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BLKÖ:Lamberg, Johann Philipp Graf

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 14 (1865), ab Seite: 31. (Quelle)
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23. Johann Philipp Graf L. (Cardinal und Fürsterzbischof zu Passau, geb. 26. November 1651, gest. zu Regensburg 20. October 1712), von der Orteneck’schen Hauptlinie. Der Sohn des Grafen Johann Max [Nr. 22] aus dessen Ehe mit Judith Rebecca Eleonora Gräfin Wrbna. In Wien, Steyer und Passau beendete L. die Schulen, machte darauf Reisen, focht als Freiwilliger gegen die Türken in Ungarn, lebte dann am Hofe des Kaisers Leopold, wurde 1675 Domherr zu Salzburg, später zu Passau und Olmütz, und dann Reichshofrath. In dieser Eigenschaft vollführte er mehrere diplomatische Sendungen und zwar ging er nach Haag zum Abschlusse der Grenzen Deutschlands, im Jahre 1679, nach dem Friedensschlusse zu Nymwegen, zum Churfürsten von Pfalz-Neuburg, an dessen Hofe er drei Jahre verweilte, 1682 zum Churfürsten Johann Georg von Sachsen, wegen schleuniger Hilfe gegen die Türken, 1684 zum Churfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg und 1686 nach Regensburg, wo er vier Jahre die Stelle eines Gesandten am Reichstage versah. Im Jahre 1689 wurde er, jedoch über eindringliche Verwendung des kaiserlicher Hofes, einstimmig zum Bischof von Passau erwählt; auch gelang es ihm, zu erwirken, daß Papst Alexander VIII. ihm erlaubte, die Salzburger Dompfründe beizubehalten. Als Regent entfaltete der Graf große Gastfreundschaft und Pracht, er erbaute die unter dem Namen Philippswerk bekannte Verschanzung, stellte die bischöfliche Bibliothek her, machte bedeutende Erwerbungen für sein Hochstift, legte die beiden Colonien Klein- und Groß-Philippsruh an und beförderte die Cultur des Bodens und das Wohl der Bevölkerung. Im April 1697 ging er als kais. Botschafter nach Warschau, um bei der nach Johann Sobieski’s Tode stattfindenden neuen Königswahl den französischen Intriguen die Spitze abzubrechen, was ihm auch gelang, indem er die Wahl des Churfürsten August von Sachsen bewirkte. Nach dem Tode des Fürsten Lobkowitz, kais. Principal-Commissärs am Reichstage zu Regensburg, wurde Bischof Lamberg dessen Nachfolger. Am 21. Juni 1700 wurde L. über Antrag des Kaisers Leopold I. vom Papste Innocenz XII. zum Cardinal erhoben. Als solcher begab er sich noch im nämlichen Jahre, nachdem Papst Innocenz (27. September) gestorben, im Auftrage des Kaisers nach Rom, um bei der neuen Papstwahl die Interessen Oesterreichs zu wahren. Nach Oesterreich zurückgekehrt, trat er nun am 1. December 1701 zu Regensburg sein Amt als kais. Principal-Commissär an. Als [32] im darauffolgenden spanischen Successionskriege sein Bisthum Passau – freilich nur auf die Dauer von 10 Monaten – in den Besitz Bayerns überging, hielt er sich während dieser Zeit davon fern, übernahm es aber sofort wieder, als die Bayern in Folge des Straubinger Vergleichs Passau räumten. Nach Kaiser Leopold’s I. Tode nahm er für Kaiser Joseph I. die Huldigung der Gesandten am Reichstage zu Regensburg entgegen. Noch ernannte ihn Papst Clemens XI. zum Protector Deutschlands und nach Joseph’s I. bald erfolgten Tode bestätigte ihn Kaiser Karl VI., auf seinem Posten als Principal-Commissär. Aber nur mehr kurze Zeit konnte er seinem Fürsten Dienste leisten, denn bald darauf starb er auf der Abtei St. Emmeran nach nur kurzer Krankheit im Alter von 61 Jahren. Johann Philipp nahm sich, als er Bischof von Passau wurde, das Bild der Güte in sein Wappen, nämlich einen Löwen mit zerrissenen Banden und Ketten, der sich an einem Seidenfaden herumführen läßt und sein Wahlspruch dazu war: „Peragit tranquilla potestas quod violenta nequit; mandataque fortius urget imperiosa quies“. Er ist in der von ihm selbst gebauten Capelle in der Passauer Domkirche beigesetzt. Die Geschichtschreiber rühmen an ihm Mäßigkeit in Speise und Trank, ordentlichen Haushalt, ungeachtet großer Prachtliebe, die er jedoch nur bei Festlichkeiten und öffentlichen Gelegenheiten entfaltete; gewissenhaften Eifer in weltlichen und geistlichen Geschäften, Liebe für die Wissenschaft, deren Pflege er oblag, wenn ihm solche sein umfassender Beruf als geistlicher Fürst und weltlicher Geschäftsträger seines Kaisers gestattete; dabei war er herablassend gegen Jedermann, wohlthätig, besonders gegen verschämte oder unverschuldet Verarmte. [Buchinger (Joh. Nep.), Geschichte des Fürstenthums Passau, aus archivalischen Quellen bearbeitet (Landshut 1817, gr. 8°.) Theil II, S. 415– 431. – Lenz (J.), Historisch-topographische Beschreibung der Kreishauptstadt Passau und ihrer Umgebungen (Passau 1819, Pustet, 8°.) Bd. I, S. 262–266. – Hansizius (Mark.), Germania sacra, p. 777–813. – Porträt. Unterschrift: Joannes Philippus Presb. Card. Lamberg. Germ. Episc. Passaviensis. Ohne Angabe des Zeichners und des Stechers (8°.).] –