BLKÖ:Klein, Franz (II.)
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 12 (1864), ab Seite: 44. (Quelle) | |||
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[45] vor keinem Hindernisse zurückschreckte, als auch durch ihre Bürgertugenden und ihre seltene Humanität im Andenken ihrer Mitbürger und der vielen Tausende fort, denen sie Arbeit und in Tagen der Noth Brot gaben. Da Franz bei allen Unternehmungen so zu sagen, an der Spitze steht, so wird die Skizze seines Lebens unter Einem die der ganzen Familie[WS 1]. Franz Klein, gleich seinen übrigen Brüdern, war ein Mann aus dem Volke, der sich bloß durch seine Thätigkeit und durch seinen rastlosen Eifer von der untergeordneten Stellung eines gewöhnlichen Erdarbeiters bis zu dem Range des ersten Bauunternehmers im österreichischen Staate emporhob. In Wiesenberg, rückwärts des Schlosses, zeigt man die unscheinbare Hütte, welche dem Vater dieser denkwürdigen Söhne gehörte. Ein Meierhof beim Schlosse wurde zerstückt und eine Ansiedlung, die Kotzianau (nach dem Hofrathe Kotzian so genannt) geschaffen. Daselbst lebte Friedrich Klein mit seinen sechs Söhnen. Ihre Voreltern waren durch die Religionskriege gänzlich verarmt und nährten sich daher dürftig. Einer der Söhne, Franz, reiste nach Eisgrub, um die Gärtnerei daselbst zu erlernen. Bald aber begannen dort die älteren Brüder gemeinschaftliche Arbeiten. Sie unternahmen verschiedene Wasserbauten und namentlich die Vollführung der Bewässerungsanlagen in den Parks zu Eisgrub, Bisenz, Wessely etc. Bereits hatten sie sich einen guten Ruf erworben, als sie im Jahre 1815 den ersten ärarischen Bau, die Herstellung einer Dammstraße zwischen Ungarisch-Hradisch und Alt-Hradisch erhielten. In dem bösen Nothjahre 1817 übertrug ihnen die k. k. Baudirection die Regulirung der Hanna von Wischau bis in die Gegend von Kremsier. Im Jahre 1818 berief sie der Landesgouverneur Anton Friedrich Graf von Mitrowsky nach Brünn, wo ihnen die Regulirung der Canäle, die Entwässerung der Keller, so wie auch andere vom Magistrate eingeleitete Arbeiten anvertraut wurden. Sie übernahmen sodann die Durchführung der Anlage des Franzensberges. Auf einem kahlen Felsen entstand dieselbe, jetzt eine vorzügliche Zierde Brünns. Durch diese gelungenen Arbeiten gewannen die Bauunternehmer das Vertrauen in solchem Grade, daß ihnen die Regulirung der sämmtlichen Kaiserstraßen und Gräben zwischen Olmütz und Nikolsburg wie auch mehrere große Straßen-Wiedererbauungen im Lande, dann der theilweise Bau der Staatsstraße von Olmütz nach Zwittau übertragen wurden. Zu gleicher Zeit, in den Jahren 1818, 1819 und 1820, leiteten die Brüder Klein die Verschönerungsarbeiten um die Stadt Brünn, wobei ihnen die Sträflinge der k. k. Spielberger und des k. k. Provinzial-Strafhauses zugewiesen wurden. In den Jahren 1822 bis 1824 wurden die Straßendurchschnitte zwischen Mistek und Friedeck vollendet; in den Jahren 1824 bis 1830 übernahmen sie den Aufbau der Aerarialstraße von Troppau bis Battelsdorf, und zwar die Strecke von Olbersdorf im Wege der Concurrenz, während ihnen die Strecke von Troppau bis Olbersdorf durch die Staatsbehörde übertragen wurde. Zu derselben Zeit wurden durch sie auch die Bezirksstraßen bei Janowitz, Freudenthal und Troppau, sowie in der Umgegend von Brünn erbaut. Eine besondere Umsicht bewiesen sie bei dem Baue der Straße aus Ungarn von Holitsch aus gegen Austerlitz, in den Jahren 1832 bis 1836. Dieser Bau, welcher unter der Kaiserin Maria Theresia zur Ausführung bestimmt war, [46] unterblieb der vielen Schwierigkeiten wegen; die Gebrüder Klein überwanden dieselben. Da war die Zeit gekommen, wo auch im österreichischen Staate die Eisenbahnen im Großen für die Locomotive gebaut werden sollten. Die Brüder Klein kamen, indem sich sich den Eisenbahnbauten unterzogen, mit allen technischen und