BLKÖ:Kleinhanns, Joseph Barthlmä
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 12 (1864), ab Seite: 62. (Quelle) | |||
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Nißl in Fügen, der ihm wenige Wochen einen mechanischen Unterricht ertheilte. Bald leistete er – mit Rücksicht auf seine Blindheit – bewunderungswürdige Schnitzwerke, darunter: ein „Crucifix“, für den Fürstbischof von Brixen; – einen „H. Karl Borromäus“, in kniender Stellung. 21/2 Fuß hoch, für Ebendenselben; – ein „Crucifix mit der H. Maria und dem H. Johannes“, gelangte in Privatbesitz; – „David“, für den Bischof von Chur; – einen „H. Franziskus“, der in der Ambraser-Sammlung in Wien sich befindet; – einen Johann von Nepomuk“, an der Poststraße bei Latsch; – einen zweiten an der Sillbrücke bei Wilten; – ein „Crucifix“, 6 Fuß hoch, am Berge Isel bei dem Kratzer Brunnen; „Kaiser Franz“ und „ Andreas Hofer“, zwei Büsten, im Ferdinandeum zu Innsbruck; – ein „Crucifix“ und eine „Mutter Gottes mit dem göttlichen Sohne auf dem Schoosse“, beide in der Kirche zu Nauders; – die „Krönung Christi“, eine Gruppe von sechs Gestalten; – der „H. Joseph“ und der „H. Johannes“, beide Statuen nach Prag; – ein „Crucifix“, 1 Fuß hoch, für I. Maj. die Kaiserin Maria Anna; – zwei „Crucifixe“ kamen nach Paris, zwei andere nach Siebenbürgen u. s. w. Die Zahl seiner Arbeiten übersteigt 400 Stücke. Zu den Crucifixen, die er in vollendeter Weise schnitzt, bedarf er keines Modells oder Vorbildes, da er das Bild davon durch lange Uebung vollkommen im Kopfe hat. Andere Bilder kann er nicht machen, außer wenn ihm das Muster vorgelegt wird. Dieses aber mag noch so klein sein, er verfertigt das Bild doch in beliebiger Größe. Je größer die Arbeiten sind, um desto besser fallen sie aus. Manche Bilder hat er schon verfertigt, an welchen die Fehler des ihm gegebenen Modelles verbessert waren. Bei der Arbeit ist er immer mir Befühlung des Vorbildes und des eigenen Stoffes beschäftigt und bei dem Schneiden führt er stets [63] den Finger nach, um das Stech- oder Schneideisen zu regieren. Im Jahre 1850 – damals zählte er schon 77 Jahre – war er noch am Leben.
Kleinhanns, Joseph Barthlmä (der blinde Bildhauer, geb. zu Nauders in Tirol 22. August 1774). Sohn eines Landmanns, der im Alter von 4 Jahren bereits durch die Blattern das Augenlicht ganz verlor. In der Tischlerwerkstätte seines Nachbars Johann Prugg versuchte er Kleinigkeiten nach betasteten Mustern zu schnitzen; schon die ersten Versuche fielen wider Erwarten gut aus, und im Alter von 13 Jahren brachte er ein sehenswürdiges Crucifix zu Stande. Nun kam er in die Werkstatte des berühmten Bildhauers- Tyroler Almanach auf das Jahr 1803 (von Freiherrn von Hormayr) (Wien, Gaßler, 8°.) S. 255: „Der blinde Bildhauer zu Nauders“. – Volksblatt für Tirol und Vorarlberg (Innsbruck, 4°.) Jahrg. 1850, Nr. 119: „Der blinde Bildhauer Kleinhanns“. – –Vaterländische Blätter– für den österreichischen Kaiserstaat (Wien, 4°.) Jahrg. 1808. – Staffler (Joh. Jac.), Das deutsche Tirol und Vorarlberg, topographisch mit geschichtlichen Bemerkungen (Innsbruck 1847, Felic. Rauch, 8°.) Bd. I, S. 189. [Staffler und das Volksblatt für Tirol und Vorarlberg geben den 22. August 1774 als K.’s Geburtsdatum, alle anderen irrig das Jahr 1777 an.] – Tirolisches Künstler-Lexikon oder kurze Lebensbeschreibung jener Künstler, welche geborne Tiroler waren ... (Innsbruck 1830, Felic. Rauch, 8°.) S. 122. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1838, Fleischmann, 8°.) Bd. VII, S. 50. – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Prof. Franz Müller, fortgesetzt von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart 1860, Ebner und Seubert, gr. 8°.) Bd. II, S. 493 [nach diesem geb. 1777]. – Frankl (L. A.) Dr.), Sonntagsblätter (Wien, 8°.) V. Jahrg. (1846), S. 256. – Tschischka (Franz), Kunst und Alterthum in dem österreichischen Kaiserstaate (Wien 1836, Fr. Beck, gr. 8°.) S. 154, 156 u. 369.