Zum Inhalt springen

BLKÖ:Kolowrat, Johann (Hanusch I.)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 12 (1864), ab Seite: 381. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Johann Kolowrat in Wikidata
GND-Eintrag: [1], SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Kolowrat, Johann (Hanusch I.)|12|381|}}

31. Johann (Hanusch I.) K. (gest. um 1438). Ein Sohn Herbort’s und einer der tapfersten Kämpen seiner Zeit. In jenen Tagen der wilden Hussitenkämpfe klang oft sein Name unter den mächtigen siegreichen Gegnern Žižka’s. Mit Alesch von Sternberg, der die Przibramer anführte, schlug er 1422 die Hussiten in offener Feldschlacht, tödtete mehr als 300 und schickte an anderthalbhundert Gefangene nach Karlstein. Ebenso siegreich war er bei Guttenstein, strafte ferner die hussitenfreundlichen Städte Rakonitz und Klattau. Aber auch die Hussiten, immer mit neuen Zuzüglern sich verstärkend, wollten für diese Niederlagen Rache nehmen und zogen vor die Schlösser, die Hanusch und seinem Bruder Friedrich [21] gehörten. Sie konnten sie jedoch auch nicht brechen, weil sie von den Kolowrat’s tapfer vertheidigt wurden; dafür verheerten sie das umliegende Land, zerstörten die benachbarten Dörfer und verwüsteten Alles, wohin sie kamen. Als nun Kolowrat mit seinem Bruder Friedrich und anderen böhmischen Adeligen Hilfe von Kaiser und Reich – jedoch vergeblich – erbaten – verband er sich, um sich und die Seinigen dem gewissen Verderben zu entreißen, selbst mit den Hussiten, verstand es, ihre Aufmerksamkeit vom Heimatlande abzulenken und zog mit ihnen nach Schlesien und mit dem Heere Prokop’s nach Ungarn. Bei Iglau aber stießen sie auf das Heer des Königs Sigismund, der ihnen in mehrtägiger Schlacht eine große Niederlage beibrachte. Nachdem die Hussitenkriege beendet waren und das von Kriegsjammer hart mitgenommene Land nach Ruhe lechzte, wurde endlich beschlossen, die Regierung in die Hände des Königs Sigismund von Ungarn niederzulegen. Johann war es, der auf dem Landtage für diese Wahl das große Wort führte und auch an den König mit dieser Nachricht entsendet wurde. Auch war es Johann, welcher die Wahl Albrecht’s von Oesterreich ernstlich unterstützte, als Sigismund in seinem letzten Willen Albrecht zu seinem Nachfolger in Böhmen bezeichnet hatte. Wohl wählten die Utraquisten in Tabor den König Wladislaus von Polen zum Gegenkönig, was jedoch nicht hinderte, daß die österreichische (katholische) Partei, an deren Spitze Hanusch mit noch einigen anderen vornehmen Böhmen stand, den Herzog Albrecht von Oesterreich im Jahre 1438 feierlich zum böhmischen Könige krönen ließ. Hanusch bekleidete in seinem Alter die Stelle eines Hauptmanns von Prag, eine der höchsten Landeswürden, und starb als solcher. Sein Sohn ist Johann (Hanusch II.) [siehe den Folgenden]. –