industriellen Hilfsmitteln der Zeit in Berührung, sie lernten hochbegabte Persönlichkeiten kennen, ihr eigener Vorrath an Kräften wuchs mehr und mehr an, sie kamen in die Strömung großartiger Unternehmungen und erfuhren, daß sie sich auf derselben durch ihren Muth und ihrer Energie halten können. Bereits beim Anfange ihrer größeren Arbeiten waren, wie oben erwähnt, von den sechs Brüdern zwei, Engelbert und Joseph, gestorben, und es waren sonach Franz, Libor, Albert und Hubert, die in den Jahren 1836 und 1837 die Ausführung des Eisenbahnbaues von Wien bis Gänserndorf als Mindestbietende, im Jahre 1838 den Bau der Bahn von Branowitz bis Brünn und die Herstellung sämmtlicher Objecte des Brünner Bahnhofes erhielten. In den Jahren 1839–1840 wurde von ihnen der Weiterbau der Eisenbahn von Göding bis Olmütz ausgeführt. Im Jahre 1839 überließen ihnen die mährischen Stände den Bau der mährisch-ständischen Straße von Gabel nach Troppau in einer Länge von 171/2 Meilen, welcher Bau in der kurzen Frist von 21 Monaten vollendet wurde. Die Staatsverwaltung übertrug ihnen im Jahre 1842 den Bau der k. k. Staatseisenbahn von Olmütz nach Prag, in einer Ausdehnung von 311/2 Meilen, im Jahre 1845 den Bau von Prag bis Kralup und von Blansko bis Schirmdorf, im Jahre 1846 den Bau der Strecke von Kralup bis an die sächsische Grenze, dann von Brünn bis Maloměric, so wie auch die Erbauung des großartigen Bahnhofes zu Brünn, endlich im Jahre 1848 den Bau der Schleppbahn in Wien, vom Jahre 1849 an die Herstellung der großen Tunnelbauten am Semmering, der Festungsbauten in Olmütz, und 1854 den Troppauer Bahnflügel und die Eisenbahn in Galizien. Was sie in den letzten Jahren vollführt haben, wird ersichtlich, wenn einige Gegenstände genannt werden, die unter ihrer Leitung und durch ihre Verwendung entstanden sind. Die ganze Strecke von Olmütz nach Prag, 311/2 Meile lang, mit dem kolossalen Prager Bahnhofe, wurde in dem kurzen Zeitraume von 27 Monaten hergestellt. Zu den Schwierigkeiten, die siegreich überwunden wurden, gehören die Strecke im Sazawa- und Adlerthale mit den vielen Brücken und den Anstalten zur Regulirung von Flüssen, die äußerst ungünstigen Verhältnisse beim Triebitzer Tunnel, der Tunnel bei Chotzen, die mehrmalige Absprengung der Elbe bei Kojic, und die riesenhaften Felsensprengungen bei Elbeteinitz. Der Bau der Strecke von Blansko bis Schirmdorf und von Kralup bis an die sächsische Grenze fiel in die Jahre 1846 und 1847, wo die Noth der Arbeiterclasse den höchsten Grad erreichte. Bei dieser Gelegenheit haben die Brüder auf Anregung Sr. kaiserl. Hoheit des Herrn Erzherzogs Stephan nebst den angeführten Eisenbahnbauten auch alle ärarischen Straßenbauten übernommen, und dadurch nicht nur eine Anzahl von 8 bis 9000 Menschen beschäftigt, sondern auch dieselben vor Hunger, ja man kann, in Rückblick auf die damaligen Zustände und das viele Elend sagen, von dem Hungertode und vor dem Siechthum verwahrt. Es wurden Kochapparate aufgestellt, Mehl aus [47] der Dampfmühle zu Tscheitsch zugeführt und verbacken, und es geschah Alles, um den Arbeitern billigere Nahrung zu verschaffen. Zur Behandlung der Erkrankten unter diesen wurden einige Aerzte verpflichtet, und auch die nöthigen Arzeneien auf Kosten der Brüder unentgeltlich verabreicht. In einem Zeitraume von etwa 40 Jahren haben die Gebrüder Klein öffentliche Arbeiten für mehr als 40 Millionen Gulden hergestellt. Dieser Capitalumsatz begreift aber nicht die Summe in sich, welche sie bei ihren eigenen industriellen Schöpfungen und durch Betheiligung an Privatunternehmungen verwendeten. So z. B. haben sie, über Anforderung Sr. kaiserl. Hoheit Erzherzogs Stephan und unter freundlicher Theilnahme des Fürsten von Schwarzenberg und anderer großen Grundbesitzer, dann mehrerer Großhändler von Prag, den Impuls zur Erbauung der Dampfmühle