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BLKÖ:Löwenthal, J.

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Löwenstern, Isidor
Band: 15 (1866), ab Seite: 449. (Quelle)
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Löwenthal, J. (Schriftsteller, geb. zu Lissa im Großherzogthume Posen 24. December 1807). Sein Vater, kön. Lotterie-Einnehmer, gab ihm eine gute Erziehung und brachte ihn, da er Lust und Liebe zum Lernen zeigte, im Alter von 13 Jahren in eine Pensionsanstalt in Breslau, wo er einen regelmäßigen Unterricht genoß. Hier blieb er jedoch nur ein Jahr, denn der Vater bedurfte seiner im Geschäfte, dem L. aber nie Geschmack abgewinnen konnte. Die Freistunden benützte er zum Privatunterricht in alten und neuen Sprachen, in denen er ziemlich große Fertigkeit erlangte, und endlich so weit vorbereitet war, daß er sich zur Vollendung der Gymnasialstudien nach Berlin begeben konnte. Hier beschloß er, sich der Pädagogik zu widmen, und bald war es ihm gelungen, in zwei Lehranstalten den Sprachunterricht zu übernehmen. Ein Jahr später erhielt er eine Hofmeisterstelle in Kalisch, und von dort folgte er einem Antrage zur Uebernahme der Leitung einer Knaben- und Töchterschule in seiner Vaterstadt Lissa. Fünf [450] Jahre lang wirkte L. in seiner Vaterstadt, allein es drängte ihn aus dem engen Kreise seiner Thätigkeit hinaus, und so nahm er zuerst eine Hofmeisterstelle in einer der geachtetsten deutschen Familien in Krakau und nach anderthalb Jahren, im Jahre 1834, eine solche in Triest an. Hier setzte er sich in Verbindung mit mehreren Zeitschriften, in denen er sich Anfangs mit verschiedenen belletristischen Arbeiten anonym versuchte; durch den Anklang aber, den dieselben fanden, ermuthigt. trat er endlich unter seinem eigenen Namen als Schriftsteller auf. Bäuerle’s „Theater-Zeitung“, der „Zuschauer“, das „Oesterreichische Morgenblatt“, der „Telegraph“, sowie später der „Humorist“, die Prager Zeitschrift „Ost und West“, die Laibacher „Carniolia“, das Stuttgarter „Morgenblatt“, das Breslauer „Polytechnische Journal“[WS 1] und mehrere andere Journale brachten eine große Zahl von Erzählungen, Novellen, Skizzen aus dem socialen Leben, auch wissenschaftliche Aufsätze und mehrere poetische Versuche aus L.’s Feder. Bald hatte auch er die italienische Sprache sich so eigen gemacht, daß er Mitarbeiter verschiedener italienischer Journale, als der „Gazetta di Venezia“, des „Osservatore triestino“, des „Figaro“ und „Pirata“ wurde, einem Taschenbuche eine historische Novelle übergab, und im Teatro filodrammatico eine freie Bearbeitung des Müllner’schen Trauerspieles „Der 24. Februar“ zur Darstellung brachte. Im Jahre 1836 unternahm er eine größere Reise nach Oberitalien, Tirol, Vorarlberg, der Schweiz, Frankreich und Süddeutschland, und im Jahre 1837 gründete er das deutsche Journal „Adria“, das bald so große Theilnahme fand, daß die Gesellschaft des österreichischen Lloyd ihn zum Mitredacteur ihres deutschen Journals erwählte. Als solcher widmete er seine Studien zunächst der Nationalökonomie und der Statistik, in welchen beiden Wissenschaftszweigen er einige umfassende Abhandlungen lieferte, darunter „Die Darstellung des Seehandels des österreichischen Kaiserstaates“; – eine „Vergleichende Uebersicht des Handels und der Schifffahrt sämmtlicher Seehäfen der Erde“; – eine „Geschichte des Getreidehandels“ und viele andere. Im Jahre 1841 bereiste er Istrien land- und seewärts und so entstand das reich ausgestattete Werkchen: „Der Istrianer Kreis oder die Halbinsel Istrien und die quarnerischen Inseln“ (Wien 1840, Joseph Müller, Imp. 4°., mit 1 Karte und 5 Chromolith.), das