BLKÖ:Lampi, Franz Ritter von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 14 (1865), ab Seite: 54. (Quelle) | |||
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Johann Baptist L. des Aelteren [s. d. Folg.]. Zeigte in früher Jugend Talent für die Kunst und besuchte, wie sein älterer Bruder Johann Baptist [s. d. S. 61], die Akademie der bildenden Künste, wo Maurer und Füger seine Lehrer waren; außerdem erhielt er noch von Du Vivier Unterricht im Landschaftmalen. Dem Willen seines Vaters folgend, verheirathete er sich in jungen Jahren. Diese Ehe war die Quelle mannigfacher Zerwürfnisse mit seinem Vater, welche damit endeten, daß ihn dieser enterbte, L. aber Wien verließ und sich eine neue Heimat suchte, die er später auch in Polen fand. Bald nach seiner Entfernung aus Wien besuchte er Deutschland und Italien, wo er eifrig seine Studien in der Kunst fortsetzte und sich immer mehr vervollkommnete. Im Jahre 1815 oder 1816 traf er in Warschau ein, wo ihm der Aufenthalt bald so zusagte, daß er daselbst seinen bleibenden Wohnsitz aufschlug und dort bis an sein Ende, das vor nicht angetretenem 70. Lebensjahre erfolgte, lebte. In der Zwischenzeit jedoch machte er mehrere, bald längere, bald kürzere Kunstreisen, und zwar nach Krakau im Jahre 1819, dann nach Lemberg, Kalisz, Lublin und Wilna, im Jahre 1823 nach Wien, wo er kurz, um 1836 nach Breslau, wo er längere Zeit verweilte und im Jahre 1840 nach Dresden, München und Berlin, welche Reise sich nahezu auf ein Jahr ausdehnte. Im [55] Jahre 1852 fiel er gleich vielen Anderen als ein Opfer der damals in Warschau herrschenden Cholera-Epidemie. L. war ein fleißiger Maler und viele seiner Arbeiten befinden sich in Warschau im Besitze von Privaten. Er hat Historien, Altarbilder, Landschaften und Porträte gemalt. Von seinen Heiligen- und Altarbildern sind anzuführen: „Die Madonna mit dem Kinde“, ein Bild von großen Verhältnissen in der Manier des Raphael Meng’s, im Privatbesitz in Warschau; – „Die H. Magdalena“, von der Lampe beleuchtet, wurde von dem Breslauer Kunstvereine angekauft; – „Christus, die Kindlein segnend“, großes Altarblatt in der Capelle des Cadeteninstitutes zu Brzesk litewski; – „Der H. Petrus“, in der rechten den Schlüssel an das Herz drückend, in der linken Hand ein Buch haltend; – „Jesus im Garten am Oelberge“, aus den Händen des Engels den Leidenskelch empfangend; – „Die Mutter Gottes“; – „Die Enthauptung des H. Johannes“; – „Die H. Magdalena“, Brustbild, die letztgenannten fünf Bilder im Besitze des Herrn Heintze in Warschau, der mit L. befreundet war. Bei diesem befinden sich auch die folgenden mythologischen und Genrebilder: „Waldnymphe bei Mondbeleuchtung“; – „Zwei badende Waldnymphen, von der Wasserfee erschreckt“; – „Räuber in einer Felsenschlucht bergen ihre Beute“; – „Die bei einer brennenden Lampe schlummernde Venus wird von Amor, der den Vorhang lüftet, geweckt“; – „Venus bei Mondbeleuchtung“; die genannten Bilder haben sämmtlich Beleuchtungseffecte; – „Der Glaube“, in Gestalt eines Engels, in der Rechten das Kreuz haltend, über dem Haupte glänzt ein Stern; – „Die drei Grazien und Amor“, in Lebensgröße, des Malers letztes Bild, im Besitze des Herrn Titus Sarnecki in Warschau. Eine große Menge von L.’s Marinen und idealen Landschaften besitzt der obgenannte Herr Heintze in Warschau und sind besonders bemerkenswerth: „Das Schiff auf bewegtem Meere“, ein Mann auf einem Felsen rettet einen Ertrinkenden, die Sonne bricht durch das Gewölk; – „Der Sturm“, man sieht schwimmende Leichen und andere Gegenstände, zwei Schwimmer suchen einen in’s Meer ragenden Felsen zu erreichen, drei Männer am Strande bemühen sich, das gescheiterte Schiff an’s Land zu ziehen, die Sonne ist von Wolken bedeckt; – „Der Palast am Seestrande“, Sturm mit allen seinen Schrecken, im Vordergrunde mehrere Personen um die ohnmächtige Braut beschäftigt, nächtliches Beleuchtungsbild; – „Meeresruhe“, im Hintergrunde zahllose Schiffe, Nebel auf den Wellen; – „Nach dem Sturme“, überall die Spuren seiner Verwüstung, im Vordergrunde zieht ein auf einem Felsen stehender Mann einen andern aus dem Wasser, unweit davon trocknet eine sitzende Person ihre Haare; am Strande verschiedene Fahrzeuge; – „Der Schiffsbrand“, ein mitten auf dem Meere brennendes Schiff, ein Beleuchtungsbild mit Lichteffecten der Flammen und des Mondlichtes; – „Stürmische See bei Sonnenuntergang“; – „Stürmische See bei Sonnenaufgang“; – „Seelandschaft bei Mondlicht“, mit Fischern