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BLKÖ:Kolenati, Friedrich A.

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Kolinovics, Gabriel
Band: 12 (1864), ab Seite: 316. (Quelle)
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Kolenati, Friedrich A. (Naturforscher und Reisender, geb. zu Prag im Jahre 1813, gest. auf dem Altvater in einer Sennhütte 17. Juli 1864). Beendete die medicinischen Studien zu Prag und erwarb 1836 an der dortigen Hochschule die medicinische Doctorwürde. Indem er zugleich die ärztliche Praxis antrat, pflegte er mit Vorliebe naturwissenschaftliche, vornehmlich entomologische Studien. In einiger Zeit wurde er Assistent für die Lehrkanzel der Botanik an der Prager Universität, unternahm mehrere wissenschaftliche Reisen, 1842 eine nach Rußland, wurde Assistent der Zoologie an der kais. Akademie der Wissenschaften [317] in St. Petersburg, und als solcher mit einer naturwissenschaftlichen Expedition in den Kaukasus betraut. Drei Jahre brachte er auf derselben zu, erstieg den Kasbek und brachte eine große Ausbeute an Pflanzen und Thieren, mit vielen neuen bisher unbekannten Arten, deren mehrere später nach ihm benannt wurden, zurück. Als er im Jahre 1845 in sein Vaterland zurückkehrte, habilitirte er sich als Privatdocent der speciellen und medicinisch-pharmaceutischen Zoologie und Botanik, und der Krystallographie an der Prager Hochschule. Im Jahre 1848 trat er in die Prager akademische Legion. Durch ein Mißverständniß wurde er damals in ernste Unannehmlichkeiten, ohne Anlaß dazu gegeben zu haben, verwickelt und die „Slavischen Centralblätter“ erhoben in dieser Angelegenheit zu seinen Gunsten eine mächtige Polemik. Auch kam er im genannten Jahre mit einer der Prager Deputationen nach Wien. Im nämlichen Jahre gründete er den naturwissenschaftlichen Studenten-Verein „Lotos“, der noch zur Zeit besteht. Im Jahre 1849 wurde er mit der Supplirung der Lehrkanzel der Mineralogie und Zoologie an dem ständisch-polytechnischen Institute in Prag, dann der Naturgeschichte an dem Gymnasium auf der Prager Kleinseite betraut. Im December g. J. zum ordentlichen Professor an dem k. k. technischen Institute in Brünn ernannt, blieb K. bis an seinen Tod an dieser Anstalt thätig. K. hat auf dem Gebiete der Naturwissenschaft eine reiche literarische Thätigkeit entwickelt. Seine selbstständig oder aus Sammelwerken gelehrter Vereine besonders erschienenen Schriften sind: „Meletemata entomologica“, Fasc. I–VIII (Petropoli 1845 et 1846, Mosquae 1857, 8°. mit vielen col. und lithochrom. Tafeln), früher im „Bulletin de la société imp. des naturalistes de Moscou“ vom Jahre 1845–1859; – „Genera et species Trichopterorum Pars Ia et IIda, mit 9 Tafeln (Prag 1848, 4°.), auch im 6. Bande der 5. Folge der Abhandlungen der kön. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften; – „Beiträge zur Geschichte der europäischen Chiropteren“, mit 6 Tafeln (Dresden 1857, Kunze), früher in der „Allgemeinen deutschen naturhistorischen Zeitung“, neue Folge (Bd. III [1851], S. 1 und 41); – „Die Mineralien Mährens und Oesterreichisch-Schlesiens, deren Fundorte u. s. w.