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BLKÖ:Kunz, auch Kuntz, Anton Thomas

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Kunt, Karl
Band: 13 (1865), ab Seite: 389. (Quelle)
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Kunz, auch Kuntz, Anton Thomas (Tonsetzer, geb. zu Prag 21. December 1756, Todesjahr unbekannt). Sein Vater war kön. böhmischer Hofarchitekt und ließ, sobald er das Musiktalent seines Sohnes erkannte, denselben sorgfältig darin unterrichten. Sein Lehrer war der tüchtige Organist Joseph Prokop, der ihn auch in der Generalbaßlehre unterwies. Neben der Musik betrieb er jedoch die übrigen Studien und hörte die Philosophie und Rechtswissenschaften an der Prager Hochschule. Aber schließlich widmete er sich ganz der Musik, ohne aber, bei seiner angebornen Bescheidenheit, aus dem Kreise der Dilettanten herauszutreten. Eine besondere Aufmerksamkeit richtete er auf das Studium der musikalischen Mechanik, wobei er natürlich auch Mathematik und Physik und damit verwandte Wissenschaften nicht unbeachtet ließ. Da er wohlhabend war, so verwendete er nach dieser Seite nicht unbedeutende Summen und erfand zwei zu jener Zeit vielgenannte Instrumente: das Orchestrion und das Bogenclavier, welche von Musikkennern und Musikfreunden gewürdigt und gerühmt wurden. Beide wurden in den Jahren 1796 und 1798 unter seiner unmittelbaren Leitung verfertigt und später von ihm nicht unwesentlich verbessert. K., der mit 12 Jahren schon ein fertiger Clavierspieler war, begann schon mit 17 Jahren zu componiren; verschloß aber den größten Theil seiner zahlreichen Compositionen bei sich im Pulte. Durch den Stich vervielfältigt wurden nur: „Pygmalion. Eine Cantate für einen Sopran im Clavierauszuge“ (Prag 1781); – „Drei Gesänge für eine Singstimme, mit Clavierbegleitung“ (Prag 1789); – „Vierundzwanzig deutsche Lieder“ (Leipzig 1798, Breitkopf); – „Sechs Canzonetten, italienisch und deutsch“ (Prag 1816, Enders). Aufgeführt wurden, ohne jedoch gedruckt worden zu sein: „König Wenzel. Historisches Drama von Aug. Zitte“, in zwei Theilen, 1778, die Musik dazu war von K.; – „Die Bezauberten. Eine Oper in zwei Acten“, welche bei ihrer Darstellung im Jahre 1779 ungemein gefiel und im Zeitraume von fünf Monaten 40 Mal gegeben wurde; – verschiedene Cantaten und größere Musikstücke, welche in den Jahren 1793 und 1794 in den musikalischen Akademien der Juristen, deren Director er war, aufgeführt wurden. In den Jahren 1817 bis 1822 brachte das Prager Conservatorium der Musik mehrere Ouverturen K.’s zur Aufführung. Ueberdieß hat er noch eine Menge Opern, Cantaten, Lieder, auch einige Clavierstücke componirt, hat aber vorzugsweise für den Gesang geschrieben. K. lebte zurückgezogen in [390] Prag, wurde aber öfter von ausgezeichneten Fremden des In- und Auslandes besucht. Im Jahre 1825 – damals nahe an die Siebzig – war er noch am Leben.

(Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) XVI. Jahrg. (1825), Nr. 10, S. 51: „Die Tonkunst in Böhmen“. Von J. A. v. Rittersberg. – Gerber (Ernst Ludwig), Historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler (Leipzig 1790, J. G. I. Breitkopf, Lex. 8°.) Bd. I, Sp. 766. – Dlabacz (Gottfried Joh.), Allgemeines historisches Künstler-Lexikon für Böhmen und zum Theile auch für Mähren und Schlesien (Prag 1815, Haase, 4°.) Bd. II, Sp. 159. – Gaßner (F. S. Dr.), Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Frz. Köhler, Lex. 8°.) S. 518 u. 664 (Artikel „Orchestrion“). – Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortgesetzt von Ed. Bernsdorf (Dresden 1857, Rob. Schäfer, gr. 8°.) Bd. II, S. 635. –