die 13. Abtheilung des Sammelwerkes „Das pittoreske Oesterreich oder Album der österreichischen Monarchie“ bildet. Auch verfaßte er um diese Zeit den deutschen Text zu Tischbein’s und Selb’s Bilderwerke: „Malerische Reise im Küstenlande“, welchem sich noch eine kurz gefaßte „Geschichte der Halbinsel“ anschloß. Im Jahre 1848, nach dem Ausbruche der Februarrevolution, übernahm L. die Redaction des „Journals des österr. Lloyd“, welche er bis dahin gemeinschaftlich mit E. von Schwarzer geführt hatte und gestaltete dieses Blatt, welches bisher, auf die Handels- und Schifffahrtsinteressen beschränkt, dreimal wöchentlich erschien, in eine politische, tägliche Zeitung um, die er in streng conservativem Sinne leitete. Später berief er den als Dichter nachmals bekannt gewordenen Dr. F. Bodenstädt zu seinem Mitredacteur. Das Ministerium Schwarzenberg-Stadion-Bruck, dem L. persönlich bekannt war, lud ihn ein, nach Wien zu übersiedeln und dort die Redaction des „Journals des österr. Lloyd“ [451] zu übernehmen, welchem sich E. Warren anschloß, der deßhalb seinen bisherigen Posten als Generalconsul der vereinigten Staaten aufgab. Noch sei bemerkt, daß L. in Triest auch ein Jahr lang die dortige „Marine-Zeitschrift“ redigirte, die mehrere theils historische, theils statistische Aufsätze seiner Feder enthalt. Im Jahre 1851 erhielt er von einem Comité, das sich in Triest zur Gründung der „Triester Zeitung“ gebildet hatte, den Antrag, sich der Organisation und der Leitung derselben zu unterziehen und er nahm denselben um so lieber an, als er in Triest seine zweite Heimat gefunden hatte und an diese Stadt durch Familienbande gefesselt war. Bis zum Herbste 1858 verblieb L. in dieser Stellung; nun begab er sich wieder nach Wien, um die Ausbildung seines einzigen Sohnes, welcher die Wiener Universität bezog, selbst zu überwachen und übernahm dort die Redaction der „Oesterreichischen Zeitung“. In dieser Zeit erschien sein größeres Werk: „Geschichte der Stadt Triest“, von welcher zwei Bände bisher in den Händen der Leser sind; der dritte Band, die Geschichte der letzten vierzig Jahre umfassend, ist im Manuscript vollendet und sieht der Veröffentlichung entgegen. In letzterer Zeit (1863) ging die „Oesterreichische Zeitung“, welche den Namen „Constitutionelle österr. Zeitung“ angenommen hatte, in Löwenthal’s Eigenthum über, der auch eine eigene Buchdruckerei gründete, die in kürzester Zeit einen solchen Aufschwung nahm, daß in ihr sieben Zeitschriften gedruckt wurden. L. ist correspondirendes und Ehrenmitglied mehrerer Vereine und Gesellschaften. König Otto von Griechenland hat ihn mit dem Erlöser-Orden ausgezeichnet und auch sonst sind ihm mannigfache Auszeichnungen zu Theil geworden. Im Jahre 1863 feierte er sein 25jähriges Jubiläum als Redacteur, bei welcher Gelegenheit ihm von Seite seiner Wiener Collegen und von auswärts zahlreiche Beweise der Theilnahme gegeben wurden.

Jahrbuch für Israeliten. Herausgegeben von Jos. Wertheimer (Wien, 8°.) Neue Folge, zweiter Jahrgang (5616 [1855/56]), S. 224, im Aufsatze: „Die Triester Cultusgemeinde“. – Wiener Zeitung 1863, Abendblatt Nr. 1. – Fremdenblatt (Wien, 4°.) Jahrg. 1862, Nr. 357. – Oesterreichischer Parnaß, bestiegen von einem heruntergekommenen Antiquar (Frey-Sing. Athanasius u. Comp. [Hamburg, Hoffmann u. Campe], 8°.) S. 30. – Porträt. Unterschrift: J. Löwenthal, Redacteur der österreichischen Zeitung, Ritter des königl. griech. Erlöserordens. Daneben das Facsimile des Namenszuges. Eduard Kaiser 1859 (lith.). Druck v. Reiffenstein u. Rösch (Wien, Halb-Folio).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: „Politechnische Journal“.