in Prag und jener in der getreidereichen Gegend von Lobositz gegeben. So wurde für diese Orte und namentlich für Prag, im Jahre 1854, aber auch für entfernte Gebirgsgegenden ein billigeres Mehl erzielt. Ihre eigenen Industriewerke, die sie im Jahre 1844 durch Kauf der Herrschaft Wiesenberg erlangten, förderten den Gang ihrer großen Bauten sehr wesentlich; ja ohne denselben wären sie kaum im Stande gewesen, in Rücksicht der übernommenen Eisenbahnbauten ihren Verpflichtungen so vollkommen zu genügen. Jene lieferten das nöthige gute Eisenmateriale, die Werkzeuge und Hilfsmaschinen, deren Beischaffung sonst Hunderttausende betragen hätte. In dem Augenblicke, wo man derselben bedurfte, waren sie da und die Brüder unabhängig von fremder Thätigkeit und um so machtvoller bei der eigenen. Dadurch war es möglich, den Bau über die Moldau, welcher in der technischen Welt so vieles Aufsehen erregte, in einer sehr kurzen Zeit zu vollenden. Auf die Hilfsmittel dieser Industriewerke stützten sie sich, als sie den Bau der Schleppbahn mit ihren eisernen Brücken und den riesigen Tunnelbau am Semmering, mit einem Nachlasse von 181/2 Percent zu Gunsten des Staatshaushaltes, übernahmen. Bei allen Gelegenheiten gab sich auch der humane Geist dieser Männer aus dem Volke kund. So schenkten sie im Jahre 1846 der Stadt Brünn einen Dampf-Kochapparat sammt Zugehör, in dem 2000 bis 2500 Portionen täglich bereitet werden konnten. Auch in Zöptau bei Wiesenberg erbauten sie einen Dampf-Kochapparat auf 400 Portionen. Dadurch wurden nicht nur die Arbeiter der dortigen Werke gegen ein geringes Entgelt mit Rumfordersuppe versehen, sondern überdieß täglich 150 bis 180 Portionen an die Armen der Gegend in der Weise vertheilt, daß die Suppe selbst in die entfernteren Ortschaften des Gebirges geführt und an Arme und Mittellose unentgeltlich gespendet wurde. Den Erkrankten wurden nach Anweisung der Aerzte Stärkemittel, z. B. Wein, dann Arzeneien unentgeltlich verabfolgt. Sie errichteten auf der ganzen Herrschaft Wiesenberg Spinnschulen, ließen Spinnmeister kommen und waren überhaupt bemüht, den Gebirgsbewohnern durch Einführung einer besseren Spinnmethode den Unterhalt zu sichern und das Spinnen für sie viel einträglicher zu machen. Die geistigen und sittlichen Eigenschaften, welche sich beim Ueberblicke des inhaltreichen, im Vorstehenden skizzirten Lebenslaufes darstellen dürften, war allen Brüdern gemeinschaftlich. Im vorzüglichen Grade treten sie aber bei Franz Klein hervor. Rast- und ruhelos, immer [48] am Wege von einer Arbeit zu einer zweiten, war auch sein Geist in fortwährender Spannung, empfänglich für jeden Reiz, der eine neue Thätigkeit gibt. Ein junger Mann, verließ er die Berge seiner Heimat, welche ihm fast die Nahrung versagten; mit dem Spaten in der Hand bahnte er sich eine Zukunft; bald sah man ihn vereint mit seinen Brüdern zu gemeinschaftlicher Arbeit; die Arbeit hob ihn von Stufe zu Stufe; die Welt bildete ihn; die Arbeit gab ihm Kenntnisse und Weltklugheit; unter seiner Einflußnahme entstanden rasch Werke von großartiger Ausdehnung und wurden berühmt; er hatte Reichthümer erlangt und wußte sie klug zur Befriedigung eines edlen Ehrgeizes zu verwenden; er kehrte zur Heimat zurück, und war deren Herr. Die verschiedenen Ehren, welche dem wackeren Manne bei Lebzeiten zu Theil geworden – seiner Leiche folgte eine unübersehbare Menschenmenge – sind aus den Quellen zu ersehen, wo dem Porträte der vollständige Titel dieses humanen und in seiner Art einzig dastehenden Industriellen beigefügt ist. – Der Bruder Hubert (geb. zu Wiesenberg 1812, gest. zu Rzeszow 28. Juli 1856) war der jüngste der sechs Brüder und hatte technische Vorbildung genossen, die er bei den Unternehmungen seiner Brüder praktisch bewährte. Er hatte auch an ihren großartigen Unternehmungen einen wichtigen