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BLKÖ:Jelinek, Karl

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Jelinek, Fr.
Band: 10 (1863), ab Seite: 133. (Quelle)
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Jelinek, Karl (Naturforscher und Professor der höheren Mathematik am Polytechnikum in Prag, geb. zu Brünn 23. October 1822). Sein Vater war k. k. Cameral-Gefällencasseverwalter zu Brünn, der Sohn besuchte das Gymnasium und die philosophischen Jahrgänge daselbst, und Dr. Philipp Gabriel, damals Professor der Mathematik, förderte des Jünglings Vorliebe für mathematische Studien. Im Herbste 1839 begab sich J. nach Wien, wo er bis 1843 die juridischen Studien beendete, nebenbei aber mit großer Vorliebe Mathematik betrieb, die Vorlesungen Petzval’s aus der höheren Mathematik, Ettingshausen’s aus der Physik und Littrow’s aus der Astronomie hörte, die philosophische Doctorwürde (21. Jänner 1843) erwarb und das mathematisch-naturwissenschaftliche Studium zu seinem Berufe erwählte. Noch im Jahre 1843 wurde er Assistent an der Wiener Sternwarte; mit Allerh. Entschließung vom 20. Februar 1847 Adjunct an der Prager Sternwarte, als welcher er nach Kreil’s Ernennung zum Director der meteorologischen Centralanstalt in Wien (September 1851) bis zur Ankunft des neuen Directors (Mai 1852) die Leitung der Sternwarte besorgte. Seit dem Schuljähre 1850 hielt J. Vorträge über höhere Mathematik am polytechnischen Institute in Prag. Als er mit Allerh. Entschließung vom 15. Februar 1852 zum o. ö. Professor der Mathematik an der Universität in Innsbruck ernannt worden war, sah sich das Directorat im Vereine mit dem Lehrkörper des polytechnischen Institutes in Prag veranlaßt, um Systemisirung einer bis dahin nur provisorisch bestehenden Lehrkanzel der höheren Mathematik zu bitten, nach deren Genehmigung dieselbe mit Allerh. Entschließung vom 20. Mai 1852 an Jelinek verliehen wurde. J. ist noch zur Zeit auf diesem Posten thätig.[BN 1] Von seinen literarischen Arbeiten sind anzuführen: „Das ständisch-polytechnische Institut zu Prag. Programm zur 50jährigen Erinnerungsfeier an die Eröffnung des Institutes, 10. November 1856“ (Prag 1856, Gottlieb Haase, 8°.), mit ausführlichen biographischen Mittheilungen über die Mitglieder des Lehrkörpers dieser Anstalt, welche seit ihrer Gründung an ihr gewirkt haben; in den Abhandlungen der kön. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften, V. Folge: „Bahnbestimmung des von de Vico am 24. Jänner 1846 entdeckten Kometen“ (1849, 7. Bd. S. 109); – „Ueber die Beschaffenheit und den Gang eines Aneroides“ (1851, 6. Bd. S. 28); – in den Sitzungsberichten der mathem. naturw. Classe der kais. Akademie der Wissenschaften: „Beitrag zur Theorie krummer Linien“ (Bd. III, S. 19); – „Beiträge zur Construction selbstregistrirender meteorologischer Apparate, mit 9 Tafeln“ (Bd. V, Anhang 2, S. 1–42); – in den Annalen der [134] Wiener Sternwarte: „Resultate 15jähriger Hygrometerbeobachtungen“; außerdem mehrere kleinere Aufsätze in der Prager naturwissenschaftlichen Zeitschrift „Lotos“ und in Schumacher’s „Astronomischen Nachrichten“ (Bd. XXIII u. ff.). J. ist Mitglied der mähr. schles. Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, des Vereines „Lotos“ und seit 1847 außerordentliches Mitglied der kön. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften. Im October 1862 ist er als Candidat für den böhmischen Landtag im Wahlbezirke Zwickau-Niemes aufgetreten, und thatsächlich auch gewählt worden. Auch hat ihm bereits sein correctes männlich deutsches Auftreten im Landtage die Mißtrauensvota nationaler Brutalität von Seite der Studirenden, wie von jener des Haufens eingetragen.

Poggendorff (J. C.), Biographisch-literarisches Handwörterbuch zur Geschichte der exacten Wissenschaften (Leipzig 1859, J. Ambr. Barth, Lex. 8°.) Sp. 1193. – Jelinek (Carl Dr.), Das ständisch-polytechnische Institut zu Prag. Programm zur 50jährigen Erinnerungsfeier an die Eröffnung des Instituts, 10. November 1856 (Prag 1856, Haase Söhne, 8°.) S. 247. – Presse (Wiener politisches Blatt) 1862, Nr. 291 [in der Prager Correspondenz vom 20. October]. – Dieselbe 1863, Nr. 72 Morgen- und Nr. 72 Abendblatt [in den Verhandlungen des Landtages und in einer Prager Correspondenz]. –

Berichtigungen und Nachträge

  1. E Jelinek, Karl [s. d. Bd. X, S. 133]. Das philosophische Professoren-Collegium der Prager Hochschule hatte nach Kulik’s [Bd. XIII, S. 356] Tode (gest. 28. Februar 1863) einstimmig beschlossen, J. für die Lehrkanzel der höheren Mathematik in Vorschlag zu bringen. Indessen wurde er als Kreil’s [Bd. XIII, S. 179] Nachfolger zum Director der k. k. Centralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus in Wien ernannt, welche Stelle er auch zur Zeit bekleidet. Als er noch in Prag thätig war, wurde er im Jahre 1862, als eben die nationale Partei sehr rührig war, den Landtag mit ihren Schützlingen zu füllen, von der deutschen Partei als Landtagscandidat für den Wahlbezirk Zwickau-Niemes auf das Wärmste empfohlen. Seine spätere Berufung nach Wien gab ihm Gelegenheit, seine Erfolge, statt auf politischem auf dem friedlichen wissenschaftlichen Wege zu bekunden. Mit Allerh. Entschließung vom 28. April 1865 erhielt J. die Genehmigung zur Errichtung einer österreichischen Gesellschaft für Meteorologie in Wien, deren Statuten er der Staatsbehörde bereits fertig vorgelegt hatte und die zur Stunde in ihrer Bildung begriffen ist.
    Bohemia (Prager Journal) 1862, Nr. 252, S. 976; 1863, Beilage Nr. 68, S. 713. – Wiener Zeitung 1865, Nr. 107, amtlicher Theil. [Band 14, S. 488]