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BLKÖ:Kušlan, Karl Baron

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 13 (1865), ab Seite: 429. (Quelle)
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Kušlan, Karl Baron (vormaliger Obernotar des Agramer Comitates, geb. zu Krapina in Croatien im Jahre 1817). Die ersten Schulen besuchte er in seinem Geburtsorte Krapina, das Gymnasium in Agram, die Philosophie und die Rechte hörte er zu Großkanischa, Szombathely, Agram und Fünfkirchen. Nachdem er an letzterem Orte im Jahre 1835 die Rechte beendet, trat er im folgenden Jahre in Agram, später in Pesth bei der kön. Banaltafel als beeideter Notär ein und nahm als Jurat bei verschiedenen Advocaten in Warasdin und Pesth die Praxis. Im Jahre 1839 wurde er selbst Advocat. Im Jahre 1841 von den Karlowitzern als Unternotar berufen, versah er bis 1847 diesen Posten. K. zählte zur nationalen, sogenannten illyrischen Partei und war in den Comitatsversammlungen und in den zu jener Zeit in’s Leben gerufenen Lesezirkeln für deren Zwecke mannigfach thätig, deßhalb auch von der magyarischen Partei angefeindet und verfolgt, so daß er im Jahre 1842 in gerichtliche Untersuchung kam, im Jahre 1845 aber sein Leben nur dadurch, daß Militär noch rechtzeitig einschritt, rettete. Auf dem Landtage des J. 1847, auf welchem man sich geeinigt hatte, das Croatische an die Stelle der bisherigen lateinischen Sprache als Amtssprache einzuführen, sagte er sich von der Partei des conservativen Adels, welcher mit der Losung: Aula est pro nobis allen liberalen Ideen der Neuzeit abhold war, los und bildete selbst eine eigene, unter dem Namen der Napredovci bekannte Fortschrittspartei, für welche er auch das Programm, an das sie sich zu halten hatte, entwarf. Mittlerweile war auf dem Landtage das Croatische einstimmig als Amtssprache angenommen worden. Als nun im März die Bewegung in Wien ausbrach, begab sich K. nach Agram, wo sich bald die nationale [430] Partei gebildet hatte. Diese beschloß, den damaligen Obersten Jellačić zum Ban zu wählen, entwarf eine Adresse an den Kaiser und wählte aus ihrem Schooße eine Deputation von 30 Mitgliedern, welche dieselbe Sr. Majestät dem Kaiser überreichen sollte. Von dieser Versammlung wurde Kušlan beauftragt, sich sofort als Courier nach Glina zum Obersten Jellačić zu verfügen und ihm anzukündigen, daß ihn die Nation zu ihrem Ban verlange. Lange wollte Jellačić diese Wahl nicht annehmen und sich früher in Person nach Agram verfügen; aber schon auf der Fahrt dahin wurde ihm von einem Postbeamten seine officielle Ernennung zum Ban gemeldet. Nach Agram zurückgekehrt, schloß sich K. der Deputation an, welche in Wien ihre Beschwerden zu den Füßen des Thrones niederzulegen beschlossen hatte. Nach seiner Rückkehr kam er in den Banalrath, in welchem er zugleich als Schriftführer fungirte. Als der Slaven-Congreß proclamirt war, pilgerte auch K. mit noch einigen Gesinnungsgenossen nach Prag und blieb über die verhängnißvollen Pfingstfeiertage hinaus bis zum 17. Juni dort, worauf er nach Agram zurückkehrte und als Abgeordneter von Petrinia im croatischen Landtage seinen Platz einnahm. Darauf übernahm er die Redaction des politischen Blattes: „Slavenski Jug“, d. i. Der slavische Süden, und in Gemeinschaft mit M. Krestic jene des Blattes: „Prijatelý puka“, d. i. Der Volksfreund. Dieses letztere Blatt führte K. bis zum 15. Hefte; aber Krankheit hinderte ihn, die weitere Herausgabe zu besorgen; es ging somit ein, was auch das Loos des „Slavenski Jug“ geworden wäre, wenn nicht die Gebrüder Zupan im Jahre 1849 das Blatt in ihren Verlag übernommen hätten. Am 26. März g. J. gab jedoch K. auch die Redaction dieses Blattes auf, übernahm sie zwar am 15. Mai von Neuem, um sie jedoch im Juni bleibend niederzulegen. Nun begab sich K. nach Karlowitz, wo er sich nunmehr mit der Advocatur beschäftigte. In dieser Thätigkeit beharrte er, bis das October-Diplom des Jahres 1860 auch in Croatien Reformen zur Folge hatte. K. wurde nun zum Obernotär der Agramer Gespanschaft ernannt und erregte als solcher durch ein im Auftrage der großen Nationalversammlung verfaßtes Rundschreiben und die Repräsentation großes Aufsehen, wie ein zweites von ihm im Juni 1861 veröffentlichtes Memoriale über das Verhältniß des dreieinigen Königreiches zu Ungarn nicht ohne Einfluß auf die öffentliche Meinung blieb und Deak’s Denkschrift über das „Verhältniß zwischen Ungarn und Croatien“ veranlaßte, wie es auch von Szalay in seinen Schriften öfter berücksichtigt wird. Auf dem letzten croatischen Landtage war K. Vicepräsident und trat durch seine nationale Politik mächtig in den Vordergrund. Nach Auflösung des Landtages gab er mit Dr. Šuhaj gemeinschaftlich heraus: „Spisi saborski sabora kraljevinah Dalmacie Hrvatske i Slavonije od god 1861“. Im Jahre 1863 entzweite er sich mit dem Obergespan Kukuljević in Folge von Meinungsverschiedenheit und es kam so weit, daß Kukuljević auf Grund der ihm eingeräumten Amtsgewalt den Obernotär Baron Kušlan seines Amtes enthob, und zwar, da er ihm, wie es im Enthebungsdecrete lautet außer einigen speciellen pflichtwidrigen, Handlungen, hauptsächlich eine in keinem, auch dem freiesten Staate bei Beamten zu duldende Insubordination und Oppositionssucht vorhält; ihm überhaupt ein [431] derartiges Benehmen zur Last legt, welches nur unter der Voraussetzung begreiflich wäre, wenn dem Obernotär unter allen Staats- und Municipalbeamten allein die volle Selbstständigkeit und Freiheit zustünde, außer der Zeit der Comitatssitzungen, wann immer ohne Urlaubsbewilligung den Amtssitz zu verlassen und sich mit allen möglichen Geschäften, nur nicht mit dem Dienste und der Ueberwachung der Comitatskanzlei zu befassen.

Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Ladislaus Rieger (Prag 1859, I. L. Kober, Lex. 8°.) Bd. IV, S. 1083. – Presse (Wiener polit. Journal) 1863, Nr. 251.