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BLKÖ:Kuh, Emil

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 13 (1865), ab Seite: 340. (Quelle)
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Kuh, Emil (Schriftsteller, geb. zu Wien 13. December 1828). Von israelitischer Abstammung. Besuchte seit 1840 das Gymnasium und beendete das philosophische Studium im Jahre 1846, nebenbei sich mit besonderem Eifer jenem der Geschichte und Literaturgeschichte zuwendend. Im Frühjahre 1847 trat er in das Geschäft seines in Triest als Handelsmann lebenden Vaters, blieb aber nur bis Frühling 1848 in demselben. Materielle Verhältnisse nöthigten ihn später, 1854, sich um eine Stelle als Eisenbahnbeamter zu bewerben, welche er auch bei der Nordbahn erhielt und zuerst in Wien, später in Troppau versah. [341] Aber nur drei Jahre hielt es K. in dieser ihm ganz und gar nicht zusagenden Bedienstung aus, gab sie 1857 freiwillig auf und suchte nun auf literarischem Gebiete, seinem seit er zu denken begonnen erwachten Drange treu bleibend, sich eine unabhängige Stellung selbst zu schaffen. Schon im Jahre 1849 hatte ihn Deinhardstein [s. d. Bd. III, S. 207] bei Friedrich Hebbel [s. d. Bd. VIII, S. 164] eingeführt und ein volles Jahrzehend, das Jahr 1859 eingeschlossen, bestand ein so inniger literarischer Verkehr zwischen dem Dichter und K., daß ersterer in einem 1856 verfaßten Testamente für den Fall seines Todes ihn zugleich mit Professor Julius Glaser zur Herausgabe seines Nachlasses bestellte. Vom Jahre 1859 bis zu Hebbel’s Tode fanden keine Beziehungen mehr zwischen Hebbel und K. Statt. Welchen Einfluß der große Dichter auf K. geübt, dafür spricht am treffendsten das Büchlein: „Friedrich Hebbel, eine Charakteristik“ (Wien 1854, Tendler u. Comp.), worin K. seiner Bewunderung Hebbel’s in begeisterter Weise Ausdruck leiht, die Gegner desselben schonungslos und mitunter zu hart anläßt, übrigens aber auch schätzbares biographisches Material und werthvolle Einzelnheiten zum Verständniß der eigenartigen Natur Hebbel’s mittheilt, welche bei späteren über Hebbel erschienenen Mittheilungen oft benützt wurden. Im Herbste 1837 begab sich K. nach Berlin, kehrte aber schon im nächsten Frühlinge nach Wien zurück, wo er im Jahre 1858 zur christlichen Kirche übertrat. Bis zum Jahre 1864 lebte K. ausschließlich seinen literarischen Neigungen und Arbeiten; so leitete er nahezu ein Jahr (1861) das Feuilleton der „Oesterreichischen Zeitung“; trat im Frühjahre 1862 als Feuilletonist bei der Wiener „Presse“ ein, in welcher er bis zur Stunde das Referat über das Burgtheater führt und zuweilen die wichtigeren Erscheinungen der Literatur bespricht; hielt im Jahre 1861 in den ersten Wintermonaten Vorträge über deutsche Cultur- und Literaturgeschichte und gab so zu sagen der Erste den Anstoß zu literarischen Vorlesungen in Wien, welche er im Jahre 1864 erneuerte, indem er im März über Aufforderung des evangelischen Frauen-Vereins über den (im December 1863) verstorbenen Dichter Hebbel, im November und December aber in einem mit C. von Lützow gemeinschaftlich gehaltenen Cyklus von Vorlesungen zweimal, u. z. „Ueber den Wendepunct in Goethe’s Jugend“ (seinen Aufenthalt in Straßburg und seine Liebe mit Friederike von Sessenheim) und dann „Ueber die Gesellschaft im classischen Weimar“ las. Im April 1864 erhielt er die Professur für deutsche Sprache und Literatur an der Wiener Handels-Akademie, auf welchem Posten er noch zur Stunde thätig ist. Was die