jahre 1746, nach beendeten philosophischen Studien, bat er als Noviz in’s Benedictinerstift Lambach aufgenommen zu werden, wo er die Theologie hörte, im Jahre 1749 die priesterlichen Weihen empfing und sofort in die Seelsorge trat. Nachdem er sich schon während seiner Studienjahre die französische Sprache vollkommen zu eigen gemacht, wurde Bossuet, der große Kanzelredner zur Zeit Ludwig XIV., sein Vorbild im Predigtamte, und bald eilte man von der Ferne nach Lambach, um den jungen begeisterten Benedictinermönch predigen zu hören. Auch unter seinen Klosterbrüdern wuchs sein Ansehen so sehr, daß man ihn, nach, dem er kaum drei Jahre Priester war, zum Prior im Stifte wählte. Nun übernahm er der Reihe nach verschiedene wichtige Aemter im Stifte. Im Jahre 1760 bat er um die eben erledigte Pfarre in seinem Geburtsorte, die er auch erhielt, und fortan lebte er nur seinem Berufe und den Wissenschaften. Im Jahre 1782 suchte er gegen ein organisches Leiden, an dem er schon längere Zeit schmerzlich litt, Hilfe durch eine gefährliche Operation, an deren Folgen er auch nach einigen Monaten starb. Als Kanzelredner nimmt L. eine ehrenvolle Stelle in den Sammlungen geistlicher Beredsamkeit ein, noch höher aber steht er als Volksdichter; leider sind seine im reinen Volksdialekte verfaßten Arbeiten nur im kleinsten Kreise bekannt. So lange er lebte, gab er nur seine humoristischen Werke heraus, seine Dichtungen gingen aber im Volksmunde umher, aus welchem, wie aus seinen nachgelassenen Schriften sie erst einige Jahrzehende nach seinem Tode gesammelt und herausgegeben wurden. Die von ihm selbst veröffentlichten Werke sind in chronologischer Folge: „Das Herz zu Gott; aus dem Italienischen des Maximilian Deza übersetzt“ (Linz und Augsburg 1758, 8°.); – „Die grossen Merkmale der Gottheit Jesu in seinen Wunderwerken, in seinem Kreuzestode und in seiner Kirchenstiftung“ (Augsburg 1767, 8°.); – „Der singende Büsser, oder die sieben Busspsalmen, in teutsche Verse übersetzt“ (ebd. 1768, 8°.); – „Kurzer Lebensabriss der seligen Angelica von Merici, Stifterin der Ursulinerinen“ (ebd. 1769, 8°.); – „Karl’s de la Rue Predigten, aus dem Französischen übersetzt“, 4 Theile (ebd. 1771, 8°.); – „Rednerische Eingänge zu Karl’s de la Rue sonntäglichen Predigten durch’s ganze Jahr“ (ebd. 1772, 8°.); – „Jak. Franz Renat. de Latour du Piu Lobreden; aus dem Französischen“, 4 Bände (ebd. 1772 und 1773, 8°.); – „Predigten auf alle Sonn- und Festtage des ganzen Jahres“, 3 Theile (ebd. 1777, 8°.);– „Rednerische Eingänge zu Franz Masotti’s Predigten“ (ebd. 1778); – „Fastenpastill, oder buchstäbliche und sittliche Erklärungen über die heil. Fastenevangelien mit rednerischen Eingängen zu sonn- und festtäglichen Predigten ...“, 3 Bde. (ebd. 1783, 8°.). Ferner gab er heraus: „Rednerische Eingänge zu Jos. Anton Bondoni Predigten als 14. Theil derselben“ (ebd. 1777, 8°.); schrieb die Vorrede zu P. Rudolph Graser’s praktischer Beredsamkeit der christlichen Kanzel, 2. Auflage (Augsburg 1774, 4°.), und verschiedene seiner Predigten befinden sich in den 9 Theilen der zu Augsburg 1772 und 1773 erschienenen, von Muzner herausgegebenen „Sammlung auserlesener Kanzelreden“. Wie oben bemerkt, erschienen nach seinem Tode die „Lieder [203] und Komödien des oberösterreichischen Bauers“ (Linz 1822). L. ist in der österreichischen Dialektdichtung Vorläufer von Castelli, Seidl, Schottky, Stelzhammer , Tschischka. Sein „Hanns von der Wört oder die Komödienprobe“, „der Gang zum Richter“ sprudeln von origineller Laune und volksthümlichen Zügen. Das „Lied auf den großen Höhenrauch“, „über das Toloranzedict“, „das Stadtleben“, „die Hexe“ u. a. werden von Kennern dem Besten beigezählt, was in dieser Art gedichtet worden.

(Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) Jahrgang 1825, S. 22 [nach diesem, das ihn irrig Lindermayer nennt, geb. am 17. November 1723]. – (De Luca) Das gelehrte Oesterreich. Ein Versuch (Wien 1776, Ghelen’sche Schriften, 8°.) I. Bandes 1. Stück, S. 294 [nach diesem geboren am 13. November]. – Meusel (Johann Georg), Lexikon der vom Jahre 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller (Leipzig 1806, Gerh. Fleischer, 8°.) Bd. VIII, S. 273. – Oesterreichische Blätter für Literatur und Kunst, Geschichte, Geographie und Statistik. Herausgegeben von Dr. Ad. Schmidl (Wien, gr. 4°.) I. Jahrg. (1844), 2. Quartal, Literaturblatt Nr. 17, S. 134. – Gmundner Wochenblatt 1858, Nr. 36, S. 327 [nach diesem geboren am 17. November 1723]. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. III, S. 453 [nach dieser geb. am 17. November 1723]. – Erneuerte vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat (Wien, 4°.) Jahrgang 1816, S. 345.