“ (Brünn 1854, Buschek und Irrgang, 8°.); – „Zoologie für Lehrende und Lernende, fasslich nach dem gegenwärtigen Stande der Wissenschaft bearbeitet“ (Brünn 1855, Winiker, 8°.); – „Die Parasiten der Chiropteren“ (Dresden 1857, 8°., mit 4 lith. col. Tafeln); – „Ueber die Gaumenfalten und Nebenzungen der Chiropteren“ (Wien 1858, 8°.). früher in den „Sitzungsberichten der kais. Akademie d. Wiss., math. naturw. Cl.“ (Bd. XXIX [1858], S. 329); – „Beiträge zur Chiropterologie“, mit 91 Holzschnitten (Wien 1858, 8°.), vordem ebenda; – „Reiseerinnerungen. 1. Theil: Die Bereisung Hocharmeniens und Elisabethopols, der Schekinschen Provinz und des Kasbek im Central-Kaukasus“, mit 10 Holzschnitten; – „2. Theil: Die Bereisung Cirkassiens“, mit 16 Holzschnitten (Dresden 1858 und 1859, 8°.); bezüglich des zweiten Theiles dieses Werkes wurde mehreres aus seinem Inhalte von der Zeitschrift „Europa“ als Plagiat bezeichnet, das an dem Werke: „Gulat und Dschadra, Gemälde aus Tscherkessien in vier Gesängen“, von Hugo von Meer (1848), unter welchem Pseudonym der kön. sächsische Hauptmann Richard von Meerheim in Dresden versteckt ist, begangen [318] ward; – „Fauna des Altvaters (hohen Gesenkes der Sudeten)“ (Brünn 1859, R. Rohrer’s Erb., 8°.). auch im Jahreshefte der naturwiss. Section der k. k. mähr. schles. Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues 1858. In den Sammelwerken gelehrter Vereine und Akademien sind aber erschienen, und zwar im Bulletin de la société des naturalistes de Moscou: „Ueber einige russische Oedemeriden“, mit 1 Tafel (XX [1847], p. 132); – im Bulletin phys. math. de l’academie de St. Petersburg: „Der Gletschergast (boreus Klematis)“, mit 1 Tafel (Tome V. [1847], p. 49); – in der Stettiner entomologischen Zeitung: „Einige Notizen über den Seidenwurm“ (IX. Jahrg. [1848], S. 84); – „Prodrom zum ersten Theile der genera und species Trichopterorum“ (ebd. [1848], S. 16); – „Ueber den Nutzen und Schaden der Trichopteren“ (ebd. S. 50); – in der Allgemeinen deutschen naturhistorischen Zeitung: „Europa’s Chiroptern“ (neue Folge, Bd. II [1856], S. 121 u. 161); – in den Sitzungsberichten der kais. Akademie der Wissenschaften (Wien), mathem. naturwiss. Classe: „Zwei für Oesterreich neue Arten von Fledermäusen (Nannugo Ursula und Minutissimus)“, mit 1 Tafel (Bd. 28 [1858], S. 243); – „Zwei neue österreichische Poduriden“, mit 1 Tafel (Bd. 29 [1858], S. 241); – „Eine neue österreichische Fledermaus (Amblyotus stratus)“ (ebd. S. 250); – „Zwei neue österreichische Philopteriden“, mit 1 Tafel (ebd. S. 247); – „Beiträge zur Kenntniß der Arachniden“, mit 4 Tafeln (Bd. 33 [1858], S. 69); – Fortsetzung mit 8 Tafeln (Bd. 35 [1859], S. 155); – Fortsetzung mit 3 Tafeln (Bd. 40 [1860], S. 575); – in der fünften Folge der Abhandlungen der kön. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften: „Ueber Phryganiden im Bernstein“ (Bd. VI, S. 15); – „Ueber die krystallographischen und System- (besser Projections-) Axen“ (Bd. VI, S. 28); – „Ueber die Dermoptern“ (Bd. VI, S. 12); – in der Wiener entomologischen Monatschrift: „Synopsis prodroma der Flughaut-Milben (Pteroptida) der Fledermäuse“ (Bd. I [1858], S. 59); – „Synopsis prodroma der Nycteribien“ (ebd. S. 61); – „Synopsis prodroma der auf Vespertilionen Europa’s lebenden Ceratopsyllen“ (ebd. S. 65); – „Epizoa der Nycteribien“ (ebd. S. 66); – „Synopsis prodroma der an Chiroptern als Epizoen vorkommenden Zecken. Ixodida“ (Bd. II [1858], S. 1); – „Synopsis prodroma der an Chiroptern als Epizoen vorkommenden Einmilben Sphaeronysside“ (ebd. S. 3); – „Synopsis prodroma der auf Chiroptern als Epizoen vorkommenden Lausmilben Carida“ (ebd. S. 4); – „Epizoen der Waldameise (Holostaspis Kol.), mit Abbildg.