literarische Thätigkeit K.’s betrifft, so veröffentlichte er selbstständig außer oberwähnter Schrift über Hebbel: „Drei Erzählungen“ (Troppau 1857, Traßler, 8°.) und „Gedichte“ (Braunschweig 1858, Westermann, 16°.). Der bei weitem größere und literarisch wirksamere Theil von K.’s Thätigkeit steckt aber meist in den seit einigen Jahren in der „Presse“ veröffentlichten Feuilletons. Im Folgenden sei nur im Allgemeinen seiner stehenden Referate über das Burgtheater gedacht, welche nicht selten literarisch-kritische Studien über die neuesten Erzeugnisse der dramatischen Muse sind; von den übrigen zerstreut gedruckten Aufsätzen mögen hier die literarisch wichtigeren erwähnt sein, als: in den Stimmen der Zeit: „Die Quelle der Kleist’schen Erzählung Michael [342] Kohlhaas“ (1861, im August) und „Julian Schmidt über Heinrich von Kleist“ (1859, im September); – in der Wiener Zeitung: „Shakespeare und sein Ende“ (1858, Nr. 179 u. 180); – in der Oesterreichischen Wochenschrift. Beilage zur Wiener Zeitung: „Die romantische Schule“ (1862, Nr. 16 u. 17) und „Ein verborgenes Juwel von Goethe“ (1864, Nr. 42); – im Familienbuch des österreichischen Lloyd: „Der Wiener Congreß“ (1861, Decemberheft); – im Wanderer: „Vor der Schlacht bei Jena“ (1862, Nr. 90, 94, 96 u. 128) und in der Presse 1862: „Zur Beurtheilung Varnhagen’s“ (Nr. 124); – „Aristofanes-Nestroy“ (Nr. 162); – 1863: „Die österreichischen Dichter vor dem Tribunal Julian Schmidt’s“ (Nr. 203); – „Schiller und die Verträge“ (Nr. vom 10. November); – 1864: „Franz Grillparzer“ (Nr. vom 17. Jänner). Auch K.’s redigirende Thätigkeit ist beachtenswerth; so erschien unter seiner Redaction im Jahre 1863 „Das Dichterbuch aus Oesterreich“, welches unter Anderem zum ersten Male zwei Acte des Grillparzer’schen Drama’s „Esther“ enthält und als Mitherausgeber des Hebbel’schen Nachlasses veröffentlichte er bisher in der Presse 1863: „Der sterbende Brahmine. Hebbel’s letztes Gedicht“ (im December); – 1864: „Aus Hebbel’s Kindheit“ (Nr. 191); – „Friedrich Hebbel über Emilie Galotti“ (Nr. 299), und als werthvollste Gabe: des zu früh Verblichenen unvollendetes Trauerspiel „Demetrius“, welchem er ein Vorwort vorausschickte. K. hat sich vornehmlich auf das kritisch-ästhetische Gebiet geworfen und ist bei der Strenge und Einsicht, mit der er vorgeht, auf demselben – wenngleich er sich dadurch nicht mit Rosen umbaut – um so wirksamer, als er sich wahr und gerecht zu sein bestrebt. Sein erzählendes Talent, wovon er reizende Proben gegeben, läßt er leider brach liegen. – Seine Frau Adele Ferrari, trefflich in der Gesangskunst ausgebildet, war im J. 1856 als dramatische Sängerin am herzoglichen Hoftheater in Braunschweig engagirt; im Herbste 1858 kam sie an das kais. Hof-Operntheater in Wien, wo sie bis zum Frühlinge 1861 verblieb, worauf sie im Herbste d. J. zum königlichen Theater in Hannover kam, welches sie aber auf Wunsch ihres Mannes im Frühlinge 1862 verließ, um der Bühne für immer Lebewohl zu sagen.

Blätter für literarische Unterhaltung (Leipzig, Brockhaus, 4°.) Jahrgang 1859, S. 939. – Scheyrer (Ludwig), Die Schriftsteller Oesterreichs in Reim und Prosa auf dem Gebiete der schönen Literatur (Wien 1858, 8°.) S. 495. – Presse 1864, Nr. 93.[BN 1]

Berichtigungen und Nachträge

  1. E Kuh, Emil [Bd. XIII, S. 340].
    Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber Fol.) 49. Band (1867, 2. Hälfte), Nr. 1261, 31. August, S. 143: „Emil Kuh“ (mit Holzschnittbildniß auf S. 144]. [Band 28, S. 361]