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BLKÖ:Leiningen, Karl August Graf

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 14 (1865), ab Seite: 333. (Quelle)
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Leiningen, Karl August Graf (General im ungarischen Revolutionsheere 1848 und 1849, geb. zu Ilbenstadt im Großherzogthume Hessen 11. April 1819, gest. zu Arad 6. October 1849). Ein Sohn des Grafen Friedrich Ludwig Christian. Graf Karl August trat in die kaiserliche Armee und war zur Zeit des Ausbruches der ungarischen Revolution Hauptmann im Regimente seines Oheims, des Feldmarschall-Lieutenants August Georg Grafen L. Mit einer Ungarin, Lisinka von Sissanyi, vermält, befand er sich gerade um jene Zeit auf Urlaub in Ungarn, wo er auch Besitzungen hatte. Ohne Bedenken trat er zur Bewegungspartei über und focht im Revolutionsheere mit der seiner Familie eigenthümlichen Tapferkeit; auf diese Art rückte er im Revolutionsheere während des Krieges zum Major, Oberstlieutenant, Oberst, zuletzt zum General und Corpscommandanten vor. Im Gefechte bei Czibakhóza, dem er als Major und Corpscommandant beiwohnte, wurde er umzingelt und gefangen. Als man ihn in’s Wirthshaus abführte, in welchem die Gefangenen bewacht wurden, nannte ihn sein Begleiter: Rebell, Verräther u. dgl. m. und stellte ihm den Pranger oder den Galgen in Aussicht. Letztere so entsetzliche Prophezeiung ging in Erfüllung. Jedoch dießmal dauerte seine Haft nicht lange. Als ein junger Lieutenant, Namens Illesi, die Gefangennehmung Leiningen’s wahrgenommen, eilte er zu Leiningen’s Bataillon, das im Sturm herbeimarschirte, den Grafen befreite und nun den feindlichen Anführer gefangen nahm. Im Gegensatze zu der oberwähnten Begrüßung, welche dem Grafen zu Theil geworden, bot dieser nun seinem Gefangenen in französischer Sprache eine Cigarre an. Der Graf war ein unerschütterlicher Anhänger Görgey’s, war, als der ungarische Kampf sich seinem Ende nahte, ununterbrochen um ihn und hielt an ihm, ja verlor selbst auf dem verhängnisvollen letzten Gange nicht das Vertrauen und den Glauben an ihn. Nach dem Waffenstillstande von Villágos war es um den Grafen geschehen. Das Kriegsgericht verurtheilte ihn mit noch 12 anderen Generalen und Stabsofficieren der Revolutionsarmee zum Tode. Am 6. October starb Graf L. standhaft den entsetzlichen Tod durch den Strang. Aus seinem, wenige Wochen vor seinem Tode in einem Briefe an seine Gattin gerichteten, historisch gewordenen Ausspruche: „Auf Wiedersehen beim großen Rapport in Pesth bei Fürst Windischgrätz!“ erhellet es wohl, daß er eine Ahnung von dem Schicksal hatte, das seiner harrte.

Deutsche allgemeine Zeitung (Leipzig, Brockhaus, 4°.) 1850, Nr. 23 des literarisch-artistischen Beiblattes: „Der Richtplatz von Arad“. – Levitschnigg (Heinrich Ritter von), Kossuth und seine Bannerschaft. Silhouetten aus dem Nachmärz in Ungarn (Pesth 1850, G. Heckenast, 8°.) Bd. I, S. 113. – Schlesinger (Max), Aus Ungarn. Zweite Auflage (Berlin 1850, Franz Duncker, 8°.) S. 439 u. 449. – Meyer (J.), Das große [334] Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Bd. XIX, Abtheilung 1, S. 1485.