“ (ebd. S. 87); – „Beiträge zur Kenntniß der Neuroptera austriaca“ (ebd. S. 37 und 254); – „Epizoon des Haselschläfers (Otonyssus macrotrichbus)“ (ebd. S. 88); – „Die Larve von Setodes hiera Kol. Mit Abbildgn.“ (ebd. S. 89); – „Systematische Uebersicht der Thysanuren. Nach Nicolet’s Essai. Mit Verbesserungen und Zusätzen“ (ebd. S. 129); – „Synopsis prodroma der Gattung Hydropsyche“ (ebd. S. 277); – „Acentropus niveus Oliv. wieder aufgefunden“ (ebd. S. 381); – „Systematisches Verzeichniß der dem Verfasser bekannten Phryganiden und deren Synonymik“ (Bd. III [1859], S. 15, 56); – in den Verhandlungen [319] des zoologisch-botanischen Vereins in Wien: „Neue mährische Nycteribia (Frauenfeldii)“ (Bd. VI [1856], S. 189); – „Der erste ostindische Conotrachelus (Helferii)“, mit Abbildgn. (Bd. VIII [1858], S. 341); – „Glaridorhinus Khuenburgii n. g. et sp.“ Mit Abbildgn. (ebd. S. 343); – im Lotos: „Zur Naturgeschichte der Fledermäuse (I. Jahrg. [1851], S. 41); – „Eine für Oesterreichisch-Schlesien neue Fledermaus (Vespertilio Capacinii Blas.)“ (VIII. Jahrg. [1858], S. 48). Mit den angeführten Schriften ist wohl die Literatur der Arbeiten Kolenati’s noch lange nicht erschöpft, wenn gleich nichts von Bedeutung ausgelassen worden sein dürfte. K. wurde von Sachsen und Braunschweig mit Orden, von Württemberg und Sachsen-Weimar mit Wissenschafts-Medaillen ausgezeichnet, und Mitglied mehrerer gelehrter, naturhistorischer und medicinischer Vereine des In- und Auslandes, darunter der Academie nationale agricole zu Paris, der Leopoldinisch-Karolinischen Akademie, der deutschen geologischen Gesellschaft in Berlin, der kais. Naturforscher-Gesellschaft zu Moskau, der kais. ökonomischen Gesellschaft zu St. Petersburg u. dgl. m. Unerwartet kam in den jüngsten Tagen die Nachricht von seinem Tode, der ihn auf einem seiner Ausflüge auf dem Altvater, im Alter von erst 51 Jahren, ereilte.

Jellinek (Carl Dr.), Das ständisch-polytechnische Institut in Prag. Programm zur fünfzigjährigen Erinnerungs-Feier an die Eröffnung des Institutes (Prag 1856, Gottl. Haase Söhne, 8°.) S. 231. – Poggendorff (J. C.), Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften (Leipzig 1858, J. Ambr. Barth, gr. 8°.) Sp. 1301. – Europa (belletrist. Blatt, Leipzig, 4°.) 1859, Nr. 36, S. 1304 u. 1305. – Illustrirte Zeitung (Leipzig, J. J. Weber) XIII. Bd. (1849), S. 265 [mit Porträt in Holzschnitt]. – Rittersberg, Kapesní slovníček novinářský i konversační, d. i. Kleines Taschen-Conversations-Lexikon (Prag 1850, 12°.) S. 164. – Zarncke (Friedrich), Literarisches Centralblatt für Deutschland (Leipzig, Avenarius, 4°.) Jahrgang 1855, Sp. 201 u. 281. – Gallerie denkwürdiger Persönlichkeiten der Gegenwart. Nach Originalzeichnungen, Gemälden, Statuen und Medaillen (Leipzig, J. J. Weber, Fol.) Bd. I, Sp. 136 [nach dieser in Ungarn und im Jahre 1810 geboren, erscheint daselbst mit zwei l geschrieben (Kollenati), auf Taf. CXLII sein Bildniß]. – Wiener Zeitung 1864, Nr. 178, S. 202.