Antheil. Auch war er stets dabei, wo bei ihren industriellen Etablissements oder auf ihren Besitzungen wohlthätige und gemeinnützige Anstalten errichtet wurden. Hubert hatte im Süden von Mähren, in Tscheitsch, seinen Wohnsitz genommen und hier besonders sind die Zeugen seines Unternehmungsgeistes, seiner intelligenten Arbeit, seines Schönheitssinnes, seiner Humanität. Er widmete sich daselbst dem für die ganze Gegend wichtig gewordenen Braunkohlenbergbaue, er baute die weit und breit in Mähren gekannte Dampfmühle, die ihre Producte selbst den Bewohnern der Sudeten besonders dann sandte, wenn diese in der Noth waren, er errichtete daselbst eine Glashütte, die erste des Landes, welche nach neuer Art die Mineralkohle brauchte, er verschönerte den Ort und die Gegend durch geschmackvolle Gartenanlagen. Seine Gutherzigkeit hatte ihm in den letzten Jahren seines Lebens großen Kummer bereitet. Er starb, erst 44 Jahre alt, in Rzeszow in Galizien, als er den Bau der Eisenbahn von Dembica nach Lemberg inspicirte. – Noch ist von diesen unternehmenden und thatkräftigen Brüdern der Zweitälteste, Albert, am Leben und steht zur Zeit an der Spitze des in der industriellen Welt weit und breit bekannten Hauses. Albert wurde für seine und seiner Brüder Verdienste mit Diplom vom 1. December 1859 in den erbländischen Adelstand mit dem Prädicate von Wiesenberg erhoben, auch wurde er bald darauf mit dem Ritterkreuze des Ordens der eisernen Krone ausgezeichnet, welchem statutengemäß im Jahre 1864 die Erhebung in den Ritterstand folgte.
Klein, Franz (II.) (Industrieller, geb. zu Wiesenberg in Oesterreichisch-Schlesien 1794, gest. zu Seibersdorf in Oesterreichisch-Schlesien 29. August 1855). Der älteste von sechs Brüdern, Namens: Albert, Engelbert, Franz, Joseph, Hubert, Libor, von denen Engelbert und Joseph in jüngeren Jahren, Hubert am 28. Juli 1856 zu Rzeszow, Libor am 9. Februar 1848 gestorben sind. Diese sechs und später vier Brüder haben seit einer Reihe von Jahren gemeinschaftlich die großartigsten Unternehmungen im Kaiserstaate ausgeführt, und leben ebenso durch die Solidität ihrer Arbeiten, durch ihren merkwürdigen Unternehmungsgeist, der- Wanderer (Wiener polit. Blatt, Fol.) 1855, Nr. 406: „Nekrolog des Franz Klein“; – derselbe 1863, Nr. 335 [erzählt Ranzoni im Feuilleton einen schönen Zug aus dem Leben eines österreichischen Industriellen, der allen Andeutungen zu Folge Niemand anderer als Klein sein dürfte]. – Troppauer Zeitung 1855, Nr. 200. – Neue Zeit (Olmützer polit. Blatt, gr. 4°.) 1855, Nr. 200. – Gwiazdka Cieszyńska, d. i. Das Sternlein von Teschen (Unterhaltungsbl., 4°.) 1855, Nr. 38. – Austria. Oesterr. Universal-Kalender (Wien, Klang, gr. 8°.) Jahrg. 1856, S. 517. – Oesterreichischer Kalender, redigirt von J. Auspitz (Brünn, 4°.) III. Jahrgang (1856), Biographie von [49] Ohéral. – Neuigkeiten (Brünner polit. Blatt, Fol.) 1856, Nr. 217. – Tagesbote aus Böhmen (Prag, Fol.) 1856, Nr. 217 [dieses und das vorige Blatt bringen den Nekrolog Hubert Klein’s). – Porträt. Guter Holzschnitt, sprechende Aehnlichkeit. Beilage zum Brünner Anzeiger 1855, Nr. 12. Unterschrift des Blattes: Franz Klein, Staatseisenbahn-Bauunternehmer, Mitbesitzer der Herrschaft Wiesenberg und der k. k. priv. Eisenfabriken zu Zöptau und Stephanau, Ritter des k. k. Franz Joseph-Ordens, Inhaber der großen und mittleren goldenen Civil-Verdienstmedaille, Hauptmann des Brünner bewaffneten Bürgercorps, Hausbesitzer und Bürger der kön. Hauptstadt Brünn etc. etc., gestorben den 29. August 1855. – Adelstands-Diplom vom 1. December 1859. – Wappen. Im goldenen Felde vier aus den vier Ecken des Schildes vorgestreckte Hände, die sich alle vier zusammenhalten [eine sinnige Anspielung auf die gemeinsame Thätigkeit der vier Brüder].
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Klein (Familie) (Wikipedia).