staffirt; – „Seelandschaft bei Nebel“, mit landenden und absegelnden Schiffen; – „Ideale Landschaft“, Felsengegend mit einer Capelle, im Vordergrunde Landleute vor einem Standbilde der Mutter Gottes kniend; – „Ideale Landschaft“, links felsige Waldgegend, in der Ferne die See, im Vordergrunde Reiter ihre Pferde tränkend, Fischer beim Fischfang und Hirt mit der Heerde; – „Ideale Landschaft“, im Hintergrunde [56] die See, rechts felsiger Strand, links eine Brücke, im Vordergrunde Hirt mit seiner Heerde; – „Persische Landschaft“, mit sitzenden und reitenden Personen staffirt; – „Felsenarkaden mit einem Weiher“, in welchem mehrere Personen schwimmen, links tränkt ein Reiter sein Roß; – „Waldlandschaft“, staffirt, mit Wagen und mehreren Personen, darunter einen Sackträger; – „Der Blitzschlag“, das Dorf brennt, ein Reiter ist vom Pferde gestürzt, mehrere Frauen auf den Knieen; – „Felsenlandschaft“, mit Menschen- und Thierfiguren staffirt; – „Die hinter Wolken untergehende Sonne beleuchtet eine Felsengegend“, im Vordergrunde erblickt man zwei Reiter; – „Pferde in einem Bauernstall“, der Knecht wirft Heu vor, ein Knabe neckt sich mit einer Ziege; – „Weidende Kühe und Schafe, sitzender Hirt mit seinem Hunde“; – „Die badende Heerde, Hirt auf einem Esel reitend“; – „Seebild“, mit Mond- und Leuchtthurmbeleuchtung, ein Bild mit Lichteffecten und noch viele andere, meist mit verschiedenen, durch Sonnen- und Mondlicht oder künstliche Beleuchtung hervorgebrachten Lichteffecten. Was seine Porträte betrifft, so ist die Zahl derselben sehr groß, denn wenngleich L. Historien und Landschaften malte, so war er doch eigentlich Bildnißmaler und malte auf seinen obenerwähnten Kunstreisen nur Porträte. Seine Marinen und idealen Landschaften waren vornehmlich Studien, die er in seinen Mußestunden ausführte und bei denen er sich meist darin gefiel, die bei alten Meistern, namentlich Prospectmalern, wahrgenommenen Lichteffecte mit vollendeter Virtuosität wiederzugeben. Künstler durch und durch, lebte er nur für die Kunst, für die er als Greis noch mit dem Feuer der Jugend schwärmte. Sichere Zeichnung, leichte Führung des Pinsels, frisches Colorit, sind die Hauptvorzüge seiner Arbeiten. Der Idealismus, der sich in seinen Bildnissen ausspricht, in denen er sich doch ziemlich treu an die graziöse Manier seines Vaters hielt, kommt denselben immer gut zu Statten, aber bei seinen historischen und landschaftlichen Arbeiten macht sich der Mangel des Naturstudiums bemerkbar; selbst mit seiner genialen Technik kann er nicht die Künsteleien, die sich bei seinen Lichteffecten nur zu häufig zeigen, vergessen machen. Die Kunst hatte in Deutschland, seit König Ludwig in München ihr in fürstlicher Weise die Hallen öffnete, riesige Fortschritte gemacht. L., damals bereits älter und in einer Stadt lebend, die für den Umschwung in der Kunst weder den rechten Sinn, noch das Bedürfniß hatte, und weitab lag von jenen Städten, in welchen der Uebergang vor sich ging, ließ diesen Umschwung geschehen und sich von demselben, während er fest an der alten Weise hing, weit überholen. Und doch sind nichtsdestoweniger L.’s Arbeiten Schöpfungen eines ungewöhnlichen Künstlers, durchhaucht von künstlerischer Begeisterung, von denen manche bleibenden Werth haben und eine seltene Vielseitigkeit seines Talents beurkunden.
Lampi, Franz Ritter von (Maler, geb. zu Klagenfurt in Kärnthen im Jahre 1783, gest. zu Warschau 22. Juli 1852). Der jüngere Sohn des- Hormayr’s Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) XVI. Jahrgang (1825), S. 426. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Bd. XIX, 1. Abthlg, S. 869. – Dziennik Warszawski, d. i. Warschauer Tageblatt, 18532, Nr. 317: „Biographie L.’s“ von Alex. Lesser. – Gazeta Warszawska, d. i. Warschauer Zeitung, Jahrg. 1852, Nr. 109; Jahrg. 1854, Nr. 50. – Kuryer Warszawski, d. i. Warschauer Courier, 1836, Nr. 107, und 1852, Nr. 193. – Rastawiecki (Edward), Słownik malarzów połskich tudzież obcych w Polscie osiadłych lub czasowo w niéj przebywających, d. i. Lexikon der polnischen Maler, wie auch der [57] fremden, die sich in Polen bleibend niedergelassen, oder aber nur einige Zeit aufgehalten haben (Warschau 1850, Orgelbrand, gr. 8°.) Bd. III, S. 284–294 [nach diesem wäre L. nicht in Klagenfurt, sondern zu Bolzano bei Botzen in Südtirol geboren]. – Porträt. Ein Selbstbildniß des Künstlers, in Oel gemalt, befindet sich im Besitze des in der Skizze wiederholt genannten Herrn Heintze in Warschau.